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Sonntag 7. März 1926

Aus der Film- Welt

Die Filme der Woche.

Ein neuer Harold- Lloyd- Film. ( Ufa- Palast am 300: Mädchenschen".)

Mit dem Namen Harold Lloyd ift für die deutschen   Filmbefucher die Vorstellung des spezifisch Amerikanischen verbunden. Bon seinem Wolfnfragerfilm her haben wir die Ideenverbindung des über alle Hindernisse Dahinrasens, des ungeftümften Tempos und des ziel ficheren Endspurts. Deshalb mußte der neue Film zunächst etwas enttäuschen, denn er beginnt sehr behaglich und breit als Joylle in einer Kleinstadt. Harold Lloyd ist dort in dem Modemagazin als Schneider und Verkäufer tätig. Eine fabelhafte Mädchenscheu be herrscht ihn bis zu dem Grade, daß er im Umgang mit Mädchen fogar die Sprache verliert und ins Stottern gerät, bis fein Meister die Pfeife anstimmt und ihn wieder in Gang segt. Insgeheim aber schreibt er die Memoiren eines Mädchenverführers. Die netten Abenteuer, die fich aus seinem Gang zum Verleger mit einem hübschen Mädchen im Zug und sonstwo entwidein, und ein sentimen­tales Intermezzo find mit einer Fülle hübscher Filmeinfälle gefpidt. Aber erst zum Schluß tommt der echte Harold Lloyd( obwohl uns auch der Film im ersten Teil recht gut gefallen hat), wenn er, endlich zur Liebe reif geworden, das große Steeplechase unternimmt, um das geliebte Mädchen noch rechtzeitig aus den Mauen des mit ihr bereits aufgebotenen Bigamisten zu befreien. Jetzt setzt der echte Harold- Lloyd- Rhythmus ein, jest werden alle Bertehrsmittel, Auto­mobile, Motorräder, elektrische Straßenbahn, zum Schluß Pferde gespann und Reitpferd in Bewegung gefeßt. Bon einem gehts zum andern über. Die wilbe Jagb ftürzt fich burch die Straßen, über alle Hemmnisse hinweg, und er erreicht sein Ziel. Im legten Augen­tlid trifft er ein und jagt mit der geraubten Braut davon.

Die Ufa wollte der Premiere einen besonders feftlichen Rahmen geben. Und in der Lat   war die Jazzouverture Erno Rapées voll ausgelassener Luftigkeit und burlester Rarnevalsftimmung. Dann wurde das Tanzforps zu einer Art Bühnenschau aufgeboten, in der wieder der Jazz den Ton angab: Jazz im Orient, in Spanien   und und im wilden Westen. Dazwischen fang eine anmutige Sängerin mit noch nicht zureichenden Stimmitteln ein paar neue Schlager. In der Revue zeichnete sich ein Niggertänzer besonders aus. Aber das garze Aufgebot verpuffte, abgesehen von der schmiffigen Brillanz des Orchesters. Die Ufa hat es sich in den Kopf gefeßt, die ameri­fanische Methode, Film und Barieté zu mischen, auch bei uns ein. zubürgern. Aber die Masse allein tuts doch nicht, und der echte Filmliebhaber hat den ganzen Rummel überhaupt nicht nötig. D.

-Amerikanische   Seele und Sensation."

