Marktpreise heranführen muß. einen finanziellen Schutz für die Zeitungen in Anspruch nehmen. Was aber unbedingt zu fordern ist, das ist die Abwehr von Ueber» griffen bei der P re i s g e b a ru n g der Syndi- täte und die Beseitigung der drückenden und dabei nicht einmal für die Reichskasse sehr einträglichen Sonder- b e l a st u n g e n der Zeitungsherstellung und des Versands durch Steuern, Abgaben und Tarife. Aber auch an den Z e i- t u n g s l e f e r ist zu appellieren, der nur den Preis der Zei- tung mit dem der Kartoffel und des Tabaks zu vergleichen braucht, um zu sehen, mit welchen Opfern gerade die von frem- den Einflüssen unabhängige Presse ihrer Aufgabe Herr zu werden versucht hat. E r würde die Auslieferung der öffent- Nchen Meinung an das Privatkapital nur fördern, wenn er das gewohnte Blatt, das seinen Interessen dient, mit einer Inseratenplantage vertauscht und ihr seine Groschen zuwendet.
Das Überflüsse Ministerium. In einer Berliner Zeitung wurde am Mittwoch behauptet, es werde zwischen den Regierungsparteien über die von der Deutschen Volkspartei aufgestellten Garantieforderungen ver» handelt. Das ist unzutreffend. Ueberhaupt haben in den jüngsten Tagen keinerlei Besprechungen über die Frage der Großen Koalition stattgesunden, an denen die Sozialdemokratie beteiligt gewesen wäre.« Dagegen hat sich die sozialdemokratische Reichstagsfraktwn eingehend mit der Frage beschäftigt, ob das R e i ch s m i n i- sterium für Ernährung und Landwirtschaft neu besetzt werden solle. Die Fraktion war einmütig der Auf- fassung, daß dies Ministerium zu den Aemtern gehört, die zuerst abgebaut werden müssen. Das Reichsernährungs- Ministerium hat keine Exekutive, und die Sozialdemokratie hält ein Ministerium für überflüssig, das den Kartoffelpreis nicht einmal unter 300 M. für den Zentner halten kann, und keine Gewähr dafür bietet, daß eine erhöhte Getreideumlage durchgesetzt werden kann. DieSozialoemokratiever- langt Garantien dafür, daß das Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft die Macht hat, im kommen- den Erntejahre eine Getrcideumlage in einer Höhe hereinzu- bringen, die den minderbemittelten Volksschichten die not- wendige Menge Brot zu einem erträglichen Preise sichert. Von der Beantwortung dieser Frage hängt die Stellung der Sozial- demokratie zum Reichsernährungsministerium ab.
Doelitz in Ungnade. Die Reaktionäre«vollen Parteiminister. Durch den Hinauswurf der Monarchistenfronde an der ehemaligen Lichterfelder Kadettenanstalt hat Herr Boelitz es gründlich bei den Deutschnationalen verdorben. Die„Deutsche Tageszeitung" spricht von„kultusministerieller Brutalität" und bemerkt ironisch, daß die Deutsche V o l k s p a r t e i auf ihren Kultusminister stolz sein könne. Roch schärfere Töne schlägt Max Ma urenbrecher in öer„Deutschen Zeitung" an. Der biedere Mann hat alles vorausgesehen. Man kann nicht gleichzeitig national sein und im Techtelmechtel mit den Linksparteien stehen. Maurenbrecher hat in diesen Dingen Erfahrung, er weih, daß man nur immer abwechselnd Nationalist und Sozialdemokrat sein kann. Fürchterliches sagt der Streitbare voraus: die nationale Opposition müsse sich jetzt gegen die Volkspartei so gut wie gegen die anderen Koalitwnsparteien richten, und die Krise, die sich daraus ent- wickeln könne, würde das Ende der Deutschen V o l k s p a r- t e i sein. Andere Nationalistenblätter fordern Herrn Boelitz auf, sich endlich zu erinnern, daß er der D e u t s ch e n V o l k s- Partei angehört. Das sagen uns nun dieselben Blätter, die seit Jahr und Tag schreien, das deutsche Volt könne keine Parteimi- n i st e r brauchen, sondern verlange Männer, die die fach-
