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haben, die Staatsbürgerschaft verlieren und sein Besitztum| fann eingezogen werden: verhaften fann man, von rechtswegen auch ihn nicht!

Aber mit dem von Rechtswegen" nimmt man es in Mussolinien nicht allzu genau. So hat die Regierung schon den Palast des Senates mit dem Palast Giustiniani verbinden lassen und bereitet sich zur Besizergreifung vor, obwohl dieser Palast, der Sitz des italienischen Freimaurer ordens und Eigentum einer Attiengesellschaft, bis zur Stunde| noch nicht rechtmäßig angekauft ist. Die Regierung hat die Enteignung beschlossen und den Vorwand darin gefunden, daß sie auf den Palast ein Vorkaufsrecht hatte, weil es sich um einen Bau von künstlerischem Wert handelt. Dieses Vorkaufsrecht wurde bei dem letzten Befizwechsel, als vor etwa 30 Jahren der Palast in den Besiz der ihn heute inne­habenden Aktiengesellschaft überging, nicht beachtet, und heute will die Regierung, für den damaligen Preis von 1180 000 Lire das Gebäude faufen. Die derzeitigen Befizer haben es abgelehnt, auf dieser Grundlage zu unterhandeln, und die Regierung geht einfach darüber zur Tagesordnung über und zieht in den Balast ein. Aber selbst zur Enteignung genügt nach heutigem Recht nicht ein fgl. Defret. Im Mittel­alter schon, aber heute eben nicht mehr.

noch der Spekulant ein armer Tropf, der hat sich sagen lassen: abwarten, nicht investieren, zu Ende August wird es sich ent­scheiden, ob es nicht beffer ist, bewegliche Waren aufzukaufen. Was soll das heißen? Für ein Land ohne Breffe und also ohne öffentliche Kritik find Gerüchte dieser Art gefährlich. Wer sich darüber klar ist, wie sie den ohnehin vorworrenen Markt der Aktien und der Devisen noch mehr verwirren, der wird, auch wenn er Faschist ist, einsehen müssen, daß eine freie Presse immerhin eine Funktion hat in einer Epoche, die durch Draht und Radio und Flugschiff eben doch dem Mittelalter entronnen ist. Die Re­gierung hat fein Mittel, gar feins, um diese Gerüchte zu de­mentieren, denn ihrer Presse schenkt niemand Glauben!

Gürtner.

Polizeimaßnahmen gegen Ankläger.

Der bayerische   Justizminister Dr. Gürtner hat durch die Staatsanwaltschaft die Neue Zeitung", das fom­munistische Organ in München   beschlagnahmen lassen. Die Nummer der Neuen Zeitung", die beschlagnahmt wurde, Der Präfeft von Avellino hat Ende Juli zwei enthält einen Abbrud der im Vorwärts" Nr. 364 enthalte nen Tatsachendarstellung über die Freilassung der Hartung­Bürgermeister seiner Provinz abgesetzt, weil sie eine der Re- mörber, bie die Schuld Dr. Gürtners nachweist. Der Abdruck gierung feindliche Haltung angenommen hätten. Die Bürger- ist mit agitatorischen Kraftphrasen verbrämt, wie sie in der meiſter waren aber zu diesem Amte vom Gemeinderat ge- tommunistischen Bresse üblich sind. Diese Kraftphrasen find wählt worden, der seinerseits von den Bürgern gewählt worden war. Der Gemeinderat fonnte fich durch ein Miß wahrhaftig nicht das wesentlichste an dieser Veröffentlichung, trauensvotum jederzeit des Bürgermeisters entledigen, wenn sondern das ist das sachliche, nicht zu erschütternde Antlage­er ihm kein Vertrauen mehr entgegenbrachte. Was geht die Sache den Präfekten   an? Für den Faschismus find alle aus Warum ist die Neue Zeitung" beschlagnahmt wor­Wahlen hervorgegangenen Körperschaften überlebt; nach den den? Wegen der formellen Handhaben, die Herr Gürtner Wahlen hervorgegangenen Körperschaften überlebt; nach den in den Agitationsphrasen gefunden hat, oder wegen der vorläufig noch geltenden Gesezen sind sie es nicht. Wiedergabe der im Borwärts" erhobenen Anklagen? Gegen den Vorwärts" und gegen den Genossen Dr. Levi hat das bayerische Justizministerium, wie es öffentlich erklärt hat, Strafantrag gestellt. Es scheint jedoch, daß der Dienstweg von München   nach Berlin   sehr lang ist in München   gegen die Neue Zeitung" war er sehr kurz.

