£er erste Handelsvertrag kfl aSgeschkofl«, er kalm nicht mehr rückgängig gemacht werden. Es ist doch nichts als weiße Salbe, wenn die Rechtsparteien in ihrer gemeinsamen Er- flärung und mit ihnen der Außenminister Stresemann gestern betonten, daß man neue Verhandlungen suchen würde. In einer Reihe von Punkten sind diese Verhandlungen ohnehin notwendig, und es war daher überflüssig, die Pflicht der Regierung dazu in einer besonderen Entschließung zu betonen' Auf das Schicksal des gegenwärtigen Ab- kommens hat sie jedensfalls keinen Einfluß. Darin liegt der Erfolg.der Hastung der sozialdemotra» tischen Fraktion, daß sie ihre Gegner gezwungen hat, Farbe zu bekennen. Die Deutschnationalen haben deshalb keinen schlechten Katzenjammer. Die.Deutsche Tageszeitung", deren Hintermänner in der überwiegenden Mehrzahl für den Vertrag gestimmt haben, bedauert seine Annahme, weil er so einseitig zu Lasten der deutschen Landibirtschaft, nament- lich des deutschen Wein- und Obstbaues gestaltet worden ist. Sie bedauert damit sich selb st, solange sie sich noch deutschnational nennt. Denn die deutschnationale Fraktion war es, die dem Vertrag zur Annahme verHolsen hat und in der es sehr bedenklich kriselt. Die„Deutsche Zeitung" hält es nach wie vor mit den Winzern: Für den kleinen deutschen Winzerstand.nur" bedeutet die An- nähme des dsutsch-spanischen Handelsabkommens den Ruin— damit zugleich aber für Hunderttausende von Existenzen im Rheinland , denen durch den Vertragsbruch Frankreichs vor- bereitete Vernichtung jetzt vollendet durch einen Bertrag des Deutschen Reiches! Deutlicher kann man nicht gut werden! Aus sachlichen Gründen hat die Sozialdemokratie die Ab- lehnung des deutsch -spanischen Vertrages, aus politischen seine Annahme verweigert. Diese Gründe bleiben für alle zukünftigen Handelsverträge bestehen. Der deutsch -spanische Vertrag ist erst der Auftakt zu einer großen Serie von internationalen Vereinbarungen, die die Handels- bcziehungen Deutschlands mit dem Ausland regeln. Die deutsche Regierung befindet sich dabei in einer Lage, wie sie bei allen bisherigen Zolldebatten noch nicht dagewesen ist. Im Bis- marckschen System der Handelspolitik war die Zollfestsetzung auf den Vertragsabschluß ohne Einfluß. Später unter. Caprivi und Bülow gingen die Zolldebatten um Jahre den Handclsvertragsverhandlungen voraus. Ungestört konnte sich das Schachergeschäst der Interessenten und der theoretische Streit der Doktrinäre entfalten. Diesmal ist es anders. Der Abschluß des deutsch -spanischen Handelsvertrages mit allen seinen Begleiterscheinungen wird für die Handelspolitik der nächsten Monate und Jahre richtunggebend sein. Es gibt kein Zurück mehr auf dem Wege der internationalen, von Staat zu Staat geregelten Handelsbeziehungen. Mit dem Vertrag ist eine freihändlerische Note in die gesamte künftige Handelspolitik hineingetragen worden, die zu den Schutz- zolltendenzen der Zolltarifnovelle in schroffem Widerspruch steht. Die Interessenten und die großen Parteigruppen werden vor dieselbe Frage, vor der sie gestern standen, nicht nur bei den kommenden Vertragsabschlüssen, sondern auch bei den Zollfestsetzungen für jede einzelne Ware gestellt sein. Die Sozialoemokratie wird die posttische Macht, die ibr dabei durch ihre zahlenmäßige Stärke im Pur- loment gegeben ist, zu gebrauchen wissen. Genau so, wie sie gestern die Deutschnationalen gezwungen hat, ihren eigenen Versprechungen ins Gesicht zu schlagen, so wird sie. wenn es an der Zeit ist, auch vor einem Sturz der Regierung nicht zurückschrecken, sobald die internationale und die innere Lage den politischen und wirtschaftlichen Dauererfolg ver- � sprechen. R o ch si nd die Gegensätze Mischen Agrariern und«Schwerindustrie was der einen und der verarbeitenden Industrie und dem Handel auf der anderen Seite n i ch t w e i t genug gediehen, um die bürgerlichen Parteien, ihre Gruppierung und ihre Haltung zu bestimmen. Die Stunde, wo das der Fall ist, die Stunde dieses entscheidenden Konflikts
