der �Kriegsverräter� begnaüigt. Späte und unzulänglicheKorrettur eines Znchthausurteils Dar kurzen� wurde die Oeffentlichkeit aufmerksam gemacht auf eines der ungeheuerlichsten Urteile, das in der Nachkriegs- zeit gefällt worden. Das preußische Kammergsricht hatte den Straßendohner Erich Wiese aus Berlin , der im Kriege als Unteroffizier in italienischer Gefangenschaft war, wegen nollendeten Kriegsverrats zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt, die Wiese seit April 1925 verbüßt. Die Angelegenheit ist von sozialdemokratischen Abgeordneten auch ausführlich im Reichstag zur Sprache gebracht worden, nachdem die in aller Heimlichkeit vollzogene Verurteilung erst jetzt ans Licht des Tages gezogen war. Die öffentliche Kritik hat jetzt einen, wenn auch unzuläng- lichen Erfolg gehabt. Amtlich wird nämlich bekannt gegeben: Mit Rücksicht auf verschiedene für eine Milderung sprechende Umstände ist durch Erlaß des Staatsministeriums die Strafe des Wiese, für den sich übrigens auch frühere Offiziere, die mit ihm zusammen in Gefangenschast gewesen waren, verwandt hatten, a u f zweieinhalb Jahr Zuchthaus ermäßigt und die Untersuchungshaft angerechnet worden. Wiese kommt in Kürze zur Entlassung aus dem Zuchthaus. Aus dieser Entscheidung des Staatsministeriums geht unbezweifelbar die Absicht hervor, ein als offenkundiges Unrecht erkanntes Gerichtsurteil nach Möglichkeit wieder gut zu machen. Aber diese gute Absicht bleibt in vollkommen un-ulänglicher Ausführung stecken. Man fragt sich zunächst, -.'»her nun die 2� Jahre— statt 12— kommen und steht zur einem Rätsel. Entweder hat der Verurteilte einen , Kriegsverrat" begangen— dann ist nach dem Strafgesetz- auch zehn Jahre Zuchthaus M i n d e st st r a f e—, oder er hat ihn n i ch t begangen, dann mußte er von vornherein frei- zssprochen und— wenn das Ministerium ein Fehlurteil orrigieren wollt«— ohne weiteres begnadigt und ofort freigelassen werden. Es scheint, als ob man durch die Reduktion der Strafe auf nweieinhalb Jahre Zuchthaus die Mi n d« st st r a f« für den Versuch eines Kriegsverrats im Sinne des§ 99 des Straf» gesetzbuchs hätte konstruieren wollen. Auf jeden Fall aber bleibt damit auf dem Verurtellten, auch wenn er jetzt sofort freigelassen wird, unberechtigt ein Makel haften. Wiese hatte sich als Kriegsgefangener auf einer italienischen Insel bei Neapel befunden. Er hatte einem seiner Kameraden, der von den Italienern in Arrest gesteckt wurde, verbotswidrig einige Zigaretten in die Hand gedrückt. Darauf wurde auch er disziplinarisch bestrast. Bei seiner Vernehmung hatte ihm der iialienisdje Lagerkommandant gesagt, daß d e u t f ch e O f f i' iere ihn zurBestrafung angezeigt hätten. In er Erregung darüber erzählte er dem Kommandanten, daß die Offiziere einen Fluchtversuch vorbereitet hätten, was der Wirklichkeit entsprach. Das war der„Kriegsvorrat". Denn nach Ansicht des Kammsrgerichts hätte Wiese damit„während eines Krieges vorsätzlich... Angehörige der deutschen Wehrmacht in feindliche Gewalt gebracht" und damit vorsätzllch„einer feind» lichen Macht Vorschub geleistet". Nun befanden sich aber die Offiziere„in feindlicher Gewalt", denn sie waren auf einer tausend Meilen von Deutschland entfernten Insel in