Erwerbslosenfürsorge welterhin erhalten. Klar und deutlich hat der Redner der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion, Abg. Dißmann, in der Sitzung am 28. Juni erklärt:
" Wir müssen fordern, daß alle Erwerbslosen, die bereits 52 Wochen unterstützt sind, die Erwerbslosenunterstügung aus bezahlt bekommen, wenn ihnen feine Arbeit nachgewiesen werden fann, wenn sie also weiter erwerbslos find. Das ist eine unbedingte Notwendigkeit, und eine andere Handhabung der Dinge wäre weder sozialpolitisch noch wirtschaftlich zu rechtfertigen."
Diese Sicherheit fann nur geschaffen werden durch eine Berlängerung der Unterstüßungsdauer. Der Reichsarbeitsminister hat die Möglichkeit dazu, wie wir wiederholt nachgewiesen haben. Auch die Gewerkschaften aller Richtungen fordern, daß er hiervon Gebrauch macht. Wir warnen die Reichsregierung eindringlich, den furchtbaren Druck, unter dem die Erwerbslosen sowieso stehen, durch kurzsichtiges Berhalten zu steigern.
Zu spät!
Dr. Cremer gegen die Deutschnationalen. Der volksparteiliche Abgeordnete Dr. Cremer veröffent licht im Hamburger Korrespondenten" einen Artikel, in dem er sich mit großer Entschiedenheit gegen den Plan der Herren Jarres und v. Gayl wendet, Deutschnationale und Volksparteiler zu einem Rechtsverband zusammenzuschließen. Er weist auf die Erfolge der bisherigen Außenpolitik hin, die niemand leugnen fönne ,,, ohne sich dem Borwurf beispiel. lofer Unfenntnis und unbelehrbaren Eigenfinns auszuseßen". Er sagt dann weiter:
Die Deutsche Boltspartei hat in ihrer inneren Einstellung zu den großen Problemen der deutschen Außen- und Innenpolitik unter dem 3wang der positiven Mitarbeit und Mitverantwortung naturgemäß ebenfalls in mancher Beziehung um neue Gesichtspuntte ringen und lernen müffen, viele Dinge von einer anderen Blattform aus zu betrachten und zu behandeln, als es in den ersten Jahren nach der Staatsumwälzung geschah, in denen bie Bartet größtenteils fritisch in der Opposition stand. Die wachsende Erkenntnis über die Ursachen des deutschen Zusammenbruchs hat gelehrt, die Zustände vor der Staatsumwälzung mit fritifcherem Auge anzuschauen, als es früher vielfach der Fall war. Der Glaube an die Unfehlbarteit der politischen Gebantengänge großer Wirtschaftsführer ist der Erkenntnis der naturgegebenen Einseitigkeit der Wirtschaftsgrößen seit der Götterdämmerung des Inflationsendes gewichen. Das Berständnis für die Notwendigkelt, die breite Masse mit Liebe und Bertrauen zum Staat zu erfüllen, ist gewachsen; der Wille, den Staat, wie er ift, zu bejahen und ihm ohne Rücksicht auf die Staatsform zu dienen, hat sich durchgefeht. Darüber hinaus hat die Deutsche Bolkspartei in vielfacher prattischer Zusammenarbeit mit den übrigen Parteien der Mitte wie auch mit ber Linten erkannt, daß die Liebe zum Ganzen und die Opferbereit schaft für das Boltsganze bort nicht weniger start lebt, als in benjengen Kreisen bes Boltes, welche das Nationale fich vor allen Dingen in der Berehrung des burch die frühere Entwicklung unferes Boltes geschichtlich Geworbenen vertörpert denten. Die Ereignisse ber legten bret Jahre haben uns davon überzeugt, daß angesichts der allgemeinen Lage des deutschen Volkes jeder Verfuch gewaltfamer Eingriffe in feine inneren Verhältniffe ein Berbrechen ist, daß es vielmehr darauf ankommt, die nach dem Zusammenbruch entstandenen neuen Formen des staatlichen Lebens organisch weiter zu entwickeln und dem Ausland das Bild eines Boltes zu zeigen, das einig ist in dem Willen, auf dem Boden des Gesezes frei und unabhängig zu leben und gemeinsam mit den übrigen Böltern ben Gegen friedlicher Arbeit zu genießen.
