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Pressekneblung in Italien  .

Ein unerhörtes Dekret Mussolinis.

Rom  , 8. Juli.  ( WTB.) Das neue Detret über die Bresse, das heute noch in Kraft tritt, begegnet, wenn man von der Idea Nazionale" absieht, bei allen anderen Blättern mehr oder weniger schweren Bedenken. Besonders befremdet, daß die Eristerz der Blätter abhängig gemacht wird nicht von einem richter lichen Verfahren, sondern in die Hände der Präfekten, also politischer Beamter, gelegt wird.

In der Hauptsache bestimmt das neue Defret, daß der vom Bräfekten anzuertennende verantwortliche Leiter eines Blattes dessen Chefredakteur oder wenigstens einer seiner Hauptredakteure sein müsse, die aber night Senatoren oder Abgeordnete sein dürfen. Der Präfekt kann das Blatt warnen, wenn es durch folsche oder tendenziöse Nachrichten die diplomatische Aktion der Regierung hindere, den nationalen Kredit im Ausland oder im In­land schädige, wenn es unberechtigt Alarm hervorrufe oder irgend wie die öffentliche Ordnung störe, wenn es zum Klassenkampf oder zum Ungehorsam gegenüber den Behörden aufrufe, wenn es die Disziplin unter dan Angestellten eines öffentlichen Betriebes störe, wenn es die Interessen fremder Staaten oder privater Ausländer auf Kosten der nationalen Interessen vertrete, wenn es das Bater­land, den Staat, die Staatsreligion, die Staatsbehörden und be­freundete Mächte verächtlich mache. Die Warnung erfolgt durch den Präsekten nach Anhörung einer Kommission, die aus zwei Richtern und einem Journalisten besteht. Ein Blatt, das innerhalb cines Jahres zweimal gewarnt worden ist, verwirkt das Recht, einen verantwortlichen Redakteur zu erhalten, d. h. es muß eingehen.

Protest der Presse.

Rom  , 9. Juli.  ( EP.) Das Direktorium der rechtsliberalen Partei nahm gestern zum Presseedikt folgende Tagesordnung an: Die Direktion der liberalen Partei ist nicht imstande, heute die ernsten Gründe zu beurteilen, die den Innenminister veranlaßt haben, die Zwangsmaßnahmen gegen die Freiheit der Presse wieder hervor zuholen und die den Ministerrat bestimmt haben, sie einstimmig zu genehmigen. Die Direktion legt Wert darauf, festzustellen, daß zu diesem Beschluß nur die gegenwärtigen Umstände geführt haben und daß es daher begreiflich ist, daß das Edikt nur provisorischen Charakter haben soll. Sie erwartet mit Bestimmtheit, daß man die Freiheit der Preffe als eine der wichtigsten Boraus­segungen des normalen Lebens und der Geschlichkeit wieder her­stellt und daß die Verwendung des Defrets nicht erfolgt, ohne daß man sich mit gewissenhaftester Unparteilichkeit immer die Notwendig feit vor Augen hält, daß die Freiheit der Presse wiederkommen muß. Auch der leitende Ausschuß der italienischen Presse. vereinigung hat eine Tagesordnung angenommen, in der es heißt: Da das Pressedefret im Gegensatz zum Buchstaben und zum Geifte anderer Grundgesetze dem unfontrollierbaren Urteil der politischen Autorität das Verfahren unterstellt, das zur sofortigen Unterdrückung eines Presseerzeugnisses führt, behält sich der leitende Ausschuß der Preffevereinigung in jedem einzelnen Falle die Er­nennung eines Bertreters der Presse in die Begutachtungskommission ver. Die Pressefreiheit tönne nur durch das Gesetz beschränkt werden. Der Ausschuß appelliert schließlich an alle italienischen Zeitungen und Journalisten zu einer solidarischen Stellungnahme, aus deren imponierender Form hervorgehe, welches die Gedanken und Gefühle der nationalen Presse in dieser Frage esi.

,, Giornale d'Italia" erklärt, daß es seine Abneigung nur durch den Gedanken an das gemeinsame Baterland überwinden fönne, und findet, daß das Defret, das Mussolini   ein Jahr lang in der Schatulle gehalten habe, am besten nicht veröffentlicht worden wäre. Aehnlich sprechen fich Mondo" und" Popolo" aus.

Todesurteile im Graff  - Prozeß.

