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Anflagebant zu bringen. Beweise tönne er für diese Auf­fassung nicht liefern, dazu sei seine Spigeltätigkeit in Paris  zu schnell unterbrochen worden, aber er hätte die fefte Ueber­zeugung. Neben dieser Behauptung, als Führer einer Justizmission gehandelt zu haben, finden wir bei Dumini wiederholt Angriffe auf die Boruntersuchung, namentlich auf den Oberstaatsanwalt Tancredi, dem immer wieder der Borwurf gemacht wird, unter dem Einfluß parteiischer Ge­hässigkeit gehandelt zu haben. Daß ihm dabei von seinen Berteidigern Zuzug geleistet wird, ist die einzig völlig neue Note dieses ersten Berhandlungstages.

Die andern vier leugnen alles: sie haben angeblich mit der Matteotti  - Sache nichts zu tun, fennen einander taum, find unschuldig wie neugeborene Kinder.

Gegen fie fällt ins Gewicht: bel Bolpi, daß seine Fingerabdrücke auf den Scheiben des Autos festgestellt wurden( was auch bei Dumini der Fall ist), gegen ihn und die andern drei, daß fie alle zur Zeit des Verbrechens sich ohne plausiblen Grund von Mailand   nach Rom   begaben, in demselben Hotel, zum Teil in demselben Bimmer, auf Duminis Kosten in Rom   lebten, sich dann, ohne ihre angebliche Aufgabe in der Hauptstadt erledigt zu haben, gleich nach der Tat entfernten; daß fie unter falschem Namen in Rom   waren und gleich nach dem Bekanntwerden des Ber. brechens flüchtig wurden, ehe auch nur ihre Identität mit den Don Dumini herbeigerufenen und aufgehaltenen Individuen festgestellt worden war.

Innerhalb der von dem Urteil der Voruntersuchung ge­zogenen Grenzen wahrt der Präsident die Unparteilichkeit der Berhandlung, indem er den Geschworenen die Einwände auf­zeigt, die fich aus dem Belastungsmaterial ergeben. Eine eben leichte Aufgabe ist es nicht, das Material dieses Pro­zeffes übersichtlich darzustellen, auch in der heutigen, von der Boruntersuchung geprägten Formel des Totschlags, der mit dem Vorbed a cht auch das Mandat zur Bluttat ausschaltet.

Sie prozessieren gegen den Ermordeten! Chieti  , 18. März.( WTB.) Laino, Kabinettschef des Quae­ftors von Rom  , fagte aus, er habe am 8. Juni pier Gesuche um Waffenfcheine von Dumini empfangen und habe nach dem Berschwinden Matteottis seinem Borgesetzten davon Mitteilung ge­macht. Der Polizeikommissar Bennetta legte die Ergebnisse der Er mittlungen über alle Angeklagten dar und fügte hinzu, die Tätig. feit Matteottis fei vor, während und nach dem Kriege unheil. voll und zerfeßend gewesen.

Roffi beweist Mussolinis Mordschuld.

Bor einigen Tagen begann der Daily Herald", wie wir bereits mitteilten, mit der Beröffentlichung einer Artikelserie Rossis, des früheren Pressechefs Mussolinis, über die Ermordung Matteottis und die anderen Berbrechen des faschistischen Regimes. Die Enthüllungen Rossis über die Verantwortung Mussolinis an der Ermordung Matteottis hat in Italien   tiefen Eindruck gemacht. Die italienischen Behörden haben strenge Anweisung gegeben, das Bekanntwerden der Beröffentlichung des Daily Heralds" in Italien   zu verhindern. Der Avanti wurde wegen ihres Abdrucks beschlagnahmt. Rosst

schreibt: In der ganzen Zeit nach dem Berbrechen an Matteotti gebärbete fich Muffolini zynisch und ironisch. Am Abend des Mittwoch, dem Tage nach dem Morde, fagte er lächelnd

zu mir:

Matteoffi war flets der Mittelpunkt der Oppofiflon. Jeff tann die Opposition ihn in der Kloate fuchen."

Am Donnerstag jedoch erhielt Mussolini   Nachricht, daß man din Tummer des Autos festgestellt habe und daß die meiteren Nach forschungen noch mehrere Anhaltspunkte ergeben hätten. Sein Benehmen änderte sich daraufhin völlig, er wurde nervös und befam Furcht."

