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Haperns Arbeiterschaft protestiert! Die Korrespondenz Hoffmann meldet aus München   amtlich: Vom Reichswehr-Gruppenkommairdo 4 wird im Einverständ- nrS mit dem Ministerräte zu der Bekannt machung vom 81. Ok-- tober 1919 betr. NevolutionSfeiern erläuternd verfügt: 1. Der Abschluß der A.'iern hat am November oder an anderen Tagen spätestens bis Eintritt der«eseylich eintretenden Polizeistunde zu erfolgen. 2. An dein schon bisher bestandenen Verbote von Versmnm- langen unter freiem Himmel und TemonstrationSzügen wird nicht? geändert. 3. Die VerfammIunzSaenbhmigungen sind von den bekannt» gegebenen M i I i t ä r st e I le n einzuholen. Mit diesem Erlaß wird die Feier des S. November noch weiter eingeschränkt, indem ihr Abschluß an die Polizeistunde geknüpft wird. Diese rigorose Einengung wird vermutlich zu den heftigsten Konflikten und vielleicht sogar zu einer Macht rpobe zwischen Militär und Arbeiter- schaft führen. Unser Parteiblatt dieMünchener Post" schreibt ani 31. Oktober, also, noch vor Bekanntwerden dieser neuesten Verordnung: Zur Äbtvehr des Anschlags auf die Ehre der Revolution!- tämpser, in der Zurückweisung des militärischen HerrengeisteS ist daS Proletariat Münchens   einig. Die Einheitsfront, von der als von einem zunächst unerreichbaren Ab-al oft die Rede war: In dieser Ehrensache ist sie im Nu von selbst entstandenl Sozialdemo. demokratische Partei und Unabhängige Sozialdemokratie, Be- triebSräte und Gewerkschaften haben Stellung genommen, und unabhängig voneinander haben alle Parteien und Gruppen, jede einmütig, den Willen ausgedrückt zur Aufnahm« de? Kampfes. Lediglich da-'n bestehen Abweichungen, daß hier gleich ein bestimmteSKampfmittel genannt, dort alle Mag- I ichfeiten mi Auge gefaßt, eine Einzelheit aber noch nicht genannt wird. So oder so: der militärische Hochmut, der fich der- mißt, den Ausdruck der Freiheitsliebe und dankbaren Gedenkens unter das Exerzierreglement des KasernenhoseS zu stellen und selbstbewußte pol-tische Kämpfer wie eine Korporalschaft zu be­handeln, dieser militärische Herrengeist, dem das deutsche   Volk sein Unglück verdankt und der doch immer noch der Politik die Wege vorschreiben möchte: er muß zur Unterwerfung gebracht werden. Für die Kreise Oberfranken  , Mittelfranken  und O b e r p f a l z sind vom Generalkommando M ö h l ähn liche Verbote erlassen worden. So dürfen z. B. in Nürnberg  und Fürth   am 9. November n.i.ch tmehralsjedrei große Volksversammlungen für jede der sozialdemokratischen Parteien abgehalten werden, in den übrigen Städten nicht über zwei. Die von den Gewerkschaften in Nürnberg   und Fürth  einberufenen Versammlungen sind in der Zeit vom 1. bis 10. No­vember ebenfalls genehmigungspflichtig. Unser Nürnberger   Parteiblatt, dieFränkische TageSvost", über- schreibt diese Verordnung mit den WortenDiktatur ML hl" und bezeichnet sie alseinen Skandal". Während sich die politischen Parteien in Bayern   seit Wochen herum- streiten, wer die Führung der Negierungsgeschäfte übernehmen solle, haue Generalmajor Mühl den gordischen Knoten durch und verkünde: ch r e g i e r e." Weiter heißt eS in dem sehr scharf gehaltenen Artikel: Die Nürnberger   und Fürther   Arbeiterschaft, der es zu danken ist, daß dl« Räteregierung in Bayern   nur auf München   befchräntt blieb und stch infolge der Absaguna der Nürnberger   Arbeiterschaft nicht lang« stalten sonnt«, protestiert mit aller Entschiedenheit gegen die politische Vergewaltigung, wie sie in dem Erlaß des ReichSwehrkommandeurS zum Ausdruck kommt. Die der Mehr- heitssozialdemokratle angehörende Arbeiterschaft von Nürnberg Fürth ist politisch genug geschult, um zu wissen, wann sse Versammlungen abhalten will. DaS hat sie zur Genüg« bewiesen. W-'nn jemand sehr der politischen Belehrung bedarf, so scheint eS uns einzig und allein der Verfasser d e S Erlasse» zu sein. Wenn die bayerische Regierung nicht imstande ist. einen Konflikt zu verhüten, der unabsehbaren Schaden herbeizuführen