Die Schauburg verhaff zwei Amerikanern zur Urauf führung. Im Film Seine zweite Frau" fab man die auch bei uns befannten und beliebten Schauspieler Jane Rovat als fühle Nordländerin, Juliane Johnston   als schöne Ruffin mit Vergangenheit und Warmid Ward als begehrenswerten Mann, der unglücklicherweise zwischen den beiden Frauen steht. Er will vorerst die Engländerin heiraten, wählt dann aber die Nussin, die am Hochzeitstage Selbstmord begeht, da ihre Vorgängerin, wenn auch ungewollt, die dunkle Vergangenheit zur Kenntnis des Bräutigams bringt. Der will die Verstorbene rächen an der talten Engländerin. Sie soll ihn um Liebe betteln, aber er tut das Gleiche, und die ang beiden werden ein glückliches Paar. Der Regisseur Graham Cutts  legte seinen Darstellern allergrößte Zurückhaltung auf. So wollte er wohl den seelischen Inhalt des Bühnenstüdes erfaffen, das in sehr freier Bearbeitung zu einem Filmmanuskript wurde. Wenn das aber hätte gelingen sollen, hätte man den Konflikten nicht so aus dem Wege gehen dürfen. Filmisch ist manches gut, namentlich durch die rein bildlichen Hinweise auf die Hauptereignisse, anderes ift überholt, zum Beispiel die übertrieben vielen sich gleichbleibenden Tanzszenen im Nachtlokal, und etliches ist, wenn man sich der un­glüdlich photographierten Rafen und sichtbar angeflebten Bärte erinnert, mißglückt. Auch verstehen es die Amerikaner nie, die engli­sche Aristokratie darzustellen. Denn trotz des demokratischen Zuges, der durch das ganze Engländertum geht und des Selbstbewußtseins des Einzelwesens sind die vornehmen Engländer und nicht nur die festgefrorene Form. Niemals würde eine Dame aus dem Fenster guden, um sich mit einem Herrn, so, daß es die ganze Nach barschaft hört, über die Liebe zu unterhalten. Zudem wird auch ein franzöfifcher Offizier sich nicht von einer Dame feine Sachen nach­tragen lassen.

Bon ganz anderem Schlage tft Der weiße Reiter vom Colorado. Das ist ein regelrechtes Wildweststüd. Vollgepfropft mit Erleben, Spannung, andauernd losgehenden und nie treffenden Revolvern. Selbst scheinbar Tote werden wieber lebendig, fag', Liebchen, was willst du noch mehr? Und wer ist denn dieser weiße Reiter? Nun, ein pfiffiger Geheimpolizist, der eine ganze Räuber­bande einfängt und seine Herzallerliebste dazu. Dabei hat man diesen Joe Moore wirklich gern, er ist gleich gut als gewollter Tolpatsch und als tollkühner Reiter. Das hübsche Bildwestmädel, Regisseur

Warum sich scheiden lassen?"

( Ufa   Kurfürstendamm  .)

Ein Fabritant, Lebemann und Elegant, hat eine Berkäuferin geheiratet, die fich nicht in die neuen Verhältnisse einfügen fann Sie bleibt das fleine Mädchen, ihr fehlt das Talent zur großen Weltdame. Als fie auf einer Gesellschaft ihren Mann blamiert, will er sich scheiden lassen, aber alle Bemühungen werden von semer Schwiegermutter durchkreuzt, die eben aus Amerita zurüdgetommen ist. Schließlich endet die Angelegenheit in Harmonie. Das Ma­nuskript von Mar Glaß ist nicht gerade originell, manche Situationen gehören zum eisernen Bestand der Filmluftspiele, aber trozdem ist ein graziöses Luftspiel entstanden, leicht und tänteind, hin und wieder das Sentimentale streifend. Doch man wagt nur ein paar Schritte auf dieses gefährliche Gebiet, die Träne fehlt. Alles bleibt gewichtslos, ist von Schwere befreit. Der Regisseur Manfred No a stellt gute Bilder und verfügt über Einfälle, vor allem gibt er die Situationen so, daß die Komik in der Situation liegt und nicht allein im Tegt, wie in manchem anderen Film, der als Lustspiel ausgegeben wird. Hinzu kommt ein gutgefügtes und gerundetes Zusammenspiel. Keiner der Darsteller außer Margarete Kupfer   als derbe und gesunde Frau aus dem Bolfe, überragt den Durchschnitt, zeigt persönliche Werte, man begnügt sich mit Schablone, doch der Zusammenflang ist harmonisch Andre Mattoni   ein liebenswürdiger Elegant, Mag Landa mit scharf gebügelter Mundfalte und vornehm gearbeitetem Frad, Bivian Gibson mit den Bewegungen eines mondänen Manne­quins und Colette Brettel   als lleines Mädchen mit manchmal zu betont hilflosen Bewegungen. Trogdem ein gutgearbeiteter Unter­f. S. baltungsfilm.

