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Zeiten vorsichtig sein? Berdammt die Tapsigkeit der Bran­denburger, die in solchen Zeiten von einem Bekenntnis zur Monarchie" und gar von der Treue zum angestammten Königshaus" daherschwäzen! Und um Gotteswillen fein Wort davon in die Zeitung!

Wobei immer noch nebenbei zu bemerken ist, daß selbst die rechtsradikalen Brandenburger nur von der Treue zum an­geftammten Königs ha us" reden, nicht von der Treue zum angestammten König". Ist der selbst für sie erledigt?

Gleichviel! Die Brandenburger sind die Schreckensfinder ter Deutschnationalen Partei geworden. Sie plaudern aus der Schule. Sie stampfen in Wasserstiefeln einher, wo sonst alles auf Filzpantoffeln schleicht. Sie machen aus ihrem Herzen keine Mördergrube. Schimpfen Frankreich   den Erb­feind", predigen Treue zum angestammten Rönigshaus". Sie verderben das ganze Geschäft.

Die Deutsche Zeitung" will das Geschäft perderben. Sie bekämpft den Eintritt in die Regierung. Darum brudt fie die Brandenburger   Refolutionen wohlgefällig ab. Lofal­Anzeiger", Tag"," Deutsche Tageszeitung", Kreuzzeitung" wollen in die Regierung. Darum verschweigen sie den Wort­

laut.

Jetzt weiß man wenigstens, wovon der Stärkegrad natio­naler und monarchistischer Gesinnung abhängt!

Das fchlimmste in der Politik find nicht irgendwelche auch noch so verfehrte Ueberzeugungen, die mit Mut und Aufrichtig feit vertreten werden. Das schlimmste in der Politik sind Fehler des Charakters, wie Feigheit und Verlogen heit.

Als es galt, für die sogenannte ,, Dawefierung der Reichsbahn" die notwendige 3weldrittelmehrheit zu fchaffen, da stimmte die Hälfte der Deutschnationalen für die Berfklavung Deutschlands  " unter der einzigen Bedingung, daß es dafür Ministerporte feuilles gab.

Während die Deutschnationalen in der Regierung saßen, bereitete Stresemann Locarno und den Eintritt in den Bölferbund vor. Die Deutschnationalen stellten sich blind und taub, bis es ihnen gelungen war, zusammen mit dem Zentrum Dann erst betamen fie einen nationalen Entrüftungskrampf und der Volkspartei höhere Brotzölle zu erreichen. und verließen die Regierung.

Jetzt wollen sie wieder hinein, jetzt geben sie wieder Pfötchen. Da meldet eben die ,, Telegraphen- Union", der wir soviel Aufklärung verdanken, aus Hildesheim  :

Im Anschluß an den deutschnationalen Parteitag des Landes­verbandes Südhannover fand hier eine Rundgebung der Deutsch­ nationalen Volkspartei   statt, in deren Berlauf der Reichstags. abgeordnete Dr. v. Dryander die inner- und außenpolitischen Fragen der Gegenwart behandelte. Einleitend betonend, daß für Deutschland   fein Anlaß zur Mutlosigkeit bestehe, führte er aus, daß, wenn die Siegerstaaten den Eintritt Deutschlands   in den Völkerbund verlangt hätten, dies zweifellos eine Stärkung des moralischen Prestiges Deutschlands   bedeute. Eine andere Frage sei es, ob der Eintritt für uns nicht zu teuer Eine andere Frage sei es, ob der Eintritt für uns nicht zu teuer erkauft sei. Die Deutschnationalen gingen an die Frage des Ein­tritts Deutschlands   in den Bölkerbund mit dem Maßstab heran: Wo gibt es für Deutschland   größere Anschlußmöglichkeiten, im Bölker­bund oder außerhalb desselben. Die nationalen Deutschen  feien bereit, allen denen die Hände zu reichen, die fich die politische Freiheit Deutschlands   zum Biele gefeßt hätten. Die Deutschnationalen felen zum Par­larmentarismus und zur Koalition bereit.

