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kmerpolitischen Umschwung erfolgen könnte. Denn sie können zwar daran arbeiten, die Tschechoslowakei   zu einem Freistaat zu verwandeln, der für alle ihre Völker wohnhaft ist, aber sie müssen vor dem Gedanken zurückschrecken, das sie, Minister geworden, als die Unterdrücker ihres eigenen Volkes erscheinen könnten. Sie würden dann alsRe- gierungssoziolisten" ebensoviel nach links verlieren, wie als Verräter an ihrem Volt nach rechts. Von der andern Seite wird den deutschen   Sozialdemo- traten gesagt, daß ein innerpolitischer Umschwung nicht mög- lich ist, solange alle deutschen   Parteien dem tschechoslowakischen Staat gegenüber leere Abstinenz- und Negationspolitik trieben, dag er aber da sei in dem Augenblick, in dem eine deutsche Partei in einer Regierungskoalition mitentscheidenden Einfluß übte und deutsche   Sozialdemokraten als Minister der tschecho- slowakischen Republik mit im Kabinett säßen. Das ist der Fehlerkreis, aus dem ein Ausweg noch nicht gefunden ist. Einstweilen sind die ganzen Zustände widersvruchsvoll und unnatürlich. Man denke sich ein ganzes Volk, das in feinem Innern keine Parteigegensötze dulden kann, wenn es nicht seine nationale Stellung und vielleicht seinen Staat selbst verlieren will. Auf einer solchen Koalitionsgaleere müßte alles geistige Leben, jeder politische Fortschritt ersticken. Tatsächlich aber denn die Rawr der Klasiengegensätze läßt sich nicht unterdrücken herrscht im der alltschechischen Konzentration der bitterste Streit der Parteien. Ihr Auseinanderbrechen ist nur eine Frage der Zeit. Was dann? So fragen sich die deutschen, so fragen sich aber auch die tschechischen Sozialdemokraten. Und die Hoff- nung braucht nicht aufgegeben zu werden, daß für den Augen- blick der Krise eine gemeinsame Antwort gefunden werden kann. Gäbe es eine einheitliche, starke Internationale, der die beiden Parteien angehörten, so wäre das Suchen nach ciner Lösung wenigstens erleichtert. Aber außerhalb der Tschechoslowakei   kümmert man sich wenig darum, wie sich die sozialdemokratischen Parteien jenes Landes gegenseitig befehden und wie sie sich mit ihren eigenen Röten abfinden. Und doch ist die Frage, was aus der tschechoslowakischen Republik wird, dank ihrer geographischen Lage für ganz Europa   von viel arör.erer Bedeutung, als es der Größe und Volkszahl des Landes entspricht, vielleicht von entscheidender! Eine tschechoslowakische Republik  , die in friedlichem Zu- lammenleben ihrer Völker ihre reichen wirtschaftlichen Kräfte voll entwickelt, die ein Freund ihrer Nachbarn ist und mit ihnen in sozialer Beziehung Schritt hält das ist eine Forde- rung an die Zukunft, die im Interesse einer friedlichen, freiheit- lichen Entwickelung ganz Europas   Erfüllung finden muß. chier lieat eine überaus wichtige Aufgabe international sozialistischer Politik.
Der paplerwucher. Maßnahmen der Regierung. Amtlich wird durch MTB. mitgeteilt: Das Erscheinen einzelner Tageszeitungen ist dadurch in Frage gestellt, daß die Druck papierindu st rie ihr obliegende Verpflichtungen zur Papierlieferung nicht rechtzeitig erfüllt. Soweit dies auf Kohlen- und Wagenmangel zurückzuführen ist, werden die erforderlichen Maßnahmen mit allem Nach- chruxck getroffen. Im übrigen liegt die Vermutung nahe, daß wegen der am 1. Januar 1322 bevorstehenden Preis- s r h ö h u n g mit den Lieferungen zurückgehalten /Mrd. Bon einem süddeutschen Freistaat sind bereits Crmitte- lungen über die Richtigkeit dieser Vermutungen im Gange. Weitere Feststellungen dieser Art werden eingeleitet werden. Auch wird eine Einschränkung der Druckpapier- ausfuhr eintreten müssen, wenn nicht in der Belieferung notleidender Zeitungen mit Druckpapier alsbald eine Besse- rung eintritt.
