Nr. 242+43. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärtsindaca s
Die Höhe des Volkseinkommens.
Mittwoch, 26. Mai 1926
die Weltmarktlage neuerdings zur Einschränkung des Anbaus um 16 Proz, also fast ein Sechstel,
Das Statistische Reichsamt widerlegt den Unternehmerpessimismus. Abfah am Inlandsmarkt beschränken. Der Inlandsmarkt aber ver
Die Frage nach der Höhe des Voltseinkommens ist feineswegs nur von theoretischer Bedeutung. Immer wieder hört man, daß der Steuergesetzgeber seine Maßnahmen auf Angaben stützt, die die Steuerkraft des deutschen Volkes an Hand von Schätzungen des Gesamteinkommens zu ermitteln suchen. Der Reichsverband der deutschen Industrie bezifferte im Dezember vorigen Jahres dieses gesamte Bolfseinkommen auf 43 bis 48 Milliarden Mart jährlich, erklärte daraufhin, daß die Wirtschaft mit Steuern und Sozialabgaben überlastet fei und machte ferner diese Schäßung zur Grundlage, feine Forderun gen an die staatliche Wirtschafts-, Sozial- und Steuerpolitik. Der Unternehmerschätzung stellten in ihrer Denkschrift die Gewerkschaften ,, Gegenwartsaufgaben deutscher Wirtschaftspolitit" eine eigene Berechnung gegenüber. Nach forgfältiger Begründung famen sie zu dem Ergebnis, daß das deutsche Volkseinkommen zwischen 52 und 60 Milliarden Mart jährlich betrage. Dars aus ergab fich zwangsläufig, daß die Steuerbelastung sich als verhältnismäßig nicht so hoch darstellte wie es die Unternehmer ange= nommen hatten. Aus dieser Tatsache wiederum schöpften die Gewerkschaften die Begründung für ihre den Unternehmern entgegen gesetzten sozialpolitischen Forderungen sowie für ihre Vorschläge nach der Revision der Steuern und des öffentlichen Haus
halts.
Die Berechnung des Statistischen Reichsamts. Das soeben erschienene erste Vierteljahrsheft des Instituts für Ronjuntturforschung enthält nun nähere Mitteilungen über die amtlichen Versuche, das Volkseinkommen zu erreichen. Es
heißt darin:
,, Nach Berechnungen, die im Statistischen Reichsamt angestellt worden sind, ergibt sich nach den Unterlagen der ersten neun Monate des Jahres 1925 eine Jahresfchäßung, deren untere Grenze bei 50, deren obere bei 55 Milliarden Mark liegt. Um diese Zahlen richtig zu würdigen, ist verschiedenes zu berücksichtigen.
auch durch Aufnahme von Auslandskrediten geschehen. Wie weit eine solche Substanzzehrung im Jahre 1925 vor sich gegangen ist, läßt fich fhmer abfchäßen, zumal auf der anderen Seite ebensowenig zu veranschlagen ist, welche Anreiche= rung von Vermögen in Form von Warenvorräten, Gold- und Rommunaleinrichtungen usw. den entsprechenden Baffivposten gegen Devisenbeständen, betrieblichen Verbesserungen, neugeschaffenen übersteht. Auch sind in der obigen Berechnung Teile des Eintommens nicht enthalten.
All dies Für und Wider leitet uns zu der vorläufigen Annahme eines voltswirtschaftlichen Einkommens von Baum über 50 Mil liar den im Jahre 1925 zurück. Zumal noch in Betracht zu ziehen ist, daß die Schäßung lediglich auf den Ergebnissen für Januar bis September 1925 fußt, alfo nicht die Krisen periode vom Dftodie entscheidenden Umänderungen, die in der gefeglichen Grundlage ber 1925 ab umschließt; diese fonnte nicht berücksichtigt werden, weil des Lohnabzuges die Auswertung gerade der Zahlen für die Zeit von Ottober 1925 bis Februar 1926 erschweren.