Nach der Entlassung aus dem Gefängnis wurde Rossi vom Kabinettschef im Innenministerium, Gasperini, zu einer 3u. fammenkunft eingeladen. Darüber berichtet Rossi: Gasperini hat mir gefagt, die faschistische Partei und die Regierung wünschten mir mitzuteilen, daß ich feine Angriffe oder irgendwelche andere unan­

Lernt fingen!

Konzertumschau von Surf Singer.

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Die guten Stimmen liegen auf der Straße, man muß mur fuchen, und man findet fie, allerdings oft unter so erschwerenden Umständen, wie das berühmte Gelb, das ja auch auf der Straße liegt. Die Tradition der Gastspiele in den Opernhäusern Berlins  bringt es mit fich, daß bei Abgang und Ferien dieser Brominenten der Erfaß aufgetrieben werden muß, um die Borstellungen auf Dem Repertoire zu erhalten. Es tann passieren( und ist passiert), daß eine Probe zur Afrikanerin vor einem Barlett berühmtefter Tenöre Europas   gespielt wird, und daß fein einziger diefer Mata dore imftande ist, die Rolle des Basco da Gama zu übernehmen. In der Städtischen Oper ist Lotte Lehmann   nach glänzenden Erfolgen wieder in ihre Heimat zurückgefehrt. Der Erjag heißt ein mal Berta Maltin, das anderemal Grete Stüdgold. Wer die Lotte Lehmann   als Euchen in den Meistersingern gesehen hat, dem wird die Innigkeit und die Lauterfeit ihres Wesens und ihrer Stimme, die fast Destinn- ähnlich ist, unvergessen bleiben. Berta Maltin singt die Lisa in Pique- Dame nach leberwindung einiger Erregung fo schön wie lebendig. Gerade ihr leidenschaftlich be megtes Spiel erwirbt ihr schnell die großen Sympathien des Bubli fums. Für Rollen, die der Malfin liegen, bedarf es feiner promis nenten Besetzung, fie ist selbst eine von diesen Grete Stüdgold, die wir jüngst im Konzertsaal bewunderten, überrascht als Elisabeth im Tannhäuser durch den Glanz und die Weichheit ihrer Stimme, durch das Süße und dramatisch Erregte ihrer Darstellung. Sie ist eine vollendete Spielerin und leiht dem Unscheinbarften noch einen schönen Ausdrud. Sie hätte das Niveau einer Aufführung auch dann gehoben, wenn ein anderer Tannhäuser als der aus Leipzig   impor tierte, fleinstimmige, gestenreiche und unruhige, mit einem Wort, provinziale Topi ihr nicht als Partner zugeteilt worden wäre. Im Wettkampf mit Wolfram und Walter von der Bogelweide faß diefer Tannhäuser nervös im Hintergrunde und schien im Hinblick auf die merkwürdigen Liebesmeisen seiner Kollegen mit Augen und Händen immerfort zu sprechen: Nebbich". Solche Aufführun gen, die im Großbetrieb einer Oper vielleicht nicht zu umgehen find, zeigen etwas viel Schlimmeres als die Halbheit einer Gesangs leiftung und schauspielerischen Begabung, nämlich die innere Ge­brochenheit des Werks. Auch eine schlechte Meistersingeraufführung tam uns noch für das Werf begeistern; eine mittelmäßige Tann­häuseraufführung richtet das ganze Wert.

In einem Kantatenabend( Bach) führte Siegfrieb Das eine ganze Reihe von Stimmen vor. Während im Magnificat   und den Kantaten 50 und 159 der Chor der Hochschule seine längst bewährte Schlagkraft, Disziplin und Ausdrudsfähigkeit von neuem erwies( am schönsten vielleicht in dem fanften Schlußchoral der 159. Rantate) zeigten die Solisten neben ihrer positiven Leistung als Stimmfünstler sehr viel negative Züge. Das ist befremdend nur für den, ber nicht weiß, wie heutzutage Stimmen methodisch er. zogen und verzogen werden. Wer mit allen Trics der Stüße und Resonanz höchst vertraut ist, wer außerdem noch ein fülliges schönes Gesangsorgan befigt, der ist noch lange nicht reif, Bachsche Arien

