" Christlich- unpolitisch" soll der Sammelname sein, hinter dem sich der Kampf gegen all diese Forderungen, die für uns den Aufbau der Schule der Zukunft umschließen, heimtückisch verbirgt. In jeder einzelnen dieser Forderungen erkennen wir den unmittelbaren Zusammenhang des Kampfes um die Schule mit dem politischen und wirtschaftlichen Kampfe der Arbeiterschaft. Wir können die Schule, wir fönnen die Kulturpolitif nicht als ein selbständiges Gebiet herauslösen aus dem großen Ganzen. Wir können es nicht und wir wollen es nicht. Wir wollen es vielmehr gerade jetzt mit aller Deutlichkeit hinausrufen: Für uns ist der Kampf um die Schule ein unablösbares Stüd unseres gesamten Rampfes um eine gerechtere Weltordnung und um bessere Menschen, die diese Weltordnung heraufzuführen vermögen. Und wer diesen großen Kampf mit uns tämpfen will, von dem dürfen wir verlangen, müssen wir verlangen, daß er sich mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft für den Teilkampf einsetzt.
Die Besatzungsziffern im Rheinland .
Das Reichsministerium für die besetzten Gebiete hat dem Reichstagsausschuß für Besatzungsfragen eine Dentschrift über die gegen wärtige Stärke der französisch- englisch- belgischen Besagung in der zweiten und britten Rheinlandzone zugehen lassen. Danach befanden fich am 15. September 1925 in der zweiten und dritten 3one rund 80 250 Mann Befagung, während sich die Truppenstärke jetzt auf rund 88 000 mann beläuft. An französischen Truppen standen in der zweiten und dritten Zone am 15. September 74 900 und jeẞzt noch rund 62 300 Mann. Die Zahl der Belgier betrug am 15. September 5345 Mann, gegenwärtig aber 7944, was einer Bermehrung um 2599 Mann gleichkommt. Während am 15. September nur 47 Mann englischer Truppen bei der Interalliierten Rheinlandtommission in Koblenz untergebracht waren, zählt die englische Befagung nunmehr nach der Räumung der ersten Zone rund 9000 Mann.
Die Einladung scheint ohne Ausnahme alfen noch lebenben Angehörigen der Division zugegangen zu sein, wobei Aenderungen der Adressen sorgfältig berücksichtigt wurden. Woher kommt der Arbeitsausschuß" zu einem so ausgezeichneten Adressenverzeichnis? Und wer zahlt die Kosten für diesen Generalappell der Division? Durch die 4,50 m., die von jedem Teilnehmer verlangt werden, können sie unmöglich aufgebracht werden! Sollten etwa die Kreise um den Reichslandbund die notwendigen Gelder vor schießen? Dieselben Kreise, die vorgeben, vor dem wirtschaftlichen Ruin zu stehen und die die Aktionen gegen die Finanzämter organisieren?
Die Rede eines Kapitäns.
Zehntausend Menschen hat die Seeschlacht vor dem Stagerrat, die am 31. Mai 1916 geschlagen wurde, das Leben gekostet. Eine mittlere Provinzstadt, Haus an Haus, Straße an Straße, läge verwenn jet ödet, wenn alle aus demselben Orte gestammt hätten, wenn die zehntausend Menschen Männer und Frauen und Kinder gewesen wären. Es waren aber nur Männer, und viele, viele Städte und Dörfer weinten um die Toten dieser Schlacht. rechnen, wie viele Witwen und Waisen und Eltern um sie flagen? Alles annähernd darstellen und aus
Aus diesen Zahlen, die auf sorgfältigen Schätzungen beruhen, Es geht am 6. Juni nicht nur um die Schule", sondern es geht um die wesentlichsten Voraussetzungen für den Be- ergibt sich, daß aus der zweiten und dritten Zone weniger Truppen freiungskampf des Proletariats. Es geht um den Geift abgezogen als aus der ersten Zone zugezogen find. Nach der amtdes heranwachsenden Geschlechtes, um die Belichen Denkschrift sind auch 380 Wohnungen mehr beschlagdingungen, unter denen es einst die ihm von der Geschichte mahnit als vor der Räumung der ersten 3one. zugewiesene Aufgabe erfüllen wird. Diese politische Erkenntnis fezen wir dem chriftlich- unpolitischen Umnebelungsversuch entgegen. Und darum haben wir die Hoffnung, daß fein Vater und keine Mutter aus unseren Reihen am 6. Juni ihre Pflicht versäumen werden.