Zrauen unö virtuosen. Konzertumschau von Kurt Singer . Es wäre verwunderlich, wenn heute die Frau im Musikleben mit dem Manne nicht in den Wettstreit treten wollte. Ueberall, wo Kraft. Begabung, Temperament und Dekoration es zulassen. Also gibt es keine weiblichen Dirigenten, wenig Ccllistinnen, kaum wert- volle Komponisten unter den Frauen, und sehr viel splelgewandte, stimmlustige Damen, reizend in ihrer Finger, und Mundfertigkeit anzusehen. Da zerbricht eine begabte Frau den Ring, Henriette ». L e n e p p� stellt eine Sinfonie zur Diskussion. Vor mehr als Jahresfrist hörten wir kleine, raffiniert gearbeitete, programmatisch interessante Orchesterstücke von ihr im„Anbruch". Damals klang expressionistische Laune durch, die Experiment und gelungenste Tech- nit schien. In der„Renaissance"-Sinfonie, deren letzte zwei Sätze ich hörte, ist von dieser Neutönerci gar nichts mehr zu spüren, die Frau fand sich zurück zur Einfachheit, zum Gesang, zum Pathos, zur Lyrik. Nur nicht zu sich selber, wenn sie ein Kerl ist. Im Finale reichen sich doch schon alle seligen Sinfoniker die Hand. In einem dicken, unbeweglichen Orchester sprechen alle zusammen eine sehr unmoderne, von Süßigkeit und Schmelz triefend«' Sprache. Lautheit ersetzt Inbrunst, Pomp der Blechbläser täuscht Brahmssche Fülle, äußere Feierlichkeit der Gebärde Brucknersches Credo vor. Der lange Atem dieser melosarmen Sätze wird zu hilflosem Asthma. da» bei einer so gesunden Könnerin erstaunt.„Renaissance" heißt Wiedergeburt, es kann auch Neugeburt heißen. Henriette o. Le- nepp ist ein Talent, das aus einst und Jetzt, aus männlicher Er- nndung und weiblicher Nachempfindung einmal ein Werk über den Tag hinaus vollenden könnte. Arthur Löwen stein, zu größe- ren Aufgaben befähigt, umarmte die Sinfonie liebevoll. Ruth K l u g kommt aus New Park und spielt Mozart . Chopin auf einem Flügel, der sich auf dem Programm großspurig als„echter Steinway zu erkennen gibt. Man kann auf einem Ibach schöner mozartischer, lieblicher spielen. Technisch schwer Ist dieses D-Moll- Konzert nicht, und die Finger der jungen Dame find fein gebildet, es sitzt olles, und auch rhythmischer Schwung, belebter Dortrag lassen aufhorchen. Nur die Atmosphäre ist konseroatoristisch. der Geist ge- lernt, der Stil zu forsch, zu wenig ätherstill, luftschwebend. Das laßt sich nicht lehren, nicht erklären. Ahnlich robult hatte Meyro. w itz, zart im Begleiten, vorher die„kleine Nachtmusik" des huschen- den, nächllichen Zaubers entkleidet. Wo Glühwürmchen aufflimmern sollten, rauschten die Fledermäuse. Und noch eine Frau von künst- lerischem Charakter: Rosa Spier . Harfenistin aus dem Haag. Eine illustre Dertreterm ihres Faches, so schön zu sehen wie zu hören. In malerischem Bogen liebkosen die Finger heilige Saiten, gefühl. voll und mit Kraft, auch wenn beides. Seele und Stärke, nicht tief wirken. Fantastisches von Saint Saens . Rauschendes. Bildhaftes von Smetana („Moldau") und neue Tanzkunst: alles beherrscht diese sehr kluge und musikantisch bedeutende Frau. In den Gleich. klang gezupfter Saiten bringen Geige und Flöte warme Ab- wechslung. Abwechslung ist's dem beruflichen Konzertbesucher, wenn er einmal seiner Liebe zur Musik entsagen darf. Der Sonntag sei sedem Arbeitenden heilig. Der Bczirksbildungsausschuß,