genehmen Borgänge zu befürchten hätte. Mussolini   felöft habe| frattionellen und später offiziellen Berhandlungen zwischen ben erflärt, daß das fein Wunsch sei. Man händigte mir mehrere gegen die Linke fallen gelassen wurden oder eine Umgestaltung er Batete mit 1000-2ire Roten als Anzahlung aus, und fuhren, wonach ein geordnetes parlamentarisches Arbeiten aller er sagte mir, daß die Regierung meine fofortige Abreise Barteien garantiert ist. Die Frattionen, bis auf die Kommunisten, nach Palermo   wünsche. Ich weigerte mich mit Entrüstung, einigten sich auf einen Vorschlag, der den Forderungen der sozial­darauf einzugehen. Man sagte mir, daß die ganze Angelegenheit demokratischen Fraftion allenthalben gerecht wird. Damit hat die geheim bleiben solle. Ich antwortete, daß ich mir mein Gewissen unter der Führung der Sozialdemokratie geübte heftige Obstruktion nicht ablaufen laffe. Ich begriff in diesem Augenblid, daß der zu einem vollen Erfolg geführt. Faschismus den Kampf gegen mich wieder eröffnen würde."

Bezeichnend ist das Ergebnis der Bernehmung des Chefs ber Sicherheitspolizei De Bono vor dem Staatsgerichtshof. De Bons berichtete dort über ein Gespräch, das in der Nacht auf den 13. Juni 1924, vor der Verhaftung des Mörders Dumini, im Innenminifte um zwischen De Bono, Rossi, Marinelli und Finzi geführt wurde. Nach den Gerichtsaften verlief das Gespräch folgendermaßen: Rofft Wollt ihr Dumini und die anderen wirklich verhaften? De Bono: Warum nicht?

Roffi: Dann tut wenigstens bloß fo, ftedt fie einige Tage ein und laßt sie dann wieder laufen.

De Bono: Warum?

Rossi: Weil sie fonft fprechen und sagen werden, daß er es gewefen ist, ber den Auftrag gegeben hat.

De Bono: Wer er?

Roffi und Marinelli zugleich: Der ministerpräfibent: Schon am Tage des Berbrechens hatte Dumini dem Leiter des Corriere Italiano" erzählt: Wir haben Matteotti   im Auftrage Marinellis und Rossis angegriffen, die uns ihrerseits fagten, fe hätten genauen, strengsten, unmißverständlichen Auftrag von Mussolini   erhalten.

Sie lügen wie im Krieg! dis

Franzosenheze bei Hugenberg.

Die berüchtigte Nachtausgabe" veröffentlicht aus der Feder eines angeblichen Renners der brasilianischen Politit eine Schilde­rung des franzöfifchen Einflusses in Brasilien  , in der u. a. folgendes zu lesen ist:

Bugleich tauchten allerlei Gerüchte auf, die sich an die auf fälligen Abfstürze brasilianischer Fliegeroffiziere fnüpften, und die durch einen prototollarisch festgehaltenen Fall bestätigt wurden. Französische   Fluglehrer hatten nämlich durch unterge orbnete Organe hin und wieder ein von Frankreich   geliefertes Flugzeug auf bem brasilianischen Flugplah voher so einrichten laffen, daß das Flugzeug nach einem Aufstieg bis zu einer ge­wissen Höhe abstürzen mußte. Es lag den Franzosen natürlich() weit mehr daran, ein neues Flugzeug statt des abgestürzten liefern zu fönnen, als das Leben des braft lianischen Fliegers zu schützen.

Der Kenner Brafiftens findet es also natürlich, daß den Franzosen an der Lieferung eines Flugzeugs mehr liegt als an einem Menschenleben. Er beschuldigt sie der Unwendung eines raffinier ten Mordsystems zu Zweden des Gelberwerbs. Er will damit feinesfalls den Einzelfall eines Berbrechens darstellen, wie er in jebem Bolf vorkommen fann, sondern er findet ein berartiges Ber­brechertum bei den Franzosen natürlich!

Herr Hugenberg hat neulich jede persönliche Beziehung zum Obersten Nicolai geleugnet. Aber der Geist Nicolais, der Geist des Kriegspreffequartiers, schwebt über dem Haufe Hugenberg ficht barlich. Es wird noch immer gelogen und gehebt, als stünden wir noch immer im Krieg.

Abgewehrte Reaktion.