Vollversammlung öes Nekchskohlenrates. Gestern tagte Im Reichswirtschaftsministerium der Reichskohlen. rat. Die Tatbestände des Berichts, der dort gegeben wurde, sind im allgemeinen bekannt. Es wäre aber verfehlt, anzunehmen, daß unsere Kohlenoerhältnisie allein durch die Wiedergutmachungs- lieferungen bestimmt würden. Neben dem Verlust wichtiger Teile Oberschlesiens   ist es die Preisfrage und die falsche Behandlung der Arbeiterangelegenheiten, die die Haupthindernisie auf dem Wege zur Gesundung der Kohlenwirtschaft darstellen. Es kam im Verlauf der Verhandlungen zu scharfen Auseinander- fetzungen zwischen Reichsverkehrs- und Reichswirtschaftsministerium, weil jenes mit Ausnahme der Ententekohle olle Kohle für die Reichs- eifenbahn beschlagnahmt hat. Verbandsdirektor Genosse Hufemann wendet sich entschieden gegen die Behauptung, daß die Bergarbeiter an der Kohlennot schuld sind. Derartig unberechtigte Behauptungen würden nur die vom Reichsarbeitsministerium angebahnten Verhandlungen wegen der Ableistung von Ueberschichten erschweren. Man könne aber von den Bergarbeitern nicht verlangen, daß sie Ueberstunden ohne bestimmte Zusagen oder Aequioalente leisten. Auch dürften die Ueberstunden nicht nach den gewöhnlichen Sätzen bezahlt werden. Aber nicht nur die Bergarbeiter und die Eis-nbahner müßten mehr leisten, sondern auch andere Kreise, insbesondere die Landwirte. Stinnes ritt eine Attacke gegen die Eisenbahn, das Reichswirt- schaftsministcrium, die Kohlenzwangswirtschaft, zu geringe Kohlen- preise und für Weltmarktkohlenpreise. Man kennt allgemach diese Melodie. Einstimmig wurde eine Entschließung angenommen, in der der Reichskohlenrat eine 33 v. H. überschreitende Kohlen- st euer als eine für das deutsche Wirtschaftsleben zurzeit unerträg- liche Belastung erklärt und entschieden Widerspruch erhebt gegen die beabsichtigte Ausschaltung der maßgebenden Mitwirkung des Reichs- kohlenrates bei der künftigen Durchführung des Kohlenstcuergefetzes.
Geldentwertung und Ginkommensteuer. Die furchtbare Geldentwertung, die wir in den letzten Monaten erlebt haben, macht die Steuersätze des Einkommensteuergesetzes für die kleinen Lohn- und Gehaltseinkommen zur Unerträglichkeit. Ob- gleich die Lohn- und Gehaltserhöhungen der Geldentwertung bei weitem nicht entsprechen, bewirken sie doch in vielen Fällen ein Auf- steigen in höhere Stufen des Einkommensteuertarifs. Die Folge ist, daß die über 24 333 M. hinausgehenden Einkvmmensteile mit 23 statt mit 13 Proz. die über 33 333 M. hinausgehenden mit 25 Proz. besteuert werden usw. Aus den Kreisen unserer Reichstags- f r a k t i o n ist daher schon vor geraumer Zeit die Anpassung des Ein- kommensteuertarifs an die Geldentwertung verlangt worden. Das Finanzministerium machte jedoch keine Vorlage. Dagegen brachten dieser Tage das Zentrum und die Bayerische Volkspartei   einen Im- tiatiogesetzentwurf ein. dem aber unsere Vertreter im Steueraus- schuß die Unterschrift verweigerten, weil er die hohen und höchsten Einkommenstufen viel mehr zu entlasten geeignet ist als die unteren. Der Entwurf ist in der gestrigen Reichstagssitzung an den Steuer- ausschuß oerwiesen. Aber schon in der Vormittagssttzung des Steuerausschusses beantragte Genosie Keil, die Körper- schaftssteuern zurückzustellen und in die Beratung des neuen Ent- wurfs sofort einzutreten. Zur Begründung wurde angeführt, das Abänderungsgesetz müsse noch vor Weihnachten   verabschiedet werden und in Rücksicht aus das Verfahren bei der Lohnsteuer am 1. Januar 1922 in Kraft treten. Nach longer Geschäftsordnungs- debalte. in deren Verlaus die Abg. Fischer(Dem.), H« l s f« r i ch (Dnat.) und Becker(D. Vpt.) zu verstehen gaben, daß ihnen alles an der Entlastung der großen Einkommen liege, wurde der An- trag angenommen. In der sachlichen Debatte über die neue Vor- läge vertrat Genosse Keil sodann den Standpunkt, daß die Herauf- setzung der Grenze, bis zu welcher der Steuersatz von 13 Proz. gilt, aus sozialen und vcrwaltungstechnischen Gründen dringend geboten sei. Auch in den mittleren Einkommenstufen sei eine Milderung des Tarifs gerechtfertigt. Bei den großen Einkommen könne die So- zialdemotratie aber den Dorschlag des Entwurfs, den Satz von 63 Proz. erst bei 3 Millionen, statt bei 433 333 M. beginnen zu lasten,
