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er fie populär zu machen beginnt, soll auch der Angehörige einer anderen Partei anerkennen.

Ich verkenne nicht, daß es unseren Anhängern schwer ist, meinen Gedankengängen zuzustimmen. Denn je mehr sich die Deutsche Volks. partei unseren Gedankengängen nähert, um so heftiger wird ihr Rampf gegen die Führer unserer Partei und gegen die draußen im Lande im Rampfe stehenden Mitglieder unse­rer Organisation geführt.

Nach Herrn Kochs Geständnis ist also das Zusammen­gehen mit der Boltspartei sogar für die Anhänger der Demo­fratischen Partei eine harte Sache. Ist es da nicht ein wenig ungerecht, wenn er bei den Anhängern der Sozialdemo fratie die wahre Liebe vermißt gegenüber einer Partei, die von Gefühlen der gesellschaftlichen Zusammengehörigkeit und von der gemeinsamen Phraseologie nach rechts gezogen wird, deren Organisation und Bresse   vielfach mit jener der Deutsch­nationalen verkettet ist, die sich nur zögernd von der Mon­archie und von militaristischen Träumen abwendet? Für die Sozialdemokratie fommt zu alledem auch noch das Eine hin­zu, daß die Bolkspartei in noch viel höherem Maße, als dies bei den andern Mittelparteien der Fall ist, eine Partei der Unternehmer ist. Kann man da der Sozialdemokratie wirklich einen Vorwurf daraus machen, daß fie an der Wende dieses Jahres nicht mit beiden Füßen in die Koalition mit dieser Partei hineingehüpft ist?

Herr Koch faßt schließlich zusammen:

Westarp auf dem Holzweg.

Abweisung eines zudringlichen Liebhabers.

An die Adresse des Grafen We starp, der so zärtlich um die Gunst des Zentrums buhlt, richtet die ,, Germania  " folgende unmißverständliche Worte:

Für die Befriedigung deutschnationaler Regierungswünsche hat Graf West arp das Zentrum nötig. Er will starte Entschlossen. heit und große Geschicklichkeit" anwenden, um das Zentrum wieder auf den Standpunkt von 1925 zu bringen. So hat er in der Kreuz­ zeitung  " erklärt. Der Weg, den Graf Bestarp gehen will, ist ein Holzweg. Weber die Entschlossenheit, noch die Geschicklichkeit werden ihm etwas helfen. Graf Westarp glaubt viel­leicht, es würde genügen, wenn die Deutschnationalen nach dem Eintritt Deutschlands   in den Völkerbund, den sie bekämpfen, sich auf den Boden der Tatsachen stellen und den dann geschaffenen völker rechtlichen Zustand anerkennen würden. Aber Politik ist kein juristisches Erempel. Der Buchstabe tötet, der Geist ist es, der lebendig macht. Wie steht es mit diesem Geist bei den Deutschnationalen? Und dann gibt es außer der Außenpolitik auch noch einige andere Angelegenheiten, über die man sich mit Deutschnationalen unterhalten müßte, ehe man sie als toalitionsfähig begrüßen tönnte. Wir fürchten, daß sie das un­vermeidliche Eramen rigorosum auf dem Gebiete der inne­ren Politit nicht bestehen würden, und ohne dieses Eramen geht es nun einmal nicht. Das ist die natürliche Folge der bisherigen Haltung der Deutschnationalen zum neuen Staat. In den geistigen Grundlagen des neuen Staates, gemeffen an deutschnationaler Mentalität, liegen die Gründe unserer Stepsis. eier ins Nest legen lassen.

Ich bin für jede Koalition zu haben, die die Republit schüßt, die der europäischen   Verständigung zustrebt und die die Einheit des Reiches und die Kraft der Reichsregierung stärkt. Ich sehe diese Absichten am besten in einer Mehrheitsregie- Wir möchten uns keine deutsch   nationalen Kududs­rung gewährleistet. Da die Deutschnationalen einer solchen Ziel setzung widerstreben, bleibt als solche Mehrheitsregierung nur die Große Koalition. Wenn sich aber die Sozialdemokratie einer solchen Regierung versagt, so muß man es entschloffen mit einer Koalition der Mitte, und wenn sich die Deutsche   Bolkspartei einer solchen Koalition versagt, ebenso entschlossen mit der Wei­marer Koalition versuchen. Wie die Dinge also heute liegen, halte ich es für einen schweren Fehler, den Zusammenhalt der Mitte zu schwächen, ohne daß Ersatz dafür gegeben ist.

