nommen werden. Gewiß hat das Reichsfinanzministerium Tabellen für die Berechnung des Lohnabzugs herausgegeben, aber auch ihre Handhabung ist selbstverständlich viel umständlicher als bei den Tabellen, die mur eine Art der Familienermäßigung zu berücksichtigen haben.
Die Beseitigung dieses unmöglichen Systems ist gerade jezt um so eher möglich, als die Aenderung dann mit dem 1. Januar 1926 in Kraft treten fann. Würde die System änderung dagegen nicht jetzt durchgeführt, so besteht die Gefahr, daß das alte System noch das ganze folgende Jahr durch gefchleppt werden muß. Denn die Erfahrungen des letzten Jahres haben gezeigt, wie gefährlich und unzwedmäßig eine Menderung der grundsätzlichen Bestimmung im Laufe des Jahres ist.
Deshalb fordert der sozialdemokratische Antrag die Aende rung des Systems. Und zwar durch Wiedereinführung des Systems der festen Abzüge, wie es Jahre hindurch bestanden hat. Damit soll zugleich das alte Unrecht be feitigt werden, daß die Familienermäßigung um fo höher ist, je größer das Einkommen ist, daß 3. B. ein Steuerpflichtiger mit 2 Kindern bei 7200 m. Jahreseinfommen doppelt soviel steuerfrei hat wie bei 2400 m. Jahreseinkommen. Mit der Systemänderung bringt der sozial demokratische Antrag gleichzeitig eine allgemeine Er höhung der Säße, und zwar sollen die Beträge für die Ehefrau von 120 auf 240 m. jährlich, für das erste Kind von 120 auf 360 M., für das zweite Kind von 240 auf 360 M. erhöht werden. Gleichzeitig wird damit ein wirksamer Aus gleich zugunsten der mittleren Einkommen erreicht, die bei der letzten Aenderung der Familienermäßi gungen zu schlecht weggekommen waren.
Neben der Aenderung der Familienermäßigung fordert der sozialdemokratische Antrag eine andere Unterver teilung des erhöhten steuerfreien Lohnbetrags. Danach sollen auf das Eristenzminimum statt 60 M. monatlich 65 M. entfallen, auf die Bauschbeträge für Werbungsfosten und Sonderleistungen statt je 20 m. monatlich je 17,50 m. monatlich. Wir sind der Meinung, daß die allgemeinen Bausch beträge für Werbungskosten und Sonderleistungen möglichst niedrig gehalten werden sollen, damit eine Anpaffung der Lohnsteuerbelastung an die Verhältniffe des einzelnenum fo leichter möglich ist. Von dieser Anpaffungsmöglichkeit hängt aber schließlich das ganze System der Lohnsteuer selbst ab. Je weiter diese Anpaffungsmöglichkeit ausgebildet wird, um so einfacher tann das allgemeine System ge staltet werden.
Wie steht es mit der Wochenhilfe? Sozialpolitischer Ausschuß des Reichstages. Auf Verlangen der Genossin Schröder gab heute der Ministerial. direktor des Reichsarbeitsministeriums Auskunft über den Stand des Wochenhilfegesezes. Daraus ergab sich, daß der Gefegentwurf gestern im Reichsrat zu Ende beraten ist, daß aber erhebliche Meinungsverschiedenheiten zwischen Regierung und Reichs rat bestehen, besonders in der Frage der Gemeinlaft aller Krankenfaffen bezüglich der Wochenhilfe Trogdem wurde versprochen, daß der Gesezentwurf in den nächsten Tagen dem Reichstag zugehen soll. Aus dem Bericht ergab sich auch, daß das Drängen der So. zialdemokratie und der fozialen Kreise in der Deffentlichkeit einen Erfolg insofern gehabt hat, als die Regierung nicht mehr an die Abschaffung des Stillgeldes und an die Herab. fezung des Wochengeldes für versicherte Wöchnerinnen denkt. Immerhin wird es auch Aufgabe der sozialdemokratischen Fraktion fein, in ernster Beratung der nächsten Zeit dem Gesezentwurf das münschenswerte Gepräge zu geben.
Im übrigen wurde über die Erwerbslosenfrage berich tet; es wurde von feiten des Reichsarbeitsministeriums versucht, die Angelegenheit bis zur Bildung einer neuen Regierung hinauszu zögern. Der Ausschuß beschloß aber, am fommenden Dienstag die fachliche Beratung aufzunehmen, nachdem vom Ministerium das er forderliche Material beigebracht ist.
