Einzelbild herunterladen
 

niedrigere Löhne bei längerer Arbeitszeit nicht nur, auss| gleichen, sondern lohnend machen soll.

Der moderne flassenbewußte Arbeiter ist sich wohl seiner wirtschaftlichen und sozialen Stellung als Arbeitnehmer und der damit verbundenen gottgewollten Abhängigkeiten be­wußt, allein er fühlt sich nicht mehr als Knecht, und er ist be strebt, mehr und mehr aus der ihm zugedachten Knechtesrolle geistig herauszufommen. Die moderne Industrie fönnte auch schwerlich nur mit Knechten zurechtkommen. Sie braucht moderne Arbeiter. Der Arbeiter aber braucht heute nicht nur Zeit zum Arbeiten, zur Arbeitsbereitschaft auf seinen Begen nach und vom Betriebe, und zum Schlaf, er braucht vielmehr außerdem 3eit für sich selber, zu feiner Er helung, zur Betätigung in feiner häuslichen Wirtschaft, in feiner Gewerkschaft, feiner Bartei, seinen öffentlichen Ehren­ämtern, zu sportlichen lebungen, furzum zu feinem Gesellschaftsleben. Er fann und und will unter Umständen auch länger als acht Stunden tätig sein, aber er

will in der Regel nicht länger als acht Stunden im Dienste

des Unternehmers stehen.

Dieses Bestreben der Arbeiter ift auch im beften Sinne des Wortes wirtschaftlich. Denn alle Erfahrung zeigt, daß die moderne Industriewirtschaft nur auf der Grundlage einer hochqualifizierten, fulturell auffteigenden Arbeiterschaft, nicht aber auf der einer schlechtbezahlten, bis zur Erschöpfung ausgedehnten Ruliarbeit gedeihen kann.

-

-

Dreiteilung des Tages acht Stunden Arbeit, acht Stunden Erholung, acht Stunden Schlaf das ist die große Kulturforderung, für die die Arbeiterschaft feit 35 Jahren an jedem 1. Mai demonstriert hat. Sie wird es auch an diefem tun, aber sie soll nicht vergessen, daß es fich darum handelt, nicht nur zu demonstrieren, sondern auch durchzusehen.

Für den Achtstundentag in Deutschland   wird der 4. Mai ein Tag der ernsten Entscheidung sein!

Völkische Konfusionen.

Nationalsozialistisch oder nationalkapitalistisch? Es fezte in Erstaunen, als vor kurzem der Führer der Deutsch  völkischen in Mitteldeutschland   Arthur Dinter   nach einem er heblichen Krach mit der deutschvölkischen Parteileitung in Berlin   in Hitlers   Nationalsozialistische Arbeiterpartei ein­trat ohne aus der Deutschvölkischen Freiheitspartei auszutreten. In feiner Beitrittserklärung unterstellte er sich ausdrücklich dem Befehl Hitlers  . Es blieb zunächst dunkel, wie Dinter   nach dem engen Anschluß an die Nationalsozialisten seine Pflichten gegen die Deutschvöltische Freiheitspartei weiter erfüllen wollte, da bekannt­lich zwischen den norddeutschen Böllischen und den bayerischen Nationalsozialisten erhebliche Spannungen bestehen. Die fommunistische Chronik des Faschismus" veröffentlicht nun zwei Dokumente aus dem deutschvölkischen Lager, die bei den intimen Beziehungen zwischen Kommunisten und Deutschvölkischen den Ein Beziehungen zwischen Kommunisten und Deutschvölkischen den Gin druck der Echtheit machen und einiges Licht in das Dunkel werfen. druck der Echtheit machen und einiges Licht in das Dunkel werfen. Sie stammen von einem Mittelsmann der Nationalsozialisten, der Einigungsverhandlungen mit der Deutschvölkischen Frei­ heitspartei   führte, und sind für seine Parteigenossen in Bayern  bestimmt.

In dem ersten Schreiben teilt der Mittelsmann mit, daß die Berhandlungen mit der Deutschvölkischen Freiheitspartei starfe Gegen= fäße gezeigt hätten, die jedoch nicht auf v. Graefe zurüdzuführen feien, der sich als durchaus loyal erwiesen und ja bereits in Mün  chen Hitler unterstellt habe. Die Quertreibereten gingen vielmehr von den Mitarbeitern Greefes aus. Bulle, der in seinem Informationsblatt Hitler   immer in legter Linie nenne und alles unter das Dittat Berlins   brin gen wolle, fei der Führer diefer Oppofition.