Herr Koch wird sich nicht wundern, daß wir nicht so bescheiden sein fönnen wie er Die Sozialdemokratie ist die Vertreterin der arbeitenden, notleidenden Massen, für die sie auf sozialpolitischem, auf steuerpolitischem, auf wirtschaftspolitischem Gebiet viele Forderungen zu ver treten hat. Sie wird also jedesmal, wenn die Frage der Koalition an fie herantritt, zu fragen haben, was fie durch ihre Teilnahme an der Regierungsgewalt auf jenen Gebieten erreichen kann. Bemerkenswert aber. bleibt, daß auch für den Führer der Demokraten die Möglichkeit einer Weimarer Koali tion erst an dritter Stelle in Betracht kommt. Selbst die sehr dürftige Koalition der Mitte scheint ihm beffer; wenn er zwischen Volkspartei und Sozialdemokratie zu wählen hat, dann entscheidet er sich für die Bolkspartei. Dabei übersieht er, daß der Minderheitstoalition der Mitte jede Aussicht fehlt, durch den Willen der Wähler zur Mehrheit erweitert zu mer­den, während eine Neuwahl heute oder morgen dank der sicher zu erwartenden Zunahme der Sozialdemokratie den Parteien der Weimarer Koalition eine stattliche Mehrheit bringen würde.

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So sehr wir auch das subjektive Bemühen Kochs aner fennen, nach allen Seiten gerecht zu bleiben, so wenig scheint er uns objektiv dieses Ziel erreicht zu haben. Uns will scheinen, er übersieht eines: Bildeten Zentrum und Demokra ten eine geschlossene Gruppe, die von einem Ende bis zum anderen mit echt republitanischem Geist erfüllt wäre, und wäre diese Gruppe entschlossen, der unzerreißbaren Ber bundenheit des demokratischen Gedankens mit dem sozialen Rechnung zu tragen, so würde sich das ganze Problem der ,, republikanischen Union" viel leichter lösen lassen. Aber am linken Flügel der Mitte wenn man Demokraten und 3en­trum unter diesen Namen zusammenfassen darf ziehen viele nach rechts und einige nach links, und es sieht nicht einmal so aus, als ob der Führer der Demokraten zu diesen einigen" gehörte.

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Erbmonarchie Bayreuth  ?

Bon Franz B. Beidler.

Unferen Monarchisten geht es schlecht. Fühlen sie es felbft? Jedenfalls scheinen fie allmählich bescheidener zu werden: weil es mit der Vererbung von Kaifer- und Königstronen vom Vater auf den Sohn in Deutschlands   großer Politit vorbei ist, flüchten sie in idealere Welten, in die Kunst. Hier der Beweis:

,, Wir... wünschen Ihnen... aufrichtigen Herzens, daß es Ihnen vergönnt sein möge, das väterliche Werf im zweiten Halb­jahrhundert noch so lange selbst betreuen zu können, bis es dereinst von Ihnen... in die Hände Ihres Sohnes vertrauensvoll gelegt wird. Das walte Gott  !"

