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sin neunjähriger und daß eine stärkere Durchführung solcher Schulen an Stelle der alten höheren Schule die bedauerlichsten wirtschaftlichen Folgen für den Philologenstand haben muß. zumal er heut ohnehin stark überfüllt ist. Aber darf diese gewiß nicht mit einer Handbewegung abzutuende Folge die Eni- Wicklung hemmen? Wie ist im Augenblick die Lage? Die Weimarer Beschlüsse lasten den neuen Typus versuchsweise zu, und zwar als sechs- jährigen Aufbau auf die Volksschule, die sieben Jahre besucht sein muß. Die Lehrziele sind die der entsprechenden Ober- (höheren) Schule, ebenso die Lehrer. Die Seminarlehrer also können nicht übernommen werden. Die Länder bekommen in der Ausgestaltung des Lehrplans eine gewisse Freiheit. Im Jntereste der einheitlichen Verwertung der Ergebnisse des neuen Versuchs wird ein Sachverständigenausschuß beim Reichsministerium des Innern gebildet. Das werwolle Neue, das zunächst für die deutsche Ober- und die entsprechende Auf- bauschule gilt, ist außer der Verlängerung der gemeinsamen Vorbereitungszeit in der Trennung des Unterrichts in einen pflichtmäßigen Kern und wahlfreie Kurse zu finden. Auch damit wird einer Forderung genügt, die von Schulpolitikern aller Parteien immer wieder erhoben worden ist. Denn so wird den spezifischen Begabungen z. B. auch für praktische Be- tätigung erst die Möglichkeit der Entwicklung gegeben. Soll die Zeit hierfür erübrigt werden, so ist es nötig, daß die An- zahl der Pflichtfächer und der Pflichtstunden und das Quan- tum der Pflichtleistungen herabgesetzt wird. Und das geschieht auch in dem im preußischen Ministerium ausgearbeiteten Plan. Begrüßen wir. so die Aufbauschule als einen Schritt in die Zukunft, so müssen gerade wir uns immer bewußt bleiben, daß das Erreichte nur einen Anfang bedeutet. Noch sind viel zu viel Pflichtfächer da, noch ist die Beweglichkeit auf der Ober- stufe viel zu gering, noch immer ist da die Trennung in zwar nicht mehr ganz starre Schultypen, noch ist die Auf- bauschule einehöhere Schule, in der der Intellekt ganz un- verhältnismäßig geschätzt und gewertet wird. Da müssen wir zweifellos noch viel weiter drängen. Aber darf uns das ver- anlassen, die Aufbauschule in Bausch und Bogen abzulehnen das sei den sozialistischen   Lehrern besonders gesagtl weil unsere Ideen noch nicht voll verwirklicht sind? Als die Auf- bauschule angekündigt war und wir fürchteten, daß sie nur einen neuen, aber nicht besseren Schultypus bedeuten würde, da hatten wir die Pflicht, davor zu warnen. Nun sie da ist und besser da ist, als wir sie erwarteten, müssen wir aner- kennen, was sie uns bietet, und verstehen, daß in der Richtung auf unsere Ziele bei dem jetzigen Machtoerhältnis nicht mehr zu erreichen ist. Darum rufe ich allen zu: Seht zu, daß wir erst einmal Aufbauschulen bekommen, daß in sie durch neue Lehrer ein neuer Geist einzieht, schreitet zur Tat: nur die Tat kann weiter treiben, nicht die blasse Theorie und das negie- rende Wort. Auch hier ist Hamburg   uns vorangegangen. Sollten wir nicht dasselbe fertig kriegen?
Ein falsther weg. Die Einheit der Arbeiterbewegung hat sich unsere Partei stets als Ziel gesetzt. Alle Parteitage fest der Spaltung haben unseren Willen nach dieser Richtung klarge- stellt. Verständnis für die Interessen der Arbeiterklasse, die in diesem Streben nach der Einheit der Arbeiterbewegung zum Ausdruck kam, haben wir niemals bei den abge- splitterten Parteien gesunden. Ganz im Gegenteil ist der Äampf� der 11SP., der KPD.  , der KAPD.  , der Syndikalisten nicht eine gemeinsame Bekämpfung des Kapitalismus, wenn auch auf verschiedenen Wegen gewesen, sondern die ganze Kraft aller abgesplitterten Parteien war gegen uns gerichtet. Zersplitterung der Arbeiterbewegung war das Ziel, l ebenfalls Wirkung der Aktionen der USP., KPD. usw. usw. Deshalb wenden sich jene Arbeiterschichten, die sich von uns getrennt hatten, immer mehr uns wieder zu: deshalb die fürchterlichen Niederlagen der USP., deshalb die ständige Sprengung der KPD., deshalb die Bedeutungslosigkeit der KAPD.  , die bei allen Wahlen in deutliche Erscheinung tritt.
