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brießen, als die alleinige Möglichkeit, um in der Flut der auf Sie| einstürmenden Schreiben obenauf und somit sichtbar zu bleiben.

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Die gleichzeitigen Auffähe von Ihnen in der Kreuzzeitung  " und von Herrn Dr. Steiniger in der Nationalpost" würdigt man meines Erachytens nur dann richtig, wenn man sie in innigste Relation zu dem Leserkreise bringt, für den fie bestimmt sind. Dann aber ers öffnet sich unter Blizes helle der Abgrund, vor dem die Konservative Partei steht. Wenn der ruhig und fach­lich abwägende Dr. Steiniger fich in gedanklichem Zusammenhange feiner Ausführungen dazu hinreißen läßt, den Portemonnaiepolitifern zuzurufen: Ein Lump ist der, der seine Schulden nicht bezahlt", so eröffnet sich für jeden auch noch jo oberflächlich Denkenden ein fiefer Einblid in die mächtigen Widerstände, die auf­mertungsfreundliche, es ernft mit ihren Versprechungen nehmende Abgeordnete inerhalb der Reihe ihrer Fraktionsgenoffen Degegnen. Sagen Sie bitte, Herr Graf, jenen Portemonnaiepoli tifern, daß ihre Rechnung sich als falsch erweisen wird. Möglich, daß ihnen ein Augenblidserfolg beschieden ist, an dem sie sich be­rauschen können, so wird aber der dem Rausche folgende sagen jammer ein fürchterlicher sein. Wer sich mit der fluch­würdigen 3. Steuernofverordnung identifiziert, feht sich dem Fluche von Millionen Enterfere bl Flüche, die selbst Gott uebersehen benn jene portemonnatepolititer, welch ein Unterschied es ist zwischen denen, bie zwar auch Rapital verloren haben, indessen die Substanz ungeschmälert besigen, und denen, welchen alles geraubt ist? Jene haben ein Fundament, auf dem fie wieder aufbauen können, diesen aber ist alles verwehrt. Man sei ganz gewiß frei von jeder Sentimentalität in geschäftlichen Dingen, d. h. aber noch lange night, fic in lumpenhafter ge sinnung über Recht und Unrecht hinwegfeßen zu dürfen, oder follten wir bereits alle soweit perjudet sein?!

erhö­

Ge.

Sonntag zog er in Köln   auf der Haupttagung der rheinischen Landesverbände der Deutschnationalen ein Manuskript aus der Tasche. Mas trug er vor:

Hergt trat dann für Aufwertung der Kriegsanleihe, Einführung der dazu notwendigen Steuern, ferner für starke Best euerung des fett 1913 erzielten Wertzu wachses und für Schutzölle ein."

Und die Ballen haben sich nicht gebogen! Hergt fann alles. Er fann es sogar besser als Tirpiz.

Beweisaufnahme im Tschekaprozeß. Koppenhöfer belastet Poege.

B. S. Leipzig  , den 9. März 1925. Um heutigen 19. Berhandlurgstag wurde in der Vernehmung bes Kriminaloberinspettors Koppenhöfer fortgefahren. Der Beuge fagte aus, auch ihm gegenüber habe Neumann bestimmt versichert, daß er nicht die Absicht gehabt habe, Rausch zu töten. Da er bis zum Erscheinen des Rausch eine ganze Weile im dunklen Hausflur ge wartet habe, hätten sich seine Augen an das Licht gewöhnt, so daß es ihm möglich gewesen sei, genau in einer bestimmten Richtung zu zielen. Entgegen der Neumannschen Darstellung habe Boege vor ihm, dem Zeugen, erklärt, daß Neumann die Absicht gehabt habe, Rausch tatsächlich zu töten. Gegen die bestimmte Aussage des schwer verwundeten Rausch, daß Neumann die Schüsse mit dem Ausruf: Go, du Aas, das ist für Potsdam  " begleitet habe, habe Neumann sehr entschieden protestiert und hinzugefügt, er verstehe gar nicht, was diese angebliche Aeußerung denn eigentlich hätte bedeuten sollen. Von ihm, dem Zeugen, nach eventuellen Hinterleuten gefragt, habe Neumann geantwortet: Ich habe die Tat im Auffrage der weisen. Weiter schildert der Zeuge Koppenhöfer, Boege habe flar Partei verübt in der Ueberzeugung, ihr damit einen Dienst zu er­und deutlich gefagt, Neumann habe die ernſte bicht gehabt, ben Rausch zu töten. Er felbft fei aber innerlich nicht damit einver standen gewesen. Das zu sagen oder abzuwehren, habe er sich aber nicht getraut, weil er fürchtete, Neumann werde dann auch ihn töten. Auf einen Borhalt des Vorsitzenden erflärte Poege: Ich habe uerft nicht an die Ernsthaftigkeit der Absicht Neumanns geglaubt, Als ich aber dann den Rausch herunterholte, da habe ich doch mit weil ich diesen schon als eine schwankende Natur fennengelernt habe. der Möglichkeit gerechnet, daß Neumann diesmal ernst machen handlung ausgefagt, ich hätte teine Lust gehabt, mich an Stelle des Rausch niederschießen zu lassen.

