Donnerstag
15. April 1926
Unterhaltung und Wissen
Die eigene Wohnung.
Von Trude E. Schulz.
Bei einer Wohnungszwangsräumung richtete der Wohnungsinhaber auf den Bolizeibeamten und die Beamten des Wohnungsamtes einen Revolver, nachdem er ihnen zuerst eine Art ent gegengeschleudert hatte. Der Bolizeibeamte machte von feiner Schußwaffe Gebrauch und traf den Wohnungsinhaber so unglücklich, daß er bald darauf starb. ( Beitungsnotiz.)
Irgendwie hatte dieser Mann in unserer Zeit, in der die Leute in Erdhöhlen und Viehställen hausen und in der einige Rupees eines ausrangierten Eisenbahnwagens schon eine vielbegehrte Luruswohn
Wiſſen
Raum für das Bild war allerdings auch noch immer frei, und in der Küche machte sich der zusammengenagelte Küchenmöbel- Ersatz breit. Da famen die Beamten, mit Verfügungen bewehrt und auch sonst bewaffnet, und forderten Einlaß. Der Mann schob noch hörbar den Riegel vor und schloß rafselnd die Schuhkette und rührte sich dann nicht mehr. In irgendeiner Ede saß die Frau und schluchzte hilflos und verzweifelt, daß der ganze Körper zitterte. Draußen trat nach überlautem Pochen Stille ein. Dann hörte man, wie sich jemand am Schloß zu schaffen machte und es plötzlich mit einem Rud zurüdsprang. Der Riegel war standhafter. Schließlich griff man mit Art
Beilage des Vorwärts
er die erfrankte Stelle aus. Die Eingriffe werden in örtlicher Betäubung ausgeführt. Bekanntlich ist das Gehirn schmerzunempfindlich. Meistens geht einem epileptischen Anfall die sogenannte Aura voraus d. h. Halluzinationen der Sinnesorgane. Es leiten dann solche Gesichts, Geschmacks, Gefühls- oder Geruchstäuschungen den motorischen Zentren allein nicht zur Heilung führen, da die Anfall ein. In diesen Fällen würde die Ausschneidung der Krämpfe in den zugehörigen Mustelgebieten nur eine Folge von Störungen darstellen, die von anderen Hirnstellen ausgehen und auf sie übergreifen. Hier ist eine operative Heilung vorläufig nur möglich, wenn der Krankheitsherd in der Gesichts- und Gefühlssphäre des Gehirns liegt. Beginnt der Anfall mit einseitigen Kopfoder Augenwendungen oder mit einseitigen Gefühlsstörungen, Ameisenkriechen, Kribbeln, Kälte- oder Hizeempfindung, in be Aussicht auf Heilung des Leidens durch Operation, da die betreffenden Zentren im Gehirn jo gut wie sicher bekannt sind.
ſtätte bilden, eine richtige Wohnung erhalten. Bielleicht war seine Trockenlegung der Weltliteratur in Amerika stimmten Abschnitten der Gliedmaßen oder des Rumpfes, so besteht
alte Wirtin gestorben, bei der er gemeinsam mit seiner Frau die Wohnzimmer abgemietet hatte, und so war auch die Küche freigeworden und mit dem einen Quadratmeter großen Korridor und dem Klosett, das allerdings sehr oft verstopft war, da es der Wirt nie gründlich in Ordnung bringen ließ, in seinen Besitz übergegangen. Vielleicht hatte er auch eine leerstehende Wohnung entdeckt, wegen deren Vergebung erst noch einige Aftenbände gefüllt werden mußten, und da hatte er einfach dem weisen Entschluß des Wohnungsamtes vorgegriffen und sich kurzerhand selber einquartiert. So oder ähn lich ist es sicher gewesen; denn es handelte sich ja um feine große Wohnung, von fünf Simmern aufwärts. Die hätte er leicht beTommen fönnen. Aber er war eben ein armer Teufel, der nicht mal die lumpigen paar tausend Mart Hypothet für eine fleinere beschlagnahmefreie Wohnung aufbringen fonnte. Aber mun hatte er doch plöglich hintenherum" eine Wohnung erwischt, und die Betten und der Schrank und der Tisch auf Abzahlung standen Spiegelblant da und hatten ihren richtigen Platz, und wenn der Mann abends nach Hause fam, besah er sich die Herrlichkeit und lachte ein bißchen und sagte zu seiner Frau: ,, Was, hübsch ist's doch bei uns." Und dann gingen sie beide in die Küche, um dort ihr Abendessen zu verzehren, damit nicht durch heiße Tellerränder und Essendampf die Pracht ein frühzeitiges Ende fände.
