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Sonntag

6. September 1925

Aus der Film- Welt

spielerisches Können zu zeigen, das vor allem bei Bauline Frede

Beilage des Vorwärts

schaft für eine russische Fürstin in den ausgefahrenen Bahnen des

Die Filme der Woche.id, der Darſtellerin der Johanna, wieder angenehm auffiel. Hintertreppenromans verknüpit. Ohne innere Notwendigkeit, lediglich

Drei Frauen".

Im neueröffneten Ufa  - Palaft Königstadt. Die Filmaison setzt ein. Sie wird diesen Winter in erweitertem Maßstab alles das wieder aufnehmen, was wir in der vorigen Saison erlebten. Hoffentlich wird dabei die Hochflut der amerikani­schen Einfuhr etwas nachlassen und uns nur noch Wertvolles, Vor­bildliches, Aneiferndes zuführen, dagegen uns mit der Durchschnitts ware, die in allen Produktionsländern die gleiche ist, verschonen. Man spricht von großen Abmachungen, die die Ufa   mit den größten amerikanischen   Filmherstellern getroffen hat, die es der deutschen   Firma gestatten, von den Amerikanern nur noch Filme nach eigener Wahl in Deutschland   aufzuführen. Daneben wird hoffentlich der deutsche Film mehr noch als in der vorigen Saison zu seiner Geltung kommen, denn er ist reich an Ideen, eigen­wüchsig in der Durchführung und verfügt über eine Fülle schaffender Kräfte. Or wagt auch das Experiment und den Sprung ins neue. Eine Reihe neuer großer Filmpaläste wird in den nächsten Monaten in Berlin   eröffnet werden, und man fragt sich, wo in dieser Zeit des wirtschaftlichen Stillstandes und der Geldknappheit die Be fucherscharen herkommen sollen, um diese weiten Hallen zu füllen. Die Ufa   hat als erstes einen neuen Großbau eröffnet, der aus dem früheren Saalgebäude der Brauerei Königstadt hervorgegangen ist. Ein prachtvoller großer Saal, hoch und luftig, der bereits vor­handen war und nur in Ausstattung und Deforation seinen neuen 3meden angepaßt wurde. Der Grundton ist auf rot geſtimint und macht einen festlich- freundlichen Eindruck. Das Biertel am Schönhauser Tor verfügt damit über ein allen modernen Ansprüchen entsprechendes und mit allen modernen Neuerungen ausgestattetes Kinotheater, das auch in seinen Zugängen und Borräumen allen berechtigten Raumwünschen völlig entspricht.