Wer weint mit Heckenroth! Herrn Heckcnroth, Pfarrer in Altentirchen im Westenoalb, sind Zl>l» Goldmart in gemünztem Golde gestohlen worden. Armer Heckenroth! Du sonst so treudeutsch, so stolz aus deinen Besitz, der dir das Wahlrecht erster Klosse im Dreiklassenpreußen sicherte. Du hottest, und du ocrteldigtest als preußischer konservativer Landtags- abgeordneter Besitz und Dreiklassenwahlrecht gegen die besitzlose Plebs mit zürnendem Eifer. Nun ist der Schatz dahin, und rings um dich Hohn und Schadenfreude. Niemand versteht die seelischen Leiden, die du ausstehen mußtest. Wer weint mit Heckenroth? Dreitausend Gold mark m ee münzten, Golde, 150 Zwonzigmarkstiicke. 300 Zehnmarkstück«. Wie sie gerollt, wie sie geblitzt haben mögen, wen» er sie zählte, musterte, häufelte. Wie möge» sie geblinzelt haben, wenn er sie aus hohler Hand auf den Tisch warf! 300 Zehnmarkstücke— Besitz, Sicherheit, Reichtum, Ansehen. Ein schöner Tisch voll. Ha, wie das Gold geblitzt haben mag. Hcckenroth und sein Gold gegen die Well— was konnte ihm oe- ichehen? Armer Hcckenroth— haben sie dich wirklich gefreut, sie dreihundert blitzenden Goldstücke? Was hast du alles tun muffen. um sie zu sammeln, heimlich, verbotenerweise, Stück für Stück? Hast du nicht heimlich den Stachel in deiner Brust gefühlt, als die anderen Gold für Eisen gaben? War es nicht eine wahre Freude, getrübt durch den Gewissensstochel des Unrecht», wenn du dein Gold blitzen sahst? Und die Angst, die Angst, daß man es sehen, verraten, finden — stehlen könnte! Die Angst, daß du es verlieren könntest, und mit dem blitzenden Gold deine Ehre? Armer Heckenroth, dann kam die Inflation. Wie warft du sicher, wie überlegen, wieviele tausendmal hast da dir gesagt: mir kann nichts geschehen. Und welche Erregungen des Besitzes! Dreitausend Mark in gemünztem Golde! Heut« sind sie soviel wert, heute noch mehr, und heute gar ist ihr Wert märchenhaft. Was ist Heckenroths Gold auf dem Höhepunkt der Inflation? Nahrung, Kleidung. Luxus, Häuser, Feld, Fülle des Reichtums. Dreitausend Mark in gemünztem Golde 1923. Ja, Heckenroth, damals liebtest du dein Gold am meisten. Aber es wurde zu verfluchtem Gold. Die Stabilisierung kam. und dreitausend Goldmark verloren den Märchenglanz, der vom Blitzen der Goldstücke ausging. Die magische Kaufkraft siel von ihnen ab, es waren dreitausend Goldmark, nicht mehr und nicht weniger. Wie oft magst du, a Heckenroth, sie in diesen Tagen angesehen haben, und dem Geheimnis der Vergänglichkeit des Besitzes nachgesonnen haben Wie oft mag dich die Gier und das Elend des Geizigen ge- nackt haben, die Reue, daß du sie nicht zur rechten Zeit in märchcn- hat'.' i Basitz verwandelt hast. Wie mag dich in diesen Tagen ihr schnöder Glanz in deinem geizigen Herzen verwundet haben. Damals, a Heckenrorh, hast du Strafe erlitten. Strafe für dein Unrecht aus der Zeit, in der andere Gold für Essen gaben. Strafe für deinen unchristkichen Geiz. Run sind sie fort. Gestohlen. Dreihundert runde, blitzende, te Zehnmarkstücke. Ihr Glanz erfreut und verwünscht dich nicht meh- Wie wird d-ch jetzt der Geiz schütteln, wie wird der Stachel des Verlust- s dich neben dem Stachel des Gewissens oerwunden! Fort, gestohl-n— und du, alter Konservativer, setzt Deuts chnatio-