Und dann eines Sonnabends vielleicht, als der Mann gerade besonders froh und schnell nach Hause fam, weil er den ersten Wandschmuck für das eigene Heim", ein wunderschönes Bild für eine Mark fünfzig, unter dem Arm trug, und er sich schon ausmalte, wie sie es nun beide den ganzen Sonntag in Ruhe würden betrachten fönnen, da fand er seine Frau an dem schönen, nuß baumfournierten Tisch, wie sie ohne Rücksicht Träne um Träne auf feine glänzende Blatte rinnen ließ. Er begriff fofort, daß etwas unerhört Schredliches geschehen sein müsse. Und das war es auch. Ein gelblichweißes Stüd Papier , nicht beschrieben, sondern gleich gebrudt, weil man es in großen Mengen braucht, und nur mit einigen mit Tintenstift haftig ergänzten Zahlen forderte die um. gehende Räumung der Wohnung, widrigenfalls man die widerrecht. lichen Inhaber nebft Möbel zwangsweise heraussehen würde. Der Mann wollte zuerst fluchen; aber als er die haltlofe Verzweiflung feiner Frau fah, fagte er etwas von Dingen, die nicht so heiß gegeffen werden, wie sie gefocht werden, und bemühte sich überhaupt, Jehr viel Faffung zu zeigen.
Aber am allerschlimmsten war doch, daß mun der Sonntag fam. Da blieb nichts übrig, als abzuwarten und gegenseitig möglichst mutig zu tun. Doch das Bild hängten fie nicht auf.„ Nein, bitte nicht," sagte die Frau ganz ängstlich, als der Mann es doch tun wollte, denn fie fürchtete unbewußt, durch diesen neuen unerhörten Lurus das Schicksal noch mehr herauszufordern. Von Erholung nach sechs schweren Arbeitstagen war an diesem Sonntag natürlich nicht die Rede. Mühevoller und erschlaffender schien er den beiden als das härteste Arbeitsjahr.
Am Montag morgen ging dann der Mann statt in die Fabrik
( Zu den amerikanischen Buchverboten.)
BOCACCIO DECAMERON
Das Buch ist ausgezeichnet, wir werden es verbieten, die Leute tönnten sonst den Geschmad an unfern Tillergirls verlieren."
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und Säge die Tür an. Da erwachte eine Erinnerung in dem Mann. Er stürzte an seinen Werkzeugfasten; ein Eiſenband wollte er noch schnell über den Eingang spannen, dann sollten sie schon der Tür nicht viel anhaben fönnen. Aber da splitterte sie schon. Der Mann fchleuderte das Werkzeug, was ihm gerade in die Hand kam, den Eindringenden entgegen. Dann sprang er zurück ins Zimmer, wo für den schlimmsten Fall ein Revolver bereit lag. Den richtete er auf die Beamten. Da trachte auch schon von der anderen Seite ein Schuß. Der Mann fühlte einen Schlag, einen Schmerz, wollte noch einen Schritt vorwärts tun und schlug hin. Gleich darauf war er tot.