lichen Gest cht spunkte Über ble Interessen der Parteipolitik stellen. Freilich, dieses Geschrei wurde nur gegen sozialdemokratische und demokratische Mi- nister erhoben. Ist nun aber einmal ein Volksparteiler Mi- nister und stellt er die Interessen der S t a a t s a u t o r i t ä t' über seine Parteisympathien, dann schreit genau dieselbe Presse, ob der Minffter seine Partei st ellung ver- g e s s e n habe! Deutlicher kann sich die Heuchelei nicht ent- larven: indem die Rechtspresse immer wieder auf die P a r- teizugehörigkeit des Herrn Boelitz hinweist und von ihm verlangt, daß er den Lichterfelder Konflikt von seinem Partei st andpunkt aus behandle; gibt sie klar zu er- kennen, daß ihr Geschrei nach„über den Partelen stehenden Ministern" eitel H u m b u g war. Die Reaktionäre wollen Parteiminister, nur sollen es Parteimi ni st er reat- tionärer Couleur fein! O Uebrigens können wir der deutschnationalen Presse zu ihrem Trost eines mitteilen: Herrn Boelitz'„kultusministerielle Brutalität" hat, wie wir aus sicherer Quelle erfahren, im we- sentlichen in einer bedeutenden Milderung der ursprüng- lich in Aussicht genommenen Maßnahmen bestanden. Im preußischen Staatsministerium war man nämlich nach den fortgesetzten ungünstigen Ersahrungen mit der Lichterfelder staatlichen Erziehungsanstalt entschlossen, das gesamte Institut aufzulösen. Dieser Ansicht war auch beson- ders der volksparteiliche Finanzminister Herr v. Richter, da die Anstalt bedeutende staatliche Z u s ch üs s e verschlingt. Die Maßnahmen des Herrn Boelitz bedeuten also nur den Versuch, die Anstalt als solche zu retten. Haben sie keinen durchgreifenden Erfolg, dann ist freilich mit aller Energie zu verlangen, daß nicht weiter össentlich« Mittel für eine Anstalt verschwendet werden, in der die Jugend planmäßig p o l i- tisch vergiftet und gegen die große Mehrheit der Staats- bürger aufgehetzt wird, von deren Leistungen sie lebt. Die Edeljünglinge. Die Rechtspresse sucht die Lichterfelder Vorgänge als harm- lose Kindereien hinzustellen. Demgegenüber gi'bt der Preußi- sche amtliche Pressedienst eine neue Darstellung, die zeigt, bis zu welchem Maß von Roheit sich die deutschen Edeljünglinge verstiegen, denen jetzt die monarchistische Presse Krokodilstränen widmet. In der amtlichen Mitteilung heißt es: Es ist gewiß zuzugeben, daß nicht ohne Einfluß auf die be- dauerlichen Vorgänge Fehlgriffe gewesen sind, die bei der bis» herigen Entwicklung der ehemaligen Kadettenanstalt unterlaufen sind. Es ist Sorge getragen dafür, daß durch durchgreifende organisatorische Aenderungen besonders m perso» n e l l e r Hinsicht, hier entschiedener Wandel geschaffen wird und die Personen entfernt werden, deren Versagen sich heraus- gestellt hat. Domgegenüber darf aber nicht vergessen werden, daß es sich hier um unerhörte Ausschreitungen handelt, die mit verständnisvollem Eingehen auf die Vorgeschichte nicht abgetan sind. Es handelt sich eben nicht darum, wie es dargestellt worden ist, daß die Primaner wegen Absingung des Liedes:„Deutschland , Deutschland über alles" von der Schule verwiesen worden sind. Der Grund der Verweisung waren vielmehr lediglich Ausschreitungen nicht etwa von Kindern, sondern von 17- bis ISjährigen jungen Männern gegen ein« wehrlose Dame, dje sich bis zu Schimpfwörtern wie ,Hure" und„Sau" steigerten, und zwar das vor der versammelten Schülerschaft der Anstatt. Daß es sich hier nicht um ein« vereinzelte Unbesonnenheit unter massenpsychologischer Wirkung handelte, sondern daß eine tief- eingewurzelte Disziplinlosigkeit vorlag, ergibt sich daraus, daß wenige Tag« nach den bedauerlichen Vorgängen ein Lied gesungen werden konnte, in dem davon die Rede war, daß der betreffenden Dame„in die Fresse gehauen' werden solle. Es handelt« sich um eine Massenkundgebung, bei der der objektive Tatbestand durch Zeugenaussagen einwandfrei festgestellt ist. Auch hat die be- teiligte Inspektion durch gleichlautende Schuldoekennt- nisse ihrer Mitglieder die Verantwortung übernommen, damit aber zugleich die Feststellung von Hauptschuldigen verhindert. Bei dieser Sachlage muhte sich die Bestrafung gegen diejenigen richten, die sich selbst als Teilnehmer an diesen Vorgängen bekannt hatten. Am strengsten bestrafte man die Primaner, da man die jüngeren Schüler mehr als die Verführten ansah.
