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völkerbunöskampf um SRoffuL Die Türkei   lenkt ein. Gestern nachmittag beriet der Dölkerbundsrat in öffent- licher Verhandlung über die Mossul  -Frage. Seine Verhand- . lungen bestanden in juristischen Darlegungen über Verbind- üchkeitserklärungen, Schiedssprüche oder Empfehlungen, über einstimmige oder Mehrheitsentscheidungen. Aber hinter diesen Formeln oerbirgt sich die Frage: Krieg oder Frieden zwischen England und der Türlei. Der Välkcrbundsrat erwies sich wieder nicht als eine Körperschaft, die von hoher Warte aus unparteiisch Gerechtigkeit über die Völker der Erde verbreitet, sondern als ein Kampfplatz, auf dem mit den Waffen des Rechtskampfes gefachten wird. Der Sache des Friedens wird dabei nicht festen am besten da- durch gedient, daß man einer Entscheidung ausweicht und sie bis auf einen späteren Zeitpunkt vertagt, wo die polstische Lage eine friedliche Lösung vielleicht eher ermöglicht. Der Kampf um die Zuteilung des Mosiul-Gebietes an England oder die Türkei   zieht sich nun schon jahrelang hin. Er ist auch diesmal zu keinem Abschluß gekommen: aber wieder ist der Friede erhallen geblieben. Die aestrigen Verhandlungen sind ohne Kenntnis der Rechts- läge nicht verständlich. Im Friedensvertrag von Lausanne  zwischen denAlliierten' und der Türkei   war es zu keiner Einigung über das Mosiul-Gebiet gekommen. Nach Artikel 3 des Vertrages war dem Dölkerbundsrat das Recht und die Pflicht überlassen worden, die Frage zu entscheiden. Hierbei war zweifelhaft geblieben, ob der Völkerbundsrat ein- stimmig oder ob er mit Mehrheitsbeschluß beschließen könne und ob sein Beschluß den Charakter einer unverbindlichen Empfehlung oder den eines verbindlichen Schiedsspruches habe. Ueber diese Rechtsfrage konnte der Völkerbunds» rat sich in seiner letzten Tagung nicht«inigen. Er ließ sich vom Haager Gerichtshof ein Gutachten erstatten. Dies sprach sich dahin aus, daß der Rat eine verbindliche Entscheidung mit Einstimmigkeit fällen müsie. In der gestrigen Sitzung war nun darüber zu entscheiden, ob der Rat sich dieses Gut- achten über das Verfahren bei der endgüstigen Entscheidung der Mosiul-Fraae zu eigen machen solle. An dieser formalen Rechtsfrage setzte der Kampf zunächst ein. Der türkische Außenminister erkannte wohl die Schwäche der juristischen Position der Türkei  . So blieb er in seinem Hotel und überließ es seinem Kollegen, dem türtischen Ge- sandten in Belgrad  . Kikmed Bey.   seine Sache zu vertreten. Auch für England war nicht der Außenminister Chamberlain. sondernnur* der Kolonialminister Amery offiziell erschienen: Chamberlain und Robert Cecil   nahmen nur als Zuhörer an der Sitzung teil. Nach Erklärungen von türkischer und eng- » lifcher Seite wollte der Präsident des Rates, der italienische  Völkerrechtslehrer Scialoja, darüber abstimmen lasten, ob das Gutachten des Gerichtshofes vom Rat« ange- iwmmen werden solle. Der türkische   Delegierte erklärte darauf. er nehme an. daß die Parteien mitstimmen dürsten und ihre Stimmen dabei gezählt würden. Der Berichterstatter des Rates über die Mostul-Frage. der schwedisch  « Außenminister Unden, erklärt« darauf, daß die Stimmen der