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Mittwoch 27. Mal 1925
ung unö jBEhssen
Vellage Ses vorwärts
de? Raubmoröer. Eine Lehrlingsgefchichle. Von Hugo Lufacs. (Fortsetzung) So tarn et zur Tat. E» war eine späte Sommernacht Sie erwarteten den Oberkellner, von dem sie wußten, daß er mit der Tageslosung durch diese entlegene Gegend kommen mußte, bei der Brücke des kleinen, ober reißenden Gcbirgsstromes. Der Junge sollte den Oberkellner mit dem Reoolver zum Stehen bringen. Hans sollt« ihm von hinten eine Schlinge um den Hals werfen, sie sollten ihn berauben und dann in den Fluß werfen. Hans war unter der Brücke versteckt. Der Jung« stand auf der Brücke in straffer, aufgeregter Erwartung. In der Dämmerung lag ein« tote Stille, ein Schweigen wie noch nie. Da kam der Ober« kellner. Der Junge trat auf ihn zu.... und seine Augen waren voller Tränen. Und mit einer tränenschweren, stockenden Stimme kam aus seinem Munde die kinderhaft linkisch« Frage:.Warum waren Sie immer bös« zu mir? Der Oberkellner stockt«, trat«inen Schritt zurück und schaute den Jungen an. Er sah nichts als fein erschrockenes, weinerliches Kindergesicht. Der Schrecken war vor« über. Und grob und derb schrie er ihn an:.Du Lausbub, du schäbiger, ich werde dir geben, die Menschen auf der Straße über- fallen." Und hob seine Hand zum Schlage. Da kam alle die Wut über den Jungen, er riß den Revolver aus der Tasche und hielt ihn vor die Brust des Oberkellners. Die erhobene Hand des Ober- kellners sank schwer nieder und schlug den Revolver aus der zittern» den Hand des Jungen. Nun begann«in wortloses Ringen. Lang» sam gelang es dem Jungen, den Oberkellner an die Brüstung zu drücken. Beide keuchten vor Anstrengung: da geschah es, daß sie einander in die Augen sahen. Auf einmal hörte das Ringen auf. Und langsam, noch mit keuchender Stimme, singen sie an mit» einander zu sprechen. Reden, wie es Menschen immer sollten. Und sie verstanden sich. Dem Oberkellner tat der Junge leid und der Junge erfuhr erstaunt, daß der Oberkellner kein Ungeheuer, sondern ein armer leidender Mensch war wie er. Sie wurden einig, der Junge solle jetzt nach Hause gehen und sich ausschlafen, morgen würden sie sich treffen: der Junge solle so viel Geld erhalten» daß er damit noch Hause, zur Mutter kommen könne. Der Jung« ging in einem Glückstaumel nach Hause. Erst jetzt war er erwacht aus einem schrecklichen Traum, erst jetzt wurde e« ihm bewußt, wie nahe er dem Derbrechen gekommen war. Aber wie durch«in Wunder ist er nun gerettet und morgen, morgen geht er nach Hause zur Mutter. Totmüde legt« er sich nieder. Erst im Bette fiel ihm Hans ein und er stellt« sich vor, was für ein Gesicht der unter der Brücke zu dem. was geschehen war, machen mußte. Und darüber mußte er lachen und lachend schlief er ein. Er tonnte nicht lange schlafen, noch einer halben Stunde kamen die Gendarmen und nahmen ihn gefangen. Der Junge blieb ein« long« Zeit wie betäubt. Sich und den anderen, die ihn. ohne Unterlaß fragten und immer wieder fragten. konnte er nur da» ein« antworten:.Ich»habe ja nichts ge­tan.' Wie er von den Gendarmen umgeben durch die Straße der kleinen Stadt geführt wurde, fühlte er: dos war die Schande. Verworren, wie aufgescheucht« Vögel flackerten nicht zu End« ge» dachte Gedanken durch seinen wirren Kopf. Er dachte