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Man möchte gar nicht glauben, wieviele Menschen man durch Hungern ernähren kann! Diefe ganzen Könige von Hungerien es sind ihrer immerhin 5 bis 6( ausschließlich der ungezählten un­getrönten Häupter") haben einen richtiggehenden Hofstaat um fich versammelt. Da ist der Reichsverweser oder Notar, der Leib­arzt, der Leibadjutant oder Impresario, das Gefolge( Budifer, Ge­schäftsführer, Kassierer, Ober, Bortier), dann die ständige Leibmache bei Tag und Nacht und was sonst noch so herumwimmelt und sich was zu schaffen macht. Das will alles erst mal bezahlt sein und mas bann bleibt, ist der Verdienst. Der Besuch läßt überall zu münschen übrig. Jolly hat entfchieben getreu dem Sprichwort: Wer zuerst fommt, mahlt zuerst!- den Bogel abgeschossen.

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Rostige Nägel.

Einer der stärksten Männer dieser Zeit, der Schmergewichts artist Breitbart Jude übrigens, der mit Leichtigkeit eine ganze Kompagnie Stahlhelmleutnants vor sich hergejagt hätte, ist, mie erinnerlich, einem fleinen tüdischen Ding zum Opfer gefallen. Ein rostiger Nagel war ihm tief in den Oberschenkel gedrungen. Das hatte Blutvergiftung zur Folge, der der als Artist unerreichte, als Mensch durch seine stete Hilfsbereitschaft unvergeßliche Mann erlag. Ein rostiger Nagel! Die Warnung, sich vor ihm in Acht zu nehmen, ist zu oft ausgesprochen worden, als daß man magen dürfte sie zu wiederholen. Außerdem gilt sie fast immer benen, bie am wenigsten davon bedroht werden. Jenen friedlichen Eristenzen nämlich, die ihr rüftiges Mannesalter in der wärmenden Sonne einer Staatspension verbringen und nun zum Schreden aller Haus bewohner von früh bis spät mit Hammer, Bange und Säge im Hause herumgeistern. Jenen behaglich hantierenden Rentnern, die es in aller Borsicht, bevor sie ein Stüdchen Holz angreifen, sagen: Hm, sollte da nicht- hm- pielleicht so ein rostiger Nagel ver­borgen sein?"

Was aber tun die Hunderttausende, die Millionen, die täglich mit Holz und Eisen berufsmäßig umgehen müssen? Sie wissen ganz genau, daß ihnen aus einem roftigen Nagel der Tob brohen fann. Aber sich vorsehen, wer fann das? Bugreifen! Anpaden! Arbeiten! Arbeiten! das ist die tägliche Lofung. Bis ein Rollege plöglich aufhört, die Hand befieht, baran saugt, ein Taschentuch um bindet. Weiter! weiter! Der Meister hat schon gesehen, daß einer feiert. Wegen der Kleinigkeit gleich zum Arzt? Das loftet Stunden und Stundenlohn. Aber am anderen Tage geht es doch nicht mehr. Also zum Arzt! Schneiden! Oder Operieren. Oder mie oft und wie auch bei Breitbart amputieren. Einen Finger Hand wohl gar den Arm. Und wie manchesmal der Tod. Und alles das, weil es nur ein rostiger Nagel war. Bielleicht aber auch nur, weil die Arbeit die Menschen hat und die Menschen nicht die Arbeit. Denn ruhige Arbeit läßt Zeit, den Gefahren auszuweichen.