Noch deutlicher wird der Schreiber in feinem zweiten Bericht. Hier fogt er, der Konflikt mit der Deutschvolfischen Freiheitspartei müffe turz oder lang die völkische Bewegung in zwei Lager teilen, ein nationalsozialistisches und ein national fapitalistisches. Hitler   stebe im erfien Lager, Ehrs hardt im zweiten, Roßbach schwanke und müffe zu einer end

Proletarische Feierstunden.

Aus allen Stürmen der Zeit ringt sich fiegend die Erkenntnis, daß der Sozialismus die entscheibende alles überragende gefelf schaftliche Kraft ist. Aber sie muß viel mehr lein, fie muß den Be­tennern des Sozialismus zum inneren Erlebnis werden. Die Träger des sozialistischen   Gedankens müssen sozialistische Menschen fein. Aus dem unkleren Sehnen muß sich der schöpferische Gestaltungs­wille des Proletariats emporringen und über alles nur 3wedmäßige rein Materielle hinaus ein freies Menschentum, eine höhere eigene fozialistische Kultur aufbauen. Das Broletariat darf nicht allein Träger der alten, einer verfuntenen Bergangenheit angehörenden, individualistischen Stultur sein, sondern Schöpfer einer neuen, in Deren Mittelpunkt es selber steht.

Die Bergangenheit hat wohl einzelne Kulturwerfe hervorgebracht und einzelne Persönlichteiten entwidelt, aber feine alle umfassende Kultur, welche die Millionen in brüberlicher Gemeinschaft um­schließen könnte.

gültigen Entscheidung gezwungen werden, da er ein Hindernis für| blatt", nach volfischer Art reichlich mit Schmutz beworfen. die Regelung des Berhältnisses mit der Deutschvölkischen Freiheits  - Wird das andere, wie z. B. Herrn Bulle, davon abhalten, seinen partei im Sinné Hitlers fei. Wörtlich heißt es weiter: Spuren zu folgen, wenn es hart auf hart geht?

Wir fönnen mit der DFP. nicht mehr zusammenarbeiten, weil wir mit einer Zufammenarbeit die besten Elemente im

Norden auf das Spiel fehen, etwas, was Hitler uns niemals ver­zeihen würde. Die DJP. fann ohne uns nicht weiterbestehen. Ehrhardt ebensowenig. Sie müffen zu uns tommen, beide, dann aber nicht durch einen kompromit unsererseits, der uns die Be­wegungsfreiheit im Norden nimmt, sondern durch Abmachung, die uns die DJP. auf Gnade und Ungnade ausliefert."

Das ist es also, worauf es bei diesen Einigungsverhandlun gen antommt. Hitler und seine Leute wollen der Deutschvölkischen Freiheitspartei   den Garaus machen, um sie dann zu schluden. Sie scheinen auf dem guten Wege dazu zu sein. Dinter   hat sich bereits dem Oberbefehl Hitlers   unterstellt, Graefe gleichfalls und Bulle scheint ifoliert zu fein.

Allerdings" traut der nationalsozialistische Mittelsmann Graefe nung zwischen Ludendorff   und Ehrhardt vermittelt habe und wittert darin eine Falle, Ludendorff in das national. fapitalistische Lager hinüberzuziehen. In diesem Zusammen. hang wirft das zweite Schreiben ein intereffantes Schlaglicht auf die Absichten Ludendorffs. Es heißt da:

nicht über den Weg. Er verübelt es ihm, daß er die Berföh

Staatssekretär Dr. Meißner nicht vermißt.

Das Unglüd von Bellinzona   hat begreiflicherweise auch aller hand Gerüchte über weitere Opfer der Zugfabastrophe auftauchen laffen. So wurde gestern in politischen Kreisen erzählt, daß auch Staatssekretär Dr. Meißner, der Leiter des Bureaus des Reichs= präsidenten, sich in dem Unglüdszuge befunden haben fönnte, ba er in Benedig war und die Absicht hatte, über Mailand   zurückzukehren. Wie wir erfahren, bestätigt sich die Befürchtung glüdlicherweise nicht. Dr. Meißner hat noch gestern aus Benedig telegraphiert. Die Sorge um sein Schicksal war unbegründet.