Gefangen» '�ast. Aber selbst wenn man zugeben wollte, daß der Flucht» �■ n hätte glücken können, wie konnte das preußische Kammer» - gericht sechs Jahre nach Kriegsende annehmen, daß Wiese, der doch sicher ebenso wie alle Kriegsgefangenen unter der Wirkung der Eintönigkeit des Lagerlebens litt und zudem in der Erregung über angebliche oder wirkliche Denun» ziation durch Offiziers seinem Herzen Luft machte, durch seine Mtttellung von der Fluchtabsicht.der Kriegsmacht des Deut» fcken Reiches vorsätzlich Nachteil" hätte zufügen wollen? Dac ist«ine juristische Zwangskonstruktwn. die keinerlei sachlichen Untergrund hat. Der Versuch, daraus nachträglich einen.Versuch" herauszudesfillieren, ist deshalb mehr als ge» quält. Es wäre würdiger gewesen, wenn man die Strafe im Gnadenwege einfach aufgehoben hätte, nachdem man die Unbattbartett des Urteils erkannte. So aber mutet die Entscheidung an, als wollte man unter allen Umständen die Autorität des Gerichts sichern, obschon die Herabsetzung der Strafe und die Anordnung der Freilasiung dieser Autorität nicht minder erschüttert, als eine klare und u n z w e i- deutige Begnadigung._ Germanenoröen Walvater e. V. Teutschlands Erneuerer unter sich. Im Geschäftsausschuß des Reichstags kam gestern ein Antrag eines Herrn Seelow in Freienwalde a. d. O. zur Verhandlung, die Jmmvnttät des deutschnattonalen Abg. v. R a m i n aufzuheben, damit die Prwatklage des Antrag» stellers gegen o. Ramin wegen Beleidigung ihren Fortgang nehmen könne. Da das Verfahren am 4. Dezember 1924, also drei Tage vor der letzten Reichstagswahl, eröffnet ist, und ein Antrag auf Einstellung nicht vorliegt, läuft das Verfahren weiter, weshalb der Antrag als gegenstandslos abgelehnt wurde. Interessant war aber der Anlaß des Antrages. Er besteht in einem Brief, den o. Ramin am 31. Oktober 1923 an einen Herrn Drager gerichtet hat, in dem der Antragsteller beleidigt worden ist. Wir geben den Brief, der im Ausschuß verlesen wurde, als ein menschliches Dokument, das auch des unfreiwilligen Humors nicht entbehrt, im Auszug wieder: Nikolassee , den 31. Oktober 1923. Sehr geehrter Herr D r a g e r! Besten Dank für Ihr Schreiben. Sie haben als Ehren» mann gehandelt, als Sie sich zu dem Brief« entschlossen, und wenn dos früher selb'tverlländllch war, so ist es beute eine rühm- liche Ausnahme. Der dem Lumpen Müller nahestehende Mensch gehört sich fr dem Germanenorden Wal - vater an, und well ich aus diesem Orden ausgetreten bin, be» zichtiat er mich des Eidbruch». Als Ich dem Orden beilrat, habe ick seldstoerständlich angenommen, daß es Wahrheit sei, was man mir über die Bestrebungen des Ordens sagte. Es wurde mir ge- sagt, der Orden diene dem Gedanken deutsch -germanischer Erneuerung. Ich habe, beoor ich das Gelübde ablegte, die Führer des Orden» nochmals ausdrücklich gesragt. ob mit dem G?- lübde eine Bindung an die Idee oder an die Person erfolg« und erhielt zur Antwort, daß eine Bindung an die Idee, nicht an die Verson erfolge. Später stellte sich heraus, daß die Führer des Ordens nicht der Sache, sondern ihrem kleinlichen Ehr- fe 1 z dienten und sich nicht entblödeten, das Gelübde zu miß- rauche», um eine unerhörte Diktatur über freie Männer ein- zurichten. Da hahe ich die Lösung der Bindung verlangt... E» wäre dem feigen Verleumder, dessen Worte Sie mir mitteilen, es wäre dem erwähnten Orden«in leichtes gewesen, sich an diese Ehrengerichte mit solcher Beschuldigung zu wenden. Sie wußten aber recht gut. wer sich bei dieser Angelegenheit anrüchig be» Nammen hat und wußten weiter, daß sie danach entweder den
