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Tag zu Tag die Mitteilungen über unzulässige, gefeß- 1 widrige Wahlbeeinflussungen, die in ihrer Gesamtheit fehr wohl zur ungültigteitserklärung der Wahl führen Tönnen. Besonders aus den ländlichen Kreisen laufen fortge­fetzt Meldungen ein über das Wiederauftauchen der stru pellosen Wahlpraktiken, die vor dem Kriege oft zur Kaf­fierung von Wahlen geführt haben und die in den ersten Jahren nach dem Kriege zunächst aus Furcht vor der Boltsmasse nicht mehr ge­magt wurden.

In zahlreichen ländlichen Orten haben jetzt I andwirtschaft­liche Besizer oder ihre Angestellten wieder landwirtschaftliche Arbeiter und sonstige wirtschaftlich von ihnen abhängige Personen durch Drohungen mit Entlaffung oder wirtschaftlichen Nachteilen zur Stimmabgabe für den Reichsblod gezwungen. Darüber wird ganz allgemein geflagt aus Ostpreußen  , Bom­ mern   und Teilen der Provinzen Brandenburg   und Sach­ sen  . Nicht selten ist solcher wirtschaftliche Druck auch von amt lichen Stellen ausgeübt. Wie dreist die Vergewaltigung mirt­schaftlich abhängiger Wähler betrieben worden ist, zeigt der Ler. ror, der vom Reichsblock vielerorts gegen die Wahlfäu. migen des ersten Wahlganges ausgeübt worden ist. Auch amtliche Ctellen haben sich eine unzulässige Beeinträchtigung der Grundlagen des Wahlrechts zufchulden tommen lassen. Wir halten uns verpflichtet, das uns bisher schon zugegangene Material über unzulässige Wahlbeeinflussungen nachstehend dem

Wahlprüfungsgericht zu unterbreiten und bemerken, daß uns noch

unausgesetzt weiteres Material zugeht.

1. Verrufserklärung von Nichtwählern. Der Reichsblock hat überall mittels Posttarten und öffent licher Erklärung allen Wählern, die ihr Wahlrecht nicht aus­üben würden, in drastischer Weise mit Berruf und Boytott ge­droht. Die beifolgende Bostkarte aus Iserlohn  , die an die Nicht wähler gerichtet ist, schließt:

Sollten Sie diefer nationalen Verpflichtung nicht nachtommen, so werden wir dafür sorgen, daß Ihr Name in einer zulässigen Weise der Oeffentlichteit befannt gegeben wird".

Noch brutaler ist ein ganzseitiges schwarzweißrot umrahmtes Zeitungsinserat des Reichsblods des Kreises Garbelegen folgenden Wortlauts, das wir im Original vorlegen:

Achtung, bürgerliche Wähler!

12 Millionen Nichtwähler haben bei der ersten Reichspräft dentenwahl teils aus Gleichgültigkeit, teils aus Feigheit verschul­det, daß eine zweite Wahl stattfinden muß. Diese Millionen

Wahlrecht ist, Wahlpflicht!

ſtammen fast ausschließlich aus den Reihen der Bürgerlichen. Wer am 26. April als Bürgerlicher( Mann oder Frau) durch Fernbleiben von der Wahl Vaterlandsverrat begeht,

wird öffentlich an den Pranger gestellt werden. Der Reichsblock des Kreises Gardelegen   ist entschlossen, die Namen dieser Vaterlandslosen rücksichtslos zu veröffentlichen. Es werden deshalb die Vertrauensmänner in Stadt und Land hiermit aufgefordert, die nichtwähler ihres Bezirts festzustellen und die Namen dieser Ehr­losen dem Wahlbureau des Reichsblocks, Nitolaistr. 374 I, an­schließend an das Wahlergebnis, unmittelbar mitzuteilen. Sollte auch hierbei eine oder die andere Ortschaft versagen, so wird dieselbe ebenfalls der Deffentlichteit betannt­gegeben werden. Wer in der Stunde höchster vaterländischer Gefahr seine Mitbürger im Stich läßt, und durch feige Wahl flucht das Baterland offensichtlich verrät, hat seine bur gerliche Ehre verspielt und verdient die Ber­achtung aller Mitlebenden.

Der Reichsblod des Kreises Gardelegen  .

