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Bsrekeiidung des Proletariat» auch nicht verhindern Kinnen, und es ist eine sehr ernste, hier allerdings nicht zu erörternde Frage, ob lohnpolitischz Maßnahmen für sich überhaupt diese Verelendung bindern   oder auch nur aufhalten können. Zu den schwerwiegendsten von Gewerkschastsseite gegen die gleitende Ekala erhobenen Einwänden gehört die Be- fiirchtung, daß die Arbeiterschaft sich, und zwar mit Recht, gegen einen automatischen Lohnabbau bei sinkenden Preisen sträuben würde. Tatsächlich ist auch in Flensburg  , wo man einen Versuch mit gleitenden Löhnen gemacht hat, das betreffende Abkommen seitens der Arbeiterschaft in dem Augenblick gekündigt worden, als der Lohnabbau einsetzen sollte. Es ist in der Tat auch unbillig, den Aroeitern zuzu- muten, daß sie mit ihrem Einkommen dem Sinken der Preiskurve sofort folgen sollen, während sie ihrem Steigen doch bis heute in weitem und immer wachsendem Abstand gefolgt sind. Diesem berechtigten Strebs der Arbeitnehmer kann man aber Rechnung trogen, ohne den Gedanken der gleitenden Löhne aufzugeben. Einen Vorschlag in dieser Richtung hat meines Wissens zuerst der Reichsgerichtsrat Zeiler imReichsarbeitsblatt" gemacht, der sich um die wissenschaftliche Klärung uifteres Problems überhaupt große Verdienste erworben hat. Zeiler schlägt vor, daß bei einem Sinken der Indexziffern der Lohn nicht sofort, sondern erst nach 6 Monaten folgen soll. Tritt inzwischen wieder ein« Teuerung ein, so soll nur die durchschnittliche Preissenkung bei der Lohnfestsetzung berücksichtigt werden. Auf die will- kiirlich gewählt« Zeitspanne von 6 Monaten kommt es dabei nicht so an wie aus das Prinzip dieses' Vorschlags, der mir sehr beachtenswert erscheint und der geeignet ist, einen wesentlichen Einwand gegen den gleitend«, Lohn zu ent- kräften. Es ist allerdings die Frage, ob die Arbeitgeber darauf eingehen werden. Aber damit steht es wieder prinzipiell nicht anders als bei dem heutigen Zustand. Glaubt eine Gruppe von Arbeitern heute die Macht zu haben, einen Lohnabbau trotz sinkender' Preise zu verhindern, so hat sie auch die Macht, eine entsprechende Bestimmung in den Vertrag über den gleitenden Lohn hineinzubringen. Wichtig ist auch die Frage der Inder zifsern. Daß jede der bisher erxiftierenden ihre großen Mängel hat, ist allgemein zugegeben. Deswegen braucht man aber nicht an der Möglichkeit zu verzweifeln, eine befriedigende Index- ziffer zu berechnen. Freilich darf man die Ansprüche an eine solche Indexziffer auch nicht zu hoch spannen. Zunächst ein- .mal kann es nicht der Zweck solcher Ziffern sein, den a b s o- tuten Betrag der Lebenshaltungskosten in irgendeinem Sinne seftzuftellen, sondern immer nur die zeitlichen und ort- lichen Äenderungen. Ferner kann selbstverständlich die Index- Ziffer nicht den individuellen Verschiedenheiten des Ver- brauchs Rechnung tragen, da es sich ja um D u r ch s ch n i ts s- zifsern handelt. Für Berufsgruppen mit besonders ge- lagertem Verbrauch, der von dem Durchschnitt wesentlich ab- weicht, könnten ja mit der Zeit Sanderindexziffern berechnet werden. Aus alle Fälle bilden aber nach wissenschaftlicher Methode berechnete Indexziffern eine brauchbarere Grund- läge für Lohnfestsetzungen als gefühlsmäßige Sickfätzungen. Dafür spricht auch, daß schon heute bei Lohnverhandlungen in steigendem Maße die vorhandenen Ziffern als Unterlage benutzt werden. Daß der Kampf der Arbeiterschaft um einen möglichst großen Anteil am Gesamtprodukt der Volkswirtschaft durch die Einführung der gleitenden Lohnskala nicht beendet«erden kann und soll, habe ich schon angedeutet. Die Befürchtung Lindows aber, daß durch die Einrichtung dergeistig regsame Werteschasfer" zu einemseelenlosen Heloten" werden würde, ist eine phantastische Uebertreibung, die sich aus der Feder eines Arbeiterführers recht merkwürdig ausnimmt. Sollte er wirklich meinen, daß allein die aus der kapitalistischen   Wirt- schaftsordnuntz erwachsende Existenzunsicherheit denWerte- schaffer" geistig regsam erhält, indem sie ihm einen ununter- brochenen Kampf um die nackte Existenz aufzwingt? Zum Schluß möchte ich aber davor warnen, übertriebene Hoffnungen an die gleitende Lohnskala zu knüpfen. Sie kann
