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Ihm

find. Benterft muß folgendes werden: Es fehlt der Jung| starben 31 eines unnatürlichen Todes, 17 eines natürlichen Lodes. deutsche Orden des Herrn Mahraun. Dieser wider. An Krantheit verstorben: 1922 82, 1923 33, 1924 22, 1925 17 Heeresangehörige. Todesfälle im ganzen: borftige Mann hat sich wohl nicht so einstellen wollen, wie 1922 76, 1923 48, 1924 49, 1925 48. Todesfälle in heer man von ihm verlangt hat, deshalb wahrscheinlich auch die und Marine: 1922 320: 76, 1923 336: 48, 1924 313: 49, Heze gegen ihn vor mehreren Wochen. Man wollte ihn un- 1925 396: 48, also prozentual in der Marine weniger als schädlich machen. Wie weit das gelungen ist, bleibt abzuim eer; insbesondere gilt das von Gelbstmorden! warten. Ein ,, 2llgemeiner Nachrichtendienst" hat die Material- Genosse Moses   regt an, das Problem der Selbstmorde in befchaffung und verarbeitung gegen besonders aufs Korn Heer und Marine gemeinschaftlich mit dem parlamentarischen zu nehmende Opfer zu besorgen. Bon hier aus wurde die Beirat zu erörtern. Es müssen Mittel und Wege geschaffen werden, Breßheze gegen Wirth, Ebert, Rathenau ufw. eingeleitet und um die Zahl der Selbstmorde herabzusetzen. burchgeführt. Weiter fei bemerkt, daß wir aus dem Organi- fchulen angeführt find in Flensburg  - Mürnid und in Kiel  . Genosse Künstler weist darauf hin, daß im Etat zwei Marine fationsplan zwei Namen ausgemerzt haben. Die von der sei bekannt geworden, daß auch in Potsdam   sich eine Marine­Sentrale rechts laufende Linie führt von der Spige der Orga- chule befinde. Er frage an, aus welchen Mitteln diese finanziert nisation zu einer in hohem Maße bedeutsamen Stelle; die?? werde. Die Antwort lautete, daß es in Potsdam   eine Matrosen­find uns bekannte höhere Offiziere. Von dieser schule Deutschland   gebe. Die Marine habe mit ihr nichts zu tun. Stelle aus wurde die Verbindung mit der Schwar- Auf Anregung des Genossen Hünlich soll die Frage, ob der zen Reichswehr   unterhalten. Bielleicht gelingt es dem oberste Leiter des Marineunterrichtswesens nicht im Ministerium Reichstagsausschuß zur Untersuchung der Fememorde, den selbst fizen müsse, noch einmal nachgeprüft werden. einen oder anderen dieser Schleich wege aufzudecken. Bezüglich des Beschaffungswesens forderte der Ausschußz ganz flare Richtlinien, die Konfortien aus ehemaligen Offizieren, wie fie der Abgeordnete Erfing( 3.) neulich erwähnt hatte, bei Lieferung an Heer und Marine auszuschließen. Der Wehrminister sagte grund fählich zu, daß Zwischenvermittler ausgeschaltet werden. Bei den fortdauernden Ausgaben wurden nach Ab­lehnung weitergehender fommunistischer Forderungen Anträge von Stüdlen und Genossen angenommen, die Abstriche von millionen Mark porsehen.

Der Plan bedarf im übrigen weiterer Erläuterungen nicht. Er zeigt klar und deutlich, daß nicht zu unterschätzende Kräfte am Werte sind, das zu zerstören, was seit dem Bu­sammenbruch im November 1918 mühsam aufgebaut worden ist: die demokratische Republik  . Das ist Grund genug für alle Republikaner, auf dem Posten zu sein, damit neue Butsch­persuche ebenso scheitern, wie die staatsverräterischen Unter­nehmungen der Herren Kapp, Ludendorff und Hitler  .