Die Wahlversprechungen der Deutschnafionalen Volkspartel waren das Spalier, an dem sich die bescheidenen Hoffnungen Millio­nen Enterbter emporgerantt haben. Enttäuscht diese Bartet, so Steuert sie das Staatsschiff mit Sicherheit in die Weimarische Koali tion und vielleicht noch einige Striche weiter nach links. Für Entfönnte, und in diesem Gesichtpunkt habe ich dann hier in der Ver­erbbe und Entrechytete bedeutet es oft mir einen feinen Schritt bis zur tatilinarischen Einstellung. Ich glaube, daß nur wenige Sparer die Verse aus Bergils Aeneis fennen: ,, Flectere si nequeo superos, acheronta movebo",( Wenn es mir nicht gelingt, die Götter umzu ftimmen, so werde ich die Unterwelt in Bewegung feßen. Die Red.) aber sie werden im Unterbewußtsein danach handeln, denn sie sind nicht alle starke Charaktere, und bei vielen, die es waren, hat Elend und Not die Charakterstärke abgegriffen, gleichwie bei einer zu lange im Umlauf gewesenen Münze.

Täuschen Sie sich nicht, meine Herren von der Deutschnationalen

Borf.: Ist es richtig, daß Neumann vor der Bernehmung Poeges diefen des Mordes an Rausch beschuldigt hat?

wird.

Zeuge Koppenhöfer: Neumann hat die Schuld ganz auf sich

Margies: Dann bezichtige ich Sie ohne welferes des Meineides. Bors.: Wir wollen mal sehen, mem man mehr glaubt.

Margies: Sicher Herrn Koppenhöfer, der hat ja alles hinter sich. Als der Haftbefehl ausgestellt wurde, habe ich ihm gefagt, daß ich ins Untersuchungsgefängnis gehöre. Darauf antwortete er, daß mache er, wie er will.

Zeuge Koppenhöfer: Aus 3wedmäßigfeitsgründen und mit Ein willigung der Staatsanwaltschaft habe ich die Leute im Polizei­gefängnis untergebracht. Ich halte mich an die Anweisungen meiner Behörde.

Margles hält darauf dem Zeugen die verschiedenen Be. schwerden vor, die er ihen damals vorgetragen hatte und die abschlägig beschieden worden sind, so, daß man ihm a cht Wochen lang feine Wäsche geliefert habe, daß sein Geld als Partei­gelder beschlagnahmt worden sei usw. Unter anderem habe Koppenhöfer ihm erflärt: Sie werden in Württemberg verurteilt, und ich werde dafür sorgen, daß Ihnen der Kopf vor die Füße gelegt wird." Darauf habe Margies geantwortet: ,, ir wollen mal sehen, ob ich mit Ihrem Kopf noch Fußball spielen werde, ob Ihnen nicht die Kohlrübe madelt.

Zeuge Koppenhöfer bemerkt hierzu, daß Margies ihn eines Tages gefragt habe: Wiffen Sie überhaupt, was ein Mord ist?" Darauf habe er erwidert: Ich werde Ihnen beweisen, was ein Mord ist, wenn Sie nämlich eines schönen Tages zur Hinrichtung geführt werden. Darauf habe Margies geantwortet: Darüber ist

das letzte Wort noch nicht gesprochen".

