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Pfingfjonderzüge aus Offpreußen.

Um der starken Nachfrage zu genügen, ist von Insterburg und Königsberg   noch ein dritter Sonderzug zu ermäßigten Breisen nach Berlin   vorgesehen. Die ursprünglich geplanten Züge fahren am 28. und 29. Mai von Insterburg   ab 6,09 nachm., don Königsberg qb 8,22 nachm. und treffen am folgenden Tage 10,05 vorm. in Charlottenburg   ein. Der dritte Zug verläßt Insterburg am 28. Mai um 6,36 nachm., fährt von Königsberg   9,24 nachm. ab und trifft am 29. Mai um 11,03 vorm. in Charlottenburg   ein. Der nach Breslau   vorgesehne Sonderzug fährt von Königsberg   am 29. Mai 4,10 nachm. ab und erreicht Breslau   um 6,00 vorm. am folgenden Tage.

Der Flammensohn Zarathustras". Zwanzig Jahre als Heiratsschwindler tätig. Drei Jahre halten Sie mich auf verbrecherische Art und Weise cefangen, wie fommen Sie dazu?" Mit diesen Worten brüllte der Kaufmann und Apothefer Otto Sidumelt den Vorfizenden der erften großen Straffammer des Landgerichts III   an, als er ihm gestern als Angeklagter vorgeführt wurde. Der Angeflagte glaubte, ein Recht dazu zu haben. denn er ist nämlich der flammengeborene Sohn Zarathustras". So nennt er sich in allen Eingaben, mit denen er seit Jahr und Tag alle Behörden, vom Reichspräsidenten bis zur Gefängnisverwaltung, überschüttet. In Wirklichkeit handelt es sich um einen gemeingefährlichen Heiratsschwindler, der dieses Gewerbe schon seit zwanzig Jahren betreibt und es verstanden hat, Frauen und Mädchen in großer Zahl an sich zu fesseln und sie um ihr Hab und Gut zu bringen.

Er trat immer als Nerven und Frauenarzt auf und wußte seine Opfer, denen er die Ehe versprach, obwohl er bereits verheiratet ist, zu überreden, ihm ihr ganzes Befihtum zu opfern. In Hamburg   befam er es fertig, eine Bensionsinhaberin innerhalb weniger Wochen zu veranlassen, ihre ganze Pension mit fämtlichem Mobiliar verauftionieren zu lassen und ihm das Geld zu geben. In Bantom hatte er einer Witwe wiederum die Ehe versprochen. Angeblich wollte er eine Apotheke taufen und erhielt nach der Verlobung von seiner Braut 30 000 mart für diesen 3med ousgehändigt. Seine eigene Frau hatte er der Verlobten cls feine Schwester vorgestellt, und dieje Schwester nahm fogar on der Verlobungsfeier teil. Wegen dieses legteren Schwindels Latte Sidumelt vom Schöffengericht Bantom Jahre Ge fängnis erhalten, und gegen dieses Urteil war Berufung ein­gelegt morden. Vor Eintritt in die Verhandlung erklärten die Ver feidiger, daß der Angeklagte den Sachverhalt zugebe und nur Be rufung eingelegt habe, damit sein Geistes zustand geprüft merde. Der Angeklagte hat dazu allerdings allen Grund, denn er hat inzwischen eine Wanderung durch die verschiedensten Ge. richte des Reiches angetreten und ist überall wegen Heirats. Ichmindels teilweise bis zu 5 Jahren Zuchthaus verurteilt worden, und es blüht ihm eine Gesamtstrafe von 10 bis 12 Jahren Zucht haus. Nach dem Gutachten des Oberarztes Dr. Blume, der ihn in der Irrenanstalt beobachtet hat, ist der Angeklagte erblich des generiert. Schon in früher Jugend ist er geftrauchelt und wegen Diebstahls verurteilt worden. Deshalb schickte ihn seine angesehene Familie nach Amerika  . Dort und in Ostasien   hat er ein Abenteurer­leben geführt. Nach Deutschland   zurückgekehrt, legte er sich auf den Heiratsschwindel und verfolgte dabei immer dasselbe Syftem. So­bald er verhaftet wurde, zeigte er Symptome von Geistesfrankheit Er fei der Sohn Zarathustras, und es sei ein Justizverbrechen an ihm begangen, an ihm, der für das Licht und die Wahrheit zu fämpfen, von Gottvater in die Welt geschickt worden sei. In legter Zeit behauptete er auch, daß man ihn megen eines Berrates an dem König von Sachfen verfolge. Der Sachverständige war aber der Meinung, daß der Angeklagte, der in seinen Eingaben und in feinen Liebesbriefen eine außerordentlich schriftstellerische Gewandt heit zeige, zum größten Teil simuliere. Er fei zwar ein sychopath und ein seelisch minderwertiger Mensch, aber von geiftigen Störungen im Sinne des§ 51 tonne teine Rede sein Menn er in Freiheit sich den Frauen als Arzt nähere, dann sei er fich feiner Handlungsweise vollkommen flar. Zu einem ähnlichen Echluß fam auch Sanitätsrat Dr. Ruhemann. Die Straffammer nerwarf nach furzer Beratung die Berufung des Angeklagten, ta er als geiftestrant nicht zu betrachten fei.