dessen segensvolles Wirken ich schon mehrfach gepriesen habe, wird das verstehen und würdigen. Und das U f a- O r ch e st e r wird seine Konzerte besser organisteren müssen und die Türe nicht vor der Nase zuschlagen, wenn ein Konzert schon zweimal ohne weitere Benach- richtigung verlegt worden war. Wirtschaft, Horatiol Zurück zur Woche: Am gleichen Abend dirigiert F u r t w ä n g- ler die 9. Sinfonie so herzwarm, als täte er's zum erstenmal, Wag Halter, zum gewiß allererstenmol. zieht sich aber mit un- gewöhnlichen Tempi und ungewöhnlich schlechten Solisten(Tenor und Sopran» recht tüchtig aus der Affäre. Im Schachtebeck. Quartett spielt man sehr solide, sehr anständig und landläufig, mit wenig Witz und viel Behagen(Haydn D-Dur). Doch anders wird's wenn stch Auguste Schachtebeck-Sorocker ans Klavier setzt und das Tewpo für«in op. 6 von Rudolf Peterka angibt. Dann springt Mustk aus Tosten und Saiten, dann wachsen den Tempera- menten der Männer Flügel durch die Frau am Flügel und ihr Mustkantentum. Peterkas Trio in D-Dur ist reich an Erfindung, die sich auch im widerborstigsten Part enthüllt; er beherrscht Form und Satz, die er sich zurechtbiegt, er hat eine ungebändigte. pracht- voll in die Höhe gehende Kraft und Sturm und Jugend in sich. Dazu ein bißchen elegische Schwärmerei, viel rhythmisches Neuge- bilde und harmonisch zeitgemäßer Blick: ein sicheres, hosfnungs- starkes Talent. F ö l d e s y ist bei Saint-Saens wie bei Dvorak zu Hause, ein unübertrefflicher, mitreißender, alles könnender Virtuose auf seinem herrlichen Stradivarius-Eello: Albert Fischer zeigt die ganze Wucht seines Basics, ober mehr noch die menschliche Durchdringung von Wort und Ton in Balladen von Schubert, Romanzen von Brahms ; Rudolf Poll spielt die Geige noch ohne letzte Treff- sicherheit, sinnlich schön, geschmackvoll selbst bei Bieuxtemps, den Werner Wolfs auch ohne Partitur geschickt begleitet.
Der Ausbau der Reichsfllmstelle. Der Reichsmlnlster des In» nern, Dr. Köster, hat dem Reichstag eine Denkschrift über den fach- lichen Ausbau der Reichssilmstelle zugehen lassen, die sich in fol- gende Teile zergliedert: Entstehung und Entwicklung der Reichs- filmstelle, dl« gegenwärtigen Aufgaben der Reichsfilmstelle, neue Aufgaben der Reichssilmstelle. Bon den kulturpolitischen Aufgaben seien hervorgehoben: Zentralnachweis für Lehrfllme, Lehrfilmsichtung, Dezugsvermittlung der Lehrfilme, Lehrfilmarchio, Lehrsilmoorträge, Schul-Lichtspiele. Die Werbetätigkeit umfaßt folgende Gebiete: Völkerversöhnung durch den Film, Heimatpflege durch den Film, Berufsberatung durch den Film. Die Denkschrift weist der bisher mehr dekorativen Reichsfilm- stelle eine wichtige, alle die Kulturbcstrebungen auf dem Filmgebiete zusammenfassende Aufgabe zu. Bedauerlicherweise hat der Aus- schuß, dem die Denkschrift örst in letzter Stunde zukam, zunächst die Reichssilmstelle gestrichen. Es ist aber zu erwarten, daß der Reichs- tag sie wieder einsetzt und ihr den gebührenden Einfluß sichert. Ueber die Schädlichkeit und Kulturlosigkeit des Films ist alle Welt einig: um so notwendiger ist es daher, daß positive Arbeit für den wertvollen Film geleistet wird. Die Reformbestrebungen sind ober z» sehr zersplittert und einflußlos: es ist daher notwendig. daß das Reich hier beratend und vermittelnd vorangeht.