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Zwischen rechts und links. Aufschiebung der Kabinettsergänzung. Während Herr Dr. Stresemann im Bande diplomatische Reben hält, um den Eintritt der Deutschnationalen in die Reichsregierung für den Herbst vorzubereiten, wenn Deutsch land Mitglied des Völkerbundes geworden ist und gewisse Leute sich dann auf den bekannten Boben gegebener Tatsachen ſtellen können, bleibt im Kabinett nach wie vor alles beim aften. Staatssekretär Rempner sollte bei einem Regierungswechfel felbstverständlicherweise durch einen Vertrauensmann des jeßigen und nicht des gewesenen Reichskanzlers ersetzt werden. Die Kandidatur Dr. Spieters ist aber an dem Widerspruch rechtsstehender 3entrumspolitiker gescheitert. Treu und bran hat deswegen auch das Reichsfabinett beschloffen, vorläufig nichts zu tun, und zunächst erst mal mit den Frat. tionen Fühlung zu nehmen. Diese Fühlungnahme soll sich offenbar bis zum Herbst erstrecken und dann hofft man den Rechtsabmarsch sowieso sicher bewerkstelligen zu können. Bei der Wahl zwischen rechts und links geht der Zug des Herzens offenbar nach rechts.
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Eine Divisionsfeier.
Am 5. und 6. Juni soll auf dem Truppenübungsplatz in Alten. grabow eine Denkmals- und Wiedersehensfeier aller ehemaligen Angehörigen der 234. Infanteriebivision stattfinden. Der Major im Generalstab a. D. Kriegsheim hat Einladungsschreiben an alle ja in ganz Deutschland an der Tagesordnung, daß aber eine ganze ehemaligen Soldaten und Offiziere gefandt. Regimentsfeiern find Division( Infanterieregimenter 451, 452, 453, ein Artillerieregiment, 1. Bionierbataillon, eine Schwadron Dragoner usw.) jetzt dazu übergeht, auf einem der Reichswehr gehörenden Truppen übungsplatz ein Treffen zu organisieren, dürfte aber doch etwas Neues fein. Wie sich ein sogenannter Arbeitsausschuß der Division diese Beranstaltung denkt, geht u. a. aus einem an alle Offiziere und Soldaten gerichteten Schreiben hervor:
Sonntag, den 6. Juni: 11 Uhr Anmarsch der Ehrenfompagnie mit flingendem Spiel, Feldgottesdienst und Denkmals weihe, dazu Divisionspfarrer Foertsch, Borbeimarsch Sr. Exzellenz von Stumpff ( im Felde General der Division). 12,30 Uhr gemeinsames Mittagessen usw.
an
Nach all dem, was wir in Deutschland bisher erlebten, ist anzunehmen, daß die Denkmalsweihe und Wiedersehensfeier nur ein Aushängeschild ist für ein Unternehmen, das politischen Zweden im Sinne des alten Regimes dienen soll.
Eine Anzahl von Dffizieren, die am tommenden Sonntag ehemalige Untergebene als Kameraden begrüßen wollen, haben im Die Flaggenschändung in Konstanz . Felde ihren Soldaten eine wenig anständige Behandlung zuteil Die Konstanzer Belizei hat gegen die zwei Gymnafiaften und werden laffen. Das gilt insbesondere von dem Regimentstommandie beiden Reichswehrsoldaten, die am Vorabend der Reichs. deur des Infanterieregiments 451, Major Hülsmann. Major bannerfundgebung eine Deforation in den Reichsfarben herunterge- Hülsmann war im Felde ob seines brutalen Borgehens bei Mann riffen haben, ein gerichtliches Verfahren veranlaßt. Die und Offizier gleichermaßen verhaßt. Als im Sommer 1918 die Reichswehrsoldaten, die dabei in 3ivil waren, behaupten, nur zu Grippe an der Front reiche Opfer forderte, war es Hülsmann, der gesehen zu haben, wie die Schüler die Dekoration herunterrissen. erklärte, daß man die Soldaten nicht eher zurüdbringen Die Dienststellen der Reichswehr geben an, daß sie ihre Maßnahmen dürfe, als bis sie genefen feien. Sie bringen ja nur gegen die beiden Soldaten nach dem Ausgang des gerichtlichen die Reserven in Gefahr!" war seine Begründung! Verfahrens treffen werden. Ueber die Zustände in der Konstanzer Reichswehrgarnison hat das Reichswehrministerium auf Grund der Pressemeldungen einen Bericht. eingefordert. Wir sind fehr neugierig, wie dieser Bericht ausfallen wird, den die Reichswehrgarnison Konstanz über sich selber geben soll und was der Herr Reichswehrminister Geßler unternehmen wird. Hoffentlich erfahren wir das alles in absehbarer Zeit.