Bon solchen Gedanken ausgehend, schlägt Cremer vor, bie Bolkspartei wieder Nationalliberale Partei " zu nennen und dadurch(?) zum Ausdruck zu bringen, daß sie eine Partei
des Fortschritt"(?) fei.
Den Bersuch, eine große Rechte zustande zu bringen, hält er für wenig zeitgemäß". Dazu meint er:
Es ist absurd zu glauben, daß eine Partei, bie fich thren gegen wärtigen Standpunkt unter so gewaltigen Schwierigkeiten erfämpft
Ralph Roberts eröffnet die Saison.
Als Herr von St. Obin im Komödienhaus. Barnowski, Roberts und Reinhardt schmeißen ihre Berühmtheit zusammen, nachdem sie entdeckt haben, daß ihre Finanzen nicht mehr auf eigenen Füßen stehen: sie bauen ihren Ausgabenetat ab und bauen eine Besucherorganisation auf, die alle funstliebenden Ber liner aufammentrommelt. Eine gute Idee: französisch- deutscher Eisentrust, Groß- Berliner Hoteltrust, Theatertrust in Berlin D., N., S. und W. Die Großindustriellen fischen mit dem appetitlichsten Röder nach Konsumenten und haben sogar ein Programm. War zu. erst das Kunstprogramm oder zuerst die Gesellschaft mit unbeschränt. ter Lust zum Angeln von Kunstkonsumenten da? Gott , unsere verfluchte Beit manscht die Pläne und Träume und Ideale etwas mit der spekulativen Gerissenheit der Kassierer durcheinander.
Wahrscheinlich war die Premiere im Barnowskischen„ Komödienhaus" zunächst ein schüchterner Bortapfer zum Brogramm der Ideale. Man will zunächst nur amüsieren. Man wagt es nicht, die Leute, die eben erst ihre Gallensteine weggespült haben, sofort geistig zu überlasten. Man will hygienisch vorgehen. Das Theater als moralische und ästhetische Anstalt vielleicht im Winter. Borläufig
noch das Theater als Sanatorium.
Und so liefert das Programm noch die Schablone: Amüfier fomödie nach altem Rezept von Picard und Harwood. Herr von St. Obin ist ein Nichtsnuz. Schließlich wird Herr von St. Obin Aufsichtsrat mit 100 000 Franken Jahreseinkommen. Die Komödie fam also vor der Franteninflation zur Welt und wurde leider hinter. her nicht valorisiert. Doch man hätte sie in jeder Beziehung valori fieren sollen. St. Obin erhält außer seinem Aufsichtsratsposten noch Isabella, die Gattin des monarchistischen Abgeordneten; natürlich llegitim. In dieser Pointe liegt der Wig, übrigens ein uralter Witz. Denn daß der alte Herr seine Frau an den jungen Herrn abgibt, auch wenn dieser sehr leistungsfähige Herr ein Lump ist, ist schon lange Naturgesez dieser Schwänte. Nun ist noch dieses Lumplein ein famoser Reiter, Automobilist, Stemmer- und Leichtgewichts. meister und er tritt für einen flapprigen Efel in die Ehebruchs schranken. Mit solchem Chebruch endet der Schwant. Früher fing es mit Ehebruch an. Die Barijer Inflation hat eben die Pariser Theatermoral etwas auf den Kopf geftellt. Sagen wir es mit herzlichem Beileid: die Inflation hat auch die Phantasie der Romödienlieferanten etwas ausgelaugt.
