In Thüringen erlitten eine Anzahl Drte Lohnabzüge| es ihm etwas ristant erschien, persönlich beim Finanzamt um, von 2 und 3 Pf. die Stunde.
Für Hannover hatten die Unternehmer besonders schwere Lohnabzüge beansprucht. Abgebaut wurden die Löhne in den unteren Klassen. Dadurch kommt es zu dem unhaltbaren Zustand, daß in Teilen Osthannovers ein Maurer oder Zimmerer 71 Pf. Stundenlohn erhält, während im vier Meilen davon entfernten Harburg dem Maurer 1,28, dem Zimmerer 1,30 Mt. als Stundenlohn gezahlt werden. Im Bezirk Braunschweig bleibt für die Stadt Braunschweig der Facharbeiterlohn der alte, sonst aber wurden im Bezirk Braunschweig die Facharbeiter, Hilfs- und Tiefbauarbeiterlöhne um 1 bis 7 Pf. gefürzt.
Der Entscheid für Pommern wurde vertagt. Hier stellten sich besonders starke Tarifverstöße der organisierten Unternehmerschaft heraus. Es wurde den Parteien auf gegeben, zunächst noch einmal in Stettin zu verhandeln; falls man sich nicht einigt, wird das zentrale Schiedsgericht am 15. Juni endgültig entscheiden.
Dies in furzen Strichen das Ergebnis der fünf Tage währenden Schiedsgerichtsverhandlungen. Es wurde auch noch über andere Lohngebiete verhandelt, jedoch sind die Ergebnisse weniger von öffentlichem Interesse.
Man fragt sich, welchen Sinn und Zweck ein solcher Lohnabbau haben soll. Und da kommt man zu dem Schluß, daß dieser Lohnabbau, der ja nur einen kleinen Ausschnitt darstellt aus dem tendenziös zugeschnittenen Lohnabbaubegehren des deutschen Unternehmertums überhaupt, vollfommener wirtschaftlicher Unsinn ist. Auch nicht ein Haus wird durch diese Lohnabzüge mehr gebaut werden. Auch liegt in dem Lohnabbaubegehren der Bauunternehmer insofern weder Sinn noch Verstand, weil sie jeden Lohn abbauen wollen, weil ihnen jeder Lohn zu hoch ist. Ob da 1,20 Mt. oder 40 Pf. Stundenlohn gezahlt wird- die Bauunternehmer verlangen Lohnabbau in jedem Falle. Und dabei ist zu beachten, daß jeder Lohnabbau die Kauffraft der Massen noch weiter herabdrückt und damit die Wirtschaftskrise verewigt.
Man muß schon in das politische Gebiet steigen, um für einen solchen Lohnabbauwahnsinn die Erklärung zu finden. Jahrelang betreiben die Schwarzweißroten und Hafenfreuzler die Katastrophenpolitik. Es führt eine Linie von Graefe und Reventlow bis zu Hugenberg. Es gilt der Berelendung der Maffen, es gilt Unruhen zu schaffen, es gilt Berzweiflungsausbrüche zu provozieren, um in Deutschland nach dem Muster Mussolinis Rube" zu schaffen. Fort mit den Parlamenten, fort mit der Reichsverfassung, fort mit jedem Arbeiterrecht, fort mit allen fozialen Einrichtungen, an die Wand mit dem, der wider den Stachel der deutschen Schwarzhemden löckt!
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Doch die deutschen Arbeiter werden wachsam sein. Sie werden dafür sorgen, daß die Bäume der faschistischen Er neuerer" Deutschlands nicht in den Himmel wachsen. Sie werden die Republik zu verteidigen verstehen. Und besonders die deutschen Bauarbeiter werden am 20. Juni beim Bolfs= entscheid den Reaktionären für ihre volksfeindlichen Bestrebungen die erste Quittung erteilen. Im übrigen mögen die Arbeiter ihre Organisationen stärfen, um stets bereit zu sein und um die Unternehmer zur wirtschaftlichen Bernunft zu zwingen.
Die Steuerscheu der Großagrarier.
Ter Landarbeiterfturm" auf das Finanzamt. Das Steuerzahlen erweckt bei feinem Staatsbürger besondere Freude, am wenigsten bei den Herren von Ar und Halm. Wo es ihnen möglich ist, sich von der Zahlung zu drücken, tun sie es mit bejenderem Bergnügen.
