Einzelbild herunterladen
 
Ne. 222/224 37. Jahrgang
1. Heilage öes VsrWärts
EonnabevS. 1, Mai 1920
smimcmm m r.'i'i' ii
5 Dies ist der Tag, vom Volk gemacht! X
&
Sein wird in aller Welt gedacht!
»)
heiliger Frühling. Nach den Kämpfen im Bergischen Land. Von Friedrich Wolf  . ... Und wir wollen Priester sein!" Der Aufschrei lebte in unseren Herzen. Das Blut schlug uns am Halse. Ueberwuchert von Tanne und Lorbeer standen die 17 Särge. Zur Erde troffen die roten Schärpen. Das Land hatte Männer gespien in diesen flammenden Tagen... Drachensaat! Uebern Rhein   her, fern von Aachen  , Crefeld  , Köln   hinauf zu den Zechen und wieder die Ruhr hinab bis ins Bergische Land  , vier Tagemärsche, mühsam Nacht und Regen hindurch, durch gesperrtes Geblet waren die bewaffneten Fäuste hergeeilt. hatten sich vor dem mit Mordwerkzeug bespickten Bergkegel geschart und nach fünffachem Ansturm die Zwingburg der Lützower" gebrochen. Da lagen sie. Kein Heldenkulws! Doch Blut von unserm Blut! Fäuste krampften sich? aber es stürzten über die Bartstoppeln die Tränen, als der erste Sarg ward gehoben. Ein junges Weib warf den Kopf an die Schulter einer Greisin und schrie vor Jammer. Menschen, um welchen Preis? Not? Not! Ich schaue empor, abwesend, zu der mächtigen bunten Mittelscheibe des Rathaussaales. Ein Unternehmer und ein Arbeiter reichen sich im eingelegten Glas kunswoll die Hände. Mitten durch den Händedruck zirkelte eine Kugel. Die zweite zersplitterte die Kaiserkrone. Sonst blieb der Saal verschont. Zehntausendköpfig schveigt draußen die Menge, barhaupt. Auf den basaltenen Stufen hämmern die Schritte der Träger. Ueber unfern Häuptern schwimmen die Särge. Ich weiß Sie sind Poet", überhört mich später ein Wohlgesinnter,wie könnten Sie für solchen Lärm und so ... zweifelhafte Dinge sonst eintreten?" Ewig die gleiche Frage. Anzweifelhafte Dinge" geht der deutscheGeistige", der auf seine weiße Weste etwas hält, nicht gern heran. Und doch standen im Osten und Westen von Dostojewski   bis Guilbeaux gerade Intellektuelle schon seit Jahrzehnten vereint mit ihren Brüdern der Straße auf dem Sandhaufen! Unsere Akademiker sind bereits mit 20 Jahren Geheimräte! Greise! Bei allemDrall". eineS fehlt ihnen völlig... Jugend, Herzensjugend! Das unbe- denkliche, oft törichte Gefühl der Liebe zu dem Menschen, wer er auch seil Wie wäre es sonst möglich, daß gerade die Aerzte. die Richter, die Theologen, denen die proletarische Not und Finsternis täglich vor Augen steht, so arbeiterfremd. ja arbeiterfeindlich geblieben sind? Gewiß, heute wird viel ge tan! Aber man komm« mir nicht mit Volkshochschulen und Fabrikhygienc! Letzthin mühte sich eine sehr maaere und blasse Frau vergebens ihre Kohlenkiepe zu schultern. Eine Menge besserer Herren stand auf dem Bürgersteig. Der An- blick des abgehetzten Weibes mit der viel zu schweren Last war wirklich pienlich Ich wartete und wartete, eh ich half. Tolstoi hat recht, bevor wir nicht unserm Nächsten in seiner Not helfen, sofort, unmittelbar, aus warmem Herzen, das Holz zerkleinern, die Kiepe heben, solang« ist jedes Wort Wind und jedes Programm... Papier  ! Ein Demokrat, beacht- licher Volkserzieher. fragt stolz:Lasen Sie unfern Protest gegen Lützow  ? Wir bekannten uns sofort zu... jede? der-