droht,.so ist eS unserer Ansicht nach höchste Zeit, daß die Reichsregierung hier eingreift und dafür sorgt, daß nicht durch die Militärs größte Gefahren heraufbeschworen werden._ Die Konferenz vom 25. Oktober 791S. Die Polemik zwischen Ludendorff   und dem ehe- maligen Kriegsminister Scheuch führt zu einer interessan­ten Enthüllung. Ludendorff   hat in seinenErinnerungen" bekanntlich dem General Scheüch vorgeworfen, daß er sich in deP Okiobertagen des Jahres 1918 nicht seiner Pflicht ent- sprechend vor den Kaiser und die Armee schützend gestellt habe. Scheüch hat dies energisch bestritten. Die Kernfrage des Strei- teS interesfie.rt uns wenig, um so mehr, waZ über die tat- sächlichen Vorgänge kurz vor dem Zusammenbruch dcchei zutage kommt. Ludendorff   hätte sich zur Bekräftigung seines Vorwurfs auch auf eine geheime Besprechung vom 2 5. Oktober berufen, von der Scheüch jetzt den Schleier hinwegzieht. An Hand genauer persönlicher Aufzeich- nungen gibt Scheüch in derN. A. Z." e'ne Darstellung dieser Besprechung. Der Kriegsminister wurde von der Reichs- kanzlei zu dieser Besprechung berufen, ohne zu wissen, was besprochen werden sollte.Es war dies einer von den vielen Fällen, in denen d'e O. H. L. in bedeutsamen politischen Dingen vorging, ohne vorher den Kriegsminister zu beteiligen und mit ihm Uebcreinstimmung herzu- stellen," bemerkt General Schechüch b'tter. Ueber die Vor- geschichte dieser Besprechung will Scheüch vorläufig noch nichts sagen. Sie selbst verlief nach seinen während der Sitzung ge- machten Aufzeichnungen folgendermaßen: An der Besprechung, die infolge Erkrankung de» Reichs- kanzlers beim Vizekanzler stattfand, nahmen außer diesem nur fünf Personen teil. Zweck de» O. H. L. war, die Regirrung zu bewegen, die Unterhandlungen mit den Alliierten(Notenwechsel mit Wilson) abzubrechen. Demgegenüber vertrat der Vizekanzler den Standpunkt, man dürfe den Faden noch nicht abreißen lassen, man müsse erst die Bedingungen d«S� Feindes kennen lernen. Die Entscheidung, ob dann weiter- gekämpft werden solle, lieg« wesentlich bei der O. H. L., d. h. bei ihrem zu begründenden Urteil, wie die Verhältnisse denn Feind einzuschätzen sind, und wie sie sich entwickeln können. Der Verlauf der Aussprach« wurde für mich zur traurig- sten Stunde in diesen traurigen Oktoberwochcn. Nichts, rem gar nicht? vermochte die O. H. L. anzuführen, was irgendwie über- zeugend hätte wirken können. Aussprüche wie:Wir hatten einige Mißerfolge, aber nicht entscheidende' daS am 25. Oftober 1918! oder:Wir sind über den Berg gekommen' oder.Unsere Gegner erreichen es vielleicht b i» zum nächsten Frühjahr' nämlich unS niederzuringen konnten nur da» Gegenteil von dem bewirken, was die O. H. L. wollte. Bei solchem Eindruck oerfehlten auch Mitteilungen chren Zweck, die über die Zustände bei unseren Gegnern von der O. H.& gemacht und von mir bestätigt wurden. Ich versucht« die O. H. L. noch ganz besonders dadurch zu unterstützen, daß ich die schleunigste, Bereitstellung des zugesagten Ersatzes als, wie dies tatsächlich am 25. der Fall, bereits begonnen be- zeichnet«. Auch die? vermochte aber den Eindruck der äußerst schwachen Argumente der O. H. L. nicht zu beseitigen. - Scheüch behandelt dann eingehend sein Ersatzangebot, daS er als die Voraussetzung und Grundbedin- g u n g bezeichnet,ohne die nach den Ereignissen vom 28. und 29. September an ein Weiter- kämpfen überhaupt nicht zu denken war." Scheüch rühmt sich, daß kein RegierungSmann, kein Abge­ordneter von ihm je ein anderes Wort gehört habe, als die feste Neberzeugung, es könne und müsse weitergkämpft wer- den. Aber: Die Wirkung der bringenden Waffenstillstandsforderung der O. H. L. vom 29. Sevtember 1918, die Wirkung der Mit- teilnngen der O. H. L. an Regierung und Abgrordckete war aber nicht mehr zu beseitigen. Keine Polemick de» Generals Luden-