Statistisches Reichsamt und Unternehmer. den Ergebnissen des Reichsverbandes der deutschen Industrie, so Vergleicht man dieses Ergebnis des Statistischen Reichsamts mit behält der letztere entschieden Unrecht. Die Volkseinkommensschägung des Reichsverbandes wurde zu einer Zeit bearbeitet, in der die wirtschaftliche Krise noch nicht start in Erscheinung getreten war. Dennoch sah der Reichsverband einen Betrag von 48 Milliarden als das ho ch ste an, was man als Volkseinkommen schäßen fonnte. Das statistische Reichsamt aber beziffert das Volkseinkommen zum mindesten auf 50 Milliarden wenn es die Krise voll berücksichtigt. Die Mindestschätzung des Reichsverbandes bleibt mit 43 Milliarden um volle 7 Milliarden Mark hinter der reichsamtlichen Schäßung zu rüd. Die letztere nähert sich sehr start den Beträgen, die die Gewertschaften ihren wirtschaftlichen Forderungen zugrunde legen.
Das Realeinkommen des deutschen Boltes.
Das Statistische Reichsamt versucht auch zu ermitteln, wie unter Berücksichtigung der Preissteigerung fich das Realeinkommen des deutschen Volkes gestaltet. Hierzu stellt
es feft: men des deutschen Bolkes geſtaltet.
Die Einkommensberechnung baut sich auf dem Aufkommen aus dem Steuerabzug der Lohn- und Gehaltsempfänger auf, das zuzüglich des geschäßten Einkommens der Arbeitnehmer unter der Grenze des steuerfreien Existenzminimums auf 35 bis 37 Milliarden veranschlagt werden kann. Das Durchschnittseinkommen der übrigen Erwerbstätigen ist nach ihrem mutmaßlichen Lebensstandard geschätzt. Für das Mietund Zinseintommen wurden besondere Schäßungen angestellt. Andere brauchbare Unterlagen stehen zur Zeit für die Eintommenschätzung nicht zur Verfügung. Erst wenn die Ergebnisse der Einkommensteuerstatistik und der Berufs- und Betriebszählung vorliegen, werden fich neue Berechnungsmöglichkeiten bieten. Fürs erſte aber müſſen wir uns mit dieser- ohnehin rohen- Schäßungsten Unterlagen für seine Schätzungen und auch die besten begnügen, haben aber noch zu fragen, ob sich der errechnete Betrag
mit dem eigentlichen Volkseinkommen deckt, das aus dem Produktionsertrage fließt. Es wäre nämlich dentbar, daß das Einkommen zu einem Teil aus einer Vermögensminderung stammte, wie es auch möglich ist, daß ein Teil des volkswirtschaftlichen Ertrags dabei nicht berüdfichtigt wäre. In außerordentlich nielen Einzelfällen erleben wir fast täglich die Umwandlung von Vermögen in Einkommen, so z. B. wenn jemand zur Fristung seines Lebens Aktien oder andere Vermögenswerte verkauft. Zumeist handelt es sich dabei freilich nur um Bermögensverschiebungen, indem der Käufer den Gegenwert für die Bermögensstüde dem Ber fäufer zur Verfügung stellt, der hierdurch in die Möglichkeit zu höherem Berbrauch verjet wird. Dem Bermögensverzehr beim Verkäufer steht hierbei letzten Endes immer eine Vermögensbildung beim Käufer gegenüber. Ganz anders gelagert aber find die Fälle, in denen tatsächlich Vermögenssubstanz in Verbrauchsein tommen verwandelt wird.. Dies kann namentlich durch Abschmelzen der Warenläger( soweit die Verhinderung der Lagerbestände nicht durch eine Rationalisierung des Warenumfaßes bedingt wurde) durch ungenügenden Ersatz für den Verschleiß von Maschinen im Brodut tionsprozeß, durch Verkauf von Bermögensstüden ins Ausland und
Die Rückzahlung der Aufwertungshypotheken. Intereffengemeinschaft von Sparkassen und Hausbesitzern. Von der Ablösung der Aufwertungshypothefen, die bekanntlich vom Jahre 1932 ab fündbar werden, werden mit Recht große Schwierigkeiten für den allgemeinen Geld- und Kreditverkehr befürchtet. Jetzt ist zwischen den Hauptbeteiligten, den Sparkassen und den Hausbefizern eine Organisation geschaffen worden, die eine reibungslose Abwicklung der Aufwertungshypotheken ermöglicht.