rückt mit jedem Tage näher, tlnd mit jedem Tage wächst das Gewicht der sozialdemokratischen Stimmen im Parlament, wächst die Einsicht der breiten Wählermassen in die Ver- l o g e n h e i t der reaktionären Propaganda. Wir haben Zeit. Unseren Gegnern auf der Rechten aber wird diese Zeit nicht leicht werden. Dafür sorgt die Zerrissenheit in ihren eigenen Reihen, dafür sorgt die wachsende Kraft der Sozialdemokratie, die die Inter- essen der Arbeiterschaft gegen die Machtansprüche des Groß- kapitals durchzusetzen wissen wird. Nach der Annahme öes Handelsvertrages. Während die Presse der äußersten Rechten, die „Deutsche Zeitung", auch nach der Annahme des deutsch -spanischen Vertrages durch die Deutschnationalen diesen noch vor ihren Lesern ablehnt und die„Deutsche Tageszeitung" mit der Auszählung schwerer B e- denken über den Umfall ihrer Hintermänner hinwegzu- täuschen sucht, weiß der„Tag" erbauliche Dinge z« berichten. S o eilig hatten es die Deutschnationalen mit der Annahme ihrer eigenen Demaskierung, daß sie sogar ein kostbares Liebesmahl verpaßt haben. Der„Tag" erzählt an der Spitze seines Blattes: Schade um den schönen Spargel. Ganze tz? Pfund davon hat Kollege Ohler der deutschnationalen Fraktion für ihr heutiges Liebesmahl gestiftet: Kollege Haag dazu Heilbronner roten und weißen Wein. Auch der S ch i n k e n— oder waren es mehrere— ist schon fertig zersäbelt. Wenn eine Fraktion derartiges vor hat, stimmen die anderen, das ist von attersher so Brauch, einer recht- zeitigen Bertagung zu. Auch diesmal hat Löbe deswegen sich nach den Wünschen der Deutschnationalen erkundigt... Aber die waren forsch und wollten Unbedingt noch in den spanischen Handelsver, trag hineinsteigen. Nun haben si« den Salat. Ja, n u n haben sie den Salat. Ihre Propaganda für die Winzer und gegen die Interessen der Gesamtwirtschast ist preisgegeben, damit man die Ministersessel noch halten und die Zolloorlage sichern konnte. Eine feine Innung! Jetzt stehen sogar noch 67 Pfund Spargel, Wein und Schinken neben der deutschnationalen Ueberzeugung auf der D e r l u st- liste! Ein gebrochenes Wort freilich ist leichter zu ver- schmerzen als ein Liebesmahl— das wird uns vom„Tag" bestätigt. Nun haben sie den Salat. Er wird ihnen schlecht bekommen! Die„Voffsschs Zeitung" stellt fest, daß die Sozialdemo- kratie in sachlichen Gründen unter Zurückstellung parteitaktischer und parteipolitischer Motive die Annahme des Vertrages ermöglicht hätte dadurch, daß sie, obwohl ausge- sprochene Oppositionspartei, nicht gegen die Regierungs - vorläge stimmten, sondern sich lediglich der Abstimmung enthielt. Nun ist es keine Schande, wenn man aus sachlichen Gründen richtig handelt. Deshalb liegt doch kein Grund zu der Behauptung vor, die jetzt auch von den Kommunisten und ihrem Zentralorgan aufgestellt wird, das Kabinett Luther sei nur durch die Sozialdemokratie gerettet worden. Wenn es den Kommunion mit ihrer Ablehnung ernst war, hätten sie es leicht gehabt, sie in der dritten Lesung zu erzwingen. Da die meisten Sozialdemokraten während dieser Lesung in« folge einer Fraktionssitzung nicht anwesend waren, hätten die Kommunisten sich leicht aus dem Saale entfernen und die Beschlußfähigkeit feststellen können. Diej Regierung stand dann vor größeren Schwierigkeiten. Die Kommunisten sind also m i t s ch u l d f g an dem Weiterbestehen der Re» gierung Luther, woraus zu entnehmen ist, daß ihr Wort- radikalismus nur ein Täuschungsversuch sst und daß sie an den Sturz des Kabinetts gar nicht ernstlich gedacht haben.