Die Hitlergarde vor Gericht. Alles gestohlen und demoliert wie in Feindesland."

J

BG. München, 25. April. Am Freitag vormittag begann im Prozeß gegen den Stoßtrupp Hitler   die 3eugenvernehmung. Zunächst wurden die Polizeibeamten Seign und Singer ver nommen, die die bekannten Borgänge im Bürgerbräufeller schildern. Dann tamen die Zerstörungen in der Münchener   Bost Wenn man andererseits die Rivalität des Generals zur Sprache. Der erste hierzu vernommene Zeuge, Hausmeister v. Seedt zu 2.( Ludendorff  ) in den Raum der Betrach- Reller, bezeichnete einen Angehörigen des Stoßtrupps und den tung zieht: 2. hat die Unterordnung von Berbänden unter seinem flüdigen Hauptmann Bertots als Führer der Zerstörungs. Befeht auch dann zugelassen, wenn er wußte, daß diese genannten aktion. Der Beuge befundete, daß die Haustüren schon aufgefprengt Verbände nicht völkisch seien. Ich erinnere an Stahlhelm waren, als er fam. usu. Mir hat es auf jeden Fall den Anschein erwedt, daß Luden­dorff fich v. Seedt gegenüber auf jeden Fall ein Uebergewicht foaf: wollte und daher der Unterstühung aller erreichbaren Verbände bedarf, auch wenn sie nicht vollkommen auf unserem Boden stehen.

Heute wird mir auch ein Borschlag von Oblin. Roßbach flar, der in furzen Worten fagt, daߣ. fich einen Generalftab zufam­menstellen müffe, der für die sämtlichen Verbände einheitlich arbeiten sollte".

Damit ist das Bild vollständig. Jeder diefer ehrgeizigen Con­dottieri hat nur sich und die Vergrößerung feiner Macht im Auge; der eine mißtraut dem andern; der eine verdächtigt den andern: der eine bekämpft den andern und heute ist man wieder einmal so weit, daß alles auseinanderzufrachen droht. Hie Nationalsozia. fiften, hie Nationalfapitalisten! Man weiß nur noch nicht, in wel. chem Lager die einzelnen Führer" stehen werden.

"

Boden verdammt. würde. Der Artitel verdient unter diesen Um­

Die Deutschnationalen lassen sich die günstige Gelegen heit natürlich nicht entgehen, den Bruderzwist im Lager ihrer geliebten Völlischen zu schüren. Wir wiefen fürzlich auf einen Artikel in der Deutschen Tageszeitung" hin, in dem das Programm der Deutschnöllischen als marristisch in Grund und ständen eine besondere Beachtung. Um so mehr, als auch die Kreuz­eitung" jetzt dem Beispiel folgt. Sie rechnet in demselben Sinne mit den Nationalsozialisten ab. Das deutschvölkische Pro­machte aus dem margistischen Gesellschaftsfozialismus gramm fei ebenso oberflächlich wie gefährlich und den Staatssozialismus. Worauf die Deutschnationalen mit ihrer Kritik hinauswollen, zeigt die Kreuzzeitung  ", indem sie

schließt:

Die Bewegung perrennt sich auf diese Weise in gefähr liche Utopien, die hätten vermieden werden können, wenn man die Befensverwandtschaft der in ihr wirksamen, trei­henden Kräfte mit der fonfervativen Weltanschauung enibed unb je sich innerhalb dieser Weltanschauung hätte aus wirten faffen."..

Man habe mit größtem Mutwillen alles mögliche serflört. Eine schwarzrotgoldene Fahne fei mit Benzin übergoffen und ver­brannt worden. Als aller Frontfoldat tönne er fagen, daß es im Kriege, in Feindesland, auch nicht anders ausgefehen habe, als in der Zeitung.

Der Zeuge hat auch die Entwendung der Lutoreifen beobachtet, ber mochie aber den Täter nicht zu erkennen.