an seinen Doler. an die Mutter, an den hohen Beamten, an seinen Meister und an viel«, viele fremde Menschen und er hatte den sehnlichen Wunsch, ihnen allen, aber ach. nicht nur ihnen allen, sondern ollen Menschen und den Engeln im Himmel und den Teufeln in der Hölle erklären zu können, er hobejanichts.garnichtsEchlech- t«» getan. Daran, was jetzt mit ihm geschah, haben sie beide in den Tagen, wo sie mit knurrendem Magen durch die Wälder vagabundierten und an ihren Rachkplan gesponnen haben, nie gedacht. Er hotte die ganz« Zeit da« berauschende Gefühl gehabt, einer Heldentat fähig zu sein. Und jetzt, jetzt wußte er, daß er in der ganzen Zeit, wo er im Vorgefühl dieser Heldentat berauscht herumgegangen war. immer gewußt hotte, er sei nicht fähig«in Verbrechen zu begehen. Der einzige Mensch, der das bezeugen hätte können, der Oberkellner, dem«r, als im Ringen sein Rausch verflogen war, seinen Seelen» zustand, sein Leid, ach, sogar seine Sühne über den schlimmen Ge- danken, die ihn helmgesucht hotten, vertrauensvoll mitgeteilt hatte, der. gerade der hatte ihn angezeigt. Je klarer seine Gedanken wurden, um so mehr fühlte er, ihm wäre ein schreckliches Unrecht zugefügt worden, er sei durch die Verkettung verhängnisvoller un» glückseliger Umstände in einen Wirbel unerklärlicher und Unverstand- licher Irrtümer versangen. Es'war unmöglich, au» dieser Kette von Irrtümern sich zu be- freien, er kam wahrend der langen Monat« der Untersuchung nie dazu, sich Klarheit zu verschossen. Noch weniger, den anderen seine Tat. eine Tat. die ja nie vollbracht wurde, verständlich zu erklären. Denn die anderen fragten immerzu und die Fragen, die sie stellten, hotten mit der Wirklichkeit, mit seiner Wirklichkeit, nichts zu tun. Und so wurden sie beide verurteilt. Nicht, ol» ob die Menschen nicht gut zu ihm gewesen wären. Im Gegenteil. I« länger sie mit ihm zu tun hallen, um so besser wurden sie gegen ihn. All«, ohne Ausnahme, zeigten viel Mitgesühl. Hans wurde im Gegensatz zu ihm immer hart behandelt. _______(Schluß folgt.) Thomas Münzer. von Arm», c-ufkötter. .In ollen sozialen Bewegungen in' Altertum und im Mittelalter können wir einen starken religiösen Einschlag beobachten, gewisser. «naß«*«in« verau'ckuna B 0" 4!t&.C a f ,9.' rlI»3 1 0* sen und mot.ri'olistisch. wlrtschaltlichen Bestre» b u n g« n. Deutlich tritt dies zutage in den Ketze�ewegungen. die in religiöser Umhüllung soziale und wlrtscho,»iche Jnteres,en durch- zusetzen suchten. Auch in dem deutschen   Bsueriitriege des Jahres 1S23 zeigte sich«in religiöses Elemeni, das dl- materiellen Forderun. gen und Ziele sozusogen idealistisch umrahmt und verbräm�. C.s ist sicherlich fein Zufall, daß Mc aus materielle'L-rbe,ser..ng°n und rechtliche Sicherungen gerichtetei, Bestrebungen der Bauern sich an« lehnten an die reformistischen Bestrebungen religiöser Art. �a» Sehnen noch wirtschaftlicher und rechtlicher Freiheit verschmolz nut der Sehnsuch« nach geistiger und religiöser Freiheit. Hieraus er- klärt sich hie Totsache, daß mir unter den hervorragendsten Fuhrern der Bausen so viele Manch« und Geistliche finden. In der Person f- Xtzama« Münzer«, de» begeisterten Revolutionärs aus ktrch»
