läßt, ist an allen Folgen, die sich daraus ergeben, mitverantwortlich. Den Industriellen genügt der Marksturz nicht! Der Wirtschaftspolitische Ausschuß des Reichswirtschaftsrats be- schäftigte sich mit dem vom Arbeitsausschuß zur Beratung der Ausfuhrfreiliste vorgeschlagenen Ergänzungen. Der Vertreter der Reichsregierun'g erklärte dazu: Die Devisen- sicherung sei der Kernpunkt der ganzen Frage. Die Zuführung der Devisen an die Rcichsbank solle schärfer als bisher gesichert werden; es seien vorgesehen: 1. Fakturierung in ausländischer Währung, Z. Abführung von 30 Proz. des Gegenwertes an die Reichsbank, 3. Vorlegung einer Dcvisenablislerungsoerpflichtung bei der Grcnzabfertigung, in der der Wert und der Betrag, der adzu- führen ist, angegeben werden. Diese Erklärung soll den Verlade- papieren beigefügt werden. Die Außen Handels stellen teilen die Höhe des abzuliefernden Betrages, der m Hoch Valuta sicherzu- stellen ist, an die R e i ch s b a n k mit. Die Vertreter der Arbeitnehmer wiesen aus die in-� folge des neuen Marksturzes eingetretene Aenderung in den Ver-' Hältnissen, die den Export ibegünstigen, hin. Die Spanne, die mm- mehr wieder zwischen den Preisen deutscher, mit billigen Arbeits- löhnen und billiger Kohle hergestellten Fabrikaten und den Welt- Marktpreisen liegt, käme nur einzelnen, nicht aber der deutschen Volkswirtschaft zugute. Dagegen betonten die Vertreter der Industrie und des Handels, die Zlußenhandelstontroll« fei ein Stück Zwangswiri- fchäft und lasse sich in einer sonst freien Wirtschaft nicht mehr aus- rechierhalten. Selbst bei einem Dollarstand von dreißigkausend sei die deuksche Industrie nicht konkurrenzfähig, da die Preise der einzcl- nen Produkte den Weltmarktpreis berciks um zwanzig bis dreißig Prozsnl überschritten hakten, ehe die neue Entwertung eintrat. Die Preise hätten sich nachweislich stets über dem Niveau des Weltmark- tes gehalten, nur die fortschreitende Entrvcrhrng der Mark Hobe den Wettbewerb mit anderen Ländern ermöglicht Di« Menge der in den letzten Monaten eingegangenen Devisen sei verschwindend gering im Vergleich zu den Vormonaten. Die Abstimmung über die Ausnahme elektrotechnischer Dedorss- artikel in die Freiüsk ergab die Annahme der Vorschläge des Ar- beitsausschusses. Der Berliner Magistrat an die Regierung. Mit Rücksicht ausdiesprunghasteTeuerungder letzten Tage hat der Magistrat der Stadt Berlin an den Reichsfinanz- minister, sowie an die Minister des Innern des Reichs und von Preußen folgendes Telegramm gerichtet: „Die starken Preissteigerungen verursachen Beunruhigungen in der Bevölkerung und in einzelnen Betrieben wilde Streiks. Wir ersuchen dringend, die Lohn- und G c h alte ve rh a n dl u n- gen mit den S p i tz en o rg a n isa ti one n zu schnellstem positiven Abschluß zu bringen, jedenfalls den Mai vor- schuß sofort auszuzahlen."