Zur Koalition mit Parteien, die sich republikanisch nennen, bereit! Bereit zur Koalition mit Stresemann  , dem Mann von Genf  , Locarno   und Thoiry! Bereit zum Parlamentaris­mus. Darum, um alles in der Welt jeßt, jetzt fein Wort über den Erbfeind! Kein Wort über Monarchie und Königs­haus! Jetzt stedt man seine friegspatriotische und monarchi­stische Gesinnung in die Tasche, damit sie hübsch warm bleibt. Diese Erbärmlichkeit heißt deutschnational! Diese Er­bärmlichkeit will regieren!

Wilhelm und der Berg der Wahrheit." Wir haben mit Freuden vernommen, daß Wilhelm der Zweite und Letzte die löbliche Absicht hat, sich auf dem Berg der Wahrheit in der Schweiz   zur Ruhe zu setzen. Wir wissen allerdings nicht, ob Herr Poincaré   und Herr Baldwin, die feinerzeit seine Majestät an den Galgen hängen wollten, diesen Umzug von Doorn   nach Ascona   gestatten werden. Immerhin ist zu sagen, daß Wilhelm II.  mit der Wahl seines evtl. neuen Aufenthaltsortes feinen schlechten Geschmack gezeigt hat. Denn wer auch immer bei Ascona   im Monte Verità   emporgeftiegen ist, blieb einige Zeit, um sich dort niederzulassen. Allerdings waren es meistenteils nicht sehr normale Leute, die diesen etwas beschwerlichen Weg beschritten.

Die Landschaft auf dem Monte Berità ist paradiesisch, be­jonders im Sommer, wenn die Eidechsen auf den heißen Steinen liegen, wenn die Johanniswürmer nächtens über den Wiesen leuchten, wenn die Millionen von Fröschen ihre Jubelmusik quaten und wenn die goldgefprentelten Molche sich in den kleinen Gräben der glühenden Hize erfreuten.

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Außer den Molchen, den Eidechsen, den Schlangen und ben Riesenfröschen gab es auf dem Monte Berità zu allen Zeiten be­geisterte Maler, und manche hatten sogar Talent. Allerdings hatten die meisten niemals Geld, und nirgends in der Welt ist soviel gepumpt worden wie auf dem Monte Berità. Man weiß eigentlich nicht recht, was Wilhelm dort tun soll. Doch man weiß ganz genau, was er bort tun wird. Denn er hat ja wohl erfahren, daß auf dem Monte Verità   seit Jahren die freie Liebe mit Inbrunft und außerordentlichem Talent gepflegt wird. Vor einigen Jahren war der reichste Herr auf dem Wahrheitsberg ein offultistischer Belgier, der nicht nur mit dem lieben Gott und mit der ganzen Armee der Engel zum mindesten stiefbrüderlich verkehrte, sondern sich auch durch eine sehr irdische Beiberarmee durchliebte. Dieser belgische Herr des Wahrheitsberges hat auch das Hotel gebaut, in dem augenblicklich Wilhelm II.   geratene und ungeratene Söhne wohnen, vielleicht, um für den Herrn Papa Quartier zu machen. Wer auf dem Monte Verità   nachts nicht schlafen kann, der perkehrt meistenteils mit Geistern. Das heißt: es haben die Theo­sophen, die sich als Erben des verstorbenen Rudolf Steiner   ansehen, dort eine ganze Kolonie von Geisterbeschwörern gebildet. Es gibt da neben den irdischen freien Ehen auch sogenannte Aftralehen, aus denen sogar Astralfinder hervorgehen. Diese überirdisch empfangenen und sehr irdisch geborenen Bastarde laufen dann dreieckig und roßnäfig durch die Straßen von Ascona  . Man er­zählt sich, daß nicht der Bater, der die Alimente zahlen muß, son­dern ein himmlischer Uebervater an dem fleinen Wurm schuldig ist,

das sich zusammen mit den Eidechsen auf der Straße sonnt.