Stettin  , 8. Juli.  ( Eigener Drahtbericht.) Im Graff  - Prozeß wurde heute morgen 29 Uhr das Urteil gefällt. Die Angeklagten Kaws und Engler wurden zum Tode verurteilt. Der Angeflagte Schwirral wird freigesprodjen. Die Kosten des Verfahrens trägt, joweit Freispruch erfolgte, die Staatstaffje, im übrigen die Angeklagten. Zur Begründung des Urteils führte der Vorsitzende aus, daß die nationale Einstellung der Angeklagten oder andere Mo­mente beim Urteil nicht mitsprechen durften. Das Gesetz mußte nach dem Tatbestand zur Anwendunng gelangen. Es waren zwei Haupt­fragen zu flären: ob die Angeklagten überhaupt die Tat begangen und ob es wahr ist, was die Angeklagten hier ausgesagt haben. Die Geständnisse der Aachener vor dem belgischen Gericht schienen taum glaubwürdig. Beiter heißt es in der Begründung, daß feine Ber­bindung zwischen den Aachener Verurteilten und den Stettiner An­geflagten bestanden habe. Der Borsigende legt auch Wert auf die Feststellung, daß sich in feiner Weise ein Anhalt dafür ergeben habe, daß die Täter intermänner hatten. Die Stettiner Berhand lung schließt in jeder Beziehung eine Komödie aus. Ferner brachte der Vorsitzende Beweise für die Unschuld der Aachener Verurteilten. Er hob auch hervor, daß ein bewußtes und gewolltes Zusammen­arbeiten zwischen Kaws und Engler bestanden habe. Schwirra hat fich durch das Abspringen von der Straßenbahn bewußt von der Lat   getrennt. Er mußte deshalb freigesprochen werden. Bei Berücksichtigung der tiefgehenden nationalen Einstellung der Ange­flagten Engler und Kaws und der Begleitumstände, die zur Lat  geführt haben, habe das Gericht einstimmig beschlossen, beim preußi­schen Ministerium ein Begnadigungsgesuch einzureichen.

Das Urteil wurde mit einem genauen amtlichen Protokoll über den Verlauf der Verhandlung dem belgischen Berteidiger, der in Aachen   vor dem belgischen Kriegsgericht zum Tode verurteilten Schutzpolizisten übermittelt. Es ist zu erwarten, daß der Verteidiger nunmehr angesichts der veränderten Sachlage eine Wiederauf nahme des Berfahrens beantragen wird.

Das Urteil im Meineidsprozeß. Stettin  , 9. Juli.  ( TU) In der weiteren Verhandlung vor dem hiesigen Schwurgericht gegen den Oberwachtmeister Christen megen Meineids gab der Angeklagte zu, fahrlässig bei der Eidesleistung gehandelt zu haben. Der Angeklagte wurde zu vier Monaten und zwei Wochen Gefängnis verurteilt. Unter Anrechnung der Untersuchungshaft mit dreijähriger Bewährungsfrist wird der Rest der Strafe ausgesetzt und abhängig gemacht von einer Zahlung in Höhe von 1000 m.

Radaufzenen m Thüringer Landtag  . In der heutigen Sigung des Thüringer Landtages   fam es zu unerhörten Radauszenen durch die Kommunisten, in deren Verlauf der Landtagspräsident Dr. Wer nid nach wiederholten Ordnungsrufen den kommunistischen   Abg. Bed   von der Sigung ausschloß. Beck verließ troh wiederholter Aufforderungen den Gaal nicht, worauf der Präsident die Sigung aufhob.

Ein fommunistisches Waffenlager. Von Reichsbeamten der politischen Polizei in Hamm   wurden bei der Kommunistischen Partei in Heeffen bei Hamm   ein Waffenlager entdeckt und beschlagnahmt. Unter den gefundenen Waffen befanden sich Pistolen, die in Lippstadt   gestohlen waren. Mehrere führende Persönlichkeiten der Kommunisten wurden verhaftet, darunter zwei Gemeindevertreter und ein reis abgeordneter. Einige fom munistische Führer von Hamm   und Umgebung sind geflüchtet. Unter den Flüchtlingen follen sich zwei mittäter an einem Mord in Hamborn   befinden.

Sommer- Idyll.

