Kahr gegi München , IZ. November.(TU.) Der bayerische Minisier- rai saßte folgenden Beschluß:„Die R e i ch s r e g i e r u n g Hai am g. November die vollziehende Gemalt und alle mililörische Gewalt auf General von S e c ck t vereinigt. Die bcondercn Verhältnisse in Bayern erfordern, daß der bayerische Ausnahme. zustand unverändert fortbesteht und die gesamte vollziehende Gewali in einer Hand zusammengefaßt bleibt." die Antwort See Reichsregierung. München , 13. November. (TU.) 33415 Villionen Mark wurden vom Reiche dem bayerischen Landwirt» schaftsministerium zur Verbilligung von Vrol und Milch für die minderbemittelte Vevölkerung und kinderreiche Familien zur Verfügung gestellt. Zwei Kuriere der bayerischen Gesandtschajt brachten heute diese Gelder in wertbeständiger Dollar- schahanleihe hierher. Die Verteilung an die Städte und Semeinden wird sofort erfolgen. Kohrs Vergewaltigung. Ludendorff und Hitler gewarnt. Die bayerische Regierung läßt folgende Erklärung veröffent- lichen: Vielfach wird das Gerücht verbreitet, daß General Luden- d o r f f am S. November noch am Mittag nichts davon gewußt habe, daß Kohr, Lossow und S e i h e r mit der Reichswehr und Landespolizei gegen den Hitler -Putsch ständen. Demgegenüber wird vom Wehrkreiskommando amtlich festgestellt: Oberst L e u p o l d, der die Jnfantcrieschule leitet, teilte am S. November gegen 5 Uhr morgens Ludendorff und Hitler persönlich mit: „Kohr, Lossow und Seiher halten sich an ihre Zusage im Bürgerbräukeller nicht für gebunden, weil ste unter einem Zwang abgegeben wurde. Die 7. Division steht nicht hinter der Unternehmung Hitlers . Sie wird nötigenfalls mit Gewalt die Ord- nung wiederherstellen, hierzu smd auch Truppen herangezogen worden. Diese Weisung ist im Auszug zwischen 12 und 1 Uhr nachts t e l« p h o n i s ch an die Infanterieschule gekommen und mir (Oberst Leupold) von General von Lossow persönlich be- st ä t i g t worden." Ludendorsf und Hitler ersuchten Oberst Leupold, den General von Lossow umzustimmen, wobei Hitler betonte, daß er zu kämpfen und zu sterben bereit sei. Oberst Leupold erwiderte, daß er an«ine Aenderung des Entschlusses des Generals von Lossow nicht glaube. Die Truppen würden tun, was ihr Führer befehle. Er würde wiederkommen, wenn Lossow es für nötig halte. Gegen ö Uhr vor» mittags meldete Oberst Leupold dem General von Lossow, bei dem sich auch Kohr und Seißer befanden, den Inhalt seiner Mitteilung an Ludendorff und Hitler . Demnach haben Ludendorff und Hitler am 9. November vormittags durch einen Obersten der Reichswehr Kenntnis davon erhalten, daß ein« Fortsetzung ihres Tuns zum Zu- sammenstoh mit der bewaffneten Macht führen müßte. » München , 13. November. (WTB.) Laut..Münchener Neuesien Nachrichten" wurde die Infanterieschule München auf Weisung von Berlin vorläufig geschlossen. Ehrhardt und Tirpitz tauchen auf. München , 13. November. (Eigener Drahtbericht.) In einer offiziösen Verlautbarung fordert die bayerische Regierung die gesamte Bevölkerung auf, in der Verwirrung dieser Tage das Staatswohl über alles zu stellen und die Staatsregicrung mit dem Generalstaatstommissar in der Festigung der staatlichen Ordnung und in der Rettung des nationalen Gedankens zu unter- stützen. Kohrs Autorität als Diktator festigt sich also wieder. Di« Versicherung gegenüber den erregten Nationalaktiven, es handle sich bei dein Zwist nur um eine Verschiedenheit des Weges und nicht etwa der Ziele, bleiben offensichtlich nicht ohne Wirkung. Zur Be- ruhigung hat auch das