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Die

| 3usammenbruch vorliegt. Die Berhandlung wurde daraufhin abge- 1 Aufschwung der Bewegung zufriedenstellend ist. Der Verein ver. brochen. Auch am Freitag erlitt sie eine Störung, meil der Ange füge über eine gute Organisation, die eingeleiteten Maßnahmen zu flagte unterwegs einen Ohnmachtsanfall erlitten hatte. Profeffor ihrem weiteren Ausbau machen gute Fortschritte. Die Einnahmen Seelert als Sachverständiger stellte sich im Gegensatz zu den früheren betragen für das Jahr 1925 rund 1 500 000 m., die Ausgaben Gutachten anderer Aerzte auf den Standpunkt, daß es sich bei Sflarz 1 188 000 M. Das Gesamtvermögen betrug am 31. Dezember 1925 mehr um einen hysterischen 3u ft and handele, und er ließ so- rund 1 100 000 m., das in Bankguthaben und festen Bermögens gar durchblicken, daß er es in der Hauptsache für eine Simulation merten, worunter sich ein Dampfsägewerk befindet, angelegt ist. Die halte. Die Verhandlung wurde gestern jedoch nicht wieder aufge- Bahl der Sterbefälle für das Jahr 1925 beziffert sich auf 5220 und nommen, sondern auf heute Sonnabend mittag 12 Uhr vertagt, die Herstellung der Särge auf 5500. Eine gute Aufwärtsentwidiung hat das Vereinsorgan, Der Freidenfer", aufzuweisen, dessen Auflage fich auf 280 000 beziffert. Rieger. dem unbeschränkte Redezett zur Ergänzung des Geschäftsberichts eingeräumt worden war, be­nugte diese zu einer Polemik gegen den Vorstand, dem er Machen­Anschließend daran fanden sich schaften gegen die KPD  , vorwarf. die Delegierten int Speisesaal des Preußischen Landtages   zusammen, wo ihnen und geladenen Gästen ein Unterhaltungsabend geboten wurde. Die Generalversammlung wird heute fortgesetzt.

Wie unsere Jugend verdorben wird!

Ein gefährlicher Kinderfreund.

In das gemeingefährliche Treiben eines Wüstlings, der sich zu jeinen Opfern Schulmädchen im Alter Don 12 bis 14 3ahren ausgesucht hatte, leuchtete eine Berhandlung vor dem Landgericht I   hinein. Der Kaufmann Ernst Unger   stand mit der Schuljugend, die nachmittags im Kleinen Tiergarten zu spielen pflegte, auf sehr vertrautem Fuße, denn er verteilte in reichem Maße Schokolade und andere Süßigkeiten unter die weibliche Jugend. Diese Freundlichkeit hatte aber einen bitteren Beigefchmad, denn bei etner Haussuchung, die Kriminalaffieftent Zimmermann in der Woh nung Ungers in der Lübeder Straße 45 pornahm, wurden Nackt­photographien von Kindern in ben bedenklichsten Stellungen zutage gefördert. Zunächst standen gegen Unger fünf Fälle zur Anflage, und er wurde der Vornahme unzüchtiger Handlungen an minder jährigen überführt, wofür er Jahre Gefängnis erhielt. In zwischen ist aber gegen ihn ein weit umfangreicheres Strafverfahren in Gang gebracht worden, und er wird sich demnächst noch einmal wegen gleichartiger Strafhandlungen in großem Umfange zufammen mit seiner Ehefrau zu verantworten haben, da bei einer zweiten Haussuchung in einem Bersted auch Nadtphotographien vorgefunden murben. Die feine Ehefrau mit Kindern in den unglaublichsten Stellungen zeigten.

Konsum generalversammlung  .

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Die

Der Einhundertdreikig- Stunden- Tänzer. Ein Tanz, der einhundertunddreißig Stunden dauern wird, bildet neben dem Sechstagerennen die neueste Sensation. In einem Saal des Sportpalastes hat gestern abend ein Tänzer namens Alfredo Fernando in einem durch eiserne Retten abgesperrten Biered einen Einhundertunddreißig- Stunden- Tanz begonnen. sportliche Leistung findet sogar unter dem Protettorat des Reichs­verbandes für Tangsport statt. Der Tanz wird nach einem eigens ausgegeben jeweils eine hierfür aufgeftellten Reglement" ausgetragen. Danach ist der Tänzer berechtigt, nach Ablauf von je brei Stunden jeweils eine Bause von zehn Minuten einzulegen. Abgesehen von den Baufen muß er sich ohne jede Unterbrechung in einer der Musik angepaßten rhythmischen Bewegung befinden, wobei es auf besondere Qualität bes Tanzes nicht ankommt. An besonderen Requisiten hat sich Fer­nando se ch s Paar feste und zwei Baar Hausschuhe und ungezählte Flaschen Köllnischen Baffers zugelegt. Die Tanzpartnerin wählt er sich nach Belieben aus dem Publikum.