So heißt es in einem Schreiben, das die Zentralleitung des Allgemeinen Richard- Wagner  - Vereins anläßlich des 50jährigen Be stehens der Bayreuther Festspiele   an Siegfried Wagner   gerichtet hat. Wir Republikaner fönnten uns damit zufrieden geben, daß der Monarchismus fich auf bescheidenere Throne zurückzieht, allein hier wird eine Erbmonarchie proflamiert auf einem Gebiet, dem eine andere Verfassung zugedacht war. Erinnern wir uns daran, daß Siegfried Wagner   furz vor dem Kriege öffentlich erklärte, nach feinem und seiner Mutter Willen fei Richard Wagners Bayreuther Erbe ,, dem deutschen   Volfe als ewige Stiftung bestimmt"! Ist dieses Versprechen nicht mehr in Kraft? Haben es etwa die Wogen der Revolution verschlungen? Oder leben unsere Monarchisten nur in dem Wahne, hier ein Reservat für ihre Ideale gefunden zu haben? Wir Republikaner find allerdings der Meinung, die Runft sei ein noch weit untauglicheres Objekt für monarchistisch- legitimistische Verfuche als die Politik, aber den Wahrheitsbeweis für unsere Ansicht werden wir in diesem Falle nicht antreten können: denn wenn man in Bayreuth  den jetzigen Kurs beibehält, was würde dann ,, dereinst" noch zu ver­erben sein? Wenn man aber im Ernst die Parole Bayreuth   dem Familien­erben!" ausgeben sollte, dann werden wir ihr unsere entgegensetzen: ,, Bayreuth   dem deutschen   Bolte!" Im Namen der Kunst!

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Marx und die, Deutsche Brüsseler Zeitung". Seit der Julirevolution von 1830 mar Belgien   der Musterstaat der bürgerlichen Monarchie, die fich unabhängig fühlte von dem Klassenkampf zwischen Bourgeoisie und Proletariat und damit auch

von der Revolution. Die politischen Flüchtlinge aus den großen Etaaten fanden hier eine Freistatt  . Vor allem Karl Marg hat in der belgischen Hauptstadt in den drei Jahren seines Brüffelers Egils - vom Frühjahr 1845 bis in den Sommer 1846 lebte auch Engels bort eine Art Zentrum der sozialistischen   Bewegung geschaffen.

Die Situation des Grafen Westarp erinnert starf an die des Jünglings mit der Zither, der unter dem Fenster seiner Angebeteten steht, aber nur etwas Nasses auf den Kopf be­fommt. Indes, wer glaubt, er werde sich dadurch abschrecken lassen, der kennt ihn schlecht. Er ist für Beharrlichkeit, die am Ende vielleicht doch zum Ziele führt.

Die Vorstandssitzung der Volkspartei.

Fortführung der bisherigen" Politik. Die ,, Nationalliberale Correspondenz" verbreitet über die Bor­| st a ndssitung der Deutschen   Boltspartei folgende offizielle Meldung:

Der Parteivorstand der Deutschen Boltspartei trat am Dienstag zu einer Sigung zusammen, die sich mit der Vorbereitung des am 2. Oktober in Köln   beginnenden Parteitages beschäftigte. Am finden, am 2. Oftober der Parteitag eröffnet werden. Reichsminister 1. Oktober wird eine Sigung des Zentralvorstandes in Köln   statt­Dr. Stresemann wird über die politische Lage sprechen. Abends folgt eine große Kundgebung in der Messehalle. Am 3. Oktober wird auf dem Barteltage Minister Dr. Curtius einen Bortrag über die deutsche Wirtschaftspolitik halten. Ferner find Referate der Abgeordneten Cramm, Benthien, Thief in Aussicht genommen.

Barteivorsitzende Reichsminister Dr. Stresemann Bericht über In der Sigung des Reichsausschusses am Mittwoch erstattete der die politische Lage, an den sich eine rege Aussprache schloß. Daran Rehmann- Leipzig  , Hinzmann- Bremen, Hüttendirettor Kubbier, Re­beteiligten sich die Herren Oberbürgermeister Dr. Jarres, Admiral Rehmann- Leipzig, Hinzmann- Bremen, Hüttendirettor Kubbier, Re­gierungspräsident Höhnen, Diedmann- Dresden, Rose- Hamburg, Brenner- Marburg, Beder Köln, Dr. Jänece- Hannover, Dr. v. Stauß Berlin  , sowie die Abgeordneten Dr. Scholz, Kemp= tes, Dr. Leidi g, Frau Mende, Brüninghaus, Dingelden und Burger. Sowohl die Beratungen des Parteivorstandes wie des Reichsausschusses ergaben die Geschloffenheit der Partei über die Fortführung ihrer bisherigen Politit.

Die Affen in der Mordaffäre Schröder sind jetzt der Beschluß fammer zugeleitet worden. Es ist infolgedessen damit zu rechnen, daß der Prozeß gegen den Mörder Hellings noch in der kommenden Schwurgerichtsperiode stattfindet.