Verhalten Ehrhardts beigetragen, der durch sein persönliches Eingreifen die Stimmung gegen Kohr gedämpft hat. Dieses Verhalten wird erklärlich, wenn man erfährt, daß Sahr in der bekannten Zührersihung vom 6. November zugesagt hat. die Forderungen Ehrhardts nach Bezahlung der Löhnungsgelder der von ihm in Nordbayern zusammenbcrnfenen Mannschaften aufzubringen. Ehrhardt will es aber auch mit den ganz radikalen hitler -Anhängern nicht verderben. Darum läßt er heute erklären, daß feine Brigade nach ihrem Abrücken aus dem Koburgischeu keineswegs an der Niederkämpfung der Nationalsozialisten keilgenommen habe, sondern daß er sich im Gegenteil ganz energisch gegen ein Vorgehen mit Waffengewalt gegen Hitler bei Kohr
eingesetzt und bewirkt habe, daß noch dem ersten unseligen Zusammen- stoß weiteres Blutvergießen vermieden wurde. Aus dem Verhalten Ehrhardts mutz man den Schluß ziehen, daß er beabsichtigt, die führend« Rolle im Kampfe um die nationale Diktatur in Deutsch - land zu übernehmen. Auch die Vaterländischen Bezirksvereine haben ihre Einstellung gegen Kohr geändert. Dafür richten sie nun ihre ganz« Wut gegen die bayerisch« Regierung selbst, weil Kultusminister Matt in deren Namen ein« Kundgebung herausgc- geben hat, in der von dem Treiben des Preußen Ludendorff die Rede war. In dieser Betonung der Stammeeeigenschaft Ludendorsfs sehen die Verbände„eine Spekulation ans gewiss« separatistische Stimmungen, wie sie schamloser und ge- meiner nicht gedacht werden kann. Gegenüber dieser von der bayerischen Regierung zum Ausdruck gebrachten Gesinnung gibt es nur das Gefiihl tiefer Verachtung". An der Spitz« derjenigen, die Ludendorff von der aktiven Teil- nähme am Hitler-Puffch reinwaschen wollen, stehen die„M ü n ch e- n e r Neuesten Nachrichten", die dieses Geschäft durch ihren Außenredakteur und ehemaligen Admiral Voellerthum b«< sorgen lassen, der ein persönlicher Freund von Ludendorsf ist. Die Mohrenwäsche geht selbstverständlich auf Kosten Hitlers , wofür den „Münchensr Neuesten Nachrichten" bereits einige Fenster einne- schlagen worden sind. Zur Schuldfrage Hitlers veröffentlicht Voellerthum einen Brief von Tirpih. der ihm am 1. November zuging und in dem es heißt:„Ich be- schwöre Sie, alles zu tun, was in Ihrer Macht liegt, um ein« ge- waltfam« Aktion der Kampfoerbänd« zu verhüten, denn man darf dem Eesundungsprozeß nicht mit Gewalt vorgreifen. Auch Preußen ist auf dem besten Wege, das Zoch des Marxismus abzu- sireisen. Di« Weimarer Verfassung ist auf dem besten Weg«, in föderalistischem Sinne geändert zu werden. Will man es zu einem Zusammenprall mit der Reichswehr im Norden, die geschlossen hinter General v. Seeckt steht, kommen lassen, so ist die Wirkung katastrophal und alles verloren. Man darf der natürlichen Entwicklung nicht vorgreifen." Ludendorff läßt erklären, daß er sich freiwillig in S ch u tz h a f t begeben wird, da man die ihm gegebene Zusicherung feiner Bewegungsfreiheit nicht eingehalten hätte. Es handelt sich dabei um die Sperrung seines Telephons und um das Verbot, an der Beerdigung der Hitler -Opfer teilzunehmen. Diesen Enffchluß Izot Ludendorff bereits am Montag seinen Getreuen mitgeteilt, sich aber bis zur Stunde den Behörden noch nicht zur Verfügung gestellt. Das Bekanntwerden der Verhaftung Hitlers hat in München kein« besonderen Wirkungen ausgelöst. Da 5)itler nicht mit der Waffe in der Hand gefangen genommen wurde, kommt er nicht vor das Standgericht, sondern wird nach Mitteilung an zuständiger Stelle dem Volksgericht überwiesen. Dia Stand- gerichte habe» ihr« Tätigkeit noch nicht aufgenommen sie sind bisher überhaupt noch nickst zusammengetreten, da keine Person, gegen d!