Theater in der Königgräher Straße.
Shaw:„ Jurüd zu Methusalem", III., IV. und V. Teil. Un das Evangelium der Brüder Barnabas soll man sich erinnern. Wir sagten schon, daß diese geistigen Zwillinge die Menschheit mit der Langlebigkeit beglückten. Niemand soll sterben, ehe er all seine Sehnsucht erfüllt, all seine Ideale verwirklicht hat. Das 10ar der Traum des Satirikers Bernard Shaw , wenn Methu falem, dem nach der Bibel solch langes Leben geschenkt war, Millionen langlebiger Entel erhielte, dann würde die Welt ja weniger verrüdt, dann würde sie ja ganz in Ordnung und von den nicht mehr minderwertigen Menschen ausgebaut sein, wie es sich gehört. Sham hat das auch so ausgedrückt, daß er sich zum Lamardismus befehrt. Das heißt, er lehrt, daß die Menschen, ebenso wie alle anderen Gefchöpfe, Pflanzen und Tiere, nur durch ihren Willen imftande sein merden, durch sich alle Organe zu schaffen, die sie für das ewige Leben brauchen. Der Mensch wird Gott , er braucht Gott faum noch. Da er Gott nicht mehr als seinen Feind ansehen muß, der ihn nur unbewaffnet oder schlecht ausgerüstet der Erde auslieferte, wird der Mensch auch fromm sein und alle Religion ein besonntes Bergnügen. Famoser Gedante, den Shaw vorläufig ganz sentimental und groß artig auslegt. Nachher fommt er allerdings wieder auf seinen alten Sarlasmus zurüd. Bis an des Gedankens Grenze" gelangt er. Man schreibt das Jahr 31 920. Giehe, die Menschen sind nicht beffer geworden. Sie haben all ihre fleinen Lafter und Lächerlichkeiten hehalten. Nach den Ureltern Adam und Eva spricht Lilith , die noch vor den Ureltern mar, um zu vertünden, daß allein die Boshett und Hinterhältigkeit und der Willen zum Schlechten die Welt regieren. Als man vor einigen Monaten den ersten Teil des Stüdes spielte, der das Problem einfädelte, regte sich die Neugier beträchtlich. Nun sollen die Nerven des Mannes im Parkett in die ferne Zukunft hineingerissen werben. Nichts Abstraktes darf geschehen, Theater. dinge müssen sich begeben. Zunächst sieht man, wie die Polititer, die alt gleich Methusalem wurden, sich blamieren. Die Liebesgewohn heiten der uralten Menschlein werden entlarvt. Die Sehnsucht des Menschen, das verschleierte Bild zu Sais, d. h. die unzugängliche Bufunft, fich als sicheres Gut und hilfreiche Gefährtin anzueignen, diefer Urtrieb wird auch lächerlich gemacht, und das Ganze endet mit der Berneinung jeder menschlichen Borzüglichkeit. Die Satire, die fich über alle Szenen gießt, fann nicht immer theateroptisch ange bracht werden. Sie wirkt merkwürdigerweise von der Bühne herunter häufig platt. Die Allegorien und die Wirkungen scheinen billiger, als der fluge Mann vertragen könnte. Trotzdem findet man grandiose Komit. Napoleon , der vor einem schlecht abgeknallten Revolver als Hasenfuß zusammenfinft und sich in Qual zu dem Denkmal von Sir John Falstaff , dem fetten Meister und Apostel der Feigheit, begibt, das ist die ulfigste Verspottung des Militarismus. Und dann die Szene, in der das Dratel spricht und in der sich die flügsten Staatsmänner als Lügner und Narren blamieren.
Der Regisseur Barnowiti hat übrigens gerade diese beiden Szenen durch Bühnentechnik und vorzügliche Schauspieler sehr an schaulich gemacht. Rortner, der hafenfüßige Napoleon, der in ben vorhergehenden Szenen einen chinesischen Mandarinen winselt, wirft barum gerade graufig und tragisch tomisch, weil seine hohe Stimme der zerstörenden Tirade eher gewachsen ist als der Bathetit.