Reichskanzler Dr. Marg hat dem Genossen Scheidemann  zum Tode seiner Frau das wärmste Beileid ausgesprochen.

Seit dem Beginn des Jahres 1847 gab Adalbert von Bornstedt, ein ehemaliger preußischer Offizier, die ,, Deutsche Brüffeler Zeitung" zweimal wöchentlich heraus, jene Publikation, von der Marg urteilte, daß sie trotz ihrer vielen Schwächen immerhin einiges Verdienstliche' habe. Seit dem Frühjahr 1847 hat auch Marg im Berein mit seinen Freunden an dieser Zeitung eifrig mitgearbeitet und ihr den Ruf ver­schafft, neben dem Northern Star", dem Organ des Chartismus in England, und der Reforme" das dritte bedeutende Organ der da­maligen europäischen   Demokratie zu sein. Aus dieser publizistischen Tätigkeit ist besonders interessant die Auseinandersehung von Marg mit Karl Heinzen  , dem Träger des politischen Radikalismus jener Beit. Der politische Radikalismus fah in der Mitte des 19. Jahr hunderts in den Fürsten   die Urheber aller Reaktion, während Marx gegen Heinzen anführt, daß nicht das Fürstentum der Springquell der deutschen   Gesellschaft sei, sondern vielmehr die deutsche   Gesell schaft der Springquell des Fürstentums.

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Zeitung" die folgenden Ausführungen: Die gewaltsam reaktionäre Marg macht zu dieser Frage in den Spalten der Brüffeler Rolle, in der das Fürstentum auftritt, beweist nur, daß in den Poren der alten Gesellschaft eine neue Gesellschaft sich herausgebildet hat, welche auch die politische Hülfe die naturgemäße Dede der alten Gesellschaft als eine naturwidrige Fessel empfinden und in die Luft sprengen muß. Die Reaktion des Fürstentums, statt zu beweisen, daß es die alte Gesellschaft macht, beweist vielmehr, daß es abgemacht ift, fobald die materiellen Lebensbedingungen der Gesellschaft sich überlebt weit entwickelt, daß die Umwandlung ihrer offiziellen politischen Gestalt haben. Haben sich die materiellen Lebensbedingungen der Gesellschaft so eine Lebensnotwendigkeit für sie geworden ist, so verwandelt sich die ganze Physiognomie der alten politischen Gewalt. So versucht die abfolute Monarchie denn, statt zu zentralisieren, zu dezentralisieren. Aus der Niederlage der feudalen Stände hervorgegangen und selbst den tätigsten Anteil an ihrer Zerstörung nehmend, sucht sie jetzt wenigstens den Schein der feudalen Unterschiede festzuhalten. Den Handel und die Industrie und gleichzeitig damit das Aufkommen der Bürgerklasse früher begünstigend als notwendige Bedingungen, sowohl der nationalen Macht als des eigenen Glanzes, tritt die absolute Waffen in den Händen einer schon mächtigen Bourgeoisie geworden Monarchie jetzt dem Handel und der Industrie, die immer gefährlichere find, überall in den Weg. Von der Stadt, der Geburtsstätte ihrer Er­hebung, wirft sie den ängstlich und stumpf gewordenen Blick auf das Land, das mit den Leichen ihrer alten redenhaften Gegner ge= büngt ist."

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In der Deutschen Brüsseler Zeitung" von 1847 liegt bereits die Entwicklung zum wissenschaftlichen Sozialismus in ihren Grund­zügen abgeschlossen vor, beginnend mit der Polemik von Marg gegen Karl Grün   über den wahren Sozialismus" bis zu der oben ange= führten Kontroverse mit Karl Heinzen  . Somit ist das Jahr 1847 das fritische Geburtsjahr jener von Marg und Engels ausgebildeten Welt­anschauung des wissenschaftlichen Sozialismus, und jene Beiträge in der Brüffeler Zeitung" sind die ersten Aeußerungen des von allen utopistischen Schlacken gereinigten wissenschaftlichen Sozialismus. R. H. D.

Die Unterstützung der Ausgesteuerten.

Keine Verzögerung der Neuregelung?