Das Duellgesetz. Bedenken des Reichspräsidenten  . Nachdem der Beschluß des Reichstags, Duellvergehen von Offizieren mit Dienstentlassung zu bestrafen, auch vom Reichs­rat gebilligt worden ist, fällt dem Reichspräsidenten nach Art. 70 der Reichsverfassung die Pflicht zu, dieses verfassungs­mäßig zustande gekommene Gefet binnen Monatsfrist im Reichsgefegblatt zu verkünden, es sei denn, daß er von seinem Recht aus Art. 73 Gebrauch machen sollte, das Gesetz zum Bolfsentscheid zu bringen. Nun verlautet, daß der Reichspräsident Bedenken trägt, das Duell­gefeß zu verkünden, weil es ein Ausnahmegesetz gegen die Offiziere darstelle. Dieser Einwand ist auch im Reichstag er hoben, von den Sozialdemofraten aber entfräftet worden durch Erklärung ihrer Bereitwilligkeit, das Gesetz auf alle Beamten auszudehnen. Der Reichsjustizminister hat jedoch einem Antrag zur Verwirklichung dieses Gedankens wider sprochen mit dem Hinweis auf die Notwendigkeit, die Materie bei der Neugestaltung des Strafrechts zu regeln. Die Absicht, das Duellgesetz zum Boltsentscheid zu bringen, besteht wohl nirgends. Dagegen besteht, wie wir hören, im Reichstag Geneigtheit, den Bedenten des Reichspräsidenten  dadurch entgegenzukommen, daß entsprechend Art. 72 auf Verlangen eines Drittels des Hauses die Verfündung des Ge­fezes für zwei Monate ausgesetzt wird. In der Zwischenzeit soll ein Gesetz erledigt werden, das auch für Beamte bei Duellvergehen die Strafe der Dienstentlassung ausspricht. Der Reichspräsident wird dann dieses Gesez verkünden müssen, falls er nicht, was wohl unwahrscheinlich ist, es vorzieht, die Entscheidung des Bolles anzurufen.

Die Selbstmorde in der Marine. Abftriche im Marineetat.

In der gestrigen Einzelberatung des Marineetats fam Genoffe Dr. Moses zuerst auf die Selbstmorde in der Marine zu fprechen Es liegen folgende Zahlen vor:

Selbstmorde in der Marine: 1922 12. 1923 8, 1924 13, 1925 14( 6 erschaffen, 6 erhängt!!). Selbstmord Derjude: 1922 5, 1923 5, 1924 7, 1925 15!( 6 wollten sich erschießen!) Tödliche Unglüdsfälle: 1922 32( darunter 12 ertrunken infolge Untergang Dampfer Antrag und 10 Havarie Torpedoboot Sx  ), 1923 7, 1924 14, 1925 17( 12 ertrunten, 1 von einem Polizisten nach furzem Streit erschossen). Im Jahre 1925

Neue Musik.

Konzertumschau von Kurt Singer  .

Bor uns liegt ein Jahrbuch der Universal Edition, betitelt: 25 Jahre neue Musit". Es ist hochinteressant, in diesem Bande zu blättern und das Wort neu" durch dieses Vierteljahr hundert hindurch zu verfolgen. Was 1901 bis 1910 dem damaligen Hörer unerhört schien, ist heute fast rückständig geworden; aber mit Riesenschritten geht die musikalische Herausgebertätigkeit in den legten 10 Jahren vorwärts. Kein namhafter junger Komponist, der nicht durch dieses großtapitalistische Unternehmen der Universal­Edition gefördert, dessen Ruhm nicht durch eine Riefenpropaganda in der Welt verbreitet, dessen Atem allerdings auch durch den Dauer­vertrag nicht zu gleicher Beit eingeengt wurde. Das sind die großen Verdienste der Universal Edition  , wobei Verdienst sich wohl noch stärker für die Gesellschaft als für ihre künstlerischen Autoren ver steht. Das soll das Ausmaß einer wirklich umfassenden und sehr weithlidenden Leistung nicht einschränken. So lange es nicht einem Staat möglich ist, die wertvollen Kräfte des schöpferischen Schrift stellerhums und Musikantentums in seinen eigenen Verlag zu neh­men, so lange also ein Staat nicht in der Lage ist, Kulturpolitit auf große Sicht zu treiben, so lange müssen Häuser wie die Universal Edition  , deren Wirkungsfreis sich von Wien   aus über Leipzig   nach New York   zieht, gerade im Interesse der produktiven Künstler ge­priesen werden. Es gehört auch Mut dazu, diese Pionierarbeit zu leisten. Das Geld allein macht es nicht, der Wille und der Geist, vor allem der Glaube an das Fruchtbare moderner mujitalischer Leistung müssen dauernder Antrieb in dieser Art von fünstlerischem Geschäft sein. Daß dieser Verlag fich von Einseitigkeit fernhielt, Brudner und Mahler und Reger ebenso liebevoll editierte mie Schönberg, Schrefer, Krenet, daß er durch die bei ihm erscheinenden Zeitschriften versucht, ein großes Bublifum für sich und seine Schütz­linge zu intereffieren, ist ebenfalls wieder praktisch wie propagan­distisch zu loben. Geschäftsflugheit und künstlerischer Plan deden fich hier vollkommen In dem Jahrbuch, das eine Fülle von An­regungen enthält, stehen 25 Auffäße befannter Musikschriftsteller über die vielfe tigen Themen In 25 Jahren werden wir wieder tommen( falls wir leben) und kontrollieren, was hielt, mas zerbrach. Nicht alles, was sich wild gebärdet, ist schon moderne Kunst. Nicht jeder Most wird ein guter Wein. Herbert Lichten stein tritt mit einem Programm vor uns, das fast nur eigene Kompositionen enthält. Er spielt sie am Klavier selbst, mit lech nischer Unbeholfenheit, die durch die geigerische Mattheit Kurt Fischers nicht gehoben wird. In einer Sonate für Geige und Klavier tobt sich zwar ein sehr rührfames Temperament aus, das in Mißtönigkeiten schwelgt, große Partien laufen aber vollkommen leer, und das Figurenwert der Geige, die Gleichgültigkeit der Difs tion überschatten eine motivische Grundeinstellung. In anderen Kompofitionen zeigt Lichtenstein eigentlich weniger den inneren Trieb zur Atonalität und zur Flucht vor der festen Formi, als einen ihm vielleicht selbst unbewußten Hang zu Bach und zum roman­tischen Gefühl. Es ist zu fürchten, daß der begabte junge Mann feinen eigenen Kopf nicht finden wird, wenn er jein Gehirn weiter mit der Leftüre und dem Studium zeitgemäßer Mufit anfüllt und