Augenblicklich lebt fich's amüsant. Von Karl E r n st. Di«(Eisenbahndirektion hat mitten in dieser erregten Zeit aus der Berliner   Stadt- und Rinqbahn eine liebenswürdige Neuerung eingeführt, offenbar um uns für die Erhöhung der Tarife zu ent- schädigen. Die Züge fahren jetzt in traulich-heimifchem Dunkel durch die abendliche Gegend. Beleuchtung haben nur wenige Wagen. Aber niemand ist verpflichtet, da einzusteigen. In Scharen strömen die Liebespärchen an die Schalter und erkaufen sich für sechs Mark die Berechtigung, im mollig durchwärmten Raum mit dem k)ttzaller- liebsten Stunden der Wonne zu verleben, immer rund um Berlin  . .tioffentlich kommt kein Brunner und verpolkt den Leutfchen das Vergnügen. Wohin sollen sie sich eigentlich flüchten? Der Tier- garten und die andern Parks stehen voll verwaister Bänke. So brennend ist kein« Liebesglut, daß auf ihnen die winterliche Kälte vergessen werden könnte. In der Hochbahn kann man ja dank der Fülle alle möglichen Menschen ungestraft an sich drücken, aber selten einen, den man gern an sich drücken möchte. Außerdem ist es pein- lich, wenn im entscheidenden Moment mit indiskretem Geklirr eine Scheibe in Scherben geht. Beim Streit sind in sechs Tagen über NX) Scheiben verbogen worden, was klug« Leute zu der Mutmaßung »eranlaßt, die Glaser hätten den Streik geschürt. Ein zweites freudiges Ereignis für die Berliner   ist das Ein- treffen mehrerer Waggons Kartoffeln. Diese seltenen Frücht  « tosten, weil sie größtenteils erfroren sind, nur drei Mark das Pfund. Es gibt einen Verband deutscher   Kartofselinteressenten. Wenn alles mit rechten Dingen zuginge, müßte das der größte Verband sein, der in Deutschland   überhaupt existiert. Denn wer interessiert- sich heute nicht für Kartoffeln? Dieser Verband verbreitete vor einigen Tagen eine Erklärung, nach der an dem Kartoffelmangel nur die über- triebene Anwendung der Preistreiberei- und Wuchervorschristen schuld sei. Wie übertrieben die Behörden gehandelt hab«n, geht ohne weiteres aus dem augenblicklichen Preis hervor Der Verband hat ober vergessen, darauf hinzuweisen, daß augenblicklich das Publikum selbst den Mangel an Kortoffeln, veronlabt. Luxusspeisen, wie Kar- tofleln, gehören nicht auf den täglichen Mittagstisch eines sparsamen Volkes. Wenn übrigens die Industrie auk den Gedanken kommt, Kartoffeln in Konservenbüchsen auf den Markt zu bringen, wird alle Rot ein Ende haben. Natürlich darf ihr nicht die Regierung mit kleinlichen Wuchervorschristen in die Quere kommen. Der gewissenhafte Chronist muß ollerdinas feststellen, daß es sich auch in anderen Ländern ganz amüsant lebt. Herr Poincare  bat kn der Pariser   Kammer darüber Aufklärung verschafft, was die Franzosen alles für Interessen haben. Er sagte, einige französische  Soldaten hätten, die Lage gerettet und Frankreich   in Oberschlesien  geschützt, und das Vaterland schulde ihnen dafür ewige Dankbarkeit. Wir werden es durchaus bearsiflich finden, wenn Herr Poincare eines Tages die französischen   Interessen in Verlln-Äaulsdorf entdecken und zu ihrer Wahrung Sanktionen ankündigen sollt«. Die Kammer freut sich sedesmal so herzlich, wenn das stolze WortSoaktlonen" fällt. Was sind doch die Franzosen für liebenswürdige Menschen. Da augenblicklich Ver- oder Mißtrauensvota Mode sind, versicherten
zwar, richtig gehandhabt, für die Arbeiterschaft ein Mittel sein, sich den Kanzpf um den gebührenden Anteil am Sozialprodukt zu erleichtern, aber sie kann weder die gegenwärtige Krisis der deutschen   Wirtschaft heilen noch erst recht die Sozia- lisierung des Wirtschaftslebens überflüssig machen.