Freiherr v. Wangenheim, der Ehrenvorsitzende des Reichslandbundes, ist schmer verunglückt. Wangenheim wurde durch das Scheuen der Pferde mit seiner Schwiegertochter aus dem Wagen geschleudert und erlitt eine schwere Gehirnerschütterung. In Anbetracht seines hohen Alters ist sein Zustand nicht unbedenklich.
Erstaufführung in der Städtischen Oper. Leos Janacet ist uns durch sein Mufifdrama Jenufa " fein Unbekannter mehr. Max Brodt hat dem tschechischen Komponiften eine eindringliche Studie gewidmet, in der er das Schaffen jeines Meisters nicht nur vom Standpunkt der nationalen Runft, jondern vom Standpunkt des mufitdramatischen Wollens im allgemeinen beleuchtet und belobt. Es wird auf die Aehnlichkeit mit Wagnerschen Ideen, ja auf die Steigerung des sprachlich- mufifali schen Ausdrucks hingewiesen. Die Katja Rabanoma hat innere Aehnlichkeit mit dem Stoff der Jenufa ", die gesungenen Akzente sind auch hier von einer aus dem Wesen des Wortes geschöpften Rhythmit, die Affekte und Stimmungen erhalten durch die Präzision der Sprache ihre Bedeutung. Das merft man auch noch in der Ueberseßung, die gewiß gerade in der Ausdrucksbezeich nung dem Original manches schuldig bleibt. Wenn in der Jenufa" eine Anzahl von Szenen mufifdramatisch besonders padend gestaltet sind, so fallen diese Einzelnummern in dem neuen Wert des 73jährigen Komponisten nicht auf. Es ist eine weise Art, durchzu tomponieren, mit dem gefunden und vornehmen Handwert eines Mannes, der das Material des Singens und Spielens beherrscht, es ist allerdings auch eine fanfte Einförmigkeit, die nur in entscheidenden Augenblicken aus der Reserve heraustritt und einen persönlichen Schöpfer fühlen läßt. Wie Richard Wagner etwa um die Senta- Ballade seinen ganzen Holländer" fomponiert hat, so scheint Janacek aus der Abschiedsszene des ersten, der Liebesszene des zweiten und vor allem der Bußßzene des dritten Aktes sein Berk fonzipiert zu haben. Ganz weiche Lyrit, die im Melodischen das Banale nicht vermeidet, aber auch Russisch- Bolfshaftes mischt fich ohne andere als äußere Verbindung mit grell gespanntem, dramatisch Loderndem, Ein Musikdrama wird daraus nicht, fondern eine Reihe von Szenen, die mehr episch schildern, als in großer Linie zu einem Konflikt und zu einer Konfliktlösung drängen. Das ganze Wert atmet eine düstere, geheimnisvolle, durch Glanzlichter oder frohe Laute kaum unterbrochene Stimmung und das Beste, meil gefühlteste, steht in der Partitur des zweiten Attes, da wo die Liebenden sich begegnen, in einfachen Gesanglinien zu ein ander streben, in erschütternden Bausen die Kluft zwischen sich spüren. Sieht man von russischen Volksmelodien ab, so ist Janacet in der Art seiner Erfindung ein Musiker von gestern. Seine Mufit ist nicht mehr die Musik gegenwärtiger Menschen, aber sie bezwingt dennoch durch das Ungewollte, Naive und Primitive. Daß bei dieser Einstellung des