Und min bekommt er, was er im Leben nicht haben sollte: Eine eigene, wenn auch etwas enge Wohnung, und sogar ein Gärtdhen dazu. Er war ein armer Lump, darum konnte er wirklich nichts Besseres tun, als sich begraben lassen.
Bon operativer Behandlung müssen noch Epilepsien ausge schlossen werden, bei denen feinerlei Zeichen der Lotalisation an einer bestimmten Gehirnstelle vorliegen oder jemals in ihrer früheren Entwicklung vorgelegen haben. Für die große Reihe von epileptischen Erkrankungen mit bestimmt nachzuweisender Lokalisation im Gehirn fommt nach den heutigen neurologischen und chirurgischen Erfahrungen die Operation in Betracht, so weit anderweitige Behandung versagt hat. Beweisende Operationsfälle wurden von Geheimrat Fedor Krause besprochen und an Projektionsbildern demonstriert. E. D.
Aus Dehmels Sturm- und Drangzeit.
Richard Dehmel ist der unvergessene und unvergeßliche Dichter jener Sturm- und Drangzeit der deutschen Literatur gewesen, die in den letzten beiden Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts eine neue Blüte der Dichtung heraufführte. Eine echte Sturm- und Drangnatur war er selbst, und am stärksten offenbarte sich diefes sein Wesen in feinen Jugenderlebnissen, die ihn langsam zum Dichter heranreifen ließen. Julius Bab , der soeben im Verlag von H. Haessel zu Leipzig die erste wissenschaftliche, auf reichem, unbekanntem Material beruhende Richard Dehmel - Biographie hat erscheinen lassen, hat daher auch die Jugend des Dichters sehr eingehend behandelt und aus den Kämpfen und Hemmungen jener Tage die Grundmelodie feines Schaffens hergeleitet.
Schon auf der Schule erregte der märkische Förstersohn Richard Dehmel Anstoß. Er wollte sich nicht der Schuldisziplin fügen, be. teiligte fich als Schüler des Berliner Sophien- Gymnasiums an einem naturwissenschaftlichen Berein, der den damals für revolutionär geltenden Lehren des Darwinismus anhing. Als der Direttor feiner Entrüftung in den Worten Ausdrud verlieh: D, Gie Unglücklicher, wollen Sie denn durchaus die Häuser schmüden, die mit eisernen Gittern verziert sind?" foll Dehmel geantwortet haben: Das geht Sie gar nichts an, Herr Direttor; im preußischen Staat kann jeder nach seiner Fasson felig werden; im übrigen empfehle ich mich." Die Rückkehr auf diese Schule war ihm damit unmöglich geworden; nach grimmigen Zusammenstößen mit dem strengen Bater fam er auf ein anderes Gymnasium, wo der bekannte Philologe Dr. Bellermann sich seiner annahm. Aber als er hier beim Abiturienteneramen um ein halbes Jahr zurüdgestellt werden sollte, ging er nach Danzig , wo es schließlich am 16. September 1882 Fein Reifezeugnis erhielt, in dem zu lesen war, Dehmel sei nicht ohne geistige Regsamteit und von guten Anlagen unterſtüht". Nun fonnte sich der Bruder Studio der ersehnten Freiheit erfreuen; er studierte zunächst hauptsächlich Naturwissenschaften, dann treten die Staatswissenschaften in den Vordergrund. Im dumpfen Drang, seine überschüssigen Kräfte zu entladen, wurde er mit Begeisterung und Gründlichkeit Couleur- Student, war bei einer Burschenschaft schnell erster Chargierter und wurde ein berüchtigter Fechter, besonders weil er vorzüglich ,, stand". Die Narbe, die sich damals neben seinen Nüstern ins Gesicht einzeichnete, ist ein bezeichnender Hauptzug seiner Erscheinung geworden. Den braven Eltern im märkischen Forst gefiel dies Leben des Sohnes wenig. Der Vater zürnte, und die
oder ins Bureau zum Bohnungsamt. Und obgleich eigentlich erit Epilepsiebehandlung durch Operation. Mutter schrieb rührende Briefe, wie z. B.: Auf Deinen Brief,
am Dienstag die öffentliche" Sprechstunde war, fand sich doch ein Beamter, den die jämmerliche Miene des Mannes rührte und der ihn vorließ und sich den Fall anhörte und ihn dann an die zuständige Stelle verwies. Ja, da war nun aber nichts zu machen. Kinder hatte der Mann nicht, und außerdem war die Wohnung schon so gut mie vergeben, und durch sein selbständiges Eingreifen hatte er den Fall nur erschwert und die Folgen müsse er nun selber tragen. Aber man wolle sehen, was sich machen ließe, vielleicht könnte man ihm eine Kochstube oder eine kleinere Wohnung zuweisen.