Gin steiniger Weg.'> Ein Frauenbuch liegt vor mir, das ich dem Inhalt nach schon länger kenne, well ich es entstehen sah und seinen Werdegang ver- folgen konnte. Es ist keine Ueberraschung für mich, aber ich empfinde bei seinem Anblick eine große Freude, weil es das geworden ist, was ich erwartet habe und weil ich weiß, daß viele Frauen, daß alle Genossinnen sich darüber freuen werden. Klar und schlicht er- zählt Ottilie Baader   aus ihrem Leben und aus ihrem Werden als Sozialistin. Aber es ergeht uns beim Lesen merkwürdig, sehr bald tritt die Erzählerin scheinbar ganz zurück. Sie erzählt ein Stück Geschichte der proletarischen Frauenbewegung. Sie läßt die Jüngeren, die diese Zeit noch nicht erlebten und die, die in der späteren Zeit noch abseits gestanden haben, hineinsehen in das Kämpfen und Ar- beiten einer Zeitepoche, die noch gar nichs so lange hinter uns liegt, die aber fast vergesten ist. Wenn Otttlie Baader erzählt, wie sie, fast noch ein Kind, in der Nacht seine Manschetten mit der Hand gesteppt hat, das Paar für einen Groschen, nachdem sie schon tagsüber zwölf Stunden gearbeitet hatte, dann steigt der Jammer einer ganzen Generation vor uns auf. Sie schildert weiter, wie sich die Näh- Maschine ihren Platz erobert hat und wie die Arbeiterinnen doch eigentlich keinen Vorteil davon hatten. Di« Löhne waren erbärmlich. Während des Deutsch  -Fronzösischen Krieges erlebte sie ihren ersten Lohnkampf, von dessen Erfolg die Arbeiterinnen selbst überrascht waren. AlsBesitzerin einer eigenen Nähmaschine" hat O. B. dann auch das Elend der Heimarbeit kennen gelernt. Hören wie sie selbst: Von morgens um 6 bis nachts um 12 mit einer Stunde Mittagspause wurde in einer Tourgetrampelt". Um 4 Uhr aber wurde aufgestanden, die Wohnung in Ordnung gebracht und dos Esten vorbereitet..... Ergreifend bei aller Schlichtheit sagt sie: ..... und die Jahre vergingen, ohne daß man wußte, daß man jung war und ohne daß einem das hieben etwas gegeben hätte...... Man sieht das Suchen nach ein wenig Lebensfreude und-Inhalt, wie nur ernsthafte Menschen danach suchen können, nach geistigem Leben und nach einer Verwendung der Kräfte über den nackten Existenzkampf hinaus, aber letzten Endes doch aus diesem geboren. Es ist das Streben nach der Verbesserung der Lebensbedingunaen über das eigene Ich hinweg, gemeinsam mit den andern. Aber deutlich und klar sieht man dabei, daß mit diesen gemeinsamen Kämpfen für eine ganze Schicht ein inneres Wachstum verbunden Ist, das auch inneren Reichtum gibt. Wir sehen mit den Augen einer Frau das Sozialistengesetz wieder einmal vor uns auf- steigen, und sehen die Ansänge einer bewußten sozialistischen   Frauen- bewegung, gehemmt und In der Entfaltung gehindert durch ver- vltete Vereinsgesetze und Polizeischikane. Und so manche der Frauen stehen vor uns auf, die schon vor Ottilie Baader   und später mit ihr
*) Ein st einiger Weg, Lebenserinnerungen von Ottilie N a a d e r. Vorwärtsverlag.(Preis geb. für Einzelexemplare 16 M., durch die Parteiorganisationen bezogen bei 13 Exempsgren je 12 M., bei 25 Exemplaren je 13 M. Bestellungen nimmt auch entgegen Frau Marie Iuchacz, Berlin   EW. 68. Lindenstt. 3.)