Die beiöen?n Heudersons Ansicht über London , 19. März.(Eigener Bericht.) Di« Jndepeudent Labour Party hat vor einigen Wochen durch ihren Generalsekretär Fenner Brockway dem Wunsche Ausdruck verliehen, angesichts der„veränderten Umstände" eine Aktion für die Vereinigung der Sozialistischen und der Kommunistischen Internationale zu unter- nehmen. Die Exekutive dieser Partei hat nunmehr in ihrer jüngsten Sitzung den nächsten Schritt getan und eine Resolutton beschlossen, die sie auf der nächsten, am 11. April in Zürich stattfindenden Exekutivsitzung der Internationale eröttert zu sehen wünscht. Die Entschließung lautet: Angesichts der dringenden Notwendigkeit der Einigkeit der Ar- beiterbewegung gegenüber der kapitalistischen und imperialistischen Reaktion sowie gegenüber der Drohung des Faschismus in Europa soll die Exekutive der Sozialistischen Arbeiter-Jnternationale eine Konferenz mit der Exekutive der Dritten Internationale an- regen, deren Zweck sein würde, die Möglichkeiten einer allumfassen- den Internationale zu erörtern. Dies« Entschließung und die ganze auf eine Einigkeit mit der Kommunistischen Internationale hinarbeitende Taktik der neuen Exekutive der ILP. hat den Generalsekretär der britischen L a b o u r Party, ArthurHenderson, auf den Plan gerufen. Hender- son wendet sich in einer längeren, vom offiziellen Pressedienst der Arbeiterpartei und der Gewerkschaften verbreiteten Darstellung, deren wichtigste Punkte hier wiedergegeben werden sollen, gegen diese Absicht: Die Exekutive der Lobour Party hat diese neu« Taktik der Unabhängigen Arbeiterpartei(ILP.s einer Diskussion unterzogen. Hierbei hat sich gezeigt, daß die Mitglieder der Exekuttve der Labour Party einmütig der Ausfossung waren, daß die Lobour Party keinen Vorschlag unterstützen kann, der auf eine Einigung der Sozialistischen und der Kommunistischen Internationale abzielt, da das eine Verletzung des Geiste» und des Sinnes der Sonfcrenzbeschlüsie, insbesondere derer von Liverpool wäre, durch die Kommunistische Partei und, sowett das möglich ist, auch Einzel-Kommunisten aus der Arbeiterpartei ausgeschlossen wurden. Es sollte, so fährt Henderson fort, nicht nötig sein, die ILP., daran zu er- inner», daß kein« einzige Partei, nicht«imnal die ILP., diese Frage vor das höchst« Tribunal der sozialistischen Ar- beiterbewegung, den Kongreß von Marseille , gebracht hat, des wetteren, daß kein« einzige der der Arbeiterpartei angeschlossenen Sektionen, und auch die ILP. nicht, diese Fraae vor die für die britische Arbeiterpartei entscheidende Instanz, den Parteitag gebrocht hat. der vor wenigen Monaten in Lioer- pool stattfand. Ich zweifle, ob die ILP., wenn dies« Frage in Zürich von der Exekutive der Sozialistischen Arbeiter-Jnternationale angeschnitten werden wird, auch nur die Unterstützung einer ein- zigen kontinentalen Partei finden wird. Henderson verweist dann auf die Geschichte der Beziekmnaen zwischen der Sozialistischen und der Kommunisttschen Internationale und fährt fort:„Es muh festgestellt werden, daß sich seit 1922. dem Zettpunkt des Scheiterns des letzten Versuches, irgendeine Aende- rung m den Grundsätzen oder Absichten der Kommunistischen Inter - nationale nicht vollzogen hat. Trotzkis neues Buch„Wohin gebt