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Ueber die vor ihm gemachten Befundungen Neumanns bemerkt Kriminaloberinspektor Koppenhöfer zusammenfassend, daß Neu­mann fonfequent darauf Bedacht genommen habe, die Rommunistische Partei nicht zu belasten. In dieser Beziehung habe erst sein Ausschluß aus der Partei eine richtet bann, wie er Wenderung seines Berhaltens herbe geführt. Der Zeuge in mehr oder weniger engem Zusammenhang mit dem vorliegenden Fall Unterlagen für die Annahme be­tommen habe, daß es an verschiedenen Plätzen Deutschlands   Grup­pen von der Art der Neumannschen gegeben habe und daß diese von Parteiwegen unter der Bezeichnung Tschefa" zu fammengefaßt worden feien.rom  

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Dah der vielgenannte Imuth" wirklich mit dem Angeklagten Stoblewski identisch sei, scheint dem Zeugen daraus hervorzu­gehen, daß Neumann, als er bei seiner Borführung auf dem Schreibtisch des Beamten das anscheinend abfichtslos dort liegendz Lichtbild Stoblewsfis erblidte, fichtlich erschroden gewesen sei.

Die deutschen Zahlungen.

Bericht des Generalagenten.

Paris  , 9. März.( Eigener Drahtbericht.) Nach den Mitteilungen des Generalagenten für die Reparationszahlungen belaufen sich in der Zeit vom 1. Dezember 1924 bis 28. Februar 1925 die Eingänge

genommen. Später hat er gefagt: Ich will zu dieser Straffache Aussagen machen, damit keiner meiner Genossen unnötig belastet Borf.: Konnte Poege der Meinung fein, daß Neumann thn be schuldigt hat? Zeuge: Das ist ganz unb gar ausgeschlossen. Boege bleibt demgegenüber dabei, daß Neumann zuerst die den deutschen Kohlenlieferungen über das festgesetzte Kontingent

Volkspartei  , Sie ziehen, wenn Sie sich nicht für Recht und Billigkeit Schulb auf ihm gewälzt habe.

einsehen, bei einer demnächftigen Wahl als eine ganz gewalfig ver­fleinerte Partel in das Parlament ein, und mit dem Rechtsturfe dürfte es für lange Zeit vorbei sein. Befürchten Sie denn gar nicht, daß die Sozialdemokratische Partei   den Mut aufbringen könnte, den Bestschen Gefeßentwurf einzubringen?!

Ich habe Herrn von Gräfe bas Debacle feiner Partei lange vorausgefagt. Diesmal sage ich es Ihnen, wenn auch mit schmerem Herzen, gleichfalls voraus.

Genehmigen Sie, hochverehrter Herr Graf Beftarp, den Aus brud meiner vollkommensten Hochachtung."

Die deutschnationale Reichstagsfraktion ist den Porte­monnaiepatrioten gefolgt. Sie fieht sich vor die fluch würdige 3. Steuernotverordnung" geftelt. Sie hat ihre Bahlversprechungen gebrochen, sie hat die Hoffnungen der Inflationsopfer betrogen, bie ihr geglaubt haben. Am Sonn abend hat sie in der Menarikuna des Reichstags die Maste

chaemorien.

_eccunjuer bjerg..

Herr Hergt ist unübertrefflich. Die Künstler ber Zauberbude berblaffen por feinem Genie. Am Sonnabenb mürgte er im Reichstag   die Aufwertungshoffnungen der Inflationsopfer ab, am

Marthas" Schwester.

