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Kulturkampf um Sie Schule. Wie wir in derGermania  " lesen, wird in der Zeit vom 7. bis 21. Januar in ganz Norddeutschland eine Unter- schriftensammlung zugunsten der k o n f e s s i o- nellen Bekenntnisschule veranstaltet. Alle k a t h o- tischen Wahlberechtigten werden aufgefordert, sich in die Listen einzuzeichnen. Das Nähere wird in den einzelnen Kirchengemeinden bekanntgegeben. Der Aufruf, der diese Unterschriftensammlung einleitet, spricht davon, daß den Be- kenntnisschulenReichsschutz" gewährt werden müssein ihrem Daseinskampfe wider sozialistische kulturkämpfe- rischeMehrheiten und Regierungen der Einzelstaaten"! Die Unterschriften sollen bezeugen, daß die katholischen   Staats- bürger sich nicht einerabsoluten Schuldiktatur des Staates" willenlos beugen wollen. Diese Unterschriftensammlung leitet einen förmlichen Kulturkampf gegen den sozialistischen Ge> danken der weltlichen Schule ein. In der Reichsverfassung ist über die Schulfrage bekanntlich ein Kompromiß be- schlössen worden, das Bekenntnisschulen neben weltlichen und gemischten Schulen die Existenz gewährleistet. Das Reichs- schulgesetz, das die näheren Bestimmungen treffen sollte, ist aber von den bürgerlichen Parteien im Reichstage bisher ver- schleppt worden. Augenscheinlich will man jetzt durch eine M a s s e n p e t i t i o n der Christlichen   den Reichstag beein- flussen. der konfessionellen Schule das Vorrecht zu verschaffen und damit gleichzeitig den Einfluß des Staates auf die Schule ausschalten. Die Gefahr, die darin liegen würde, wird jeder Sozialdemokrat erkennen. In dem Augen- blick, da die Schule wieder ganz der Geistlichkeit ausgeliefert werden würde, wäre es mit einer gesunden Entwicklung des Schulwesens auf lange Zeit vorbei. Deshalb sind sehr ernste Parteigenossen bereits zu der Ueberlegung gekommen, ob es nicht zweckmäßig sei, dem Unterschriftensturm der Christen mst einer Sammlung von Unterschriften s o z i a l d e m o- k r a t i s ch e r Wähler und Wählerinnen zu begegnen, die für die Schule das System der W« l t l i ch k e i t fordern, den religiösen Unterricht aber den einzelnen Religionsgemein- fchaften überwiesen wissen wollen. Jedenfalls verdient diese im stillen wirkende Agitation die ernsteste Aufmerksamkeit aller Parteigenossen. Und es gilt gerade in dieser Frage das Wort: Niemals sich überrumpeln lassen, sondern jederzeit zum Gegenstoß bereit sei«! fiuf Kosten ües Mittelstanöes? DerTag" ärgert sich darüber, daß die Gewerkschaften bei der Neufestsetzung der Löhne und Gehälter eine B e. r ü ck s i ch t i g u n g des auf ungefähr das Doppelte springenden Brotpreises fordern. Da könne man wieder sehen, wie wenig Rücksicht die Arbeiter und Angestellten auf die Allgemeinheit nehmen. Wieder solle die Aktion der Gewerkschaften auf Kosten des Mittel stände? gehen. Das fei eine schwere Ungerechtigkeit. Es ist zwar sehr edel, daß sich derTag" des Mittelstandes so warm- herzig annimmt, es ist aber nicht recht ersichtlich, welchen Mittel- stand das Organ des Scherwerlages meint. Unter den Gewerk- fchaften, die die Forderung aufgestellt haben, befinden sich nicht nur die freien, christlichen und chirsch-Dunckerschen, sondern auch die Angestclltenverbänd« und die den Gewerkschaften nahestehen- den Beamtenorganisationen. Die Regierung hat zugesagt, daß sie den Forderungen Rechnung tragen wolle. Das heißt doch wohl, daß die