Zur Seamtenbefolöung in Preußen. Das Zentrum gegen die getroffenen Vereinbarungen Der Beamtenausschuß des Preußischen Landtages beschäfttgts sich am Dienstag abend mit der geplanten Neuregelung der Beamtenbezüge. Ein Ministerialdirektor teitte zunächst die schon durch die Presse bekanntgewordenen Pläne mit. Regierungs- rat König teilte mit, daß die Wirtschaftsbeihilsen. die zunächst nur auf Orte mit Eisenbahndienststcllen ausgedehnt worden seien, auch in anderen Orten gezahll werden müßten. Wie weit die Wirtschaftsbeihilfe durch die Neuregelung der Beamtenbezüge wieder in Wegfall kommen könnte, müsse noch näher geprüft werden. Die Erhöhung des Teuerungszuschlages von 20 Proz. für die ersten 10 000 M. solle auch voll für die ersten 10 000 M. der Ruhegehälter und Hinterbliebenenbezüge gezahll werden.— Der Zentrumsabgeordnete Baumhoff erklärte, daß die Zentrums- fraktion des Reichstags den neuen Abmachungen zwischen Reichsregierung und Spitzenorgonifationen nicht zustimmen werde. Baumhofs wiederholte diese Erklärung mit dem Zusatz, daß seine Parteifreunde fürPreutzendasselbetun werden.
Der prmzliche Doktor. Aus ärztlichen Kreisen wird uns geschrieben: Im unlängst erschienenen Aerzteverzeichnis, das der Leipziger Aerzteverband— durchaus verdienstvoll— herausgegeben, prangt unter der Rubrik„Freistaat B a y e r n" in der Stadt München als erster Arzt(im sonst streng alphabetischen Register): Dr. S. K. Hoheit Prinz Ludwig Ferdinand von Bayern ((SS. approbiert).. Daß der hinter ihm folgende Universitätsprosessor Ritter cklwm von Aib höchstehrerbietig zurücktritt, ist wohl nur in dessem Sinne, Denn der arme Prinz müßte ja— als gewöhnlich Sterblicher be- handelt— unter W als Wittelsbacher erscheinen, was einer..Kgl. Hoheit" doch niemand zutrauen kann. Dieser— als Geigenspieler mehr denn als Arzt bekannte hohe Herr führt also allen Reichs- gesetzen zum Trotz weiter seinen angestammten Titel. Was tum- wert sich denn auch die Ordnungszelle Bayern um Berliner Gesetze. Und doppelt lustig wirkt es, wenn man weiß, daß so an der Spitze der bayerischen Aerzieschaft ein Mann steht, der. ohne Staats- e xa m e n und ähnliche bürgerliche Plackereien vom Reichskanz» ler_ Bismarck!— aus„besonderen Gründen" die A p p r o- bation als Arzt erhielt!
Kö 'nigsbünüler tzeim. Wie TU. aus München meldet, sagte Abg. Dr. Heim in der Gründungsversammlung des Bayerischen Heimat- und Königsbundes in Regensburg , daß der Königsbund keine Geheimorganisation von Verschwörern sei. Der Bund wolle vielmehr, über den Par. t e i e n stehend, alle Teile des Bolkes, besonders aber die Jugend mit der Liebe zum Heimatlande durchdringen. Dr. Heim sprach den Wunsch aus, daß auch derEohnLudwigs III. die Krone tragen möchte. Mit der Liebe zum Heimatlande braucht kein normaler Mensch erst durchdrungen zu werden: sie wird aber nicht vergrößert, wenn man die Staatsform wiedereinführen will, die uns in Krieg und Berzweiflung geführt hat._ Tarifkündigung in Breslan. Der Verband der schlestschen Metallindustriellen hat den Tarifvertrog zum 31. Mär; 1922 gekündigt. Davon werden etwa 12 000 Arbeiter und 21 000 Arbeiterinnen betroffen. Schnelle Arbeit. Am 21. Dezember v. I. richtete Genosse Her- mann Müller-Franken eine kleine Anfrage an die Regierung, die Auskunft über das Schicksal der beiden wegen Mordes am spanischen Ministerpräsidenten Dato verhafteten Personen verlangte. Endlich ist jetzt unter dem Datum des 1. März dem Reichstag die schriftliche Antwort vom Auswärtigen Amt zugegangen. Inzwischen haben bekanntlich ausführliche Debatten über die b e- reits erfolgte Auslieferung im Reichstag und im Land- tag stattgefunden. Die verspätete schriftliche Antwort auf die kleine Anfrage mutet deshalb fast wie ein verfrühter April- scherz an.