Diese Aechtung Wahlfäumiger ift eine ftrafbare Berrufs erflärung und eine Bergemaltigung der Wahlfrei. heit, die hier zur Wahlpflicht gestempelt ist, während der Reichs. tag ausdrücklich die Einführung der Wahlpflicht abgelehnt hat. Da dieser Drud öffentlich erfolgt ist und von den wirtschaft. Tich mächtigen Kreisen des Landfreises Garde Iegen ausgeht, hat er zweifellos das Wahlergebnis in unzuläs­figer Weise zugunsten des Reichsblocks beeinflußt. Deshalb ist das ganze Wahlresultat des Kreises Gardelegen   für ungültig zu er flären und dort die Wiederholungswahl anzuordnen.

Konzertabschluß.

Mufifumichau von Kurt Singer  .

Gerade zur rechten Stunde, beim sommerlichen Abschied von den Konzertfälen ruft ein tritischer Kopf zur Sammlung der Gedanten. Sigmund Bisling, in Schrift, Sprache und Empfinden einem modernen Stil hingegeben, spricht über Moderne Musit". In zwei Stunden wird dialektisch ein Weg von Beethoven   über den Tristan"-Wagner bis Strauß, Straminsky, Schönberg abgeschritten. Schlagworte weiten fich zu Ideen und zu deren Begmündung. elastischer Ausdruck weiß Rätsel impressionistischer und expreffio­nistischer Musikgebäude zu flären. Nur Leidenschaft, flares Bisfen und distanziertes Erleben können solche Entwicklungen in einer Kunst abtasten. Bo die Möglichkeit der Erklärung aus Eigengesehen der Mufit heraus wirklich nicht besteht, da führt der Vergleich mit Schwesterfünften zu Ergebnissen und Analogien. Auch hier wußte Bisling flug zu leiten, und er überzeugte schließlich viele durch das Beispiel am Klavier und aus dem Munde seiner hochbegabten Frau Nora Boas- Pisling.

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Was ist das Wesen genialer Musik? Tiefste Frage aller ästhetisch- philosophischen Fragen. Nicht der Einfall, nicht das Thema, nicht das Melos macht Töne zu Erlebnismusit, nicht das noch so schöne oder große Aperçu des Orchesters läßt uns in den Bann sinfonischer Bilder geraten; sondern die unbewußte Ordnung, die Notwendigkeit des Ablaufs, die unbewußte Formung elementarer Motive, die latente Kraft, die da urgewaltig zu Steigerungen und Ballungen treibt. Die Organit eines Kunstwerts aufzuweisen welch ein Unterfangen! Friz Cassirer hat es versucht in seinem groß angelegten Buch Beethoven   und die Gestalt. Ein Philosoph, ein Mathematiker, und dennoch ein Künstler, ja, einer, die dieses unsichtbare Wachsen gesehen, die schöpferische Welt im Reim und in der Entwicklung Beethovenscher Gedanken erlebt hat. Schwerste geistige Arbeit, hier ins fleinfte zu folgen, höchster Ge­minn, wenn auch nur ein einziges Mal dieser Geburts- und Werbe­aft mitempfunden wurde. Die Urzelle, den mystischen Geist hat Caffirer in Beethovens Quartetten, Sonaten, Sinfonien erspürt. Das graphische Bild liegt in Schönheit und Klarheit vor uns. Eine leuchtende Lebensarbeit jei dankbar gegrüßt!

Claire Dur singt wieder in Berlin  . Bor der Operette noch auf dem Podium der Philharmonie. Mit füßen filbrigen Kopf­tönen, mit der Vorsicht einer Künstlerin, die eine Begrenzung ihrer Kraft fühlt. Schmiegsam und weich der Vortrag, ganz fraulich, also auch nicht frei von Schelmerei und Koketterie. Das Herz der jungen Mädchen gehört ihr immer noch. Die Männer werden tubig bei dem gar zu glatten, gleichmäßigen Blätschern im Bächlein Schuberts. Erinnert ihr euch, wie Meschaert diesem fließenden Weg Leben, Bewegung, Seele gab?

Il. Durchfichtige Stimmzettelumschläge. Der§ 45 der Reichsstimmordnung verlangt, daß die Wahlum­schläge undurchsichtig" sein müssen, um eine Kontrolle der Abstimmung zu verhindern.

Gegen diese flare Bestimmung ist in verschiedenen Gegenden des Reiches verstoßen worden. Es sind dünne und hellfarbige Um­schläge verwendet worden, durch die flar erkennbar war, in welchen der Kreise des Stimmzettels das Kreuz des Wählers gemacht wor den ist.