Die Rolonie Grunewald   ist ein schönes Fleckchen Erde   mit großen, grünen Rasenflächen, die auf das sorgfältigste gepflegt merden, mit stets sauber geharften Wegen, mit Bäumen und Blumen, von aller Kunst und Liebe der Gärtner umgeben. Auf großen lauschigen Plätzen, von Buschwert lieblich umrahmt, stehen zahlreiche Bänke, die namentlich jetzt in der Ferien- und Sommer­zeit nicht leer werden. Im benachbarten Halensee   und Schmargen­ dorf   gibt es viele hohe Hinterhäuser und Höfe, auf die die Fenster vieler Wohnungen münden, deren Insassen Sehnsucht nach Sonne und frischer Luft haben. Diese Sehnsucht erfüllen sie durch Aufent­halt in der Kolonie Grunewald  . Berreisen können sie nicht, das wissen sie und machen weiter fein Wesens davon, sondern sind froh darüber, daß sie nahe bei ihren Wohnungen eine Stätte der Er­holung haben. Die Billenbefizer bevölkern die öffentlichen Bläge der Kolonie nicht, sie haben ihre großen grünen Gärten hinter den Billen, und außerdem weilen sie jetzt irgendwo an der See oder im Gebirge. Das Volt" ist ganz unter sich in der Kolonie, und die Kinder tummeln sich und tollen lustig umher. Aber manchmal findet sich auf einem der Plätze doch auch was" Feines" ein, alte Vornehmheit, verbittert und verbissen über die Republik   und die neuen Zeiten, die ihnen die falsche Vornehmheit abgerissen haben und sie verhindern, etwas zu scheinen, was sie nicht sind, so wie damals, als die Monarchie noch war, die sich nur um die feinen Leute fümmerte, um das Volk aber nicht fehrte und scheerte. Diese Herrschaften haben es auf die Republik   geladen, weil sie feine Rolle mehr spielen, und ihr Haß, der ja nur materielle Ursachen hat, ist namenios- fomisch. Ihren Gesprächen aber zu lauschen, ist wahrhaft luftig, und erhöht entschieden die Erholung in der Sommerfrische der Kolonie Grunewald  .

Sigen da zum Beispiel zwei von diesem Typ auf einer Bant der Kolonie Grunewald  . Er, unverkennbar der frühere Offizier, steif, unnahbar, mit stets beleidigter Miene. Sie, die Gnädige, neben ihm mit einem Geficht, als verlange sie, daß alle anderen, die auch noch dasigen, um Entschuldigung bitten, daß sie überhaupt da sind. Ab und zu rümpft sie die Nase, und man weiß, jetzt denkt sie: Pfui Teufel, stinkt es hier von diesem Voik, und da muß ich mitten drin fitzen und kann nicht, wie es doch unsersgleichen und nur unfersgleichen zufommt, eine Sommerreife machen. Er liest aus dem Lokal- Anzeiger" vor: Unfall des Fürsten Salm". Ein

spät von der monatlichen Preisänderung zu einer wöchentlichen übergegangen wurde. Um durch Steigerung bes Berkehrs einen Ausgleich zu schaffen, wurde im September 1923 eine Ausstellung von Schwimm- und Rettungsgeräten veranstaltet. Sie brachte ein Mehr von 6000 Besuchern gegenüber dem August. Sehr glücklich war der Gedanke, auch den Film in den Dienst der Bade= propaganda zu stellen. Die Verwaltung des Budes eni­warf die Szenen und Litel, Schwimmbereine stellten die Bilder, den Film drehte die Deulig. Der jo entstandene Film ,, Schwimmsport und Bäder im Winter ist in vielen Schulen und öffentlichen Kinos im Bezirk und außerhalb des Bezirkes gezeigt worden. Die Wir­Das Stadtbab Friedrichshain erhielt balb fung blieb nicht aus: starten Zulauf von Badenden und von Schwimmschülern. Januar 1924 brachte zum ersten Male wieder einen Ueberschuß, einstweilen nur 236 M. Aus Februar konnten bereits 3617 m. Ueberschuß gebucht werden, im März, April, Mai betrugen die Ueberschüsse 6941 m., 4510 m., 9369 M. Sie waren allerdings fein Rea gewinn, sondern wurden zu Reparaturen verwendet, die seit vielen Jahren unterblieben waren. Leider reichten sie kaum für die aller­dringendsten Reparaturen aus. Die Verwaltung des Bades benutt auch noch andere Werbemittel. Zwei Kinos des Bezitts bringen täglich Lichtbildreklamen für das Bad. In den Freibädern der Um­gebung Berlins   find Werbeplakate für Stadtbad Friedrichshain  ausgehängt. Wie der Verkehr sich gehoben hat, zeigen fol­gende Zahlen. In der Anstalt badeten 1923 z. B. im Januar 27 299 Personen, im März 29 087, im Mai 24 555, aber 1924 im Januar 38 018 Personen, im März schon 57 796, im Mai jogar 68 629. Im Jahre 1924 hat die Besucherzahl sich vom Januar bis zum Mai ziemlich verdoppelt und sie war im Mai 1924 fast dreimal so hoch wie in demselben Monat von 1923.