fassungsmäßigen Negierung." Mir scheint:Papier   ist gut, aber das Fell ist besser! Hätten Sie mit uns sich auf die Straße gestellt und zum Streik aufgerufen, als die Lützower auf uns Jagd machten!" Eins ist not: aus denp�Vollen heraus, aus dem Herzen, unter Einsatz des Letzten, her Glaube auch anzweifelhafte Dinge", der Glaube an das Unmögliche! O ihr Schriftgelehrten, ihr klugen Männer, ihr könnt be- weisen, daß es unmöglich sei, die Menschen einander gleich, gülig, selbstlos zu mcicken! Wir aber, wir wollen das Unmögliche um des Möglichen willen! Wir wollen die Utopie um unseres Glaubens willen, der uns, letzte Wirk- lichkeit ist! War für unsere 48er der Kamps um das Parlament nicht auch eine höchst zwietöllMste Angelegenheit? Und einige tausend Jahre zuvor das Ringen um die conutin tributa? Die bodenreformerische Utopie der Eracchen, die über ihr« Leichen hinweg sich verwirklichte? Banden am 40. Tage die Matrosen Kolumbus nicht an den Mast, daß er seinen verbrecherischen, phantastischen Plan aufgebe und um- kehre! Er aber roch schon das neue Land, da jene den zurück- gelassenen andalusischcn Käse rochen: und er gab nicht nach, der Fanatiker, der Utopist Kolumbus  ! Wer kann vor der Tat sagen, was möglich, was unmöglich sei?JnderJdee leben heißt, das Unmögliche behandeln, als obesmöglichwär e!" In diesen Worten Goethes liegt unsere ganze Beglaubigung! Doch das alles hat mit Realpolitik nicht das Mindeste zu tun! Gewiß! Nur daß auch Staaten und Völker keine mathematische Gleichung sind, daß seit Cassandra's Tagen gerade die Neunmalweisen, die Rechenkünstler, die Staats- haemorrhoidarii stets sich verrechneten und überrascht wurden, daß alle entscheidenden Bewegungen der Menschheit nicht von Zweiflern, sondern von den Gläubigen herbeigeführt wurden, und daß die Utopisten, ob sie am Kreuz oder auf dem Sand- Haufen starben, letzten Endes die... Ueberlebenden lvaren! >* Wir aber, die wkr jungen Geistes und frischen Herzens sind, sollen wir als Tintenkuli und Literaten Papier   be- schmutzen, während draußen eine Epoche birst und eine neue Welt sich ballt? Uns ist Politik nicht Einzelerscheinung, vor- behalten den Auguren und Spezialisten! Uns ist Politik das Tor, durch das ein gewaltiger, von Finsternis noch umfan- gener Menschenstrom hinausbricht in eine Zone helleren Be- wußtleins! Zu einem neuen lichteren Sichselbstbesinnen, von dem allein wir ein Verantwortungsgefühl erwarten dürfen. Uns wird durch allen Partcilärm hindurch das erste seelische Erzittern einer neuen religiösen Bewegung fühlbar, so wie Saint Simon   sie verkündete:Die Menschheit hat eine religiöse Zukunft! Die Religion der Zukunft wird größer. mächtiger sein, als irgend eine Religion der Vergangenheit. Die soziale politische Einrichtung im ganzen betrachtet wrd ein« religiöse Einrichtung sein!" Und klarer noch,
härter Hämmer- L niall,: Bekennffiis: Die Arbeiter finb der Fels, am dem die'»e iXr Zufiurft«richtet werden soll!" O Tie alten Ulmen schauern über der offenen Gruft. Der 20. März! Frühlingsanfang! Zivischen Bäumen und Malern, soweit der Blick reicht, den Hügel hinan, weithinauf noch die Straßen, Schulter an.. Schulter, barhäuptige Menschen, Menschen, die aus hundert- jährigem Schlaf emporgeschleudert mit übernächtigen Augen. fahler Haut und offnen Munden hören, saugen, trinken möchten... Trost? Nein, Entscheidung! Klarheit! Licht! Rings� bluten die gesenkten Fahnen in das Grün dei- Massengrabes.'Schwindel zieht mich wie vom Rande eines Daches. Jodes Wort klebt im Gaumen. Zu schiver lastet des ganzen Geschlechtes Schuld auf unserm Itacken. Kein Wort mehr! Worte töten! Wer darf das WortBruder" auch noch nennen? Wer sind wir? Namenlose! Tropfen im Strom! Namenlose sind wir unserer Sache! Sie allein lebt, der Gedanke, der Geist, der flutende Strom, die Betvegung! Die Flamme! Muß das Holz nicht verbrennen, daß die Flamme leuchte? Es scheint, daß grade der Frühling Flammenopfer liebt. Daß er mit den Halmen das Blut hochschießen läßt! Daß er die Jugend will, ganz will, bis hinein in seine Erde! Aull  - dies Jahrhundert hat nun seine Märzgefaljenen, hat seinen heiligen Frühling.H e i l i g e r F r ü h I i n g", vor sarnun, so nannten