Beamten sich keine Sorge darum zu machen brauchen, daß sie durch die Aktion der Gewerkschaften benachteiligt werden. Daß auch die unverschuldet ins Elend Geratenen vom Staat nach Maßgabe seiner Kräfte der wachsenden Teuerung entsprechend unterstützt werden, ist eine bekannte Tatsache. Vom Mittelstand bleibt also lediglich das Handwerk, der selbständige Handel und die Nichtorganisierten Angestellten de« Privatkapitals übrig. Hinsichtlich des Handels und des Handwerks aber kann man ganz beruhigt sein, daß sie mit der Teuerung fertig werden, und was die höheren Privatbeamten angeht, so ist es weder Schuld der Gewerkschaften, historisch als naive Entgleisungen harmloser Urgroßväterscherze empfinden und belächeln. Seine angeblichen Typen aus dem Berliner   Volksleben, der Edelmut schwitzende Bauunternehmer und der wacker« Zimmergescll, dessen Seele darunter leidet, daß sein Prinzipal ihn nach einem im Dienst erlittenen schweren Unfall nicht sofort aufs Pflaster wirft, erregen unsere Galle nicht mehr, denn sie sind von jeder Lebensmöglichteit ebensoweit entfernt wie die lustigen Figuren des Einakter», deren staubige Komik in Wort- und Dialekt- scherzen gipfelt. Was übrig bleibt, sind drollige und graziöse Gesangs- «inlagen, die noch heute ihre Wirkung tun und dem Stück, dos Jürgen Fehling   frisch und geschickt in Szene gesetzt hatte, zu lebhaftem Beifall verhalfen. Literarisch wertvoller ist Glaßbrenners Altberliner Familienbild, das nicht nur echten Humor und originellen Witz, sondern auch Ansätze zu lebendiger Charakterzeichnung enthält. Leider kamen diese Vorzüge in der Inszenierung nicht zur Geltung Ein übel komödiantisches, überhitztes Lärmen und Getümmel geschah auf der Bühne, das keineswegs belustigend war, die Wirkungen des Glaßbrennerfchen Humors verschlang und bald Langeweile erzeugte. Mit der Rollenbesetzung hatte man sich nicht in Unkosten gestürzt: nur Paula E b e r t y als Gastwirtin, Luci« Mannheim   als Wirtstöchterlein, Lotte Stein als Madam Puss und Alexandra Schmitt   als schluchzende Dörthe ragten über das etwas provinz- mäßige Durchschnittsniveau hinaus. Im übrigen: Shakefpeare-Hamlet nennt das Theater den Spiegel und die abgekürzte Chronik des Zeitalters". Wenn er recht hat und das Berliner   Staatetheater maßgebend ist, so leben wir gegenwärtig in einer Periode stiller, friedvoll heiterer Bieder- meierbchaglichkeit. I. S. Brennende Berge. Ein gewaltiges Buschfeuer hat N e u s ü d- wales verwüstet und weite Gebiete von der Küste bis zu den Blauen Bergen in Feuermeere verwandelt. Zahlreiche Siedlungen wurden zerstört trotz der übermenschlichen Anstrengungen der frei- willigen Feuerwehrbrigaden, die während der Feiertage sich dieser Arbeit widmeten. Eine größere Anzahl wurde schwer verletzt. Ein ebenso großartiges wie grausiges Schauspiel war das Brennen der waldbedeckten Berge, die buchstäblich bis zum Gipfel in Flammen standen. Eiscnbahnzüge. die sich plötzlich rings von Feuern um- geben sahen, entgingen nur mit genauer Not dem Untergang. Erst als der Wind sich drehte, tonnte man der Feuersbrünste allmählich Herr werden. Eine Earuso-Skakue für Ncw-Zork. In Anwesenheit des Prä- sidenten der italienischen Deputiertenkammer de Nicola und anderer politischer Würdenträger wurde kürzlich im Atelier des Bildhauers Cifariello in Rom   ein Riesenstandbild des im vorigen Jahre verstorbenen Caruso enthüllt, das der Künstler für New Park an- gefertigt