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werden und bisher ist auch niemand auf den Gedanken ge­fommen, eine dahingehende Vermutung auszusprechen.

Bas aber die Berufung auf das Recht zur Kriegs. ertlärung anbelangt, so ist hier die Stellung der Parteien, die fich plötzlich mit folchem Eifer schützend vor die Verfassung ftellen, geradezu absurd. Wenn der Artikel 45 der Reichs verfaffung dem Reichstag das Recht der Kriegserklärung vor behält, so ist doch der Sinn nur der, daß im Gegensatz zu früher nicht mehrein einzelner, sondern die Bolt s pertretung die Entscheidung darüber treffen soll, ob das Land den Gefahren und dem Elend eines bewaffneten Kon­flirtes auszufegen ist. Die Deutschnationalen aber und im schönen Berein mit ihnen die Kommunisten tun so, als ob die Möglichkeit der Kriegserklärung geradezu ein unveräußerliches Menschenrecht der deutschen   Nation sei. Sie sehen es also als eine Berlegung der Verfassung an, wenn mit einfacher Mehr heit Berträge mit anderen Staaten geschlossen werden, die die Möglichkeiten und Vorentscheidungen der Kriegserflärung perringern wollen. Ob die kommunistischen   Arbeiter mit dieser Art von Ablehnung des Pazifismus einverstanden sind das zu wissen wäre von hohem Interesse.

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Allerdings beruft man sich für seine Stellungnahme ja auch noch auf den Artikel 16 des Bölkerbundpaktes. Die deutsche Regierung ist der Ansicht, daß sie nach den Zusagen, die ihr auf der Konferenz von Locarno   gemacht wurden, unter feinen Umständen zu einer Kriegserflärung gegen einen Dritten genötigt werden kann. Ob diese Auffassung mit dem recht unflaren Wortlaut des Artikels 16 in Einklang zu bringen ist, tann zweifelhaft sein. Aber der Ansicht des deutschen   Kabinetts ist von der Gegenfeite nicht widersprochen worden. Sie besteht also einstweilen jedenfalls zu Recht und damit entfallen auch die in dieser Beziehung erhobenen Bedenken.

Doch am Ende hat es überhaupt recht wenig Ginn, auf die verfassungs- und völkerrechtlichen Streitfragen im einzelnen einzugehen. Für Deutschnationale, Bölkische umd Kommu nisten ist die rechtliche Seite der Sache Vorwand. Sie haben ihr juristisches Gewissen entdeckt, um eine Stütze für ihren politischen, mit allen verfassungsmäßigen Mitteln zu unternehmenden Vorstoß gegen den Bersuch einer Befriedung Europas   zu gewinnen.

Mordheter.

Bölkische Angriffe auf Stresemann. München  , 26. November.( Eigener Drahtbericht.) Jun Zwischen ausschuß des bayerischen Landtages tam heute Ministerpräsident Dr. Held zurüd auf die wüsten Beschimpfungen, die der national­fozialistische Abgeordnete Dr. Buttmann am Mittwoch gegen Stresemann   ausgestoßen hat. Dr. Held bedauerte diesen Vor­fall aufs allertieffte und gab seiner Ueberzeugung Ausdruck, daß auch Stresemann genau wie jeder andere Deuische nur das Beste für Deutschland   will. Auf einen sozialdemokratischen Zwischenruf, daß solche gemeinen Hegereien notwendigerweise zu dem gleichen Er. gebnis führen müßten wie seinerzeit zur Ermordung Erz. bergers und Rathenaus, erflärte der nationalsozialistische Abgeordnete und oberpfälzische Bergwerksdirettor Wagner mit annischer Kaltblütigfeit mörtlich: 3ch lönnte es verstehen, wenn ein ausgewiefener Ellah- Lothringer den Strejemann über den Haufen schießen würde." Diese freche Mordheze rief selbstverständlich bei allen Parteien eine außerordentliche Erregung hervor mit Ausnahme der Böllischen und der Deutschnationalen, die sich mäuschenstill verhielten. Besonders die sozialdemokrati schen Abgeordneten ließen ihrer Erregung und Empörung freien Lauf und ließen sich auch nicht durch die Glocke des Borfizenden ab­halten, die verbrecherische Gesinnung der Nationalsozialisten zu brandmarken. Der Borsigende selbst wies den nationalsozialistischen Wagner aufs schärfste zurecht und der Ministerpräsident erklärte unter allgemeinem Beifall, daß solche schmählichen Worte direkt zu Verbrechen führen und daß sie deshalb nicht scharf genug verurteilt werden können.