lichem und welllichem Gebiete, verkörpert sich jegliches Freiheit». sehnen jener gärenden Zeit, wie in einem Brennpunkt laufen in ihm alle Strahler, ideeller und materieller Art zusammen, in seiner Per­son spiegelt sich Reformation und Bauernkrieg gleichermaßen wider. Thomas Münzcr ist zweifellos eine der interessantesten Persönlich» ketten jener gärenden Zett. lieber Münzers Herkunft und Jugend ist nur wenig bekannt. Er stammte aus der Stadt S t o l b e r g am Harz  , geboren ist er wahrscheinlich im Jahre 14S0. sein Vetter soll, wie man erzählt«, durch den dortigen Grafen widerrechtlich zum Galgen verurteill und gehängt worden sein. Das mußte natürlich in dem lebhaften Jungen eine starke Empörung und einen tiefen Haß gegen die Herren er- wecken. Münzer studierte Theologie und wurde Geistlicher, schon früh schloß er sich Luther   an. ging aber bald über Ärcher hinaus, da er dessen Standpunkt, daß es sich nur um eine religiös« Um» wälzung handle, nicht zu tellen vermochte. Im Jahre 1S20 kam er als Prediger nach Zwickau  , wo er mtt dem Tuchmacher Nikolaus
Hindenburg hat sich auf den Loden der Versafsuag gestellt. Aber wie lauge wird der Loden halte»?
Storch in Verbindung trat, der eine Sekte gegründet hatte mtt kommunistischen Tendenzen. Die Priesterkoste sollte abgeschafst. das Gemeineigentum sollte an die Stelle des Privateigentums gesetzt weiden, jeder Laie, der die erforderliche Erkenntnis besaß, sollte das Recht haben, zu predigen. Da er sich zu viel mit dieser Sekte ein» gelassen hotlc, wurde er anläßlich eines Plüsches au» Zwickau   ver­wiesen. Münzer wandte sich noch Prag  , von wo er gleichfalls ver» trieben wurde, fand aber linterschlupf in dem Städtchen Allstedt  bei Monsfeld. Als im März 1524 in der Näh« von Allstedt   van einem Vollshoufen eine Kapelle mit einem wundertätigen Morien» bild zerstört wurde, schrieb man ihm die Schuld zu. Die sächsischen Fürsten   verlangten seine Ausweisung, aber Münzer wurde von der Bevölkerung geschützt, weshalb die Fürsten   im Juli des Jahres persönlich in Allstedt   erschienen, um eine Rechtsertigungspredigt Münzers anzuhören. Die Predigt war äußerst scharf, sie richtete sich in biblischen Worten gegen die geistlichen und weltlichen Unterdrücker. wobei er Luther   als»dos sanstlebende Fleisch von Wittenberg" be- zeichnete und ihn der Halbheit beschuldigte. Die Folge dieser Predigt war. daß er sich in Allstedt   nicht mehr halten konnte und sich nach der Reichsstadt M ü h l h a u s- n in Thüringen   begab. Die Stadt hatte fast lllOOv Einwohner, die meistens in der Tejrtil. wamifafmr bcschöstigt waren. Die Bewohnerschaft mit ihrem starken proletarischen Einschlag war in religiöser und auch in wirtschastlicher Beziehung sehr revolutionär, wogegen die besitzenden schichten mit dem Stadtrat an der Spitze vergebens onfämpsten. Bislang war ein Mönch namens P s e i sf e r der Führer der revolutionären Bewegung gewesen, jetzt aber übernahm Münzer die Führung. Durch den Wankelmut und die Disziplinlosiakeit seiner Anhänger be. kam die gegnerische Partei wieder Oberwasser, Münzer und Pfeisser mußten die Stadl verlassen. Inzwischen holte Münzer bereit» Verbindungen angeknüpft mit den Bauern in Thüringen  , Franken und Schwaben. Er genoß eine schwärmerische Aerehruna in den Massen der Unterdrückten, weil er die Gleichheit des Besitze« predigt« und die Forderung aufsteM«, daß die Besitzenden ihre Habe unter die Besitzlosen verteilen sollten. Er