« bis fetzt ein Verfahren geführt wird, unter das Stand- gericht fällt. Oberstleutnant K riebet, der militärische Führer der Kampf- verbände, ist flüchtig. Die Vertreter dieser Verbände hatten am Montag«ine Besprechung mit dem General st aatskom- m i s s a r, wobei sie angeblich die unbedingte Notwendigkeit betonten, daß Kohr die voll«, durch keinerlei Bindungen gehemmt« vollziehende Staatsgewast ausübe. Eine andere Information will allerdings wissen, daß die Kampfverbände Herrn v. Kahr zum Rücktritt auf- gefordert hätten. Knilling kommt nicht. München , 13. November. (WTB.) Die amtliche Pressestelle bezeichnet die Blättermeldung, daß Ministerpräsident von Knil-i ling nach Berlin gereist sei, als falsch. vie Kommunistenverfolgungen in öapern. München . 13. November.(TU.) Die Anordnung des General - ftaatskommissars über die Auflösung der Kommunistischen Partei wird heute veröffentlicht. Nach dem Wortlaut der Verfügung sind Zahlungsmittel und Wertpapler« aller Art, Waffen, Ausrüstungsgegenftänd«, Fahrzeuge ufw, die den Zwecken der Kommunistischen Partei gedient haben, dem Staat verfallen und müssen unverzüglich abgeliefert werden. Wer der Kommunist!- schen Partei weiter angehört, die Bildung einer neuen Partei unter- nimmt usw., wird mit Zuchthaus bestraft.
Stresemann unö Ser Marxismus. Herr Dr. Stresemann glaubt, daß wir bei der Behandlung seiner Ausführungen über den M a r x i s- m u s einem unvollständigen Bericht zum Opfer gefallen feien und sendet uns das unkorr igierte Stenogramm feiner Rede zur Kontrolle. Aber auch nach diesem unkorri- gierten Stenogramm wird die Sache nicht anders. Es heißt dort u. a.: „Ich möchte hier sogar Marx verteidigen, obgleich man bei Marx nur dann in Verlegenheit ist, wenn man annimmt, daß der Mensch, der von ihm spricht, ihn auch wirklich gelesen hat, was bei den meisten die von ihm sprechen, nicht der Fall gewesen ist. Da ich in meiner Studentenzeit Marx wirtlich gelesen habe, kann ich das eine sagen, daß Marx sich die Durchführung seiner Ideen in Bezug auf Sozialisierung nur als möglich gedacht hat in einer Zeit allergrößter wirtschaftlicher hoch- konjmiktur, sich aber noch im Grabe umdrehen würde, wenn er erführe. daß jemand versuchen würde, Experimenie zu machen, wie er sie niemals in seinem Leben zum Ausdruck gebracht hat." Inzwischen ist von der Reichsregierung wegen des Buch- drucksrstrcits ein„Amtliches Nachrichtenblatt" herausgegeben worden, daß außer den letzten Verordmingen des Generals v. Seeckt nichts anderes als einen fünfSpalten langen Bericht üherdie Rede Stresemanns enthält. In diesem Bericht ist der vorstehende Absatz weggefallen und durch folgende Wendung ersetzt worden: „Marx selbst hat sich übrigens die Durchführung seiner Ideen in Bezug auf Sozialistcrung nur als möglich gedacht in einer Zeit allergrößter wirtschaftlicher Hochkonjunktur, würde sich aber noch im Grabe umdrehen, wenn er erführe, daß jemand versuchen würde, diese üdeen nach einem verlorenen Kriege und bei den heutigen ivirlschafilichen Verhältnissen durchzuführen." Da ist also plötzlich von„Experimenten" nicht mehr die Rede und die ganze Sache diplomatisch umstilisiert worden. In dem unkorrigierten Stenogramm findet sich aber auch noch folgender Satz: „Nehme ich einmal die ganz« Einstellung des Marxismus, der ja auch gleichbedeutend ist mit formaler Demo- kratte..., dann