Bundesgenossen der Deutschnationalen.

Uns wird geschrieben:

Das Bezirkssekretariat der Kommunistischen Partei für Berlin  Brandenburg   hatte unserer Organisation die Listenverbin dung zur Sammlung der Reststimmen angeboten. Wir haben dieses Angebot abgelehnt mit der Begründung, daß es abfolutunehr lich ist, und entsprechenden Beweis dafür erbracht. Wir sind heute in der Lage, erneut eine Glanzleistung der KPD. zu registrieren, die sich am Sonntag, den 22. November, in einer Nachmittagsversamm lung in Markgrafpieste, Kreis Beestow, abgespielt hat. Dort sprach im Lofal Jur Tanne" in einer von der Sozialdemokratischen Bartei einberufenen öffentlichen Wählerversammlung der Genosse Landtagsabgeordneter Emil Klodt. In der Diskussion trat ihm der an der zweiten Stelle des fommunistischen Kreiswahlvorschlages stehende Kommunist Baldemar Bressem aus Rauen   entgegen. In seiner Diskussion prägte er folgenden Satz:

Wer nicht tommunistisch wählt, wähle deutsch

national"

Es hatte nicht erst dieses Ausspruches bedurft, um uns zur nicht möglich ist. Wir haben obige Aussprüche schon in früheren lleberzeugung zu bringen, daß mit der KPD.   positive Arbeit einfach Wahlkämpfen aus fommunistischem Munde wiederholt gehört. Die PD. bleibt, was sie ist: Un ehrlich in der Bertretung der 3ntereffen des arbeitenden Boltes.

Bezirksverband Brandenburg  .

Abbau von 40 000 Reichsbahnbeamten? Der Reichstag   einmütig gegen den Abban.

wurde über eine Besprechung Bericht erstattet, die gestern zwischen In der heutigen Sitzung des 24. Ausschusses des Reichstages dem Unterausschuß dieses Reichstagsausschusses und der Reichs. bahngesellschaft stattgefunden hat. Danach hat die Reichs bahngesellschaft erklärt, weitere 40 000 Reichsbahnbeamte abbauen zu müssen, und zwar in denjenigen Bezirken, die bisher vom Abbau nicht betroffen worden sind. Die Reichsbahn­gesellschaft gab ferner bekannt, daß sie bereit sei, die in das Ar

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Die unpolitischen" Wehrvereine.

Und die unpolitische" Reichswehr  . 19 Die Ortsgruppe Berlin- Friedenau des Deut­schen Wehrvereins veranstaltete gestern abend im Bürger­jaal des Friedenauer   Rathauses einen Vortragsabend über das Thema Bolt und Reichswehr  ". Redner war der ehemalige Generalleutnant Schwarte, und es sei gern konstatiert, daß das, was er über Aufbau, Wesen und Arbett der Reichswehr   fagte, fachlich gewesen ist. Unter anderem betonte er wiederholt, daß die Reichswehr   ein unpolitisches Instrument in der Hand des Staates sein müsse.

Seine Ausführungen umrahmte er mit ebenso wirren wie ten denziösen und parteipolitisch, d. h. völkisch gefärbten Darlegungen über oder vielmehr gegen den Bertrag von Locarno  ! Diese höchst politische Meinungsfundgebung würzte der Vortagende weiter hin mit dauernder Berächtlich machung der deutschen   Regie­rung und ihrer Vertreter in Locarno  , wobei er es als besonders bean­standenswert bezeichnete, daß man bei den Verhandlungen nicht militärische Sachverständige hinzugezogen hätte. Das alles und noch viel mehr redete der Herr Generalleutnant, obwohl sich die Reichs­mehrkapelle des dritten Bataillons des IX. Preußischen Infanterieregiments an der Ausgestaltung des Abends durch Spielen die unpolitischen" Wehrvereine aus, während die Reichswehrstellen einer Reihe von Militärmärschen offiziell beteiligte. So sehen

das Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold" als politisch betrachten und behandeln, nur, weil es verfassungstreu ist.