Außerdem hausen auf dem Wahrheitsberg seit altersher die Naturanbeter, die sich nur von Kräutern nähren. Biel   wird auch

Das Schmutz- und Schundgesetz.

Eine Erklärung vom Gen. Heinrich Schulz.

In einer Rede auf der demokratischen Führertagung soll Minister Dr. Külz nach dem Bericht der Boss. 3tg." gefagt haben, das Gesetz gegen Schmutz und Schund könne doch nicht so schlimm sein, wie man es mache, denn es habe den sozial­demokratischen Staatssekretär Heinrich Schulz   zum Ver­faffer. Wir haben uns an Gen. Schulz gewandt mit der Bitte, den Tatbestand aufzuklären und erhielten von ihm folgende Buschrift:

Es trifft zu, daß ich für einen am 17. Januar 1924 von dem damaligen Herrn Reichsminister des Innern Dr. Jarres dem Reichsrat zur Beschlußfassung übergebenen Gesezentwurf gegen die Schundliteratur die volle Verantwortung zu übernehmen habe und daß ich sie hierfür auch gern übernehme. Dies und nichts anderes hat Herr Reichsinnenminister Dr. Rülz im Auge gehabt mit seiner Erklärung, die nach seiner eigenen mir bestätigten Angabe dahin lautete: daß der Entwurf eines Gefeßes zum Schuße der Jugend gegen Schmutz und Schund von Staatssekretär Schulz eingebracht worden sei".

taktischen Verhalten der Kommuniffen gegenüber dem Kabineff durch­aus möglich, wenn nicht sogar wahrscheinlich.

Also, der Sieg winft, er ist beinahe schon damit Hilfe der Kommunisten. Und geht es nicht in diesem Landtag, dann geht es im nächsten. Denn bei den nächsten Wahlen so plant auch Maretzky- und der Wunsch ist der Vater des Gedankenswürden die Kommunisten den Sozialdemokraten Wähler abnehmen, und dann werde die republikanische Regie­rungstoalition zusammenbrechen.

Und dann ist der Sieg der Monarchisten und Reaktionäre im Rampfe um die Macht erreicht. Mit Beharrlichkeit- und mit Hilfe der Kommunisten!

Pariser Sozialistentagung.

Richtlinien für die Senatswahlen.

Paris  , 25. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) Der Pariser sozialistische Bezirksparteitag am Sonntag findet als das Vorspiel zu der bevorstehenden Sigung des Nationalrats große Beachtung; daß der Bezirtstag fich mit ſtarter Stimmenmehrheit für Baul Boncour als Völkerbundsdelegierten aussprach, hat über­rascht. Man schließt daraus, daß die Stellung Boncours endgültig gefeftigt ist. Es ist befonders bemerkenswert, da die Pariser Partei­organisation stets strengere Ansichten in Fragen der Parteidiſziplin vertreten hat als die Föderation der Provinz.

Der Beschluß, in den kommenden Senatswahlen im ersten Wahlgang eigene Listen aufzustellen und im zweiten Wahlgang den Parteimitgliedern jedes Zusammengehen auf einer Liste mit Kandidaten zu verbieten, die Parteien des Nationalen Blocks nahestehen oder nahe gestanden haben, wird, wie man hier betont, im Spezialfall der Kandidatur Painlevés in Baris gefähr ausgeschloffen gelten, daß Painlevé ohne die sozialistische Unter flüßung eine genügende Mehrheit zusammenbringt. Vorläufig muß jedenfalls abgewartet werden, ob der Nationalrat diesen Beschluß sich zu eigen macht. Man glaubt allgemein, daß die Provinzföderationen im Nationalrat eine weniger intransigente Tendenz vertreten wer­den und rechnet mit einer eventuellen Abschwächung des ziemlich radikalen Beschlusses vom Sonntag.

