Hannover , 29. November. ( Eigener Bericht.) n der Hanomag ( Hannoverschen Maschinenbau- A.- G. vorm. Egestorf ) bestehen seit längeren Bochen schon Differenzen, weil die Firma die Lohn- und Attordverdienste türzen und außerdem Verschlechterungen für die Gesamtarbeiterschaft des Betriebes durchführen will. In Verhandlungen zwischen Be triebsleitung und Arbeitervertretung hat der Arbeiterrat mehrfach mit begnügte sich die Fabritleitung nicht, sondern best and auf der restlosen Durchführung der von ihr geplanten Verschlechterungen. Dem fonnte der Arbeiterrat und die Arbeiterschaft nicht zustimmen,
Die Fabrikleitung ging dazu über, durch Anschlag vom 20. November mehrere Abtommen, welche zwischen den beiderseitigen Drganisationen, der Fabrikleitung und dem Betriebsrat vereinbart waren und in einem Falle auf dem Schiedsspruch der tariflichen Schlichtungsstelle für die Metallindustrie beruhen, mit fofortiger wirtung einseitig außer Rraft zu fegen. Durch die einseitige Aenderung der Firma wurden ben betroffenen Arbeitern die Berdienste um 10 bis 22 Bf. pro Stunde getürzt. Die sofort zusammengetretene Schlichtungsstelle fennte in dem Streitfall zu einer Einigung nicht tommen und machte daraufhin den Vergleichsvorschlag, durch eine est tellungstlage beim Gewerbegericht eine Entscheidung herbei zuführen. Bis dahin sollte es bei den alten Bedingungen bleiben. Dieser Bergleichsvorschlag der tariflichen Schlichtungsstelle wurde von den Arbeitern angenommen, von der Fabritleitung jedoch abgelehnt, weil fie auf der fofortigen Durchführung aller bzüge bestand. Die betroffenen Arbeiter erflärten darauf, daß fie nur berett feien, zu den alten Bedingungen weiterauarbeiten. Deshalb wurden am Dienstag die Bresser und am Mittwoch die Schmiede( insgesamt 100 Arbeiter) von der Fabrifleitung enilaffen. Die Kupferschmiede( zirla 25 Mann) haben am Freitagmorgen die Arbeit verlassen. Daraufhin erfolgte von der Firma am Freitag die Stillegung des gesamten Wer tes. modurch zirfu 8500 Arbeiter arbeitslos geroorden sind.
Es handelt sich im vorliegenden Streitfall nicht um unberec
fige und unerfügbare& ohnforderungen der Arbeiter, fan hern um wesentliche Verschlechterungen berjenigen Arbeitsbedingungen. Die Arbeiter vorgenannten Betrie bes find schon durch starte Kurzarbeit in ihren Wochenverdiensten wesentlich eingeschränkt. Von diesen reduzierten Berbienſten follten die weiteren Abzüge noch erfolgen. Das ist für die Arbeiter unerträglich.
Dieselbe Firma, die derart die Löhne ihrer Arbeiter beschmeidet, berlangt gleichzeitig von den Berbrauchern, fie follten deutsche Auismobile faufen. Sägen sich den fit ab, auf dem sie figen!
Arbeitskämpfe Im Saargebiet.
Die Folgen des Franksturzes.
Am Freitag vergangener Woche wurde das gesamte jaarländische Baugewerbe ausgesperrt. Die Stadt Saarbrücken , zurzeit der größte Auftraggeber für das Baufach hat auf Antrag der sozialdemokratischen Graftion alle bei ihr beschäftigten Firmen aufgefordert, Sämtliche Arbeiten ohne Unterbrechung mit allen Kräften weiterzuführen. Damit ist eine starte Breiche in die Front der Unternehmer geschlagen. Die Aussperrung steht damit nur noch auf einem Bein. Die Sympathie der Deffentlichkeit ist auf der Seite der Ausgesperr ten. Frivoler ist noch nie ein Machtlampf vom Baune gebrochen worden, denn die ganze Ursache für die Lahmlegung eines großen Wirtschaftszweiges bestand darin, daß die Holzarbeiter wegen Nichtbewilligung ihrer Lohnforderungen in einzelnen Berfstätten streiften. Die Bergarbeiter haben infolge des anhaltenden Sturzes des französischen Frank( seit 1923 gejegliches Zahlungsmittel im
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Saargebiet) ebenfalls eine 20prozentige Lohnerhöhung gefordert. I Die französische Berwaltung der Saargruben wird sich auch in diesem Falle nach alter Gewohnheit auf die etwas niedrigeren, innerfranzö sischen Bergarbeiterlöhne berufen und sich der Lohnerhöhung wider fegen. Somit ist auch der Saarbergbau mit feinen 75 000 Arbeitern von einer gefährlichen Krise bedroht.