Während man die alten aber noch rechtsfräftigen Gesetze faktisch beiseite schiebt, läßt man die neuen Gefeße in Kraft treten, ehe sie die nötigen Organe haben. So hat am 31. Juli in Genua   ein Prozeß wegen Bergehen des Streits stattgefunden, gegen drei Arbeiter als Anstifter und andere als Streifende; der Staatsanwalt beantragte für alle 11 Monate Zuchthaus, das Gericht sprach aber alle frei, bis auf die drei Anstifter, die zu einer Buße verurteilt wurden. Diese letzten Drei befanden sich seit dem 22. Juli in Unter­suchungshaft. Wir möchten nun wissen, was die Arbeiter hätten tun sollen, da es noch feine gefeßlich anerkannten Syn dikate gibt, die für sie eintreten fonnten, und da das Arbeits­gericht erst vom 1. August an in Funktion getreten ist? Es ist dies der dritte Prozeß wegen Streifvergehens; bei den beiden vorigen waren die Angeklagten Frauen und das Gericht hat die bedingte Berurteilungt in Anwen­bung gebracht. Troß solcher Tendenz zur Milde sind diese Prozesse juristische Monstrositäten, weil die an Stelle des Streits zu beschreitenden Wege vorläufig noch nicht existieren.

So ist das ganze Leben Italiens   mit Gefeßwidrig keit durchtränft. Wir leben in einer Periode gejez geberischer Inflation: Geseze in Hülle und Fülle, aber keiner fieht sie als gute Münze an. Es ist halt Inflationsgeld. Am riebsten möchte man auch ein Gesez gegen die wirtschaftliche Banif machen. Die Börse ist heute gewissermaßen der Mittel­punkt der industriellen Unsicherheit, mehr Ursache als Ausdruck, Wo man schon alles fontrolliert, warum nicht auch die Kriegs gerüchte? Wir sagen nicht, daß die Regierung den Krieg plant oder vorbereitet; wir sagen aber, daß in Finanzkreisen das Gerücht von einem dicht bevorstehenden Kriege die Situation immer mehr beeinflußt.

Angesichts des Valutafturzes hat das Kapital die Tendenz, Immobilien zu erwerben. Diese Tendenz flaut aber ab, ohne daß die Lira stabiler geworden wäre. Wer politische Berater hat, und ohne diese ist heute der Kapitalist und mehr

Die erste Berliner   Revue.

( Theater des Westens  .)

Fort von der Operette, hin zur Revue, so heißt der Schlachtruf der Direktoren. Und solange man den rechten Ton für die Revue noch nicht gefunden hat, behilft man sich mit 30 Bildern, und solange man diese herrlich- bunten Bilder noch nicht in einen großen Rahmen spannen tann, macht man daraus Barieté- und Ausstattungs. Nummern. Zwischendurch spielt Mufit aller Schattierungen; soweit sie schlagerhaft gemeint ist, macht Rollo senior bei Haller, Kollo junior bei Direttor Schwarz das Rennen.

material.

"

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Wir fragen öffentlich: will Herr Gürtner gegen die Neue Zeitung" in München   flagbar werden, statt gegen den " Borwärts" und den Genossen Levi in Berlin  ? Soll das der Zweck des Vorgehens gegen die ,, Neue Zeitung" sein?

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Ablenkung von Magdeburg  .

Ein neues Feuerchen Hugenbergs.