vorläufig keine Kohlenpreiserhöhung. In der zum Donnerstag einberufenen Sitzung des Reichskohlen- rats, die sich mit einer evtl. neuen Erhöhung der Kohlenpreise be- schäftigte, sind durch die Bergwerksunternehmer keine Anträge auf Preiserhöhung gestellt worden. Es bleibt also bis auf weiteres bei den alten Kohlenpreisen. Wie verkautet, soll zwischen dem Reichswirtschaftsminister und der Zechenindustrie ein stillschweigendes Uebereinkommen ge- troffen worden sein, nach dem der Verzicht auf eine sofortige Kohlen- Preiserhöhung bei einer kommenden Steigerung der Kohlen- preise in Rechnung gestellt werden soll. Der Maikrieg in München . Hitlers Regimenter in Kampfstellung. Obschon die Maifeier in München selbst unblutig verlaufen iftz sind die nachträglichen Mitteilungen der„Münchener Post" über den Aufmarsch der Hillerschen Regimenter von hohem Interesse für die Beurteilung der Lag«, wie sie sich durch die Duldsamkeit der baye- rischen Regierung gestaltet hat. Im Laufe des Montags wurden von nationalsozialistischer Seite ununterbrochen Flugblätter in der Stadt verteilt, in der von der bevorstehenden„marxistischen Revolution" geschwätzt und die Haken-
Volksbühne unö Gper am Konigsplah. i. In einer Reihe von Blättern wird feit einiger Zeit eine rege Propaganda betrieben, die darauf hinausläuft, das Gebäude der ehemaligen Ärolloper am Königsplatz, dessen Umbau in diesem Sommer vollendet sein dürfte, der Großen Volksoper A.-G. in die Hände zu spielen. Zu dieser Propaganda, die augenscheinlich auf die Große Boltsoper selbst zurückgeht, wird uns aus den K r e i s e n d e r V o l k s b ü h n e E. B. folgendes geschrieben: Die Volksbühne E. B. war es, die im Jahre 1gI9 an die Preußische Staatsverwaltung mit dem Ersuchen herantrat, der Staat möchte ihr das Grundstück der ehemals Krollschen Oper für den Umbau de? darauf befindlichen Ruine zu einem neuen großen Volkstheater überlassen. Sie bezweckte damit nicht nur die Schaffung eines neuen Dolksbühnenhauses, gleichzeitig sollte ein Weg gefunden werden, die reichen Kräfte und Mittel der Staatstheater und insbesondere der Ttaatsoper den Massen der Berliner Bevölke- rung zugänglich zu machen. Deshalb verband die BoltsbüHne mit ihrem Angebot, bei einer Ueberlossung des Gründstücks auf 2S Jahre aus ihren Mitteln den Umbau durchzuführen, zugleich die Bedingung, daß in dem Hau» für die Mitglieder der Bolksbühn« ständig durch die künstlerischen Kräfte der Staatstheater zu billigen Bedingungen Borstellungen zu veranstalten wäreiz. Dos Projett fand bei der Staatsverwaltung von v»rnherein grundsätzlich Zustimmung. Nach längeren Verhandlungen kam Anfang 1920 ein Vertrag zustande, der das Grundstück auf 25 Jahr« der Bolts. bühne E. B. gegen eine verhältnismäßig niedrige Pacht überließ, wo- gegen dies« die Verpflichtung übernahm, dos Haus mit möglichster Be- schleunigung zu einem neuen großen Volkstheater mit mindestens 2000 Plätzen umzugestalten,«nd in dem ferner festgelegt war. daß gegen eine angemessen« Entschädigung durch die Kräfte der Staats- theater wöchentlich drei Opern- und vier Schauspielvorstellungen sowie eine Sonntagsnachmittagsschauspielvorstellung zu veranstalten wären. Leider war es nicht