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Bei den Einmaligen Ausgaben", bei denen die ersten Teilbeträge für den Bau neuer Schiffe( 2 Kleine Kreuzer, 6 Große Torpedoboote, 1 Kleines Torpedoboot) angefordert werden, lagen Anträge Kuhnt und Genossen vor, durch die Streichungen im Betrage von 52% Millionen vorgenommen werden sollten. Gegen die sozialdemokratischen und kommunistischen Stimmen wurden diese Anträge durch die Einheitsfront der türgerlichen Parteien abge lehnt. Bei den sonstigen einmaligen Ausgaben"( Artilleriever waltung, Torpedo- und Minenwesen) gelang es Streichungen von 3,3 millionen durchzufezen. indeffen,

Heute will der neue Finanzminister Rain hold in Er gänzung seiner Plenarrede eine zweite Etatsrede vor dem Haus­haltsausschuß halten. Es geht ihm wie dem Goetheschen Zauber­lehrling. Die Geifter, die er rief, wird er nicht mehr los. Nun wird er wohl Donnerstag dem Haushaltsausschuß zurufen: Landgraf werde hart.

Landtag und Innenministerium.

Eine Rede Severings.

Im Hauptausschuß des Landtags begann am Mittwoch die Be. ratung des Haushalts des preußischen Innenministeriums. Minister Severing warnte vor Abstrichen bei dem Polizeietat. Gerade bei der Polizei dürfe nicht gespart werden, wenn man nicht die Be­weglichkeit und die Schlagkraft des Polizeiapparats schädigen wolle. zur Frage der Verwaltungsreform tönne jederzeit dem Landtag eine Vorlage zugehen, die zunächst einmal eine Reihe leistungsschwacher Kreise zusammenlegen müsse. Das jei auch ein Weg zur Erzielung von Ersparnissen. Leider sei dieser Plan der Zusammenlegung auf heftigen Widerstand gestoßen, ebenso die Vereinfachung, die er in der großen Verwaltungsreform als not wendig betrachte. Unter diesen Umständen bleibe fein anderer Aus­weg als Erteilung einer Bollmacht an den Winister zur Schaffung einer Verwaltungsreform. Die Wahlrechtsreform sei Sache des Reichstags. Der Beschluß des Landtags über die Verein. heitlichung der preußischen Stimmabgabe im Reichsrat sei für die Staatsregierung nicht annehmbar. Bei den Feme  mordprozessen, durch die jetzt der Beweis für die Richtigkeit der Haltung des preußischen Innenminifteriums geliefert werde, habe Breußen das größte Interesse an voller Deffentlichkeit. Ohne den Widerstand des preußischen Innenminifteriums wäre es im Jahre das zeige fich jetzt ganz deuflich zu einer unabsehbazen Katastrophe gelommen; denn die Kreise der Fememörder hätten eine Umwandlung des passiven Widerstandes in einen aftiven betrieben. Die Geheimorganisationen hätten für eine solche attive Erhebung nur sehr zweifelhaften Wert gehabt: bei ihnen habe es sich haupt fächlich um Formationen für den Bürgerkrieg gehandelt. Am Schluß rechtfertigte der Minister seine Personalpolitik, wobei er betonte, daß fein Beamter wegen feiner Gesinnung gemaßregelt werde, folange der betreffende Beamte sich in seiner amtlichen Tätigkeit die gebotene Zurüdhaltung auferlege. Wo diese Zurückhaltung fehle, fönne es teine Schonung geben.