tzermann EPg:Der froissrnmit'. (L e s s i n g- T h e a t e rh Hermann Essig  , früh begraben, von Not, die ihm alle Knochen und jeden Mut wegfraß, getreulich begleitet bis zur letzten Lebens. stunde, wollte die deutsche Komödie dichten. Er träumte um Kleist und Grabbe und Niebergall, den Vergessenen, den Verfasier des -Tatterich'. Essig war ständig auf Humor eingestimmt, der aus der Dummheit der Stadtleute und der Bauern eine überwältigende Lüstigtett herauspochen sollte. Schließlich geriet er. da die große Welt der Theaterfreunde ihn nicht wollte, in das Gefolge einer lite- »arischen, nicht ganz zurechnungsfähigen Clique. Er wurde ange- ekelt und enttäuscht und verhöhnte die ehemaligen Freunde in einem schlechten geheimnisvollen Roman. Essig war ein derber Mann. Er faßt« die Männer und die Weibchen besonders an alle Teile ihres Körpers und ihrer Seele. Man ließ ihn nicht häufig auf die Bühne. Die Zensur, die nur Schlüpfrigkeit duldet, aber keine strotzende Un» ' bedenklichkeit, hielt auf. Der Opfermut der Theaterdirektoren, der lieber einer halben Sache als einer ganzen und saftigen dient, ver- sagt«. Hätte Essig seine Komödien auf der Bühne gesehen, er würde «in« beinah abstrakte Schweinerei aufgegeben und gelernt haben, daß man mit einiger Sachtheit unter die Mieder und Bettdecken oder auch in die Schweinestalls zu greifen hat, ohne daß die Gesundheit des Humors dabei zu kurz kommt. Die Komödie vom Frauenmut bringt ein geschichtlich Stück Barock und Krähwinkel auf die Bühne. Der französische   General wollte anno 1683 den Schorndorfern in Schwaben   an den Leib. Die Mannsbilder beschlossen Ueberqabe ihres Nestes. Die Weiber aber, geführt und gestachelt von Frau Künkclin, der Bürgermeisterin, sperrten das Mannsvolk ein, schössen auf die Rothosen und retteten ihre Baterstadt. Die Memmen von Männern werden nun zur Strafe vom ihren Weibern, die sogar den Bettstreik durchgeführt hatten, ver- prügelt. Es bleibt neben der Stadlgeschichte noch der Frau Bürger- Meisterin besondere Geschichte Das ist ein Märchen sehr krauser, aber sehr hoher romantischer, fast feierlicher Art zwischen der Dame und einem schwäbischen Caliban. Dieser häßliche Rittersmann ist ein fleischgewordenes Sinnbild von dem Frauenmut, eine dämonische, s«st mythische Phantasiegestalt, eines Dichters hohes Geschöpf. Der häßliche, haarige, stammelnde Kerl liebt die Bürgermeisterin. Und die Frau sieht in dem schwäbischen Caliban irgendwie die Ergän- zung ihres sonst alltäglichen Frauentums, die wirkliche Erweckung ihres Frauenmuts, die Versuchung zum Großen, das sich hinter der fletschenden Maske verbirg» Dieser Ritter Roland, der sogar ins Ehebett der Bürgetchteistcrm steig!, ohu.c allerdings ans Ziel zu ge- langen, ist ein urdeutsches Dichtergeschöpf, ein kostbar erträumter Mensch, der Essigs Genie deutlich verrät. Nur sah der Dichter seine