möglich, den ursprünglichen Plan so rasch und so vollkommen in die Wirklichkeit umzusetzen, wie zunächst ge- hofft wurde. Bon der Volksbühne mit der Stadt Berlin eingeleitete Berhandlungen, diese für ein Baudarlehen zu interessieren, und später dann die Schwierigkeiten der Materialbeschasfunq ließen die Arbeiten an dem Umbau nicht in dem beabsichtigten Tempo fort- schreiten. Dann nahm die Geldentwertung derartige Dimensionen an, daß die Mittel nicht mehr ausreichten, während zugleich die Möglichkeiten, größere Darlehen heranzuziehen, außerordentlich ge» ring wurden. Immerhin wurde mit allen Kräften an der Fertigstellung des Umbaues gearbeitet und die Schwierigkeiten der Geldbeschaffung wurden schließlich dadurch gelöst, daß nach langwierigen Vorhand. lungen mit dem Preußischen Staat der ursprüngliche Vertrag eine Aenderung erfuhr, der die rasche Fertigstellung des Baues sicherte. In diesem Bertrag übernahm die Preußisch« Staatsverwaltung es, der Bolksbühn« die noch zur Fertigstellung des Theaters benötigten Mittel als Darlehen zu gewähren. Gleichzeitig erklärte sie sich jetzt damit einverstanden, daß in dem fertiggsstellten Hause lediglich Vor- siellungen der Staatsopcr gegeben würden. Für dieses Entgegen- kommen erklärte sich die Volksbühne ihrerseits bereit, das Haus so-
kreuzler als angebliche„Notpolizel" aufgeboten wurden. Welcher Art diese„notpolizeilichen" Anordnungen waren, zeigte ein kleines rotes Flugblatt der Vaterländischen Kampfverbände, das nur die Worte enthielt:„Achtung! Frauen und Kinder von der Straße' weg!" Aus den zahlreicher, ihr in die Hand gefallenen Porolezetteln gibt die„Münchcner Post" den folgenden wieder: Verein deutscher Männer. München , 29. April 1923. Sektion IV. Di« sämtlichen vaterländischen Verbände werden den für den 1. Mai gepla»ten roten tleb ergriffen im Einver- st ä n d n i s mit dem Herrn Ministerpräsidenten und im Verein mit Reichswehr und grüner Polizei <die bei Erscheinen mit„Hell" begrüßt werden) entgegentreten. Es sammeln Dienstag, 1. Mai: a) die beim Stoßtrupp eingeteilten(Klopfer 41, Wein» gär in er 45, Eisele, Lutz Lothar und Otto 46) und etwaige Fred- willige um 6 Uhr vormittags vor Haus Rr. 6 der Reichenbach- stoaste. Revolver, Gummiknüppel(in der Tasche), Rucksack und Verpflegung. Armbinde(in der Tasche), Sportanzug. K) alle übrigen Herren 8 Uhr vormittags Turnhalle Nordend- straße. Waffen und Armbinde wi« 3), kein Gewehr! Einzeln sammeln! Radfahrer Rad mitbringen. , gez. 0. Tutschek. dllZ. Montag, 30. dieses Monats, bitte ich in meiner Wob- nung, Klarst?. 2/3, anzufragen, ob Aendenmgen eingetreten find.' Der Unterzeichner dieses Rundschreibens ist noch Angabe des Münchencr Adreßbuches der auch sonst in den nationalistischen Kreisen Münchenes wohlbekannte Ludwig Ritter von Tut- schek, Generalleutnant a. D. Exzellenzl Ein weiterer Alarmbefehl der Putschisten hatte folgenden Wortlaut: Dienst Oberland. Montagabend 7.45 im Hacker-Zkeller, Theresienhöhe, erscheinen. Dienstag früh 4,30 Bereitschaft! Sammeln in den Anlagen vorm Maximi'lianeum. Werkzeug mitnehmen, nicht sichtbar tragen! (folgt Unterschrift.) Wie die„Münchener Post" mitteilt, ergab ein« Kontrolle rnn Dienstag früh, daß diese