Der Zuge Gerhardt befundete, daß ihm ein Relzeug und eine Lupe aus dem verfchloffenen Schreibfisch entwendet wor den sei. Diese Sachen habe man im Befil des Angeflagien Fenit­meler gefunden. Sein Arbeitsziminer fei vollständig demoliert Der folgende Jeuge, Berlagsdirettor Mirriger, wurde von Hauptmann Berchtold mit einer Pistole bedroht:

worden.

und als Derhaftet erklärt. Er jogte aus, daß aus dem ersten Stod wett alles entwendet worden sei, mas nicht niet- und nagelfest war Schreibmaschinen, Bücher, Bapier, Umschläge, felbft Invalidenmarien haben die Stoßtruppler mitgenommen. Der Seger schildert weiter, bak der Trupp im Maschinenjaal und im Sehertaum geradezu van­dalisch gehauft hätte. Man habe

überall fyftematisch gestohlen und alles Geld mitgenommen, das crreichbar war, Berchtold habe den Abtransport after entwen­deten Sachen selbst geleitet. Berchtold habe auch erliärt, daß vom nächsten Tage ab der Böllische Beobachter" in der Münchener Best" gebrudt werden sollte. Der Zeuge berechnet ben jaben, trupp have audy die gesamten Ersparniffe zweier Angestellter ge­der entstanden sei, auf rund 40000 Goldmark. Der Stoß­ftohlen, die in dem Drudereitontor, aufbewahrt wurden. Unter den anexsenden Angeklagten erkannte der Zeuge den Unterführer Föhn, der sich bei den 3erstörungen besonders hervorgetan habe.

Föhn beftritt dagegen, überhaupt in der Münchener Best" ge wesen zu sein. Ais Sachverständiger äußerte sich der dann vernonnnene Buch trudereibefizer Minden über den der 3itung erwachsenen Schaden.

Der nächste Seuge zu diele ragnfomplex war Krimina overfefretär us, der den Zerstörungen ein Erbe mole und den Stoßirupp zum Abzug bemag

Mon darf gespannt fein, welche Richtung unter den Deutsch notifden die Oberhand behalten wird, die Nationalsozialisten oder die Nationalkapitalisten. Borläufig ist das eine zu verzeichnen, daß einerter Begründer der deutschoöftischen Bewe gung bereits ins beuifnationale Lager zurüd Der Hamburger Senat   bat dem Geiuche, Senator Karl Senie gefunden hat. Es ist dies der Gründer der Borgängerin der mit Rücksicht auf seinen Gesundheitszustand vom Amte des eriter Bolizeiherrn zu entheben, unter dem Ausdrud des Tantes Deutschöllischen Freiheitspartei, des deutschvölkischen Schuß- und für seine in dieser Eigenschaft dem Staate geleisteten Dienste ent Trugbundes, der nach der Ermordung Rathenaus aufgelöst wurde. fprochen und Senator Heinrich Schumann zum ersten Polize Alfred Roth   heißt der Mann. Er wird wegen feines Ueberherrn ernannt. Sowohl der ausicheidende wie der neue Polizei tritte in den Parteiorgan der Freiheitspartei, dem Deutschen Tage- fenator gehören der Sozialdemokratischen Partei an.

beben ihre Stimiren und geben der sozialistischen   Weltanschauung begeistert Ausbrud. Was die Arbeiterfeele bewegt, formen fie in Liedern, Dramen und Chorwerfen von packender Bucht und Größe. die vielen humbert Menschen vor ihm Kinder, Frauen und Wer ist nicht ergriffen, wenn im tühn gewölbten Riefenraum die vielen hindert Menschen vor ihm Kinder, Frauen und Männer gemeinsam ihre Stimmen erheben und flagend und jauchzend, zornglühend und begeistert verfünden, was die Seele des Broletariats burglüht. Der zündende Funke fpringt über auf die Taufende, die andächtig und ergriffen lauschen, und die Fäden, welche hinüber und herüber springen, verknüpfen sich zu einem Band der Gemeinschaft in Kampf, Schönheit und Erhebung, Persönlichkeit und Majje harmonisch miteinander verbindend.

So spennt fid) in leuchtenden Farben der Bogen vom Individuum zur Gemeinschaft, und von Volk zu Bolk.