dorff' wirb diese Tatsache verwische». Sie war eS, die dem Glauben des deutschen   Volkes an feine militärische Führung den entscheidenden Schlag versetzte. Ludendorffs Vabanque-Spiel, seine v o l l k o m° m e n e K o p f l o s i g k e i t, die mit dem Augenblick der Niederlage eintrat, werden durch diese Schilderungen eines sicher kompetenten Beurteilers in das grellste Licht gerückt. Ende September, drängt Ludendorff   in einer Weise auf Ein- leitung von Verhandlungen, die Panik bei allen leitenden Stellen erzeugt. Am 25. Oktober will die O. H. L. plötzlich die Verhandlungen abbrechen Und weiterkämpfen. Dabei ver- mag sie keine einige Tatsache sür einen günstigeren Stand der militärischen Angelegenheiten beizubringen, außer daß sie die vorangegangenen katastrophalen Ereignisse in einer Sprache schildert, die angesichts der wirklichen Lage wie die eines geisteskranken Größenwahnsinnigen wirken muß! Aufs neue vernichtet wird durch diese Dar- stellung auch die alldeutsche Geschichtslüge, daß erst die Revo- lution die Niederlage herbeigeführt habe, am 25. Oktober 1918 war die O. H. L. geistig und physisch bereits totalbankerott._ Gegen öle Ablieferung öer Milchkühe. Zu den erfreulichen Zeichen versöhnli-�er Gesinnung und erwachender Menschlichkeit auch in den Reihen unserer Feinde gehören die sich mehrenden Proteste in den Ländern der Entente gegen die Ablieferung der deutschen   Milch'ühe. So ist am 17. d.'M. eine von vielen bervorragendey Per- tretern des englischen öffentlichen Lebens, u. a. Ärthur Henderson, Lord Robert Cecil  , Lord Lansdowne, unterzeich­nete D e n k s ch r i f-t der Kommission für die Wiedergut- machung in Paris   überreicht worden. Die Denkschrift weist darauf bin, doß der große Mangel an Milch in Deutschland  bereits schreckliches Elend unter den Kindern an- richtet und in dem Winter verheerende Folgen noch sich ziehen muß. Die ganze zivilisierte Welt müsse den Wunsch haben, jede vermeidliche Ausdehnung der Kindersterblichkeit. die der Krieg mit sich gebracht hat, zu verhindern. Die Kommission schlägt daher dringend vor, Deutschland   die Möglichkeit'zu geben, anstatt selbst Milchkühe abzuliefern, diejenigen Milchkühe zu bezahlen, die vom?luslande nach Frankreich   und Belgien   eingeführt werden müssen. Eine zweite Denkschrift ähnlichen Inhalts ist auch von einer Reihe weiterer Vertreter der Oeffentlickkeit, u.- a. auch den bekannten Sozialpolitikern Sidney und Beatrice Webb   unter- zeichnet und der Wiedergutmachungskommission überreicht worden._ Kleine politische Nachrichten. D«S Befinden Hanse» blieb im Verlaufe des Sonntags an- verändert: der Appetit wurde etwas reger. Gegen Abend trat die gewohnliche Erhöhung deS FieberL ein. Eine klein« Erleichtcrunz der Ostseeblackade hat di« Entente dadurch veranlaßt, di'.ß di« Freigelcit scheine, die Schiffen nach danischen Häfen ausgestellt werden dürfen, nunmehr auch für die übrigen Ostferbäfen auf besonderen Antrag gegeben werden, wofern die Schiff« fich nicht mit militärischen Operationen befassen. Jndustriekrise in Frankreich  . DerMatin" stellt fest, daß in- folge de» Kohlenmang«l» sowi  « de? Desorganisation des Eisen- bahnverkehr? di« großen Firmen von Roubaix   und Tour- c o i n g beschlossen haben, ihr« Fabriken zu schließen und alle Ar- beste: zu entlassen. Der Bolschewismus in Norwegen  . Wir hatten in unserer Morgenausgabe vom 27. Oktober auf einen Artikel der Wiener Roten Fahne' unter diesem Titel einen Absatz abgedruckt. Da? Berliner WochenblattDas Ausland' ersucht uns nun, mitzuteilen, daß dieser Artikel derRoten Fahne' demAusland' entnommen war. Dies« Quelle war in derRoten Fahne' nicht angegeben. Der amerikanische   Arbeiterverband hat Gompers zum nicht- offiziellen Vertreter d«r Arbeiter der Vereinigten Staaten   auf der Internationalen Arbeiterkonfevenz ernannt.