In unseren Ausführungen über die Unterſtügung der Aus­gesteuerten wird dem Demokratischen Zeitungsdienst" von in­formierter Seite mitgeteilt, daß eine Verzögerung der Neu­regelung der Ausgesteuertenunterstüßung nicht 3u erwarten ist. Die Unterstützung würde vielmehr an dem Termin in Kraft gesezt werden, an dem sie von vornherein be­absichtigt war. Es werde auch daran festgehalten, die hierfür nötigen Ausführungsbestimmungen so frühzeitig zu veröffentlichen, daß jener Termin innegehalten werden kann. Der Gedanke einer Verschlep­pung der Angelegenheit sei nur dadurch wachgerufen worden, daß in Aussicht genommen war, bereits Ende August diese Aus­führungsbestimmungen zur Informierung der beteiligten Behörden bekannt zu geben nicht schon die Maßnahme selbst in Wirkung zu setzen! und daß sich dies nicht ermöglichen ließ. 3ur Rechtfertigung dieser Berzögerung wird darauf aufmerksam gemacht, daß eine zuverlässige Statistik, die als Unterlage dienen tönnte, ganz und gar fehlt und so die Ansichten in der Frage weit auseinandergehen. In amtlichen Kreisen glaubt man, daß die Zahl der Ausgesteuerten im Oktober und auch im November für ganz Deutschland   nicht ganz 100 000 betragen wird.

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Bilanz des zweiten Dawes- Jahres.

Bericht des Reparationsagenten.

Der Generalagent für die Reparations. ahlungen teilt mit, daß mit der am 1. September erfolgten Zahlung von 45 000 000 Goldmark durch die Deutsche   Reichsbahn­Gesellschaft Deutschland   den vollen Betrag der im Sachver ständigenbericht für das zweite Jahr vorgesehenen Jahres. ahlung von 1220 000 000 Goldmark gezahlt hat, mit Ausnahme eines fleineren Betrages von etwa 8 Millionen Goldmark aus der Transportsteuer, der erst am 21. September 1926 fällig ist. Die Transportsteuer, der erst am 21. September 1926 fällig ist. Die von der Deutschen Reichsbahn- Gesellschaft geleistete Zahlung stellt den am 1. September 1926 fälligen Zinsenbetrag für die Repara­tionsbonds für das zweite Jahr dar. Deutschland   tommt demnach seinen Verpflichtungen pünktlich nach und hat die während des zweiten Jahres des Dawes- Blans fälligen Zahlungen richtig geleistet.

Beträge setzen sich wie folgt zusammen: Die bisher als Zahlung auf die zweite Jahresrate eingegangenen

1. Beitrag aus dem deutschen   Budget 2. Zinsen auf deutsche   Eisenbahnbonds 3. Transportsteuer

4. Binsen auf deutsche   Industrie Obii. gationen

Golbmart 250 000 000 595 000 000 241 905 000

125 000 000 Insgesamt 1211 905 000

der an dem vollen Betrag der Jahreszahlung von 1220 000 000 Der Betrag von 8 000 000 Goldmark aus der Transportsteuer, Goldmart noch fehlt, ist zahlbar aus den Eingängen im Monat August 1926 und ist am 21. September 1926 fällig.

Die während des zweiten Annuitätsjahres gemachten Zahlungen dieser Summe find ungefähr 65 Prozent, b. h. 760 200 000 haben den Gesamtbetrag von 1175 812 000 Goldmark erreicht. Bon Goldmark in Form von Warenlieferungen oder in Bah­lungen verschiedener Art in Goldmark in Deutschland   geleistet worden, während ungefähr 35 Prozent, d. h. 415 612 000 Goldmark in fremden Währungen gezahlt worden find.

Der neue Oberreichsanwalt.

Leipzig  , 1. September.  ( WTB.) In Vertretung des Reichs. justizministers Dr. Bell führte Ministerialdirektor Dr. Bumte heute den neuen Oberreichsanwalt Werner in sein Amt ein. Dem scheidenden Oberreichsanwalt Dr. Ebermayer überbrachte er ein Dankschreiben und ein Bildnis des Herrn Reichsprä fidenten, sprach ihm den Dank der Reichsregierung aus und gab zugleich der Genugtuung darüber Ausdruck, daß Dr. Ebermayer feine Kraft weiterhin in den Dienst der Strafrechtsreform stellen werde.