Parole genau befolgt war bis auf die Warnung vor dem sichtbaren Tragen des„Werkzeuges". Die vor dem Maximilianeum biwakierenden feldmarschmäßig ausgerüsteten Mannschaften trugen ungeniert ihre Stahlhelme, Gewehre, sogar Maschmengewehre zur Schau. Die Leitung der Münchener Gewerkschaften, in deren Händen die Organisation der Maikundgebung lag, machte auf die Dorberei- tungen der Putschisten alle irgendwie in Frage kommenden behört» lichen Stellen aufmerksam und ersuchte vor allem die Polizei um eine Meinungsäußerung über die Sache. Eins solche Meinung?- äußerung war aber mir sehr schwer zu erhalten. Die Gewerk- schaftsleitung wurde stundenlang hingehalten mit der Auskunft, daß die Beratungen im Ministerrat, der in der. zehnten Abendstunde im Polizeiprästtium zusammentrat, noch nicht abgeschlossen seien. In der Rollst ließ die Regierung Plakate anschlagen, in denen sie mitteilte, daß die Behauptung, sie selbst habe die„Vaterländischen Kampfverbände" als„Notpolizei" aufge- boten, unwahr sei. Di« gleiche Erklärnng gab st« für den Landes- kommandanten und die Posizeidiret.'ion ab. Am Morgen des 1. Mai sah München dann ekn großes Heer- lager der Nationalsozialisten. Wie die„Münchener Post" mitteilt, hatten die Nationalsozialisten ihr erstes Regiment in Stärke von 10 000 Mann alarmiert. Unser Parteiblatt meldet über den mili- tärischen Aufzug weiter: Die Ausrüstung der Mannschaften war durchaus mili- tärisch Sie waren in Züge wie bei der Truppe aufgestellt. Jeder einzelne Mann der Sturmtruppen hatte ein modernes Infanterie- gewehr, serner Patronentaschen und Stopsgurten. Auch Hand- granotenabteilungen waren aufgestellt Jeder Mann hatte drei Handgranaten am Gürtel und war außerdem mit einer Pistole ausgerüstet. Schwere und leichte Maschinen- g e w e h r e sowie Maschinenpistolen waren reWich vorhanden. Sogar eine Batterie leichter Zwölfzentimeter-Feld- aeschütze war hinter ein-t? Baumgruppe aufgestellt mit der Zielrichtung auf die Arbeiterschaft hinter der Theresienwies«. Auch Flieger waren bereit, für die Flugblätter in Ballm auf- gestapelt waren. Ebenso waren Handfesseln vorgesehen,
fort nach Fertigstellung in den Besitz und die Bewirtschaftung des Staates gelangen zu lassen(gegen Ersatz der von ihr investierten Kapitalien, freilich in einer außerordentlich entwerteten Markwäh- rung. Sie begnügte sich mit der Zusicherung, für einen Zeittaum von' 25 Jahren in jeder Dorstellung gut die Hälfte der verfügbaren Plätze zu verhältnismäßig günstigen Bedingungen für ihre Mitglieder zu erhalten. IL Die Große Volks oper A.-G. war an der Idee des Um- baues der ehemals Krollschen Oper völlig unbeteiligt. Sie wurde 1919 begründet, um ein eigenes großes Opernhaus für 4000 Zuschauer zu errichten, für das-zunächst ein Platz in Schöneberg . später an der Lennestraße, in Aussicht genommen war. Als sich dann freilich zeigte, daß dieser Plan in absehbarer Zett undurch- führbar sein würde, erklärte sie sich bereit, der ihr befreundeten Volksbühne einen Teil des inzwischen«ingegangenen Aktienkapitals — 2 Millionen Mark— aus einen Zeittaum von höchstens 5 Iahren als Darlehen für den Kroll-Umbau zur Berfügung zu stellen. Dafür sicherte die Volksbühne ihr