Zu denen, die so handelten, gehört auch der Rittergutsbesitzer in Bokellen, Kreis Gerdauen , Herr Landespräsident Dr. jur. Steputtat. Eines Tages wurde sein Verhalten dem Finanzamtin Gerauen doch zu viel und es ließ bei dem Besitzer einige Bachteinnahmen pfänden. Diese Frechheit" fonnte sich Herr St. nicht gefallen laffen. Er nahm deshalb auch Rache. Da
Im Organ der christlichen Gewerkschaften, in Adam Stegerwalds Tageszeitung Der Deutsche", erschien Dienstag ein Leitartikel mit der lleberschrift Die Krise im B. B. B." „ B. V. B. ", das heißt Bühnenvolfsbund". Der Bühnenvolfsbund wurde 1919 gegründet, um den„ Boltsbühnen" und„ Freien Volksbühnen" das Wasser abzugraben; er fegte es sich zum Programm, gleich ihnen die Massen des Bolfkes zu organisierten Theaterbesuchern zu machen; aber nicht, um eine Brüde zwischen ihnen und der Kunst schlechtweg zu schlagen; sondern zur Pflege der Kunst im christlich deutschen Volksgeist".
Er wandte sich mit seiner Propaganda zunächst vornehmlich an die unter katholisch- fleritalem Einfluß stehenden Kreise. Dann fand er aber auch beim Deutschnationalen Handlungsgehilfenverband ( der ursprünglich eine eigene" Deutsche Bühne" durchzusetzen suchte) die langerstrebte Gnade und damit stärferes Intereffe im protestan die langerstrebte Gnade und damit stärkeres Interesse im protestantisch- reaktionären Lager.
Und siehe da: Nun kommt ein Blatt, das von einem führenden Zentrumsabgeordneten herausgegeben wird und das obendrein zu gleich in enger Verbindung mit dem Deutschen Handlungsgehilfen verband steht, pofaunt eine rife" innerhalb der Organisation her. aus und richtet scharfe Angriffe gegen ihre Leitung... Eine Tatsache, an der man nicht schweigend vorübergehen kann. Um so weniger, als der Bühnenvoltsbund im Kulturleben immerhin etwas bedeutet. 3war: für die Freien", d. h. einer freien Kunst für die Freien", d. h. einer freien Kunst dienenden Bolfsbühne ist er erfreulicherweise nie und nirgends eine Gefahr geworden; feine vielleicht 100 000 bis 150 000 mitglieder bedeuten neben den 550 000, die der Verband der Deutschen Volksbühnenvereine vereinigt, nicht allzuviel. Trogdem: er wußte von sich reden zu machen, er gewann Einfluß auf Theater und Behörden, er konnte eigene Unternehmungen ins Leben rufen( bie frei
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lich zum guten Teil auch schon wieder zusammenbrachen), er verstand es, über seine eigentliche Bedeutung hinaus etwas zu
scheinen".
Freigabe der gepfändeten Einnahme vorstellig zu werden, kam er auf den Einfall, den Arbeitern einfach den Lohn mit der Erklärung vorzuenthalten, sie sollten sich denselben vom Finanzamt holen, da er nach Pfändung der Rachteinnahmen kein Geld mehr habe. Die Arbeiter weigerten sich, worauf der noble Herr einfach die Verfügung erließ, daß ein Teil der Landarbeiter zum Finanzamt zu fahren und dort die Freigabe der gepfändeten Einnahmen zu fordern hat. Unterwegs scheuten die Pferde, der Wagen wurde gegen einen Baum geschleudert und ein Deputant wurde erheblich verletzt. Die Arbeiter fuhren darauf zurüd, ohne nach Gerdauen gekommen zu sein. Das gefiel Herrn St. nicht, wes halb er am nächsten Tage eine neue Fahrt anordnete. Er selbst empfing die Leute am Finanzamt, um ihnen die notwendigen Instruktionen zu erteilen. Wie nicht anders zu erwarten war, wurden die Arbeiter darüber aufgeklärt, daß die Lohnzahlung mit der Pfändung nichts zu tun habe und man riet ihnen, nach Hause zu fahren. Trotzdem hatte Herr St. erreicht, was er wollte, nämlich den Schein zu erwecken, als wenn auch unter den Landarbeitern eine starte Empörung über das an sich ganz gerechtfertigte Borgehen des Finanzamts herrscht. Durch alle deutschnationalen Blätter Ostpreußens und wahrscheinlich auch des Reichs geht nun die Mär von dem„ Sturm der Landarbeiter" auf das Finanzamt in Gerdauen und von der ungerechten Steuerforderung des Staates gegenüber den armen Großagrariern". Der Landarbeitersturm hatte aber anscheinend nicht den genügenden Erfolg gebracht, was Herrn St. als Führer