I zusammen Pionierarbeit für den Sozialismus geleistet haben: sie nennt sie mit Namen. Die meisten sind tot. andere stehen nach der ' Spaltung im anderen Lager, einige stehen noch in unseren Reihen in der Kleinarbeit:Aber, wenn auch die Namen vergesten sind, ihre Taten leben, und der gute kräftige Same, den sie säten, der ging auf und trug Früchte." Alle haben sie ihr bescheiden Teil beigetragen im Emänzipationskampf der Arbeiterinnen, haben persönliche Opser oebracht, haben aber auch die Befriedigung kennen gelernt, die allein schon in dem Erfassen einer großen Idee liegt; sie sind von anderen, die nach ihnen kamen, abgelöst worden. Darin liegt der große Wert des Buches: Wir, die wir Zukunft gestalten wollen, brauchen diesen Blick in die Bergangenheit, well wir vieles aus ihr lernen können. Es ist ein wertvolles, köstliches Geschenk, das uns die 74jährige Genossin, die die Führerin der sozialdemokratischen Frauenbewegung bis zum Jahre 1938, bis eigene Bescheidenheit sie zurücktreten ließ, gewesen Ist, hier gibt. Wer von uns wünscht sich nicht neben den nützlichen, heute oft so bitter entbehrten Gegenständen des Tagesbedarfs auch etwas Schönes aus den Weihnachtstisch? Hier haben wir ein Buch, das ganz sicher jedem Mädchen, jeder Frau eine willkommene Wcihnachts- gäbe sein wird._ Mari» Iuchacz. Ein ZNuflkfNm. Das Bestreben, das erlahmende Interesse des Kinopublikums durch neue Sensationen anzuregen, hat dos New Porter Kopttol-Thcater, das größte Kinotheater der amerikanischen  Metropole, aus den Weg der Jllustrierung des Toninhalts eines Musikstücks durch farbige Beleuchtung geführt, ein Weg, der, wenn er sich auch kaum als gangbar erweist, doch gewiß den Reiz der Neuheit für sich hat. Zu dem Experiment wurde Tschaikowskys oft gespielte Konzertouverture1812" gewählt. Wie sich die be- kannte Komposition in der neuen Beleuchtung dem Publikum präsentierte, erhellt aus dem nachstehenden Bericht:Bei der lang« (amen Einleitung, die von Geigen und Cello in feierlicher Har- monie ausgeführt wird, hüllt sich die Bühne in«in weiches Licht- gewand, in dessen Farben das Blau vorherrscht. Dann malt die Musik die schrittweise Annäherung ver angreifenden französischen  Armee: während man von sern her den dumpfen Klang der Trom- mein hört, erklingen die ersten Takte derMarseillaise  " in den Trompeten. Beim ersten Trommelschlag flammen rötliche Licht- strahlen auf der Bühne auf. die über die Rampe in den Zu- schauerroum vordringen und die Logenhrüstungen in rote Beleuch- tung tauchen. Je näher und lauter die kriegerischen Klänge er- schallen, desto Heller und stärker schwellen die Farbtöne des roten Lichts an. Wenn dann der volltönende Klang derMarseillaise  " den Sieg der Franzosen   verkündet, schwillt im Einklang mit den Orchcstcrinsttumenten die Flut des roten Lichts immer höher an. bis schließlich das ganze Haus in eine rote Wolke gehüllt ist. Wenn dann die russische   Nationalhymne in den Baßinstrumenten des Orchesters ertönt und in möchtigem Cressendo ansteigt, wenn die Glocken Moskaus   mit lauter Stimme verkünden, daß der Sieg er- rungen ist, gehen die roten Farbtöne in ein glänzendes Bernstein  - gelb über, das bis zum Schluß des Musikstücks immer leuchtender wird, bis am Schluß ein Strom goldenen Lichts, das aus allen Rich- tungen hereindringt, dos ganze Haus überflutet."