frag« ich mich, ob die Maßnahmen, die wir schweren Herzens als notwendig ansahen..., Maßnahmen meines Kabinettes sind, die von marxistischen Auffassungen ein- gegeben sind." Dieser ganze Passus ist merkwürdigerweise in der amt- lichen Wiedergabe im„Nachrichtenblatt" fortgefallen. Die Sache steht nun so: Wenn Stresemann wirklich ein- mal Marx gelesen hat, so hat er ihn ganz zweifellos durchaus mißverstanden, wenn er auch heute noch annimmt, daß„M arxismus gleichbedeutend mit formaler Demokratie" sei. Dieses Gerede über den Marxismus ist so bedenklich oberflächlicher Art, daß wir auch nach dem Studium des unkorrigierten Stenogramms nur sagen können: die Sache ist nicht besser, sondern schlimmer geworden, als sie sich zunächst nach dem kurzen Auszuge des Telegraphcnbureaus darstellte. Unser Urteil über die Rede wird daher durch die Lektüre ihres Wortlauts in keiner Weife geändert._ Antisemitische Kundgebung in Serlin. Temonstrationen für Ludendorff und Hitler . Am Wilhelmsplatz in Eharlottenburg ist es am gestrigen Diens- tag abend zu größeren Demonstrationen gekommen, die erst nach geraumer Zeit durch ein starkes polizeiliches Aufgebot zerstreut werden tonnten. Der„Deuffche herotd" hatte zu gestern abend, obwohl eine ähnliche Versammlung schon in der verflossenen Woche verboten werden war, seine Mitglieder nach den hohenzollernsestfälen ein- berufen, wo der Reichstagsabgeordneto Wulle sprechen sollte. Die Polizei hatte das Lokaf schon vorher besetzt und ersuchte die ankommenden deutschvöltischen Bersammlungsbesucher, die Straße frei zu machen. Dieser Aufforderung wurde jedoch keine Folge geleistet. Gegen 7 Uhr abends hatten sich etwa 690 bis 700 Personen versammelt, die Mimisch Einlaß begehrten. Die Polizei geriet zeitweilig in eine bedrohliche Lage, so daß der diensthabende Offizier schließlich das Seitengewehr auf- pflanzen ließ. Die Polizeikräfte waren jedoch zu schwach, um gegen die sich ständig vergrößernde Menge vorgehen zu können. Die Demonstranten zogen sich schließlich auf den Wilhelmsplag zurück, wo kurz« Ansprachen gehalten wurden, die mit Hochrufen auf Ludendorsf und Hitler endeten. Die Meng« sang dann die „Wacht am Rhein",„heil dir im Ciegerkranz" und' antisemitische Lieder. Man hörte Rufe wie„Nieder mit der Inden- regierung".„Schlagt die Juden tot" usw. Da die Sttmmung immer bedrohlicher wurde, muhten schließlich vom Kom- mando an den hohenzollernsestsälen starte polizeilich« Verstärkungen zu hilf« gerufen werten. Dlo Häuser am Wilhelmsplatz wurden von den Bewohnern geschlossen, da man größere Ausschrei- tungen fürchtete. Später eintreffende starke Polizeikräfte vermochten anfänglich die aufgeregt« Menge nicht zu zerstreuen und erst, als die Polizei mit aufgepflanztem Bajonett vor- ging, wichen die Demonstranten unter lauten Drohungen und Schimpfrcben in die Settenstraßen. Die Kundgebungen dauerten bis 9 Uhr abends<m. Im Anschluß an die Demonstration fanden Umzüge im Westen statt, die durch die Schupo zerstreut wurden. verbot ües„Deutschen Tageblattes*. Der Inhaber der vollziehenden Gewalt, General v. Seeckt , bat auf Grund der Verordnung des Reichspräsidenten vom 26. Sep» tember 1923 bis auf weiteres Herstellung und Umtrieb des „Deutschen Tageblattes", da« in seiner Nummer 167 vom Dienstag, den 18. November d. I., die Reichswehr zur politischen St.'iZungnahme und zun, Ungehorsam aufgefordert hat, verboten. DaS Verbot gilt auch für jede Zeitung, die als Ersatz für die ver« botene neu. herausgegeben oder ihren Beziehern zugestellr wird.