des Landwirtschaftsverbandes des Kreises Gerdauen Veranlassung gab, die Landwirte des Kreises zu mobilisieren. Sie wurden vor einigen Tagen zu einer großen Versammlung zusammengerufen, um gegen die Rigorosität des Finanzamts zu protestieren. Bielleicht trug fich Herr St. auch mit der Absicht, die Versammlungsteilnehmer gleichfalls auf das Finanzamt loszuheben. Der Verlauf der Versammlung läßt das wenigstens vermuten. Es wurde der Antrag gestellt und angenommen, einen„ Attionsausschus" zu bilden, der über die zu unternehmenden Schritte Beschluß zu faffen hat, da endlich gehandelt werden müsse, und der Vorschlag gemacht, geschlossen zum Finanzamt zu ziehen, und Herabsegung der Steuern zu fordern. Besonders der letzte Vorschlag wurde, wie nach den vorangegangenen Referaten nicht anders zu erwarten war, mit höchster Begeisterung aufgenommen, so daß nach dem Bericht des Landwirtschaftsverbandes der Vorsitzende nur schwer in der Lage war, den Aufmarsch vor dem Finanzamt" zu verhüten. In der Versammlung rühmte sich Herr St. damit, daß er schon jahre. lang teine Steuern gezahlt habe und seine Berufskollegen ebenso handeln müssen.
Es ist notwendig, daß die Staatsbehörden und gegebenenfalls der Staatsanwalt auch den Vorgängen im Kreise Gerdauen ihre ganze Aufmerksamkeit widmen. Die Aufmerksamkeit ist dort um so berechtigter, als feststeht, daß das Organ des Landwirtschafts verbandes in Ostpreußen merkwürdig eft direkt und indirekt zur Selbsthilfe, zum Winzersturm von Berncast el" aufgefordert hat.
Was ist verfassungsmäßig? Gesetzentwurf für die Einsetzung eines Staatsgerichtshofs. Der Reichsminister des Innern, Dr. Kü13, veröffentlicht im Berliner Tageblatt" eine Darstellung des in seinem Ministerium ausgearbeiteten Gesetzentwurfs lleber die Prüfung der Verfassungsmäßigteit von Vorschriften des Reichsrechts". Danach soll für alle diese Fragen als entscheidende Instanz der Staatsgerichtshof eingesetzt werden, der sich für diese Fälle aus dem Präsidenten des Reichsverwaltungsgerichts, drei Räten des Reichsgerichts und drei Räten des Reichsverwaltungsgerichts zusammensetzt. Der Gerichtshof soll sowohl eine entscheidende wie auch eine gutachtende Tätigkeit haben.
Bisher hat es feine Instanz gegeben, die die Frage der Berfassungsmäßigkeit eines zustande gekommenen Gesetzes endgültig flärte. Nach dem tatsächlich geübten Berfahren entschied bisher dar über die Reichsregierung. Wurde ein vom Reichstag mit einfacher Majorität beschlossenes Gesez ordnungsgemäß mit der Unterschrift des Reichspräsidenten und eines Reichsministers ver
Der Artikel ist wichtig als Symptom und aufschlußreich in seinen Andeutungen über gewisse innere Vorgänge in der Organisation. Er trifft auch den Nagel auf den Kopf, wenn er betont, wie sehr zu jeder Beit die Formel Bühnenvolksbund gleich Gerst" Geltung hatte. Aber die vorhandene geistige Stagnation, die vielen ominöfen Schwierig feiten fallen am Ende doch nicht nur der Person dieses Allmächtigen zur Last. Sie liegen im inneren Prinzip, im Programm des Bun des. Wie kann sich gesundes geistiges Leben entwickeln, wenn die Kunstpflege bewußt in den Dienst einer von der wirtschaftlichen Ent widlung längst überholten, ven firchlichen Dogmen beherrschten Weltanschauung gestellt wird! Wenn dann gar, um Massen" zu be kommen, der Versuch unternommen wird, die Verfechter eines mystisch- neuromantischen Ratholizismus mit den Propagandisten einer handfesten protestantischen Junkermoral und einer echt völtischen Judenfresserei vor den gleichen Wagen zu spannen! Wie soll es ohne Krisen abgehen, wenn hier( in Potsdam ) die Ortsgruppe des Bühnenvolfsbundes in großen Lettern platatiert:„ Der Bühnen polfsbund, die einzige schwarzweißrote Besucherorganisation", und dert( im Westen) eine christliche Wortführerin der gleichen Bereinigung tapfer eine Lanze für Tollers intemann" bricht? Wäre die Geschicklichkeit des Herrn Gerst nicht gewesen, die Krise würde wahrscheinlich den Bund schon längst gesprengt haben.... Sofern er ohne diesen Mann überhaupt geworden wäre.