Jeder Tag bringt einen neuen Beweis dafür, daß Herr Geßler mit seiner Entpolitisierung der Reichswehr  " kläglich Schiffbruch erlitten hat.

Der Richter als Angeklagter.

Darf ein Richter straflos schimpfen.

Die Braunschweiger Justiz, die sich in jüngster Zeit durch den Stölzel- Prozeß wieder in ganz Deutschland   eine gewisse Be rühmtheit" erworben hat, wird in nächster Zeit Gelegenheit be femmen, über einen der Ihren, dem Amtsgerichtsrat Dr. Giesede, ein Urteil zu fällen. Dieser Amtsgerichtsrat fungierte vor einiger

Beit als Vorsitzender in einem Beleidigungsprozeß des bekannten Stahlhelmführers Uhlenhaut   gegen einen Redakteur unseres Braunschweiger Parteiblattes und erlaubte sich dabei die Bemerkung, der Berhalten Bolfsfreund" Redakteure das grenze an Pressepiratentum. In der schriftlichen Urteilsbegründung heißt es, die Volksfreund" Redakteure zögen mit Vorliebe paterländisch gesinnte Männer durch den Dred!

Begen dieser offenfundig gewollten Beleidigung hat die Ge­samtredaktion des Braunschweiger Boltsfreund" Klage gegen den Richter erhoben, der auf einen Offenen Brief und die wieder­holte Aufforderung, für seinen Angriff Beweise zu erbringen, nicht antwortete. Als vor zwei Jahren ein Major a. D. sozialdemokratijche Blafate abriß, die sich gegen die nationalen Kriegshetzer wandten, wurde er von den Richtern mit der Begründung freigesprochen, er habe in Ehrennotwehr" gehandelt, meil er fich als ehemalige: Offizier verletzt fühlen mußte. Man darf gespannt sein, ob die Richter für das Ehrgefühl sozialdemokratischer Redakteure auch soviel Verständnis aufbringen werden.

beiterverhältnis übergeführten Beamten in erster Linie wie der als Beamte einzustellen. Bisher seien 8412 Beamte übergeführt worden und es würden noch 3100 Beamte folgen. Auf Drängen des Unterausschusses erklärte sich die Reichsbahnverwaltung weiter bereit, durch Ausgleichszahlungen für den Fall der Invalidität diesen Beamten diejenige Pension zu sichern, die sie im Augen­blic ihrer Ueberführung ins Arbeiterverhältnis verdient hätten. Auerdings müssen hierauf die Leistungen der Arbeiter- Pensionskasse -sowohl Abteilung A als auch Abteilung Bangerechnet werden. Es tam weiter zur Sprache, daß die Reichs post von den ihr an gebotenen 1500 Reichsbahnbeamten nur 786 übernehmen wolle. Sehr belastet sei die Reichsbahn durch das Wartegeld für die abgebauten 50 000 Beamten der früheren Reichsbahn. Es sei notwendig dafür zu sorgen, daß diese verpflichtet werden, nötigen­falls auch in den Dienst der Reichsbahngesellschaft zu treten. Die Aussprache im Reichstagsausschuß ergab, daß die Erklärungen der Reichsbahn sehr unbefriedigend seien. 3war sei man be­reit, hinsichtlich der Warteftandsbeamten entgegenzukommen, jedoch müsse der Personalabbau für beendet erklärt werden. Auch sei es notwendig, den in das Arbeiterverhältnis übergeführten Beamten die erwähnte Pension zu sichern. Der Ausschuß nahm folgende von In der Prozeßfache Gebr. Himmelsbach fontra Dito Fernbac, dem Herausgeber des Holzmarti", war eine einstweilige Verfügurç fämtlichen Parteien gezeichnete Entschließung einstimmig an: erstens die Reichsregierung zu ersuchen, unverzüglich auf die Deutsche   ergangen, nach der es Fernbad unterfagt wurde, An­Reichsbahngesellschaft einzuwirken, daß der Personalabbau griffe gegen die Firma, ihrer Aufsichtsräte und Angestellten bei der Reichsbahn für beendet erklärt wird. Diese Entwegen der Holzichläge während der Ruhrgebietsbefeßung zu wieder­Schließung soll sofort vom Plenum des Reichstages verabschiedet bolen. Gegen diese einstweilige Verfügung batte Fernbach Ein werden. Zweitens die Reichsregierung zu ersuchen, auf die Reichss spruch beim Landgericht I, Berlin  , eingelegt. Dieser Emspruch is bahngesellschaft einzuwirken, daß die Bensionsverhältnisse gestern verworfen worden. der in das Arbeiterverhältnis übergeführten Beamten den Pensions. verhältnissen der Reichsbahnbeamten gleichzustellen sind. Diese Ent schließung fommt mit dem großen Bericht des Ausschusses an das