von ihnen Beschuldigten hätten Genugtuung geben müssen oder er» klären, daß sie dazu zu feige wären. Dielleicht teilen Sie dem Verleumder meine Anschauung mit und fügen bei, daß ich mich nicht hinter seine Satisfaktionsunfähigkeit oer- kriechen würde, und nicht nur behaupte, er fei ein Schuft, sondern auch bereit bin, aus dieser Behauptung alle Folgerungen zu ziehen. Wie die Führer des Germanenordens Walooter zu beurteilen sind, geht aus Folgendem hervor. Nach meiner Trennung vom Orden erhietten ein Herr, der ebenso wie ich aus dem Orden ausgeschieden war, und ich anonym pädorastenzeitungen zugeschickt. Ich habe darauf an diese Zeitungen geschrieben, wenn ich den Absender kennen würde, so würde er mit meiner hundepeilsche Lekanntschast machen. Mein Bries ging durch die Berliner Judenpresse. Später hat Herr Pohl, Führer des Germanenordens, einem Wiener Hochschul- profeisor geschrieben, ich stünde mit dem oben erwähnten anderen Empfänger der Päderastenzeltungen in perversen Beziehungen. Diese Beschuldigung hat sich auch Herr Johannes Müller zu eigen gemacht, der einer völkischen Organisation. deren Führer ich bin, den Rat erteilte, doch Dr. H l r s ch- feldt zum Präsidenten zu wählen. Die Ordonsleitung hat weiter den Leiter der Germanenbank, Herrn W. P l e e w e, der auch aus dem Orden austrat, beim Staatsanwalt angezeigt wegen veruulreuuna. vuchfälschuug und Unterschlagung. Die Sache endete mit einem glänzenden Frelsprnch durch Nlederschkagung der Unter» suchung. da sich die Verdächtigungen als vollkommen haltlos er- wiesen. Weiter hat die Ordensleitung eine Anzahl deutscher Frauen, die aus dem Orden austraten, eines unsitt- lichen Lebenswandel» bezichtigt und Herr Johannes Müller hat einer deutschen Frau in meiner Gegenwart und vor vielen anderen Zeugen zugerufen, sie benähme sich wie eine Straßendirue. Das genügt wohl, um zu beweisen, daß die Vor- spiegelung, der Orden diene germanischer Erneuerung, ein V e- trug war. und daß es einem Ehrenmanne unmöglich war. im Orden zu bleiben. Die Behauptung des Lumpen Müller ist natürlich frei erfunden. Wenn sie wahr wäre, dann würde man mich längst vor den Staats- anmalt gestellt haben. Dazu habe ich genug„Freunde". Ich hatte es für unter msiner Würd«, gegen diesen Menschen, bei dem zu seiner Negerfratze die Negerscele zu possen scheint. Schritte zu tun. Wer, wie ich, im öfentlichen Kampf« stebt, kann nicht sich um jeden Köter kümmern, der ihn ankläfft. Da» wäre, was ich auf Ihr Schreiben zu sagen habe. Ich spreche Ihnen nochmals meinen herzlichsten Dank aus für Ihren Brief. Ihr ergebenster gez. v. R a m i n. Lumpen, Schufte, Pciverasten. Defraudanten, Straßen- dirnen, Köter— das sind nach ihrem eigenen Zeugnis die Brüder und Schwestern des Germanenordens Walvater e. V. — Deutschlands Erneuerer. Man kann sich danach ungefähr vorstellen, wie Deutsch- land nach dieser„Erneuerung aussehen wird.