Herr Ralph Roberts wurde ausgeschickt, um das theatralische Borwintersanatorium zu eröffnen. Er hegt ben innigften Wunsch, auch in dieser Komödie feine Kameraden an die Wand zu spielen". Sherr Roberts hat nämlich das Komödienhaus seit einigen Jahren in Erbpacht. Er hatte dort seine schönsten Erfolge. Jezt fängt er schon an, gegen sich selber, d. h. gegen seine außerordentliche Begabung zu wüten. Zunächst hat er die Berleumbung des Herrn von St. Dbin,
|
hat und in berechtigtem Stolz auf diese Periode des Rampfes zurüd. blicken darf, sich in eine irgendwie geartete Abhängigkeit von poli tischen Gruppen bringen laffen könnte, deren schärfster haß und hemmungsloseste Berfolgung ihr während dieser Entwicklung zuteil geworden ist. Die Gruppen der Rechten haben drei Jahre lang davon gelebt, Dr. Stresemann und seine Partei zu Der dächtigen, zu beschimpfen und zu verhöhnen. Sie haben die von der Boltspartei verantwortete Politit rückhaltlos ver. dammt und in Grund und Boden fritisiert. Eine 3ufammenfassung mit diesen Gruppen, gleichviel in welcher loderen Form, fann praktisch für die Deutsche Boltspartei nur in Frage tommen, wenn die Gruppen der Rechten sich entschließen würden, ihre gesamte Haltung während dieser drei Jahre nachträglich zu verwerfen und mit beiden Füßen auf den von der Deutschen Volkspartei gewonnenen Boden der Wirklichkeit herüberzuspringen. Man muß schon ein großer Optimist sein, um das für möglich zu halten.
Diese Erkenntnis scheint bei den Deutschnationalen und bei den in ihrem Fahrwasser steuernden sogenannten vaterländischen Ber. bänden bisher noch nicht sonderlich verbreitet zu sein; sie verfolgen vielmehr augenscheinlich den 3wed, tie Deutsche Boltspartei zunächst einmal aus ihrer jezigen ohne Zweifel günstigen Stellung hinaus zumanövrieren, um sie dann ihrem Willen gefügig zu machen. Dazu ist es heute zu spät.
Das ist die Meinung Herrn Dr. Cremers, der freilich, soviel uns befannt, in seiner Partei bisher so ziemlich ein Eingänger gewesen ist.
Der Braunschweiger Stahlhelmstreit.
Offenes Auftreten der Oppofition. Braunschweig , 28. Auguft.( Eigener Drahtbericht.) Die Stahl helmopposition in Braunschweig , die unter dem Namen„ Stahl helm- Frontsoldatenbund e. V." in das Bereinsregister eingetragen ift, gibt jetzt eine Wochenschrift„ Stahlhelm- Nach richten" heraus, die sich in ihrer ersten Rummer in einem Auffab Unser Kampf und unser Ziel" mit der Bundesleitung des Stahlhelm in Magdeburg befaßt. In diesem Auffaß wird gesagt, daß der Kampf gegen den Stahlhelm um den Grundsag der Saubertett entstanden ist und durchgefochten würde. In dem Stahl belm fet alles 3wang, Nur- Disziplin und Unterordnung geworden. Sicherlich sei dies eine der Hauptursachen, warum der Stahl helm ftagniere und einer Krise entgegen eile. Der Stahlhelm fel eine Drganisation freiwillig zusammengetretener Männer, bie nicht zwangsläufig regiert und noch weniger gemaß. regelt werben fönnten. Wolle man dies gelten laffen, so müsse man das Berhalten der Bundesleitung in der ganzen Braunschweiger Angelegenheit und in Sonderheit das Berhalten des Bundesführers Seldte als völlig abwegig, unverständlich und nur die eigenen Bundesinteressen schädigend empfinden. Die Stahlhelmer wollten in 3ufunft nicht mehr Befehlsobjekt sein. Es heißt dann wörtlich weiter: Eine große 3bee, in eine Zwangsjade gepreßt, muß vertümmern. Der Stahlheimer hat ein feines Gefühl bafür, und so vermißter oftmals Wahrheit und Echtheit im inneren Leben des Bundes. Es muß flar ausgesprochen werben, der Bund ftagniert, weil er Apparat ist und nicht lebendiger Organismus. Die bisher von der Bundesleitung des Stahlhelm angewandte absolute Herridgewalt ist undeutsch und muß die Bewegung zum Rasernenhof degradieren. Deshalb lehnen wir uns auch auf gegen die zum Teil in der Bundesführung verkörperte Herrschsucht und verlangen die Möglichkeit zur Mitwirtung aller am gemeinsamen Biel ." sess
Diese harten Worte werden der Bundesleitung des Stahlhelm von dem besten Landesverbande, der überhaupt je zum Stahlhelm gehörte, gesagt. Die Bundesleitung hat sich aber dermaßen verrannt, baß selbst diese offenen Worte faum eine Aenderung des Systems bringen werden. Blant doch fogar der viel genannte Kohlenhändler Uhlenhaut seine Wiederwahl zum Landesverbandsführer von Braunschweig Anfang September dieses Jahres durchzusetzen. In einigen von ihm abhängigen Ortsgruppen hat er bereits Ent schließungen faffen lassen, die dem bewährten Kameraden Uhlenhaut das volle Vertrauen aussprechen.