Der Förstermord in Schenkendorf.

Auf der Spur des Täters.

Zu dem Förstermord in Schenfendorf wird weiter berichtet: Die Kriminalpolizei verfolgte mehrere Spuren. Unter anderem hatte sie Verdacht gefchöpft gegen einen ungefähr 18 Jahre alten aus Neu­Berthelsdorfer Str. 3, wo er in Untermiete wohnte, verschwunden fölln gebürtigen Schlächterlehrling Franz Saß. Eaß ist aus der und wird vom Raubdezernat gesucht. Er ist 1,70 Meter groß, hat volles schwarzes Haar, ein rundes buntles Gartloses Geficht, eine gut genährte Gestalt und trägt vermutlich eine blaue, hinten eingedrückte Seglermüße, ein graues Jadett, eine dunkle Schlächterwolljade, eine schmußiggraue Hofe und gelbe breite Schnürstiefel. Bei sich hat er eine hellgelbe längliche Lebertasche mit Attentaschenverschluß, die er an einem langen Riemen über die Schulter gehängt trägt. Der Ver­Löd- folgte besitzt eine Browningpistole, einen Revolver und einen Hirsch­fänger. Am Montag früh ist er in Johannisthal   gesehen worden. Nach dem Ergebnis der Ermittlungen der Landjäger und der hiesigen Kriminalpolizei ist er höchstwahrscheinlich der Täter. Mitteilungen über seinen Aufenthalt find an das Raubdezernat im Zimmer 80 des Polizeipräsidiums zu richten.

Oh und Ach tommt von ihrer Seite als Antwort und Echo. licher Unfall bei einer Menfur." Hoffentlich hat es keinen Adligen getroffen, fagt die Gnädige dazu." Prügelei zwischen Stadtverord neten". Böbel, benimmt sich eben wie Böbel, kommentiert sie. Und so weiter in lieblicher Reihenfolge der Unfälle, aus denen ja der ganze Lokal- Anzeiger" besteht, der überhaupt nur ein einziger Un­fall ist. Plötzlich fahren ein paar Autos vorüber, die natürlich Staub aufwirbeln, was selbstverständlich sehr unangenehm ist. Auch dem Bolt, das sich aber nicht sehr darüber aufregt, da sich der Staub ja bald wieder verzieht. Doch die" Gnädige" springt empört auf, flammende Entrüftung auf dem Gesicht. Das Genid müßte fich die Bande brechen, all dieses Volk, das jetzt Auto fahren kann!", meint fie aus liebevollem Herzen heraus. Und man weiß, als sie einst, von faiserlicher Gnade und Huld umgeben, in der Equipage fuhr, und das Bolt sich über den Staub beklagte, da hat sie nur die Nase ver­ächtlich über den anmaßenden Böbei gerümpft.

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Dann gehen sie beleidigt ab durch die Mitte, er und die Ma­dame. Gravitätisch verlassen sie den Blaß. Alte Kupfer nennt der französische   Schriftsteller Guy de Maupassant   einmal folche Menschenblüten. Das Bolt" aber hat die Entrüftung und das Verschwinden der beleidigten, tupfernen Herrlichkeit gar nicht be­

achtet.

Der Tod der Kontoristin. Beginn des Projeffes Majewski.