hat. Der Sänger ist in vierfacher Lebensgröße dargestellt und steht auf einem Sockel, den die Gestalten der Musen zieren. Dazwischen angebrachte Medaillons tragen die Namen der Opern, in denen Caruso glänzte. Die Statue wird demnächst nach ihrem Bestimmungsort abgehen._ Der 100. Geburtstag Alexander Petüfis wird im Meistersaal beute abend 8 Uhr gefeiert werden. Festrede: Otto Zarek  : Rezitation: Franz Konrad Hoesect. Mitwirkend: da« Waghalter-Ouartett. daß das Privatkapital sie in eine Notlage geraten läßt, noch daß sich diese Privatbeamten davor durch festen Zusammenschluß und Anschluß an die Gewerkschaften schützen. Von der Klage desTag" bleibt also nichts übrig, als der einigermaßen lächerlich anmutend« Versuch, einen in diesem Fall gar nicht existierenden Mittelstand zu kon- struieren und so die Aufmerksamkeit von der e i g e n t- lichen Ursache der Notlage abzulenken. Hätten die bürgerlichen Parteien auf Geheiß der demTag" nahe- stehenden Deutschen   Volkspartei nicht entgegen der klaren Forderung der Sozialdemokratie und der Gewerkschaften die abnorme Preispolitik der Agrarier begünstigt, dann brauchten sich M i t t e l st a n d und Proletariat als Verbraucher beide nicht den Kopf dar- über zu zerbrechen, wo sie das Geld für das tägliche Brot hernehmen sollen. DerTag" wird es also schon der Sozialdemokratie und den Gewerkschaften überlassen müssen, die Interessen der Verbraucher wahrzunehmen, wenn seine Freunde von der Deusschen Dolkspartei und ihre bürgerliche Gefolgschaft im Zentrum und bei den Demokraten sich lediglich als Interessenvsrtreter der notleidenden" Landwirtschaft betrachten. Raunet Ihr Runen! Der deutschvölkischeLokal-Anzeiger". In der Sonntagsausgabe desLokal-Anzeiger", der im Scherlschen Verlag wie dermittelstandsfreundliche"Tag" erscheint und mit ihm durch ein« weitgehende redaktionelle und technische Gemeinschaft verbunden ist, findet sich folgendes Inserat: Raunet Ihr Runeni Rufet die rechten Streiter des Lichtes herbei! Deutschnationale Männer und Frauen, die an der Rettung germanischen Volkes und Wesens mitarbeiten wollen, finden Aufnahme in deussch- religiösem Orden(Loge z. h. G.). Blutsbekennt- n i», Bild, Haarprobe und Lebenslauf unter obigen Runen an die Redaktion des Blattes. Da die Redaktion desLokal-Anzeiger" die Vermittlung dieser deutschvölkischenSache" übernommen hat, muß man an- nehmen, daß sie sich mit ihr identifiziert. DerLokal-Anzeiger" ist also mit Beginn des neuen Jahres stillschweigend in das deutschvölkische Lager übergetreten. Anscheinend ist die Geburtsanzeige auf die letzte Seite des Inseratenteils verbannt worden, damit der gläubig« Leser nichts von dieser Wandlung merkt. Echt völkisch wäre dies« Bauernschlauheit immerhin, die auf die Dummheit der Leser baut. die nichtstaatlichen Feiertage. Die Verhandlungen, die zwischen dem Rcichsministerium des Innern und den Ländern Sachsen  , Thüringen  . und Braunschweig  zur Regelung der Religionsübung geführt wurden, sind in der Hauptsache abgeschlossen. Es handelt sich dabei um einen komplizierten Streitfall. In Sachsen   beschweren sich Katholiken und Israeliten, in D r a u n s ch w d i g die Protestanten über Ein- schränkung der Religionsübung an nichsstaatlich anerkannten Feier- tagen. Im Braunschweiger Fall teilt der Reichsinnenminister O e s e r den Standpunkt seines Amtsoorgängers, des Ministers Köster, der dahin geht, daß dem Artikel 133 der Reichsoerfassung