Parteien nicht zählen, während Ratspräsident Scialoja meinte, e» handle sich bei dieser Frage überhaupt nur um eine Frage des Vsr» sahrens. kür die Einstimmigkeit nicht notwendig sei, solcher» die einfache Mehrheit der Stimmen d«r Ratsmitglieder genüget Diese Geschäft« ordnungsd'ebakte endete mit ewer Erklärung der türkischen Deleaatum, sie besitze keine Voll- machten, an Verhandlungen de« Völlerbundsrates teilzu­nehmen, bei denen sie nicht stimmberechtigt sei. Lord Curzon  habe der Türkei   in Lausann  « versichert, daß die Türkei   in jeder Etappe des Verfahrens gehört werden würde. Diese Zusicherung Lord Curzone. die nicht im Einklang steht mit dem Verfahren oes Völkerbundes und die ihren Grund darin haben muß, daß Curzon   mit der Geschäftsordnung nicht recht ver- traut war, brachte den Rot in ein« so verzwickte Situation, daß die Sitzung zunächst vertagt wurde. Di« Aussprache über die Geschäftsordnung des Völker- bundsrates wurde darauf für anderthalb Stunden hinter den Kulisten privater Besprechungen fortgeführt. In der dann folgenden kurzen Abend sitzuna, die unter dramatischer Span- nung verlief, fand sich dennoch«in Ausweg. Als wenn nichts aescheben sei, erklärte Scialoja. die Angelegenheit sei nur«in« iWm'rage. für die nur«in Mehrheitsbeschluß notwendig sei. Er wolle aber der streng» ren Auffassung bettreten und die Ab- stimmung über die Annahme des juristischen Gutachten» als ein Stück des sachlichen Verfahrens ansehen. Dabei zählen die Stimmen der beteiligten Regierungen nicht, jedoch ist die Einstimmigkeit notwendig. Unter lautloser Spannung vollzog sich dann der Namensaufruf. All« Delegierten stimmten mit.La*, nur der Türke mitNein'. Aber die türkisch« Delegation verließ nicht unter Protest den Sitzungssaaal. sondern sie erklärte, sie könne ohne Zustimmung der Nationalversammlung in Angora von chrem Standpunkt nicht abgehen und sehe also den eben gesagten Beschluß des Rates nur als eine Empfehlung an die Türkei   und nicht als einen Schiedsspruch an. Darauf löste Unden die Spannung zwischen dem Abstimmungsergebnis des Rates und der türkischen   Erklärung mit den Worten:Die ver- mittelnde Tätigkeit des Rates ist in keiner Weise beendet.' Darauf wurde die Weiterberotung vertagt. Unmittelbar im Hintergrund dieser juristischen Kämpfe um die Fragen des formalen Verfahrens liegt eine sachliche Schwierigkeit. Das Dreierkomitee des Völkerbundsrates nämlich, das dem Rat einen Vorschlag über die künftige Grenzziehung des Mostul-Gebietes machen soll, ist sich bis jetzt nicht einig geworden Es wird behauptet, daß der Vor- sitzende dieses Dreierausschusies, der Schwede Undsn, mehr den türkischen Argumenten zuneige, während die beiden an- deren Mitglieder, der Spanier de Leon und der Uruguayaner Huani dem englischen Standpunkt nahestehen sollen. So ist zurzeit noch ungewiß, ob der Rat zu einer einstimmigen Ent- scheidung. die die gutachtliche Haager Auslegung des Friedens- Vertrages von Lausanne   für notwendig erklärt, gelangen kann. Der Konflikt ist nicht gelöst, sondern nur vertagt: jedoch hat in Genf   die Haltung der türkischen Delegation den Ein- dru erweckt, daß eine schiedlich-friedstche Lösung schließlich nicht unmöglich