Reuerdings wird die Frage der Fürstenabfindungen, im besonderen der Versuch eines Vergleichs mit den Hohenzollern wieder mit etwas vergrößerter Aufmerksamkeit behandelt. Aus den verschiedensten Gründen fann nur immer wieder darauf hingewiesen werden, daß es außerordentlich notwendig ist, diese Fragen ganz gründlich unter die Lupe zu nehmen. So eindringlich z. B. auch die demokratischen Anträge zu den Forderungen der Hohen zollern erscheinen, sie enthalten dennoch verschiedene Lücken. Das wichtigste, was dabei vergessen worden ist, sei hier kurz erörtert:
Als seinerzeit ein Vergleich zwischen dem preußischen Staat und den Hohenzollern scheinbar nahe bevorstand, einigte man fich dahin, alle Steuerfragen, Beranlagungen und Leistungen bis zum erfolgten Vergleich zurückzustellen. Man wollte erft abwarten, wem der Besitz der einzelnen Bermögensobjefte zugesprochen werde, dann sollte die Steuerleistung beginnen. Nun find trotz aller Ber gleichsentwürfe und Einigungsversuche die Auseinandersehungen mit den Hohenzollern immer noch offen. Das hat zur Folge, daß diese riesenhaften strittigen Bermögensobjekte bis heute steuerlich nicht ernsthaft behandelt worden sind. Es sind auch die eigentlich notwendigen Steuerleistungen nicht einmal in Referve gestellt worden. Das gilt in erster Linie für die Vermögens. werte, um deren Besigtitel gestritten wird. Aber jene damalige Bereinbarung hat auch dahin geführt, daß alles, was an Hohenzollernschen Besiz, im besonderen bet der Hauptlinie einschließlich Friedrich Leopolds, vorhanden ist, steuerlich empörend glimpf lich behandelt wurde.
Deshalb erscheint es notwendig, daß bei allen Borschlägen gesetzlicher Regelung oder sonstigen Vereinbarungen die folgenden zwei Bunfte mit eingearbeitet werden:
1. Es hat eine endgültige Nachforderung an Steuern für die Objekte zu erfolgen, die in den jüngstvergangenen Jahren einzeln aus der Beschlagnahme entlassen und als Privateigen. tum erklärt worden sind. Hier hat die Nachforderung im besonderen für die Zeit von 1918 bis zum Jahre der Entlassung aus der Beschlagnahme zu erfolgen.
2. Brundsäßlich dürfen Entlassungen aus der Beschlagnahme bei Einzelobjekten des Hohenzollernschen Bermögens erst dann er folgen, wenn für die ganze Dauer der Steuerstundung und Nichtveranlagung eine Regelung, die zur volien Leistung der Steuern geführt hat, erfolgt ist.
Es fann nicht deutlich genug betont werden, daß die strittigen Bermögensobjekte, wenn sie den Hohenzollern auch nur zu einem Teile zufallen, wegen ihrer jahrelangen Steuerfreiheit Werte darstellen, wie sie in ihrer völligen Unberührtheit von Staats. leistungen in Deutschland ein anderer Bürger besigt.
Der ,, Stahlhelm- Staat".
Offene Proklamation des Faschisten- Syftem3. In seinen Bereinsstatuten gibt der Stahlhelm" an, eine unpolitische Bereinigung zu sein. Daß das eine Vorspiegelung falscher Tatsachen ist, beweist das Berhalten des Stahlhelms" seit Jahren. Er segelt im rechtsradikalen Fahrwasser. Seitdem der Hallenser Oberstleutnant a. D. Düsterberg die Leitung an sich gerissen hat, gibt es fein Halten mehr. Das scheint den Freunden des Stahlhelms in der Deutschnationalen und in der Volkspartei einiges Kopfzerbrechen zu machen. Wie das„ Berliner Tageblatt" mitteilt, haben diese Freunde den gemäßigteren Führer des Bundes Seldte Magdeburg nach Berlin berufen, um mit ihm eine Aussprache über die Haltung des Stahlhelms herbeizuführen.