1923

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belastet. Ehrlichkeit vor allen Dingen ist am Blaze, und es ist schon beffer, ein offener Berehrer der Antiquierten zu sein, als ein falscher Prophet des modernen Umsturzes.

Daß die alte, durch den Kitt eines Jahrhunderts gefestigte Musit in Berlin   immer noch stärfer zieht, bewiefen die Konzerte von Erb- Joogün und von Prihoda. Prihoda wartet sogar mit einer eigenen Komposition auf, einer elegischen Romanze, die aller dings in der Breittretung eines nicht einmal sehr vornehmen Motivs ganz und gar das artistische Element betont, ebenso wie die in dem gleichen Verlag von Fürstner erschienene Caprice. Derartige Mo­notonien und Gleichgültigkeiten werden unter der Hand Prihodas immer noch zu virtuosen Höchstleistungen. Es bezeichnet die tech­nische Vollendung dieses Mannes, daß er auch aus einem Nichts noch so viel zu machen imftande ist. Er ist der Paganini   unserer Tage. Er trat niemals vor uns mit dem Anspruch, ein gedanken­poller und empfindungstiefer Musiker zu sein. Daher hat er den größeren Erfolg wie Heifetz  , an dessen tiefe musitantische Beran lagung wir immer glaubten und der trotz eines halben Mißerfolges in Berlin   einmal wieder als der vollendetste aller Geiger zurüd lehren wird. Mozarts Türkischer Marsch" ist von Prihodas Be­fegren wird. Mozarts Türtischer Marfch" ist von Brihodas Be­gleiter Cerné bearbeitet worden. Worin diese Bearbeitung eigentlich besteht, ist mir nach dem Studium des Klavierauszuges nicht tlar geworden. Schleißlich bedeutet das Spielen einer Melodie in lageolettönen, oder das virtuose Emporreden einer Spiccato­Phrase in die höchsten Oktaven noch feine Bearbeitungsleistung. Frau Inogün ist für Berlin  , mas fie für München   war, eine ein­gige große Köstlichkeit der Gesangskultur und des musikalischen Ausdrucksvermögens. Wenn sie in der Singakademie fingt, so ist für die Zartheit ihres Organs auch nichts zu fürchten. Besondere Freude, ihren Gatten Erb mieber in befter tenoraler Stimmver faffung zu treffen, gerade so geschmackvoll und vornehm wie seine Frau und wie der Teufelsbegleiter Raucheisen. Auch Heinrich Schlusnus   ist ein Liebling des Bublifums. Die schönste aller deutschen   Baritonstimmen flingt wohlig durch den großen Soal der Philharmonie. Nicht ein einziger Ton, der falsch fäße, feine fleinste Bhrase, die nicht auf dem richtigen Atem dahinflänge. Eine Kan tilene wie die Arie aus Don Pasquale  " fingt ihm faum einer fo glatt, so poll, so weich nach. Dennoch, dennoch: ein Dämon ift er nicht, ein Jagow ist er nicht, fein Mann des subtilften Ausbalan­zierens von Wirkungen, fein darstellender Geist, faum ein großes Temperament. Die Schönheit der Stimme schlägt alle diese Be­denken nieder.