Saperifche Regierung gegen Gewerkschaften vlüacheu. 28. Mai.(Eigener Drahtbericht.) Di« bayerische Regierung hatte im Oktober v. 3. ein« Verordnung erlassen,
naler, Pfarrer, der Oeffentlichkeit verächtlich als Geizhals, der das Vaterland in schwerster Zeit um Gold betrog. Fort der Besitz, das blitzende Gold, fort die Ehre. Ein Dieb hat unwissend Gerechtigkeit an einem ungerechten Pfarrer vollzogen. Armer Heckenroth, und nun muht du noch der Republik dankbar sein. Hätte sie nicht dem Dreiklassenwahlrecht ein Ende gemacht, so hättest du mit dein blitzenden Gold dein erstklassiges Stimmrecht verloren. Heckenroth, Christ. Pfarrer, kennst du nun die Sorgen und Leiden, die Strafen dessen, der da Schätze sammelt, die der Rost frißt, oder ein Dieb stiehll? Heckenroth, deine Strafe ist in dir! Wer weint mit Heckenroch?
Gustav Mckelts.Glückspilz�. Der Genosse Gustav Rickelt , Präsident der Bühnengenoffenschast. famoser Gewerkschafter und Massenredner, weiß, wa» er seinem Nebenmenschen schuldet. Er selbst ist ein Bejaher des Lebens, der sich mancherlei Freuden gestattet. Ueberall gibt er die Parole zum Optunismus aus, daß die Well es sich nicht schlecht ergehen lasse, daß die Mensche» nicht meinen sollen, sie wären nur zum Traurig- sein geboren. Soweit es an Rickell Legt, hat er manchen Kamps ausgesochten. damit es den Künstlern wohlgehe auf Erden und sie der Welt ein Wohlgefallen bereiten. Der streitbare Gewerkschaft»- führer ist aber auch ein hellerer Poet. Wenn er durch die Lande fährt, um die Arbeitsfchden auszugleichen, dann sst er imstande. zwischen zwei Aktenbündel ein Gedichtblatt einzulegen. Da redet er sich seinen Optimismus von der Leber und erzählt, wie er sich nicht klein kriegen läßt, und nach welchem Rezept man zu dem gleichen Lebensmut gelangt. So ist er eigentlich das gleiche, was er den Hauptgewinner des Glücks in seinem Schwanke sein läßt, ein Glückspilz. Dieser Schwank ist ohne Rücksicht auf kritische Kleinkrämerei hingeschrieben worden. Dem Verfasser, der nun sommerlich im Schiller- Theater einwandert, liegt nicht daran, ein großartiges Problem kleinmütig zu lösen, oder ein kleines Problem großartig aufzudonnern. Er will nur, daß wir ein wenig über jenen Lebensunsinn.lachen, durch den ein frischer Kerl zu einem dicken Haufen von Dollar-Millionen und einem schlanken Mädel kommt. Vielleicht werden viele Leute über diesen Schwank lachen, der so robust ist wie sein Verfasser. Die Schauspieler sind ganz und gar bei der Sache, wenn sie so etwas spielen. Sie haben Bombenrollen, aber auch die Genugtuung, daß sie ihrem besten Freund einen Dienst erweisen. Darum spielen sie flott und gu! auf- gelegt und mll allem, was sie können. Es ist vor allem Fritz Hirsch , der unermüdlich lustige und gelenkige Provisor, zu nennen. der den ganzen Ulk einfädelt. Und dann kommen Leopold o. Ledebour , Max Schreck , Martha Hortmann, die am Schluß des Schwanks ihren strahlenden Autor schmunzelnd und zufrieden in die Mitte nehmen. M. H.