Mensch- Seist- Welt. AuSeinemNotizbuchvonHugovonHofmannSthal. Di« dom Insekv erlag jetzt erstmalig herausgegebene Zweimonatsschrift.Da« Jnselschifff»eröffentlichi«ine größere Anzahl feiner Lebensbeobachtungen des öfter- rei-Wsche» Dichter» Wir gehen einige in Folgendem wieder. Der Mensch wich in der Weit nur da« gewahr, waS schon in ihm liegt; aber er braucht die Welt, um gewahr zu werden, waS in ihm liegt: dazu aber find Tätigkeit und Leiden nötig. D« Welt will einen jeden aus ihm selbst herausreiße« and wieder zu ihm selbst bringen. Geist ist durchdrungen« Wirklichkeit. WaS sich von der Wirklssch feit absentiert, ist nicht Geist. Ein« Flaumfeder kann«inen Kieselstein rurck schleifen, wenn sie von der Hand der Liebe geführt wird.. Wa» man in het dichterischen Darstellung da« Plastische nennt, hat seine Wurzel in der Gerechtigkeit. WaS Geist ist, erfaßt nur der Dedrängte. Man kann sechzig Iah« alt geworden fein, ohne zu wissen, tvaS ein Charakter ist: Nicht» ist verborgener als die Ding«, di« wir beständig im Munde führe». Die ahnende Jugend weiß die Welt vyn Kräften erfüllt; aber eS kommt ihr nicht bei, welch« Rolle in der Welt die SchwächeRn ihren verschiedenen Formen spielt. S» braucht da» ganze Leben, um einzusehen, tzvie dinglich stch die Dinge, wie menschlich sich die Menschen verhalten.
Neuinszenierungen im Lesssngtheater. In farhiger.feinfühlig adge- tönter Aufführung, unter Direktor BarnowSky» Regie, gingen die auS eigenartig visionärer Phantasie geborenen Werte: Strindbergs Fräulein Julie  ' und Schnitzlers. Grüner Kakadu', die großzügige Revolutionsgroteske, über die Bühne. Da» Thema de» Geschlechterkampfes, um das als Zentrum de» Schwedischen Dichter» Schaffen kreist, hat in diesem Stück.Dichtung, wo eS sich mit der Gegenüberstellung aristokratischer Dekadenz und starknervi- ffen, skrupellos egoistischen, nach oben drängenden Plebesertumb v«r° schlingt, eine Gestaltung erhalten, die an szenisch wuchtiger Ge- schlossenheit wohl all« seine anderen Stücke überragt. Strindberg der Ankläger tritt hier hinter Strindberg den Gestalter, der au» einer gegebenen Situation heraus«in Schicksal fich in unentrtnn- barer Verkettung von Notwendigkeiten entfalten läßt, zurück. In iaaende m Tempo treibt die Handlung vorwärt». Di« au» der Tiefe fchöptende Charakteristik macht da» pathologisch Quälende erträglich. Der streberisch brutale, die verliebten Lockungen der hysterischen. i« Festtaumel der schwülen IohanniSnacht au» Rand und Band geratenen hochmütigen Grafentochter erst kalt zurückweisend« Lakai, der dann, nachdem ihn die Begierde fortgerissen, die Sorge ftr fei«»» Karriereehrgei» nuSzuniitzta sucht, wurde