Dar Columbus Jude? Diese Frage beschäftigt schon seit Iahren die Forscher. Wie englisch - Zeitungen mitteilen, hat nun die spanische Regierung eine besondere Kommission eingesetzt, der es obliegt, die neuentdeckten Dokumente zu untersuchen, die bestätigen sollen, daß Christoph Columbus ein Jude gewesen ist. Wi« die eng- lischen Zeitungen behaupten, lassen die erwähnten Dokument« keinen Zweifel mehr daran, daß Columbus nicht nur von Juden abstammte, sondern selbst noch Jude war und sein Judentum bewahrte. Laut diesen Dokumenten hieß der Dater von Columbus Jacob, seine Mutter Schoschana. Aus Angst vor der Inquisition übte Columbus. wie die Marannen, sein Judentum nur im geheimen aus. Auch der Umstand, daß an der Entdeckung Amerikas mehrer« Juden ieilge. nommen haben, macht es sehr wahrscheinlich, daß der Führer der wctthistorischen Seefahrt Jude gewesen ist. So fuhren mit Colum- bus zusammen Luis de Torres, ein jüdischer Dolmetscher, Marco, ein jüdischer Chirurg, und Bernal, ein jüdischer Arzt. Ferner waren die Juden Alfonso de la Calle, Rodrigo delle Sanchez und Rodriga de Triana aus dem Schisse. Dieser Triana war es. dar als erster das neue Land entdeckte und die Aufmerksamkeit der anderen dar- auf lenkte. Der jüdische Dolmetscher betrat als erster weißer Mann die Küste der Insel Guonahani. Auch sonst haben sich die spanischen Juden, entsprechend ihrem damaligen hohen Kulturstand, sehr um die Entdeckung Amerika » verdient gemacht. Die Juden Louis Santangel , Gabriel Sanchez und Juan Gabrero ermöglichten es durch eine Beisteuer von 17 000 Du- katen dem Columbus überhaupt erst, seine Reise zu unternehmen. Die Teutschgeborenen werden über diese fortschreitende und nun auch rückschrcitende Verjudung der Weltgeschichte baß empört sein. Aber vielleicht beweist nun Ehamberlain, daß Columbus ein Ger- mane war. Die Gegenpartei könnte dann zur Abwechselung Guten- berg als Juden deklarieren und so ohne Grazie fort. Eine neue Verbesserung der Funkenielegraphie. Die Funken- tclegraphie macht dauernd Fortschritte: von vielen Seiten wird an ihrer Vervollkommnung gearbeitet. Jetzt ist auch M a r c o n i wieder mit einer neuen Erfindung hervorgetreten. In seiner römischen Versuchsstation führte er sie vor. Sie be, steht darin, daß Rodiodepeschen automatisch auf drei Leitungen übergeleitet werden können. So wird es möglich fein, Funken- Meldungen auch an jene Stationen weiterzuleiteu, die keinen eigenen Empfangsapparat, sondern nur normale Telegraphenstationen hoben. Es werden zum Beispiel direkte Gespräche mit Europa und über- seeischen Ländern möglich sein, ganz abgesehen davon, daß die Er- findung eine bedeutende Zell - und Personalersparnis bedingt.
SUS Nachfolger von Nikisch am Leipziger Gewandhaus ist Wilhelm Zultwängler in Aussicht genommen. Nlexander Glaluiiow, der grosie ruisiiche Lymphoniker. Direklor des Petersbinger NonseiraloliumS. wird am LS. März in der Philharmonie ein grotze» Konzert mit seinen Komposillonen leiien. Ter MSnnerchor„Harmonie", Ctiarloitenburg, lM.d.A-S..T.) oeranstallet am Sonntag, den tö., abends 7 Uhr. ein Konzert unter Mit- Wirkung de» LambinonCuartctt» in der Aula der Leidniz-Olerreatzchnle, Schillcrstr. 125. Einintt 5 M. TaS Sterben der Preise. Ter im 103. Iabrgang erscheinend« »Laubaiur Anzeiger" sicllr am 1. Aprit jeiu örsch einen ciu.