Der halbe Beethoven- Saal ist gefüllt von Russen: Nicolai Orloff, der Landsmann, spielt. Troh seiner Jugend steht er in der ersten Reihe der prominenten Pianisten. Sein Beethovenspiel mag noch den enttäuschen, der größere Plastik gewohnt ist. Chopin  liegt seiner Ratur so sehr, daß selbst ein gelegentliches Herausstechen von Noten aus den Taften nicht mehr stört. Eine innere Besessen heit treibt diesen Musiker in seinem Spiel, das duftig und ge schmeidig bleibt, und in der Technit der Griffe und Passagen eine selbstverständliche Sicherheit sowie eine eleganteste Linie offenbart. Von dieser überlegenen Art des Klavierspiels ist Giorgia Mul. finger noch weit entfernt. Der Rafferunterschied wird ellatant. Ein kühler Amerikaner sigt am Flügel und spielt mit zugefnöpfter Beste Scarlatti  , Rameau  , Dandrieu  . Das ist alles sehr forrett, gradlinig genau, entbehrt aber der finnlichen Romponente und der

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Eine Sparaktion.

Zentralifierung und Normierung des Reichsbedarfs. Der Sparausschuß und der Haushaltsausschuß des Reichstags haben folgende Entschließung der Abgg. Dr.- Ing. Bieland, Stüdlen, Erfing, Schmidt( Stettin  ), Steinkopf, Dr. Cremer, Dr. Quaaz und Hünlich angenommen:

Der Reichstag wolle beschließen, die Reichsregierung zu er fuchen, alshald in eine Erwägung darüber einzutreten, wie die Beschaffung des gesamten Reichsbedarfs behufs Er­zielung möglichst großer Ersparnisse zentral eingerichtet und die zu vergebenden Gegenstände tunlichst normalisiert werden können.

Es ist zu begrüßen, daß sich endlich auch die bürgerlichen Barteien zu der Einsicht bekehrt haben, daß die bisherige Art und Weise der Beschaffung des Reichsbedarfs nicht mehr so meiter gehen fann. Die Sozialdemokraten hatten dies feit langem erkannt und Jahr für Jahr die Unmöglichkeit der Aufrechterhaltung des bisherigen Systems gepredigt. Sie fanden jedoch kein Gehör. Denn es ist klar, daß ein zentral geregeltes Beschaffungswesen die Brofitinteressen des Großkapitals ganz empfindlich treffen muß. Der Zweck dieser neuen Regelung ist die her absetzung der Preise, also die beste Preissenfungsaktion, und die Durchbrechung der Macht der Kartelle und Trusts.

Der unmittelbare Anlaß zu diesem Stellungswechsel der bürgerlichen Parteien war eine fleine, aber doch sehr inter­effante Angelegenheit. Das Reichswehrministerium, das unter einem Minister die beiden Ressorts Heer und Marine vereinigt, hatte im Etat 1926 u. a. große Mittel für die Beschaffung von Schränken für die Soldaten und Matrofen angefordert. Bei näherer Nach prüfung zeigte es sich, daß die Heeresleitung jeden Schrank mit 140 mart angesetzt hatte, während die Marineleitung für jeden Schrank nur 90 Mart benötigte.

Um die Berginvalidenpenfionen.

Die Anträge der Sozialdemokraten.

Der Soziale Ausschuß des Reichstages hat in feiner Mittwoch fizung den von der Sozialdemokratischen Fraktion eingebrachten, von Janschet begründeten Antrag auf her abjegung des Lebensalters von 65 auf 60 Jahre zur Bezugsberechtigung der Berginvalidenpension abgelehnt. Dagegen hatte. fich außer den Regierungsvertretern auch das Zentrum gewandt. Ueber die Berechnung der Berginwalidenpension lagen neue Vorschläge vor, ohne daß sie von einer der Regierungsparteien als Antrag aufgenommen wurden. Diese Vorschläge bedeuten eine herabseßung der gegenwärtig geltenden Pensionsbeträge u m Janschet und Beder, empfahlen dafür ihren Antrag, der das Hiergegen wandten fich die Genossen Bestehende nicht antastet. Für die schlechter entlohnten Arbeits­gruppen ist eine Herabsetzung der Bension auch nach dem Antrag ber Sozialdemokraten gegeben. Dieser Weg ist nicht zu vermeiden, nachdem statt der einen Klaffe jetzt fieben Lohntiaffen eingesetzt find. Ein Unterausschuß soll diese Streitfrage zunächst durcharbeiten.

rund 25 Prozent.

Die fozialdemokratische Reichstagsfraktion hat den Antrag eingebracht. die Reichsregierung zu ersuchen, Anweisung zu geben, bag die nach dem Anleiheablösungsgefeß bedürftigen Alt­befizer in den Fällen, in denen der Anspruch unbeftritten iſt, für die Zeit ab 1. Januar 1926 fofort, in den Fällen, in denen noch Nachweise zu erbringen find, durch beschleunigte Behandlung alsbald ausgezahlt wird.