Da ging der Mann denn nach Hause und am Nachmittag wieder zur Arbeit, und wenn er mit seiner Frau sprach, so machte er ein hoffnungsvolles Geficht und endigte alle Unterhaltungen, worüber fie fich auch unterhalten haben mochten, mit dem Sag: Dann fie fich auch unterhalten haben mochten, mit dem Gaz:„ Dann haben wir endlich Ruhe in unserem eigenem Heim." Und das war nicht sonderbar; denn wovon die beiden auch redeten, sie dachten immer, immer nur an ihre Wohnung.
Aber so hoffnungsvoll, wie der Mann sich seiner Frau zeigte, war er in Wahrheit nicht, und es erwies sich auch bald, daß er durchaus feinen Grund dazu gehabt hätte. Denn die erste 3u weisung, die fie befamen, war ein Keller, ein richtiger Keller, in dem fonst wahrscheinlich Kartoffeln oder Kohlen gelagert hatten und in dem das Wasser von den Wänden lief und ganze Pilzplantagen gediehen. Da zieh' ich nicht hin," sagte der Mann. So wies man ihm eine andere Wohnung an. Das war ein Zimmer, drei Meter lang und zwei breit, und ein Tisch und ein Bett und ein Stuhl hätten bequem Plazz darin gefunden. Und sie waren ja schließlich richtig verheiratet, und in Zimmern, taum viel geräumiger, hausten manch mal bis zu einem halben Duhend Personen. Im Gefängnis freilich ift die Zelle des Gefangenen gewöhnlich sogar etwas größer. Aber dafür hat er auch erst stehlen müssen, vielleicht weil er sonst verhungert wäre. So leicht kommt man aber nicht in den Besitz eines eigenen Bimmers".
Der anspruchsvolle Mann lehnte also auch die zwei Meter breite und drei Meter lange Kochstube ab. Die dritte Wohnung, die man ihm großmütig überlassen wollte, war ein Bodenverschlag, der im Sommer gewiß hell und luftig gewesen wäre. Nur gerade im Winter war es ein bißchen fühl dort, und weniger als ein Zentner Brifetts täglich hätte nicht gelangt, die Temperatur dort über den Nullpunkt steigen zu laffen. Auch für diese Wohnung banfte der
Mann.
Seine Frau war indessen vom vielen Umherlaufen und Weinen und von den vielen, vielen schlaflos durchsorgten Nächten zum Gfelett abgemagert; außerdem ging es der Familie jetzt sehr schlecht, weil die häufigen Wege zum Wohnungsamt und zu allen möglichen Stellen, von denen der Mann Hilfe erhoffte, immer wieder halbe und ganze Tagesverdienste verschlungen hatten. Da fam die neue Berfügung:„ Die Wohnung muß bis zum 8. leer fein, sonst wird fie zwangsweise geräumt."