Die Massen ko-mmsn dank miserer klaren und sicheren Arbeiter­politik zu uns und oerlassen die Heerlager, in denen statt poli­tischer Einsicht nebelhaftes Phrasentum herrscht. Dieser G e- s u n d u n g s p r o z e ß ist in der traurigen Zeit, die wir durchleben, ein Lichtpunkt in der Arbeiterbewegung. Den gegenwärtigen Zeitpunkt halten nun aber zwei Parteiblätter, dieFreie Presse" in Erfurt   und dieVolks- stimme" in Chemnitz  , für geeignet, eineNationale Arbeitsgemeinschaft" der auf dem Boden des Klassen- kampfes stehenden Parteien des deutschen   Proletariats herbei- zuführen. Sie führen in chrem Ausruf an: In Wien   ist eine Internationale Arbeitsgemeinschaft gegründet worden. Wäre es nicht mindestens so nötig oder viel- leicht nötiger gewesen, erst eine nationale Arbeitsgemeinschaft zu gründen? Fordern wir deshalb einmütig von unseren Führern. daß schleunigste Schritt« unternommen werden zur Einberufung einer Konferenz, auf welcher di« Frage der Gründung einer natio- nalen Arbeitsgemeinschaft erörtert wird." Weiter empfiehlt der Aufruf: In allen örtlichen Partei- gruppen muß die Frage der Gründung einer nationalen Ar- beftsgemeinschaft, deren vorläufiger Zweck die gemeinsame Lösung der gegenwärtigen Ausgaben sein soll, erörtert und der Wille der Mitglieder durch Urabstimmung festgestellt werden. Wir glauben, daß dieser Zeitpunkt noch-nicht ge- kommen ist. Auch in den Redaktionen von Erfurt   und Chemnitz   sollte man nicht schon vergessen haben, daß auf dem Kongreßder 2�. Internationale in Wien  den dort vertretenen Parteien o e r b o t e n wurde, m i t einer Partei der 2. Internationale in Ver- bindung zu treten! Daß die 3. Internationale, deren Mitglieder in Deutschland   kein höheres Ziel kennen, als auch die Gewerkschaften zu sprengen, von nichts weniger wissen will, als van dör Einheit der deutschen   Arbeiterbewegung, scheint in Erfurt   und Chemnitz   übersehen zu sein. Aber die Einheit kommt: sie kommt schneller, als wir noch vor Jahresfrist erhofft haben, indem die Arbeiter jener Parteien, di« die Uneinigkeit ins Proletariat getragen haben, immer mehr verlassen und sich wieder in die alte sozial- demokratische Partei einreihen. Aus diesem Wege kommen wir zur Einheit und Geschlossenheit der deutschen   Ar- beiterbewegung. Nicht durch Experimente, wie sie in jenem Ausruf zur Unzeit vorgeschlagen worden. die Nilliarüe fällig! Line deutsche Note weist die Unrichtigkeit der Anrechnung der bisherigen deutschen   Leistungen mit nur 8 Milliarden nach. schlägt mündliche Verhandlungen vor und begründet die Au- Möglichkeit, die Milliarde zu zahlen. V a r t s. 23. März.(ES.) Dem.pefW parisien" zufolge wurden gefleru zum ersteumal Vertreter Deutschlands   von der Mdergut- machungstommissiou angehört. Die Sommiision forderte die ver- kreier auf, ihre Einweudungen gegen die höhe der Enlschädigungs- zahlungen für Pensionen vorzubringen. Die Alliierten fordern dafür gemeinsam SV Milliarden Goldmark. Weiter erklärt das vlatl. da es gewiß fei. daß Deutschland  heute die Milliarde Goldmark nicht zahlen werde, so habe die Wiedergutmachuagskommission die Regierungen von dieser neuen Verfehlung Deutschlands   in Kenntnis geseht. Pari». 23. März.(<£$.)Chicago   Tribüne" meldet: Da Deutschland   am 23. März keine Milliarde Goldmark zahlen werde, so werde wahrscheinlich eine baldige Zusammenkunft der Minister- Präsidenten in Paris   oder Brüssel   staltfinden. Das Ergebnis der Abskimmnng in Obcrschlesien werde bei dieser Konferenz bereits eine Rolle spielen. Mao   erzählt, daß weileremilitärische Straf- maßnahmen erörtert werden würden, falls Deutschland   flch weigere, einer Teilung Oberschlesiens   zuzustimmen, oder sich weigern würde, Entschädignngszahlungea vorzunehmen. SV Milliarden bezahlt! Varl», 23. März. sTR-) Im Senat erklärte Generalbericht- erstatter Eheron. daß die Schuld Frankreichs   sich auf 303 Mit- l l a r d e n beläufl. darunter 33 Milliarden auswärtige Schulden. Die