zu, den Aktionären der Großen Volksopcr in jeder Opernvorstellung ihres Hauses 120 Plätze zu beträchtlich ermäßigten Kasienpreisen zu überlassen. Mit Rücksicht auf die freundschaftlichen Beziehungen duldete es die Volksbühne auch, daß die Große Volksoper in der Krolloper ihr Bureau em» richtet«, was dann freilich in der Oeffentlichkeit vielfach den Eindruck erweckte, daß die Groß« Bolksvper eigentlich die Unternehmerin des Umbaues fei. Ende 1922, als die Schwierigkeiten der Gekdbeschaffung für trt« BoltsbüHne außerordentlich groß geworden waren, an die Hergabe großer Darlehen durch den Staat aber noch nicht gedacht werden konnte, erklärt, sich die Große Bvlksoper ferner bereit, ein» ihr zur Verfügung gestellt« Summe von 10000 Dollar der Dolks. b ü h n e als weittres Darlehen zu geben. Diesmal machte sie aber zur Bedingung, daß ihr außer einer Verzinsung der Summ« auch die Bewirtschaftung des neuen Theater« am Könfgsplcch übertragen würde. Hatte sie doch inzwischen zwar nicht, wie ursprunglich beabsichtigt, ein eigenes neues Opernhaus errichtet, aber durch Pachtung des Theaters des Westens eine Möglichkeit erhalten, einen selbständigen Opernbetrieb zu eröffnen. Die Leitung der Volksbühne E. B. nahm dieses Anerbieten der Großen Bvlksoper A.-G. mit recht gemischten Gefühlen auf. Seine Annahme muhte einen Verzicht auf die ursprüngliche Idee de» Unternehmens am Königsplatz bedeuten, einen Verzicht auf den Plan, dadurch die Bor» stellu'ngen der Staatstheater den 150 000 Mitgliedern der Volksbühne nutzbar zu machen. Andererseits aber schienen die 10 000 Dollar der Kroßen Dolksoper die alleinige Möglichkeit zu bieten, den Umbau überhaupt zu Ende zu führen und die bereits investierten vielen MU- lionen zu retten. Unter diesen Umständen wandte man sich an die Staatsverwaltung mit einer Ansrage, ob dort eventuell Geneigtheit zu einer Vertragsänderung bestehen würde, aus Grund deren die Volksbühne die Bewirtschaftung und Bespielung des Haufe» am Königsplatz der Großen volksoper� überttagen könnte. Die Staatsverwaltung lehnte eine derartige Vertrags» änderungab.da sie nicht nur für die Volksbühne, sondern auch für die Regierung eine völlige Aufgabe der ursprünglichen Absichten bedeutet hätte. Man beließ es aber nicht bei dieser Ablehnung, son» dern wies jetzt den Weg zu dem neuen Bertrage, der bereits oben erwähnt wurde.
offenbor für den Fall, daß Gefangene gemacht wurden. Die militärische Oberleitung lag bei Hauptmann Gehring, der den Loul le merite trug." Ms absolut verbürgt bezeichnet unser Parteiblatt die folgende Mitteilung über die Herkunft der Waffen für die Hitler-Truppen: „In den frühen Morgenstunden sammellen sich die Sturm. ttuppen bei Oberwiesenfeld und waren bis 8 Uhr früh im Besitz der Batterie und Maschinengewehre der Reichs- wehr, die anstandslos an sie abgegeben wurden. Oberst Panzer verhandelt« dann mit Hitler und seinem Stabe. Die Verhandlungen dauerten bis Mittag. Die aus- wärtige Reichswehr hatte bereits Oberwiesenfeld gegen die StaÜ zu abgesperrt, so daß nur noch ein Ausweg nach dem Würmkanal freiblieb, wohin die Hiller-Leute unter Zurücklassung der Artillerie und Maschinengewehre abmarschierten. Rachmit- tags bis gegen 4 Uhr