Eröffnet wurde das neue Theater mit einem neuen amerikanischen   Film, dessen Regisseur Ernst Lubitsch   ist. Ernſt Lubitsch   hat von seiner deutschen   und auch von seiner amerikanischen Tätigkeit her den allerbesten Ruf bei uns, und auch der neue Film macht ihm alle Ehre, wenn er auch nicht das Leyte an psychologischer Vertiefung und innerer Beseeltheit bietet, die man von ihm hätte erwarten fönnen. Hans Kräly   hat das Thema von den drei Frauen und dem einen Mann, das ja schon öfter ini Film behandelt ist, angefaßt, dabei aber freilich dem amerikanischen Geschmack nach Sensation Rechnung getragen. Ein Mann greift in das Leben dreier Frauen ein, aber nicht als innerlich Erlebender, sondern als Abenteurer und Hochstapler. Er lebt von den Schulden, die er nicht bezahlt, und weiß die alternde Millionärsfrau, die sich in ihn verliebt, an sich zu fesseln und auszubeuten. Als er ihre Tochter kennen lernt, die sie bisher ihrem Heim ferngehalten hat, um noch als junge Frau gelten zu können, greift er nach der frischen Beute und macht sie seinem Willen gefügig. Die Mutter, deren Tragödie wir miterleben, muß um ihrer Tochter Willen verzichten, aber das Opfer ist umsonst. Der Freibeuter spielt sein Spiel weiter, und als sein Verhältnis zur dritten Frau, einer Halbweltlerin, herauskommt, will er in feine Scheidung willigen. Die ihn bedrängende Mutter bedroht er mit einem Standal. Da greift sie zur Waffe und befreit ihre Tochter von dem Nichts­mürdigen. Diese hat inzwischen den Jugendgeliebten wieder, gefunden, der ihr die Aussichten auf ein neues Leben eröffnet. War schon diese theatralische Zuspizung nicht nach unserem Ge­schmad, so ist das Nachspiel, in dem die Mutter vor Gericht frei­gesprochen wird, ganz amerikanisch sentimental. Lubitsch   versteht es natürlich, auch diesen Stoff fünstlerisch zu gestalten, zu fongen­trieren und zu steigern, wenn er auch die nötigen Zugeständnisse an den Bublifumsgeschmack durch allerlei Massenszenen( Bälle, Tanzfeste usw.) macht. Das Beste an seinem Film ist Pauline Frederic, die die alternde Frau mit solcher Hingabe und dar­stellerischer Kunst spielt, daß wir hier voll mitempfinden fönnen. Sie wendet alle Mittel an, um jung und bezaubernd zu bleiben, und sie muß dann noch erleben, daß sie der Jugend und nun gar ihrer eigenen Tochter weichen muß. Sie hat alle Nuancen des feelischen Ausdrucs in ihrer Gewalt, vom verführerischen Lächeln bis zur bitteren Wehmut. Die Darstellerin ihrer jugendlichen Tochter, May Mc. Avoy hat daneben schweres Spiel. Immerhin meiß sie sich zu behaupten. Wenig Interesse hinterläßt Lew Codn als Verführer. Er ist etwas füßlich und fad, weder Teufel noch Don Juan  , aber offenbar echt amerikanisch. Mary Prévost weiß mit der Rolle der Halbweltdame auch nicht allzuviel anzufangen. Das neue Theater will in besonderem Maße auch die Bühnen­schau pflegen. Es wurde neben den musikalischen Darbietungen eine malerisch prächtige Szene aus Lehàrs Operette Der Mann mit den drei Frauen" geboten. Willi Schaeffers   machte es sich mit feinem Einführungsspeech ziemlich leicht, indem er frischfrei meg erzählte, was ihm gerade einfiel. Der Saal hat eine ausgezeichnete Akustik, die ihn auch für Spre- hbühnenzwede besonders geeignet macht. D.

Das Geheimnis der Jugend. Alhambra.

Für amerikanische   Filme liebt man Untertitel, um den Rest von Sentimentalität, der in dem eigentlichen nicht Play hat, doch wenigstens darin anzubringen. So heißt dieser Film Das Ge­Seimnis der Jugend" noch Die Tragödie einer späten Liebe". Damit ist dann jeder Zuschauer imstande, den Inhalt der nun folgenden Zelluloid- Kilometer vorauszusagen. Diesmal ist's also die Inhaberin einer großen Wäschefabrik, die sich in einen ihrer Angestellten, den einzigen, der es wagt, ihr zu widersprechen, verliebt und ihn schließ­lich auch heiratet. Weil man nämlich schon über die beiden lacht und er natürlich! ein Gentleman( man fann das unmöglich verdeutschen) ist. Dabei liebt er ihre Schwester und sie ihn. Der Zuschauer sieht Seelenfämpfe von einigen hundert Metern Länge. Zum glücklichen Schluß aber refigniert die ältliche Johanna und überläßt ihren Robert der jungen Dorothy. Großaufnahme mit jeelenvollem Augenauffájlag.

Man wird zugestehen: die Fülle von neuen Einfällen ist nicht überwältigend. Immerhin bietet der Film Gelegenheit, gutes schau­

Daneben sind es besonders einzelne Typen, die überaus geschickt ver­wendet sind und hübsche Details ergeben, die dem Film eine freund liche Aufnahme sicherten. Freilich gibt es dann auch wieder wunder­schöne Bromfilberpoftfartenaufnahmen; so sieht man u. a. in einem alten, ranfenumsponnenen Turm die Hochzeitsglocken läuten, während sich auf seinem Gemäuer Tauben schnabeln. Ist das nicht füß? Alles in allem ist es aber ein Film, der Achtung einflößt ver amerikanischem Filmkönnen und Filmphotographie, und dem bloß eine Kleinigkeit fehlt: ein gescheiter Inhalt.

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Boran ging eine der beliebten Grotesken: Gummy als Präsi dentschaftskandidat. Auch hier nichts, gar nichts Neues. Aber eine unwahrscheinliche, zwerchfellerschütternde Beweglichkeit zwei gern gesehene Afte hindurch. G- 3.

Die Prinzessin und der Geiger.