Genoffsnschasten unö Umsatzsteuer. In konsumgenofsenschastlichen Kreisen herrscht starke Miß- stimmung darüber, daß es bei dem vorläufigen Abschluß des Steuerkompromiffes nicht gelungen ist, eine besondere Behand­lung der Konsumvereine durchzusetzen. DieKonsumgenossen- fchaftliche Rundschau" läuft in jeder ihrer Nummern Sturm gegen die zweiprozentige Ums atz st euer, die un- verkürzt, auch den Konsumgenossenschaften auferlegt werden soll. Sie tut damit freilich nichts anderes, als es die Organ- aller Iniereffenvereinigungen tun, die von neuen Steuern betroffen werden, aber sie tut es mit weitaus besseren Gründen. Denn die Tatsache, daß die Konsumvereine keine Geschäfte sind, sondern soziale, ohne Gewinn arbeitende Organisationen der Warenverteilung, wurde eine besondere Behandlung der Konsumvereine durchaus rechtfertigen. Auch der Einwand läßt sich nicht von der Hand weisen, daß sowohl die kapitalistischen   Großbetriebe wie die mittelständlerifchen Zwergbetriebe zum Zweck der Erleichterung der Umsatzsteuer Wege gehen, die eine Genossenschaft nicht gehen kann, daß also auf solche Weise jene Form der Distribution, die am meisten pflegliche Behandlung verdient, tatsächlich schwerer belastet wird als all» anderen. Es ist durchaus begreiflich, daß die Konsumgenoffenschaften auf den ihnen am nächsten stehenden Teil der Koalition, auf die Sozialdemokratie drücken, um womöglich noch eine Aenderung herbeizuführen. Wenn aber dann Organs der Unab.hängigen kommen, wie z. B. dieFreiheit", um denRechtssoziolisten" daraus, daß sie den Wünschen der Konsumgenossenschaften nicht gerecht werden konnten, einen Strick zu drehen, so muß das mit aller Entschiedenheit zurück- gewiesen werden. Ein Steuerkompromiß, das unter dem Druck auswärtiger Bcrvflichtungen durch Vereinbarungen mit den bürgerlichen Parteien zustande kommt, wird stets weit davon entfernt bleiben, idealen Ansprüchen zu entsprechen. Er wir� desto unbefriedigende? ausfallen, je weniger Stimmen die Sozialdemokratische Partei   in die Wagschale zu werfen hat und und je größer jener Teil der Arbeitervertreter ist, der sich nur aufdasKritisieren verlegt, aber anderpositiven Steuerarbcit nicht teilnimmt. Es ist sehr leicht, sich durch Ablebnung aller mißliebigen Steuern beliebt zu machen und den Stab über jene Parteien zu brechen, die Zu handeln gezwungen sind, um den Wagen der Reichssinanzen auf seiner rasenden Fahrt in den Abgrund aufzuhalten. Darum glauben wir nicht, daß die Genossenschaften mit ihrem starken Wirklich- keitssinn geneigt sein werden, ans Aergsr über die Umsatz- steuer einer Partei zuzulaufen, die durch ihre politische Ge- samteinstellung tzrst Fehler herbeiführt, um nachher gegen sie zu protestieren._
Erfolglose Erfullungspolktik? Der Deutsche   Zemenlbund, einer der rücksichtslosesten Verbände zur Aufrechterhaltung hoher Baustofspreise, be- geisterte sich auf seiner gestrigen Tagung an Vorträgen des deutschnationalen Abg. Dr. Reichert über:S a ch- leistungen aus dem Friedensvertrage" und des Führers der Deutschen Volkspartei  , Dr. Stresemann, über:W eltwirtschaftliche Fragen". Während der erstere außer den bekannten abgeschmackten Agitations- Wendungen der Dsutfchmonarchisten, die ja unter allen Um- ständen den Franzosen einen Vorwand zur Besetzung des Ruhrgebietes liefern wollen, nichts zu sagen hatte, widerlegte Stresemann   wenigstens sich selber. Er prophezeite, daß die Verabredung von Tannes an der Weltwirtschaft nichts ändern