Man darf gespannt sein, was sich aus dem Angriff weiter ent wickeln wird. In der heutigen Nummer des„ Deutschen " nehmen zunächst die Herren Dr. Robert Gro sche und Emil Ritter das Wort und erklären, daß fie infolge des unqualifizierten Berhaltens des Herrn W. T. Gerst" sich genötigt sehen, aus der Bundesleitung des B. V. B. auszuscheiden. Wie aber die„ Krise" schließlich auch für jeden Denkenden muß sie erneut den Beweis er ausläuft bringen, daß die Zukunft beiden Boltsbühnen" liegt, die, im Verband" vereinigt, unter Ablehnung jeder ein feitigen politischen Festlegung, alle diejenigen Dereinigen wollen, die ein der freien Kunst dienendes und im Sinne einer neuen, freiheitlichen Ge= meinschaftstultur wirtendes wahres Boltsthea.
ter wollen.
Der Artikel des Deutschen " will nicht mehr und nicht weniger, als den eigentlichen Gründer und derzeitigen Leiter des Bundes, den ehemaligen Generalsekretär und jetzigen Generaldirektor Wil - Das ultige Efel. Die Sommerdirektion des Deutschen helm Gerst, zu Fall zu bringen. Er wirft ihm vor, daß er der Theaters hat nur ein Bestreben, ihr Publikum ausgiebig zu Organisation nie Beit zum inneren, organischen Wachstum, zur amüsieren. Dazu hat sie sich den Schwant„ Das Etel" von Ioni geistigen Konsolidierung gelaffen, sondern ihn von einem Experim peloven und Hans Reimann und den Schauspieler iment ins andere, von Abenteuer zu Abenteuer" getrieben habe; Herr Mar Adalbert verschrieben, und die Sache gelingt ausgezeichnet. Gerst sei dem Bund kein geistiger Führer gewesen, habe aber auch Das Etel" sticht erfreulich von dem abgebrauchten Schema ab, nicht die Großzügigkeit und die Liebe zu seiner Gründung gehabt, nach dem sonst die anspruchslosen Schwänte gezimmert werden. ihr die geistige Entwidlung freizugeben. Seine ausschließliche Der Spaß entwickelt sich nicht aus den üblichen Berwicklungen, Organisationsmethode" habe die Organisation. Organisation immer mehr sondern aus dem eigentümlichen Charakter des Titelhelden, des auf eine ungeistige Ebene gezogen, in eine dauernde Unruhe und Fabrikanten Pape. Dieser Pape,„ Das Efel", ist ein Choleriter in einen verwirrenden 3wiespalt getrieben. Das Ausund deshalb seinen Mitmenschen und sich selbst ein Dorn im Auge. maß dieser Unruhe deutet der anonyme Berfasser mit den Es ärgert ihn die Fliege an der Wand und aus einer unbedachten Worten an:" Durchsichtige Personalpolitit, eine interne Bundes: Postkarte entstehen ihm fürchterliche Folgen. Einen dornenvollen arbeit, die nur in Auseinandersetzungen mit den autokratischen Lebensweg hat er zurüdzulegen. Er ist stets und von jedermann Auüren des Generaldirektors und Versöhnungsaktionen mit der getränkt, ein unleidlicher Querulant, ein Prozeßhanjel, ein Michael Herr Gerst sei bewun Rahlhaas in Filzpantoffeln. Das ist mal wieder eine Rolle für den fezeffionierenden Opposition besteht.. dernswert in seiner organisatorischen Geschicklichkeitsakrobatik." unverwüstlichen Mar Adalbert. Das Publikum biegt sich vor Aber es geht nicht an, daß der Bund Objekt seines Ehrgeizes" bleibt, Lachen, wenn er in heller Aufregung die Säge durcheinander haspelt,
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tündet, so galt dadurch der Einwand des verfaffungsändernden Charakters als erledigt. Jetzt soll der neu zu bildende Staatsges richtshof vom Reichstag, vom Reichsrat oder auch von der Reichsregierung in vierfacher Hinsicht angerufen werden können. 1. foll er prüfen, ob ein Gesetz nach den Vorschriften der Reichsverfassung rechtsgültig zustandegekommen und verkündet ist, 2. ob der Inhalt des Gesetzes der Reichsverfassung widerspricht, 3. ob die Vorschriften für verfassungsändernde Gesetze beachtet worden sind, 4. soll der Staatsgerichtshof vor Erlaß eines Gesetzes von den betreffenden Stellen um Erstattung eines Guta achtens erfucht werden können. Danach würde also in Zukunft nicht der betreffende Sachbearbeiter des Reichsjustizministeriums, sondern dieser Staatsgerichtshof ein Gutachten( z. B. über die Fürstenenteignung) zu erstatten haben.