Die Spartaffen selbst find in großem Umfange Gläubiger von aufgewerteten Haushypotheken, die ab 1932 gekündigt werden können. In der Kündigung liegen Gefahren für den Hypothekenschuldner, weil das Geld zur Rückzahlung nicht beliebig beschafft werden kann. Die deutschen Haus- und Grundbesizerper eine haben durch Erwerb der Aktienmajorität der Deutschen Hauptbank für Hypothekenbesitz A.-G. und durch einen 3 wangssparplan für Hausbefizer dem vorzubeugen versucht. Es fehlte ihnen aber, da nur wenige Hausbefigerbanken vorhanden sind, an der 3ahlstellenorganisation für die Entgegennahme der Zwangsspareinlagen. Auf der anderen Seite hatten auch die Sparfassen an dem geordneten Eingang und der Sicherheit ihrer Hypothefenforderungen ab 1932 ein starkes Interesse.
Die Sparkassen- und Girozentrale hat nun gemeinsam mit der Hauptbant für Hypothekenschutz A.-G. und dem Zentralverband deutscher Haus- und Grundbesigervereine eine Arbeitsgemeinfchaft gebildet. Für die 3wangssparkasse der Hausbesizer, die vierteljährlich 3 pro Mille des Wehrbeitragswertes einzahlen, stellt fie ihre 8000 Sparkassenstellen zum Inkasso zur Verfügung. Die Sparkassen tassieren aber nicht nur für die eventuelle Ablösung ihrer Eigen besighypotheken( die entsprechenden Konten werden gegen Rückzahlung gesperrt), sondern auch für Hypotheken im fremden Befib. Die Gelber für die spätere Fremdbesizablösung von Aufwer tungshypotheken gehen an die Deutsche Hauptbant für Hypothekenschutz A.-G., die sie unter Kontrolle des Sparkassen- und Giroverbandes mündelficher verwalten muß. Erfolgen nun ab 1932 Ründigungen, so werden die Hypotheken aus den angesammelten Sparfummen getilgt. Die Sparkassen verpflichten sich aber, ihrerseits zunächst nur Hypotheken bei solchen Schuldnern zu fündigen, die fich nicht an der Sicherung der Aufwertungshypotheken durch Beiträge in die Tilgungsspartaffe beteiligt haben und weiterhin, wenn fie dennoch derartige Hypotheken einziehen und fündigen müssen, biele später zur Anlage von eigenen Geldern von der Deutschen Hauptbant für Hypothekenschutz in erster Linie wieder zurückzutaufen. Diese Regelung hat offenbar den 3med, möglichst alle Schuldner von Aufmertungshypothefen in den Kreis der Organisa. tion einzubeziehen.
,, Unter Berücksichtigung der wahrscheinlichen Unterschätzung des Bolfseinkommens aus der Vorkriegszeit und der Entwicklung der Bevölkerungszahl ergibt sich ein Rüdgang des realen Belfseinkommens von 10 bis 15 Pro 3., wenn ein Geldentwertungsinder von 140 Proz: angewandt wird." Das Statistische Reichsamt hat fraglos die weitaus ergiebig
Kontrollmöglichkeiten. Im Interesse einer Klärung der Frage wäre es sehr erwünscht, wenn das Reichsamt die Unterlagen seiner Schäßung der breitesten Deffentlichkeit zugänglich machen würde, was bisher nicht geschehen ist.
Unter diesen Umständen fonnte Deutschland die be herrschende Stellung, die es früher auf dem Weltzuckermarkte hatte, nicht wieder gewinnen. Es mußte sich in der Hauptfache auf den mag jedoch nicht die volle Produktion aufzunehmen. Die deutsche drei Millionen 3entner 3uder, die sie auszuführen verZuckerindustrie hat in diesem Jahr einen Ueberschuß von zirta sucht. Die maßgebenden Zuckerindustriellen haben sich zu einer Gesellschaft zusammengeschlossen und versuchen nun zu den Weltmarktpreisen den überschüssigen Zucker abzusehen bisher allerdings mit sehr geringem Erfolg, da erst etwa eine Million Zentner verkauft Millionen Zentner in das neue Wirtschaftsjahr hinübergenommen ist. Fachkreise rechnen damit, daß ein Bestand von zirka zwei werden muß.