drohende Haltung ein, so daß ber Magiftrat fich veranlaßt sah, bie Räumung des Schlosses anzuordnen.
Abgelehnte Verbindlichkeitserklärung.
Wie der Allgemeine Verband der Deutschen Banfangestellten des Schiedsspruches für das Bankgewerbe vom 3. November 1925 mitteilt, hat der Reichsarbeitsminister die Verbindlichkeitserklärung abgelehnt.
Infolge der Erregung der Arbeitsuchenden wurde der Polizeipräsident und der Oberbürgermeister von dem Schwindel verstän digt. Es stellte sich heraus, daß ein Verwaltungsbeamter des Magistrats seine Genehmigung zur Benutzung des Magistrats. Den Staatsarbeitern lehnt die Regierungskommiffion feitraumes gegeben hatte. Es ist höchst bedauerlich, daß ein höherer Monaten jede Erhöhung ihres Lohnes ab. Bei den Eifen. Magistratsbeamter ohne genaue Prüfung der Sache Magistratsbahnern ist gestern der Geduldsfaden geriffen. Sie traten fpontan räume zur Verfügung stellt. zu einer riesigen Bersammlung zusammen und marschierten im An schluß daran ungefähr zweitausend Mann start vor das Regierungsgebäude, das von einem ftarten Rordon berittener Polizei umgeben war. Dennoch gelang es einer Deputation, eine Berhandlung mit dem faarländischen Regierungsmitglied, dem Zentrumsvertreter Roßmann, der die Abteilungen Arbeit und Wohlfahrt regiert, zu belommen. Roßmann glaubte zunächst, fich mit dem Empfang der Arbeiterabordnung etwas zu vergeben, er, der früher selbst Bergmann war!- mußte sich jedoch nach vielem Zögern dazu bequemen. Eine dreiviertelstündige Berhandlung der Abordnung hatte das Ergebnis, daß Roßmann versprach, die Forderungen der Eisenbahner innerhalb der Regierung zu befürworten. Bei der unsozialen Einstellung der Regierung ist im besten Falle mit ganz unzureichenden 3ugeständnissen zu rechnen, so daß auch die Staatsbetriebe des Saargebietes von der Gefahr eines umfangreichen Arbeitstampfes bedroht find.
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Der franzöfifche Frant, das Saargebietsgeld, stürzt mit jedem Tage tiefer. Die Löhne sind seit Monaten nicht erhöht worden und find, an der Mart gemessen, erbärmlich niedrig. Die Preise steigen in dem Maße, wie der Frant fällt. 3u affedem steht der Winter vor der Türe. Alles in allem, eine gefähr liche Lage. Die Sozialdemokratische Partei und Landesratsfraktion haben die Regierung aufgefordert, sich unverzüglich mit der Abftellung dieser unhaltbaren Berhältnisse zu beschäftigen.
Georg Reuß
Am Freitag, den 27. November, verschied nach kurzem Leiden im Alter ven 71 Jahren Georg Reuß, ein Mitbegründer des Zentralverbandes der Schuhmacher. Reuß war 40 Jahre lang 1. Hauptfaffierer des Verbandes. Am 1. Juli 1924 trat er in den mohlverdienten Rubeftand, den er nur furze Zeit genießen fonnte. Ein arbeitsreiches, mit Erfolg gekröntes Leben hat seinen Abschluß gefunden. Unter den schwierigsten Berhältnissen hat er in zäher ausdauernder Arbeit den Berband mit zur Höhe emporgeführt. Die großen Berdienste, die sich der Berstorbene um den Zentralverband der Schuhmacher erworben hat, sichern ihm ein ehrendes Andenten für immer.