Seitdem die Hugenberg- Bresse den katastrophalen Rein­fall in Magdeburg   erlitten hat, sucht sie nach Auswegen, um ein neues Feuerchen anzünden zu tönnen. Go ist sie bei der Ber­ liner   Filmprüfft elle angelangt, die bekanntlich den veränder­

ten Potemkin- Film freigegeben hat.

zu

Die Mitglieder der freigebenden Kammer werden bei Hugenberg nach ihrer politischen Gesinnung umschnüffelt und man tommt zu dem Resultat, daß wohl nur der Pastor Tombers nicht 3 den Linksparteien" gehöre. Vor allem aber erregt die Tatsache, daß Borsigende dieser Kammer eine Sozialdemokratin war, das Mißvergnügen der Hugenberg- Leute. Ohne es direkt auszu sprechen, wird angedeutet, daß Regierungsrätin Wachenheim   sich die Kammer willkürlich zusammengesezt habe, oder doch durch eine Schiebung gerade dieser Kammer den Potemkin- Film vorgeführt habe.

Eine einfache Anfrage im Bureau der Filmprüfstelle hätte den Hugenberg- Leuten allerdings die Tatsache verraten können, daß ohne Zutun der Vorsitzenden die Ladung der Kammer ordnungs­gemäß im bureaukratischen Wege erfolgte. Alle Denun­ziatönchen Hugenbergs in dieser Angelegenheit fallen also glatt da neben. Was allerdings nicht verhindern wird, daß alsbald neue auftauchen werden zur höheren Ehre Mühleisens und seiner Gehilfen.

heit der braunen Ruth Bayton und die Girls, die sich, oft mit Erfolg, bemühen, den Tillers nachzugeraten. Wenn Falten­stein und Otto Walburg auf der Bühne sind, lacht man. Hätte man ihnen doch größere Aufgaben gestellt! Willi Fritsch  ist immer da, wenn ein schöner Mann gewünscht wird, Hugo Werner Kahle  , wenn gut gesprochen werden soll( wie in dem beften literarischen Teil der Revue, Roellinghoffs Szene: Mephisto in Berlin  ).

Uff, der Zug hält. Aussteigen. Die Beine tun noch weh vom Rütteln, der Kopf dröhnt vom Sehen allerschönster Dinge. Fast vergaß ich, die vielen Komponisten der schwachen Zwischenmufit zu nennen: Frizz Lehner, Fred Mélé, Richard Wagner  , Willi Kollo  , August Egen, Weber, Mendelssohn, Fall, Léhar e tutti quanti. Weniger wäre mehr gewesen. Aber, wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen". Da die Behausung renoviert und wirt. lich heimisch gemacht ist, dürfte der Zug nach dem Westen" gefahr. los( mit lleberspringung einiger Nationen) fein Ziel erreichen.

Bewegliche Gemälde.

Kurt Singer  .

Wirklich das Rennen? Bom ersten Pfiff der Lokomotive bis zur Endhaltestelle fährt diefer 3ug nach dem Westen" ge­schlagene 5 Stunden. Ein Bummelzug also, noch dazu einer, der an manchen Provinzflecken hält und der sich sehr viel Brennstoff vom Osten, von Haller pumpt. Wenn die Hälfte des Gepäcs an Musik, Tanz, Aufmachung, Menschen ausgeladen sein wird, erst dann wird diese erste Saison- Revue das haben, was ihren Lebens odem ausmacht: Tempo. Das Stück beginnt sehr originell und hübsch( Buch von Hardt Warden   und Willi Kollo  ): die Operette verabschiedet sich in ihren prominentesten Bertretern und macht der Dame Revue, die nun als Tanz, Schlager, Reklame, Textbuch, Kleid, Schönheit und Bifanterie ihren Einzug hält, sym bolisch Platz. Das hat Einn und schlägt ein. Dann aber beginnt der Inhalt ganz zu verflachen. Pia von Moosburg und Allegan dra Engström versuchen, als roter Faden und rotes Fädchen durch die Revue zu ziehen. Aber beim besten Willen und bei der hüb­schesten Abwechslung ihrer Kostüme: sie bleiben bloß Ansager. Kein roter Faden, sondern ein roter Fadian. Jeder Mitwirkende muß feine große Nummer haben, jeder Dichter seinen Stetch, jeder Rom­ponist seinen Schlager. So hängen die Dinge nicht zusammen, sondern streben auseinander, und man wird ihrer müde. Noch funktioniert allerdings nicht alles richtig, Pausen unterbrechen, die Borhänge streifen, der Kapellmeister Fred Mélé hat nur halbe llebersicht und ein Biertel notwendigen Schmiß. Hervorragend schöne Dekorationsentwürfe von Klein, Roufin, Impekoven  , Ar­nauld, phantasievoll leppiges in den Kostümen. Die beiden Traum. bilder, der Garten Marie Antoinettes  , die Schirm- Parade, Gold. rausch hier ist zum Reichtum des Materials ein Reichtum an Regieeinfällen getemmen. Das Auge ftrahlt. Endlich zwei Ber­Regieeinfällen getemmen. Das Auge ftrahlt. Endlich zwei Ber­ liner   Couplets, beide von der saftigen Lotte Wertmeister vorstellungen in der Erinnerung. getragen. Eine Weiße mit' nem Schuß" und Mutter, warum weinst du dem?"; endlich, nach 1% Stunden, zwei Sensationen: 50 Millionen Dollar werden jährlich jerkauf! Der Bert des 1925 in Der Atrebattänzer Broots und der Ueber- Chaplin Harry Reso, im Ulf- Tanz niederschmetternd komisch. Von den Frauen merkt man sich die raffige Gewandtheit der Carmen Granedos, die sprizige manier der jungfrischen Winnie Collins, den Tanz­schritt der süßen Balleteuse Alanowa, die klassische Formschön-| Deutschland angewendet hätte.