von Eugen Klöpfer   mit packend suggestiver Plastik dargestellt. Schon gleich am Anfang im Geplauder mit de« Köchin Christine, auf deren HeiratSgut er spekuliert, markiert sich in scharfgezogenen Umrtßlinien der Charakter, der in der Folge Zug um Zug sich immer drohender entfaltet. Man nihlt, wie dies« selbstbewußt« Ueberlegenheit, mit allerhand im Kellnerberufe aufgefangenen vor- nehmen Floskeln ausstaffiert, den Frauen imponiert, auf di« er eS abgesehen. In reicher, meisterlicher Nuancierung schlössen sich an diesen Austakt die Szenen, in d-nen sein« mühsam festgehaltene harte Selbstbeherrschung Julien» haltlose Sinnlichkeit immer mehr entflammt. Und eine gleiche komprimierte Spannung lag in d<pn Umschlag zur Ernüchterung, in der Ausmalung der Pläne,, für di« ihm Juli« als Mittel dienen soll, in der Grausamkeit d»S höhnenden Hasse», al» sie fich gegen seinen Willen auflehnt, wie dem Erwachen zitternder Lakaienangst, als er das Glockenzeichen des zurück- gekehrten Grafen hört. Ebenbürtig stand ihm zur Seite' Tills D u r i e u x. Julie, zwischen krankhaftem Verlangen, jähem Zorn und kopfloS wilden Aengsten hin und her geworfen.. Gut war auch Jlka Grüning» phlegmatisch nüchtern« Köchin, die die ge° legentlichen Seitensprünge ihre» Jean ohne Aufregung mit in den Kauf nimmt. Die Darstellung der Schnitzlerschen RevoluttonSgroteSke, die im Milieu eine» von den Spitzen der sensationslüsternen Aristo- kratie besuchten Pariser   Schauspieler- und Verbrechertellers, spuk- haste Reflex« des Bastillesturm» und der dumpf herangrollenden französischen   Revolution vorüberhuschen läßt, zeigte virtuos« Kunst der Massenszenen. In dem Durcheinander von Zuhältertum. Dieb»« gesindel und mammon-gesegneten Gesellschaftskreisen tragen die vor ein paar Jahrzehnten entworfenen Szenen heute einen fast aktuell anmutenden Zug. Nur daß von jenem Witz und Geist, der den Grandseigneuis von damals eignet-, in dem modernen Treiben kein kleinstes Fünkchen mehr zu spüren ist. Eigen berührt e». wie der Verfasser in der Gestalt des Schauspieler? Henris unt:r dem Lärmen zügellos frivol« Korruption Töne Rousseauscher Sehn- sucht nach unverdorbener Natur und reiner Liebe anklingen laßt. So weitet sich daS Bild, zieht die verschiedensten Beziehungen des Zeitgeistes in seinen Rahmen. Di« verstiegene Schwärmerei des jungen Henri, der. nachdem er zum Vergnügen der vornehmen Kundschaft wieder Abend für Abend wüste Verbrecher mimte, nun in blinder Leidenschaft ein Dirn- chen zur Heiligen verklärt, und, al» er sich durch sie betrogen sieht, den herzoglichen Nebenbuhler niedersticht,«r kam in dem Spieler Konradt VeidtS zu warm lebendiger Erscheinung. Eindrucksvoll gruppierten sich um ihn der Herbergsvater Hanns Fischers und der Schwärm männlicher und weiblicher Schauspielerkollegen, unter denen der brüllkräffige Schmierenkommödiant GeorgGürtlerS und der neu zugelaufene Tantenmörder Eugen Klöpfer  » be» sonder» h-rvortreten. Dagny S e r v a e» gab di« zu ihr«« eigenen Erstaunen und wider Willen vergöttert« Dirne. In der Artswkratrnsipp« wurde der blasiert ästhettsievend- Verzog von F rii tz D e l i u». der grüne siebzehnjährige, au« der Provinz gekommene Junge von Martin Gien. die lüstern mokant« Frau Mar- quise von Tillo Durieux sehr glücklich verkörpert. In den starken wohlverdienten Beifall mischt« sich tm Schluß vereinzelte» Zischen. Wollte man damit etwa gegen die revz'utio- näre Tonart al» Tendenz demonstrieren? S»»rad Schwitzt.