stand seine Aufnahme st ellung im Englischen Garten. Ungefähr 2500 Mann, bewaffnet zum Teil mit Seitengewehren, mit Parabellumpistolen und Brownings, unter den Mänteln waren Stielhandgranaten sichtbar. Als Kopfbedeckung trugen sie den Stahlhelm. Der Abmarsch er- folgte zwischen 4 und 6 Uhr. Der Bund Oberland sandte aus Tölz ein Ärtilleriegeschütz nach München . Es war an ein Lastauto gebunden. Das Geschütz wurde von der Münchener Scyutzmannschaft beschlagnahmt. Mit dem Lastauto wurden 90 Gewehre, sechs Kisten und 30 Stück Stielhand- granaten befordert. Die Bedienung wurde polizeilich in. ttrniert." Dieser Aufmarsch einer verständig mit allen modernen Waffel ausgerüsteten nationalsozialistischen Armee hat dann schließlich doch wohl den bayerischen Behörden gezeigt, wie groß die durch stille Duldung und oersteckte Unterstützung geförderte Gefahr geworden fei. Das Aufgebot auswärtiger Reichswehr und der Landcspolizei hat dann wenigstens oerhindert, daß es zu einem schweren Blutver- gießen kam. Das diszipliniert« Verhalten der demonstrierttSen Ar- beiter und besonders der vortrefflich funktionierend« sozialdemotta- tisch« Selbstschutz hat das Uebrige getan, um die Nationalsozialisten vollständig zu isolieren. Di« Bayerische Bolkspartei hat jetzt ein« Interpellation im Landtage eingebracht, in der sie von der Regierung Auskunft über die Teilnahme von Gymnasiasten an der bewaffneten Hiller- Garde verlangt. Wichtiger erscheint uns die Frag«, welche Maßnahmen di« bayerische Regierung und die Reichsregierung zu ttessen gedenkt, um d« Bildung von bewaffneten Ban- den zu verhindern und die bisherigen Organisatoren dieser Banden zur Rechenschaft zu ziehen._ Waffenbeschlagnahms in Nürnberg . Tie Waffe» stamme« von bayerische« Behörden? Rürnberg. 3. Mai. (Eigener Drahtbericht) In der heutigen Stadttatssitzung kamen gewisse Vorgänge zur Sprache, die in Rürn- berg großes Aussehen erregt hatten. In der Nacht vom 30. April zum 1. Mai wurde das Stammlokal der Rationlsozio- l i st e n in Deckengarten polizeilich ausgehoben. Es wurden dort 25 Mann eines naiionalsozialistischen Stoßtrupps in schwerster Be- wasfnung angettoffen. Es wurden drei schwer«, zwei leichte, schuß- fertig gemachte Maschinengewehr«, zwei Masllstnrnpistolen, eine größere Anzahl Infanterregewehre und 7000 Schuß Munition be- schlagnahmt. Genosse Elche nmükl er befragte nun in der Stadtrats, sitznng den Oberbürgermeister Dr. Luppe über die Vorgänge. Dr. Luppe bestätigte, daß eine Waffenbeschlagnahme in dem ange- gebenen Umfange stattgefunden habe. Er fügte hinzu, es sei noch nicht sicher festgestellt, woher die Waffen stammten. Sollten sie von einer Behörde den Nationalsozialisten geliefert worden sein, so müßte dagegen mit der größten Entschiedenheit Einspruch erhoben werden. Denn dies fei nichts anderes als der Anfang zum Bürgerkrieg. Ein Wachtmeister der städti- schen Polizei, der unter den sestgestellten Personen bettoffen wor- den war, sei sofort entlassen worden. Der Oberbürgermeister richtete zum Schluß an die bayerische Regierung einen scharfen Appell, die Gesetz« gleichmäßig nach allen Seiten anzuwenden und für den Schutz des Staates, so wi« er sei, energisch einzutteton.