Ob diese Aussprache Erfolg haben wird, selbst wenn Seldte den Willen zu einer Aenderung haben sollte, ist zweifelhaft. Herr Seldte spielt schon seit langer Zeit im Stahlhelm nur noch eine deforative Rolle. Führer ist Düsterberg. Führer sind die radikalen Schreier. Wie weit dieser radikale Einfluß bereits gediehen ist, zeigt der Entwurf einer Berfassung des fünftigen Stahlhelmstaates", der fürzlich im amtlichen Organ des Stahlhelms veröffentlicht wurde. Danach ist das Ziel des Bundes die Kaltstellung der Demokratie und des Parlamentarismus, die
Es strömt immer etwas Teuflisches von diesem Schauspieler aus. Und auch Tilla Durieug, die bald das Drafel, bald die ewige Lilith spricht, wirft mit solcher falten, gläsernen, die Nerven nicht einschläfernden, sondern zerhämmernden Stimme außerordentlich. Man möchte fagen, es gibt fartastische Stimmen, und diese wurden von dem Regisseur mit Geschicklichkeit ausgewählt. Der Regisseur brauchte auch in diesem Stück, das soviel Beredtsamkeit verlangt, melancholische und tändelnde Stimmen. In dem Organismus der Satire bewähren sich darum Kurt Götz und Rudolf Forster . Rudolf Forster , der stets weichlich schwärmt, dem stets etwas Lebensmüdes anhaftet, ist auch äußerlich der rechte Typ, um den abgenutzten Träger der ideologischen Vergangenheit förperlich dar. zustellen. Kurt Göz dagegen, der Pointen sagen kann und wie ein Jongleur mit eigenen Gedanken und den Vorurteilen seiner Nebenmenschen herumspringt, gab sehr glücklich den Lebensfünstler, der unter dem mastierten, sartastisch verdroschenen und verdrossenen Menschen seinen nicht sehr tiefen, aber trotzdem sehr dauerhaften Humor behauptet. Max Hochdorf .
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Zur Schillingsfrise. Die Personalvertreter der Staatsoper haben wie uns der Vorsitzende des Betriebsrats der Staats oper mitteilt anläßlich der sogenannten Schillingsfrise" in einer Versammlung am Donnerstag einstimmig erflärt, daß fie ihrem Intendanten nach wie vor das vollste Bertrauen entgegenbringen und seine bisherige Amtsführung in jeder Weise billigen und ver treten. Sie haben ferner eine Bollversammlung zu heute abend nach der Borstellung einberufen, um dem gesamten Berfonal Gelegenheit zur Stellungnahme zu den Ereignissen der letzten Tage zu geben. Die Bersammlung findet um 11 1hr in der Singatademie statt.
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Der Diplom- Buchhändler. Eine neue Universitätswissenschaft ist mit der Errichtung des ersten Lehrstuhles für Buch handels. Betriebslehre an der Leipziger Handelshochschule anerkannt worden. Der erste Professor dieses Faches, Dr. Gerhard Menz, behandelt in einem Auffag der Berliner Hochschulnachrichten die akademischen Aufgaben dieses Gebietes. Die Notwendigkeit atademischer Vorbildung für die wissenschaftliche und fulturelle Seite des Verlages ist längst zugegeben, aber die faufmännische und speziell berufliche Betätigung im Buchhandel blieb bisher unentwickelt. Der neuen Profeffur liegt die wissenschaftliche Pflege des Buchhandels, die akademische Ausbildung der Buchhändler und die Heranbildung Don Lehrkräften an Buchhändlerschulen ob. Das erfolgreiche Studium wird durch die Verleihung eines entsprechenden Diploms bescheinigt
werden.
Die Selbstaufopferung des Arztes. Eine erstaunliche Geschichte von der Selbstaufopferung eines Arztes wird in dem American Hygiene Journal" erzählt, Dr. C. H. Barlow, der eine geheimnisvolle furchtbare Krankheit in China studiert hatte, wollte Bazillen zu Forschungszweden mitnehmen, erhielt aber dazu nicht die Er leubnis. Er verschluckte daher 32 solcher Krankheitserreger, um seinen Kollegen in Baltimore die Möglichkeit des Studiums dieser meist tödlich verlaufenden Krankheit zu ermöglichen. Er liegt jest, wie ein Sabeltelegramm aus Amerifa meldet, auf den Tod im Johns Hopkins- Krankenhaus, war aber vorher noch imstande, einen polständigen Bericht über die Erscheinungen zu erstatten, die er an
Errichtung ber Dittatur. Der Reichstag foll zu einer reinen Stafage herabgewürdigt werden, er foll bei starf vers minderter Kopfziffer zu 75 Proz. aus Frontsoldaten bestehen. Der Beamten und Soldatenstand soll eine bevorzugte Stellung erhalten, die Machtbefugnisse der Regierung follen außerordentlich verstärkt
werden.
Der neue Staat tann nur von einer Auslese gleich. gerichteter Gefolgschaft, geführt durch eine Persön lichteitaußergewöhnlicher Tattraft und Verbunden heit mit dem Bolt als Ganzes in fonsequenter Arbeit vieler Jahre durchgeführt werden, nicht aber auf liberale oder demokratische Weise."