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Archipenko  , der sich seit zwei Jahren in Amerifa aufhält, hat eine Maschine erfunden, um bewegliche Gemälde herzustellen. Die auf Leinwand gemalten Bilder bewegen sich dabei so, daß jede Feinheit der Farbe oder Form erhalten bleibt. Nur die Form ist, etwa wie bei der Weberei, an bestimmte Gesetze gebunden, die Farbe fann beliebig wie bei jedem anderen Bild verwendet werden. Die fünstlerischen Möglichkeiten eines Verfahrens, das die Freiheit gibt, bestimmie Farbflecke durch andere zu ersetzen, Töne an- und ab schwellen zu lassen, Formen jeder Art langsam zu entwickeln und zum Verschwinden zu bringen, find natürlich außerordentliche. So hat Archipenko   jetzt, zunächst, da er die Maschine auch wirtschaftlich ausnuten will, zu Reflamezwecken, ein Bild gemalt, das zuerst eine abstrakte Form zeigt, die sich dann langsam in eine Dame im Abendmantel verwandelt. Diese, anfangs im Profil gesehen, wendet sich dem Beschauer zu, schlägt den Mantel auf, legt ihn ab und er­scheint im Abendkleid, tut dann auch dieses ab, um sich zuerst in farbiger Wäsche, dann als Aft zu zeigen. Das Bild läuft darauf in umgefehrter Reihenfolge zur unsprünglichen Form zurück. Nach dem Urteil Hildebrand Gurlitts, der über die Erfindung im Cicerone" berichtet, ist es erstaunlich, wieweit es Archipento gelungen ist, schon bei diesem ersten Bersuch durch den Ablauf der Bewegungen und Bild bleibt als ein Ganzes, nicht als eine Folge verschiedener Einzel­den Wechsel der Farben künstlerische Wirkungen zu erzielen. Das

u. S. a. erzeugten Kau Gummis beträgt 50 Millionen Dollar! Der Kau­Bummi- König Wrigley   ist mit dem Abjab in Deutschland   sehr zufrieden, Japan   und Frankreich   bekommen eine mittlere Note; die Chinesen lehnen den Stau- Gummi ab und werden deshalb von Wriglen als rüdständige Nation" erklärt. Bir hätten lieber gelesen, daß er diese Bezeichnung auf

Frankreich   ist nicht verkäuflich!"