Es handelte sich hierbei um einen Entwurf, der auf Grund meiner Borberatungen mit den Verbänden für Volksbildung und Jugendwohlfahrt einerseits, des Buchhandels und der Literatur und Kunst andererseits zustande gekommen war. Nach diesem Ent­wurf sollte ein Buch auf eine Reichsschundlifte gesetzt werden können, sofern vier von den genannten Verbänden mit Zustimmung des Reichs zu schaffende Reichsprüfungsorgane einstimmig ein Buch als Schund erklären. Dieser Entwurf ist durch die Beschlüffe des Reichsrats leider in wesentlichen Bestimmungen verändert worden, wenn nicht sogar ganz hinfällig machen. Es darf als ziemlich den. Für den abgeänderten Entwurf aber habe ich feine Berantwortung übernommen und fann ich fie nicht übernehmen. Einstimmigkeit der Prüfungsinftan­zen ist für mich von Anfang an die Vorbedingung für diesen Ge. fezentwurf gewesen, zumal noch unter dem Zwang der Not auf eine Bestimmung des Begriffs Schund" verzichtet werden mußte. An den weiteren Veränderungen, die der Entwurf in den Beratun­gen des Reichstagsausschusses erfahren hat, bin ich weder als. mit Recht so lebhaft beschäftigt, kommt alfe für mich eine Bater­Beamter noch als Abgeordneter beteiligt gewesen. schaft" nicht in Frage.

Bei dem Gefeßentwurf, der zurzeit das geistige Deutschland  

Aus dieser Erklärung geht hervor, daß sich Herr Dr. Külz entweder mißverständlich ausgedrückt hat oder daß er vom Berichterstatter der Boff. 3tg." falsch verstanden worden ist.

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Hoffnung auf die KPD  .

Der Seutschnationale Marekh gibt sie nicht auf. Im Tag" redet der deutschnationale Landtagsabgeord­nete Marezfy der Volkspartei gut zu, sie sollten doch den Deutschnationalen nicht die Treue brechen, sondern weiter mit ihnen ,, nationale Opposition" spielen. Wenn man fest zupade, werde man es schon zwingen. Er versichert:

Der Kampf um einen angemessenen Einfluß der Rechten in Breußen ist der wichtigste Abschnitt des Kampfes um die politische Macht in Deutschland  . Für den Sieg wird mit ausschlaggebend fein, auf welcher Seite die Beharrlichkeit des Kampfwillens die größere iſt.

Die Hoffnung auf diesen Sieg will sich Maretty nicht nehmen lassen. Er duldet keine Flaumacherei. Darum schreibt er auch:

Auch der Einwand ist nicht stichhaltig, daß sich die Lage durch die Haltung der Kommunisten grundlegend verändert hätte. Die Kommunistische Partei   hat zwar in den letzten Monaten vor den Verhandlungen über den Hohenzollern  - Bergleich den Sturz der Regierung Braun zu verhindern gesucht, aber nach den neuerlichen Borgängen und der scharfen Zuspigung des Verhältnisses zwischen den Sozialdemokraten und Rommunisten ist eine Aenderung in dem

Ukrainerhete in Polen  . Sozialistische Gegenaktion. problem.

Das Minderheiten­

Warschau, 25. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) Im Robot. nit" veröffentlicht Genoffe Niedzialfowiti anläßlich der Er. merdung des Schulfurators Sobinsti in Lemberg   einen Artikel gegen die Rampagne der nationalistischen Preffe gegen die gesamte utraini­sche Bevölkerung. Er erflärt, daß von einer Schuld irgendeiner der großen politischen ukrainischen Parteien teine Rebe sein tönne. Der Mord bedeute vielmehr ein Signal dafür, daß die Zustände in dem ukrainischen Teil Bolens unhaltbar seien und die Zu­spigung der Verhältnisse ihre Grenzen erreicht habe. Seit dem Mai­umsturz seien fünf Monate vergangen, ohne daß die Regierung etwas getan habe, um eine Aenderung in der Minderheitenpolitik herbeizu­führen. Es sei noch nicht einmal ein Programm dafür aufgestellt. Die Stimmen der aufrichtigen Demofraten in Polen  , die ein Zu fammenleben und zusammenwirten mit dem ufrani­nischen Bolte anstreben, seien unbeachtet gelaffen worden.