So stellte sich die Lage der Zuckerindustrie auf der Tagung des Vereins der deutschen Zuckerindustrie dar, die kürzlich stattfand. Der vollständig desorganisierte Weltzudermarkt fann nicht etwa, wie es die Interessenten wünschen, durch einen hoch s ch u t- 3011 in Ordnung gebracht werden. Dieser Hochschutzzoll wäre ja desmegen schon ein Stoß ins Leere, weil Deutschlands Zuckerindustrie spielen bei einem so billigen Produft, wie es der Zucker ist, die in der Lage ist, den deutschen Zuckerbedarf zu befriedigen. Außerdem Transporttosten eine sehr erhebliche Rolle, was fraglos zugunsten der deutschen Zuderindustrie für den deutschen Zuckermarft spricht. Ein viel wirtungsvolleres Mittel dagegen ist eine internationale Regelung, die weder mit Hochschutzzoll noch mit Prämien erschwert den Exporthandel. Daneben kommt noch die schon erdes Landes, welches diese Prämie nicht bezahlt und der Hochschutzzoll arbeiten darf. Prämien stellen ein Dumping dar für die Industrie wähnte Steigerung der Anbauflächen und des Hektarertrages für Zuckerrüben in Betracht. Schließlich muß mit allen Mitteln erstrebt werden, daß die Zuderrüben a usbeute gesteigert wird. Sie ist seit langen Jahren fast vollständig stabil, und zwar rechnet man, daß aus 63 Zentner Zuckerrüben 10 Zentner Rohzucker oder 9 Zentner Verbrauchszucker gewonnen werden. Es muß möglich sein, dieſen Prozentsatz zu steigern und damit auf dem Wege der Berbilligung dem Konsum einen stärkeren Anreiz zu geben. Das sind die Zuckerindustrie. einzig möglichen Wege für die Rationalisierung der deutschen
Berteuerung der Bananeneinfuhr. Die Einfuhr mittelameritanischer und westindischer Bananen nach Deutsch land, die etwa 75 Proz. der gesamten deutschen Bananeneinfuhr aus macht, wird für die Zukunft völlig lahmgelegt durch eine Bestim mung des deutsch- spanischen Handelsvertrages. Dieser enthält folgende Position:" Banen, frisch, am Stamm, in Steigen eingeführt, zollfrei. Demnach genießen die Banen von den Kanarischen Inseln, die in fogenannten Steigen eingeführt werden, 3011freiheit. Die Bananen aus Mittelamerika und Westindien, die wegen der langen Seereise und der notwendigen Frachtersparnis ohne Verpackung in Spezialdampfern nach Deutschland kommen, würden dem autonomen 3ollfab von 30 m. per 100 Kilogramm unterliegen. Die Zollbehörden in den deutschen Seehäfen behandeln die westindische Bananeneinfuhr in diesem Sinne. InHamburger und Bremer Firmen, die sich vorzugsweise mit diesem folgedessen haben laut Konjunktur- Korrespondenz" verschiedene Handel befaffen, bereits die Kündigung von hunderten ihrer Angestellten und Arbeiter in den Hafenstädten wie bei ihren binnenländischen Vertriebsstellen verfügt. Die Versorgung des deutschen Bananenmarftes wird durch die Schaffung eines Monopols für tanarische Bananen auf diese Weise völlig in Frage gestellt.
Jedenfalls tann man jetzt schon als sicher annehmen, daß der Reichsverband der Deutschen Industrie mit feiner troftlofen Unterschätzung des deutschen Bolfseinkommens und feiner Kauffraft gründlich daneben gehauen hat. Das ist auch wichtig zur Beurteilung der Frage, ob bei einer umfassenden Verbilligung der Produktion und einem entsprechenden Preisabbau mit dem Anwachsen der Umfäße und zugleich mit erhöhter Beschäftigung gerechnet werden kann. Das ist nach der günstigeren Schäßung des Reichsamts sicherlich der Fall. Sache der Unter- schen Zentralgenossenschaftskaffe hatte. Die Raiffeisenbank A.-G. war nehmer ist es nun, aus ihrem Irrtum die gebotenen Ronfequenzen zu ziehen und ihr Programm so umzugestalten, daß fie quenzen zu ziehen und ihr Programm so umzugestalten, daß fie in ihren Betrieben und in ihrer Preisbildung mit der Arbeit an der Beschaffung besserer Marktverhältnisse beginnen, anstatt fortwährend an den Staat und an die Arbeiter zu appellieren, daß diese thre Forderungen einschränken.