selbst lobte schlicht und einfach, wie Ehristus gelebt hatte, auch sein Lebenswandel war tadellos. Münzer war von sittlichem Ernst getragen, er war«ine überragende Persönlichkeit, er war ein Mann, dem sich trotz seiner Jugend alle willig unterordneten. Das hat sein« Gegner, besonders die Wittenberger   Theologen, nicht abgehalten. ihn zu verleumden und ihm allerlei Skandaloeschichten anzuhangen. Als sich die Bewegung durch ausocsandte Jünger immer weiter ausdehnte und das ganz« thüringisch«, hessische und brounschwei. aisch« Land ergriff, erschien Luther   in eigener Person, um der Bewegung Einhalt zu tun und den.Mordpropheten' Münzer zu bekämpfen. Luther   predigte von der göttlichen Autorität der Obrig. keit und mm der Gehorsamspflicht der Untertanen, oberer fand nur wenig Beifall und mußte sich sogar durch eilige Flucht vor der Wut feiner Landsleut« retten. Die Bewegung war bereits zu stark, als daß man sie hätte nach eindämmen können. Münzer erließ nach allen Himmelsrichtungen hin Sendschreiben, worin er zum Aushatten und zum Losschlagen ermahnte, seine Sendboten wqren überall unterwegs, um die Er. regung der Massen zu schüren, Pfeisser sorgte für zeitgemäße Be> wasfnung, indem er Geschütze gießen und Feuerrohr« herstellen ließ, Münzer saß ruhig wieder in Mühlhausen   und hielt die Joden der Bewegung in der Hand, Bor allen Dingen warnte er die Bauern unö die mit ihnen verbündeten städtischen Kleinbürger vor Verbandlungen mit den Herren. Er kannte deren Unzuverlossigkeit und Treulosigkeit zur Genüge, er wußte, daß die Herren bereit waren, jeden abgeschlossenen Vertrag hinterlistig zu brechen. Leider sruch- icten diese Warnungen weiiig, die Bauern ließen sich durch die schönen Warle der Fürsten   und deren Helsershelser betören, zu spät erst merkten sie. daß sie.»«« Betragenen waren. Nachdem Münzer zahlreich« Bergknappen sowie die Bürger und Dauern aus Mühlhouseu und Umgegend ausgerüstet hatte» zog er a»
26. April 1525 von Mühlhausen   aus in den Kampf. Er eroberte Langensalza   und Heiligenstadt   und bald war das ganze Eichsfeld   in seiner Hand. In Thüringen   war Pfeiffer mtt seinem Heere siegreich. Ueberall wurden die Klöster besetzt, die Klostervorräte beschlagnahmt, die Kirchengeräte und das bore Geld wurden zu Zwecken desheill- gen Krieges" verwandt. Mehrere Klöster wurden verbrannt, um den allen Äyffhäuser leuchteten die Brandfackeln. Die Zlufftändischen waren voller Hoffnung und Zuversicht. Atter schon zogen die Fürsten  und Ritter mit ihren Heeren gegen die Bauern. Der Landgraf Philipp von Hessen zog gegen den Frauenberg, den die Bauern besetzt hatten. Er beschoß mtt seinen Kanonen die Stadt. so daß die Burger sich ergaben und ihre Tore öffneten. Die Bauern. die sich nicht hatten durch die Flucht retten können, wurden gefangen genommen, in den Schloßgraben getrieben und dort durch Hunger und Durst mürbe gemacht. Die Hauptleute und die Feldprediger wurden vor dem Schloß enthauptet, ihre Köpfe wurden auf Spieße gesteckt, die Bauern wurden halb oerhungert und verdurstet heimwärts geschickt. Vor der Stadt Essenach stieß Herzog Heinrich von Braunschweig mtt seinen Truppen zu dem Landgrafen, auch die Grafen AlbrechtvonMansfeld und ErnstzuMansfeld vereinigten sich mtt ihnen. Die Stadt Eisenach   wurde schnell ge- nommen, auch Langensalza   