Daß die Leitung der BoltsbüHne unter diesen Umständen auf das 10 vvo-Dollar-Angebat der Großen Dolksoper verzichtete, braucht wohl nicht weiter dargelegt zu werden. Der abgeänderte Vertrag mit der Staatsverwaltung gibt ihr die Möglichkeit, das durchzu- führen, was mtt dem Umbau von allem Anfang an beabsichtigt war. Es ist sogar das erreicht, was ursprünglich besonders gewünscht wurde: die Mitglieder des Vereins werden in dem Haufe am Königs- platz lediglich Opernvorstellungen erhalten. Ueberdies entlostet der neue Berttag die Bolksbühn« von jekstm Risiko der Betriebsführung. Die Große Dolksoper ist nun ungehalten, daß sie nicht in das Haus am Königsplatz einziehen darf. Man wttd das verstehen angesichts der Tatsache, daß sie im Theater des Westens mit relativ geringen Mitteln tatsächlich Beachtliches zustande gebracht hat und daß für sie die Gefahr besteht, nach einem Jahr weiterer Wirksam- keit den Dettieb wieder auslösen zu müssen, da der Pachtvertrag abläuft. Aber es ist doch eine unmögliche Zumutung an die Preu- ßisch« Staatsverwaltung und an die Bolksbühn«, daß diese sich nunmehr bereit erklären sollen, das Haus am Königsplatz der Großen Volksoper zu überlassen. Für die Staatsverwaltung würde das die Unmöglichkeit bedeuten, durch eine verhältnismäßig geringe Verstärkung de, derzeitigen Opernpersonals sich nahezu eine Ver- doppelungder Einnahmsn zu vecschasfen und zugleich die Staatstheater mehr zu„popularisieren". Für die Volksbühne würde die Bewirtschaftung de, Hauses durch die Große Volks- oper, selbst wenn diese ihren Mitgliedern die gleiche Anzahl von Plätzen zur Verfügung stellen wollt« und die gleich günstigen sonstigen Bedingungen zusichern würde, den Verzicht auf künstlerische Darbietungen bedeuten, dl» doch in jedem Falle höher zu werten sind als das, was die Groß« Voltsoper bieten kann. Gerade die durch den jetzigen Vertrag gegebene Möglichkeit, jedem Mit- glted alljährlich auch zwei bis drei Vorstellungen der S t a a i s 0 p e r zugänglich zu machen, bedeutet für die Volks- bühne ein wichtige, Propagandomittel. Sein« Aufgabe würde für sie also auch eine materielle Schädigung darstellen. Schließlich ist doch auch festzustellen, daß die Große Dolksoper niemals für eine gesicherte Durchführung der Vorstellungen eine solche Gewähr bieten kann, wie sie ein Staatstheoter bietet.(Schluß folgt.)
Der Reichspräsident hat da, Ehrenpratetiorat üder den 1». Inter - nationalen Esperantakongreh in Nürnberg angenommen. Der Lieflermann-Jaal im Krön Prinzen Palais bat jedt eine schöne Bereicherung erbakten: die«Valerie ha» dag VUd der Freistunde der«mslerdamer Wailenmädchen erworben, da« srüber im Belly Wilhelm v. Bode« war. Die Neuerwerbung gebört in die Reihe der vorbereitenden Arbeiten LiebcrmannS sür sein berühmte« Bild mit dem gleichen Thema, da« In der Galerie de« Elädel in Frmrksurt».«. döngt „Bild»nd Buch». W i l h« I m st r. gg. Maiau»slell"ng».Kunst und Lands chast in Schwaben Aufnahmen von Dr. Otto Lossen, Stuttgart . WochcntSollch g— g Uhr. Eintritt frei. ®n« Deutsche Donkunftlrrfelt in Kassel . Da« alljährliche Dculsche Tonküni'tletteft de« von Franz Li»,! gegründeten Allgemeinen Deutschen Mufitverein» wird In diesem Jahre vom 8. br« 18. günl in Kassel abge- ba'len werden. So werden medrere ssnsontsche Werk« sasl unbekannter junger T-nsetzer. wie B« t t i» g, B e t e r s« n, tt r e n e k. T i j s e n und « a m t n s k y ausaesührt werden. Reben diesen güngiten kommen schon bekannte neuzeikllche Komponisten, wie Bernhard Sekles , Dal- theribausen. Hau«egger, B r a u n f e l« und Max Reger (dieser mit seinem bochinkeressanten. ungewöhnlich komplizierten Chorwerk .Der kejmrg der Berllärten") zu Dort.