sie ihn einmütiq mit 803 Stimmen ihres Vertrauens, ohne daß er es v-rlongt hätte: stolz blickt er nun auf sein« Kollegen in Deutsch  . land und Imlien, die es nicht so'weit gebracht haben. Wenn die Möglicbkeit vorläge, würden die erwachenden Ungarn   dem Duda- pester Polizeipräsidenten auch ein Vertrauensvotum darbringen. Der Mann hat den Erzbergcr-Mördern falsche Pässe ausgestellt, was be- kannilich zu den Obliegenheiten eines Polizeipräsidenten gehört. In- dem er den deutschen   Detektiven die Fahndung nach Schulz und Tillessen   nach Möglichkeit erschwerte, hat er seine Fähigkeiten in der Behandlung von Meuchelmördern ins rechte Licht gerückt. Die er- wachenden Unaarn aber geben«in schönes Beispiel dafür ob, daß man nicht nur jahrelang schlafen, sondern sogar Jahrhunderte zum Erwachen brauchen kann. Wenn sie ganz wach sind, werden sie sich wundern, daß das Mittelalter schon wieder mal ein halbe» Jahr- tausend vorbei, leider vorbei ist. Wir hören, den Herren Schulz und Tillcssen geht es recht gut: sie haben Geld in Hülle und Füll« und scharf geladene Waffen. In Berlin   soll die Straßenreinigung eingeschränkt werden. Wie notwendig das ist, sehen wir gerade in diesen. Tagen. Wenn wir so durch die Straßen latschen, spritzt uns der Dreck um die Ohren. Wir in den Zeitereignissen umherblickt, sieht darin ein lustig zustimmendes Svmbol und stampft feste in die dicken Pfützen. Es ist«ine Lust, zu leben.
Schalkpin über die Petersburzee Oper. Der große russisch  « Sänger Schalmvin, der eine sehr erfolgreich« Gastloielreise durch Amerika   vollendet hat, erzählte aus seiner Rückreise in London  allerlei Interessantes über die Petersourger Kimstoerhältniss«. Cr ist Direktor der Petersburger Oper und teilte über die Entwicklung dieses Institutes folgendes mit:Wir sind nicht imstande gewesen, unserem Repertoire irgendein neues Werk einzuverleiben, aber wir haben es doch durchgesetzt, die Oper aus der Höhe zu erhalten, die sie während der Zarenherrschaft besaß. Unsere Kul'ssen und Regiii- siten sind Immer schlechter aewarden und zum aroßen Teil unbrouch- bar. Wir leiden außerordentlich unter dem Mangel an Schmink  -e. Perücken, Kostümen ulw. Aber so viel auch die äußere Ausstnttun» ZU wünschen übrig läßt, so sind doch künst'erisch die Vorstellungen der russischen Oper allem überlegen, was ich gesth-n hob«, feit ich Rußland   verließ. Die Sänaer und Sänaerinnen baben sich mit voll- ständiger Hingebung ihrer Ausgabe gewidmet, und infolgedessen hat selbst dgs Erdbeben der Reoelution die russ'sche Dühnenkunst nicht vernichten können. Die geg-nwärtiae russische   Regierung hat durch die Vermitssimg von Lunatsämrski ibr möglichstes aetan.»m uns zu helfen. Aber trotzdem sind die Künstler den furchtbarsten End behninaen Man stell« si» vor. daß Schcrnffreker in i�r-n gewöhnlicben Kleidern austreten müssen, daß Mustker keine Instru- ment« haben, daß der Geigenspieler keine Saiten ch-hr für seine Violine bekommt, der Sän-er kein Papier, um sich Roten austu- ichreiben. Man denke, daß in Tbeatern gespielt wird, wo die Temperatur 2 Grad unter Rull ist. Trotzdem haben die armen Sän. ger und Tänzerinnen sich n'« acwriaert. auszutreten. Die Künstler erhalten ein« Gage von 100 000 Rubel für jede Vorstellung und können sich damit nock nickst einmal das tägliche Brot kaufen. Ein Pfund Zucker kostet 100 000 Rubel. Aber'trotzdem halten sie aus Liebe zur Kunst zusammen und leisten Bewundernswertes."