Wofür fämpft denn die Arbeitertiaffe? Rämpft sie ihre bie Melt verändernden Schlachten auf wirtschaftlichem und politischem Boden, um in Stunden der Ruhe und Feierlichkeit die barbarischen Sitten und Lebensformen, die hohle Gefchmadskultur des Bürgern

tums cinfach zu übernehmen? Niemals!

Neues muß fich gestalten, aus dem Steigerung unserer Bebens fraft entspringt und ein hohes Menschentum fich fiegenb emporringt Go reift eine Ideologie des Sozialismus heran und balb wird fie alle umfaffen und in das Bewußtsein des ganzen Bolles treten. Für alle mird der Sozialismus eine fittliche Rotwendigkeit merben, es wächst eine ihm gemäße Weltanschauung empor und die Mensch heit steigt zu höheren Formen fittlicher Gemeinschaft. Glauben,

Glauben wieder finden

An der Menschheit lichte Bahn, Bruderherzen wieder binden, Starter Liebe zugetan.

Wir sind die Pioniere und bahnen den Weg, wir steigern unsere Rraft, indem wir mit den politischen und wirtschaftlichen tultucelle Forderungen verbinden. Nicht nur die Arme find aus den Fesseln zu lösen, sondern auch Herz und Geist sind zu befreien, um die Menschen fähig zu machen für das große Erleben und die schöpfe rische Beltstraft zu entbinden für die Riefenaufgaben bes Sozia­lismus.

Die verheißungsvollen Anfänge sozialistischer Kultur find da. Das ringende Proletariat ist nicht mehr nur material fünfte rischen Schaffens und Gestaltens von Bersönlichkeiten, die außer halb ihrer Reihen. stehen, sondern aus ihrer Milte, aus fich selbst heraus, aus eigener Straft schafft und geftalet tas Braletariat feine eigene Kultur. Es ist ermacht zuni kulturellen Selbstbemußtsein. Die bürgerliche Kultur ist im Absterben, begriffen, es lebe die neue, aus unferer Kraft geborene proletarische Stulur.

Urbeiterdichter aus ter namen'osen Menge, Bröger, Barthet, Behold, Schönlant, Toller und andere er

Menschheitstämpfer, jegt und immer, Jeßt und immer Menschenbrüder, Jeht und immer treue Hüter Unfrer Sonne, unsrer Rechte. Frei die Stirnen,

Frei die Knechte!

Großer Tag der Menschheit loht.

Großen Schauspielhaus ihre nächste Feierstunde. Am Sonntag, den 27. April, begeht die Berfiner Arbeiterschaft Benige Tage vor dem 1. Mai, der die Männer und Frauen aller Stuffurftoaten zusammenführen wird zum machtvollen Be fenntnis für den Bölkerfrieden, zur gemeinschaftlichen Arbeit am Bau der neuen Kultur, acht Toge vor der entscheidenben politischen Schlacht in Deutschland  , vereinen wir uns zu einer Stunde der Erhebung und befennen freudig unferen Glauben an den Eieg ber Jbee

Corinths Ebert- Porträt.

Ein Porträt des Reichspräsidenten von Lovis Corinth   befindet sich feit gestern in der modernen Abteilung der Rationalgalerie, im Stronprinzenpalais. Das lebensgroße Delbild stellt Ebert in Borderanficht dar. Er scheint auf den Be: schauer zuzuschreiten, im Gehen innezuhalten und gespannt auf enas zu lauschen. Die Hände steden in den Taschen des furzen Rodes, die Figur ruht auf dem rechten Standbein, bas linte Spiel. bein ist ein wenig norgeschoben, der Oberförper faum mertlich nach rechts geneigt. Die schlichte, jede. Bose vermeidende äußere Er. scheinung Eberts ist in dieser charakteristischen Haltung fehr fein und tren wiedergegeben. In den Gesichtszügen hat Corinth   versucht, die seelische Struktur des Reidsnräsidenten zu zeihnen. Der Blid der Augen und die meisterbait gemalte Stirn spiegeln scharfe Intelligens, rasche Auffaffungsgabe und fübt mägenbe Ueberlegung. Aus ben unteren Bartien, namentlich dem Munde und Kinn, spricht energische Willens- und praktische Taifraft. Dieser Teil ist meines Erachtens in den Linien zu träftig gehalten. Auch labet er au fiert aus und geht mit bem oberen Leil nicht gut zufammen. Dar unter leidet die sogenannte Porträtähnlichkeit und es wird mancher