Absturz eines Flugschülers. Am Freitag vormittag startete ber Flugschüler Georg Mitschte mit einem Flugzeuge der Flugsport. schule in Staaten. Bei der nur wenig später erfolgenden Bandung versuchte Mitschte mit Kurperflug sein Flugzeug im Zielstanb aufzusetzen. Bei diesem Versuche wurde das Flugzeug, das bei den Kurvenflügen einen Teil seiner Geschwindigkeit verloren hatte, in einer Höhe von 6 bis 8 Metern von seitlichen Winden gefaßt und สิน Boden geworfen, wobei es vollständig zu Bruch ging. Der Flug­

Der Bund religiöfer Sozlafften veranstaltel als Abschluß seines Winter programms am Montag, den 12. April in Neukölln im Gemeindefaal, Berthaftrage 9, abends 7, Uhr, einen Richtbilder Märchenabend für Kleine Leute. Der Eintritt ist frei.

Die Ronfumgenoffenfchaft Berlin   und um­gegenb hielt in ben Musiker- Festsälen eine außerordentliche Generalversammlung ab. Geschäftsführer Schreiber erstattete ben albjahresbericht. Er verwies auf die un längerer Arbeitslosigkeit zum Ausdrud tommt. Trotzdem hat sich die günstige wirtschaftliche Lage, die für die Verbraucher vielfach in Konsumgencffenschaft auch im letzten halben Jahre günstig weiter entwidelt. Dies gilt auch für ihre Tochtergesellschaften, die Neu­töllner Großhandelsgesellschaft und die Bekleidungsindustrie Hoff- chüler blieb unverlegt. nung". Der Bericht wurde von der Generalversammlung entgegen­genommen, ohne daß sich daran eine längere Debatte schloß. Dann beschäftigte sich die Generalversammlung mit einer Aenderung strafferen Organisation wegen von fünf auf drei herabgelegt. Das der Sagungen. Die Zahl der Borstandsmitglieder wird der Aufsichtsratsmitglied Michaelis teilte mit, daß die Aenderung im Einverständnis aller Beteiligten erfolgt. Das Borstandsmitglied Sajet mird auf seinen Wunsch aus den Diensten der Genossenschaft ausscheiben. Der Kassierer Lamm, der aus dem Borstand ausscheidet, wird seine Kraft meiterhin der Genossenschaft zur Verfügung stellen. Die Generalversammlung beschloß die erforderliche Sagungsände­3u einer erregten Ezene fam es vor der Berufungstammer rung einstimmig. Der Aufsichtsratsvorsitzende Lange dankie Der Aufsichtsratsvorsitzende 2 ange dankte hes Landgerichts III, deren Borsiz Landgerichtsdirettor Siegert allen Beteiligten für die Bereitwilligkeit, die fachlich notwendige führte. Der Fall hatte auch insofern allgemeines Intereffe, als es Aenberung durchzuführen. Nachdem noch einige minder wichtige fich um die Berufungsverhandlung über eines der letzten Urteile Sagungsänderungen erledigt worden waren, befchloß die General­handelte, das unter Borsiz des jezt in Untersuchungshaft befind- persammlung nach einem Bericht des Geschäftsführers Mirus, das ter Zentrale Lichtenberg   benachbarte große Grundstück Rittergut lichen Landgerichtsdirektors Jürgens von dem Schöffengericht Char- straße 27/30 zu erwerben. lottenburg gefällt mar.

mann

Tintenattentat auf Gerichtsbeamte.