Komponisten, der das Werk sehr schnell und ohne musikalische Bertiefung geschrieben zu haben scheint, das Orchester häufig in belanglofen und aus vielen Werken bekannten Wendungen neben der Szene mufiziert, fann faum mehr wunder nehmen. Die psychologisch außerordentlich gedachte Szene der Selbstbeschuldigung vor versammeltem Bolt hätte vor allen Dingen neben dem Schrei, neben dem Singen des Wolgastroms noch eine wesentlich konzentriertere, geschlossenere, erlebtere Mufit erfordert. Diese Einschränkungen lassen uns nicht vergessen, daß Janacek zu den Musikern gehört, die noch fingen fönnen und die ein Herz für Melodie in beft tantablem Sinne haben. Man muß auf das
Dieser Major Hülsmann, der jegt mit zu den Einladenden ge hört, muß auch heute noch wiffen, in welcher Gunft" er bei seinen Leuten stand. Bor acht Jahren wußte er es! Als die ersten Nachrichten von dem Umsturz in Deutschland beim Frontheer eintrafen, schlug er sich schleunigst in die Büsche. Bei Nacht und Nebel, wäh rend sich sein Regiment auf dem Rückzuge befand, also noch vor Abschluß des Waffenstillstandes, ergriff er am 9. November aus Cambron St. Vincent in einem zweispännigen Wagen die Flucht. Nicht einmal mehr als„ Herr Major" wollte er jetzt angeredet werden.
Es wird viele damalige Soldaten geben, die auf ein Kamerad schaftsfest mit solchen Offizieren verzichten.
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vornehme und ökonomisch bedachte Orchester horchen, um die Keime zu solchen Melodien gehäuft zu entdeden. Grundzug der Partitur: Bornehmstes Mufizieren, Schwelgen im Gefühl und Hintanstellung mufifdramatischer Entwicklungen zugunsten der lyrischen Szene. Das Textbuch nach Ostrowskis Drama Sturm" tommt den Borzügen und den Schwächen des Komponisten gleichmäßig entgegen. Primitiv die Handlung und nicht gerade bezwingend, not wendig die Entwicklung, nicht scharf die Konflitte und Charaftere. Ratja lebt unglücklich in den Fesseln einer russischen Familientradition. Die Mutter ihres Mannes, Symbol des gesamten zariftischen Rußland , jchwingt ihre Knute. Sie fordert das Unmenschliche von ihrem Sohn, daß er nämlich die Mutter mehr achtet und liebt als die eigene Frau. Diefer Sohn Tichon ist ein Schwächling. Katjas Liebe zu ihm findet in seiner Unterwürfigkeit unter den Egoismus der Mutter keine Resonnanz. Das geplagte junge Weib, tyrannifiert und angeefelt von der entsetzlichen Bürgerlichkeit ihres Hauses, findet in Boris den Mann, dem ihre tiefste Sehnsucht zustrebt. Während einer Reise Tichons gibt sie sich dem Geliebten hin. Damit scheint das Glückt ihres Daseins vollendet und befiegelt. 3u gleich empfindet sie als fromme, reine Ruffin diese Hingabe an einen anderen Mann als Todsünde, beschuldigt sich vor dem Volt ihres Verbrechens und sucht den Freitob in der Bolga. Ein primitives Stück, glaubhaft nur und psychologisch erklärt durch russischen Myftizismus.