Sie war am 8. nicht leer. Noch immer standen die mußbaumfournierten Betten, der Tisch, der Schrank an den alten Plägen, der
In diesen Tagen wurde die 50. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie in Berlin geschlossen. Der Jubiläumsfongreß war reich an Vorträgen von wissenschaftlicher und chirurgisch- technischer Bedeutung. Der bekannte Berliner Gehirn hirurg Geheimrat Fedor Krause sprach über die operative Behandlung der Epilepsie. Obwohl die Ausführungen von Fedor 1892 zurückgehen, feine neuen Entdeckungen behandeln, beanspruchen Krause, dessen Erfahrungen über diesen Gegenstand bis zum Jahre fie allgemeines Interesse. Um 1900 gab es in Deutschland 100 000 Epileptiker. Dieser Schätzung entsprechen auch die neuesten Mitteilungen des statistischen Reichsamts zum mindesten. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Statistik nur die in Anstalten Versorgten erfaßt, während die Zahl der in Familien untergebrachten Epileptiker wahrscheinlich viel größer ift. Bei der Troftlosigkeit des Leidens, dem seelischen und häufig auch wirtschaftlichen Verfall der Kranten und ihrer Angehörigen kommt der Frage der Epilepsieheilung durch Operation am Gehirn eine erhebliche soziale Bedeutung zu.
Eröffnungen des Schädels find schon in vorhistorischer Zeit ausgeführt worden. Die Operierten haben den Eingriff auch überstanden. Aber über das Gehirn und seine Funktionen mar man bis vor wenigen Jahrzehnten nur unvollständig unterrichtet. Im Jahre 1869 entdeckte Hizig, daß von bestimmten Stellen des Großbirns aus Bewegungen reguliert werden. Er fand die motorischen Zentren der Hirnrinde. Die sogenannte Zentralwindung des Gehirns erstreckt sich ungefähr von der Gegend des Scheitels bis zum Oberrand der Ohrmuschel. Am höchsten Punkt dieser Zentralwindung befindet sich das Bewegungszentrum für den Fuß, etwa in der Mitte das für die Hand, unten das für die Zunge und den Kehlkopf. Um dieselbe Zeit beschrieb Jadson eine Art von Epilepsie, bei der offenbar die motorischen Zentren frankhafte Veränderungen aufwiesen. Diese Krantheit, die Jadsonsche oder Rinden- Epilepsie, fann mit Erfolg operativ behandelt werden. Man öffnet den Schädel, schneidet bie erfrankten Stellen bes Gehirns aus und erzielt damit tatsächlich Dauerheilungen. Vorbedingung zur Operation ist die genaue Beobachtung der Krämpfe. Dabei sind die ersten Zeichen des Anfalls von besonderer Wichtigkeit. Häufig beginnen die Zuckungen in ganz bestimmten Mustelgebieten. Im Berlauf des Anfalls werden weitere Muskeln betroffen und zwar in der Reihenfolge, die der Lage der einzelnen benachbarten Gehirnzentren entspricht. Fangen z. B. die Zudungen im Zeigefinger an, so liegt der Krankheitsherd mit großer Wahrscheinlichkeit im mittleren Teil der Bentralwinbung. Bon dieser Stelle aus greift die Funktionsstörung auf die benachbarten Zentren über.
Das Borgehen bei der Operation felbft ist verhältnismäßig einfach, wenn durch eine Berlegung wie durch einen Schuß die erfrankte Stelle von vornherin feststeht. Oft ist aber auch am freigelegten Gehirn mit dem Auge nirgends eine franthafte Veränderung zu erkennen. Hier hilft fich der Chirurg in folgender Weise Nachdem er sich vergewissert hat, daß es sich um eine Rinden epilepsie handelt, eröffnet er die Schädelhöhle in der Gegend der Zentralmindung, reizt durch schwache elektrische Ströme das freigelegte Gehirn und beobachtet, welche Muskelgruppen durch die Reizung bewegt werden, refonstruiert sich also den ersten Beginn des Anfalls. Wenn er fo den Siz der Erfrantung genau umgrenzt hat, schneidet
welchen mir heute erhalten haben, antworte ich Dir im Namen Deines Vaters: daß seine Kinder ihm immer angenehm sind, wenn sie ihn besuchen, so sie ordentliche brave Menschen sind. Solches hoffen wir auch von Dir, und so Du Dich eine Zeitlang von Deinen Leidenschaften hast beherrschen lassen und zu tadeln warst, Du wohl eingesehen hast, wohin ein müftes Leben führt und wieder auf den rechten Weg gekommen bist."