die Römer ihre todgeweihte junge Mannschaft! Glaubensstarke Jugend, die fallen wird, bevor die Frucht ge- reift. Was sind Früchte? Was Erfolge? Altern, Reifen, Verwelken! Uns aber, die wir ohne müden Herbst im blü henden Glaubon fielen, uns wollt Ihr beklagen? Uns, denen die flammende Jugend geblieben, das Feuer, die Begeisterung, die Mäubigkeit, die Herzensjugend, die allein fähig ist. immer wieder die Vergreisung und Vereisung der Jahrhunderte zu brechen, den Frühling in die Welt zu bringen, die Welt gen Tyrannen und Philister zu erneuern, und übeffchäumenden Herzens im letzten Anstroin alle, aber auch alle Kanonen, Gewehre und zerkauten Federhalter von dieser heiligen Früh- lingserde hinwegzuspülen! Das vermag nur die Jugend, die Jugend, die sich opfert, die eher etwas Falsches tut, denn daß sie gar nichts tut, die lieber im glühenden Glauben an Unmögliches fallen will, denn unter verstaubtem.Hausrat lebendig modern, die gewiß noch unreif und gar nichtfertig" ist. die aber das Fertigsein und die Ruhe um jeden Preis für das größte Uebel hält, die au den Sinn auch des Chaos glaubt, den neuen Stern zu gebären, die fühlt, daß das Negelhose die Geburt neuer Ordnungen ist, und die stirbt, auf daß alle Zukünftigen loben können! Diese Jugend grüßt Euch aus der Frühlingserde! Diese Jugend segnen wir über das Grab hinaus, diesen heiligen Frühling!
Der Toö in öen Karpathen. Zwei Jahre Gefängnis für Hiller.
Aus der weiteren Zeugenvernehmung in der Berufungsver- Handlung gegen den ehemaligen Oberleutnant Assessor Hitler  seien folgende Aussagen hervorgehoben: Zeuge: Knösler: Ter Sack mit der Verwundetenpost kam zum Kompagnieführer und dort wurden sie untersucht. Das hörte erst auf, als ein Divisions- bcfehl herauskam, die Post der Verwundeten zurückzusenden. Der Angeklagte hat mir ja selbst einmal aus�einer Flasche Schnaps ein- geschenkt. V« r t.: Na also, dann hat er es also den Mannschaften abgegeben. Zeuge: Vielleicht; aber daS meiste bat er für sich behalten, A n g e k l.: Es war technisch unmöglich, die Paket« zurückzuschicken. Die Division nahm sie gar nicht ab.
koh staltet.
für sich behalten und mit den Offizieren Gastgelage veran-
Dem früheren Burschen des Angeklagten, Doli, ist rnchtl davon bekannt, daß der Angeklagt« den Burschen zu Liebesgaben verholfen habe. Von den Liebesgaben habe Hiller meist den A l »hol"........
Stvaßenbahnschaffner Reichert sagt aus: Das Erdloch in dem Helmhake untergebracht war, loäre das schlechteste gelvesen. Di« Arrestanten hätten kein Essen bekommen. Hiller habe aber immer viel geschlagen.
Maifeier. Bon Berta Duensing. Vater kommt! I Vater--!". Er ist an ihm raufgesprungen und hält ihn mit seinen kleinen Fäusten fest an beiden Ohren, seinen Vater! Der selbst, noch jung ist: ein Arbeiter zwischen 20 und 2S Jahren aber schon Vater. .Nun läßt er den Jungen herunter und laßt sich von ihm zei. gen, was der alles vollbracht hat! Gegraben hat er umgewälzt die Mutter Erde, so gut es hat gehen wollen, Holterdipolter. mit dem kleinen' Spaten; schweißtriefend alles festgestampft. Lücher ge- macht und Bindfaden gezogen, damit alles fchnurgrad« zu stehen kommt. Denn er will Erbsen pflanzen; Bohnen und Kürbisse, und Gurken, und Radiese, und sogar Linsen, weil er die gerne mag, und Spinat, den die Mutter liebt, und Kresse, die sie ihm aufs Butterbrot legen will, wenn sie Butter kriegt--. Alles, alle» Zukunftsmusik..Aber Vater lächelt, läßt sich alles erzählen, mit tiefstem Ernst und greift, nachdem er einen Augenblick geruht auf der kleinen selbstgezimmerten Bank, gleichfalls zu Hacke und Spa. ten, die schon paratstehen am LaubenhäuSchen... und nun arbei» ten die beiden zusammen in Kompagnie... Mutter ist gegangen das Abendbrot Herrichten: sie sind ganz allein. Und doch nicht ganz. Hundert Schritt weiter ist der Kolleg« Müller auch mit seinem Jungen am Werke; ihre Laubengärten stoßen aneinander. Aber dort wird ebenso wütend und stille drauflosgewühlt und geschafft; keiner spricht. Auch der Kleine, als er auf sein Fragen keine Antwort bekommt, schweigt endlich. Rund herum blüht es und grünt, und schießt hervor au» der Erde, als könne es nicht früh genug kommen und müsse Schritt hallen mit den andern... Kirschen, die Aepfel und die Birnen, olle» fast zu gleicher Zeit steht in den niederen Spalierbäumcn in Blüte... ES liegt wie ein weißer Schleier über die Gärten hingebreitet, mit dem zarten, grünen Birkengehänge dazwischen in eins verwoben. Ab und zu �eine leuchtende tote Blume vom Beete. Es ist ein so süßer Duft m der Luft und ein kräftiger aus dem Boden herauf. Und die beiden Erdensöhne wühlen und fuhr- werken, und schwitzen um die Wette, Vater--!!"Na?"--Morgen ist Soimtag-»* «Nein! es ist Freitag".Ach. Vater-- es ist doch der erste Mai, Da gehst Du nicht aus Arbeit, sogt Mutter also ist doch Sonntag?"Ja da hast Du recht Junge morgen ist Sonntaa..Dann pflanzen wir die Erbsen weiter ffiaiet."Nein. Junge dann pflanzen wir auch nicht. Morgen ist Sonntag, da arbeiten wir nicht."Wir arbeiten nicht? Was willst Du denn da tun?"Was? Mich freuen will ich am schönen Maien!"Ausgehen!! Vater?"Ja--.* ---Vater! hast Du auch so'nLand" gehabt, als Tu klein warst?" Ev nennt sein kleines Beet konsequent sein L and?"N-- ein-- Junge."Nein??"Nein. Er hat kein« Lust zum Weitcrreden, der Vater. Er sagt da» so
kurz und still und sieht so ernst undgründlich" aus, indes der Junge weiter sich abmüht ab und zu stöhnend nach ihm hin- schaut, ihm zuruft, ohne gehört zu werden. Hattest Du auch einen Garten Vater?" wagt er noch ein- mal zu fragen aber ohne Antwort zu bekommen. Er weiß nicht, daß sein Vater ganz wo anders ist, im Geiste. da. wo kein Platz ist für einen Garten... weg von dem kleinen blühenden Paradiese umher.... Er?t wieder ein kleiner Junge wie sein eigener, etwas älter, neun Jahre vielleicht, und sitzt vier Stiegen hoch unterm Dach«, in der ärmlichen, kleinen Stube, mit der ärmlichen, kleinen Kam- mer doneben, wohin der eigene Vatsr eben müde und mgrode von seiner lkstündigen Arbeitszeit im Dunkelwerden heimkehrt, seine Stiefel in eine Ecke schleudert und nach dem Essen schreit, doS die Mutter neben dem Kämmerchen auf einem schlimmriechcnden Petroleumbrenner zurechtmacht.Willst Du wieder weg Fritz?" sagt sie. Der Vätek grunzt ctwaS, was ebenso gut ja wie nein heißen kann. Die Mutter schweigt, Nach einer Weile stellt sie die Schüssel auf den Tisch: sie schlingen schweigend das 'Essen berein... während von der Straße herauf eine frühlings« hafte Wärme konftnt durchsetzt von Dunst und Staub, die be- klemmend wirkt. Nach dem Essen steht der Vater auf. reckt sich, sieht ein paarmal um sich, macht sich grade, fährt über die Stirn«, die nur ein« große Falte ist; wischt sich den Schweiß ab... greift nach seinen Schuhen dann nach dem Hut,Fritz wann kommst Du heim?"Weiß ich»! ES ist erster Mai. Aber sie wollten's nicht zugeben, daß wir feiern, am Tag. Wozu ist auch die Nacht da, für uns andern..." Wcnn's nur nicht z u spät wind... Fritz... Du mußt, wieder früh heraus, weißt Du... Du machst Dich noch kaput--" Einmal muß eS doch fein... was liegt an dem Leben so--.