Millionenbetrugsprozeß aus der Konfektionsbranche.

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Durch ein mit feltenem Raffinement angelegtes Betrugsmand ner war die Firma Dinermann in der Bischofstraße um den Betrag von 850 000 m. innerhalb eines Jahres geprellt wor den. Diese Betrügereien waren in Szene gesezt worden durch den bei der Firma seit Jahren beschäftigten Reisenden Bernhard Weiß­barth, der ein ganz besonderes Vertrauen seines Chefs genoß. Beißbarth hatte zur Durchführung seiner Geschäfte" mit dem Kaufmann Berze Roth eine Luftfirma Roth u. Co. ge­gründet, die feine eigenen Räume besaß, sondern als Deckschild die Lederhandlung des Bruders von Roth angab. Weißbarth brachte die Warenproben seiner Firma zu Roth und dieser machte den Großfirmen der Konfektion mit denselben Vertaufsangebote. Da die Bedingungen günstige waren, befam er zahlreiche Aufträge. Der Firma Dinermann gegenüber murden diese Großfirmen als Abnehmer bezeichnet, während die Abnehmer felbft nur von Roth 11. Co beliefert wurden. Weißbarth stedte die Fakturen von Diner mann an die Firmen ein und lieferte diesen Fatturen der Firma Roth u. Co. Auf diese Weise wußte Dinermann von der Eristenz der Firma Roth u. Co. überhaupt nichts. Der Berkauf erfolgte nur gegen Raffe, während Weißbarth Dinermann vorspiegelte, daß er langfristige Zahlungsbedingungen gemährt habe. Bon den bei den Firmen eintaffierten Beträgen wurde ein Teil an Dinermann gezahlt. Auch hierbei wurde Dinermann unter Berwendung von fiebzehn gefälschten Stempeln der Großfirmen in Irrtum gelaffen. Da die Waren unter dem Einkaufspreis verkauft wurden, betrug der Um sa z innerhalb eines halben Jahres fast 2 Millionen mart, wovon nur eine Million an Dinermann gezahlt wurde. leber 850 000 m. behielten die beiden Inhaber von Roth u. Co. für sich. Durch einen Zufall fam die stille Sozietät von Roth u. Ca. bei Dinermann heraus. Den Ermittlungen von Kriminalfommiffar Trettin gelang es, das Schwindelgebäude aufzudecken und Weißbarth und Roth hatten sich wegen Betruges und Urtunden­fälschung vor dem Großen Schöffengericht mitte zu verant morten. Der Berhandlung wohnten eine ganze Reihe blinder" Berteidiger bei, nämlich die Rechtsbeistände der siebzehn Groß­firmen aus der Konfektion, die von Roth u. Co. die Waren zu billigen Breisen bezogen hatten, und gegen die ein Ermittlungs. nerfahren wegen Hehlerei möglicherweise eingeleitet werden dürfte. Weißbarth war geftändig, während Roth behauptet, daß er geglaubt habe, die Sache sei reell. Trotz einer Belastung durch Weißbarth fonnte das Gericht den Nachweis für seine Mitschuld nicht für voll erbracht ansehen und fam zu der Freisprechung von Roth, Weißbarth dagegen erhielt 3 wei Jahre Gefängnis und drei Jahre Ehrverfuft.