Sie heißt Fat me", ift ebenso schön wie treu, fommt nach Bagdad  , um für ihren banterotten Mann eine alte Schuld einzu treiben, und muß es erbulben, daß hintereinander der Dottor( der Schuldner), der Kadi und der Großwesir der entschleierten Frau ihre Liebe gestehen. Das geht nur unter Mißachtung amtlicher Stellungen und Verpflichtungen. Eine Lift lodt alle drei zur An­gebeteten; der Kalif  , in der Verkleidung als Derwisch und Korfar, rettet die Treue der schönen Fatme und die Reinheit seiner degene rierten Untergebenen. Ein Bild aus 1001 Nacht, vom ersten Augen blic an flar und durchsichtig und märchenhaft, obgleich wir die Ge­heimnisse der Verwechslung und Berkleidung schon so schnell fennen. Die Mitglieder der alten Boltsoper fpielten das luftig launige Stütchen am Sonntagpormittag. Benno Bardi hat die Oper des jerrn v. Flotow   für die deutsche Bühne eingerichtet und birigiert ein recht fleines, flangarmes Orchesterchen mit äußerer Dämonie und Leidenschaft. Anmut und Bartheit wäre beffer ge­wesen; aber das Technische fingert er wie ein sehr routinutter Mann des Bults heraus. Die Musik ist in ihren Einzelnummern elegant, fefett, mißig, schwingend und gefällig. Jeder fingt seine Arie oder sein Couplet. Nichts flingt so mizig pointiert oder so elegant wie in Martha" oder Stradella", aber auch das gar zu Süße macht einer charakteristischen Tanznote Platz. Frankreich   und Stalien scheinen in den Koloraturpartien Hand in Hand zu gehen, ein echter Mufitant findet Buffoeinfälle von föstlicher Eingangig teit. Besonders der zweite Aft hat diesen spielopernhaften Schwung. Das Werthen ausgegraben zu haben, ist ein Berdienst Bardis, mag cs fid; als Repertoirstüd bewähren oder nicht. In zwei ein­Leitenben biographischen Seiten des Programms hebt Bardi vier. mal den Finger, um einen gewissen Hugo Riemann  ( dessen Lexikon den Namen Benno Bardi noch nicht vermerkt) der historischen 3rr­tümer zu zeihen: Bescheidener Ruhm, den sich hier unbescheidenheit leiftet! Weg damit! Das Spiel auf den Brettern war für eine nur hierfür zusammengestellte Truppe ausgezeichnet. In der Reihen folge, in der fie Stil und Linie der Flotowschen Mufit trafen, nenne ich: Henke und Bechner, Scheele Müller und 3iegler, Gorig und nein, Irene Eden fd; weble schon über alien, bild: fchön anzusehen, grazios in der Bewegung und trotz einer Gebunden­heit ihrer Stoloratur musikantisch frei. Die gute Aufführung möge ederholt werden. Kurt Singer  .

ja damais.

Der erhebende Berlauf des Magdeburger   Schwarz- Rot- Gold­ages bat ben Beweis geliefert, daß unter diefem Freiheitszeichen fich alle Stände zusammenfinden: Arbeiter, Angestellte und Bürger, die aber Republifener von Herzen find. Blättert man in dem Bud Der Deutschen   Geschichte zurüd, so wird man finden, daß in jenen Tagen als es noch feine Arbeiterbewegung gaballo awischen

Zenge: Boege hat gesagt:

Wenn ich gewußt hätte, wie man bei der württembergischen Polizei behandelt wird, dann hätte ich fofort ausgefagt und dann wäre es möglich gewesen, die Spuren in Berlin   gleich aufzunehmen und die Parteibonzen in Berlin   zu faffen, die mir fchon längst ein Dorn im Auge waren, diefes Judengesindel von Parteiführern.

Poege: Es ist nicht wahr, daß ich gegen die Partei ausgefagt habe.

Jeuge: Ich stehe hier unter Eid und muß die Wahrheit fagen. Dagegen fann Boege fagen, mas er will er fagte auch, wenn er gewußt hätte, daß Margies ein Buchthäusler fei, dann bätte es es abgelehnt, in einer Gruppe mit ihm zusammenzu arbeiten.

dann zwischen dem Zeugen Roppenhöfer und bem Angeflag 3u fehr erregten Auseinanderlegungen fommt es ten Margies, in deren Verlauf Margies fich beflagt, daß er, weil er jede Aussage verme gert habe, faft zwei Monate in einer Dunfelzelle habe zubringen milffen. Als er sich dar­über bei Koppenhöfer beschwert habe, habe dieser ihm geraten, Aus­fagen zu machen, dann würde sich das ändern. 3euge: Das ftimmt nicht.

Margies: Sagen Sie das unter Ihrem Eld? Jeuge: Ja mohl

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1815 und 48 und auch in jenen, wo fie noch nicht machtpoll ge­morden also von 1848 bis in die 60er Jahre hinein meite das Freiheitsbanner Scharten, wo immer eine Gelegenheit sich bot, Kreise des deutschen   und österreichischen Bürgertums fich jubelnd um den Zusammenschluß aller Deutschen   zu betonen.