Unser Parteiorgan in Frankfurt a. M.»Die Volk« stimme", wurde wegen eines Artikels über die Reichswehr tn Thüringen auf drei Tage verboten. Bon dem Verbot werden auch sämtliche Kopf- und Nebenblätter betroffen. Di«„pommersche Tagespost" unter Vorzensur. Wegen des Arttke!«„Hüter der Volksehre", der geeignet ist, die Neichsivehr in ibrem Ansehen zu schädigen, ist die„Pommersche Tagespost" zu- nächst auf die Dauer von 14 Tagen unter Vorzensur gestellt. verbot der„ichlesifchen Tagespost". Der MilitärbesehiShaber in Breslau bat die,£ ch l e i i i ch e Tagespost" für die Tauer von vier Tagen verboten. Anlaß zum Verbot gab der Artikel„Die Stunde drängt" in der DienSlagnummer der Zeitung. parlamentarische Nachrichten. An Stelle de« verstorbenen ReichStagSabgeordneten MalhiaS Höner tritt Fabrikbesitzer Paul Jung b tut an« Homburg d.d. H. tn die Zentrums« j r a n! o n de« NeichStcigeS ein,
Wirtschaft Die TrIMonenverschuldung des Reiches. Der Ausweis über die Geldbewegung bei der Reichshauptkasse kür die Zeit vom 2l. bis 31. Oktober ergibt, daß in dieser Dekade die schwebende Reichsschuld hoch in die Trillionen Papier- mark hineingestiegen ist. Von den 6,663 Trillionen(6 563 821 Billionen) Papiermart Auszahlungen wurden ziemlich genau 6Mt Trillionen durch Aufnahm« neuer schwebender Schulden gedeckt. Diese wuchsen damit auf 6,9 Trillionen Mark an. Geradezu erschreckend gering ist der Teil der Reichsausgabe, der durch UeberschÜsse au» Steuern gedeckt wurde. Eingegangen End lediglich 5903 Billionen Mark, also noch nicht eins vom Tausend er Ausgaben. Weiter« 47 947 Villionen, also doch fast'/, Proz. der Ausgaben tonnte durch Eingänge aus der Goldanleihe gedeckt werden. Der amtliche Bericht erklärt dieses katastrophal« Ergebnis der Steuerstatistik damit, daß der Dollar gegenüber der vorangegangenen Dekade von 8,1 aus 66 Milliarden Mark gestiegen war. Es muß jedoch darauf hingewiesen werden, daß selbst in den vorangegangenen Zeiten starken Marksturze» der Anteil der Steuer an den Reichsein- nahmen nie so gering gewesen ist wie End« Oktober. Erwähnt sei noch, daß in den fraglichen 10 Tagen allein die Betriebs- Verwaltungen 2,28 Trillionen bei der Rcichskasse er- hoben hoben, und zwar entfielen davon 2 Trillionen auf die Reichs- vahn und 245 848 Billionen auf die Post- und Telegraphenver- rsaltung._
Ostelbifches Braunkohlensyndikat. Das Ostelbische B ra u n k o h l« n sy n d i ka t, dos das Niederlausttzer Kernrevisr und die Randgruppen Görlitz . Forst und Frankfurt umfaßt, vervffcntbcht feinen Geschäftsbericht für das am 81. März abgelaufene Geschöftsfohr 1922/23. Der deutsche Braun- kohlenbergbau hat in dieser Zeit sein« Rohkohlenföidernng um 9,9 auf 133,18 Millionen Tonnen gesteigert. An dieser Mehr- leistung war der ostelbische Braukohlenbergbau mit 3,87 Millionen Tonnen oder 38,9 Proz. beteiligt und seine Produktion umfaßte mit 87,6 Millionen Tonnen 27,6 Proz. der gesamten deutschen Roh- braunkohlensörderung. Die Lzerstellung von Braunkohlen-