Der Artikel schließt mit dem Hinweis, daß der Sieg des demo­fratischen Gedankens in Polen   nicht zuletzt von der Lösung des Minderheiten problems abhänge, wie fie bie Polnische Sozialiſtiſche Partei   in Uebereinstimmung mit ihren nichtpolnischen Bruderparteien fortere.

Kein Erzberger- Mörder verhaftet. Die Meldung der englischen Preffe, daß in Mühlhausen   im Elsaß   einer der seit langem gesuchten Erzberger   Mörder verhaftet worden sei, wird von der zu­ständigen Bolizeibehörde dementiert. Es trifft zu, daß ein deutscher  Staatsangehöriger vor wenigen Tagen in Mühlhausen   verhaftet worden ist. Die Feststellung seiner Personalien hat jedoch ergeben, daß er mit einem der Erzberger- Mörder nicht identisch ist. Der hessische Bolfsentscheid über die Frage der Landtagsauf lösung ist auf den 5. Dezember festgesezt.

Der 300- Millionenkredit für den Rußland- Export ist erst zu einem Drittel in Anspruch genommen, braucht also vorläufig nicht erhöht zu werden.

auf dem Berg der Wahrheit gehungert, nicht nur aus Dalles, son| heiten, die die Anstalt betrafen, im Gedächtnis hatte. Ihm Lesen

bern aus Beltanschauung. Ja, es ist schon vorgekommen, daß sich auf dem Monte Verità   amerikanische Millionäre einfanden, um unter okkultistischer Aufsicht ihre Hungerkur durchzuführen. Die Hungerfur auf dem Berge der Wahrheit ist nämlich weltberühmt.

zugehen. Denn allgemein wird dorten an die Seelenwanderung Reine gute Seele braucht auf dem Berg der Wahrheit unter­geglaubt. Die alten Damen meinen, daß sie wieder als liebliche Räßchen nach ihrem Tod auf die Erde zurückkehren werden, und die Schnorrer, die übrigens einer Familie mit den Faulenzern find, hoffen, daß ihre fünftige Infarnation sie zu Kaisern machen wird. Sollte Wilhelm II.   alfo Gelegenheit haben, ein Ehrenbürger des Monte Verità   zu werden, so wird ihm zahlreiche Gelegenheit geboten sein, die fünftigen Erben seiner Macht zu studieren.

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Die Kinoentwidlung in Deutschland  . Ueber die Entwicklung des Lichtspielwesens in Deutschland   wird jezt von amtlicher Stelle eine Uebersicht gegeben. Im Jahre 1900 wurden die ersten Kino­gründungen in Hamburg   und Würzburg   vorgenommen, im Jahre nach nicht unbeträchtlicher Ueberhöhung in den letzten Inflations 1913 waren schon rund 2370 Lichtspielhäuser in Betrieb, deren Zahl jahren hier betrugen sie mehr als 4000 bis zum Jahre 1925 auf etwa 3600 zurüdgegangen war. Im Jahre 1925 tamen danach auf eine Million Einwohner etwa 58 Lichtspieltheater. Bei dieser Uebersicht muß aber auch beachtet werden, daß die Kinotheater ständig größer geworden sind. Während im Jahre 1910 ein Licht spieltheater im Durchschnitt 200 Bläge aufwies, entfielen im Jahre 1925 auf ein Theater durchschnittlich 355 Pläge. Insgesamt stehen jeden Abend in den deutschen   Lichtspieltheatern 1 275 000 Pläge zur Berfügung. Sehr merkwürdig ist die Berteilung der Kinos in ben einzelnen deutschen   Ländern. An der Spitze steht seltsamerweise Mecklenburg  - Strelig mit 10 Theatern auf 100 000 Einwohner, an legter Stelle steht Württemberg   mit 3 Theatern auf 100 000 Ein­wohner. Von den Großstädten, die wegen ihrer geringen Zahl von Lichtspieltheatern auffallen, sind besonders die industriereichen Städte des Westens, wie Duisburg  , Gelsenkirchen  , Elberfeld  , M.- Gladbach, Oberhausen   und andere bemerkenswert, während umgekehrt Leipzig  , Hannover  , Mannheim  , Halle und Wiesbaden   eine sehr gute Ver­forgung mit Kinotheatern aufweisen. Die Deutschen   gehören jeden falls zu den begeistertsten Kinobesuchern, denn aus der vorliegenden Rinostatistik ergibt sich weiter, daß Deutschland   nach der Zahl der Theaterplätze mit an der Spize steht. Es wird nur durch England und insbesondere durch Amerika   übertroffen.