Das Ziel ist also eine Kopie des Faschistenregimes. Das zeigt noch deutlicher ein Aufsatz des Geschäftsführers des Stahl. helms" im Stahlhelmjahrbuch 1925. Da heißt es:
„ Die vollständige Zerstörung des Linkssozialismus, Kommu nismus und Pazifismus gewährleistet allein eine Dittatur, jede andere Regierungsform würde Hemmungen der Energie und Moral fennen. Sie wird einen Führer haben, der durch seine Brutalität und Belaffung mit blutiger Arbeit nicht der Mann fein tann, um durch Reformen Wunden heilen zu können. Es bleibt nichts anderes übrig, als bei der Erneuerung mit der Teilung der Aufgabe in Zerstörung und Reform und der historischen Mission der Dittatur zu rechnen, als unumgängliche Notwendigkeit ihrer furzfristigen, blufigen und mutigen Herrschaft.“
Diese Propaganda für gewaltsamen Umfturz der republikanischen Berfaffung ist mehr als eine schlechte Stilübung. Sie ist die Anfündigung des Hochperrats in befter form! Soll nach solchen Aufforderungen zur„ furzfristigen, blutigen und mutigen Herrschaft" der„ Stahlhelm immer noch das Hätscheltind der Reichswehr und der Reichsbehörden bleiben? Oder wird das Justizministerium den Oberreichsanwalt auf seine Pflicht hinweisen?
Neues Zuchthausurteil.
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Gegen Kommunisten nicht gegen Stahlhelmlente. Leipzig , 27. November. ( Eigener Drahtbericht.) Im Prozeß gegen die Hannoveraner Rommunisten wurde heute mittag das Urteil gefällt. Die Angeklagten wurden wegen Bergehens nach §§ 7 und 8 des Republik schutzgesetzes und§§ 5 und 6 des Sprengftoffgesetzes und wegen unbefugten Waffenbefizes verurteilt, und zwar Ringleff zu fünf Jahren Zuchthaus, Klüber zu sechs Jahren Zuchthaus. Bei Ringleff werden ein Jahr drei Monate, bei Klüver ein Jahr der Untersuchungshaft angerechnet.
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Eindeutsch- holländisches Handelsabkommen Verlängerung und Verbesserung des Einfuhrkredites. Am Donnerstag ift ein deutsch holländisches Handelsabkommen unterzeichnet worden. Es enthält in erster Reihe einen Zusatzvertrag zu dem preußisch- niederländischen Handelsvertrag von 1851, der noch immer die Grundlage der deutsch holländischen Handelsbeziehungen bildet. In jenem alten Bertrag war nur Deutschland die holländische Meistbegünstigung zugesagt, während Holland die Meistbegünstigung nur für Fische und Waren aus seinen Kolonien gewährt war. Selbstverständlich ist seitdem Holland schon längst die volle Meistbegünstigung eingeräumt worden. Man hat jezt diese uralten Bestimmungen gestrichen. Weiter enthält das neue Abkommen eine Verlängerung des sogenannten Revolving Kreditvertrags . Während Deutschland gewiffe Ermäßigungen feiner 3offsäge Holland zugesteht, verlängert Holland den seinerzeit Deutschland gewährten Kredit von 140 millionen Gulden um sieben Jahre und setzt die Berzinsung dieses Kredits, die ursprünglich auf 6 Proz. feftgefeßt wurde, vom Jahresbeginn 1927 bis 1930 auf 5% Pro 3. her ab. Diese Kreditgamährung war seinerzeit eine Gegenleistung dafür, daß Deutschland im Kriege 90 000 Tonnen Kohle monatlich nach Holland ausführte. Die jetzt gewährten deutschen 30llermäßigungen für Holland betreffen verschiedene Gemüſearten, einige lebende Pflanzen, Kirschen, Erdbeeren, Fischarten, Käse, Fette, Dele und fondensierte Milch. Für die Einfuhr der Limburger Kohle nach Deutschland sollen auch weiterhin in wohlwollender Weise Einfuhrgenehmigungen erteilt werden.
fich beobachtet hatte, seitdem er die Todesbazillen vor 4 Monaten verschluckte. Er gab zum Schluß der Hoffnung Ausdrud, daß es durch das genauere Studium der Krankheit möglich sein werde, diese Seuche zu bekämpfen, der Millionen von Chinesen zum Opfer fallen, und erklärte, daß dies der schönste Lohn für seinen Opfertod sein werde.