Der Jürgenseinwand".

Bon dem Angeflagten wurde dann auch prompt ber ziemlich häufige Jürgenseinwand, wie man furzerhand diese Art der Ber­feibigung in Moabit   zu nennen pflegt, gemacht. Landgerichtsdirektor Jürgens hatte den Tischler Karl Deichmüller und den Arbeiter Her wegen schweren Einbruchsdiebstahls zu 2 Jahren bzw. Jahren Zuchthaus verurteilt, weil sie schuldig befunden worden maren, in einer Billa   in Dahlem   eingebrochen und Teppiche im Werte von 10 000 m. gestohlen zu haben. Bei dem Abtransport der Teppiche aus einem Diebesschlupfwinkel in der Großen Hamburger Straße wurden sie abgefaßt. Nach mehrstündiger Beratung hatte bas Schöffengericht das obige Urteil gefällt. Die Berufungsstraf­tammer bewertete die Mitwirkung des Angeklagten Hermann jedoch nur als Hehlerei und wandelte die Strafe in die gleichlautende Gefängnisstrafe um. Dagegen wurde die Berufung des schon viel fach vorbestraften Deichmüller verworfen. Kaum hatte Landgerichts­direktor Siegert das Urteil verkündet, als Deichmüller in wüsten Beschimpfungen des Gerichts ausbrach und meinte, Landgerichtsdirektor Jürgens werde trop feiner 63 Betrugsfälle billiger wegkommen. Mit einem fühnen Saz sprang der rabiate Angeklagte dann über die Barriere der Antlagebant, stürzte sich auf den Richtertisch und wollte den Gerichtshof mit Tintenfäffern bombardieren. Ehe er aber someit tam, hatten schon die dienst tuenden Justizwachtmeister eingegriffen. Es entspann sich zwischen ihnen und Deichmüller ein schwerer Kampf, in deffen Berlauf die Beamten mit Tinte übergessen wurden. Einige gut gezielte Schläge mit dem Gummifnüppel brachte den Tobsüchtigen endlich zur Räson, so daß er ohne weitere 3mischenfälle abgeführt werben fonnte. Der Gerichtshof hatte während dieser bedrohlichen Szene vollkommene Ruhe bewahrt.

Eine zweite Liebestragödie.

Unmittelbar nach der Liebestragödie des Ingenieurs Delaman und des Fräuleins Keil hat sich gestern im Tegeler Forst eine zweite Liebestragödie abgespielt, die ebenfalls mit dem Tode des Mannes endete. Ein 22 Jahre alter Arbeiter Franz Eggert aus Nauen   verließ vor einigen Tagen seine Frau, mit der er in Unfrieden lebte und traf sich in Berlin   mit seiner früheren Ge­liebten, einer Hedwig A. aus Wriezen  . Das Paar begab sich am Nachmittag in den Tegeler Forst, um zusammen zu sterben. Eggert schoß sich zwei Kugeln in den Kopf und brach sofort tot zusammen. Das Mädchen aber hatte nicht den Mut, jetzt ebenfalls zur Waffe zu greifen, lief vielmehr nach dem Schloßrestaurant, wo beide vorher gemeilt hatten und bat um Hilfe. Die Polizei konnte aber nur noch feststellen, daß Eggert tot mar.

3u der Liebestragödie des Ingenieurs Delawan erfahren wir, daß sich die Berlegung des jungen Mädchens als ungefährlich herausgestellt hat, so daß es bereits aus der Klinik entlassen und von der Kriminalpolizei vernommen werden konnte. Der Ingenieur mar ftellungslos, und weil er feine Beschäftigung fand, geriet er immer mehr in Schwierigkeiten und war zulegt gezwungen, wieder holt Sachen zu versehen. Das Mädchen suchte ihn immer wieder aufzumuntern und redete ihm stets wieder zu, nicht den Mut zu verlieren. Zuletzt aber tamen die beiden doch überein, gemeinsam aus dem Leben zu scheiben und schrieben mehrere Abschiedsbriefe. Dann spielten sich die Vorgänge ab, wie wir berichteten.