Marx ans Chinesisch. Ein Chinese, der jetzt in San Francisco lebt, hat eine Uebersetzung des ersten Bandes von dem...Kapital" ins Chinesische vollendet, und es ist ihm auch gelungen, dafür einen Verleger zu finden. Bei den chinesischen Buchhändlern sind so zahl- reiche Vorbestellungen eingelaufen, daß die erste Auflage von 1000 Bänden schon vor dem Erscheinen verkaust war.
durch welch« die Tekknahm« d«>»»»«< an Vereinen geregelt wird. Die eigentlich« Ursach« zu dieser Verordnung lag m dem Unfug, den gewisse völlisch« Kreise mit der Schuljugend trieben und der zur Untergrabung von Disziplin und Autorität in der Schule geführt hat. Die Verordnung oerbot den Volksschülern bis einschließlich der 7. Klasse grundsätzlich den Beitritt zu Vereinen, während der Beitritt der Schüler der 8. Klasse und der Fortbildungsschule abhängig gemacht wurde von einer Prü- fung der betreffenden Vereine durch die örtlichen Schulaufsichtsbe- hcrden. In der Praxis hat sich natürlich diese Verordnung im wesentlichen gegen die Arbeiterschaft ausgewirkt, eine Er- fahrung, die man im Bayern der letzten Jahre stet» mit Verordnungen der Regierung machen mußte. Di« Arbeiter-Tura- und Sportvereine und vor allem die Gewerkschaft«», auch die christlichen, hatten alsbald lebhafte Klagen und Beschwerden zu führen gegen Entscheidungen von Aufsichtebehörden, d» der Ar- beiterjugend den Beitritt zu den genannten Vereinigungen verboten. Gewisse siaailiche Organe traten sogar an die Gewerkschaften heran und oerlangten von ihnen eine Liste ihrer Mitglieder und den Aus- jchluh der noch schulpslichtigea Lehrlinge. Dies hat naturgemäß zu einer außerordentlichen Erregung der Arbeiter- s ch a f t geführt, so daß die Sozialdemokraten bei der Regierung vor- stellig geworden sind. Diese hat sich daraufhin entschlössen, ihre Ver- ordnung nochmals grundsätzlich nachzuprüfen. Allerding» nimmt die bayerische Regierung für sich das Recht in Anspruch, auch gegen die Artikel 124 und 159 der Reichsverfassung vom Slandpuakt der Schul- zvcht aus einschränkende Bestimmungen für die Teilnahme von Schülern an Gewerlschasten zu erlassen. Die Sozialdemokratie be- streitet ihr diese Anmaßung aus» entschiedenste und hat die Regie- rung vor einem solchen schulpolizeilichen Eingreisen in die verdienstvolle Tätigkeit der Gewerkschaften gewarnt, da ein Kampf zwischen Gewerkschaslen und Regierung zu einem ungeheuren Schaden am ganzen Volkskörper führen müsse.
Die belgische Dauerkrise. Die Sozialisten gegen ein Uebergangskabinett Max. Brüssel , 28. Mai. (Eigener Drahtbericht.) Der Generalral der belgischen Arbeiterpartei besprach am Mittwoch unter Vorsitz de Brouckeres eingehend die politische Lage. Nach einem Referat Danderveldes und Erklärungen mehrerer namhafter Führer wurde«instimmig beschlossen, einem außerparlamentarischen Uebergangskabinett Max das Vertrauen zu oerweigern und den früheren Beschluß zugunsten einer demokratischen Regierung mit praktischem Programm zu erneuern. Mit dieser klaren Absage der Sozialisten und der der Katholiken vom Tage zuvor ist der Versuch der Regierungsbildung durch Max natürlich erledigt. Trotzdem erklärt dieser, seinen Versuch zu Ende führen und ver- mutlich nächsten Donnerstag mit einer Regierung von Nichtparla- wentariern vor die Kammer treten zu wollen. Das bedeutet tedig- lich weiteren nutzlosen Zeitoerlust. Im Generalrat der Arbeiter- pattet war die Ansicht darüber geteitt, ob man mit der Katholischen Partei offiziell über die Bildung eine» demokrattschen Kabinetts verhandeln soll oder ausschließlich mit den demokratischen Abgeordneten. Die Stimmung war wieder stärker zugunsten der Uebernahme der Regierung durch die Sozialisten alle!. Die faschistische Landplage. Ausschreitungen auch in Kopenhagen . Kopenhagen . 2«. Mai.(MTB )(RItzau.) Gestern abend ver. anstalteten die F a s ch i st e n, die nach italienischem DorbUd schwarzc Hemden trugen, einen Umzug durch die Stadt. Als ein Trupp von etwa vierzig Mann den Rathausplag passierte, kam es zu einem Zusammenstoß mit Kommunisten. Die Faschisten benutzten Schlag- ringe und Gummiknüppel. Das Publikum nahm gegen die Faschisten Partei, und bald war eine Schlägerei Im Gange, an der verschiedene hundert Personen beteiligt waren. Die Faschisten suchten sich durch eilig« Flucht in Sicherheit zu bringen. Zwei Per- sonen mußten in«in Krankenhaus eingeliefert werden. Di« Polizei , nahm achtzehn Berhaftungen vor.