Berstöße gegen diese Bestimmung stellt der Protest fest für die Wahlkreise Bremen  , Halle- Merseburg, Magdeburg  , Braunschweig  , Thüringen  , Oberbayern   und Dresden  . Aus dem Wahlkreis Magdeburg   stellt der Protest fest:

Im Kreise Wolmirstedt   des Wahlkreises Magdeburg  sollen die durchsichtigen Stimmzettel zu 50-60 Proz. Berwendung gefunden haben. Die Wahlvorsteher sollen die Umschläge

vielfach unauffällig gegen das Licht gehalten haben, aber auch ohne eine solche Prozedur ist leicht durch den Umschlag hindurch zu sehen, wo das Kreuz gemacht ist. Es wird auch be die Wahlurne gestellt und gewartet haben, bis der Schriftführer den richtet, daß die Wahlvorsteher den Umschlag so lange aufrecht auf Wähler in der Liste angefreuzt hatte, wobei unauffällig kontrolliert werden konnte, wie gestimmt worden war. Aus Bertingen, Kreis Wolmirstedt  , wird die Verwendung solcher Umschläge von Herrn Ludwig Grimm  , der stellvertretender Wahlvorsteher war, bestätigt. Aus dem Kreise Wolmirstedt   werden die beiliegenden beiden Umschläge überreicht, von denen der eine dunkelblau und undurchsichtig, der andere hellgrün und durchsichtig ist."

Nachdem aus sieben Wahlkreisen solche Verstöße gegen das Wahlgeheimnis gemeldet werden und anzunehmen ist, daß fie auch noch in anderen Wahlkreisen erfolgt find, ist es not­wendig, festzustellen, inwieweit das Gesamtergebnis der Wahl vom 26. April davon beeinflußt worden ist. Ueberall, wo durchsichtige Wahfumschläge verwendet worden sind, ist die Vor nahme der Wiederholungswahl erforderlich. 10. sim. ungültige Stimmscheine. III.

Papier  , ausgeftellt aus Hohenftein, Ostpreußen  , bei der Wahl in Gr. Altenhagen erhalten. Otto Orlowski, Lehrer." Vom Landrat in Mohrungen   ging, datiert vom 28. April, bei Herrn Orlowski folgender Bescheid ein:

Auf die telephonische Anfrage vom 26. April. In der Abstimmungsniederschrift Gr. Hanswalde, den 26. April 1925, ist vermerkt, daß der Wähler Lehrer Otto Orlowsti, Gr. Altenhagen, der einen Stimmschein, ausgefteilt vom Gemeindevorsteher Gr. Altenhagen, Kreis Osterode  , am 26. April 1925 vormies, zurückgewiesen wurde, weil der Stimmschein weiß war, und er nach der Stimmordnung einen roten Stimmschein haben mußte. Der Abstimmungsniederschrift ist eine Niederschrift des Abstimmungsvorstandes beigefügt, wonach Ihre Ehefrau vor Anerkennung ihres Stimmscheins entgegen den Bestimmungen des § 117 der Reichsstimmordnung vom 14. März 1924 unter 1leber. gehung des Wahlvorstandes einen Umschlag mit Inhalt felbft in die Urne gesteckt hat. Der Stimmschein ist ebenfalls der Ab­stimmungsniederschrift beigefügt. Sämtliche Abstimmungspapiere sind heute dem Kreiswahlleiter bzw. Kreiswahlausschuß in Königs­ berg   zugegangen, dem die weitere Prüfung des Abstimmungs­ergebnisses obliegt. Dem Staatsanwalt in Braunsberg ist Mit­teilung über die eigenmächtige Handlung Ihrer Ehefrau gemacht zwecks Prüfung, ob und inwieweit eine strafbare Handlung nach $ 108 26. 2 des Reichsstrafgesetzbuches vorliegt."

Demnach ist auch hier ein weißer Stimmschein zurückgewiesen worden, der hier beigefügt wird.

Gleichzeitig will man den Staatsanwalt in Bewegung sezen, worden ist. Dabei ist der Stimmschein erst beanstandet worden, meil angeblich zu Unrecht mit einem weißen Stimmfchein gewählt nach dem der Umschlag bereits in der Urne war und vorher beide Stimmscheine als gültig abgenommen worden waren, bevor Umschlag und Stimmzettel verabfolgt worden sind.