ist. jedenfalls erfüllt mit dieser Art von diplomatisch-juristischen Debatten der Völkerbundsrat die Aufgabe, die ihm die Satzung des Völkerbundes zuschreibt: die streitenden Partelen zur Aussprach- zu zwingen und durch diese Aussprache den»lötzlichen Ausbruch eines gewaltsamen Konfliktes zu hindern. Vi« deuksche Liga für Völkerbund   erläßt- endlich- eine Kundgebung über Locarna Sie erklärt, den bestehenden Dolker. bund immer al, Ausgangspunkt für die B-rwirklichung ihrer Ziele detrachtet zu haben. Es gelte ießt, in einem auf das Recht ge- llellten Ausgleich der Jntereiie« dem Seifte»riedlicher Verständigung freie«ah»-zu schaffe».
Dorf in der VeltstaSt. Von der Straßenbahn in Spandau   ist da?Dorf* in fünf Minuten zu erreichen. Der Weg ist tief verschneit, kein Auto ver- kebrt hier, und selbst Wogen oder Schlitten werden als lästige Störung empfunden. Tiefwerder müßte irgendwo im per- gestensten Ostpreußen   liegen, ei» Flscherdors. da» an der kurtschen Nehrung dahindämmert. Und ist doch durchaus ein Stück von Groß- Berlin. Die meisten'. ser sehen windschief aus, die Dächer sind spitz, und die Schneelast drückt sie noch tiefer auf den Fohrdamm. Man muß von der Straße einig» Stufen herabsteigen, um die Haustür zu erreichen. An der Havel   sieht man die Stangen, auf denen die Fischer ihre Netze im Sommer trocknen. Alles ist so wie vor hundert Jahren. Ueber der Tür eines Gasthoses hängt ein Schild mit der AufschriftAusspannung*, eine Erinnerung an vergangene Zeiten, als man wohl gar ein Testament machte, bevor man eine Reise von Spandau   nach Berlin   antrat. In einem kleinen Kramladen ist alles zu haben, von Petroleum und Zuckerstangen bis zu Garn und billigen Töpfen. Da» Hau  » daneben wirkt wie«in Gutshous aus der Zeit der napoleonischen Krieg« und der rot« Backsteinbau der Schul« könnt« au» jedem Dorfe Ostpreußms stammen. Nur drei Mietskasernen stören da» Dorfidyll. So sehen die Hinterhäuser in der Näh, de» Schlestschen Bahnhof, au, mit ihrem abbröckelnden Stuck und den verwaschenen Reklamen. Aber der Schnee deckt diese Unterschiede zu. die Gegensätze verschwimmen in der trüben Winter- lust. Lersunken liegt das Dorf da. ab« die Fabriken und die modernen Wohnhäuser von Spandau  , die in weitem Halbkreis das Dorf umgeben, mahnen, daß auch diese» Idyll bald zerstört sein wird. Auf der Straße glitschen et» paar Kind« mit rotgefrorenen Backen, im Kramladen stehen Frauen, dt« sich wichtig mit den neuesten Erelgnisicn ouseinandersetzen. ganz weit entfernt pfeift ein Zug. In«inigen Stuben werden bereits die Petroleumlampen an. gezündet. Tiefwerd« schläft seinen Winterschlaf, der nur im Somm« unterbrochen wird, wenn sich die Havel   mit Paddelbooten bevölkert. Liegt da» Dorf dicht bei Berlin  ? Nein, es träumt irgend­wo in Ostpreußen   dahin._ die verschwunüene Sängerin. Roch immer keine Aufklärung des geheimnisvollen Falles. La« Verschwinden d« jugendlichen Sängerin der Staatsooer Frau Zinaida Jurj«w»tajo  . über das wir bereit» bertch- teten, gibt zu immer erneuten und widersprechenden Gerüchten Anlaß, die die seltsam« Affäre ungewöhnlich kvmpli. zieren. Frau I. hatte bekanntlich sehr schnell Karriere gemacht und erfreute sich sowohl