Walter Kirchhoff   gab mft dem Philharmonischen Or- chester ein Wagner.Konzert. Der sehr geschätzte Sänger schien zunächst etwas indisponiert zu sein. Manche Töne klangen unedel und gepreßt. Das' PreiSlied ausDie Meistersinger  ' geriet inde» schon lobenswert. Mit.Winterstürme wichen dem Wonnemond' war rühmliches Gleichmaß und Schönheit der Tongebung erreicht. Immer wieder gerausgejubelt, sang Kirchhoff eine Zugabe nur noch zarter und vollendeter. Hätte da» Orchester mit Richard Ha g e l, der sehr maßvoll und ausdruckS- gefältigt dirigierte, in Vorahnung kommender Dinge nicht Reißaus genommen, der stürmisch Begehrte hätte des Singens kein End« gefunden. Weil aber selbst der zäbeste Enthusiast nicht will, daß der von ihm Bejubelte sich zugrunde richte, so quäl««r fürder keinen Künstler zum Scherz, sondern bescheide sich mu dem, was programmlich verheißen wird,.wa, ,'viel. daß ist z'viel', heißt-L in NestrohSTannhauser'-Parodie. elc. Das gestrige MittagSkonzert im Schillertheater, Charlottenburg  , wurde von Generalmusikdirektor Leo Blech   mit dem Orchester der StaatSoper bestritten. Schuberts unvollendete, aber unvergeßliche Il-moll.Shmphoni« stand zuerst auf dem Pro- gramm. Die tiefe Wirkung dieses erhabenen Werkel die besonoers im.Aiul-nte con rnoto, dem zweiten Satz, zur Geltung kam� ver- blaßte an technischer Durchführung hinter der Virtuosität, mit der Ouvertüre. Nocturno   und Scherzo au» de«SommernachtStraum" wiedergegeben wurden. Da war freudiger KoboldSspuk, daß eine« daß Herz lachte ein Beweis, daß da» Theaterorchester in der Opcrnmusik feine stärkste Seit« hat. Auch Friedrich Smetanas Ton. dichtungMoldau  ' bot«inen vollen Genuß, dieses musikalisch lyrische EpoS, da» mft leuchtenden Tönen den böhmischen Nattonal- ström begleitet in sprühende« Väffchern, durch tosend« Strom- schnellen, die wechselnde Landschaft entlang ein Werk, da? an Buntheit und Pracht selten übertroffen ward. Desselben Komps. nisten Ouvertüre zur«ertauften Braut' beschloß da» von eine« dankbaren Publikum»it verdiente« Beifall«mfgenommene Konzert. z.»». Da» englisch  « RiesenluftschiffR. 58" ist sür rund IL Milli»- nen Mark an die Admiralität der Vereinigten Staaten verkauff worden. Da, Luftschiff überschreitet noch d'e Ausmaße de,R. 54", der di« Reife über den Ozean nach Amerika   gemacht bat. Es mißt in der Länge 305 Meter, sein Fassungsgehalt beträgt 914 000 Kubik- fuß, währendK. 54'«ine Länge von 204 Meter und einen FaisungSgehalt von 610000 Kubikfuß hat. Es ist ausgerüstet mit 8 Motoren von 400 OS, die ihm eine Stundengeschwindigkeit von 148 Kilometer geben. Da» Luftschifft kann 80 Tonnen Brennstoff mitführen, die für ein« ununterbrochene Fahrt von 15 000 Kilo. meter ausreichen._ Theatee. Da» Lessin«. Theater plan« sftr Witt« Aovemb«, die Uraussührun, von Sigurd Ibsens breiakti»«» Tra«a.Robert Frank". Sie HerbsiauSfteluuz eye mal« fewzrauer»»»ftler,««schNeßN» bee »erk« der zefaeene» uad«efanaeaen, i» ver Akademie»er Künste, A« Pariser Platz 4. wirb erst a« tZ. November   eröffnet. Ca, Buch der kunstgewerblichen«nd künstlerischen Beruf«, st, dem Hermann«idmer prast'lche R-tlchlSz-«flr inng« Tale, t««ibt, findet l-bbatte«utmeekfamteit.«or sechs ltabren zuerst erschienen, kommt es jetzt im Berlage»on Georg Siemens  . Berlin  , in dritter Auflage heraus. Wir batten mehrjach Eelegenheit, auf da« wltzltch« Such uuseres Marbeft«»