werde, wies auf den englifch-franzöfifchen Gegensatz m dep Frage der Sachlieferungen, konstatierte den Rückgang des englischen Außenhandels und zitierte die Aeußerung eines englischen Politikers, die folgendermaßen lautet: Vielleicht kämen wir in England über die industrielle Krise hin- weg, niemals aber über den Rückgang des Wellhandels, Wir können diesen Zustand nicht mehr jahrelang aushalten." Endlich stellte er fest, daß auch in Frankreich   die Zahl derer steige, die sich für eine Abänderung der Repara- tionen und für den Wiederaufbau� Rußlands   einsetzen. S o sorgsam verzeichnet Stresemann   die Erfolge der Erfüllungspolitik. Wir müssen demnach bezweifeln, daß er seine Ausfaflung, diese Politik sei unrichtig, ernst ge- nommen sehen will. Stresemmin meinte, man hätte die Wiedergutmachungs- fragedilatorisch behandeln" sollen. Die deutsche Politik, die noch vor kurzem gänzlich machtlos den fran- zösischen Forderungen gegenüberstand, war leider dazu ebenso außerstande, wie der Arbeiter, der unter der Kugel des Herrn v. Kaehne siel, den Schuß des Wüterichs aufhalten konnte. Es gibt ja Leute, die wünschen, daß Deutschland   auch so am Boden läge dann wären die Eisenbahnen billiger.... Aber"wenn Stresemann doch meint, man sollte eine Politik der Verzögerung treiben, worum hat er denn diesen Rat nicht dem ihm nahestehenden Fachminister- k abinett Fehrenbach-Simons erteilt? Dieses hat jeden- falls den Aufschub nicht erwirken können, obwohl es sich ganz in die Hände Amerikas   gegeben hatte. Es hat ihn nicht er­reicht. und das berühmte Kabinett gin�, aber ohne Ver- zögerunz im selben Augenblick, als ihm Verantwortung drohte. Siresemanns Kritik an der Reichsregierung bekömmt einen besonderen Beigeschmack dadurch, daß er am Tage vor- ber auf einem Bezirksxarteitag Groß-Berliner Wahlkreise er- klärt hat: Schon im Dezember wies- ich den Reichskanzler und mich Ebert dringend auf die Mißstimmung der LvkomctivfLhrer hin. Es mußte unbedingt etwas geschehen, denn die Lokomotivführer veriangien ja an und für sich nichts Unbilliges. Sie forderten die Disserenzierung einer Hochverantwortlichen Arbeit. Vergessen wir auch nicht, daß in der Zeit der größten Gefahr, in den Mobilmachungstogen, gerade die Lokomotivführer ein Musterbeispiel treuester Pflichterfüllung gegeben haben.(Beifall.) Nun aber die Regierung! Sie hat äußer st un- glücklich operiert. Zuerst diese Fansavenslöße:Keine VerHand- lungen mit den Streikenden!" Und der Ebart-Eriah, auf den der Große Kurfürst neidisch werden könnte! Und wenige Tage darauf erklärt Herr Wirth:Mit wem soll ich denn Frieden schließen, wenn nicht mit diesen Leuten!" und:Es war ganz gemütlich bei diesen LeryandlunKcn!" Mit diesem Verhalt« bricht die Regierung den Gewerkschaftsführern das Rückgrat. Dies Ber  - hatten war der stärkste Stoß, den d!« Staatsautorität erhalten konnte. Die erst« Rede des Reichskanzlers war meines Erachtens nach etwas übertrieben scharf, llnffr Frakttansgenosse Scholz stellte nach ihr in humoristischer Form die Taten Wirths seinen Worten gegenüber. Es war dies keine Kampsansage gegen den Kanzler, aber sein« guten Freund« flüsterten ihm ins Ohr: es würde Eindruck machen, wenn er mit großer Geste vor den Reichstag trete und das Vertrauen verlange. Unser Mißtrauensvotum zielt« keineswegs aus eine Beseitigung Wirths ab. Es bezog sich zunächst nicht aus die Gesamtpolitik. Nach der Ver- trauensfrage des Kanzlers war eine Aenderung des Votums aber natürlich nicht mehr möglich." Stresemann   hat Pech. In denselben Tagen, wo Wirth noch verhandelte, schimpfte seine Presse über die Lokomotw- führer. Erst n a ch d e m die Reichsregisrnng dem Streik zum Abschluß verholfen hatte, entdeckte die Volkspartei ihr Herz für die Lokomotivführer. Und jetzt ist gar sie es gewesen, die die Sache der Eisenbahner vertreten hat. Das ist denn doch eine plumn? Verdrehung der Wahrheit. Stresemann   erklärte als Parteipolitiker, daß seine Partei am Steuerkompromiß festhalte. Wir sind ehrlich ge- spannt, bis wann.