denn er liebte den ihm geistesverwandten Bater, und er blieb stets Dehmel fand immer wieder den Weg zum Waterhaus zurüd, ein leidenschaftlicher Sohn der Mark, der diese früher verhöhnte Landschaft aus einem innersten Gemeingefühl heraus verherrlicht hat. Dem Lobgesang des deutschen Rheins stellte er später in seiner größten Dichtung frogzig den Breis des Rhin gegenüber. Im Förster, größten Dichtung trozig den Preis des Rhin gegenüber. Im Förster, haus zu Kremmen fand er stets wieder Obdach nach seinen wilden Erlebnissen in Berlin . Hier hatte er in manchen Sommermonaten nur ein nächtliche Bleibe" auf den Bänken des Tiergartens, mo ihn schließlich eine Kellnerin, die unter dem Namen„ Die schwarze Felir" bekannt war, auffand und zu sich nahm. Auch sein Lebens. freund Franz Oppenheimer nahm ihn in seiner Studentenbude auf und teilte mit ihm sein Geld. Aber Dehmel brachte das Geld in einer lustigen Nacht durch und lag dann lachend trumm". Im Jahre 1883/84 hat der junge Student eine Jagdzeitung redigiert und für diese einen Roman geschrieben. Es gehörte später zu seinen Angstträumen, daß jemand dieses Erzeugnis auffinden und unter seinem Namen veröffentlichen könne. Dann ging er eine Zeitlang als Redakteur ins Saargebiet, wo er ein freifonservatives Organ, für 550 Taler im Jahr gestaltete". Auch diese Stellung gab er ein Kreisblatt in Neunkirchen , mit Feder, Schere und Kleiſtertopf schon im Frühjahr 1885 auf und kehrte nach Berlin zurüd. Gein Freund Schleich erzählt von den wilden Ausbrüchen seines
Temperaments. In einer Nachyt wollte er sich von der Weidendanumer Brücke herabstürzen; ein andermal bekam er ein Strafmandat wegen nächtlicher Ertletterung der Laternenpfähle in der Friedrich
traße, und den beſten Rat aab ihm wohl ter Bater, als er ihm Anfang 1886 in einem Brief schrieb:„ Ich weiß feinen Ausweg, habe nun auch gerade genug mit Deinen Schulden. Erkläre Dich einfach für bankrott und fange ein neues Leben an!"
Die dichterische Ader begann sich damals in Dehmel zu regen: er machte viele Verse, schrieb auch Dramen, aber alles war noch dilettantisch, und erst die Selbstzucht des folgenden Jahrzehnts hat in ihm den großen Dichter reifen lassen.
Spielfarten- Mufit. Bor elma hundert Jahren war in England ein Rartenspiel Mode, das allerdings weniger ein Kartenspiel als ein musikalisches Spiel darstellte. Nach dem Bericht eines zeitgenössischen Blattes standen auf jeder der Karten irgend ein paar Balzertatie, die aber natürlich in der gleichen Tonart ausgeführt waren. Das Spiel bestand mun darin, daß, nachdem man die Karten gemischt hatte, jeder Mitspielende eine beliebige Karte herauszog, worauf der nächste eine Karte nahm und so fort, bis alle Starten gezogen waren. Zuleßt wurde dann die ganze Kartenmusif hintereinander gespielt. Es sollen dabei oft ziemlich sonderbare Walzer entstanden sein, manchen Komponisten, denen gerade nichts einfällt, dürfte die Kartenmufit aber immerhin zu empfehlen sein,