mehr Rechnung getrogen werden müsse. In Sachsen   handelt es sich um zwei Erlasse des Kultusministers Fleiß n er vom 12. und 24. August v. I. Der zweite Erlaß ist in der Hauptsache bereits abgemildert worden. Auch der Erlaß vom 12. August, der sich gegen die Schulbefreiung wendet, wird nach beabsichtigter Fühlung­nahme des Kultusministers mit den kirchlichen Oberbehördcn eine Abänderung im Sinne des Artikels 133 der Reichsverfassung er- fahren. In Thüringen   handelt es ssch um die Abschaffung des Bußtages und des Reformationsfestes. Hier steht das Reich auf dem Standpunkt, daß es den Ländern nicht verwehrt werden kann, die Anerkennung eines Tages als Feiertag wieder gesetzlich aufzuheben, solange reichsrechtlich nichts anderes bestimmt ist. Die st a a t l i ch e Anerkennung einer Reihe hoher kirchlicher Feier- tage, wie Weihnachten, Himmelfahrt und dergleichen wird demnächst von Reichs wegen geregelt werden. Hitlers Kniippelregiment in München  . Selbsthilfe der Arbeiterschaft? München  , 2. Januar.  (Eca.) Ueber nationalsozia- l i st i s ch e Ausschreitungen, die sich in den letzten Tagen ereignet haben, macht dieMünchener Post" verschiedene Mit- teilungen. So wurde eine Versammlung der Friedensvereinigung, in welcher der bekannte Pazifist Pros. Dr. Ouidde sprach, von den Nationalsozialisten gesprengt, wobei«in junger> ü d i s ch e r Kaufmann so mißhandelt wurde, daß er b l u t ü b e r- strömt fortgeschafft werden muhte. Hierbei hörte man die Drohung:.3n ein paar Monaten ist alles erledigt, wir hängen euch alle auf!" Sonntag früh%3 Uhr wurde ein Arbeiter von einigen Nationalsozialisten mißhandelt. Es gelang der Polizei, die Täter festzunehmen und ihre Personalien festzustellen. Dabei stellte sich heraus, daß einer von ihnen ein Reichswehr  - s o l d a t war. DieMünchener Post" kündigt an, daß die Ar- beiterschaft zur Selbsthilfe greifen müßte, wenn es den Be- Hörden und Gerichten nicht gelinge, eine Aendcrung dieser Zustände herbeizuführen. Hitlers   Schulüverschreibungen. DerNationalsozialistische Deutsche   Arbeiter- verein, Sitz München  ", hat zur Deckung der bei Erwerbung des Völkischen Beobachters" von dem Verein übernommenen Schulden- last, zur Erhaltung und zum weiteren Ausbau dieser Zeitung unver- zinsliche Schuldscheine herausgegeben. Laut§ 795 des Bür­ gerlichen Gesetzbuches   dürfen derartige Schuldverschreibungen nur mit staatlicher Genehmigung In den Verkehr gebracht werden. Wir fragen an, ob derNationalsozialistische Deutsche Arbeiterverein" die Genehmigung der bayerischen   Regierung nachgesucht hat und wenn nicht, ob die bayerische Regierung Veranlassung ge- nommen hat, auf Grund des angeführten Paragraphen und auf Grund des§ 145a des Strafgesetzbuches gegen denRa- tionalsozialistischen Deutschen Arbeiterverein" vorzugehen? Oder dürfen sich die Hitlerschen Nationalsozialisten nach italienischem Muster etwa in Bayern   bereits die Rechte des Reiches und der Bun- desstaaten anmaßen? Zur Regierungsbildung In Hessen  . Der Landesausschuß und Vorstand der sozialdemokratischen Partei Hessen  » hat beschlossen, dem Siaatsvräsidenten Ulrich und der Landtogsfraktion in der Frag« der Regierungsbildung frei« Hand zu lassen. Die von Ttitti errichteke Guardia reale, eine Verfassungsschutz- truppe, lehnte sich in Neapel   und Turin   gegen ihre Verschmelzung mit den stark fascisttschen Carabinieri auf und wohl auch gegen die Mussolinische Privatarmce, die