Gimpelfang.
Einen bösen Reinfall erlebten am Freitag hunderte arbeitslofe aufleute, auch Damen im Rathaus bzw. Stadtschloß zu Potsdam . Eine auswärtige Firma hatte folgendes Inserat in der Potsdamer Tageszeitung" vom 26. November gebracht:
3F
Offene Stellen( männliche). Suche noch einige taufmännisch gebildete Leute, abgebaute Beamte, aud Damen. Zu melden im Rathaus, Sigungsjaal von 9-6." Naturgemäß dachte ein jeder, daß es sich um eine eventuell norüber. gehende Bureautätigkeit beim Magistrat der Stadt Botsdam han defte, 3. B. Ausschreiben von Steuer oder Wählerlisten usw. Es ftellte fich aber heraus, daß die Verlagsfirma Hindenburg. Jahrbuch Berlag Otto Thiele, Halle a. d. S., unter Mißbrauch der Magistratsräume und unter dem Dedmantel: zu melden im Rathaus, Sigungsfaal", lediglich ausierer suchte zum provisionsweisen Vertrieb eines Kalenders. Es bemächtigte sich der arbeitslosen Kaufleute natürlich eine große Erregung, so daß der Bertreter der Firma in Halle, ein angeblich ehemaliger Fliegeroberleutnant Baul 3immermann, es vorzog, das Feld zu räumen. Die Menschenmenge wurde immer größer und nahm eine
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, 28. November .( BTB.) Zum Werfttonflitt mel det die„ Danziger Voltsstimme": Heute vormittag waren die beiden Parteien zum Demobilmachungskommissar geladen, um die am 25. November aufgenommenen Einigungsverhandlungen fortzulezen. Die Werftleitung hatte jedoch schriftlich erklärt, daß fie in der Lohnfrage teine 3ugeständnisse machen könne und auch ihre Borschläge vom 25. d. M. hinsichtlich der garantierten Grund löhne, Gießereizulagen ufm. zurüdziehe. Der Demobilmach ungsfommiffar erklärte, daß die Einigungsverhandlungen ge. fcheitert seien und bemerkte, daß die Entscheidung über ben Schiedsspruch in den ersten Tagen der nächsten Woche zu erwarten ist. Auf die Frage der Gewerkschaften nach den rechtlichen Bestim mungen, erklärte der Demobilmachungskommissar, daß dieses Recht aus der Verordnung vom 3. September 1919 herzuleiten sei und ein verbindlich erklärter Schiedsspruch einen tariflichen Rechtszustand fchaffe
Jm Restaurant Orpheum", Inhaber Jäger, Hasenheide, werden, wie uns der Zentralverband der Hotel-, Restaurant- und Caféangestellten mitteilt, organisierte Angestellte nicht beschäftigt. Die Organisierten wurden aus nichilgen Gründen entlassen. Nach dem Tarifvertrag find die offenen Stellen durch den städtischen Arbeits. nachweis zu besetzen. Herr Jäger aber bezieht seine gelbe Garde vom Stellenvermittler Thierfeld. Wir bitten alle Arbeiter, Angestellte und Beamte, ihre Groschen nicht mehr in das Orpheum zu tragen. Vereine, welche den Saal bereits gemietet haben, wollen sich mit dem Zentralverband der Hotel -, Restaurant und Caféangestellten, Elsaffer Straße 86/88 III in Verbindung legen.
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Nach wie vor besteht noch die Sperre über das Restaurant Hoppe, Kottbusser Damm 22.
Ein Rüdgang der Arbeitslosenziffern fann aus England berichtet werden. Die Zahl der Arbeitslofen betrug am 16. November 1 196 200, fomit 1926 weniger als vorige Boche und 12799 meniger als zur entsprechenden Zeit im Jahre 1924.
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