al» Mensch wie als künsllerisch« PersönUchkett allgemeinen Interesse». Frau I. war, wie erinnerlich, auf ein Tele» gramm hw von Berlin   abgefahren. Ihre Schwest« bat sie in diesem Telegramm um schnellste» Kommen, da die Mutt« im Sterben läge. Diese» anoeblich au« Dorpat   kommend« Telegramm war ge. fälscht, und dazu noch sehr ungeschickt gefälscht war e» doch in Berlin   auiqegeben. Und ball» darauf kam bekonnllich die Nach- richt au» Andermatt   in der Schweiz  , daß die Sängerin. nachdem sie sich dort in einem Hotel einquartiert hatte, unmittelbar darauf«inen Spaziergang unternommen hatte, von dem st« nicht wieder zurückgekehrt war. Während man nach den ersten Meldungen über da» Bersckwinden der Sängerin gemäß den Informationen der Polizeibehörden einen Selbst» m o r d annahm, da auf der Höhe der Teufelsbrück« bei And ermatt ein leeres Morphiumsläfchchen sowie«in blutige» Rasiermesser neben dem Mantel der Sängerin gesunden wurden, beginnt dies« Bersion um einiges später unwahrscheinlick, zu werden. In ein. geweihten Kreisen wird jetzt di« Selb   st mordvermutung als Mystifikation abgelehnt. Es blieben daher nur die Möglichkeiten, daß entweder Frau I. einem Unglückssoll zum Opfer gefallen ist oder in Wirklichkett noch am Leben ist und ihre Flucht aus irgendwelchen persönlichen Gründen, die sich der Oessentlichteft entziehen, verschleiern will. Ganz skeptische Leute reden sogar von einem Bluff. Diese Erklärung erscheint bei dem melancholischen. keineswegs auf Sensation gerichteten Charakter der Künstlerin allerdings einigermaßen unwahrscheinlich. Es ist anzunehmen, daß die nächsten Tage«ine Klärung des überaus verworren liegenden Falles bringen werden. Im übrigen sind die Nachforschungen nach dem Lerbleiben der Derscbmundenen sowohl in der Umgebung von Andermatt   als auch in der Reuß selbst unermüdlich fortgesetzt worden. Nach den letzten Meldungen ist in den gewaltigen Eismassen der Schöllenenschlucht«in Fetzen von einem Kleid gefunden worden, der als der Sängerin gehörig erkannt worden fein soll. Tasche. Mantel und Mütze der Vermißten fand man an einem Baum hängen. Im HotelKrone*, w dem di« Sängerin ab- gestiegen mar. fand man in ihrem Koffer«inen größeren Geld- betrag. Weiterhin wird erzählt, daß di« Jursewskaso vor ihrem letzten Gong einen Brief an ihren Gatten schrieb. Dieser Brief, der in den Händen de» Herrn von Bremer   fein soll, wird höchstwahr» scheinlich die beste Austlärung der Angelegenheit geben können. E» bestätigt sich, daß Frau I. in letzt»? Zeit unter erheb» lichen seelischen Depression« n litt. Möglich, daß sie in einem Anfall geistiger Umnachtung Selbstmord verübt hat. Möglich auch, daß sie geistig gestört in der Andermatter Gegend herumirrt. Dag olles sind B ermittungen, die keinen Anhaltspunkt ergeben. Da» geheimnisvolle Dunkel, das über der Affäre liegt, ist nunmehr aber durch einen neuen Umstand vertieft worden. Der Gatte der vermißten Sängerin, Herr v. Bremer, ist nichtzurück- gekehrt. Bekanntlich sollte v. Bremer schon am Montag abend in Begleitung der Freundin der Jurewskasa. Frau Delta Rein­hardt. in Berlin   eintreffen. Nunmehr kommt in einem Tele- gramm aus Zürich   die Nachricht, daß v. Bremer vorerst noch nicht nach Berlin   kommen kann, sondernsobald«» ihm möglich* ist. Sollte evtl. Herr v. Bremer, der frühere zaristisch« Ossizier, der Schlüsiel zur ganzen Jurjewskaja-Assär« sein?