Beilegung des Dresdener Kommunalftreita. Dresden  , 18. März( Eigener Drahtbericht.) Die Differenzen in Dresdener   Stadtverordnetenfollegium anfäßlich der Beratung einer neuen Geschäftsordnung, die vom Bürgerblod zu einem Rnebe. fungsgesek gegen die Linte ausgestaltet werden sollte, sind nach mehrwöchiger Obstruktion der Sozialdemokraten und Kommunisten beigelegt worden. Die Opposition der Sezial demokraten und Kommunisten, die von den bürgerlichen Barteien vergeblich niederzufämpfen versucht wurde, führte zunächst zu inter­

oder Lieder zu fingen. Das fiel am beutlichsten auf bei Eva Liebenberg  . Eine schönere, fattere, flanglich reizvollere Alt­stimme dürfte heute in Deutschland   mit der Laterne gesucht werden. Gewohnt, ganz solistisch zu wirfen, fehlt ihr noch die Einordnung in eine Gesamtheit und einen Gefamistil Innere Erregung läßt fie in einem Duett Tafte vergessen, in einem Terzett das Lempo nach eigenem Geschmad wählen. Die Einstellung auf die person liche Leistung hindert das zeitweilige Berschwinden oder Hervor treten. Beides ift noch nicht in Gleichmaß gebracht, und im Tech nischen müßte eine Neigung zum Tremolieren sowie die Intonations Schwantung befeitigt werden. Das alles fei mit großer Bewunde rung von einer Stimme gejagt, die in Liedern von Bach zur Orgel. begleitung auch im Begriff stand, Menschliches und Erlebtes auf die Hörer überstrahlen zu lassen. Magda Lübtge Schmidt, die Sopranistin, wird bald zu den ersten ihres Fachs gehören; im Augenblid fehlt ihr noch der Blick für die Linie eines Gesangs, Mariquita Seden fügte sich als zweiter Sopran im Terzett als sicherste Kraft ein und gab in den Urien Ausdrucksvolles mit bewegter Stimme. Sehr unerlebt und wadlig der Tenor Auguft Richter, fonor und innerlich erfüllt der Bab Karl Rehfuß, dem allerdings die baritonale Höhe Schwierigkeiten macht. Die Arie Es ist vollbracht bedachte er mit viel Gefühl, fonnte aber auch nicht im Entferntesten an Meschaert denten laffen. Hinter all diesen Lüden des solistischen Gesangs faß mit tennerischem Blid und untrüglicher Sicherheit die Cembalistin Gertrud Martus. Ochs holte sich feinen Sondertriumph mit den ersten Chören bes Magnificat und der Kantate: Nun ist das Heil", die er schwerer, stampfender, breiter nahm, als je.

Freies Volk" freigegeben.

Der Einspruch der bayerischen und sächsischen Regierung zurückgewiesen.

Bor der Film oberprüfstelle fand gestern in der Ange legenheit des Einspruchs der bayerischen und sächsischen Regierung gegen die Vorführung des Films Freies Bolt Termin statt. As Verteidiger war Genosse Dr. Levi erschienen. Außer einem Bertreter der bayerischen   Regierung waren Beauftragte des Auswärtigen Amtes, des Reichswehrministers und des Reichs­tommiffars für öffentliche Ordnung als Sachverständige anwesend. Die bayerische Regierung hatte ais Einwand geltend gemacht, daß der Film die Beziehungen zu auswärtigen Staaten ungünstig be­einflussen tönne, die Klaffengegensäge verschärfe und sich mit seiner fpezifischen Tendenz gegen den in der Reichsverfassung festgelegten Wehrgedanken wende. Die fächsische Regierung hatte sich in einigen anderen Punkten dem Einspruch angeschlossen. Nach Borführung des Films erflärten die Sachverständigen, daß fie die Be denken der bayerischen und fächsischen Regierung nicht teilen tönnten. Die Kammer gab daraufhin den Film nach furzer Be ratung mit einem ganz unwesentlichen Ausschnitt frei. Die Ein­sprüche der bayerischen und sächsischen Regierung wurden zurüd­gewiesen.

Das Stenermilderungsgeseh. Die Deutschnationalen gegen die Umsatzsteuerermäßigung Der Steuerausschuß des Reichstags begann am Mittwoch die Beratung des Steuermilderungsgeseges. Gleich zu Beginn zeigte es fich, daß die Regierungsparteien nicht geschlossen auf dem Boden der Vorlage der Regierung stehen. Insbesondere sucht die Deutsche 2olfspartei Gonderwünsche durchzufeßen, die unter Umständen das Schicksal des ganzen Gesezentwurfs gefährden. Daher versuchte man auch, die Frage der Lurussteuer und der Fusionssteuer vor weg zu behandeln und eine allgemeine Aussprache möglichst hinaus zuschieben. An dem Widerstand der Sozialdemokratie aber scheiterte diese Absicht.