Nolkenkrotzer-Garage. Die immer größer werdende Raumnot In den Großstädten macht die Frage der Auibewahrung der Kraft- wagen immer schwieriger. Je größer eine Stadt ist und je mehr Kraftwagen vorhanden sind, umlomehr mangelt es an Raum, diese Wagen unterzubringen. Besonders dringlich ist dieses Prob'em in Amerika  , wo fast jeder Geschäftsmann sein Aula hat. Der Grund und Boden für Automobilparks ist immer teurer geworden, die Auto- diebstäN« häufen sich. Man ist daher in ten Vereinigten Siaa'.en, wie Fritz Hansen inUeber Land und Meer" berichtet, auf den Ge- danken gekommen, Wolkenkratzer für Kraftwagen zu er- bauen. Es sollen Autoparts in Form von großen Türmen errichtet werden. Ein spiralischer Fahrweg, ixm in geringem Grade ansteigt, führt die Autos zu Kojen, die zu beiden Seiten für die Untesttellung abgezweigt sind, und zwar so im Winkel stehen daß ein leichtes Ein- biegen in sie vom Fahrweg aus möglich ist. Der Turm bat also ein fortlaufendes Spiralstockwerk, das von unten bis zum Dache reicht und so«in sebr dichtes Anordnen der einzelnenStälle" für die Au'os ermöglicht. Bon der Mitte des Turmes führt ein« Spirale abwärts, zu der der Zugang in Zwischenräumen von dem abwärts führenden Fahrweg erfolgen kann. Di« Wagen können ununterbrochen hinaus- fahren, bis zu welcher Höhe sie wollen, und an jeder vollendeten Win- duug kann der Wagen je noch Belieben durch«inen verbindenden Laulweg in die Mitte und. ohne die Fahrtrichtung zu wech'eln, bis nach unien zum Ausgang fahren. Der aufwärissührende Weg hat 3 Proz. Neigung,'der abwärlsführende 7 Proz. Für die Fahrer, die ihre Wagen untergebracht haben, sind Pcrscnenaufzüg« vorgesehen. In dem mächtigen Erdgeschoß, dos der Woltenkratzer-Garage als Unterbau dient, befinden sich Geschäftsräume und Reparatur- Werkstätten. Japan   als Bücherland. Di« japanische Berl-gsp'-oduktion ist Im Jahre 1S20 so groß gewe'en. daß sie unsere deutsch  « Produktion noch übersteiat. Wie in derDeutschen Berlecrer-Zeitlmg" mitaeteilt wird, wurden insgesamt 30179neu«Bücher im» Jahr« 1920 in Iopan r-rrlegt. Davon entfallen auf Kunst und Literatur 9223. aui die Sozialwissenschaften 9184. aus industrielle Deck« 0301, aus Schriste« zur Erziehung 4492, aus religickr Literatur 2742. auf die Natur- «istenschaften 1502 aus Medizin 1243, aus Krieosliteratur 003 und auf Philosophie 407. Aus Uebersetzungen enlfielen nur 148 Erschei- nungen. Nohnungsnok J« Cäsars Zerf. Das negebwärtii in oller Welt herrschende W-Hmingselend ist durchaus keine Frage von heute urrd gestern: das Rroblem ist vielmehr fo alt, wie die Geschichte der menschlichen Wo'inungen überhaupt. Schon in Phönizien   und im alten Orient muß der Baugrund hoch im Preise gestanden boh-n: man hätte sich sonst schwerlich dazu verstanden, Häuser mit süns und sechs Stockwerken aufzuführen. Ungleich schlimmer lagen die Ding« im alten Rom  . In der Kaiserzeit insbesondere strömten hier Menschen ans allen Teilen des wetten R-iches zusammen, und da man vamals noch keine Verkehrsmittel im modernen Sinns de» Wortes kannte, so war es ausgeschlossen, die Beripberie der Stadt mit in die Zone des Wohnungsbaues einzubeziehen. Die Folg« war, daß die Mieten beständig stiegen und daß die Boliserreoung da-über wuchs. Schon im Jahre 48 v. Ehr. erließ der Prätor Marcus Tclius Rufus ein Gesetz, nach dem den Mietern für ein Jahr der Mietzins erlassen wurde. Die Derzünstizung wurde von Cäsar und später