Das Wahlprüfungsgericht muß generell aussprechen, ob meiße Bahlscheine, aus denen erkennbar war, daß sie für den zweiten Wahlgang ausgestellt waren, gültig sind oder nicht. Das Gericht muß auch darüber beschließen, ob die Zurüdweisung gül­tiger Wahlscheine im Zusammenhang mit den übrigen in diesem Protest aufgeführten Einwänden gegen die Gültigkeit der Wahl das Gesamtresultat entscheidend beeinflußt haben kann.

49btv. IV. Berstöße von Wahlvorstehern.

Für den zweiten Wahlgang waren amtlich rote Stimm. scheine vorgeschrieben. Trotzdem sind mancherorts meiße Stimmscheine ausgestellt worden. Diese sind tells für gültig, teils für ungültig erflärt worden."

Aus Ostpreußen   wird folgender Fall der Beanstandung

Aus vielen Wahlkreisen wird geklagt, daß die Bestimmungen über die Wahlzellen sehr lag gehandhabt seien, daß oft mehrere Wähler zugleich die Wahlzelle betreten haben und daß das An­freuzen der Stimmzettel beobachtet worden sei.

In Werber bei Thedinghausen  ( Braunschweig  ), hat der Ge­schon vor dem Wahltage

weißer Stimmscheine gemeldet, der die ganze Wahlatmosphäre dort meindevorsteher, der zugleich Wahlleiter war, den Wählern drastisch beleuchtet:

Stimmzettel ins Haus geschickt, auf denen der Name Hindenburg  angefreuzt war.

Die Wähler mußten ihre Stimmzettel auf dem Tisch des Am Wahltage war im Wahllolal teine Wahlzelle vorhanden.

wen sie wählten. Der Wahlvorsteher wies bei der Ausgabe der Stimmzettel auf den Namen Hindenburg und sagte dem Wähler:

Den mußt Du zeichnen, den habe ich auch gewählt." Als er auf das Gesezwidrige dieses Verhaltens verwiesen wurde, entrüstete er sich darüber und sagte, das sei das erstemal in den 30 Jahren, in denen er Wahlvorsteher sei, daß er fontrolliert werde.

Bei der letzten Wahl am 26. April wollten meine Frau und ich auf unsere Stimmscheine in Gr. Hanswalde, Kreis Mohrungen  , wählen. Beim Eintritt ins Wahllofal gab ich beide Stimmscheine am Vorstandstisch ab, und wir erhielten je einen Stimmzettel mit Umschlag. Meine Frau wählte zuerst und steckte den Umschlag mit ihrer Stimme eigenhändig in die Wahl- ahloorstandes antreuzen, so daß jeder sehen konnte, urne, weil niemand an der Urne war, der ihr den Umschlag ab­nahm, noch sie daran hinderte. Dermeils hatte auch ich gewählt und trat aus dem Wahlraum an die Urne. Indem bemerkte jemand am Borstandstisch: Sind die Stimmzettel aus weißem Papier überhaupt gültig?" Daraufhin wurde mir meine Stimme nicht mehr abgenommen, und meine Frau wurde im barschen Tone darüber zur Rebe gestellt, wie sie überhaupt dazu tomme, ihre Stimme eigenhändig in die Urne zu steden. Ich protestierte gegen die Zurüdweisung meiner Stimme, weil mein Elimmschein ausdrücklich zur Abstimmung am 26. April 1925( zweiter Wahlgang) ausgestellt mar. Der Wahl­porsteher Hoffmann( Amtsvorsteher und mein verbissener Gegner) erflärte fategorisch, indem er mir meinen Stimmschein hinwarf: Machen Sie, was Sie wollen. Hier mählen Ste nicht. Die Zurüdmeiſung meines Stimmfcheins ließ ich mir auf der Rückseite desselben Dermerfen.

Ich sezte mich sofort telephonisch mit dem Kreismahlleiter Mohrungens, dem Herrn Landrat  , in Berbindung und bat ihn, den Bahlleiter von Gr. Hanswalde anzuweisen, mich wählen zu laffen.