Der ruffifche Außenminister Tschitscherin   ist am Donnerstag früh Plenum und dürfte bei der dritten Lesung des Ber. in Paris   eingetroffen. tehrsetats behandelt werden.

Das Gewissen Polens  .

Stephan 3eromstis foziales Lebenswert. Es ist merkwürdig, wie wenig man über die polnische Literas tur weiß. Sagt man im Ausland: polnische Literatur, fo meint man: Sienfiewicz und der besonders orientierte nennt jüngst noch: Reymont, den Nobelpreisträger.

Der Schriftsteller Beromsfi, der in diesen Tagen unter großen Feierlichkeiten zu Grabe getragen wurde, war fein offizieller Nobel­preistandidat. Seine Werte waren für ein Volt bestimmt. Daß dies und jenes Bert den Weg ins Ausland fand, lag am großen internationalen Bert feiner been. Er war eigentlich ein ausge sprochen nationaler Schriftsteller. National im besten, edelsten Sinne des Wortes. Er ging immer vom nationalen aus und fam auf dem Umwege über, die Seele des Menschen zum sozialen. In all seinen Werken sehen wir hinter dem Glück des Einen das schadenfrohe Ge ficht des Unglücks auftauchen. Schatten interessierten ihn mehr als Licht, denn sie sind viel nuancierter, Licht blendet. Schatten zwingen zum Greifen, zum Untersuchen. Seltsam, mit welcher Unerschrocken. heit Zeromski die Sonne feiner unerbittlichen Augen in die tiefsten Tiefen der polnischen Seele verfentt hatte. Und es ist ihm bitterer Schmerz, daß die Prüfung nicht immer die schönsten menschlichen Regungen zeigt.( Den andern ist es ein Verbrechen an der Nation.) Niemand in der polnischen Literatur vor ihm fonnte aber auch so plastisch und scharf die seelischen Borgänge schildern. Beromstis Themen waren höchst aftuell. Es gab feine Seite des modernen Lebens, auch keine Katastrophe der polnischen Ber­gangenheit, der er nichi aftuelle Probleme abgelauscht hätte. So tam es, daß seine historischen Romane, die für ihn selbst psychologisch eine Flucht aus dem Heute bedeuten sollten, sich mitten in der heutigen Zeit abspielten. Wenn er die Tragit eines Hetman schildert, so ist es der Kampf einer Individualität um das eigene Leben, gegen den Staat, gegen die Gesellschaft. Benn er die Tausende der napoleonischen Truppen am Genius des Krieges vorbeiziehen läßt, ist es das ewige Drama der Macht und der Opfer. Zeromsfi hat ein neues Bolen ersehnt und seine Wiedergeburt auch erlebt; doch genügte ihm die reale Form des Seins nicht. Er schuf ein Ideal, an dem er das Borhandene immer und immer wieder gemeffen hatte. Als der Staat Wirklichkeit wurde, übertönte Politik die große tul­turelle Mission des Landes, die Beromsti gepredigt hatte. Was er wollte, war das Erwecken des revolutionierenden Geistes. So schreibt er in seinem Werke: Snobismus und Fortschritt, das vor einigen Jahren erschienen ist: Gesegnet der ewige unnachgiebige Fort schritt, der vor nichts zurückweicht, der genau weiß, wohin ihn seine Bege führen Er stößt niemand herab, verurteilt niemand zum Leben in Dunkelheit, wo das Blut von tausenden von Opfern, öffnet weit und breit allen diefelbe Berfassung. Der Fortschritt ist, wie Lidyt, das ewig vorwärts läuft, und wie eine Gerade, die in ihrem Wurf unaufhaltsam, nie und nirgends ein Ende findet".