Zusammenbruch des Angeklagten Heinrich Sklarz. Gleich bem Lügom- Brozeß hat auch ber seit mehreren Wochen or dem Schöffengericht mitte anstehende Betrugsprozeß gegen Heinrich Stlarz mit Schwierigkeiten zu kämpfen, die gleichfalls auf den Gesundheitszustand des Angeflagten zurückzuführen sind. Bei biefem Betrugsprozeß handelt es sich, mie bereits mitgeteilt, um außerst vermidelte Finanzgeschäfte, die mit ben befannien Sanie rungsaktionen von Heinrich Stlarz im Busammenhang stehen. Gegenwärtig ist die Beweisaufnahme fo meit vorgeschritten, daß der Hauptantlagepuntt gegen Stlarz, der ihm einen Betrug gegen über der Preußischen Staatsbant( Seehandlung) zur Last legt, angeschnitten werben soll. Dazu mird auch Geh. Finanzrat Rühe vernommen werden. Bereits am Mittwoch Schienen die Kräfte des Angeklagten zu erlahmen. Er sank im Laufe Der Berhandlung auf feinem Stuhl zufammen, und der hinzugezogene Gerichtsarzt Brof. Strauch mar der Ansicht, daß augenscheinlich ein

Sodann wählte die Generalversammlung einige Delegierte zu dem Verbandstag Ostdeutscher Konsumvereine am 12. Mai in Stralsund   und zu dem Genossenschaftstag Deutscher Konjumpereine am 14, 15 und 16. Mai in München  . Die Verhältniswahl ergab, daß sämtliche Mandate der Liste Genossenschaftsaufbau" zufielen, die Kommunisten gingen leer aus. Gewählt wurden nach Stralsund   Paulus, Adam, Bo­deutsch; nach München   Marie Gebhardt, Fiddicke. Das Ein trittsgelb in die Genossenschaft wurde auf 50 Pf. festgefeßt. Die Generalversammlung war von 507 Delegierten, 4 Borstands­mitgliedern und 20 Aufsichtsratsmitgliedern besucht.

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Die Untersuchung gegen das Ehepaar Jürgens. Der Stargarder Untersuchungsrichter, Landgerichtsrat Fuchs, der feit geraumer Zeit in der Affäre Jürgens Bernehmungen und Ermittlungen in verschiedenen Städten des Westens durchgeführt hat, wird voraussichtlich Anfang kommender Woche wieder nach Berlin  zurüctehren und hier erneut Berhöre des Ehepaares ürgens vornehmen. Insbesondere wird es sich darum handeln, den Landgerichtsrat mit einer Reihe von Zeugen zu fonfrontieren, die ihn belasten. Beide Ehegatten, die übrigens fich noch immer im Lazarett des Untersuchungsgefängnisfes befinden, halten gegenüber allen Beschuldigungen an ihrem von An­fang an eingenommenen ablehnenden Standpunkt fest Ueber die Ausdehnung der Untersuchung auch auf einen Betrugsversuch am Reichsfistus ist Landgerichtsdirektor Jürgens bisher nur nom Bernehmungsrichter des Berliner   Polizeipräsidiums, Amts­gerichtsrat Strucmann, aber noch nicht vom Untersuchungsrichter vernommen worden. Bei dem Umfang des zu prüfenden Materials läßt sich ein Abschluß der Voruntersuchung gegen das Ehepaar zu nächst noch nicht absehen.

Weil sie das Grab ihres Sohnes schmücken wollte!