50 Prozent Fahrpreisermäßigung für Jugendwanderer. Der Berkehrsausschuß des Reichstages nahm gestern einen Zentrums­antrag an, wonach die Fahrpreise für Jugendwanderer wieder auf den früheren Stand der 50prozentigen Ermäßigung herabgesetzt

werben follen. Ferner murbe die Regierung meine Denfihriftumb bas ietseinigungsamt hatte die Ermiffion angeordnet, bie

ersucht, wie den Auswüchsen und der mißbräuchlichen Ausmuzung dieser Bergünstigungen vorgebeugt werden fönne. Es werden feste Richtlinien für die Gewährung der Vergünstigung gefordert.

Ein beleidigter Bürgerblockführer. Peinliches aus Köpenid.

Der Kampf, den die Sozialdemokraten in der Bezirksverordneten. versammlung in Köpenid gegen den Führer der dortigen Bürger blödler, einen Buchdruckereibejizer Stein, zu führen haben, spielte in einem Prozeß gegen unseren Genossen Rohde, Bezirksver­ordneter in Köpenid, eine hervorragende Rolle. Anläßlich der Be­ratung von Abbaumaßnahmen für die Bezirksamtsmitglieder hatte Geno ẞsse Rohde im Oktober v.3. als Sprecher der Sozialdemokrati­schen Fraktion Herrn Stein gehörig die Wahrheit gesagt. Herr Stein

Während der

Ferien- und Reisezeit

kann der ,, Vorwärts" auf jede Dauer allerorts bezogen werden.

Touristen und Wanderer

fordern das Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands   bei den Bahnhofsbuchhandlungen, Zeitungs­kiosken, Buchhandlungen und sonstigen Verkaufsstellen. Sommerfrischler

lassen sich den Vorwärts" bei einer Aufenthaltszeit anter 14 Tagen per Kreuzband durch die Hauptexpedition nach­senden. Außer dem Abonnementsbetrage ist in diesem Falle das Porto   zu zahlen, welches wochentags 6 PL, Sonntags 10 Pf. ( pro Woche 45 PL) beträgt. Bei längerem Aufenthalt ist der Vorwärts" durch Postüberweisung zu beziehen, welche die Hauptexpedition vornimmt. In letzterem Falle kommen zu dem Abonnementsbetrage die Zustellungsgebühren in Höhe von 72 Pf. pro Monat. Sobald die eine oder andere Art der Nachsendung der Zeitung gewünscht wird, ist die in Frage kommende Ausgabestelle oder die Hauptexpedition des Vorwärts", Berlin   SW 68, Lindenstraße 3, zu benachrichtigen. Abonnenten, welche den Vorwärts" bereits durch die Post beziehen, können denselben jederzeit bei dem Postamt gegen eine Gebühr von 50 Pf umbestellen. Bei Postüberweisungen bitten wir zu beachten, daß die Angabe der neuen Adresse bei der Ausgabestelle oder bei der Hauptexpedition bezw. bei der Post möglichst eine Woche vorher erfolgt, um eine rechtzeitige Zustellung des Vorwärts zu gewährleisten.