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Die Worte wurden nur von einem geringen Teil verstanden. Die andern hörten nur die Worte eines Dichters, denen man feine reale Gestalt zu verleihen brauchte. Es war die Tragit dieses Wannes, daß man feine Worte, Ideen, fozialen Träume nur als

Worte eines Dichters genommen hat, statt sie, die das Ergebnis der Forschungen in den geheimsten Tiefen der polnischen Seele waren, zu befolgen. Es ist ihm aber dennoch ein großer Triumph nach dem Tode zuteil geworden: nämlich die Weigerung des polnischen Kultus­ministers Grabski, dem ,, Demagogen, der die Seele des Volkes ver giftet hat", ein Begräbnis auf Staatsfoften zu bewilligen. In diesen Worten lag eine Anerkennung der Wirtung von 3e. romskis Lehre, die seine Gegner jogar bis zur Verfolgung übers Grab hinaus zwang. Mit Stephan Zeromski ist ein Borkämpfer der internationalen Berständigung und Berbrüderung zu Grabe gegangen.

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Wann flellt ihr, o Soldaten, die Arbeit endlich ein!" Im Bürgerfaal des Berliner   Rathauses las Alfred Beierle  die Novelle Die Gewissensqual" von Strindberg. Warum war der Saal nicht bis auf den letzten Blaz gefüllt, warum fonnte nicht ganz Berlin  , ach am besten die ganze Menschheit sich wieder einmal aufrütteln lassen? Das Herwegh- Wort Wann stellt ihr, o Soldaten, die Arbeit endlich ein" war das Motto des Abends. Aber alle Antikriegsgedichte, die Beierle vor der Novelle las, ver blichen vor der Kraft bes Strindberg- Wertes. Nein: vor der Kraft der Parallele, bie sich entrollte. Dieser Offizier, der im Kriege 1870/71 drei Franftireure erschießen läßt, hat ein fehr zartes Ge­wiffen. Das Menschenblut verfolgt ihn, buchstäblich, an den Schuhen, die er wegschleudert, an den Sohlen der Strümpfe, an der Zehe, an den Fußtapfen im Zimmer, bis er wahnsinnig wird. Die Führer des glorreichen Krieges hatten stärkere Nerven. Barbusse  hat ein Buch geschrieben, Feuer". Hat man es schon vergessen? Ich wurde die Erinnerung daran den ganzen Abend nicht los. Gerade weil diese harmlose" Angelegenheit, von Beierle erschütternd ge­Aber staltet, schon ein so unerträgliches Grauen ausströmte. jenes barum wissen und lachen und Feste feiern und jetzt im Dunkel ver­wie konnten Menschen es ertragen, wie fonnten Führer borgen mie giftiges Gewürm schüren zu neuen Kriegen, neuen In weißen Blusen laßt sie gehen wie Schlächter eine Schar heulender Menschen, mit blutigen Beilen in der Hand, voran statt der heiteren Musit die Kriegsfrüppel des letzten Krieges vielleicht. Wann stellt ihr, o Soldaten, die Arbeit end­lich ein!

Massenmorden  .

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tes.

Japanische Kirschblüte in London  . Die Londoner Stadtver maltung hat foeben mit der Direktion der öffentlichen Anlagen von Lotio ein Abkommen getroffen, von dem man erwartet, daß es in feinen Auswirkungen den Zauber der berühmten japanischen Kirsch blüte nach London   verpflanzen wird. Dem Abkommen zufolge wer­den zunächst versuchsweise hundert japanische Kirschbäume der Gat­tung, prunus Yedoensis", die die schönsten Blüten zeitigt, von Tokio  nach London   übergeführt und dort neu eingepflanzt werden. Gleich zeitig werden je zwanzig Exemplare von fünf japanischen Eichen­arten nebst Stedlingen und Samen von verschiedenen anderen japa nischen Bäumen und Sträuchern nach London   gebracht werden. Umgekehrt liefert London   nach Tofio hundert britische   Eichenbäume sowie eine den japanischen Sendungen entsprechende Anzahl anderer Bäume, die für England typisch find. Man erwartet, daß sich die in die Fremde verpflanzten Bäume und Sträucher hier wie dort schnell aftlimatisieren und gut gedeihen werden.

Der ägyptische Premierminiffer 3imar Pascha ist ge­storben. Das werden die Unabhängigkeitsagitatoren gewiß als Strafe Gottes ausnützen.