Bor dem Schöffengericht in 2ichtenberg hatte sich ein armes einundsiebzigjähriges Mütterchen zu verantworten. Auf dem Zentralfriedhof in Lichtenberg   ruhte ihr im Weltkriege gefallener einziger Sohn, und sie hatte kein Geld, das Grab des Sohnes zu schmücken. Da nahm sie von dem Grab einer bekannten Lichten berger Patrizierfamilie, das in einer sogenannten Wahl­ſtelle liegt und mit zu den prächtigsten Gräbern des Friedhofs gehört, einen Blumenstrauß, um ihn auf das Grab ihres Sohnes zu legen. Aber das Verhängnis folgte auf dem Fuße. Ein junger Mann ( ein Mitglied jener Familie) hatte den Vorgang beobachtet. Die Greisin entschuldigte ihr Berhalten; der reiche Herr hatte tein Er­barmen mit der von der Liebe zu ihrem toten Sohn getriebenen Frau und ließ die Greisin feststellen. Das Gericht tam wegen des Diebstahls zu einer Berurteilung zu drei Tagen Gefängnis mit Be. währungsfrist. Das Belfsempfinden aber verurteilt jene reiche Lichtenberger Familie, die in einem wenig Richter zitieren ließ. christlichen Rechtsdüntel die alte und arme einfame Mutter vor den

Freidenker für Feuerbestattung.

Eine Kundeeburg der preußisd en Junglehrer findet am Sonntag, den 11. april 1926, vormittags 11 Uhr, im großen Saal des Lehrervereinshauses statt. Sur Beit find über 30 000 Junglehrer ohne Etellung. Die Ver anstaltung soll die Deffentlichleit und die Regierung auf die Not der Jung­lehrer aufmerksam machen.

Das Paradies Europas  . Der unter biefem Titel laufende Film Aus der Natur und dem Leben der Schweig" wird in der Treptow  - Sternwarte am Connabend, ben 10. April, um 8 Uhr und am Sonntag, ben 11., um 4, 6 und 8 Uhr vorgeführt. Dienstag, 18., um 8 Uhr: Einführung in die Aftronomie"( Bortrag mit Lichtbildern von Dir. Dr. Archenhold).

Aufdeckung großer Steuerhinterziehungen in Hamburg  . Hamburg  , 9. April. Beamten der 3pustelle Hamburg  - Freihafen ist es jetzt gelungen, umfangreichen Zuderſteuerhinterziehungen auf Die Spur zu fommen, die im Jahre 1925 und auch noch bis ver furgent von einen Hamburger Schwindellongern, der eigens für diese Swede aufgezogen zu fein scheint, verübt worden sind. Die Untersuchungen find noch nicht völlig abgeschlossen, aber es steht schon jest fest, daß das Reich durch die Steuerhinterziehungen um etwa 1 Million Mart ges hädigt worden ist. In die Angelegenheit find ungefähr 30 Kaufleute, die zum Teil in Hamburg   an­fäffig sind und sich an den Schiebungen beteiligt haben, verwidelt.

Zu dem Anschlag auf den Berlin  - Münchener D- 3ug.

München  , 9. April. Die hiesigen Blätter bringen zu dem verbrecherischen Anschlag auf den Berliner   D- Bug noch folgende

Einzelheiten:

Die Lokomotive des D- 3uges fuhr in voller Fahrt auf die über das Gleis gelegte schwere Schiene auf, die fich dann wie ein Rab­schuh vor das rechte Borderrad der Lokomotive legte und vermutlich entgleiste. Der Lokomotivführer hatte Geistesgegenwart genug be­ein Stück mitgeschleift wurde, worauf die Borderachse der Lokomotive feffen, bei der Auffahrt auf das Hindernis fofort zu bremsen. Mit welch ungeheurer Bucht der erste Anprall auf das Sndernis erfolgte, davon legte die vollkommen abgesprengte Eisenbahnschiene, die der D- 3ug mit nach München   nahm, beredtes Zeugnis ab. Die D. Zug Wochen war ein Anschlag auf den Berlin   Münche  = maschine wurde fast gar nicht beschädigt. Bereits poreinigen ner Schnellzug bei Hartmannshofen verübt worden durch Be legen der Gleise mit Schwellen, die von der Lokomotive aber beiseite geschleudert wurden. Bei dem neuen Anschlag handelt es sich ver. mutlich um mehrere Berbrecher, da eine Person allein die pier Bentner schwere Schiene nicht Lodern fonnte. 20 Minuten nor dem Anschlag auf den Berliner   D- Bug hatte der Frankfurter   D- 3ug bie Stelle ungefährdet passiert.