Der Reichstag beabsichtigt, in der nächsten Woche feine Boufizungen abzuhalten, sondern die Tage von Montag, den 22., bis Sonnabend, den 27. februar, sigungsfrei au laffen, um den Ausschüssen Gelegenheit zu geben, mit ihren Arbeiten raicher vorwärts zu kommen. Man rechnet in parlamentarischen Kreisen damit, daß der Reichshaushaltsplan für 1926 zum gefeß­mäßigen Termin, alfo bis zum 31. März. erledigt wird.

persönlichen Färbung. Von seinem Meister und Lehrer Sauer scheint er wohl Griff- und Fingertechnik, nicht aber Wärme und Lieblichkeit im Musizieren gelernt zu haben. Dorel Handmann verblüfft bei seiner Jugend durch die temperamentvolle Beste und außerordentliche Tüchtigkeit in moderner Klaviertechnik. Berfe von Bartod und Debussy   sind bei ihm gut aufgehoben, weil er für die Rhythmik und die Färbung dieser Mufit eine innere Empfin dung oder Ahnung hat. Mit seiner großen Begabung forrespondiert seine große Bescheidenheit. Der Weg für diesen Künstler ist frei, so­bald er förperlich die Kraft hat, in noch höherem Maße packend zu gestalten.

Bilma Möndeberg erzählte für die Boltsbühnenmitglieder im Rittersaal der Kroll- Oper Gespenster, Liebes- und Schwantge= schichten. Der Saal war nur durch einen großen Kerzenleuchter erhellt, ber, filbern, auf einem dunkelverhangenen Tisch neben einer Schale herrlicher Tulpen stand. Auf einem unwahrscheinlich großen goldenen Gefsel faß, nein bewegte sich, phantastisch angezogen, die Künstlerin. Sie sprach, bildete und malte mit der Stimme, den Händen, mit der Bewegung des ganzen Körpers Legenden und Märchen aus aller Welt. Es war bedauerlich, daß viele Bläge leer waren. Der Saal hätte überfüllt sein müssen, denn dieser im tiefsten Sinne heitere Abend war eine der besten der diesjährigen Sonderver­anstaltungen der Boltsbühne, die leider alle zu wenig besucht wurden.

gewe.

Ein neues amerikanisches Polarexpeditionsprojekt. Die Leute nants Ogden   und Wade, die bereits an einem Rundfluge um die Welt teilgenommen haben, beabsichtigen, im Sommer von Point Barrow aus eine Luftexpedition nach dem Nordpol   zu unternehmen. Ogden   ist bereits aus dem Militärdienst ausgeschieden; Wade hat fein Abschiedsgesuch eingereicht. Die Studierenden verschiedener Universitäten wollen das für die Durchführung der Expedition er forderliche Geld aufbringen. Die Expedition foll mit fünf Flug­zeugen ausgestattet werden, ihr wollen sich verschiedene andere Flieger anschließen.

Spielplanänderung. Sm Renaissance Theater wurde die Ur­aufführung der Nachtvorstellung Laterna magica auf Freitag 10%, Uhr verlegt. Die Karten behalten ihre Gültigkeit.

Die Schmid beur- Feier des Verbandes Deutscher Erzähler Sonntag Borm. 12 lor, in der Komödie wird Erich Msie mit einer Würdigung des Dichters einleiten. Friedrich ta hyler liest Legenden und Gedichte.

Vorträge. Am Sonnabend 7, Ubr spricht im Festsaal der Breußischen Alademie der Wissenschaften, Unter den Linden 38, Professor Abert über andel und die Oper. Starten beim Björtner.

Yvette Guilbert   wird mit Rüdsicht auf ihre Filmverpflichtungen noch einige Wochen in Berlin   bleiben und fich voraussichtlich Anfang März mit zwei Abenden vom Berliner   Publikum verabschieden.

Der Mainzer Dom  , der zurzeit renoviert wird, ift gefchloffen worden wegen der Gefahren, die bei der Fundamentierung entit chen tönnen.

Die Sfintbombe im Theater. Bei der Dienstagaufführung von Sud maiers Lustspiel Der fröhliche Weinberg in Frankfurt   a. M. murde furz nach Beginn des zweiten Aftes von einer Barlettloge aus eine Stint bombe geworfen, die aus einer gewöhnlichen Flasche mit Kocipfropfen bestand. Nach furzer Unterbrechung lonnte die Borstellung fortgesetzt werden.