Das schwere Problem aller Aufwertung, die geordnete Rapitalrückzahlung möglichst ohne Verluste für die Beteiligten und ohne Störung der Kreditwirtschaft, ist für die Aufwertungshypotheken des Hausbesizes weitgehend gelöst. Vor allen Dingen werden die Aufwertungshypotheken, die als Kapitalschuld im ganzen fällig werden würden, in erheblichem Umfange in Tilgungshypothefen umgewandelt. Und soweit der Sparfonds der Hausbefizer nicht reicht, ist eine Grundlage zur geordneten Rapitalbeschaffung gegeben, mit der man beliebig auf den Kapitalmarkt hinausgehen kann. Im voltswirtschaftlichen Interesse ist deshalb der Aftion ein voller Erfolg zu wünschen.
Lage und Aussichten der Zuckerindustrie. Die Anbaufläche für Zuderrüben in Deutschland bleibt immer noch um zirka 70 000 hektar gegenüber der Vorfriegszeit zurüd. Diese Tatsache ist für die Zuckerindustrie deshalb so wesentlich, weil die vorhandenen Zuckerfabriken mit Recht darüber flagen, daß ihnen das Rohmaterial zur vollen Ausnutzung ihrer Produktionsfähigkeit fehlt, und das, obwohl eine ganze Reihe, etwa 111 Zuderfabriten, oder ungefähr ein Drittel der vorhandenen stillgelegt sind und obwohl weitere 36 Zuckerfabriten mit der Abtretung der östlichen Teile an Polen aus der deutschen Zuckerindustrie ausgefchieden find. Man rechnete vor dem Kriege, daß eine Zuckerfabrit durchschnittlich in der Saison eine Million Sentner 3uder üben verarbeitete, während heute die Durchschnittsverarbeitungs3ohl auf 700 000 Zentner geschäßt wird. Bei stärkerer Beschäftigung finken die Verarbeitungskosten auf die zu verarbeitende Mengeneinheit umgerechnet. Die Konkurrenzfähigkeit der deutschen Zuckerrübenindustrie würde also gewinnen, wenn der Anbau an Zuckerrüben steigen und damit auch die volle Ausnutzung der Betriebe ermöglichen würde. Eine Frage ist nur, ob auch der Absatz entsprechend gesteigert werden kann. Die Zuderproduktion der Welt ist im Kriege ganz erheblich gestiegen; Länder, die ihren Zuckerbedarf in Deutsch land bedten, fahen sich von der deutschen Zuderindustrie abgeschnitten, genötigt andere Lieferanten zu suchen. So ist es zu erklären, daß fogar in England, unserem Hauptzuderabnehmer von früher, die Zahl der Zuckerfabriken von 1 auf 12 gestiegen ist, freilich nicht genug, um auch nur annähernd den englischen Bedarf zu decken. Der Hauptzuckerlieferant der Welt wurde Kuba. In einem Jahrzehnt stieg hier die Zuckergewinnung von 2,4 Millionen Tonnen auf 5,2 Millionen Tonnen. Aber in dem Maße wie gleichzeitig auch die anderen zudererzeugenden Länder ihre Produktion zu steigern vermochten, wurde auch das Angebot auf dem Weltzudermarkt größer. Die Preise santen. Jetzt geht man in Ruba unter dem Drud der Welt martilage wieder an einen Abbau der Zudererzeugung. In der Tschechoslowakei hat ebenfalls das Prämiensystem zu einer gewaltigen Steigerung des Zuderrübenanbaus geführt. Doch auch hier zmang
Die
Die Sanierung der deutschen Raiffeisenbank A.-G. Die deutsche Raiffeisenbant ist bekanntlich durch verlustbringende Kreditgeschäfte mit privaten Industrieunternehmungen, die aus dem Rahmen ihrers Aufgaben als Genossenschaftszentralbant herausfielen, in Gefahr gefommen, einen großen Teil ihres 25- Millionen- Aktienkapitals zu verlieren. Nicht unbeträchtliche Kredite an Warenvertriebsgesellschaften der Raiffeisen- Genossenschaften sind außerdem eingefroren. Die Liquidität blieb bisher nur durch Verlängerung beträchtlicher furzfristiger Kredite gesichert, die die Raiffeisenbank von der Preußifür ihre bedrohten Industriekredite( darunter auch die Th. Teichgräber 2.