Gestalten fast niemal» auf der Bühne, und der dramatische Gedanke wurd« verschüttet durch überschwängliche Dunkelheit. Frau Dorsch spielte die Bürgermeisterin. Sie war offenbar durch«ine Rolle überlastet, die sich mit ihrer Persönlichkeit nicht deckt. So kam an den Tag die Grenze ihres schönen Talentes. Ihr fehlte zur Bürgermeisterin das Strotzende, äußerlich nicht nur, auch im Herzen, das diesmal über die rührende Zierlichkeit hinwegkommen muß. Sie ist also, was diesmal deutlich wurde, nur eine tragische Naive. Es überraschte Herr S a l f n e r als schwäbischer Caliban. Die Tölpelei, die er in gehorsamer Treue zu Herrn Emil Lind, dem erfindungsreichen Regisseur, betont, liegt eigentlich seiner gemüt- lichen Natur kaum. Daß er nicht langwellig wurde, sondern mensch- lich blieb in aller tierischen Borstigkeit, verrät bisher nicht gesehene Derwandlungsfähigkeit. Frau T o r n i n g, berühmt als fleischige, lüsterne Dienstmagd, und Herr Iunkermann, der Hasenfuß und Bürgermeister, waren sehr lusttg. Man jubelte um die Schauspieler, man pfiff länger als sonst um den Dichter, der nichts mehr davon spürte, daß Undankbarkeit und Berbohrthell ihn verdorben und vor- zeitig gebrochen haben. Max Hochdorf.  
tassalles Rachlaß. Seit Lassalle   vor 86 Jahren die Augen schloß, war sein literarischer Nachlaß wie verschollen. Bon den Biographen Lassalles konnte ihn keiner benutzen, sie gaben ihn ver- lorcn. Jetzt taucht er plötzlich auf, und seine Berössentlichung wird in denDeutschen   Geschichtsquellen des 13. Jahrhunderts", die unter Führung der Münchener Akademie der Wissenschaften herausgegeben werden sollen, von Dr. Gustav Mayer vorbereitet. Dieser Forscher hat seit Jahrzehnten dieVerlorene Handschrift" gesucht und stellt die fast romanhaft klingende Geschichte des Nachlasses dem 1. Bande voran, der die Briefe von und an Lossalle bis 1348 umfaßt(er wird in kurzem bei der Deutschen Verlagsanstalt und Julius Springer erscheinen). Nicht allein eine Fülle an Lassalle   gerichteter Briese be- deutender Persönlichkeiten treten hier ans Tageslicht. Genannt seien nur Karl Marx  , Karl Nodbertus, Alexander von Humboldt  , Gräfin Sophie Hatzfeldt, Boekh, Herwegh  , Friedrich Engels  , I. B. von Schweitzer, Mazzini, Hans und Eosima von Bülow. Noch überraschender waren im Nachlaß die zahllosen Briefe von Lassalles eigener Hand: manuskriptartige Briefe des Studenten an den Dater und an Studienfreunde, die zum erstenmal Ausschluß über den Weg bringen, auf, dem Lassalle zum Sozialismus kam, über 133 Briefe an die Gräfsti. Hatzfeldt  , aktuelle Reiseberichte aus dem Orient und dann die Fülle eigenhändiger Konzepte zu so vielen bedeutsamen Briefen, die dieser eifrig« Briefschreiber in seinem Leben geschrieben hat; neben seitenlangen philosophischen Gedankenäußerungen, deren Entzifferung manche Mühe bereitete, die Konzepte zu den ersten glühenden Liebesbriefen des Jünglings, zu seinen frühesten Eingaben an die Behörden, zu seinen Verteidigungsreden und Vorträgen. End- lich enthielt der Nachlaß eine Reih« von unbekannten Wissenschaft- lichen Manuskripten, unter ihnen eine Geschichte der sozialen Ent­wicklung, die Im Rahmen der vorläufig auf fünf Bände berechneten Veröffentlichung ein besonderer Band vereinigen soll.