ber eine Turfblüte, gesteigert durch ein entzückendes Schiebertempera ment, ist, glänzend im Griff. Auch in der Bewegung und in der Maste, bie er gar nicht zu machen traucht. Denn er tann fich mit leifesten Mitteln verwandeln. Die gezogene und gedehnte Sprache, das Hantieren am Hosenboden, das Auffeßen des Melonenhutes, bas Augenzwinkern, das Einklemmen des Monotels, das Arrangement von Diwantiffen, wenn das Ehebrüchlein vorbereitet werden soll, irgendwie lacht hinter diesen Taten und Untaten das Genie. Auch das Bonvivanttum, die heute Gott sei Dant ausgestorbene Büftig feit, wird meist vermieden. Famos. Nur überwiegt das Jonglieren mit all diesen Künsten. Das Akrobatentum will sich schon vordrän. gen. Der Hauptmacher im Stüd braucht einen Regiffeur. Roberts darf nicht sein eigener Regiffeur sein. Borläufig erscheint Fräulein Steinfied, die Partnerin des Herrn Roberts, als eine nach ber Routine trachtende Liebhaberin. Die Dame ist anmutig und jung, die Technik veraltet. Den noblen Mann der Komödie, der mit Hörnern geschmückt wird, ehe er noch zum Recht des Gatten gelangt, spielt Herr Mag Landa, ehrwürbig, steif, tremollerend. Herr icho und Herr Stahl Nachbaur schatlonieren mit bestem Willen die Schablone der Komödie.
Der Stil des Stückes und das Stück selber ist ungefähr von 1900, Lautenburg und Berliner Residenztheater. D. h.: ruhige Börse und die Welt weder nach oben noch nach unten verrückt, noch die Zeit und der Stil, den wir verlangen, haben sich wesentlich verändert. Warum wollen also die Chefs der Arbeitsgemeinschaft Barnowski- Roberts- Reinhardt, die den Sachverhalt genau fennen, ihren Raffierer weiter enttäuschen und sich selbst und die Welt immer Max Hochdorf . noch betrügen?
Theater 1. d. Kommandantenstraße. Die Ratten". Die Deutsche Boltsbühne E. B." unter der Direktion Gustav Neudamm hat sich wohl reblich Mühe gegeben, die Pforten mit einem Stück bewährter Literatur zu eröffnen. Es ist ihr zum Teil geglückt, wenn uns auch heute die Tragit des lebensfrohen Urweibtums nicht mehr fo tief erfchauern macht. Aber es fesselt doch immer wieder, der Sampf der Einsamen, die alle Niederungen des Lebens durchwandert haben, um fchließlich doch als Besiegte auf der Strede zu bleiben. Leonie Duval als Frau John wuchs im Laufe des Abends und bot namentlich im Schlußatt eine wirklich hochstehende fünstlerische Leistung. Die arme Berführte, um die der Kampf der Leidenschaften tobt, gab Blandine Ebinger . In ihrer rührenden Dürftigkeit wirkte sie faft zu zart. Ihre Hysterie schien mehr der Ausklang geDer peinigter Nerven als ber Schrei der zertretenen Kreatur. wütende Haß gegen den Berführer, die ungeheure feelische Not und endlich der ohnmächtige Rampf um das ihr geraubte Fleisch und Blut, dies alles war zu viel für das gebrechliche, feinnervige Ge. Schöpfchen. Hans Seibelt als Direktor Haffenreuter, der Baster Szitta und fein Sprößling Erich( Richard Leopold und Richard Duschinsky) gaben im Berein mit den übrigen Bestes. Lebenswahr, ohne die naturalistische Linie zu überspannen, Alfred Beierle .
9.