setzt der Staat miterhalten soll. Der Ausstand wurde blutig unterdrückt. Die Lustfahrvorsthristen. Wieder ein Gebot erfüllt. Auf dos Verlangen der Bosschasterkonfevenz vom 12. September und 13. Dezember nach deutschen Maßnahmen zur Durchführung und Sicherstellung der Unterscheidung der zivilen von den militärischen Luftfahrzeugen hat die deutsche Botschaft in Paris   am 81. Dezember u. a. geantwortet: Die deutsche.Regierung hat am 1. Mai 1922 das Luftfahrt- Garantie-Komitee als Träger der stündigen Uebenvachunq der Unterscheidungemerkmale anerkannt. Auf Veranlassung des Luftfahrt- Garantie-Komitees wurde über eine Klärung der Durchführung der Regeln 8 und 9 verhandelt. Nachdem jedoch das Gorantte-Komitee trotz dieser Verhandlungen, die zu einer beide Teil« befriedigenden Lösung zu führen schienen, inzwischen auf der sofortigen Durch- fllhrung der Regeln 8 und 9 bestanden hat und die Botschafter- konferenz am 13. Dezember aus die Angelegenheit zurückgekommen ist, wird die deutsche Regierung nunmehr die im Entwurf nebst einer Erläuterung beigefügte Ergänzungsverordnung erlassen. Di« deutsch  « Reierung geht hierbei von der Voraussetzung aus, daß die alliieten Regierungen ein« Schädigung des deutschen Wirtschaftslebens, insbesondere der deutschen Ausfuhr, nicht beab. sichtigen. Don den alliierten Regierungen selbst wie auch vom Luftfahrt-Garantie-Komite« ist die Absicht einer solchen Schädigung wiederholt ausdrücklich in Abrede gestellt worden. Die deutsche Regierung glaubt daher, bei den Alliierten Regierungen mit ihrer rechtlich und wirtschaftlich begründeten Auffassung Verständnis zu finden, daß nur solche Uebcrwachungsmaßnahmm und Be- fchräntungen in Frage kommen, die nicht die Unterbindung von Produktton und Ausfuhr zur Folg« haben. Di« deutsche Regierung schlägt daher vor, daß das Luftfahrt- Garantie-Komitee ermächtigt wird, sich wegen der in Regel 9 vor- gesehenen zahlenmäßigen Festlegung der Stocks mit der zu­ständigen deutschen Stelle zu verständigen. In den fünf Paragraphen der ergänzenden Verordnung werden die in den Regeln 8 und 9 geforderten Maßnahmen(Anmeldepflicht usw.) im einzelnen festgelegt. Saarkorruption. Aus dem Saargebiet wird uns geschrieben: Unter der Herrschast der Regierunskommission und des Franks hat die Korruption und die Günstlingswirsschaft im Saargebiet«Inen erschreckenden Umfang angenommen. Not, Ehrgeiz, in den meisten Fällen Sucht nach Reichtum haben Saarbewohner zu Söldlingen der Franzosen   und zu Schädlingen am deutschen   Volk« gemacht.. Diese Berhälttiiss« macht sich jetzt eine sogenannt«Saarbund-Ge, s e l l s ch a f t" zunutz«. Welch Geistes Kind die Gründer und Leiter dieses Bundes find, zeigt§ 19 der Statuten, wonach der Saarbund allgemein polittfchauf dem Boden des VerfaillerVertrage» und den daraus resultierenden weiteren Tatsachen" steht. Die Politik der Entrechtung und der Schädigung der Saarbevölkerunq findet in diesem Bunde derdenkenden, aufrechten und friedliebenden Saarländer   einen Verteidiger. Besonders eifrig betätigen sich einige B e r g b e a m t e, die den Bergleuten gute und leichte Beschäftigung aus französischen   Gruben versprechen, wenn sie die grün« Mitglidskarte der Saarbund-Gesellschaft vorzeigen. Wer bisher sieben Frank» verdient hat, soll alsSaorbündler" zehn bekommen. Was bisher dem bezahlten SpitzeUum nicht gelungen Ist, dos soll der Saarbund erreichen: die Arbeiterorganisationen von den