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VORWÄRTS"-VERLAG

Berlin   SW 68, Lindenstraße 3. Fernspr. Donhoff 2506/2507

hotte den Abbau bestimmter Bezirksamtsmitglieder aus Spar famfeitsgründen gefordert, was die Sozialdemokraten ver­anlaßte, hinter dem Vorgehen des Bürgerblodführers eine politische Uttion gegen unsere Parteigenossen im Bezirksamt zu vermuten. Genosse Rohde erkannte nicht an, daß lediglich fistalische Sparfam feitsgründe Herrn Stein zu jeinem Borgehen veranlaßt hatten. Er fagte Herrn Stein weiter, daß er der letzte sei, Sparjamteit im Bezirt zu predigen. Unser Redner fonnte nachweisen, daß St. an das Be zirksamt die von ihm zu zahlende Hundesteuer nicht in der Höhe als nötig abgeführt hatte. Genosse Rohde warf Herrn Stein weiter hin vor, falsche Berichte aus der Bezirtsversamm. lung in die von ihm, Stein, verlegte Zeitung gebracht zu haben. Stein hatte sich weiterhin erboten, einem Grünauer Fabrifanten fostenkonto höher belasten konnte. Das von Herrn Stein angerufene fingierte Rechnungen auszustellen, damit dieser sein Un­Amtsgericht in Röpenid hatte Rohbe wegen formaler Beleidigung zu 200 M. Geldstrafe verurteilt. Beide Parteien hatten gegen die Gerichtsentscheidung Berufung eingelegt. Bei der geftrigen Berhandlung vor dem Landgericht II fonnte der Bertreter Rohdes, Rechtsanwalt Braubach  , umfangreiches Bemeis material porlegen. Danach follte Herr Stein für feine vier Hunde nicht die erhöhte humbesteuer bezahlt haben, sondern andere Bersonen veranlaßt haben, die Hunde als ihre eigenen zu versteuern. In einer Ausgabe des Ropeniderr Tageblattes hatte häuser in Berlin   nicht auftragsgemäß gebracht, sondern lediglich Herr Stein den Inseratenauftrag zmeier großer Geschäfts­häuser in Berlin   nicht auftragsgemäß gebracht, jondern lediglich zmolf Belegeremplare für die Inferenten her. gestellt. Er hatte dadurch in der Ausgabe der betreffenden Nummer des Blattes mefentliche Bapierersparnisse machen zirksversammlung in seinem Blatt verbreitet hatte, erbot sich Rechts­fönnen. Auch über die falschen Berichte, die Herr Stein über die Be anwalt B. den Beweis anzutreten. Herr Stein spielte vor Gericht den biederen Stadtvater, dem lediglich das Intereffe des Bezirks und feiner Wähler am Herzen liegt.

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Das Gericht tam zu feiner Entscheidung. Dem Bertreter des Beklagten wurde vielmehr aufgegeben, die Bemeise für seine Be hauptungen dem Gericht schriftlich einzureichen, was dieser zusagte; der Termin wurde bis dahin vertagt

Das Ende vom Lied.

Das Hans Schönholzer Str. 10a im Norden Berlins  war gestern der Schauplak eines größeren Menschenauflaufs. In einem Stellerladen wohnt seit längerer Zeit der Händler R. mit feiner Frau und vier Kindern. R., der einft beffere Tage gefehen hat, und mit Pferd und Wagen einen gutgehenden Lebensmittel. handel betrieb, ist durch verfehlte Geschäfte, zu denen fich die un­gludselige Trunthucht gesellte, sehr herabgekommen. Seit ungefähr % Jahren find die Aschen Eheleute mun den Mietzins schuldig, % Jahren sind die Richen Eheleute mun den Mietzins schuldig,

Das Rundfunkprogramm.

Donnerstag, den 28. Mai.

Außer dem üblichen Tagesprogramm:

4.30-6 Uhr abends: Konzert. Chopin  : a) Impromptu Fis- Dur, b) Vier Mazurken( Hansi Freudberg, Klavier). 2. Karl Loewe  : Kopisch  )( Robert Koppel  ). 3. Popper: Aus der Suite op. 16 für a) Die Katzenkönigin( Chamisso), b) Die Heinzelmännchen( A. zwei Celli: a) Andante grazioso, b) Gavotte( Hans Kraus und Otto Urack  ). 4. Liszt  : Venetia et Napoli: a) Gondoliera, b) Taran­ tella  ( Hansi Freudberg). 5. a) P. Whiteman: Im Rausch einer Nacht( Otto Stransky  ), b) Fredy Raymond  : Ich hab' mein Herz in Heidelberg verloren( B., und E. Neubach), e) Hans May  : Beim Rheinwein sollst du mein sein( E. Neubach). d) Joh. Kain: I weiß nit, wie mir is, Volkslied( Robert Koppel  ). 6. Popper: Aus der Suite op. 16: Largo expressivo( Hans Kraus und Otto Urack  ), Am Flügel: Dr. E. Lapini. 6.05 Uhr abends: Fünfzehn Ufa­Minuten( Paul Morgan  ). 6.40 Uhr abends: Obering. O. Nairz: Der Rundfunk beim Wassersport". 7.10 Uhr abends: Hans­Bredow- Schule( Bildungskurse). Abteilung Technik: Obering. Wölfel: Die Normen in der Industrie und ihre Beziehungen zum fürsorge in den deutschen Kolonien im Wandel der Zeit". 8.30 Kaufmann. 7.45 Uhr abends: Dr. H. Ziemann: Eingeborenen­bis 9.20 Uhr abends: Oskar Wilde   als Märchendichter.. 1. Die Nachtigall und die Rose. 2. Der junge König( gesprochen von Adele Proesler). 9.35 Uhr abends: Deutsche   Uraufführung. Honegger  : Sonate, Andante Allegro moderato Allegro con moto( Hermann Spitz, Bratsche; Theophil Demetriescu, Klavier) richten, Zeitansage. Wetterdienst, Sportnachrichten, Theater- und Anschließend: Dritte Bekanntgabe der neuesten Tagesnach­Filmdienst. 10.30-12 Uhr abends: Tanzmusik.