erlitt das gleiche Schicksal. Ueberall wurden die Führer der Bewegung hingerichtet, gleichzeitig aber knüpf- ten die Fürsten   Unterhandlungen an, um die Bauern in Sicherheit zu wiegen. Das vereinigte Heer der Landgrafen, des Braunschweigers und der Mansfelder, zu dem auch noch dos Heer des Herzogs Georg von Sachsen   und des Kurfürsten Johann von Sachsen   gestoßen war. zählte 3500 Reisige und 850? Fußsoldaten. Es lagerte sich am 15. Mai vor Frankenhausen  . Münzer schrieb an die Fürsten   Briefe, worin er mtt dem Zorn Gottes drohte. wenn sie von ihrem Vorhaben, die Bauern zu vernichten, nicht ab- ständen. Er unterzeichnet«: Thomas Münzer mtt dem Schwerte  Gideons. Münzer hielt die Anhöhe vor Frankenhausen   besetzt. der noch jetzt der Schlachtberg heißt, er hatte kaum 8000 Leute bei sich. die schlecht bewaffnet und unentschlossen waren, ober er vertraute, munttergläubig, wie er war. auf die Hilfe Gottes. Er hiett eine be- geiliernde Ansprache an sein« Leute und versprach ihnen den Sieg über die Feinde. Di« Unentschlossenen und Verzagten hatten sich wieder in Unterhandlungen eingelösten, aber die Fürsren hatten in- zwischen bereits den ganzen Berg umzingelt. Sie ließen ihre Ge- schütze donnern, erstürmten den Berg und trieben dos Bauernheer in die wilde Flucht. Die Gefangenen wurden rücksichtslos nieder- gemacht, in der erstürmten Stadt Frankenhausen   wurde ein großes Blutbad angerichtet, viele der Besiegten wurden mit Knütteln tot- geschlagen, andere wurden enthauptet. Rur   ein kleiner Teil rettete sich durch die Flucht. Münzer selbst war entkommen und hatte sich nach Frankenhausen  geflüchtet. Seine Anhänger hatten ihn auf dem Boden eines Hauses am Nordhäuser   Tor versteckt, aber er wurde entdeckt und vor die Fürsten   gebracht. Diese fragten ihn mii triumphierenden Mienen, weshalb er das Bolk verführt und in ein solches Blutbad gestürzt habe. Würdevoll antwortete er, er habe recht getan, daß er sich gegen die sürstlichen Unterdrücker gewandt habe, um das arme geknechtete Bolk zu befreien. Man müsse den Fürsten   Zaum und Gebiß anlegen, weil sie zu un- barmherzig handelten gegen die evangelische Freiheit. Darauf wurde er auf die Folter gespannt und die Sieger weideten sich an seinen Qualen. Aber ungebrochenen Geiste shielt Münzer die Folter aus.- Dann schmiedete man ihn an einen Wagen und schickte ihn zum» Grasen E r n st von Monsfeld, der als ein grausamer Mensch bekannt war. Dieser lieh ihn in den Turm zu Heldrung«** wersen, wo der Arme tagelang in der gräßlichsten Weise gemartert wurde. Im Turm zu Heldrungen   schrieb er an seine Anhänger in Mühl« housen: das Unglück, von dem die gerechte Sache betrassen worden sei, sei ein« Folge der Unensschlossenheit und der Eigennützigkeit der Genossen, er wolle gern sterben, wenn es Gott gefolle, als' Opfer für die Torheiten und die Sünden der anderen. Nur eine Bitte habe er, man möge seinem Weibe nicht entgelten lassen, was er etwa ver- schuldet habe, man möge ihr beistehen in ihrem Elend. In der Tat hatte er völlig recht mit seinem Tadel: die Unterdrückten waren uneinig und unentschlossen, sie waren vor allen Dingen selbstsüchtig, denn wenn der eine Haufe» durch Verhandlungen mtt ihren Unterdrückern Vorteile zu erringen hofft«, so ließen sie ihre Genossen schmählich im Stich. Das zeigte sich auch