Clemenceau   schreibt an Coolidge  . Paris  , 9. Auguft.( WTB.) George Clemenceau läßt durch die Agentur Havas   einen offenen Brief an den Präsidenten der Vereinigten Staten, Coolidge  , verbreiten, in dem es heißt:

Zwischen den beiden großen Ländern, die während des Krieges mit Frankreich   verbündet waren, sind wegen der Abrechnung Miß­verständnisse entstanden, die die Zukunft der zivilisierten Welt ernstlich bedrohen. Gewiß sind wir Schuldner und Sie Gläubiger, aber es handelt sich nicht um eine reine Geldangelegen­heit, vielmehr sind noch andere Erwägungen in Betracht zu ziehen. Wenn die Nationen nur Geschäftshäuser wären, fo würden die Banknoten das Schicksal der Welt regeln. Sie verlangen von uns die Bezahlung einer Schuld, die nicht geschäftlichen Ursprunges ist, sondern aus dem Kriege ſtammt, und Sie wissen, daß unsere Kassen leer sind. In solchen Fällen unterzeichnet der Schuldner Wechsel. Das verlangen Sie auch von uns, aber es ist notwendig, daß wir hüben und drüben an eine Barregelung zu einem bestimmten Zeitpunkt glauben fönnten. Aber es ist offenes Geheimnis, daß es sich hier nur um fiftive Fälligkeiten handelt, die den 3wed haben, eine Anleihe mit guten Hypotheken auf Grund und Boden wie in der Türkei   herbeizuführen. Das werden wir niemals annehmen. Frankreich   ist nicht verkäuflich, auch nicht an seine Freunde. Wir haben es unabhängig über­nommen und unabhängig wollen wir es hinterlassen. Wenn Frank­ reich   unter den Streichen seiner Feinde und feiner geschworenca Freunde verschwinden müßte, so würde sein Name doch mit Ehren bestehen. Was haben wir denn anderes als lediglich unsere Pflicht getan? Hätten wir unsere Festungen an Deutschland   abtreten sollen, als dieses unter Androhung einer Kriegserklärung biese Forderung an uns stellte? Wird jemand aufstehen, um zu erklären, daß wir etwas anderes getan haben, als uns in das Unver. meidliche zu schicken? Wird Verdun   sagen können, daß wir schlecht gefämpft hätten? Drei todbringende Jahre hindurch haben wir von Amerika   gehört: Frankreich   ist die Grenze ver Freiheit. Das französische   Gebiet ist mit wissenschaftlicher Gründ lichkeit verheert worden. Die endlose Reihe der Toten ist eine Bank­rechnung, die wohl mit der Rechnung Amerikas   einen Vergleich aus­halten kann. Wie Rußland   in Brest  - Litowst, so hat Amerika  mit Deutschland   einen Sonderfrieden geschlossen, ohne sich überhaupt mit seinen Weggenossen zu verständigen. Heute streitet man sich um den Frieden des Geldes zwischen den alliierten und assoziierten Mächten. Wie hätte man das nicht voraus­sehen können? Warum haben wir nicht im Granatregen einen Verwaltungsrat der Nußnießer einberufen, der die Frage entschied, ob wir die Verteidigung fortsetzen dürfen? Ist es jetzt notwendig, daß die Lüge von den deutschen   Reparationen Geld in die Kassen Amerikas   führt? Clemenceau   endet sein Schreiben mit dem Satz: er habe frei und offen seine Anficht vorgetragen, jezt habe Coolidge   das Wort".

Amerika   weicht der Antwort aus und verweist auf den

diplomatischen Weg.

New York  , 9. Auguft.( TU.), Gestern erfuhr Präsident Coolidge   auf seinem Feriensis Bermont durch die Breffe von Clemencaus öffentlichem Appell in der Schuldenfrage. Der Präsident foll erklärt haben, daß alle strittigen Fragen mit Frankreich   allein von den mit der Schuldenregelung beauf­tragten Saatsvertretern gelöst werden könnten. französischen   Schuldenverhandlungen seien als beendet zu be trachten. Die Entscheidung über die Ratifizierung des Abkommens liege beim amerikanischen   Kongre B.

Die

Clemenceaus Brief wird in allen Kreifen scharf ableha nend tommentiert. Es wird erklärt, Clemenceau   habe den Brief an die falsche Adresse gerichtet, indem er ihn an Coolidge   adressierte. Der Kongreß sei zuständig.

Kontrolle der Sowjetbürger im Ausland. Das Kommiffariat strierungsvorschriften, für Sowjetbürger im Ausland. Alle Sowjet­für auswärtige Angelegenheiten in Moskau   veröffentlicht Regi­bürger, die sich mehr als drei Monate im Ausland aufhalten, find verpflichtet, sich bei den zuständigen Sowjetvertretungen zu melden.