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gestern zwangsweise erfolgte. Ein Bild sozialen Elends entrollte sich. Die notwendigsten Sachen wurden auf einen Wagen verladen. Auf dem dunklen Mietsfasernenhof ein Berg Kleidungsstücke, Kochgeräte, Krimsframs usm. Darum 10 bis 12 fleine blaffe, spielende Menschen­finder. Zwei davon, ein Mädel von 6 und eins von 10 Jahren, die jüngsten Kinder, geben in Abwesenheit der Eltern Obacht auf die armselige habe. Bald wird der Wagen seinem unbestimmten Ziele entgegenfahren. Einem Schicksal entgegen, nicht weniger trost Los und dunkel als die Vergangenheit.

Der Arzt und sein, alter, treuer Patient". Einen Fremden" hätte er ficher ins Krankenhaus abgewimmelt".

Gegen den Kaffenarzt Dr. Hagedorn( Berlin  , Zorn.  dorfer Str. 6) wurde der Vorwurf erhoben, daß er einen Kranken, der ihm als versehentlich durch Schweinfurter Grün vergiftet gemeldet worden war, erst spät besucht habe. Er soll dann den Kranten, wurde behauptet, nur oberflächlich untersucht haben; auch unterließ er die leberweisung in ein Krankenhaus, begnügte sich mit vorläufigen Verordnungen und empfahl, bei Verschlimmerung ihn erneut zu rufen. Ein anderer Arzt, der nach eingetretener Verschlimmerung hinzugerufen wurde, ordnete die Ueberweisung in ein Krankenhaus an, und dort starb der Krante noch in derselben Nacht. Die Allgemeine Ortstranfenfasse Berlin, deren Mitglied der Ber­storbene gewesen war, nahm über diesen Fall ein Protokoll auf und schickte es an die Wirtschaftliche Abteilung des Groß- Berliner Aerzte­bundes. Als diese den Arzt zur Aeußerung aufforderte, gab Dr. Hagedorn eine Antwort, die auf ihn ein eigenartiges Licht wirft. In seinem Brief, der in Abschrift an die Allgemeine Ortstrantentasse Berlin weitergegeben worden ist, sagt er unter anderem:

Die Meldung geschah gegen 11 1hr, ich mar gerade bei der Untersuchung einer größeren Zahl von Schulkindern. Meinen Besuch versprach ich nur, weil Klatt ein langjähriger treuer Patient von mir war; denn die Entfernung von meiner zu seiner Wohnung ist eine recht große. Ich war nicht um 2 Uhr bzw.% 22 Uhr, sondern nach 1 Uhr da, früher mar ich mit den Kindern nicht fertig gemorden. Ob eine Bergiftung vorlag, war nicht festzustellen, der Kranke leug­nete es, die Angehörigen mußten nicht recht, ob das in Frage fom­mende Schweinfurter Grün verbraucht oder fortgeworfen oder vom Kranten genommen worden war.... Kurz, der Verdacht der Ver­giftung war erhoben und mußte in Frage gezogen werden, aber flare Symptome waren nicht vorhanden. Desmegen gab ich meine Berordnung, einen Fremden hätte ich bei diesen unflaren Verhält niffen sicher ins Krankenhaus abgemimmelt. Diesem alten treuen Patienten wollte ich das nicht antun. Desmegen vorläufige Verord= nungen mit der dringenden Anweisung bei der fleinsten Verschlim merung sofortige Nachricht zu geben. Diese Nachricht blieb aus. Ich murde erst nach acht Tagen in Anspruch genommen zur Ausferti­gung des Totenscheins. Da ich dies vermeigerte, meil ich den Toten nicht gesehen, fam die Beschwerde.... Aus Rücksicht auf den Kranken erfolgte feine Krankenhausüberführung. Die Diagnose wurde wegen der Unsicherheit nicht auf Bergiftung gestellt. Welche Vorwürje treffen mich: 1. Die Unterlassung der Krankenhausüberführung. Sch habe die Geschäftsanweisung nochmals durchstudiert. Ich habe nir gends einen Paragraphen gefunden, der aussagt, daß diese oder jene Krankheiten sofort ins Krankenhaus zu schicken sind, das Gegen­teil ist der Fall. 2. Die vorsichtige Diagnose, die als Fehldiagnose hingestellt wird. Wiederum habe ich teine Zeile gefunden, die ver langt, der Kaffenarzt hat auf Anhieb die richtige Diagnose zu treffen oder auf dem Arzneischein niederzuschreiben...

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Reichsverbandes Deutscher Kaffenärzte und offizielles Organ des Die Zeitschrift Der Raffenarzt, Zentralorgan des Berliner   Kaffenärztevereins, bespricht diesen Fall und die Aeußerung Dr. Hagedorns in einem Artitel mit der Ueberschrift Standes. würdige Aerate aus der W. Das Blatt erinnert daran, mie in der Zeit des gegen die Krantenfaffen geführten Aerzteftreifs und auch noch nach ihm einzelne der den Raffen treugebliebenen Aerzte wegen angeblich falscher Diagnose oder Behandlung öffentlich von ftreifenden Verzien und von ihrem Breßorgan angegriffen morden find. Das Berhalten bes Dr. Hagedorn( der übrigens auch als Schularzt tätig iff) und fein Rechtfertigungsverfuch sind in der Tat so sonderbar, daß wir mit dem Organ des Berliner   Raffen. ärztevereins fragen müffen, ob die A. des Groß- Berliner Aerztebundes alles bas ruhig hingenommen oder Herrn Dr. Hagedorn zur Rechenschaft gezogen hat. Bielleicht er­fahren wir Näheres darüber.

Gedruckte Pfingstarten werden sowohl unter Umschlag als auch offen nur dann für 3 Pf. mit der Bost befördert, wenn in ihnen nichts geändert oder hinzugefügt ist. Die Postbehörde gibt außer­dem wieder umftändliche Verhaltungsmaßregeln heraus, aus denen im Grunde nur hervorgeht, daß das Publikum schon am besten tut, für seine Pfingst und Gratulationstarten weitere 2 Pf. zu opfern und dann auch das Recht hat, so viel auf die Postkarte zu schreiben, mie ihm gefällt. Jede beschriebene Post- Pfingst- und Grußkarte toftet im Ortsverkehr 3 Bf., im Fernverfehr 5 Pf.

Turmmufit zu Pfingsten. Der Kosledsche Bläserbund mird am Pfingstfonntag, mittags 12 Uhr, mit dem Glockenspiel der Barochial­firche in der Klosterstraße eine Turmmufit veranstalten.

Freiwillige Feiertagsruhe auch im Lebensmittelhandel. Der 3entralvorstand des Berbandes Berliner   Kaufleute der Kolonial. marenbranche E. B. hat seine Mitglieder ersucht, im Interesse der völlig zu schließen, also auf die für den Lebensmittelverkauf Angestellten am ersten Pfingstfeiertag die Geschäfte freigegebenen Bormittagsstumden freiwillig zu verzichten. Die Ber.

Wer Rad fährt

will Zeit gewinnen. Aber nur ein guter Reifen führt Dich schnell und sicher zum Ziele. Sel klug; wähle den besten und fahre

Continental

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( Fahr nach der Continental- Straßenkarte"!)

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Probiert Bolle Schokolade