Zreiliarath-Ieier in Stuttgart . 'Am Grabe des TichterS.— Ter Kr.anz der NeichS- regierung.— Boykott der württemberglscheu Regierung. Stulkgarl, 19. März.(Eigener Drahtbericht.) Das Stutt- garterReichsbannerhatdinTodestagFreillgraths in würdiger Weiss begangen. Am Grab« des Dichter» auf dem Uff- Friedhof in Kannstatt zog am 13. März mittag» die Ehrenwache aus. Die Reichsregierung ließ durch den Präsidenten de» Landessinanzamtes zu Württemberg einen Lorbeerkranz mit schwarzrotgoldener Schleife niederlegen. Weitere Kränze wurden gewidmet vom Sozialdemokratischen Partetvorstand, Stutt» garter Reichsbanner, von der Demokratischen Jugend, dem Scheffel- bunb, serner von Freiligroths Heimstadt Detmold und dem Rhein - städtchen Unkel . Eine besondere Gedenkfeier veranstaltete abends da» Reichsbanner dem Dichter seines Bundesliedes am Grab«. Mit Einbruch der Dunkelheit bewegte sich ein F a ck e lz u g von Stuttgart
ternatlonalen. eine Konferenzanregung. England?" bietet im Gegenteil den besten Gegenbeweis hierfür. Es wäre jedoch gegenüber der ILP. ungerecht, nicht anzuerkennen, daß die Fragen, die nach ihrer Meinung auf einer solchen Konferenz der beiden Internationalen gestellt werden sollen, eine bemcrkens- werte Aehnlichkeit mit denen aufweisen, die seinerzett auf der fehlgeschlagenen Berliner Konserenz von der Zweiten Internationale und der Wiener Sozialisttschen Ar- beitsgemeinschaft angeschnitten worden sind, nämlich die Frag« der Unoermeidlichkeit der bewaffneten Auseinandersetzung, die Probleme der Diktatur des Proletariats und des Antivarla- mentarismus, die Frage der Einkerkerung von Sozialdemo- traten, Sozialrevolutionäre und anderen politischen Gegnern in Rußland und Georgien , die Fragen der Rede», Preß- und Organisiationsfreiheit m Rußland und Georaien und das Problem der zersetzenden kommunisttschen Tätigkeit inner- halb der nichtkommunistifchen Arbeiterbewegung." Am Schluß sagt Genosse Henderson:„Die Vorschläge der ILP. sind sowohl utopisch als verderblich, da jenes Mindestmaß von Uebereinstimmungen zwischen den beiden Internattonalen nicht existiert, welches auch nur eine Besprechung mit der Kommunisti - scheu Internationale rechtfertigen würde." * Den Moskauer Berufsaposteln der„Einheits- f r o n t" Ist dies« Anregung der englischen Partei stark auf die Nerven gefallen. Die„Prawda" vom 4. März widmet ihr einen Leitartikel, in dem das Auftreten der ILP. wie folgt charakterisiert wird: „Man kann nur eins annehmen. Entweder muß man an- nehmen, daß ein unglaublicher Umschwung in der Geschichte der internationalen Arbeiterbewegung eingetreten ist: daß die Diener der Bourgeoisie aufgehört haben, Diener der Bourgeoisie zu sein. sich zu Revolutionären verwandelt haben, Reue zeigen und be- schlössen habe», ehrliche Kämpfer gegen den Kapttalismus zu sein und auf revolutionärer Grundlage die beiden Internationalen vereinigen wollen. Oder man muß annehmen, daß die englisch « opportunistische Organisation ein bestimmtes Manöver infze- niert, einen destimmten schlauen S ch och zug macht. Im letzten Falle taucht die Frage auf. wars denn eigentlich der reale polnische Sinn des Vorschlages der ILP. ist." Natürlich ist das Auftreten der ILP., nach der„Prawda". nicht» anderes als«in Versuch, die von den Kommunisten ergriffen« Initia- tive zur Bildung der Einheitsfront abzufangen. Daher der Zorn, daher auch der folgende Schimpferguß an die Adresse des ILP.: „Alle eure großartigen Deklarationen, alle eure übersen» sationellen Vorschläge sind bloß Schwätzereien von Schar- I a t a n s. und ihr selbst seid keineswegs Kämpfer für die Einheit der Arbeiterklasse, sondern bloß Opportunisten, die eine„linke Hak- tung" simulieren." Die Aeußerungen des kommunistischen Zentralorgans zeigen in krasser Weise, daß die kommunistischen Demagogen zwar die Parole der Einhettssront für den Dummenfang gern« im Mund« führen, daß sie ober in Tobsucht versallen, wenn tontrete V o r s chl ä g e zur Herstellung einer wirklichen Einheitsfront ge- macht werden.