Erziehung zur Bölferverständigung. Der in Straßburg   tagende französische   Lohrerkongreß hat u. a. eine Entschließung angenommen, in der es heißt: Die 78 000 der nationalen Gewerkschaft ange­fchloffenen franzöfifchen Lehrer und Lehrerinnen, die davon über zeugt sind, daß die Annäherung der durch den Krieg gegeneinander aufgehetzten Völker ein Erziehungswert bildet, daß schon in den arbeiten, um die Jugend der Kenntnis und dem gegenseitigen Ver Schulen beginnen muß, befchließen, mit allen Kräften daran zu stehen der Bölfer zuzuführen und dadurch die Organisierung des Friedens zu unterstützen. Sie betonen mit Entschiedenheit, daß ihr! Vorgehen auf pädagogischem Gebiet sich von dem Geiste von Locarno  , wie er von Briand   als Ministerpräsident definiert wurde, feiten! lassen wird. Die Entschließung erinnert sodann an die vom Völker- i bund angenommenen Grundfäße, wonach in den Schulbüchern alles r zu unterdrücken oder zu mildern ist, was unter der Jugend eines Landes den Keim der Berständnislosigkeit gegenüber anderen Bölkern wecken tönnte, und fährt dann fort: Die Lehrer werden sich be­mühen, ihren Schülern verständlich zu machen, daß sie nicht nur gegenüber ihrer Familie und gegenüber ihrem Vaterlande, sondern auch gegenüber allen Völkern der Welt Pflichten zu erfüllen haben, und daß zwischen den verschiedenen Bölkern eine immer stärfer werdende Abhängigkeit besteht, daß die Zivilisation das gemeinsame Werk aller Völker ist einschließlich derjenigen, die im Laufe der Ge­schichte die schärfften Gegner waren.

Wembley   als Autofabrit. Zurzeit sind Verkaufsverhandlungen im Gange, die zwischen einem amerikanischen   Konsortium und dem englischen Syndika: geführt werden, das die Gebäude der Wembley­Ausstellung für 300 000 Pfund Sterling erworben hat. Die Ver­handlungen, an denen in erster Reihe einer der stärksten Industrie­konzerne der Vereinigten Staaten   beteiligt ist, stehen vor dem Ab­schluß. Wie verlautet, soll der Verkaufspreis zwischen 350 000 und 400 000 Pfund Sterling betragen. Wenn der Verkauf zustande tommt und das amerikanische   Konsortium in den Besitz der Gebäude gelangt, so soll die ursprüngliche Industrie- und Ingenieurhalle zu einer großen Automobilfabrit umgewandelt werden, die sich mit der Massenproduktion eines billigen Wagentyps befassen wird.

Die Utademie der Künfte veranstaltet auch in diesem Jabr eine Schwarz­eis und Plastit Austellung, zu der wiederum freie Ein sendungen zugelassen werden. Sie wird in der zweiten Hälfte des No­vember eröffnet werden und bis Weihnachten dauern. Die Einlieferung der Stunstwerte hat im Oftober zu erfolgen. Näheres durch den Pförtner der Akademie, Pariser Platz 4.

Das Frauenfield in Mode und Malerei. Die Ausstellung, welche der abt. v. Lipperheidesche Stoffümfammlung und der Reichsverband der Reichsverband der Deutschen Modenindustrie, die Staatliche Kunstbibliothet Innungen für das Damenschneidereigemerbe anläßlich der Tagung dieses Reichsverbandes Anfang September im Lichthof des ehemaligen Stunit gewerbemuseums veranstalten, bietet Gelegenheit zur Besichtigung sonit schwer zugänglicher Stunstwerte aus öffentlichem und Privatbesig. Ferner wird im Zusammenhang mit charakteristischen Modellen aus Bergangenheit und jüngster Gegenwart modischer Zubehör gezeigt werden, u. a. beteiligt fich auch die Ständige Musterausstellung der deutschen   Schmuckwaren fabriken und verwandter Industrien in Pforzheim   mit einer Kollektiv­ausstellung an der Veranstaltung.