gesamten Kriegs schäden«erden ans 218 RNMarden, geschäht. Davon find schon 30 Milliarden auf Rechnung Deutschlands  eingezahlt worden. Losreistmig! Frankfurt   a. ZIL. 23. März.(Frkf. Ztg.") Nach dem Inkraft­treten der Sanktionen hat der französische   General d e M e tz med- reren pfälzischen Parteiführern nahegelegt, ob es für die Pfalz   nicht setzt an der Zeit sei, sich nach Westen zu orientieren. Er malte di« Folgen aus, die die Sanktionen auch in der Pfalz   haben müssen, es sei denn, daß man sich irgendwie an Frankreich   an- schließe. Daß General de Metz über das Festhalten aller Pfälzer an ihrem Vaterlande nicht im unklaren gehatten wurde, versteht sich von selbst. Dr. Lorten in Wiesbaden   begann schon, seitdem die Pariser  Forderungen aufgestellt und von den bekonnten Drohungen begleitet worden waren, mit der Vorbereitung zu neuer Arbeit. Auch scheint es jetzt mehr als vor zwei Jahren den Dorten-Leuten gelungen- zu fein, belgische Militärs im besetzten Gebiet für ihre Pläne zu interessieren. Am 7. März, als die Entscheidung kam und die Sanktionen brachte, hatte der französische kommandierende General in Wiesbaden   seine Offiziere zu einer F e st l i ch t e i t im Schloß versammelt, auch Herr und Frau D orten waren dabei! Nachts wurde dem General ein Funkspruch überreicht, dessen Inhalt(offen- bar die Meldung vom Inkrafttreten der Sanktionen) große Begeistt� rung hervorrief. Dr. Lorten wurde von einem hohen Offizier c Freund Frankreichs   gefeiert und beglückwünscht, daß nun das Ziel, nach dem man so lange gestrebt habe, in erreichbare Nähe gerückt sei. Das belgische Strafzollgesetz. Brüssel  , 23. März.(Hollandsch Nieuwsbureau.) Minister Iaspar hat gestern nachmittag die Gesetzesvorlage über die Abgabe von der deutschen Einfuhr dem Ausschuß für Auswärtig« Angelegenheiten mitgeteilt. Die Vorlage entspricht im wesentlichen der englischen   und französischen und beschränkt sich auf eine Höchstabgabe von 33 Praz. des Wertes der deutschen   Waren. Die Abgabe ist auch für Waren zu entrichten, die aus anderen Ländern kommen, aber in Deutschland  ganz oder bis zu 75 Proz. hergestellt sind. Eine Bescheinigung der Herkunst der Ware wird gegebenenfalls verlangt werden. Die sozialistische Gruppe hat die Gesetzesoorlage sehr kühl auf- genommen, da verschiedene Mitglieder davon ernste wirtschaftliche Nachtelle für Belgien   und namentlich für den Antwerpener   Hafen fürchten. Sie werden aber doch für den Entwurf stimmen(sagt das bürgerliche Bureau. Red.) Der Finanzminister schlug vor, die Kammer solle die Beratung sofort beginnen, damit die Vorlage noch vor Ostern angenommen werden könne. Der Abgeordnete Fischer verlangte aber die Vertagung bis heut«. Der katholische Abg. W o e st e machte darauf aufmerksam, daß die Vorlage die deutsche Ausfuhr nach den Niederlanden treiben werde(trotzdem die Durch- fuhr über Antwerpen   strafzollfrei bleibt). potnischer Selbftmorü. Angesichts der schmachvollen Ausschreitungen in Ober- schlesien, die die stärkste Bekräftigung der deutschen   Befürch- tungen und die schlagendste Widerlegung des polnischen Terrorgeschreis sind, wollen wir den Polen  , mit denen wir nicht in dauernder Feindschaft zu leben wünschen, folgendes zur ernsten Erwägung anheimgeben: Die Aktion der Terroristen geht offensichtsich darauf hin- aus, die Deutschen   aus den Grenzbezirken zu vertreiben. Ge- setzt den Fall, es käme dazu, daß diese Bezirke an Polen   fallen wie will man die Gruben und Hütten weiter auf der Höhe erhalten, wenn die qualifizierten Arbeitskräfte verjagt sind? Weiter: die Vertreibung der Deutschen   aus Oberschlesien  muß naturnotwendig dazu führen, daß den Polen   in Rhein- land-Westfalen das Bleiben verleidet wird: denn von allen Revanchegelüsten Menschen sind's und nicht Engel ab- gesehen, wird man doch für die vertriebenen deutschen   Berg- leute aller Grade in dem uns noch verbliebenen Rest-Deutfch- land Platz schaffen müssen. Die Polen   erwarten zuversichtsich die Zuteilung der- jentgen Grenzgebiete, in denen sie die Mehrheit, wenn auch keine allzu große und gewiß nicht auf einwandfreie Weise, er­langt haben. Mag Polen   wohl überlegen, was es tut, nicht nur gegen sich selbst, sondern gegen ganz Europa  , wenn es die sichere Wertverminderung und geradezu die Ruinierung der Ur- und Verarbeitungsindustrie in diesem Gebiet betreibt!