nicht mitmachen. Das würden die bretten   Bolksmosten, denen man gleichzeitig die erhöhte Kohlen st euer, die Umsatzsteuer und andere Verbrauchssteuern aufbürdet, nicht verstehen und nicht verttagen. Geboten sei ferner eine Erhöhung der Freigrenzen für die Ehefrau, die Kinder und für die Werbungskosten. Soldmann und Dr. Hertz(USP.) sprachen in gleichem Sinne. Herold(Ztt.) erklärte, daß seine Fraktion von ihrem Antrage nicht abweichen könne. Die Beratung wird heute sortgesetzt, ein neuer Antrag unserer Frak- tion wurde in Aussicht gestellt. Neue Hahnen üer Kulturpolitik. Ein erlebtes Buch ist aus dem Kopf und Herzen des früheren preußischen.Kultusministers" Haenisch geflossen. Man sieht überall einen wirklichen Kulturmenschen mit der zurückgebliebenen Unkultur des wilhelminischen Zeitalters ringen. Haenisch findet ein zugrunde gewirtschaftetes, erschöpftes Land und ein verarmtes, geistig und moralisch schwer erkranktes Volt vor, als er, von dem festen Glauben an Deutschlands   großer Kulturmission erfüllt, der Volksbildung, Kunst und Wissenschaft neue Wege weisen will. Was Haenisch in den furcht- baren Jahren des Zusammenbruchs und der spartakistischen Unruhen erlebt hat, saßt er in diesen bildkräftigen Worten zusammen:Noch heute habe ich in der Erinnerung an diese Jahre manchmal die Empfindung jenes Reiters, der über den Bodensee   ritt...* Unverdrossen beginnt Haenisch seine Tätigkeit: er führt einen erfolgreichen Kamps für eine wenigstens einigermaßen würdige Lehrerbesoldung, er befreit den Landlehrer aus der sozialen Ab- hängigkeit von dem Dorsgewaltigen, er sucht den Lehrer aus der Sphäre der bisherigenAbseits- oder Unterbildung" emporzuheben und ihm die Pforten der Hochschule zu öfsnen, er baut die örlliche Schulverwaltung neu aus, die den Lehrern und Eltern, den Eltern- beiräten eine wesentlich erweiterte Mitwirkung einräumt. Er be- seitigt die geistliche Schulaufsicht. Der körperlichen Ausbildung der Schuljugend widmet Haenisch seine besondere Aufmerksamkeit: er bekämpft die Unsitte der körperlichen Züchtigung in seinem Erlaß vom 24. April 1919. er trägt den Geist der Völkerversöhnung durch einen besonderen Erlaß in die Schule hinein, legt ein« resormierende Hand an den Geschichtsunterricht und sucht die Volkshochschule  (siehe seine Volkshochschulerlasse) zur Weckerin einer neuen geistigen Bil> dung im Volke zu erheben. Die Schule soll noch ihm zu einer Ge- meinschafts- und Arbeitsschule werden. Der neue.Kultusminister" tritt in enge Fühlung mit den Lehrer-, Studenten- und Schüler- kreisen, schafft ein neues Studentenrecht, gründet mit Lüdemann die Akademie der Arbeit" und führt Gcwcrkschaftskurse zur Schulung der Gewerkschaftsfunktionäre ein. Die Hochschule für Musik ersteh: neu, und neue Männer werden an die Leitung der Bühnen, der Museen und Kunstakademien berufen. Jeder Volksgenosse, der in der Frage des deutschen   Wiederauf. stiegs nicht zuletzt eine Erziehungsfrage sieht, wird aus dem Werk KonradHoenischs: Neue Bahnen derKulturpolitsk (Verlag H. W. Dietz Nachfolger, Stuttgart  , und Buchhandlung Vor- wärts, Berlin  ) stärkste Anregungen erhalten.
Das Kammergut gehört öem Volk! Braunschweig  , 14. Dezember.  (WTV) Bei der Beratung deS VerfassungSelitwurfeS stimmte dieMebiheil der Lande»veriammliing einer Elttärung des StaotSministeriumS z». daß da« ge- iamie Kammergut nicht Eigentum de« vormaligen Herzog- Hauses ist, sondein dem Sraote gehört. Ein demokratischer Antrag, mir Rücksicht auf den vom Herzog angestrengten Proz>ß aus HeiauSgabe des Kammergutes diesen Grundsatz riichl l» der Versassung zu verankern, wurde abgelehnt und in Arrikek 11 ausgeiprochcn, daß alles Staatsgut einschließlich deS KamrnergutcS Eigentum der Geiamiheit deS Volkes ist. Kapps Dekennlnlsie. Der«in« der beiden Briefe Kopps an Schiele, die im Jagow-Prozeß verlesen wurden und hinler die Kulisien d«r reaktionären Verschwörung leuchten, wird jetzt durch die PPN. im Wortlaut veröffentlicht. Der Inhalt ist zum größten Teil bekannt. Ein Eingehen auf die entscheidenden Stellen behalten mir uns zu gelegener Zeit vor. Lösung der gopsrage. Einer Washingtoner Meldung zufolge ist die U a p st r e i t f r a g e gestern durch Unterzeichnung eines Verlrage» zwischen den Bereinigten Staaten und Japau geregelt worden. Nach einer Waihingtoner Meldung ist Japan   bereit, die javanischen Pojlbureau« in Chtua vom 1. Januar 1923 aufzuheben.