Außerdem ist beabsichtigt, auch den Organen der Recht fprechung den Weg zu diesem Gerichtshof zu öffnen. Ein im legten oder einzigen Rechtszuge entscheidendes Gericht soll die Möglichkeit erhalten, unter Aussetzung des Verfahrens auf einen Monat bei der Reichsregierung eine Entscheidung des Staatsge= richtshofs über die verfassungsmäßige Rechtsver bindlichkeit eines Gesetzes zu beantragen. In dem Verfahren vor dem Staatsgerichtshof soll eine mündliche Verhandlung
stattfinden, falls sie von einem der Beteiligten beantragt wird.
Soweit die Angaben des Reichsinnenministers über den Inhalt des beabsichtigten Gesezentwurfs. Ueber seine Einzelheiten wird zu fprechen sein, wenn der Entwurf selber vorliegt. Schon jetzt er gibt sich, daß diesem neuzubildenden Staatsgerichtshof ganz unge= wöhnlich wichtige Funktionen in die Hand gegeben werden sollen. In vielen Fällen werden hier hochgestellte Richter tatsächlich in die Lage versetzt, die wichtigsten politischen Entscheidungen nach ihrem richterlichen Ermessen" zu beeinflussen. Es wird sehr wesentlich von den Einzelheiten des Entwurfes abhängen, ob man einen solchen Weg bei dem berechtigten Mißtrauen gegen das richterliche Ermessen" wird beschreiten können.
Eine Kampfschrift zum Volksentscheid.
Die Verlagsgesellschaft des ADGB. , Berlin S. 14, Inselstr. 6, läßt soeben die bekannte Schrift des Genossen Kurt Heinig " Fürstenabfindung? Ein Lesebuch zum Volksentscheid" in neuer Bearbeitung wieder erscheinen Heinigs Schrift gibt auf 64 Seiten in flüssiger Form alles wieder, was man zum Kampf für die Fürstenenteignung wissen muß. Die Broschüre fostet 50 Bfg., fie wird den Organisationen zum Selbstkostenpreis von 38 Pf. zur Verfügung gestellt.
Abd el Krim vors Kriegsgericht?
Wegen Ermordung Gefangener.
Paris , 2. Juni. ( TU.) Wie die Blätter aus Fes melden, wird Abd el Krim voraussichtlich in den nächsten Tagen dorthin gebracht werden. In Targuist sind jetzt 250 Rifleute in Saft, die führend an der Aufstandsbewegung beteiligt waren und sich den Franzosen unterworfen haben. Wie„ Chicago Tribune" aus Fes berichtet, beabsichtige die spanische Regierung, Abd el Krim unter Anklage zu stellen, weil er den Tod von 22 spanischen gefange nen Offizieren verschuldet haben soll. Die spanische Regierung behauptet, die Offiziere seien mit dem Bajonett niedergemacht worden. Auch andere Führer der Riftruppen sollen vor ein Kriegsgericht gestellt werden. Es wird behauptet, die Spanier würden zwar nicht die Verhängung der Todesstrafe, wohl aber längere Gefängnishaft verlangen, die in einem spanischen Militärgefängnis verbüßt werden müßte.