Ein Hungerkünstler hungert" auf Fleischbrühe und Malzertraft.

Der Hungerkünstler Harry Nelson, der seit dem 9. März im Leipziger   Kristall. Palast hungert, ist soeben mit feinem Impresario wegen fortgesetzten Betruges verhaftet worden. Es hat sich herausgestellt, daß Nelson von außen Gummischlauch mit Fleischbrühe und Malzertraft er­fährt worden ist. Nelson wurde ins Krankenhaus übergeführt.

Entgleisung des Schnellzuges Krakau Wien.

Am Donnerstag abend entgleiste zwischen den Stationen Boch nia und Slotwina, 45 kilometer von Krakau  , der Schnell. zug Bukarest  - Lemberg  - Wien  . Die Lokomotive, der Kohlenwagen und die ersten beiden Bagen stürzten vom Eisenbahndamm hinab, während die übrigen aus den Geleisen sprangen. Als Ursache der Katastrophe wird von amtlicher Seite ein verbrecherischer Anschlag angegeben, da eine am Tatort eingeleitete Untersuchung die Los lösung eines Schienenstranges ergab. wurden insgesamt 25 Personen, darunter 4 schwer, Getötet

wurde niemand.

Berlegt

Baufatastrophe in Passau  . In Baffau ist beim Abbruch der gestürzt und hat eine Anzahl Arbeiter begraben. Someit bisher feftgestellt wurde, wurden zwet Arbeiter schwer verletzt.

Im Anschluß an die freigeistige Woche wurde gestern die Generalversammlung des Bereins der Freidenfer für Feuerbestattung im ehemaligen Herrenhaus durch eine Begrüßungsansprache des Borsigenden eröffnet. Anwesend waten 100 Delegierte aus Berlin   und dem Reiche und Bertreter inländischerei mati hauhallen plöglich das Dach einer Halle zusammen­und ausländischer Bruderorganisationen und verwandter Berbände, tie in furzen Ansprachen der Tagung die Grüße ihrer Organisation überbrachten. Nach Wahl des Bureaus und der perschiedenen Ar­beitstommiffionen leitete Ridert die Tagesordnung mit dem Borstandsbericht ein. Man könne sagen, daß im großen und ganzen ein Einverständnis der Mitglieder mit der Geschäftsführung des Borstandes besteht. Wenn Kritif geübt wurde. mar fte im jahlichen Sinne gehalten. Die Organisation hat einen guten Fortschritt ge­macht, und mit dem Wachstum der Organisation geht ihr Ausbau. 3m Reiche find 12 Geschäftsstellen vorhanden und rund 900 3ahl­stellen. Die Kirchenaustritts be megung macht einen guten Fortschritt: so find in Berlin   im Monat September 1925 allein bei cinem Notar 6000 Kirchenaustrittserklärungen abgegeben morden. Die Bewegung erstrebt den internationalen Zusammenschluß. Den Geschäftsbericht gab Sievers, Auch er betonte, daß der

Explosionstatastrophe auf einem amerikanischen   Tanfdampfer. Bei einer Explosion, die fich zwanzig Mellen unterhalb von New Orleans   infolge der Kollision des holländischen Dampfers So­frantis" mit dem Tanfdampfer der Standard- Dil- Co. Thomas Wheeler" ereignete, find anscheinend 35 Mann der Belagung des Dampfers Sofrantis" umgefommen.

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