. Die ersten Drucke des Dolkskunstverlags. Die vier großen Ge- wcrkschaften der graphischen Jndustri« haben vor einiger Zeit einen »B o l k s k u n st v e r l a g" unter dem Namen.Dos Bild" ge- gründet, der das Genosienschastsprinzip der Dolksbühnen auf die bildende Kunst überträgt. Zweck dieser Genossenschaft istfatzungs- gemäß:die Herausgabe und der Vertrieb orlginatgetreuer Wieder- gaben von Werken bildender und angewandter Kunst der Der. gangenheit und Gegenwart. Durch Ausschaltung jedes Kapitalzc- winns soll es auch den minderbemittelten Volksschichten ermöglicht werden, sich mit den Werken alter und neuer Meister vertraut zu machen. Die ersten drei Drucke dieser Genossenschaft liegen nunmehr vor:Das Balkonzimmer  " von Ai-olf Menzel, Der Kohlenkarren" von Richard Schulz undIdeale' Landschaft"- ebenfalls von Richard Schulz. Die Genossen- fchast hat das modernste Vervielsältigungsverfahren angewandt. das bisher eigentlich nur durch die hervorragenden Drucke der Margcsgesellschaft" der Oefsentlichkeit bekannt geworden st, und es erscheint der Ausdruckoriginalgetreue Wiedergabe" in der Tat nicht übertrieben. Nicht nur alle Farben und Zwischentöne des Originals, sondern auch die Pinselführung und die Unebenheiten der Oberfläche werden genau wiedergegeben. Trotzdem ist der Preis der originolgroßcn Bilder verhältnismäßig niedrig, er bettägt 45 M. für das gebundene, 135 bis 115 M. für das gerahmt« B-mt. hygicneinstilut der Harvard  -Univerfltät. Durch eine Gabe der Rockefeller-Stistung von 1785 333 Dollar wird die Harvord-Uni- versität ein Hygieneinstitut erhalten, das mit allen neuzeitlichen Einrichtungen ausgestattet ist. Mit dieser Summe, die noch um weitere 533 333 Dollar erhöht werden kann, soll nicht nur ein pasien- des Haus für das Institut gebaut werden, sondern man will auch die wissenschaftliche Forschung und den Unterricht fördert,>'dem neu» Fächer, wie Immunologie, medizinische Zoo­logie, physiologische Hygiene und ander« dem Lehr- plan eingefügt werden. Wie in derDeutschen Medizinischen Wochenschrift" mitgeteilt wird, gibt es jetzt zehn solcher hyg>«ni,chen Schulen in den Bereinigten Staaten, die nicht nur von Aerzten. sondern auch von Ingenieuren» Ehemikern, Biologen usw. stark besucht werden. vor Abgrund von Paris  . Es vergeht kein Tag. an dem nicht in den Pariser Blättern über das Verschwinden von Frauen und Mädchen berichtet wird. Eine polizeiliche Statistik, die soeben veröffentlicht wird, zeigt, daß der Abgrund von Paris   täglich wenigstens 3 3 Mädch«n und Kin- der verschlingt und daß von diesen höchstens zwei Drittel wieder- gefunden werden._ Die Freie Sezession träh te in ihrer KeneralverlaMmIimg N a x Pech stein zum Vorsitzenden. Den Gelamivorftand b> den ferner die Maler Erich Heckel, Ulrich Hitbner, Rudolf llevy und Karl Waller, sowe die Bildha.er Hermann Haller und Richard Scheibe  . WeschästSsührer bleibt zerdinand Möller. Ztifinnge» deutscher Verleger für die Berlluer Kunstgewerbe- bibltothrk. Die Ausstellung.Buch und Bild» im Kunstgewerbemuseum zu Berlin   hat daS gute gebabt. daß aus ibr eine große Anzahl deuifcher Verleger idre Werte tstr die Biblioihek des Auiistgeweibemickeums gestisiet haben, im Hinblick aus die vielen Anregungen, die das deuilche Buchgeweich« der Kunstgewerbcblbüothet seit langer Zeit zu oudanteu hat.