Fünfmal von Einbrecher« heimgesncht! In der vergangenen Nacht wurde di« Dttw« Franken, dl« in der Bergstraße ISZ zu Reukölln ein Pelzwarengeschöst betreibt. zum funftenmal von Einbrechern heimgesucht. Die un- oetonnten Verbrecher brachen mit Gewalt da» Schloß von der Keller- tür ab und stemmten zum fünftenmal«in Loch in di« Kellerdeck«, diesmal unmittelbar neben der alten Stelle. Sie erbeuteten Damen  » Pelzmäntel und Jacken im Gesamtwertvonetwa 1l) 000 Tt. Mitteilungen über da« Auftauchen der Sachen an die Kriminalpolizei des Polizeiamts Neukölln._ Ein Kind fahrlässig durch Morphium vergiftet.. Ein bedauerlicher Unglückefall, der de» Tod eine» dreisährigen Kindes zur Folg« hatte, fand vor dem erweiterte« Schössen- gertcht Lichtenberg sein gerichtliche» Nachspiel. Wegen fahr- lässiger Tötung hatte sich die SS Jahr« alt« Ehefrau Elfried« Böttcher zu verantworten. Am tz. Juli d. I. besucht« di« Schwägerin der Angeklagten mit ihrem dreisährigen Töchterchen Hildegard die Frau B. in ihrer Wofrnung in Weißens««. Frau Böttck-r ist seit Iabren leidenschaftlich» Morphinistin, di« sich selbst Einspritzungen beibringt. Auch an diesem Tag« hatte sie«ine solch« vorgenommen. Fohrlässigenvels« ließ sie nun in einer Tasse«inen Rest de» Morphl'-m» aus dem Küchentisch stehen, obne ihrer Schwägerin davon Mitteiluna äu machen. Das kleine Kind, da» Wasser trinken wollt«, ergriff vcr» Ishentsich die Tasse und trcnk daraus. Noch einigen Stunden bereits starb das Mädchen. Wie sich später herausstellte, statte dos in der Tasse zurückgebliebene Morphium den Tod des Kindes verursacht. Da» leichtsinnig« Verhalten der Frau Böttcher trug ihr«ine An» klag« wegen fahrlässiger Tötung ein. Da» Gericht verurteilte die
Angellagt« nach kurzer Beweisaufnahme zu drei Monat«» Gefängnis.__ Meder ein Raubüberfall. Auf dem Heimwege wurde geste-u abend gegen 10 Uhr eine Dome au« der Lefevresttaße überfallen und beraubt. An der Ecke der G:isenheimer und Laubacher Straße verstellten ihr zwei Männer von etwa 20 bis 2S Jahren den Weg. Ewer hielt ihr einen Gegenstand, den sie nicht genauer erkennen konnte, vorundbedrohteslemitErschießen. wenn sie um Hilfe riefe. Der andere entriß ihr die Handtasche mit 15 M.. und beide ergriffen dann die Flucht. Die Verfolgung wurde von Passanten aufgenommen und der eine der beiden Männer unter Mithilfe eines Polizeibeamten gestellt und festgenommen. Der zweit« ist leider mit der Handtasche entkommen.
vas Mostauer Schachturnier. Bogoljubow   erster, Dr. Lasker zweiter. Capablanca   dritter. Millionen von Freunden desköniglichen Spiels* w der ganzen Welt sind vier Wochen lang durch das jetzt beendete Moskauer   Schach- turnier in Atem gehalten worden. Nicht zuletzt in der deutschen  Arbeiterschaft ist die Zahl derer, die eine geistige Entspannung und Ablenkung von den Sorgen de» Alltage« in b«, Kombinationen auf den 64 Feldern des Schachbrette» suchen, immer größer. Ruß. land hat sich im letzten Jahrzehnt zu dem gelobcen Land de» Schach- spiel» entwickelt, da» von