Jm Sande der Arena." ( Tauentienpalafi.)

#Beilage

des Vorwärts

Spiel hat, das heißt im vorliegenden Fall, der lebhaft die Ohren bewegt. Das Pferd hat einen schönen Hals, weshalb man ihm die Mähne abnahm und so den beim großen Bublifum stets beliebten totetten Eindrud erzielte. Was kann Silberfalte? Nun, galoppieren und klettern, wie jedes Pferd und überdies hinausknien, sich hin­legen und unterm Reiter steigen und austeilen. Zur Verwertung dieser pferdlichen Talente schrieb man ein dementsprechendes Manuftript. Silberfalte gehört vorerst einem brutalen Herrn und wird von Frank Marshall, einem Gentleman- Cowboy, errettet. Pferd und Besizer verbindet das innigfte Freundschaftsband, was filmisch durch allerlei Szenen ausgemalt wird, so u. a., wenn der Schimmel, dem das Liebesgeflüfter feines Herrn etwas lange dauert, mit gefreuzten Beinen wartet. Doch der brutale Heer bringt den Silberfalten wieder an sich und den jungen Marshall ins Gefängnis, um Carmelita, die Herzallerliebste des Cowboys heimzuführen. Silberfalte soll in der Arena beim Stiertampf von einem Stier auf die Hörner genommen werden. Doch das Gute bricht sich endlich Bahn, wenn auch im Film etwas tumultuarisch, Frank Marshall bricht aus dem Gefängnis aus, rettet sein Pferd, bekommt sein Mädel, und der Schurto wird verhaftet. Das Publikum ist in Stimmung vom ersten bis zum legten Augenblid, es bangt ja nicht nur um das Pferd, es bangt ja auch noch um den schneidig- schönen Fred Thomson   und die so anmutige Ann Maŋ.

Knockout." ( Marmorhaus.)

e. b.

Die Flut der amerikanischen Filme ergießt sich in endlosem Strom über Deutschland  . Darunter ist viel Mittelmäßiges, Gleich gültiges, während boch ein vernünftiger Austausch darauf gerichtet fein müßte, das Wertvollste und Beste heranzubringen. Die gute Mache allein tut's ja nicht, wir verlangen heute mehr vom Film und vom amerikanischen insbesondere, baß er uns Eigenartiges zeigt. Milton Man muß es dem Regisseur Rogell zugestehen, er versteht Dieser Film ift se echt ameritanisch wie nur einer. Sills, ein hervorragender Boger pon angenehmem Aeußeren und ich auf Bildwirtung und auf die richtige Bilbfolge noch dazu, und überdies handhabt er nicht nur auf Spannung, sondern sogar Hoch guter Spielart, produziert sich in ihm in einem dreimaligen Bor­pannung. Er ist ein wahrer Film regiffeur. Und in Silberfalle tampf. Das eine Mal fogar nur mit der linten Hand, da die rechte hatte er ein wie dazu geschaffenes Filmpferd. Es ist ein Apfel- perlegt ist. Der zweite Match geht auf Leben und Tod mit einem schimmel, der muntere Augen und ein recht ausbrudvolles Mienen- tanadischen Holzfäller auf wechselndem Standort zu Lande und im Wasser, der dritte ist wieder ein regulärer Kampf im Ring, in dem er fiegt, von der Liebe bis zur Hergabe des Lezten angefeuert. Neben dem Milieu der Arena spielt die wilde Wald- und Felsnatur Ranadas die Hauptrolle. Der Borer ist hierher von einem Holz fönig geschickt worden, um seinen Intrigen gegen den legten selb ftändigen Waldbefizer zum Siege zu verhelfen. Aber der Borer ver liebt fich in die Tochter des Angefeindeten und mehrt sich gegen die Sabotageatte feiner eigenen Bartel. Die große Sensation ist dabei, abgesehen von dem Kampf mit dem riesenhaften Aufseher der Gegenpartei, ein fühner Berfuch, das zu ungeheuren Maffen feft gefahrene Floßholz durch eine Dynamitfprengung wieder flottzu machen. Bagbalfige Floßfahrten auf den reißenden Gewässern, auf dem Hintergrunde einer großen Ratur, beleben die Handlung. Da er bem in brohende Gelbverlegenhelt geratenen Baldbefizer nicht anders mehr zu helfen weiß, tehrt der Meisterborer in den Ring zurüd, um burch seinen Siegespreis den Vater und die ge liebte Tochter zu retten. Neben der prächtigen Darstellung Milton Sills   intereffierte auch die hübsche Lorna Duveen.