Am Montag, den 27. April, hielt ich dem Gemeindevorsteher Don Gr. Altenhagen das vor, und er behauptete auch, daß der Stimmschein richtig wäre, er habe einen gleichen aus meißem

Die Dur sigt im Parkett, menn Anna Cafe aus New York  fingt. Legende und Wahrheit: das Töchterchen eines Schmiedes wird in einer kleinen Bude als Stimmphänomen entdeckt. Dippel ruft fie vom Bänkel meg   zur Metropolitan- Oper, Hörth nußt diese herrliche Kraft für das Theater aus. Eine der schönsten Frauen, die das Bodium zieren. Gute Aussprache des Deutschen  , herrlichste Dittion im englischen   Heimatidiom. Ein strahlender, von Leben zitternder Sopran, seltenes Ebenmaß der Mittellage, verschärfte Tongebung in der Höhe. Der Vortrag Brahmsscher Lieber bleibt in der Linie vollendeter, bluthafter Innerlichkeit, Der Hirt auf dem Felsen  " von Schubert   in flanglicher Ausbalancierung mit der Ria­rinette Eßbergers wird dramatisch afzentuiert. Eine prachtvolle Ge. ftalterin, ein Gewinn.

Hier begleitet Raucheisen mit aller Delifateffe des mit schaffenden Künstlers. Auch bei Nessa Beugfon. Eine große, übergroße, nicht immer ganz stabile, aber eindringliche Theater­ftimme, viel zu voluminös für einen fleinen Raum. Arien von Tschaikowsky   und Berdi wurden in ihrer start sinnlichen Durch puljung berechtigter Anlaß zur Begeisterung und Zugabe. Lilli Dreyfuß ist eine unserer musikalischsten Sängerinnen und wird bald eine der begehrtesten sein. Ein herber, flarer Alt steht unter dem Willen einer geistigen und erlebnisstarten Frau. Die Bratschen lieber von Brahms   lassen sich nicht schöner vortragen, besonders, wenn ein Wolfsthal   und ein Raucheisen affiftieren!

Ein Röntgenbild von New York   nach Chifago telegraphiert. Die telegraphische Uebermittlung von Photographien und Films hat jest durch die Uebermittlung eines Röntgenbildes von New Yort nach Chitago eine Bereicherung erfahren, die auch für die Wissenschaft von größtem Interesse ist. Auf den Drähten der American Telephon Minuten nach Chikago an die Bictor X- Rays Corp." telegraphiert, und Telegraphen Co." wurde die Aufnahme einer Hand in sieben und zwar mit solcher Deutlichkeit, daß ein Chirurg danach eine Diagnose stellen fonnte. Für die Behandlung von Kranten dürfte Die telegraphische Uebermittlung von Röntgenstrahlenbildern dadurch von Bedeutung werden, weil es hierdurch möglich ist, in furzer Zeit ein solches Bild von irgendeinem Dorf oder einer fleinen Stadt nach wissenschaftlichen Instituten zu senden und sie hervorragenden Fach männern zur Begutachtung zu übermitteln. Da bekanntlich bei Krankheiten oft alles von schneller Entscheidung abhängt, so war die Uebersendung von Röntgenbildern an die Universitätstliniten und ähnliche Institute durch die Post oft von größtem Nachteil, denn selbst wenn die Antwort des Spezialisten telegraphisch   erfolgte, so dauerte es doch ein bis zwei Tage, bevor die Entscheidung in den Händen des Kranken war. Diese Zeit ist nicht selten ausschlaggebend für die Behandlung des Leidens gewesen. Man befürchtete, daß das Röntgenbild nur unscharf durch den Draht übermittelt werden würde, einbüßen, was bet einem Röntgenbild eine darauf zu begründende da im allgemeinen telegraphierte Bilder 25 Proz. ihrer Deutlichkeit Diagnose schwierig geftalten würde. Das Röntgenbild aber, das von New York   nach Chitago telegraphiert wurde, mar fo tlar, als ob es eben unmittelbar mit dem Röntgenapparat aufgenommen wäre.

Besonders zahlreich sind derartige Verstöße in Ostpreußen  vorgekommen! Schon nach der Wahl vom 29. März hat der Oberpräsident der Provinz Ostpreußen   sich genötigt gefehen, unter dem 15. April folgenden Erlaß an die Landräte und bie Oberbürgermeister der freisfreien Städte zu richten:

Es ist zu meiner Renntnis gelommen, daß die Reichspräsiden tenwahl am 29. März d. Js. von Parteiangehörigen, teilmeise fo. gar Amtsperfonen, im parteipolitischen Sinne beeinflußt worden fein foll. lleber folgende Einzelheiten ist mir berichtet worden:

In einem Wahlbezirk foll der Gemeindevorsteher einen ami­lichen Wahlzettel mit einem bei einem bestimmten Kandida­ten eingezeichneten Kreuz zmeds Drientierung durch das Dorf von Hand zu handhaben gehen lassen.