London , 2. Juni. ( TU.) Wie der„ Daily Telegraph " aus Tanger meldet, hat die spanische Regierung nochmals die Auslieferung Abd el Krims gefordert. Sie begründet dies damit, daß Abd el Krim früher in spanischen Diensten gestanden habe und infolgedessen als ein Aufständischer betrachtet werden müsse. Seine Unterwerfung unter die Franzosen sei seine persönliche Angelegenheit, da er nicht mehr im Namen der Rifleute mit Frankreich Frieden schließen könne. Die Auslieferung an Spanien sei aber schon deswegen notwendig, weil er die spanischen Gefangenen sehr schlecht behandelt habe.
Seden Augenblid hat er einen neuen Einfall. Der kleinste Anlaß bringt ihn in Extase, und nur wenn die ganze Umgebung vor Aufregung zittert, bleibt er völlig unangefochten. Er tut stets das Gegenteil von dem, was man erwartet. Die Szenen vor dem Unterfuchungsrichter und vor Gericht sind die stärksten. Bei seinem urtomischen Plaidoyer durchtosen Lachstürme das Haus und vor dem Untersuchungsrichter verurteilt er sich selbst zum Schweigen. Wie er da vor der Obrigkeit fizzt und still und verloren vor sich hinlächelt, während die anderen sich vor Verzweiflung die Haare raufen, das ist zum Schreien fomisch. Dgr.
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Jm Sommernachts- Theater im 300", das im Gartensaal des 300 Etablissements in der Budapester Straße einen Unterschlupf es ist dort annähernd so gemütlich wie in einem gefunden hat, Bierwurstrestaurant- werden die Sommernächte entweder sehr schwül werden oder Luise Werdmeister wird bald am Grabe ihres Unfugs ftehen. Die Eröffnungsvorstellung gestattet dem Referenten diese Prophezeiung und gibt ihm zugleich Gelegenheit, denen einen Trost in die Ohren zu flüstern, die noch nicht den Anschluß an das Kurfürstendammvöllchen gefunden haben und darum nachts schlafen müssen, damit sie am Tage arbeiten können, um ihre Margarine auf dem Brot zu haben. Also, seid für diesmal froh, daß es euch so geht, sonst wird euch dieses beschert: Komm in den 300,
Dort ist jeßt Hochbetrieb, Dort hat sich alles lieb.
Dort sagt das Nilpferd zum Floh:
Oh, sei mir gut, denn ich liebe dich so!" Und darum tomm in den 300,
Du fannst mein Nilpferd sein
Und ich dein Floh!
Mann ihr Gehirnschmalz geopfert haben; zwei haben die Musile
Das ist der Refrain eines Liedes, für das 5( in Worten: fünf)
gemacht und die anderen drei haben es gedichtet". Erschütternd, nicht wahr? Und das von diesem, wie von jenem Standpuntt aus.
A. F.
Der englische Rundfunk stellt die Vorträge ein. Die British Broadcasting Company gibt befannt, daß sie auf Grund zahlreicher Anregungen der Rundfunkteilnehmerverbände sämtliche wissenschaft. lichen wie populären Vorträge für die Sommermonate einstellen wird. Statt dessen sollen Dialoge eingeführt werden unter Berüdfichtigung des Reise- und Ausflugverkehrs. Ebenso wird im nächsten Monat der Verfuch gemacht werden, heitere Serienerzählungen, die über mehrere Abende sich erstrecken, zu senden.
Bolfsbühne. Im Theater am Bülowblak findet am Freitag die lette Aufführung von Hamlet " statt. C. 2. Achaz spielt die Titelrolle, die Vorftellung beginnt bereits um 7, Uhr.
Bierteljahrhundert von ihremt jegigen Leiter, Brof. Thienemann, begründet Die Vogelwarte in Roffiffen auf der Kurischen Nehrung, die vor einem wurde und jetzt von der Raifer Wilhelm- Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft in Berlin unterhalten wird, beging dieser Tage ihr 23- Jahrfeicr.
Zweite", dem vielumstrittenen Buche, das während eines halben Jahres Eine ungefürzte Vollsausgabe von Emil Ludwigs Wilhelm der in 75 000 Exemplaren verkauft wurde, erscheint dieser Tage zum Preiss von 4,80