Der neue Film des UT. Theaters am Nollendorf=

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plak iſt nach dem Rezept gemacht: Kaviar iſt gut, Schokolade iſt gut, wie gut muß erst Kaviar mit Schokolade schmecken. Der Kampf eines musikalisch begabten Proletarierkindes um seine Kunst, das strenge Gesez, daß der Künstler keine anderen Götter fennen darf als die Kunst, auch nicht die Liebe, wird hier mit seiner Leiden­

und

tebe Srompetenblasen

Lilian Harvey   u. Harry Liedtke  Regie: Richard Eichberg  

Diese Woche

in der

Schauburg

Königgrätzer Straße

Dazu

die große Bühnenschau!!

Beginn: 6 Uhr und 8.45 Uhr

Film

Puhlmann und Banne

Berlin  , Schönhauser Allee   148 Die 4 neuest. Fox- Grotesken

Olivaer Lichtspiele

Olivaer Platz 1

in: Das Lächeln eines Kindes Sündenhafte Leidenschaft

6 Akte yon Lust und Leid eines

Kinderherzens

Auf der Bühne:

1 Kammersänger Perott

2. Will Pikardy, Deutschlands  bester Fußantipode

Jugendliche haben Zutritt!

der große Romanfilm dazu

2 hervorragende Lustspiele

sowie

die Trianon- Auslandwoche

zur Schaffung einer spannenden" Handlung, wird der Zuschauer in die Begebnisse der russischen Revolution, bei der weder Bolsche­wistenführer noch Großfürst fehlen dürfen, eingeführt, und der junge Geiger endet ohne jede psychologische Wahrscheinlichkeit im Duell mit seinem zum Bolschewisten gewordenen Lehrer. Schade um Sparfuhls gute Photographie und die ausgezeichneten Leistungen von Goegfe und der Baletti. Auch Mierski und Robert Scholz waren gut, ebenso die sehr schöne Jane Novak  .

Das Kino scheint jetzt ganz allgemein der Muse des Varietés au opfern. Auch am Nollendorfplatz geht dem Film die übliche russische Tanznummer voraus, mit einem gut flingenden Geigensolo f. h. c des Herrn Jjaku.

Das Wiegenlied. Colosseum.

Dieser Amerikaner bringt den Zuschauern, die restlos den Film geſchehnissen folgen, sehr viel. Diese Tragödie einer Mutter ist nach einer Erzählung von Lillian Ducen gearbeitet. Antonio Polito hat jeine junge Frau von Italien   nach Amerika   geholt. In Glück und Zufriedenheit verlebt er in seinem Heim selige Stunden, hat er doch seine junge Frau und seinen Jugendfreund um sich. Letzterer aber verfolgt die junge Frau mit Liebesanträgen. Als er sie einmal über­fällt, kommt der Ehemann hinzu, und nach schwerem Handgemenge wird der Jugendfreund durch einen Revolverschuß tödlich verletzt. Seine letzten Worte sind eine furchtbare Lüge, sagt er doch den ein­dringenden Polizisten: Sie taten es beide sie wollten mein Geld." Das unglückliche Ehepaar fommt vor den Richter Marvin, er- ver­urteilt Antonio zum Tode durch den Strang und Felipa zu 20, Jahren Gefängnis. In der Strafanstalt kommt das Kind der Unglücklichen zur Welt Als es drei Jahre ist, wird es Felipa entrissen, und weil es ein amerikanischer Film ist, nimmt der Richter Marvin dieses Kind als sein eigen an. Ihre Tochter ist schon glückliche Braut, als Felipa endlich das Gefängnis verläßt. Sie erzwingt sich den Ein­tritt in des Richters Haus, will aber auf ihr Kind verzichten, um sein Glück nicht zu zerstören. Jedoch der Richter nimmt auch die Mutter in sein Haus auf, wodurch der Film zu einem guten Abschluß tommt. Chester Bennett versteht in hochdramatischen Momenten die Schauspieler sehr gut auszunutzen, überdies. belebt er nichts­jagende Begebenheiten durch nette Einfälle. Robert Andetion ist glaubhaft als Italiener  . Jane Novaf hat feinen italienischen Typ fie hat das richtige amerikanische Filmschauspieleringejicht. Sie spielt recht gut, wird nie übertrieben süßlich. Jack Ma denzie versteht sich auf eine tadellose Filmphotographie und über diese hinaus auf artistische Leistungen, da Jane Novak   in der Doppelrolle der Mutter und der Tochter glänzt. -g.

Sumpf und Moral. Richard- Oswald  - Lichtspiele.