Die wiedererössnung der Brera. Au» Mailand wird uns ge- schrieben: Nicht nur Bücher haben ihre Schicksale, sondern auch Bilder. Als Italien im Mai 1915 der Donaumonarchie den Krieg erklärte, wurde die Gemäldegalerie der Brera zu Mailand , die zu den reichsten Oberitaliens gehört, in gepanzerten Kisten in die Keller des Brerapalaftes oerbracht. Nach Caporetto aber begann auch die Flucht der Bilder. Sie gingen in zwölf Waggons, von Karabinleri««skortlert, nach Rom . wo sie mit fast sämtlichen Kunst- schätzen aus den Galerien»nd Kirchen Mailands im Paln-zo Benezia Unterkunft fanden. Der italienische Staat kann sich eine. von neuzeitlichen Anschauungen getragenen Museumspolttik bishe nicht rühmen, er bettachtet feine weltberühmten Sammlungen mehr als Einnahmequellen der Fremdenindustrie denn als Kulturinstitrne für Italiener . So wurden denn auch dt« Kosten umfangreicher, baustcher Veränderungen und Restaurationsarbeiten in der Brera in erster Linie von privater Seit« gedeckt.— Mit Ausnahm: einiger im Jahre 1920 frelaegebener Säle blieb die Galerie volle zehn Jahre also bis zum Mai 1925 geschlossen. Die Neuordnung zeigt jetzt in vorzüglicher Disposition die Meister von Venedip, Umbrien und Toskana , die lombordische Schule, sowie die für die Schulen von Verona und Padua . Das strahlend anmutige Jugend- werk Rafaels , die„Vermähluna Marias", das Kleinod der Samm- lung, findet man in neuer Aufstellung, umgeben von Giovanni Santi dem Vater und zwei Jugendwerken des Luca Signorelli . Das Alier des Niagara. Der Prosessar der Geologie an der Universität von Chikago, I. Harten Lretz, glaubt das Alter der Ria- garafälle nach seinen neuesten Untersuchungen ziemlich genau an- geben zu können, und zwar berechnet er es auf 3 8 0 0 0 I a h r e. „Die Natur hat uns selbst die Berechnung an die Hand gegeben," sagt er..indem sie uns zeigt, vor wie langer Zeit die Nordstaaten mit Gletschern bedeckt waren. Diese Berechnung können wir aus den Niagarafällen gewinnen. Die Fälle nagen den Felsen, ab, über den sie stürzen: sie waschen sie fort in einem Umfang von etwa 4a Fuß im Jahr. Daraus laßt sich erkennen, daß die Fälle ihren Ur- sprung im Südteil des großen Eeengebietes vor etwa 33 000 Iahren bei Leadston und Qucenston hatten." Gefunden durch Radio. William W. Lioingston in Daltimore verschwand Im Februar vorigen Jahres au» seinem Heim. Vor einiger Zeit hörte seine Frau im Radio folgende Mitteilung:„Kennt jemand Mister William W. Lloingstons und seiner zwei Kinder Adresse? Lioingston hält sich in einem Hospital in Pittsburg , Pcnn- sylvanien, auf und leidet an Gedächtnisschwund. Er weiß weder den Namen seines Heimatortes, noch der Straße, in der er wohnte. Jeder Fingerzeig wird mit Freuden in Empfang genommen von Missing Persans Bureau in Pittsburg ."— Frau Lioingston fetzte sich sofort in Verbindung mit dem Bureau und ist jetzt wieder mit ihrem Gatten vereint._*
Vühvevchronlk. Alexander K i p n i«, der vor kurzem au» Amerika zurückzelehrt ist. wird im Deutschen vpernbau« Sonnabend al» S a ra ftro in.Zauberflöte " und Sonntag al» 2 a n d g r a s in.Tann « höusert auftreten. vi« Mener philhormouiker begeben fich nmb Deutschland und werde» in einer Ziethen von Städte», darunter auch in verlin, Konzerte geben.