Schreibunfundigen Wählern soll er, entgegen der flaren Vor­schrift des§ 117, Abs. 6 der Reichsstimmordnung, bedeutet haben,

Die Negerffadt Harlem  . Nicht weniger als 25 Druckseiten widmet bie amerikanische Zeitschrift Survey Graphic" in ihrer legten Nummer der historischen und soziologischen Schilderung von Harlem  , bem überaus eigenartigen Regerviertel von New York  . Harlem   ift Stadt stellt eine blühende Siedlung dar, ist mit allem modernen vermutlich zurzeit das bedeutendste Negerzentrum der Welt. Die Komfort ausgestattet, vorzüglich gepflastert und nicht minder vor züglich beleuchtet. Nichts ist befremdlicher als der unvermittelte Uebergang, den der Besucher erlebt, menn er, sobald der Autoomnibus die siebente Avenue verläßt, fich plöglich inmitten der Négerstadt befindet. Sie besteht aus 25 großen Häuserblocks, die nur von farbigen Frauen und Männern bewohnt werden. Alles ist da: Gärten und Bartanlagen, Sportpläge, Restaurants und Theater, und alles ausschließlich von Schwarzen bevölfert. Nach dem Verlassen des Weichbildes von Harlem   fieht man sich dann ebenso unvermittelt wieder in die weiße Stadt zurückversetzt. Straßen und Häuser find hier wie dort dieselben, nur die Hautfarbe der Bewohner ist ver­fchieden. Man erlebt hier ein Schauspiel, das einzig in seiner Art ist und auf den fremden Touristen stets als Serfation wirft.

deihen der großen Chorvereinigungen von der Art abhängt, in der Jugendchöre des Deutschen Arbeiterfängerbundes. Daß das Ge die Jugend musikalisch beeinflußt wird, diesen Gedanten fetzt auch der Arbeiterfängerbund mehr und mehr in die Tat um. Ein neuer Jugendchor, dem Verein Heideröslein"-Siemens­ft a bt angegliedert, ließ sich am Sonntag unter seinem Leiter, Eduard Reiche, hören. Der hatte auch seinen schon länger bestehenden Oranienburger Jugendchor mitgebracht. Na­türlich hat der lettere eine bereits viel weiter gediehene Schulung aufzuweisen. Aber auch bei den Anfängern eröffneten fich viel versprechende Aussichten. Es wäre zu wünschen, daß die Jugend. chorbewegung im Arbeiterfängerbund noch mehr Früchte zeitigte.

G. G.

Bertram- Aufführung enthaltenen Uebermittelungsfehlern soll der störendſte berichtigt werden. Den verstorbenen Julius Freund nenne ich nicht attualisierten, sondern Attualitätsdichter".

Berichtigung. Bon den im geftrigen Bericht über die Robert und

Dgr.

Erna Jeld spricht am Freitag, abends 8 Uhr, im Neuen Buchladen, Augsburger Straße 33: Dichtungen von Kurt Eisner  , Gustav Landauer  , Rosa Luxemburg  , Strindberg, Klabund  , Tolstoi  , Gorfi, Arno Nadel   u. a. Eintritt fret.

Zeitungstandliche Veranstaltungen in Berlin  . In diesem Sommer femefter lieft an der Universität Berlin Dr. Martin Mohr über Ein Struttur

führung in das Zeitungswesen des In- und Auslandes" und und soziale Funktion der Tagespresse". Im Anschluß daran finden unter Mitwirkung von Dr. Emil Dovifat   zweimal wöchentlich fachwissen­fchaftliche Uebungen ftatt und zwar in der Staatsbibliothel im Deutschen  Inftitut für Zeitungstunde. Mit diesen Uebungen sind Führungen durch Nachrichtendienste und Barlamente berbunden. Beitungsbetriebe, Hieran wird sich die Deutsche Gesellschaft für Rettungs­forschung und journalistische Berufsbildung" be­teiligen.

BO

Malariaforscher Senator Graffi im Alter von 71 Jahren. Die deutsche Der Malaria  - Forscher Graffi geftorben. In Rom   starb der bekannte Regierung hat mit großem Intereffe Grafft's Malariaforschungen verfolgt und im vorigen Jahre zu feinem 70. Geburtstage dem von ihm gegründeten Inftitut für Malaria- Forschung eine große Summe geftiftet.