nach der verlorenen Schlacht bei Frankenhausen. Die Fürsten   zogen geschlossen weiter, während die Bauern abwarteten und zögerten. Selbst in der festen Stadt M ü h l h a u s« n, die Pfeiffer mit 1200 Bewaffneten verteidigte, entstand Uneinigkeit. So wurde denn auch diese Stadt erobert und gebrandschatzt, dasErzketzernest". wie man es nannte, wurde seiner Befestigungen beraubt und voll- ständig ausgeplündert. Vergebens erschienen 600 Frauen mit nackten Füßen und zerrissenen Kleidern sowie 500 Jungfrauen mtt Wermut- kränzen im Haar vor dem Lager der Fürsten  , um um Gnade.zu flehen, der Rachedurst der Sieger war nicht zu stillen. Ein Ritter wandte sich sogar an Münzers junge, hochschwangere Frau und sar- derte sie aus. ihn, zu Willen zu sein und sich ihm hinzugeben. Pfeisser, der entkommen war, wurde ergrissen und mit zahl- reichen seiner Genossen durch das Schwert gerichtet. Er starb mit Todesverachtung als echter Kriegsmaim, den«iegern warf er trotzige Blick« zu. aber kein Wort kam über feine Lippen. Nun wurde auch Münzer aus dem Turm zu Heldrungen   her- ausgeholt und ins Lager der Fürsten   gebracht, wo er an einen Wagen geschmiedet wurde. Die Fürsten   redeten ihm heuchlerisch zu. er soll bereuen, weil er seinen geistlichen Stand verlassen und ein Weib ge» nommen habe, aber noch mehr, weil er Ausruhr gepredigt und die Leute verhetzt habt. Do, in dieser schweren Stunde, angeschmiedet und van Martern gebeugt, reckte sich der starke Mann empor: Wahl habe er allzu Großes unternommen und daran sei er gescheitert, aber er sei guten Willens gewesen. Dann wandte er sich an die Fürsten  und redet« ihnen ernst ins Gemissen. Sie sollten milde sein gegen die armen Leute und sie nicht uuterdrücken, sie sollten sich daran erinnern, wo» uns die Bibel erzähle non Tyrannen, die ein schreckliches Enls« genommen. Herzog Heinrich von Braunschweig sprach ein Gebet. während die anderen Fürsten spotteten, aber Münzer blieb unbewegt und tapfer. Er bot sein Haupt dem Henker dar. der tödliche Streich fiel, sein Kops wurde gespießt und aus einen Psabl gesteckt zum ab- schreckenden Beispiel. Dos war am 30. Mai des Jahres 1525. Als Luther   hiervon Kunde erhielt, konnte er seine Schadenfreude nicht verbergen, er schrieb, daß Münzer kein« Spur von Reue,.sondert, nichts als Trotz und Verstocktheit bis ans Ende gezeigt habe, es sei ihm völlig recht geschehen. So endete einer der edelsten Menschen, von denen uns die Ge- schichte erzählt,«in Freund der Unterdrückten und Entrechteten,«in Vorkämpfer der Freiheit,«in Vorläufer de» modernen Sozialismus. Wohl war Münzer nicht ohne Fehler, er war vielleicht zu Vertrauens« selig und zu hoffnungsfreudig, man hat ihn einen Traumer und Schwärmer genannt, aber dies erklärt sich ans dem Mangel an Menschenkenntnis und aus seinem revolutionären Temperament. Auch muß man seine Jugend in Betrachr ziehen, schon mit 20 Iahren stürzte er sich in die Bewegung und mit 35 Jahren empfing er die Märtyrerkrone. Ein reiches Leben wurde vernichtet, ein großes Talent ging zugrunde, da, der leidenden, ringenden Menschhett nach viel Segen hotic bringen können. Gegen ihn. den Führer, der da» Banner der Freiheit vorauf trug, richtete sich die Wut und der Haß der Unterdrücker. Di« Reakt'o» ist überall und zu allen S«it«»gro»Ia»«r g«»«l«v al» die Revolution.