Praktische Filmarbeit. Die Arbeitsgemeinschaftender Bolts. bühne wollen zur Klärung des Filmproblems beitragen und zwar nicht nur durch theoretische Distusfionen, sondern vor allem auch durch praktische Mitarbeit. Sie veranstalten deshalb einen öffentlichen Filmabend am Frei tag, dem 4. Dezember, pünktlich 7, Uhr, im Langenbed- Virchow- Haus, Luisenstr. 58/59. Einleitend spricht Julius Bab über Filmprobleme. Dann wird der Film, Das Cabinett des Dr. Caligari" vorge führt. Starten zum Breise von 60 Pf. einschließlich Garderobe find in den Bahlstellen der Boltsbühne zu haben.
Antäufe in der Herbstausstellung der Berliner Seceffion. Das Kultus minifterium bat Berte von Ablers- Heftermann, Charlotte Berend , Erich Büttner , Harry Deierling , Ernst Fritsch , Dswald Galle, Heinrich Heuler, Willy Jaedel, Baul Kleinschmidt, Martin Müller, Josef Oppen beimer, Johannes Schiffner, Rob. F. A. Scholz, Eugen Spiro , Jacob Steinhardt , Josei Thoral, Erich Waste, Prof. Ernst Bend, Magnus Zeller angetauft. Im Uebrigen gingen Arbeiten von Franz Heckendorf , B. Jacob, Wilhelm Kohlhoff und Ernst Oppler und aus der französischen Kollection bon Adrion, Claret, Lascaux , Manolo, Dttmann, Signac und Utriuo in Brisatbesit über.
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Vorträge. Prof. Datar Bogt, ber Reiter des Universitätsinstituts für Gehirnforschung, wird Freitag 8 Uhr für die Leffing Hochschule einen Bortrag über bas gesunde und frante Gehirn im Mommsen- Gymnaſium, Bormfer Straße 11, halten.
Die Ausstellung Wohnung und Hausrat, die im Gesundheitshaus Kreuzberg und bei Bertheim, Leipziger Play, augenblidlich gezeigt wird, tunstwart Dr. Nedslob am Montag, d. 30., abends 8 1hr pünktlich, beranstaltet eine Reihe von Vorträgen. Als erster Redner wird Reichs. im Blenarsizungsiaale des Herrenhauses, Leipziger Straße 3, einen Boutrag halten über das Thema: Die Stellung des Handmerts im 3eitalter der Technisieruug".
Alfred Belerle wird am Sonntag, den 29., abends 8 Uhr, Im Bürgers faal des Berliner Rathauses Dostojewskis Traum eines lächerliche Menschen erzählen.
Die Galerie J. Casper, Kurfürstendamm 233, eröffnet am 29. die neue Ausstellung mit einer Stollektion von Gemälden von Alfred Partitel. Berlin . Ferner werden Berte junger Deutscher und Franzosen gezeigt.
Ein Therapeutischer Kongreß in der Ukraine " findet am 10. Jan. 1926 statt. Er wird den Hauptproblemen der Diagnostik und Therapie der inneren Krankheiten gewidmet ſein. Der Tagung wird eine ausstellung der Apparatur der neuen Therapie angegliedert sein. Zur Beteiligung an dieser Ausstellung werden auch ausländische Firmen zugelaffen. Nähere Auskünfte erteilt die Bertretung des Bolistommiffariats für Gefundheits wesen in Berlin RB. 7, Unter den vinden 68a.
Der Berein der Ausländischen Peffe, veranstaltet seinen diesjährigen Ball unter dem Namen„ Chrysanth menseft" in den Gesamträumen des Hotels Adion am 28. November. Sterten infl. Steuer für 15 Wart( im Borverfaui 10. Mart) find im Vereinsbureau im Hotel Russischer Hof und im Hotel Adlon zu haben.
Ausgabe neuer tuffischer Revolutionsmarfen. Zum Gebächtnis an bie evolution bes Jahres 1905 hat bas Mostaner Bolts tommiffariat für Bost und Telegrapher wefen die Ausgabe einer besonderen Serie von Brief marten angeordnet. Sie werden die Wiedergabe befannter Bilder zeigen welge bie revolutionären Ereigniffe des Jahres 1905 darftellen.