britetts wurde tn ganz Deutschland um 756 730 Tonnen auf 29,8 Millionen Tonnen gesteigert. An der gesamten Braunkohlen- Produktion Deutschlands war der ostelbische Braunkohlenbergbau mit 31,6 Proz. beteiligt. An der Steigerung des letzten Jahres hatte er mit 574 210 Tonnen oder 76 Proz. den Hauptanteil. Eine Ueberficht über die einzelnen Kohlensorten, die abgesetzt wurden, zeigt, daß man bemüht gewesen Ist, möglichst gut« Sorten abzu- setzen. Da der Hausbrand neuerdings große Mengen gesiebter Braunkohl« verbraucht, glaubt man durch die Sortenveredelung den Absatz festigen zu können. Der Bericht betont, daß die L e i st u n g s- fähigtett der Werk« in der Rohkohlenförderung mit der im Be- richtsjahr erzielten Steigerung noch keineswegs erschöpft war, bemängelt aber, daß der Absatz nicht durch Frachterleichterung begünstigt worden ist. Interessant ist dl« Verteilung des Absatzes. Während von Roh- kohlen nur«in kleiner Teil an den Platzhandel ging und erheblich« Mengen, z. B. 19 Proz. von Gaswerten, 11,26 Proz. von der Glas- und Porzellanindustrie, 12,56 Proz. von der Textilindustrie und 13,48 Proz. von der Erzgewinnung und Metallerzeügung und wer- arbeitung in Anspruch genommen wurden, gingen beim Inlands» absatz der Briketts fast 62 Proz., also annähernd zwei Drittel, über den Platzhandel an die Derbraucher und entsprechend wesent- lich geringer« Mengen unmittelbar vom Syndikat den Ver- arbeiten» zu. Die Preise sind infolg« der Geldentwertung bekanntlich gewaltig in die höhe gegangen. Mit dem Uebergang zu Goldmark- preisen, der am 17. Sevtember d. I. erfolgt ist, sind erhebliche Störungen des Absatzes eingetreten. Es mußten Feierschichten eingelegt werden. Während dl« Mass« der Verbraucher außerstand« ist, sich mit dem Winterkohienbedarf zu versvrgen, werden die Berg- arbeiter arbeitslos, weil die Kaufkraft der Verbraucher zur Be- Zahlung der hohen Preis« nicht ausreicht.
Amiliche produttennotieruugen der gestrigen Berliner Mittags- börse für Getreide und Oelsoatcn per 1000 Kilogramm(sonst per 100 Kilogramm) ab Ctatton: Weizen, märkischer, 180—184,50, Roggen, märkischer, 172—176. Sommergerste, märkische, 168 bis 172, Hafer, märkischer, 159—161, Weizenmehl 29,00—31,50, Roggenmehl 28— 31, Weizen tlcie 8—0,50 Roggen klere dito, Erbsen, Viktoria, 43—5?, klein« Speiseerbsen 33— 36, Peluschken 18—20, Serradella 20— 23, Rapskuchen 13—14, Trockenschnitzel 7,72— 8,00, Torfmelosse 30/707, Kartoffelstöcken 15,50—16,00.