Benn man wahrhaft edle Menschen bewundern will, dann muß man in diesen Film gehen. Dort blüht selbst im Sumpfe noch die Moral, das heißt, die Filmmoral. Und die äußert sich wie folgt: Einem Großindustriellen wird die Braut von einem jungen Lebe­mann abspenstig gemacht, der selbstverständlich ein Baron ist, denn ein Adelsprädikat ist man dem treuteutschen Herzen unbedingt schuldig. Der Großindustrielle leiht dem Baron sehr viel Geld und läßt den Schuldner einen Vertrag unterzeichnen der ihm noch zwei Jahre feines Lebens läßt. Auf Ehrenwort soll er sich nach Ablauf diefer Frist erschießen, damit der Großindustrielle in den Besitz der Lebensversicherungssumme tommt. Der Baron hätte sich auch bei­nahe erschossen und bei der Uraufführung fnallte man jogar mit Blazpatronen. Doch der Großindustrielle schlägt dem Baron die Waffe aus der Hand, weil der Knalleffekt offenbar genügte und er nicht den Tod, sondern die Befferung des Leichtsinnigen wollte. Den Großindustriellen spielte Wilhelm Dieterle   vollkommen in­filmisch. Der Regisseur Rudolf Walter Fein wußte aber auch mit Diegelmann, Walter Slezak und Mary Kid   nichts anzu­fangen. Eine unglückliche Bhotographie erfaßte Slezaks inin­pathische Süge so weich, daß nicht einen Augenblick ein eindrucks­volles Mienenspiel auffam. Sonst lieferte man auch noch viel Bruch, so ist beispielsweise die Braut stets im Schlafanzug, wenn sie ihren Verlobten empfängt, und der Baron nimmt zur Automobil­e. b. fahrt eine Reitgerte mit.

Der Film im Dienste des Films. In wenigen Tagen wird ein nach völlig neuen Ideengängen hergestellter Werbefilm in den Ulja  - Theatern Berlins   und des Reiches zur öffentlichen Aufführung gelangen. Er wirbt für den Besuch der in Berlin   in der Zeit vom 25. September bis 4. Cltober im Hause der Funfindustrie am Kaiserdamm stattfindenden Mino und Photo Ausstellung. furg ipho". genannt. Es ist versucht worden, gewisse Borgänge bei der Herstellung von Erzeugnissen der Nino­und Photo Industrie in einer gewissermaßen erpressionistischen Form derart mit einander in Verbindung zu bringen, daß dem Ange des Beschauers diese innerlich zusammenhängenden Vorgänge fast gleichzeitig dargeboten

merden.

Bei den Aufnahmen zum Alten Ballhaus", den die Firma IIb off ut. Co. demnächst herausbringt, gab man fich besondere Wübe, das Milieu richtig zu treffen. G8 gelang, im alten Ballhaus, wo die Aufnahmen ge­macht wurden, ein Publikum herbeizuschaffen, das zum größten Teil aus ehemaligen Ballhausbesuchern bestand. Es befinden sich it. a. Nobert Steidl, der befannte Berliner   Humorist, Siegfried Be hrisch und Herbert Ka Is unter den Gästen.

Je oller je foller. Dieses ist nicht etwa der Titel einer neuen Revue oder eines neuen Operettenschlagers, sondern die Bezeichnung einer neuen sechsaftigen Groteste, welche das Filmhaus Brudmann u. So. A.-G. für ganz Deutschland   erworben hat. Der Film ist ein Erzeugnis der Firma Bathé Erchange, New York  , und wird im Laufe des Winters im Primus­Palast uraufgeführt werden.

Ben Afiba hat gelogen!" der neue Metro- Phoebus Film mit Buster Keaton   in der Hauptrolle, gelangt am Montag, den 7. September, im Marmorhaus zur Uraufführung. Der Beginn der Vorstellungen ist von diesem Tage an auj 5.30 Uhr, 7.20 1hr und 9.15 Uhr festgelegt.

Das Manusfript zu dem neuen Felsom Film der Ufa.Der Brand in Opernhaus nach dem Bühnenstüd von Georg Kaiser   ist socben von Adolf Lang   fertiggestelt worden. Die Hauptrolle spielt Maria Korda, Dic Regic führt Alexander Storda.

Ben Akiba hat gelogen

mit BUSTER KEATON Buster Keaton  

verliert die Hosen

Uraufführung morgen

: 5.30, 7.20, 9.15 Uhr

Vorverkauf von Il bis 1 Uhr MARMORHAUS Schmidt- Gentner dirigiert