der Sowjetregierung. der Veranstalterin de» Moskauer Turnier», mit großen finanziellen Mitteln gefördert wurde. An dem Turnier haben etwa 20 Spieler aus der ganzen Welt teilgenommen, von denen allerdings etwa die Hälfte Russen waren. Bis auf zwei oder drei verhinderte Meister waren tatsächlich die besten Spieler aus allen Erdteilen versammelt. Leider gehörten zu diesen Verhinderten zwei Russen, die aus politischen Gründen den heimatlichen Boden nicht betreten dursten; das gilt«wmal für den m Riga   ansässigen N i e m z o w i t s ch und vor ollem für den in der Well herumirrenden A l>« ch i n. der sich in den letzten drei Iahren zu einem der ernsthastesten Anwärter auf den Weltmeister- titel entwickell hat. Das verringert in keiner Weise das Verdienst und den Ruhm de» Siegers Bogoljubow  , eines Russen in der Mitte der Dreißiger, der zu Deginn des Krieges zufällig anläßlich eines Turnier» in Süddeutschland   auf einen Zwangsaufenthalt im Schwarzwald   angewiesen war und während der ganzen Kriegszett mit anderen Berufs- und Landesgenossen interniert war und sich dabei durch theoretische Studien und praktische Hebung gewaltig verbesserte. Bogoljubow hat feinen mit Il-i Punkten Vorsprung ersochtenen Sieg wohl verdient.(Jede gewonnene Partie zählt «inen Punkt, jede unentschiedene«inen halben Punkt, eine verlorene Partie zählt null.) In dem außerordentlich anstrengenden Turnier. in dem� sogar der relativ schwächste Teilnehmer Aussichten hatte, di« Stärksten zu schlagen oder jedenfalls mit ihnenremis*(un­entschieden� zu machen, hat Bogoljubow von 20 Partien.13 ge- wonnen, fünf unentschieden gemacht und nur zwei verloren. Eine ganz großartige Leistung hat der deutsche Dr. Emma- »uel Lasker, der jahrzehntelang« Weltmeister und erst« Sieger des vorjährigen New Parker Turniers, vollbracht, der den zweiten Preis erlangt Hot. Man muß bedenken, daß Laster ein hoher Fünfziger ist, der im Gegensatz zu den meisten Schachmeistern das Spiel seit langem nicht mehr durch ständiges Trainieren al» Hauptberuf betreibt, sondern seine geistigen Kräfte mehr aus philosophischem und mctthenmiiscbem Gebiet« entfallet. Daß er trotz seine, Alter» die nötige Clastizstät und Ausdauer zeigte, um die ungeheure Belastungsprobe eines der- artig schweren Turniers so erfolgreich zu bestehen, ist ein Wunder. da» er seiner Cnerpie und vor allem seiner noch unverminderten Genialllät auf dem Gebiet« de» Schachs verdankt. Bis gegen Mitte des Turnier» sah er sogar wie der wahrscheinlich« Sieger aus. Da übersah er eines Tage« am Schluß einer fast gewonnenen Parti« gegen den Zljästrigen Mexikaner Torr« eine Falle und vensnr. Wie es scheint, drückt« diese« Mißgeschick auf seine Kampfesstimmung, denn er verlor gleich danach gegen einen der schwächeren Russen, Löwenfisch, und machte gegen andere nur remis. Zuletzt raffte er sich wieder auf. und auch Bogoljubow tonnte ihn nicht besiegen. Den drllten Platz, einen halben Punkt hinter Lasker  , hat der gegenwärtige Inhaber des Wellmeistertitcls, der Kubaner Caps- b l a n c a, erzielt. Dieser hat sehr mäßig angefangen, und erst gegen Mitte des Turniers kam er wieder auf. Gegen Lasker  , mit dem er schon in der ersten Runde