Vor dem erweiterten Schöffengericht Charlotten burg begann heute mittag unter Borsig von Landgerichtsdirektor Brennhausen die Verhandlung gegen den Kaufmann Kosch mar und dessen Mutter Alma Munster geb. Kotzschmar. Kurt Rozschmar wird beschuldigt, am 3. Dezember v. J. durch Fahrlässig­feit den Tod seiner Geliebten, der 17jährigen Arbeiterin Marie Majewski, verschuldet zu haben. Die Mutter hat ihm bei dem Beiseiteschaffen der Leiche, die im Walde bei Beelitz   vergraben mor­den ist, Hilfe geleistet. Der Fall hat seinerzeit großes Aufsehen er­regt und die Anklage hatte ursprünglich auf Mord gelautet. Marie Majewski war seit dem 3. Dezember spurlos verschwunden gewesen. Da sie an diesem Tage mit Rozschmar zusammen gesehen worden war und auch Hausbewohner des Hauses Schaperstr. 11 laute Gespräche in der Wohnung der Mutter des Angeklagten gehört hatten, lenfte sich alsbald ein Berdacht gegen Rozschmar. Nach langem Zeugnen hatte dann auch R. eingestanden, das junge Mädchen durch einen Schutz getötet zu haben. Die Leiche hatte er mit Hilfe seiner Mutter in der Morgenfrühe nach dem Grunewald   geschafft. Die Mutter trug dabei einen Spaten, während der Sohn die Leiche, die in einen Sad gepackt war, in einer Tragefiepe fortschaffte. Im Walde wurde die Beiche vergraben. Roßschmar behauptet, daß der Tod durch einen Unglücksfall verursacht worden sei. Er habe nämlich in der Wohnung feinen Revolver herausgenommen, um ihn auf den Rauchtisch zu legen, und dabei sei die Schußwaffe unversehens losgegangen, da der Revolver zufällig nicht gesichert war. Der Schuß war der dreißig Zentimeter entfernt fihenden Marie Majewsti in den Kopf ge drungen, so daß sie sofort tot zu Boden fiel. Diese Darstellung hat dem Angeklagten nicht widerlegt werden können, so daß er nur wegen fahrlässiger Tötung angeklagt werden konnte. Die Berteidigung der Angeklagten, Mutter und Sohn, führt Rechtsanwalt Dr. Frey. Wir werden über den Fortgang des Prozesses berichten.

Badepropaganda.

Die Erfolge des Stadibades Friedrichshain  .

In und um Berlin   jind jetzt die Babeanstalten in Flüssen und Seen wieder das Ziel vieler Zehntausende, die Erholung in fühlen­deni Wasser suchen. Aber auch die Schwimmhallen der Warmbade­anstalten haben in den Sommermonaten eine Besucherzahl, mit der sie sich sehen lassen tönnen. Im vorigen Jahre mußte man für die Badeanstalten der Stadt, weil infolge der stürmisch) fortschreitenden Geldentwertung die zu leistenden Zuschüsse ins Unerschwingliche gingen, die Schließung befürchten. Mit Mühe ist es gelungen, diese Gefahr abzuwenden. Nach dem Stillstand der Geldentwertung hat am raschesten das an der Schillingbrüde gelegene Stadtbad des Berwaltungsbezirks Friedrichshain die Wiederher­stellung des Gleichgewichtes zwischen Einnahmen und Ausgaben er­langt. Hier ist in vorbildlicher Weise darauf hingearbeitet worden, die Besucherzahl zu steigern.

Ein amtlicher Bericht über die Entwicklung dieses Bades von Anfang 1923 bis in den Mai 1924 zeigt, mit welchem Erfolg die Verwaltung die sich bietenden Werbemittel benugt hat. Die in den ersten Monaten von 1923 erfolgte Ausdehnung der Badezeit, mit der man dem Bedürfnis möglichst entgegenfommen wollte, wurde durch Meldung an alle Schulen des Bezirks und durch Plafate an Stelian lebhaften Verkehrs befannigegeben. Das steigerte fofort die Besucherzahl so, daß fogar schon fleine Einnahmeüber­schüsse blieben. Aber die rosende Beschleunigung des Marksturzes, die dann im Sommer einfegte, schlug alles wieder in Trümmer. Die Crhöhung der Bäderpreise blieb in weitem Abstand hinter der durch die Geldentwertung bewirkten Ausgabensteigerung zurüd, weil erst

Auf dem Anstand erschossen.

Der Tierarzi Dr. Schmidt von der Domäne Branden burg war Jagdgaft beim Gutsbefizer Wolff. Schmidt, ber gegen Abend auf den Anstand gegangen war, fehrte am nächsten Morgen nicht zurück. Dadurch beunruhigt, machte man sich auf die Suche nach ihm und fand ihn durchs Herz geschossen auf. Anscheinend ist der Tote auf dem Heimweg gegen 10 Uhr von vorn erschossen worden. Die sofort angestellten Ermittlungen waren von Erfolg. Es gelang, vier Personen, die als Täter bzw. Mitwisser in Frage kommen, zu ver haften. Beim Oberlandjäger Weber in Garlig meldete sich ein junger Mann, der Arbeiter Melzer vom Ried bei Barnemiz. und machte ihm die Mitteilung, daß er und die schon verhafteten Arbeiter Dito Wolff aus Brandenburg   und der Schloffer Otto Bettmann   aus Mar. zahne die Täter wären. Melzer wurde dem Potsdamer   Oberstaats­anwalt vorgeführt. Die Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen.