Nürnberg , 28. Auguft.( Eigener Drahtbericht.) Der schwarzweißrote Tag in Nürnberg hat seinen Urhebern schon zu Beginn große Enttäuschungen gebracht. Die Stadt selbst ist nur mäßig beflaggt. Die Bevölkerung zeigt sich an der reaktionären Beranstaltung völlig desinteressiert. Auch die Gratisverteilung fleiner schwarzweißroter Fahnen vermag die notwendige Stimmung nicht zu erzeugen. Der bekannte Flieger Udet , der Schauflüge ausführen sollte, hat es abgelehnt, werbend für die schwarzweißrote Beranstaltung aufzutreten, weil er mit ihr nichts zu tun haben will.
Unter den militaristischen Leuchten, die die ,, Kameraden" aus den Niederungen militärischen Lebens durch ihre Anwesenheit beglücken, hat der Vertreter des Claß- Blattes ganz besonders prominente Perfonen erblickt, nämlich: Generalfeldmarschall Kronprinz Rupprecht von Bayern , Prinz Oskar von Preußen , Prinz Eduard von Coburg, Prinz Ernst von Sachsen- Meiningen , Fürst DettingenWallerstein, Generaloberst von Bothmer, Generalleutnant von Cramon, General der Infanterie von François, Generalmajor Graf v. b. Golz, General der Infanterie Hutter, General v. Gallwig, Generalleutnant v. Epp, Generaloberst v. Einem, General der Infanterie Freiherr v. Cüffwih, Admiral Scheer, Abmiral v. Schröder, Abmiral von Trotha, Hauptmann
Selbte.
Daß der Stahlhelmführer Seldte , der die ,, Mannschaften" für den monarchistischen Aufzug ftellen muß, in der Rangliste der Ehrengäste" ganz zu unterst steht, wird die Stahlhelmer wahrscheinlich nicht weiter schmerzen. Ganz und gar nicht auch die Tatsache, daß er noch unter den Rappisten Lüttwig gerutscht ist, der als Hochberräter gegen die Republit seit Jahren sted. brieflich verfolgt wurde, bis ihm die Hindenburg- Amnestie wieder die brieflich verfolgt wurde, bis ihm die Hindenburg- Amnestie wieder die Möglichkeit gab, sich neben Rupprecht, Oskar und Seldte öffentlich
zu zeigen.
Die Hugenberg- Bresse ist besonders unglüdlich darüber, daß die Reichswehr sich an dem Monarchistenrummel nicht beteiligen darf.
Wir können den Schmerz verstehen. Es wäre doch auch eine wundervolle Sache gewesen, wenn bei diefer völlig unpolitischen Wiedersehensfeier alter Waffengefährten die Golbaten der Republit vor dem Kappiftengeneral Lüttwig Parabemarsch geübt hätten!
Königsberg , 27. Auguft.( Eig. Drahtber.) Am 28. und 29. August, dem Tage der schwarzweißroten Monarchistendemon ftration in Rüenberg, foll aud Ostpreußen mit schwarzweißrot überzogen werden. Die Redytsverbände Stahlhelm, Jungbo, Rreistriegerverband und Offiziersvereinigungen veranstalten in Rönigsberg eine Tannenbergfeler, zu der außer dem General von Conta auch Ludendorff fein Erscheinen zusagte. Er will sich anscheinend dafür entschädigen, daß er in Nürnberg ge fchnitten wird.
Aus Magdeburg wird gemeldet, daß die erste Tagung des bortigen Schwurgerichts am 13. September nach den Gerichtsferien beginnt. Die Behandlung des Falles Schröder helling ist porläufig noch nicht vorgesehen. Es wird gleichzeitig bemerkt, daß man sich aber bemüht, den Prozeß sobald wie möglich stattfinden zu laffen.
Die griechische Regierung hat die Neuwahlen für das Bar. lament auf den 24. Ottober festgesetzt.
Frau Krupffaja, die Witwe Lenins , hat ihren endgültigen Be Schluß mitgeteilt, ihre Mitgliedschaft in den Kollegien des Bolts. bildungskommissariats und des Kommissariats für Staatskontrolle ( Rabkrin) niederzulegen.
schließung über die Regelung von Konflikten zwischen Regierungen
Der Minderheitstongreß in Genf hat zum Schluß eine Ent und Minderheiten angenommen. Ein Hinweis des Vorsitzenden auf die italienische Gewaltpolitit in Südtirol rief Entrüstungstunbgebungen hervor. Der nächste Minder heitenfongreß foll im fommenden Jahre in Prag , Wien oder Budapest stattfinden.