Schiller-Theater:Zettchen Gebert": von Georg Hermann  . Jett- chen Gebert, diese liebevoll intime und ironisch amüsante Schilderung jüdischen Familienlebens in Alt-Berlin das Werk, in dem sich Hermanns eigenarttge Stimmungskunst zum ersten Male offenbarte, brachte es auch in der Bühnenbearbeitung des Kleinen Theaters zu ungewöhnlichem Erfolg. Er war freilich viel weniger den dramatischen Qualitäten, als der Popularität des Romans geschuldet. Indessen, so gering die innere dramatische Bewegung ist, so viel beim Zwang oer szenischen Zusammenrückung von dem Gehalt verloren geht, es bleibt noch eine Fülle von Details, die bei glücklicher schauspielerischer Wiedergabe unterhält, ja hier und da auch eine wärmere Anteil- nähme weckt. In der dekorativ dem SM der Biedermeierzeit fein­sinnig angepaßten Darstellung de» Schiller-Theaters wirkte vor allem oas Iettchen der jungen Ellen Herz. Die frische Erscheinung, die strahlende Miene, das von verhaltenem Frohsinn klingende Organ, alles fügte sich zusammen, den Zauber der Persönlichkeit lebendig zu vergegenwärtigen. Charakteristisch mit einem Einschüsse akademisch gelehrter Steifheit skizzierte Alfred Braun   den Liebhaber und Literaten. Dem Onkel Jason, dem Repräsentanten einer seelen- volleren Welt, gab P a e s ch k e eine Maske, die die Krankheit schärfer als den Zug der inneren Vornehmhett betonte und�sich so vo» des Derfassers Intentionen entfernte. Im Kreis der jüdischen Mkieu- figuren, in dem Herrn Ullrich» ograrisch-pausbäckiger Freiers- mann aus Benschen als Fremdkörper erschien, kam vornehmlich das älteste Ehepaar, durch Arthur Menzel und Margarete R u p r i ch t vertreten, und der toastende Onkel Naphtali   des Herrn Joseph er- götzlich echt heraus. 6t. Leitsähe zur Snnstschulreform. ver Ausschuß, den vor einiger Zeit eine Sonntagsversammlung der Berliner   Künstlerschaft für die Reform des Kunstunterrichte» eingesetzt hatte, hat jetzt sein« Leit- sätze aufgestellt. Es wird gefordert: 1. Di« Unterstellung des ge- samten Kuiistunterrichtsweseus unter ein Ministerium und den Zusammenschluß aller an einem Ort befindlichen Anstalten zu einem einheitlichen Unterrichtssystem: 2. Die künstlerische Ausbildung soll grundsätzlich auf handwerklicher Grundlage erfolgen. Deshalb soll im allgemeinen eine pr  -cktische Lehrlingsausbildung gefordert wer­den: 3. Es muß bei der Ausbildung ein enger Zusammenhang aller künstlerischen Berufszweige erreicht werden unter Führung der Architektur: 4. Das freie Naturstudium ist den Schülern zu ermöglichen. Die Schuttn sollen Meitgehendst Hilfsmittel für diesen Zweck zur Verfügung stellen; 5. Unbedingt zu fordern ist ein Zu- sammenarbeiten der Lehrer und Schüler am gemeinsamen Werk zur Ausführung praktischer Aufgaben.(Arbeitsgemeinschaft.) Die Erreichung dieser Ziele erscheint nur möglich durch die Umwandlung der bisherigen Lernschule mit ihrer einseitigen Wissensbildung in die Arbeitsschule, die intellektuelle, technisch-werktätig« und kunst- lerische Beranlagungen gleichmäßig bewertet und fördert. Für die vussührung von Paul ZeckiSVerbrüderung» sind an beiden Oileivormiltagen noch Karten in der Geschäftsstelle der BolkSbühn«. an den Tietzschen Tdeat« lassen usw. erhältlich. Parsifal   in Ro«. Zum ersten Mal seit dem Kriege wird zu O/lerv in Rom   wieder Parstfal amgejührt und zwar unter Leitung de» deuijcheo LaKellmeisters Brechen