Selbstmord im Café. Aufsehen erregte gestern abend gegen 10 Uhr der Selbstmord eines jungen Mannes namens Karl Rode aus der Borbergstr. 3 in einem Café in der Hauptstraße in Schöneberg  . Nachdem der junge Mann einige Erfrischungen zu fich genommen hatte, schoß er sich eine Kugel in den Kopf. Er war fo fort tot. Die Leiche wurde ins Schauhaus übergeführt. Der Beweggrund zu der Tat ist unbekannt.

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Ferienspiele für Schulfinder. Auf den städtischen Spielplägen Urban" und Razbachstraße"( am Viktoriapart) des Bezirks Kreuzberg   werden in den diesjährigen großen Ferien wieder Spiele für alle diejenigen Kinder, welche nicht die Außen­spielpläge besuchen, veranstaltet. Die Kinder befinden sich auf den Pläßen in guter, fachgemäßer Obhut und betreiben in frischer Luft gesunde Bewegungsspiele. Sie sind den Gefahren der Straße entzogen und träftigen ihren Körper. Die Ferienspiele werden vorläufig Dienstags, Mittwochs und Freitags von 9-12 Uhr vormittags, bei genügender Beteiligungtäglich abgehalten.

Vom Spiel in den Tod.

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Am Dienstag nachmittag wurden in einem Hause in Blauen vier Kinder in einem Holztoffer tot aufgefunden. Es handelt sich um die drei und vier Jahre alten Töchter des Bahnarbeiters Raring, um ein fünfjähriges und ein neunjähriges Mädchen, die in der Karingschen Wohnung zu Besuch waren. Beim Spielen in der Bodenkammer hatten sich die vier Kinder in den Holztoffer gesetzt, dessen Deckel zuschlug, so daß sie ihn nicht mehr öffnen fonnten und erstickten.

Auf der Donau   bei Faltbootunglüd auf der Donau  . wien   ereignete sich wiederum ein Faltbootunglück, das zwei Menschenleben forderte. Ein Faltboot lief gegen einen Pfeiler der Nordbahnbrücke an und tenterte. Die beiden Insassen fanden den Tod in den Wellen.

Tödlicher Absturz in den Bergen. Drei deutsche   Touristen, und zwar der Assessor Kliezi aus Leipzig  , der mit seiner Mutter in Berchtesgaden   auf Urlaub weilte, sowie der Tischler für und der Holzknecht Rast sind von der Döllplatte tödlich abgestürzt. Die Leichen wurden unter großen Schwierigkeiten geborgen.

Anmeldungen zum Ferienaufenthalt( für die Zeit nach dem 20. Juli) im Landheim in Brandenburg   werden noch im Jugendsekretariat, Lindenstr. 3, 2. Hof, 2 Tr., Zimmer 11, entgegengenommen.

Wetter für morgen.

Berlin   und Umgegend: Etwas warmer, teils heiter, teils wollig ohne erhebliche Niederschläge. Deutschland  : Im Südosten Deutschlands   trocken, wärmer als bisher. In den übrigen Teilen etwas unsicher. Strichweise etwas Regen oder Ges witter bei mäßiger Wärme.

Groß- Berliner Parteinachrichten.

13. Kreis Tempelhof  , Mariendorf  , Marienfelde  , Lichtenrade  ! Das diesjährige Sommerfest findet als Berfassungsfeier am Sonnabend, den 2. August 1924, im Garten und allen Räumen des Seebabes Mariendorf statt. Beginn 4 Uhr. Eintritt 80 Bfg. Für arbeitslose Genossen und Rurzarbeiter freien Eintritt. Die Bezirksführer werden gebeten, in den heutigen Zablabenden darauf hin­zuweisen. Karten tönnen beim Genoffen Walter Grapentin in Empfang genommen werden.

71. Abt. Wilmersdorf  . Der Bahlabend findet ftatt bei Jonas, Bruchfaler Str. 1. 85. Abt. Tempelhof  . Mittwoch, 9. Juli, Zahlabende: 1. Bezirk bei Hansen, Boruffia Ede Neue Str. 2. u 5. Bezirk bei Buse. Werderstr. 24. 3. u. 4. Bezirk im Restaurant Sur Linde". Werder Ede Friedrich- Karl- Str. 6. Bezirk bei Lange, Ringbahnftr 4. 7. Bezirk bet Wanzlit, Oberlandfte. 4. Tagesordnung: Das Dawes Gutachten".