Wer tönnte aus
dieser jammervollen Statiftit die Erkenntnis ſammeln, baß ſelbſt
ein scheinbar glänzender Sieg ein Sieg nicht ist; denn ist ein Sieg, der auf einem Wall von zehntausend Leichen thront, nicht eine grauenvolle Niederlage der Menschlichkeit? Wenn man des Tages vor dem Skagerrak in der Deffentlichkeit gedenken wollte, fo fonnte man es doch nur tun im Sinne einer Trauerfeier um die Toten, und diesen Zehntausend das Bekenntnis zum ihre Söhne ihnen nicht auf dem gleichen Wege folgen müssen. Der Friedenswillen ablegen, den Bätern den Trost ins Grab geben, daß unpolitische Rundfunk vertrat einen anderen Standpunkt. Korvettenfapitän Matthiae, der doch gewiß sein Manuskript vorher zur Prüfung eingereicht hatte, fand zwar auch, daß es nicht Zeit fet, Jefte zu feiern, aber nur, weil zehn Jahre voll Not, Berzweif lung und Schmach" feit jenem Tage an dem Skagerrak vergangen find. Mit„ Genugtuung" stellte er trotzdem fest, daß in allen deutschen Gauen dieser Tag, an dem die mächtige englische Flotte zum erstenmal seit Jahrhunderten eine Niederlage erlitt, festlich begangen würde". Herrn Matthiaes Objektivität in diefer Frage ift fcheinbar nicht sehr groß; wenn fleine nationalistische Verbände diesen Tag des Sieges mit Trinkgelagen und heldischen Posen feiern", so spricht das für ihre Mentalität. Viele Tausende aber gedenken dieses Tages noch heute nur mit Trauer, und es wäre wohl Sache des Rundfunks gewesen, diese seine Teilnehmer nicht durch die pietätlosen Reden eines friegsbegeisterten Marineoffiziers zu verlegen, der zuletzt wieder das alberne Märchen zitierte, daß Deutschland im Weltkrieg erlegen fei, weil es in sich uneinig wurde". Es wäre müßig, einem politisch so ungeschulten Menschen flar zu machen, daß Deutschland nicht völlig unterging, gerade weil es die Kraft zum Frieden und zu neuen Lebensformen fand. Der Rundfunk sollte fünftig, wenn er das Bedürfnis verspürt, folche oder ähnliche Reden vor dem Mikrophon halten zu lassen, zu seiner eigenen Ehre den Sender ausschalten.
Reichsbahn und Parlament.
Der Zusammentritt des Interfraktionellen Ausschuffes.
Die scharfe Kritit, die im Laufe des Frühjahrs wiederholt im Reichstag an der Verkehrs- und Sozialpolitik der Reichsbahngesellschaft geübt wurde, gab der Reichsbahn und besonders dem Generaldirektor Deser Veranlassung, zur besseren Fühlungnahme mit dem Reichstag und der Reichsregierung die Schaffung eines interfraftionellen Ausschusses des Reichstags anzuregen. Dieser Ausschuß ist nunmehr gebildet. Er wird sofort nach Schluß der Pfingstferien des Reichstags zu seiner ersten Beratung zusammentreten. Von der sozialdemokratischen Fraktion gehören dem Ausschuß die Abgeordneten Schumann und Hilferding an. Den Borsiz des Ausschusses hat der Reichsverkehrsminister.
Ein Laboratorium, das sich drehf. In dem Göttinger Institut für Strömungslehre hat man ein drehbares freisrundes Zimmer von 3 Meter Durchmesser eingerichtet, um die ablenkenden Kräfte im drehenden Raum in ihrer Wirtung auf Strömungsvorgänge zu studieren. Die ersten Erfahrungen mit diesem sich drehenden Labora torium führten nun, wie in Reclams Universum" mitgeteilt wird, zu überraschenden Erscheinungen. Da der Gehraum des mitbewegten Beobachters nicht mit dem durch das Gleichgewichtsorgan emp fundenen Trägheitsraum übereinstimmt, ist das Gefühl für die Erhaltung des Körpergewichts vollkommen gestört, Ortsveränderungen find äußerst mühsam. Der Mensch muß sich erst allmählich im rotierenden Raum zurechtfinden lernen, bevor er den Ablauf der Erscheinungen erforschen fann. Die Drehgeschwindigkeit beträgt bis 40 Umdrehungen in der Minute.
Gefährdete Baudenkmäler in Leningrad . Bier weltbekannte Monumentalbauten in Leningrad find dem Einsturz nahe; die Isaaks- Kathedrale, die Admiralität, der Ingenieurhof und die Kasansche Kirche. Im schlanken Turme der Admiralität hat sich ein flaffender Riß gebildet, der bis in die Fundamente der Mauern hinunterreicht. Die Riffe in der Kuppe find bereits so breit, daß bei Regen Wasser in das Innere des Gebäudes strömt. Bei der Sjaals- Kathedrale weist ein Teil der riesigen Granitsäulen und der Granitplatten ebenfalls bedenkliche Riffe auf und die ganze linke Seite der Kirche scheint sich bereits vom Mittelbau abzulösen. Die gleiche Erscheinung läßt sich auch an der Kafanschen Kirche wahr= nehmen, deren Säulengänge die locker gewordenen Erdmassen an den Kanal hinunterdrängen. Die Kasansche Kirche scheint dem Einsturz am nächsten, weil Vorbeugungsmittel den Verfall nicht mehr aufhalten können und es an Mitteln fehlt, um größere Erneuerungsbauten vornehmen zu lassen.