François Coty , der franzöfifche Parfümmillionär und politische Amateur des neuen Frankreich , hat, wie Morus in der Weltbühne" berichtet, foeben 100 Millionen Franten für die Stüßung des Franken gezeichnet und nach wenigen Wochen feine Zeichnung zurückgezogen, nachdem der politische Reklametrid gelungen war. Coin hat mit er. staunlichem Fleiß in dem Pariser Borort Suresnes eine appetitliche Barfümfabrit errichtet und sorgt seit Jahren dafür, daß die beſſere Barifer Gesellschaft bei ihren Mitmenschen in gutem Geruche steht. Wie er selbst aller Welt vertündet, hat er mit seinem wohlriechenden Geschäft in 20 Jahren ein Bermögen von 400 Millionen Franken verdient. Nun hat Coin plöglich der politische Rappel befallen. Er faufte fich die Action française" und macht eine Politit: natürlich eine Politit, die bei bem zahlungskräftigen Bublifum das Barfümgeschäft nicht verbarb. Der erste Anlauf Cotys auf die Kammer mißlingt. Der zweite wird mit großem Tamtam ins Werf gesept und selbst von Boincaré unterstüßt. Schon marschiert der zu Ehren Coins von Stapel gelassene Fackelzug, da wird die Wahl für ungültig erflärt, wegen Stimmenfang und Korruption" ein bei uns nahezu unmögliches Ding! Oder hat bei uns schon jemals ein Mensch nur daran gedacht, herrn Stinnes oder Herrn Hugenberg das Mandat anzufechten? Also Herr Coty macht seinen neuesten Coup und zeichnet 100 Millionen für die Unterstügung des Franten, zieht seine Spende aber im letzten Augenblick zurüd, weil die Regierung zwar den Kardinal- Erzbischof von Paris , Dubois, und den Großrabbiner Levy in den Ehrenausschuß für die Nationalspende" aufgenommen, Herrn Coty aber übergangen hat! Ein süßer Trost für uns, daß es auch jenseits des Rheins politische Narren gibt! Erftaufführungen der Woche. Dienst.: Rammerspiele, und Bibba tanat Mittw.: Neues Theater am 800 3 bab big lieb". Der müde Theodor". Großes Schauspielhaus: Trianon- Theater: Bon Mund zu Mund. Thalia- Theater:, Der Biberpela". Rose Theater: Die Stedna del im Heuwagen". Donnerst.: Deutsches Theater:, Androtlus und der Löwe Freit.: Komödie: Die Gefangene". Tribüne: Unterwegs". Sonnab.: Staatstheater: Ambithon". Zelfingtbeater: rom is el". Theater in der Königgräger Straße: 8 weimal Dliber. Monf.: Städtische Oper: Otto uud Theophano.
Urania - Beranstaltung. Täglich:„ Süd- Tirol im Film: Sonnenfreudigkeit und Störperkultur"; Das Sonnenland Süd- West- Afrika", ilin mit persönlichem Vortrag von Farmer. D. von Trotha.
Bollsbühne. Im Theater am Bülowbla eröffnet Goethes Faust mit Ervin Statler, Peter Jble, Adele Creuzna, das Spieljahr. 63 folgen zwei Aufführungen bes Samlet mit Carl Ludwig haz. Agnes Straub , die ihr Engagement an der Bolfsbühne am 14. September als Judithantritt, pleit in der ersten Neuinszenierung dieses Winters, in Greiners, 2yfiltra"( nach Aristophanes ) die Titelvolle.
Aunfferwerbungen der Stadt Berlin . Die städtische Runfibeputation von Berlin hat Gemälde von Carl Langhammer und Kapler- ichberg sowie ein Porträtbildnis des Dichters Otto Erich Hart. leben aus der Ausstellung der Künstlergilde erworben. Für das Mär fische Museum wurde ein Silberbecher aus der Renaissancezeit angefauft. Der Strieg der Welten wird gegenwärtig von der ameritanischen Para
H. G. Wells im Film. Der phantastische Roman von H. G. Wells mount- Gesellschaft verfilmt. Die von Arzen Doscereby durchgeführten technischen Vorarbeiten für die Darstellung der bei Wells vorkommenden Kriegsmaschinerie der Marsbewohner haben bereits zwei Jahre in Anspruch
genommen.