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An das Schwarz- Rot- Gold der Jugend, die nach den Freiheits. friegen den alten Büttelgeist wieder zu spüren hatten, ist schon er. innert worden, aber es leben noch heute Beute unter uns, die menigstens als Kinder die Begeisterung für jene Farben des ganzen bei dem Verbrüderungsfest der deutschen   und österreichischen Sänger deutschen   Gebietes gefühlt haben. 1859 bei der Schiller- Feier, 1861 auf dem Sängertag in Nürnberg   war die schwarzrotgoldene Fahne eine Selbstverständlichkeit, die der Bürger aus vollem Halfe bejubelte. Hören wir die Stimmen der Presse aus jener Zeit; an läßlich der Schiller Feier, die, nebenbei bemerkt, in der ganzen Welt, nur nicht im Elsaß   begangen wurde, heißt es: Es ist ver geblich gewesen, daß man unsere schwarzrotgoldene Fahne hat ächten wollen; fie fommt immer wieder zum Vorschein, denn das und für das Allgemeine deutsche Sängerfest in Nürn Bolt mag sie sich ebensowenig nehmen laffen, wie seinen Schiller." berg  ( 18. bis 24. Juli 1861) finden wir verzeichnet: Das Gefühl für ein allgemeines deutsches Baterland aab sich in unzähligen rie igen Flaggen mit den Farben Schwarz- Rot- Gold fund." Und dem Feftzuge voran wehte die gestern geweihte schwarzrotgoldene eft flagge." Diese Bitate stammen aus der angesehenen in Leipzig   er scheinenden Wochenschrift Europa  ", die auch jener Tatsache, daß Elfah fich von der Schiller- Feier ausschloß, mit warnender Stimme gebenkt: Das ist eine furchtbare Tatsache, denn fie tut bar, daß fahr steht, es zu verlieren." das deutsche Bolt eines feiner Rinder verloren hat oder doch in Ge. Nur in Mülhaufen fam es zu einer Schiller- Feier, an der 80 Personen, Franzosen  , Schweizer, Deutsche ( fo führt das Blatt sie auf) teilnahmen.

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Ja damals! Wenn ein gebildeter" Gaffenjunge oder gar eine höhere Tochter" fich damals hingestellt hätte, um Schwarz- Rot Mostrich zu rufen, man hätte die Betreffenden in erzichliche Be handlung genommen. Heute machen Politiker und Zeitungsschreiber diesen Gaffenbubensfandal mit und schlagen damit ihren ideal ge­finnten Bätern ins Gesicht.

Mag Bernstein   t. In München   ist am Sonntag der bekannte Jurist und Lustspieldichter Dr. Mar Bernstein an den Folgen einer Operation im 71. Lebensjahre gestorben. Die Kunst der feinpoin tierten Rede, die er beherrschte, das Pfychologilche, das ihn erfüllte, war in feinen guten Jahren der erste Verteidiger in München  ; seine führte ihn zu einer doppelten Entfaltung feines Talentes. Bernstein Plädoners waren Meisterwerfe der Form und immer gerichtet an einen Kreis Anspruchsvoller und Berstehender. Es mag sein, daß die bäuerlichen Geschworenen, denen Bernstein   etwa eine Vorlesung aus Schopenhauer   hielt, ihm nicht immer fotoen fonnten. Aber ficher haben fie Respekt vor ihm bekommen. Die Freude an der Horm, der sprühende Geist, die Luft zu pinchologisieren, führten den Juristen aber auch zur Literatur. 2s Theaterreferent der größten Münchener   Zeitung fetzte er fich gern wizigspielend mit dem Theater auseinander. Und dann wurde er felbft zum dramatischen Autor. Die ernste wie die heitere Muse zogen ihn an, aber seiner

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aus dem Dames Plan auf 579,9 millionen Goidmark, und zwar 469,7 millionen aus der internationalen Anleihe, 100 mil lionen aus den Zahlungen der Reichsbahn und 10.2 Millionen aus

hinaus. An die Reparationsgläubiger wurden insgesamt 463,7 Mil lionen ausgeschüttet, darunter an Frankreich   197,5, an England 206,8, an Belgien   45,2, an Italien   37,3 und an Serbien   14,9 mil lionen Goldmart.

Dänische Gemeindewahlen.

Vormarsch der Sozialdemokratie. Kopenhagen  , 9. März.( Eigener Drahtbericht.) Die Gemeinde mahlen in Dänemart haben am Freitag der Sozialdemokratie [ chöne Erfolge gebracht. In Frabicia hat die Sozialdemokratie ein Manbat gewonnen und damit bie abfolute Mehrheit im Stadt parlament. Ebenso haben die Sozialdemokraten in der zweitgrößten Stadt Dänemarts, in Aarhus  , ihre absolute Mehrheit verstärkt. In drei fleineren Städten ist gleichfalls ein Mandatsgewinn zu buchen. räten auf dem Lande eingezogen, bie bisher von den Bürgerlicher Außerdem ist die Sozialdemokratie in einer Reihe von Gemeinde befeßt moren. Im ganzen hat die Sozialdemokratie bisher gehn Mandate gewonnen. Einige verlorene Mandate tönnen dieser günftige Resultat nicht auswischen. Auf der anderen Seite haben ar pielen Stellen die Konjernativen Fortschritte erzielt. Die Kommu nisten haben bisher ein Mandat erhalten. Die bisherigen Wahlen im dänischen   Nordschleswig, in Apenrade   und Umgegend, weisen Stim menzumachs der Deutschen   Partei auf, aber ohne große Veränderun gen für die Mandatszahl.