-G. Berlin) zwar durch Gebäude- und Grundstückshypothefen gesichert; die Sicherheiten wären aber nur unter erheblichen Berluften zu realisieren gewesen. Durch ein Abkommen mit der Preußentasse erfolgt jetzt die Sanierung der Deutschen Raiffeisenbank, ohne daß die Raiffeisenvereine als Aktionäre der Raiffeisenbank unmittelbare Verluste zu tragen brauchen. Preußenfasse wandelt einen erheblichen Teil der bisher kurzfristig gewährten Kredite an die Raiffeisenbank bis zum Jahre 1938 in langfristige um, und die etwa 9000 Raiffeisengenossenschaften und vereine stellen Bürgschaften im Verhältnis ihrer Umsäge bei der Raiffeisenbank, die die Schuld an die Preußentasse erheblich überdecken. Damit hat die Raiffeisenbank Gelegenheit, für die Hypothekenpfänder günstigere Berkaufsgelegenheiten abzuwarten und gleichzeitig aus den Jahresabschlüssen allmählich ihre Schuld bei der Preußenbank zu tilgen. Legten Endes kommt es natürlich darauf hinaus, daß die Genossenschaften und Vereine auch materiell für ihre Zentralbank einstehen; denn die Ueberschüsse der Raiffeisenbank werden nur in Geschäften mit den einzelnen Genossenschaften und Vereinen erzielt. Aber es ist durch die Bereitschaft der Breußenkasse und die Bürgschaften der Genossenschaften und Vereine doch ein Weg gefunden, der Kredit und Ansehen der Raiffeisenbank schützt und die Raiffeisenbewegung vor einer plöglichen Erschütterung bewahrt.
Geschäftsaufsicht bei der Mannesmann- Mulag. Die Mannesmann- Mulag( Motoren- und Lastwagen- Aktiengesellschaft) in Aachen steht, wie die Verwaltung mitteilt, jeit längerer Zeit in aussichtsreichen Verhandlungen mit intereffierter Seite, um Mittel zur Wiederherstellung der Liquidität zu beschaffen. Die Verhandlungen stehen furz vor dem Abschluß. Um zu verhüten, daß diese Maßnahmen im legten Stadium durch einseitiges Vorgehen einzelner Gläubiger gefährdet werden, hat sich die Verwaltung veranlaßt gesehen, vorsorglich den Antrag auf Geschäftsaufsicht zu stellen, die aller Wahrscheinlichkeit nach nur turze Zeit in Anspruch genommen Die Mannesmann- Mulag gehört zum zu werden braucht. Intereffenfreis des Privatfonzerns der Brüder Mannesmann, dessen Dachgesellschaft die Mannesmann Industrie und Handels- A.- G., Berlin, ist. Von dem Aktienkapital der Mulag von 5 Millionen besitzt diese Dachgesellschaft 55 Proz.
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Eine amerikanische Automobilbant in Deutschland. Die Ver
suche, den Automobilabsatz in Deutschland durch Gründung von Automobilbanken zu forcieren, sind durch eine Filialgründung der größten amerikanischen Finanzierungsbank für den Autoabsatz be reichert worden. Die Gesellschaft heißt Commercial Invest ment Trust A.- G., hat ihren Siz in Berlin und ein Aktienkapital son fünf Millionen Mark. Das Aktienkapital befindet sich voll im Besiz der amerikanischen Muttergesellschaft( Commercial Investment Trust Corporation, New York); jedoch ist von deutscher Seite außer der Berliner Handelsgesellschaft und dem Bankhaus Dreyfus u. Co., Berlin, der ehemalige Minister Dr. v. Raumer im Aufsichtsrat pertreten. Den deutschen Geld und Kapitalmarkt wird die Gesellschaft nicht in Anspruch zu nehmen brauchen, da sie mit Mitteln ber Muttergesellschaft arbeiten wird. Ein Unterschied gegenüber den übrigen deutschen Automobilbanken besteht auch darin, daß die Gesellschaft außer Automobilen den Ankauf von Ma fchinen und sonstigen technischen Produtten durch langfristige Kredite finanzieren will.