spielte, machte er unentschieden, dagegen ist er einer der wenigen gewesen. He Boaoliub-w schlafen tonnten. Capablanca   hat sich durch seinen Hochmut die Sympathien der europäisch«, Schochwell zum Teil verscherzt. Da» soll nicht hin- der», die schöne Leistung rückhaltlos anzuerkennen, die er durch sein regelmäßige« Spiel, besonders in der zweiten Turnierhälfts. vollbracht hat. Di« folgenden Preisträger, der Amerikaner Marshall, der Mexikoner T o r r e und der bisher unbekannte Russe Roma« n o w s k i stehen an Können nicht weit hinter den ersten zurück. Das gilt auch für die meisten anderen Teilnehmer. Der einzig« deutsche Teil­nehmer außer Dr. Lasker, der junge, aus der Arbeiterschaft und dem Arbeiterschachbund hervorgegangene S o e m i s ch, hat mäßig abge» schnitten und als vorletzter geendet, im Gegensatz z» seinem zweiten Platz auf dem glekchsolls sehr stark besetzten Baden-Badener   Turnier des Frühjahrs 1925. Er scheint sich vorzeitig durch zwar einträgliche. aber körperlich und geistig verheerende.Blind'.Vorstellungeu ver- ausgabt zu haben. Spielt bei einem solchen Turnier der Zufall auch eine Roll«. wie der Fall Lasker-Torr« bewetst. so muß man seine Ergebnisse anerkennen, wie sie eben sind. Indessen können sie für die respektive Stärke der ersten drei bis fünf Preisträger keinen endgültigen Maß- stab bilden. Deshalb wäre es zu wünschen, wenn sich die Mittel aufbringen ließen, um.k B. ein Vierorturnier zu verfnttHtsn.<in dem Bogoljubow, Lasker  , Capablanca   und Alechin teilnehmen wurden, wobei ein jeder je zweimal gegen feine drei Gegner zu spielen hätte. Dann erst käme man oiHleickt den, Rätsel näher, das Hundertwusende»nd Millionen von Schachfreunden bewegt wer wirtlich der genialste Schachspieler unserer Zeit ssi. Am Dienstag fand die 21. und letzte Runde des Turniers statt, In der Capablanca   spielfrei war, Boqollubow gegen Romanowski remis macht«, ebenso Lasker   gegen Gothilf. Selbst wenn Logoljubom verloren hätte, wäre ihm der erst« Preis gesichert gewesen: ebenso tonnt« Laster den zweiten Preis nicht mehr verlieren, doch hätte er ihn mit Capablanca   teilen müssen, falls er in seiner letzten Rartie unterlegen wäre. Ts begnügten sich sowohl Dogoljuböw wie Lasker  durch vorsichtiges Spiel mit einemremis*. Das Endresultat lautet: 1. Bogoljubow 15>1(13 ge- wonnen, 5 remis, 2 verloren). 2. Dr. L a s k e r 14(10 gewonnen. 8 remis, 2 verloren). 3. Capablanca 13�(9 gewonnen. 0 remis, 2 verloren). 4. Marshall 12%(10 gewonnen, 5 remis, 8 verloren). 8. und fl. Tartatower und T o r r e 12. 7. und 8. Reit und Romanowski 11%. y. Grünfeld 11. 10. und 11. Bogatyrschek und Genewsti. usw. Explosiva«ine» Elekkriziiälswerkes ln Kapstadt. Nach einer Meldung ou» Kapstadt   ist dos große Elektrizitätswerk von Victoria- Holl in die Luft geflogen. lNenschen- opser sind nicht zu beklagen. Der Schaden beläuft sich aus etwa 50 000 Pfund Sterling. Durch die Explosion sind alle Gold- gruben stillgelegt. Tausend« von Arvellern werden arbeitslos.
Sroß-Serliner parteinachrichten. IM.«it.«ewtSeitd-rf.vlt. Srat» Mmso». aentfu»Uhr»»»»«»0«,««fttonm, wSIdchm. Stifltawlz. IM,«MtUansiMtfemmluit«. ittiymcnx- Mtttwech. tat 9. 9ti*miec, gaieiad«» tat Sfataer.