deutschen  Gewerkschosten loszulösen! Major Richert, der Leiter der französischen   Propaganbastelle für das Saargebiet, hat schon auf allen Wegen versucht, im Saar  - gebiet eine Organisation zustande zu bringen, die Bresche schlagen soll in die Abwehrfront der Deutschen  . Jetzt versucht er es mit der Methode S m« e t e, der schon vor längerer Zeit aus Befehl von Paris   im Saargebiet Fühler ausgestreckt hat. Was Jupiter erlaubt ist. Da»Echo du Rhin" in Mainz  , das auch auf Besatzung»- konto gehen soll, meldet marokkanische Truppenverschiebungen im besetzten Deutschland  . Ob sein Verantwortlicher auch bestraft wird, wie die deusschen Beamten, die wegen gleichen Tuns auf Jahr« eingekerkert sind?_ Die neue Sowjet-Regierung. Auf der Jahrestagung des Allrussischen Exekutivkomitees der Kommunistischen Partei wurde, einem Reuter-Telegramm aus Moskau  zufolge, der Rat der Volkskommissare erneuert. Es wurden ein. stimmig gewählt: Vorsitzender: Lenin  . Vizevorsitzende: Rykow  , Tsurupia und K a m e n e w. Auswärtige Angelegenheiten: T s ch i t s ch e r i n. Inneres: D z e r k i n f k i. Bildungswescn: Lunatscharsti. Gesundheitswesen: S e m a s ch t o. Nationalitäten: Stalin  . Inspektion der Arbeiter und Bauern: Tsurupia. Finanzen: P o k o l n i k o w. Landwirtschaft: Iakowento. Vorsitzender des Obersten Wirtschaftsratcs: Dogdanow. Ernährung: Brinkanow. Außenhandel: Kr assin. Arbeit: Schmidt. Post: Dowgalewski. Justiz: Kursti. Bund der Sowjetstaaten. ZNoskau, 2. Januar.  (WTB.) Am 30. Dezember wurde hier der erste Kongreß der Vereinigten Sowjetrepubliken eröffnet. E» wurde der Vertrag angenommen, der die Vereinigung aller sozialistischen   Sowjetrepubliken verwirklicht. Je 23 000 Einwohner enssenden einen Delegierten zu dem vereinigten Kongreß. Ein aus 371 Mitgliedern bestehendes Vereinigtes Zentralexekutivkomite« wird im Verhältnis zur Bevölkerungszahl der Cinzelrepubliken gewählt Verden  . Jährlich sollen drei ordentliche Sitzungen und dem Bedarf entsprechend auch außerordentliche abgehalten werden. Das Boll- zugsorgan des Zentralkomitees ist der Sovnarkom(Rat der Volks- kommissare). Der Kongreß wählte die 371 Mitglieder des Zentralexckutiv- tomitees: aus Rußland 270, aus der Ukraine   ß8, aus Transkaukassen 2S und aus Weißrußland   7. Bistigung der neuen Wirtschaftspolitik. In seiner Schlußsitzung billigte der Rätekongreß u. a. den Spar- samkeitskurs und verlangte zur Stabilisierung des Rubels ein« weitere Steigerung der Steuern und eine Förderung der Ausfuhr von Rohstoffen und Getreide nach Deckunq des inneren Bedarfs: ausländisches Kapital müsse in Form von Konze'ssonen und gemischten Gesellschaften herangezogen werden, doch dürfe dabei die politische und wirtschaftliche Souveränität Sowjetrußlands nicht geschmälert und dem Auslandskapital keine entscheidende Bedeutung auf den wichtigsten Wirtschaftsgebieten eingeräumt werden. Das Allrussische Zentralexekutivkomitee wird beauftragt, in seiner nächsten Sitzung der Notenemission feste Schranken zu setzen. Der Kongreß hat einen Aufruf an die Völker der Welt ge- richtet, worin erklärt nzird, Sowjetrußland erhebe von neuem seine warnende Stimme angesichts des Dersailler Frieden, und neuer drohender Kriegsgefahren. Dessenungeachtet habe Sowjetrußlond in kurzer Zeit seine 5<Millionen-Armce auf 800 000 Mann reduziert und sei gegenwärtig dabei, eine weitere Herabsetzung der Roten Armee auf 600000 Mann durchzuführen.