Die eiskalte Schwiegermutter fand in Marie Schulz Dornburg eine marionettenhaft scharfe, fraß fonturierte Vertreterin. Anni Helm, obschon unfertig in ihrer Stimme, ist in dem Ausmaß ihres Gefühls und der Leidenschaft der Darstellung eine Zukunftshoffnung. Diese schwache starke Frau wird zwischen zwei schwachen Männern an ihrem Leben irre. Beide männlichen Figuren sind nicht sympathisch, weil nicht charakteriologisch feſt umriffen. Burgwinkel und Graarud gaben ihnen so viel Jum 100. Todestage von Carl Maria von Weber . Ein Erlak des leben, wie sie geben konnten. Elsa Jülich de Bogt war in der spielerischen Hingabe an ein scheinbar oberflächliches Erlebnis preußischen Kultusminifteriums weist darauf hin, am 5. Juni, dem 100. Todes= entzückend, und Harry Steier vertrat mit Klugheit und leisemage Carl Maria von Bebers, in allen Schulen des Komponisten des„ Freis Humor den Geist und die Moderne gegenüber der Engherzigkeit und Borniertheit des russischen Volkes. Das düstere Bühnenbild bes letzten Artes( Gustav Vargo) hatte Stimmung und Aleran der Schun hätte in der 3szenierung das Symbolhafte des Werkes noch schärfer unterstreichen dürfen, Friß 3weig war der Partitur ein wissender und tüchtiger Ausbeuter.
Kurt Ginger.
Neues deutsches Buchgewerbe im Condoner Museum. Die Diret tion des Viktoria- und Albert Museums in London hatte den Wunsch ausgesprochen, die graphische Ausstellung, die das Museum veran staltet, möge durch Proben neuerer deutscher Drucktechnik und Buch funft bereichert werden. Das Museum verfüge nur über Werke aus den 80er und 90er Jahren, die begreiflicherweise tein Bild vom Stande der buchgewerblichen Technik im heutigen Deutschland geben können. Auf Veranlassung der Auslandsabteilung des Börsenvereins der deutschen Buchhändler haben dann mehrere deutsche Verlage hervor ragende Beispiele deutscher Buchkunft zu Ausstellungszweden in London zur Verfügung gestellt.
fchüß" zu gedenten.
Der Staatsanwalt geht um. Der Elberfelder Staatsanwalt hat gegen Sans Müller- Sifier, den Verfasser von Schneider Bibbel", wegen seiner neuen Komödie„ Der Barbier von Bempelfort" das Verfahren eingeleitet, weil diese Komödie angeblich anstößig und unfittlich set.
Ein Induftriemuseum in London . Dieser Tage ist in London ein neues Museum eröffnet worden, das vom Verbande der britischen Industrie eingerichtet und unterbalten wird. Es dient insbesondere der breiteren Kenninis der Sicherheitsvorrichtungen bei Menschen und der allgemeinen Unfallverhütung.
Der Mathematiker Wladimir Steflow, Bizepräsident der russischen Akademie der Wissenschaften, tit in Jalta im 63. Lebensjahr an Tuberkulose gestorben. Er wird auf Staatsfoften beigesetzt werden.
England verbietet die Einfuhr von Bogelfedern. Die englische Regierung veröffentlicht soeben einen Bufag zu dem schon seit einiger Zeit in Geltung befindlichen Vogelschutzgeseb. wonach fünftighin die Einfubr von Federn generell verboten ist. Stünftigbin wird auch jeder bestraft werden, der solche Federn, gleich, von welchem Bogel sie stammen, verlauft. Es werden Erlaubnisscheine geschaffen, Federn einzuführen für ein Muſeum ober für wissenschaftliche Untersuchungen. Ausgenommen in der fast vollständigen Liste find nur Häher, Elstern und Stare.