durch die mit einer ungeheuren Menschenmenge umsäumten Straßen nach Kannstadt auf den Usf-Friedhof. Am Grab« hatten sich zahl» reiche Gäste eingesunden, darunter Vertreter der Stadtverwaltung. Die Staatsregierung glänzte durch Abwesen- heit. Der„kranke" Staatspräsident Bazill« Hot sich am Sonntag bei dem Ludwlg-Thoma-Abend wohl ganz gu: unterhalten, für Freiligrath jedoch hatte er keine Zeitz Sein Vertreter, der Z e n t r u m s m i n i st e r Bolz, hat für die Ein- ladung gedankt: zur Gedenkfeier bemühte er sich aber nicht. An dem von lodernden Fanalen flanl'ierten Grabe nahm das Reichsbanner Aufstellung. Der Gesangverein„Vorwärts"-Kannstadt leitet« die Feier mit einem Chor stimmungsvoll ein. Die Fahnen senkten sich, und die Kameraden sangen das Bundeslied. Die Gedenkrede hielt Landtagsabgeordneter Heymann. Ein Männerchor beschloß die Feier. Der Fackelzug bewegte sich vom Friedhof nach Kannstadt, wo nach einer Ansprache aus dem Marktplatz der Zug ausgelöst wurde. -- Und Festnahme wegen Hochverrats! Slutlgar«. 19. März.(WTB.) Vom Polizeipräsidenten wird mit» geteitt: Bei der am 17. März d. I. von der Kommunistischen Partei Stuttgarts abgehaltenen Morzfcier haben die württcmbergischen Landtagsabgeordneten Schneck und Brönnle Aeußerungen gemacht, die den dringenden verdacht eines vcr» brechen» der Mitwirkung zum Hochoerrate begrüaden.(1) Beide Ab- geordnete sind deshalb am anderen Tage im Einvernehmen mit der Staatsanwaltschaft vorläufig se st genommen und dem Amts- gericht vorgeführt worden. Zentrum irnö Volksbegehren. Ter Beschinst der Berliner Zentrumsversammlung. Der 1. Vorsitzende der Groß-Berliner Zentrumspartei, F. Kcllermann, schreibt uns- „In Rr. 125 des„Vorwärts" befindet sich, bezugnebmend auf den Artikel„Grundsatz und Taktik" in Rr. 123 der„Ger mania ", eine Darstellung über eine Versammlung der Berliner Zen» trumswähler, die nicht den Tatsachen entspricht. Um die einwand- freie Berichterstattung der„Germania " über diese Versammlung festzustellen, bitte ich um freundliche Aufnahme des folgenden: 1. Die Zentrumsvcrsammlung am 12. dieses Monats im Gesellen- Haus, Königgrätzer Straße , w«r ursprünglich ols Delegierteimer- sammlung der Groß-Berliner Zentrumspartei in Aussicht genommen. In der Einladung zu dieser Versammlung wurden von mir die Delegierten des Provinzoerbandes der Windthorft Bünde Berlln-Brandendurg eingeladen, ebenso waren, wie immer, Gäste willkommen.(Partcinachrichtcn„Germania " Rr. 117.) 2. Entgegen den ursprünalichen Abmachungen lud der Provinz- verband der Wlndlhorst-Bünd» sämtliche Groß-Berliner Wtndthor st- Bündler ein und b-tonte, daß jeder Windt- Horst. Bündler zur Sittle sein muß.(Partcinachrichten„Ger- monla" Nr. 117.) 3. Bei der Eröffnung der Versammlung gab ich die Erklärung ab, daß satzungsgemäße Beschlüsse und Resolutionen im Sinne einer Delegiertenversanunlung nicht gefaßt werden tonnen.(Etwa ein Fünftel der Versammlungsteilnehmer waren Delegierte.) 4. Vor der Abstimmung über die Resolutionen erklärte ich nach einer Geschäftsordnungsdebalte, daß die Abstimmung nur für eine Zentrumswählerversammlung. nicht für eine Delegiertenversanunlung gilt. Der Vorsitzend« der WiMhorst-Bünde schloß sich für die Windthorst-Bünd« dieser Erklärung an."