7

daran Anstoß nehmen, der vom Bildnismaler   außer dem Kunstwert zugleich ein Dokument der äußeren Erscheinung des Dargestellten perlangt. Daß der Bert eines Borträts auf anderem Qualitäten beruht als der äußeren Borträtähnlichteit, braucht heute nicht mehr besonders betont zu werden. Wer weiß, ob Lionardos Mona Life ob Dürers Holzschuher, ob van Ends Mann mit der Nelte getroffen" maren? Die Originale find längst in Staub zerfallen, die Porträts aber leben und enthüllen späteren Jahrhunderten die Seelentiefe flar umrissener menschlicher Individualitäten, mit denen wir nod heute fühlen fönnen, fünden uns Menschenfchicksale, die uns nod heute zu Herzen gehen. Wer ein Dokument der zufälligen äußeren Erscheinung fucht, halte sich ans Photo; die Kunst will und foll Seelisches, Ewiges gestalten, bem innerften intuitiv geschauten Wefen fichtbare Form geben. In diesem Sinn ist Corinths Ebert Bildnis trop mangelnder Borträtähnlichkeit ein Meisterwerf.

Aber es ift dies auch im rein fünstlerischen Sinne als Malerei schlechthin. Die technischen Qualitäten, die handwerkliche Sicherheit der Pinfelführung, die temperamentvolle Bravour des Farbenauf­trags grenzen ans Wunderbare. Dabei fehlt jebe Spur jener Kraftmeierei, die an manchem Werke des Corinthichen Altersstils stört. Und wie der Ropf farbig zu dem Hintergrund steht, wie das diskrete: Grün des Fenstervorhangs mit dem delitaten Blau in der Kleidung und dem leichten Rot der Krawatte harmonisch zufammen flings, wie das von links tommende matt fließende Licht alle Formen fanft überrieselt und doo jede Einzelheit for plaftifch hervortreten fäßt das alles ist von vollendeter Schönheit.

Das für die Arabemieausstellung gemalte Bild hängt vor­läufig als Leihgabe des Rünstlers im ersten Corinthiaal des Kron­ prinzenpalais  . Es wäre bringend zu wünschen, daß sich Mittel und Wege finden ließen, es dem dauernden Befiß der Galerie zu John Shitowsti. erhalten.

Gelber Schnee. Auch in Japan   hat es diefer Toge, wie aus Tofio gemeldet wird, geldynet. Des more angelichts der anormaien Weiterverhältniffe, die zurzeit in der ganzen Welt herrschen, nichts Besonderes. Unnatürlich ist nur die Farbe des Schnees, der in Japan  in schönster goldgelber Farbe erglänzte. Nach Meinung der japa­nischen Gel- hrten erflärt fid diefes atmoſphärifthe Phänomen daraus, daß sich der in der Wüste Cobi aufgewirbelte und durch den Wind nach Japan   getriebene Sand schwebend in den Wolken ar ballen hat, aus denen er mit dem Echnee zur Erde niedergefallen ist.

Hintemann- Aufführung für die Berliner   Schauspieler. Die Baßiviel direktion des Residenztheaters beranftaltet am 29., nachmittage 1/ 4.11hr, eine Sonderaufführung von Torers intemann in der Bremierenbelegung für die Berliner   Bühnenangebeiicen. Karten zum Breite hon 2:50, 2 und Mart find im Eaufe der Genoffenschaft Deutscher Bühnenangehörigent, Reititraße 11, erhältlich.

Sommerfest der Juryfreien. 8mm erftenmal veranstalten Berliner  Künstler unter Leitung der Zurbfreien im Früfommer b. J. im Garten und in sämtlichen Räumen von Stroll ein Stoftumfeft. Das Felt wird im baralier eines berlinischen Stinitlerjeites bes vorigen Rabrhunderts flatt. finden. Alles Nahere burch die Geschäftsstelle der Juryfreien, Kunstheim Iwardy