CAPITOL

( Nollendorf 7098-99)

3. Woche verlängert

bel

täglich ausverkauftem Hause

Försterchristel."

( Alhambra   am Kurfürstendammm.)

r.

Die Premiere bes Lya- Mara- Films Forsterchriftr fand ein besonders bantbares Bublifum, da es sich gleichzeitig um eine Bohltätigteitsvorstellung zugunsten des Desterreichischen

Der neueste Charlie- Chaplin  - Film Silfsvereins in Berlin   handelte. Man flatschte Beifall nach dem

Goldrausch

Verfaßt, inszeniert und gespielt

VOR

Charlie Chaplin  

Schmidt Gentner dirigiert

Eileen Sedgewid, gönnt man ihm von Herzen. Rieur Jugendliche haben Zutritt

William J. Craft holt namentlich mit galoppierenden Pferden große Wirkungen heraus. Der Galopp ist bildlich stets famos und überdies in dem unwirtlichem Gelände auch noch die bequemste und ficherste Gangart des Pferdes. e. b.

Vorverkauf ab 12 Uhr ununterbrochen!

-

Brolog, von Baul Lewi verfaßt, obgleich nur das starre Bühnenbild mit den grotesten Gestalten der handelnden Personen. und der Silhouette der Försterchriftl" beifallswert waren, die pan­tominische Darstellung dagegen nun, sagen wir, auf demselben Niveau stand, wie Lya Maras Bühnentanz im fünften Att. Man flatschte natürlich auch Beifall nach dem Film, lebhaften Beifall fogar, und er war immerhin noch verdienter als nach den Bühnen­barbietungen, denn die Handlung hatte in Harry Liedtke   als Joseph II.  , in Wilhelm Dieterle  , Karl Harbacher  , Eduard v. Winterstein, Margarete Rupfer, Berta Scheven­Truß gute Darsteller. Der Inhalt, des Films ist vielfach süßlich lieblich. Försterchrifti, die in Bubenkleidern den Wald durchstreift, verhaftet den Kaiser Joseph II.  , den sie nicht erkennt und der sich als der Hofbeamte Joseph Kaiser   ausgibt, da er teinen Jagdschein besitzt. Beide verlieben sich ineinander, und Christl, die dann später einmal als Bittstellerin für ihren Better an den Hof kommt, wird Dom Raifer sogar zum Hofball geladen. Natürlich kommt es, ähn lich wie im Walzertraum", zum entfagenden Schluß. Christl nimmt mit dem Better vorlieb und Joseph wird an den preußischen Hof gefchidt. Lya Mara   in der Titelrolle, obgleich wesentlich besser als in manchen anderen Filmen, tann nicht spielen, sondern nur Bofen stellen, wirft darin gewiß oft recht glücklich. Die Bauten von Andrej Andrejem und Gustav A. Knauer   seien besonders her. porgehoben, da sie der Regie Heinz Landsmanns wesentliche Unterstügung liehen. Sehr hübsche photographische Effekte gelangen Frederit Fuglsang besonders in der Aufnahme des verschneiten Winterwaldes und von Alt- Wiener Straßen. Tes.

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! Seit Freitag das Tagesgespräch der Reichshauptstadt!

99

Der große Zelnik   film der Südfilm:

Försterchristl"

mit

LYA MARA   in der Titelrolle

Der Triumph der neueröffneten ,, Alhambra" am Kurfürstendamm  !

Das Publikum begleitet mit jubelndem Beifall die glänzende Darstellung Ly a Maras, Harry Liedtkes, Wilhelm Dieterles usw. und Hans Mays brillante musikalische Jllustrierung

! Berlins   größter Film- Erfolgselt Monaten!