Die estnische Regierung ist zurüdgetreten, nachdem von 100 Abgeordneten nur 31 für ein Vertrauensvotum gestimmt hatten.

Der Wiederaufbau von Damastus. Damastus, zweifellos eine der ältesten, noch heute bewohnten Städte der Welt, ist von schweren Verwüstungen durch das französische   Bombardement heimgesucht worden, aber die ewige Jugend- und Lebenskraft, die diese Stadt in ihrer ganzen Jahrtausende alten Geschichte bewiesen, zeigt sich auch jegt wieder in dem überraschend schnellen Aufbau der verwüsteten Gebiete. Bon den frühesten Seiten an," so schreibt ein englischer Berichterstatter in Syrien  , Dolson Newman, war Damaskus   der Schauplatz der Verwüstungen und Plünderungen; unzählige Male find seine Gebäude dem Erdboden gleich gemacht morden, aber dan? der ungebrochenen Erneuerungsfähigkeit dieser Stadt ist stets neues Leben aus den Ruinen erblüht. Damaskus   ist eine Stadt ewiger Jugend; sie ist der Garten der Wüste und ihre Lage einzigartig in der Welt des Orients. Tausende von Jahren haben die Wasser von syrischen   Sonne ausgedörrt waren, und seine fühlen schattigen Damaskus   den Millionen Erfrischung geboten, die von der Size der Gärten haben immer saftige Früchte getragen, die den Ermatteten Labung darreichten. Es hat den Fall und die Erhebung von Königen und Kalifen gesehen, von Dynastien, die die Welt eroberten, und hat fie alle überlebt. Das Leben der Stadt ändert sich niemals. Die Rarawanen tommen und gehen. Dieselbe malerische bunt durchein­ander gewürfelte Menge von Beduinen und Türfen, Berfern und Armeniern, Kurden, Juden, Birkassiern und Negern durchwogt die geschäftigen Bajare wie ehedem, und noch immer sind diese Kauf­läden voll von den Wundern des Orients. Unabläffig ist das Sunimen in den engen, von Menschen wimmelnden Straßen, die von maleri. schen Toren und weiten Höfen umrahmt sind. Die jüngste Zer­störung hat daran nicht viel ändern können. Nur wenige Tage irat eine Baufe in der fieberhaften Tätigkeit dieses größten Marties des Ostens ein, und die Basare lagen in feltfamem Schweigen. Jetzt fehrt Damastus zu seinem alten Leben zurück. Die Bewohner ar beiten eifrig an der Wiederherstellung ihrer beschädigten Häuser. Jeden Tag sieht man weniger von den Verwüstungen, das Ge plapper der scherzenden Menge wird lauter und lebhafter flingen die Hämmer der Arbeiter. Das leise Klingeln ber Ramelglocken wird wieder vernehmbar, obwohl sich die großen Karawanen noch nicht auf die offene Straße wagen."

Die zweife Tanzmafinee der Bolfsbühne findet am Sonntag, ben 13. De zember, im Theater am Bülowplak statt. Sie wird Darbietungen breier Einzeltänzer bringen, und zwar wurden dafür Harald Kreuz­berg von der Berliner Staatsoper, Kurt ook vom Stadttheater in Münster   und Julian Algo rom   Staatstheater in Gera   verpflichtet. Karten zum Preise von M. 1 in den Geschäftsstellen der Boltsbühne, Linienſtr. 227 und Königsplatz 7, in der Bolfsbühnenbuchhandlung und an den Tiet'schen Theaterfassen.

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In der Nationalgalerie wird Dr. B. Daun, Dezernent für Kunst im Balizei- Präsidium, am Sonntag, den 29., vormittags 10 bis 1,11 Uhr, Borttag über Feuerbach, Menzel, Boedliu und Thoma halten.

Orgelfonzerte im Dom. Das nächste Drgelfonzert von Prof. Walter Fischer findet heute, 8 Uhr, im Dom statt. Programni zu 50 Pf. berechtigt zum Eintritt.

Die Großbreliner Entomologischen Vereine veranstalten am Sonntag, den 29., bornt. 10-2 lor, cine Fusetten- Tauschbörse in der Aula der 92. Gemeindeschule, Winterfeldftr. 16( am Rollendorfplatz), zu der Gäste aus allen Streifen willfommen sind.