Infolgedeffen begann am Donnerstag bie allgemeine u s- Sprache. Die Deutschnationalen, die zahlreiche Anträge auf Senkung der Besizsteuer gestellt haben, die allerdings nur agitatori­schen Charakter tragen, beantragten, die Beratung der Ermäßigung der Umfaßfteuer auszufeßen und die Regierung aufzufordern, eine Dentschrift vorzulegen, die statt dessen eine Ermäßigung Der Befigsteuern, der Realsteuern und der Hauszinssteuer vorsieht. Abg. Dr. Breyer begründete diesen Antrag mit dem Hin wets, die Ermäßigung der Umsatzsteuer werde keine Wirkung haben, fie verändere außerdem das Berhältnis zwischen direkten und in bireften Steuern zugunsten der letzteren! Abg. Dr. Herh( Sez.) be fämpfte diese Anschauung. Sie jei charakteristisch dafür, daß die Deutschnationalen eine neue Schwenfung vorgenommen haben und offen die einseitige Begünstigung des Besizes erstrebten. Wenn Ermäßigung der Steuerlaften vorliegen, müsse zunächst die Senkung die von der Sozialdemokratie verlangten Borauslegungen für eine der Umsatzsteuer erfolgen, und zwar auf Broz. Die Ermäßigung der Vermögenssteuer werde die Sozialdemokratie bekämpfen. Ihre endgültige Stellungnahme zum Gefeßentwurf der Regierung werde davon abhängen, daß für soziale. Ausgaben die erforderlichen Mittel in zur Verfügung stehen und die Steuermilderung mur die Maffen. belaftung betreffe

Reichsfinanzminifter Dr. Reinhold erflärte, eine Senfung der fezialen Ausgaben fei nicht beabsichtigt und merbe nicht eintreten. Für die Erwerbslojen fürsorge müßten sogar größere Aus gaben eingestellt werden. Weitere Steuerjentungen als die von der Regierung vorgeschlagenen feien nicht möglich. Die Be­feitigung der Weinsteuer oder eine Gentung der Biersteuerfomme also nicht in Frage. Die Regierungs­vorlage müffe auch als Ganzes verabschiedet werden. Nur so jei ber von der Regierung beabsichtigte 3wed ber Milderung der Wirtschaftskrise zu erreichen.

italienischen Arten von Marello, Legrenzi und Cherubini, begleitet von V. E. Wolff, ihre fünstlerische Bofition durchaus begrünben

Werner Philipp ist ein engbrüftiger baritonaler Drüder. Er darf sich nicht an eine René- Arie wagen, ohne die Grenzen oes geschmaclofen Singens zu streifen. Hört er feine italienischen Platten? Die funge Cellistin Lore Windler verrät zwar tonlich und bogentechnisch ihre Becker- Schule, ist aber noch ganz abhängig und unjelbständig im Mufizieren, Erleben, Bhrafieren, Bauen. Zu früh auf dem Podium, beginne fie, auf ihrem schönen Instrument jugendlich und frei zu fingen. Talent dazu hat sie bestimmt.

Freiligrath- Feler Im Rundfunt. Der 18. März, ein Tag, der dem   deutschen Bolke heilig ist, und mit ihm Freiligraths 50. Todes tag fand gestern nochmittag Bürdigung auch im Rundfunt durch eine schöne Feier, die dem Gedenken an Freiljgrath gewidmet war. Damit ist dieser Dichter des Bolles vielen näher gebracht worden. bie zu ihm ebensowenig Beziehung hatten wie zu der großen Sache, die er vertrat. Daß die überzeugungstreue Lebensführung Freilig­raths auch heute noch als hebres Borbild dienen kann, verdeutlichte rig   Karstadt in seinem einleitenden Bortrag. Diefe Ein führung erzählte viel Interessantes aus einem ereignisreichen Das fein, ließ fernerhin aber auch erkennen, daß vieles aus dem Berfe des Dichters auch in unserer Zeit noch lebt. Mancherlei hat Freilig rath dem Bolte zu sagen, und Schönheiten leuchten fowohl in seinen politischen als auch in den Irischen Gedichten auf. Eine gute Aus mahl von ihnen brachte Alfred   Braun zum Vortrag: packend. mo die Dichtung dramatisch betont war; begeisternb, mo fie des Sängers Freiheitssehnsucht, bie ja auch die unsere ist, spüren ließ; gebämpft im rein Boetischen. Man hörte aus dem Glaubensbe fenntnis Guten Morgen, hörte Die Auswanderer", das pazi fiftische Die Trompete von Bionville", den Lowenritt". Man hörte auch des Dichters Requiescat", den lauten Ruf nach Mensch­lichkeit und Freiheit, der wir heute näher schon sind, als der, der hier gefeiert wurde, aber doch längst nicht nahe gemig. Mit dem Bolte foll der Dichter geben   Freiligrath lebte feine Lehre, vielen tann er, soll er ein Vorbild sein.