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| angeborenen Art fagte der pointierte Dialog der Komödie anı beslen zu. Große Erfolge hatte er seinerzeit mit dem pielgespielten Luft ipiel herthas Hochzeit, mit dem Münchener   Boltsstüd D Mali und mit der Komodie Mathias Bollinger, die er zusammen mi Cstar Blumenthal verfaßt hatte. Am tollsten funtelt sein ik in Der goldenen Schüffel". Der gute Bogel". Bermählt war Mag Bernstein   mit der Dichterin Ernst Rosman, die besonders durch das Libretto zu Humperdinks Rönigsfinder" bekannt wurde. Beide maren im Münchener   Geiftesleben der Borfriegszeit initführenb. gehabt, weit über Münchens   und Bayerns   Grenzen hinaus. Er hai Der Name des Verteidigers Bernstein hat den besten Klang oft der Sache der Wahrhen und der Freiheit gedient. Am meisien Aufsehen machte fein Eingreifen im Harden- Molife- Brozeß, als er den Fall Eulenburg vor die banerischen Geschworenen und damit bie ganze Standalfolge ins Rollen brachte. Auch als Verteidiger Fechenbachs hat sich Mar Bernstein zum Schluß noch verdient gemacht.

ist auffallend, daß sich die gesamte bürgerliche Bresse Berlins   diesem Klaffentausch Bremen- Berlin  . 2m 12. D. M. berichteten mir hier über den Besuch einer Neutölner Schultlaffe in Bremen  . Es Versuche gegenüber ablehnend verhalten hat, allen andern Blättern Intereffe fich auf die Distuffion hochschulpolitischer Fragen zu be poran der Pädagogisch- akademische Tag", dessen pädagogisches" fchränken scheint. Gute Nacht, Tag! Aufrichtig zu bedauern ist, daß auch die demokratische Bresse feine Notiz von dem Unter­durch eigne Anschauung fremder Gegenden und durch Zusammen. nehmen genommen hat, deffen Sinn doch der war: unfre Jugend leben mit stammesfremben Altersgenoffen den Gedanten der Reichs. einheit erleben zu lassen. Erst dann wird die Republik   ihr Vater land!

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Jetzt waren die Bremer   Kinder Jungen und Mädels, Schüler und Schulentlaffene die Gäste, ihrer Neuköllner   Kameraden. als die Hunderttausende fich zum Sarge des Präsidenten drängten. Sie erlebten die Riesenstadt, am stärksten natürlich am 4. März, Eie lernten die Wohnweise auf Hinterhöfen und in Seitenflügeln fennen und staunten über den Gegensatz von Oft und Best, als fich ihnen das vornehme Haus eines reichen Freundes unserer Sache gaftlich auftat. Und die Mart: das fönigliche Potsdam, dic Spree und Havelseen, die weiten Wälder all das bringt auf ihre Sinne ein. Doch die Hauptsache blieb auch hier die gemein fame Arbeit des Alltags. Da bekam jeder Ehrfurcht von der ehr lichen Arbeit des andern, man fritisierte und verteidigte sich, lernte vom andern aus dem Erfahrungsfreise der Fremde. Auch die Eltern! Auch die Lehrer! Kein Lehrbuch erfekt den lebendigen Menschen; schließt unsre Schulen dem Leben auf! R. Zwe

Die Voltsoper wird vom 1. April ab den Sommer über wieder im beater des Westens Opernaufführungen veranstalten. musikalische Leiter steht noch nicht feit. Det 3m Opernhaus erfcheint am Mittwoch Verdis Aida in neuer Ausstattung und Einstudierung unter mujitalischer Leitung von Kleiber und isenifcher Leitung von Franz Ludvig Sörth. Breffebienft mittellt, in der Auswahl des Cyftems völlig frei. Es fann Die Kurzichtit an den höheren Schulen iit, tole ber Amtliche Preußische Der Beitpunkt, von dem ab nur noch die Eingciisturzschrift gelehrt werden daher jest auch schon Unterricht in der Einheitelurzfchrift erteilt werden. darf, wird noch festgesetzt werden.