* Er sagt nichts weiter, knöpft sich das rote Band ein aus der Kommode, legt den besseren Rock an und geht... Der Grabende, der sich einen Auaenblick aus die Bank nieder- ließ... hört noch den'schweren, müden, schleppenden Schritt, wie er sich entfernt, die Stiegen abwärts, eine nach der anderen, bis er verhallt... Und er fort ist. der Vater, Draußen ist es noch sehr warm, oben dunstig von Petroleum und schlechtem Fett... er darf hinunter, noch spielen, während die Mutter abumsebt oben-- Sie svielen. An der Ecke ist die Wirtschaft. Hinter den roten Gardinen drinnen ist schon Licht. Da drinnen wird gefeiert,Es ist der erste Mai," sagt ein Junge.Da ist Versammlung. Meiner ist auch iba." Einer nach dem anderen, einzeln und auch m kleinen Gruppen kommen sie heran auS den Häusern und anliegenden Straßen: grau«, unsebeinbarc Gestalten. Vor dem Lokal stehen Schutzleute, ihre Pielhauben'liliiikcn,--- Die Männer gehen dran vorbei; trotzig und scheu.. einige knurren zwischen den Zähnen, daß die Jungen, die zusehend dastehest, es merken. Einer droht, ein ariderer flucht leise. Die mit der Pickelhaube tun, als hörten
sie'» nicht. Run kommt auch der Vater.   Der«inen Arbeits­kollegen abgeholt hat, mit dem er im Gespräch ist. Er geht krumm und gebeugt"den Kaps vorgestreckt, als trüge er eine schwere Last, unsroh und trübe: Einmal muß es ja dech zu Ende sein dies Leben! Dann fällt die Tür zu. Es kommt niemand mehr. Die Jungen werden von den Pickelhauben, die grade nicht» Wird tigere» zu tun zu haben scheinen, von der Straße in die Häuser gr trieben. Da träumt sich» die Nacht von roten Gardinen, von böten Männerstimmen, von gabeugten Rücken und von trüben Augen; von zornig geballten Fäusten und Flüchen!., Von einem Tumult, der kommt und geht und wieder schweigt.. die Nacht hindurch,, vom Johlen trunkncr Männer... Bis, gegen Morgen, der s ch w e r e Schritt herannaht, der diesmal auswärts steigt. Die Mutter ist schnell aus dem Bett----Fritzl Was ist loS? Wie siehst Du aus?" Er sieht blaß au», bekünnncrt. der Vater, und setz.' sich auf den Stuhl. Die Falten auf seiner Stirn sind noch tiefer als sonst:Sie haben ihnen die Versammlung gesprengt" als die Mutter in ihn drängt zn reden und denMüller" von nebenan und noch zwei andere mitgenommen. Anderswo ist schon gestern großer Krackt gewesen. Da haben sie für den Achi ftundentag geredet. Es ist zu Zusammenstößen gekommen. D' hat die Polizei Wind davon bekommen und kaum hat einer hier davon angefangen, daß die Arbeitszeit herabgesetzt werden spll- da haben sie den Redner unierbroche» und endlich als alle» sich da- gegen aufgelehnt bat, die Versammlung zersprengt und die Mai seier verboten.--" Und wo sind die anderen?"Zu Hause'geschickt wie kleine Kinder haben sie sie"... Aber das schwör ich Dir Elise! Das bat einmal ein End«,, schon um die Kinder! Wenn kfiS auch nicht mehr erlebe! Aber der da, der Junge---! Der soll» mal besser haben, bei Gott  !" Eine harte Faust schlägt aus den Tisch und zerdrückt im näcki« sten Augenblick etwas wie ein« Trän  « im Auge d«S starken Mannes--Sei doch stille, Fritz!" lagt die Mutter mit eine.'« Blick nach dem Veit hin.der Junge!!" Und dann streicht sie ihm. dem Manne, übers Gesicht und bittet ihn, sich nicht so grimmig zu ärgern und daß seine Gesundheit mehr wert sei, als alle? und noch das einzige, womit dem Elend geholfen werden kann. DerJunge" aber liegt nocki lange mit offnen Augen im Bette und starrt in die beginnende Dämmerung und das Herz ist ihm so voll und in seinem Hals« brennt und schluckt eS wie Feuer: Vatcctränest brennen anders als Muttertränen da» vergißt sich nicht nie, nie! Da» macht immer stark und zähe und entschlossen, allem zu trotzen sich nicht» entreiße« zu lassen komme, wa» da wolle!... Auch dem mif der Bank ist etwa» ins Auge getreten... er wischt es hastig fort; der Junge solls nicht sehen. Aber er sah» doch und wundert sich. Er �hat sein Werk fertig gebracht inzwischen und sich mit den beiden schmutzigen Fäustchen auf deS Großen Knie gelehnt:Vater! freust Du Dich so?? Mlrgen ist Mai- fei«"Ja Junge--"