ergo.

In der Boltsbühne dirigierte Kleiber   Beethoven. Die Problematit dieses Künstlers wird immer schwieriger. Benn man verglich, wie er jüngst die Eroica und jetzt die Bastorale dirigierte, jo glaubte man nicht, den gleichen Mann vor sich zu haben. Dies mal, vielleicht angestedt von der großen Empfangsbereitschaft der Boltsbühnengemeinde, verließ Kleiber sein böser Geist, der ihn so oft zum unglüdlichen Spezialinterpreten macht. Sein guter, fein befferer Geist brang aus Herz und Seele in seine Hand, und er musizierte echt und warm darauf los. Das war das Befte, was mir Die Madonna mit dem Kinde" wieder in   Köln. Im Februar. bisher von Kleiber an sinfonischer Interpretation gehört haben. An diesem Eindrud ändert nichts, daß der erfte Sag im inneren vorigen Jahres wurde aus dem Kölner Wallraf- Richarz- Museum Rhythmus gebrochener schien, als es unserer Borstellung entspricht, ein wertvolles Gemälde, die Madonna mit dem Kinde", gestohlen. und daß der langsame Saz mehr Tempoverschiebungen vertrüge. Das Bild wurde seinerzeit nach Baris gebracht. Nunmehr ist es Hier tommt alles barauf an, welche tieferen Beziehungen ein Rapell- gelungen, das Bild für das   Kölner Museum zurückzuerhalten. Der meister zur Natur und ihren Ausdrucksgewalten hat; herrliche Ent. Haupttäter, ein angeblicher Kaufmann aus   Köln, wurde gleichfalls dedung, daß bei Kleiber ein folches Gefühl überhaupt vorausgeliefert, auch der Mitschuldige, ein früherer Student, figt in Haft. Das Bild hat einen Wert von etwa 200 000 m. handen ist. Die fröhliche Landschaft dirigierte er mit vollendeter Herzlichkeit. Auch er ist, so scheint es nun, zum Singen geboren. Paul  

Bender, Liebling der   Berliner, wenn er auch aus  Bayern stammt, lub zum Genießen feiner Gesangstunft in den großen Saal der Philharmonie. So start zieht eine Stimme, wenn fie Umfang, Weichheit, Durchhaltekraft einer Benderfchen Stimme ist. Die technische Bravour verbirgt sich hinter einem start per. fönlichen Willen und einer Gestaltungskraft, die selbst schwachen Ge fängen von Schubert ein edles Profil gibt. Silbe Eliger ist eine Sängerin von Format. Seit ihrem legten Auftreten scheint sie nicht wesentlich gewachsen an Stimmtraft, fonnte aber ben

Ludwig Hardf( pricht im Rinbworth- Scharwenfa Caal am Sonntag 8 115r Balladen, Unetboten und Grotesfen, am nächsten Dienstag nochmals he ne.

Der erfte Infernationale Konereß für Kinematographe, ber vom fran zöfifchen Nationalausschuß des B3 terbundsinstituts für geistige Rulamme arbeit organisiert wird, findet vom 27. September bis zum 3. Dtiober in Baris ftatt.

Millionen für Ausgrabungen. Der   amerikanische Miliardar Nodefeller bet für die Ausgrabungen auf der Afropolis in   Athen 16 Millionen Mark zur Berfügung gestellt. Diefe Ausgrabungen werben unter ber Leitung ber amerikaniſchen archäologischen Schule in Athen vorgenommen