Aus der Berliner   Nationalgalerie. In der neueren Abteilung der Berliner   Nationalgalerie, im Kronprinzenpalais  , hat jetzt im Slevogt. Saale   das größte Bild des Künstlers Aufstellung ge funden, der Hörselberg". Das Blid, das als Leihgabe in die Galerie fam, ist in seiner ursprünglichen Faffung 1912 entstanden, es ist dann auf einem Transport schwer beschädigt worden; Slevogt  hat es instand gesezt und immer wieder daran gemalt. Wie das Koloffalgemälde entstand, hat Emil Waldmann   einmal erzählt: die unvergleichliche Musik der Venusbergszene bedeutet für Slevogt  immer wieder einen unsagbaren Genuß. Da hatte er eines Abends zufällig ein merkwürdiges Augenerlebnis. Er blidte in einen Raum hinein, einen ganz belanglofen Raum, den ein durch mattrote seidene Borhänge dringender Lichtschein wunderbar farbig dämmernd durchglühte. Da zuckte es in ihm auf: so muß die malerische Stimmung zur Benusbergmufit sein. Die Vorstellung nistete sich ein in seine Phantasie und arbeitete während der Nacht, bildhaft vor sich, die Hauptzüge der Figuration und die Sphäre während des Schlafes, weiter, und im Traum sah er das ganze von Licht und Farbe. In einer Stizze im fleinen Format malte er sich die Erscheinung von der Seele und sah, daß es möglich war. Dieses Bild, das problematischste seines Schaffens, mit dem Slevogts Phantafie immer weiter gefämpft hat, erscheint dann im Hintergrunde seines Selbstbildnisses aus den ersten Kriegsjahren.

Rüdtriff von Hermann Muthesius  . Hermann Muthesius  , der Dezernent für die preußischen Baugewerkschulen im Minifterium Muthefius hat in diesem Frühjahr die Altersgrenze für Staatsbes für Handel und Gewerbe, tritt am 1. Oftober in den Ruhestand. amte, das 65 Lebensjahr, überschritten. Als sein Nachfolaer ist der Direktor der Staatlichen Baugewerfichule in Berlin- Neukölln, Prof. Leopold Peters, berufen worden. Muthesius  , der im preußischen Handelsministerium seit 25 Jahren tätig war, nachdem er vorher in Japan   und dann als Attaché an der deutschen Botschaft in London   künstlerisch gearbeitet hatte, konnte die Reform der staat. lichen Gewerbe-, Handwerker- und Baugewerkschulen wenigftens zu einem großen Teile durchführen, so weit das bei den Ressort­schwierigkeiten möglich war. Es bleibt zu bedauern, daß diese gewollte Neuorganisation des Architekturstudiums noch immer auf­Reform nur ein Stückwerk geworden ist, da die von Muthefius geschoben ist.

Ju der Staatsoper wird Richard Strauß   in der zweiten Dftoberbälfte außer eigenen Werfen auch zwei Wagnerfche( Lohengrin  " und Tristan") und zwei große Sinfoniekonzerte dirigieren.

Bollsbühne an das Staatliche Schauspielhaus in Berlin   übergegangen ist, Bühnenchronif. Der Regisseur Erwin Piscator  , der von der wird seine Tätigkeit mit einer Neueinstudierung der Räuber" beginnen. In der Städtischen Oper wurde Dusolina Giannini   von Intendant Tietjen für den Monat September zu fünf Gastspielen verpflichtet. Die Künstlerin beginnt am 8. September ihr Baitspiel als Aida.

Die Sittlichkeit in Chicago  . Die Chicagoer   Verordnung, daß nach 10 Uhr abends Knaben und Mädchen unter 16 Jahren von den Straßen zu weisen und zu verhaften seten, führte zu erheblichen Mißverständnissen, ba zahlreiche verheiratete Frauen verhaftet wurden. Die Polizei erflärte, daß fie zwischen jungen Mädchen und jungen Frauen feinen Unterschieb fehen tönne.