Ein Gedächtnisphänomen. Es ist bekannt, daß Schwachsinnige ein erstaunliches Gedächtnis haben oder tüchtige Rechenfünstler find. Ein solcher Gedächtniskünstler ist ein in München   lebender junger Mann, namens Karl Seisler. Er entstammt einer angesehenen Bürgerfamilie, in der niemals Schwachsinn vorfam. In seinem

sechsten Lebensjahre erkrankte er an Gehirnhautentzündung, die feine geistige Entwicklung hemmte. Er kam einige Jahre in das Institut Haar bei München  . Dort erhielt er den Namen Unser Kalender­bub", weil er Tag und Stunde sämtlicher Ereignisse und Begeben

und Rechnen beizubringen, war nicht möglich. Zu Hause machte er sich vor allem dadurch unentbehrlich, daß er seinem Vater ein lebendes Merkbuch wurde, das niemals versagte. Der junge Mann Dermag 3. B. anzugeben, was für ein Tag die Daten der Jahre von 1916 bis 1940 find. Dabei erfolgt die Antwort unverzüglich auf die daß sich bei ihm eine Spur von Ermüdung zeigt, hält er dieser Frage, ohne daß er sich auch nur einmal irrt. Stundenlang, ohne Prüfung stand und empfindet dabei vielmehr unbändige Freude wie ein Rind

Es ist möglich, rechnerisch festzustellen, ob z. B. der 21. April 1931 ein Dienstag oder Sonnabend ist. Dazu gehören immerhin teil einer Sefunde zu beantworten, dazu gehört außergewöhnliche beachtenswerte rechnerische Fähigkeiten. Eine solche Frage im Bruch Begabung im Rechnen. Karl Seisler aber tann nicht rechnen. Er fann gerade das fleine Einmaleins, weil er es auswendig gelernt hat. Man darf daher annehmen, daß sein Unterbewußtsein arbeitet, fein Oberbewußtsein aber die Resultate festhält und dabei Leistungen vollbringt, die den jungen Mann zu einem Phänomen stempeln; denn auswendig aus Kalendern vermag er die Tage nicht zu erlernen, weil er nicht lesen tann, und außerdem gibt es vielleicht von 1927 Ralender, nicht aber von späteren Jahren. Den Aerzten geprüft hatte, fonnte die seltsamen Fähigkeiten erklären. ist der junge Mann ein Rätsel. Reiner von ihnen, der Karl Seisler Sch.

Der Student von Prag  ", die neue Bildfassung nach H. H. Ewers Manuskript, erzielte bei ihrer Uraufführung im Capitol einen starten Erfolg. Mann fennt den Stoff aus P. Wegners Be­arbeitung: Der arme Student verkauft sein Spiegelbild( feine Geele), aber handelt damit nur Unglück ein, von dem er sich durch Selbst­mord erst wieder erlöst. Farbiges Studentenleben( mit viel Mufit!), das alte Gewinkel von Prag  , vor allem aber die Romantit des Spiegelbildes ist von H. Galeen im Bilde prachtvoll eingefangen. Ronrad Beibi fäßt alle Register feiner Dämonie spielen, Werner Krauß   gibt dem Bucherer( Teufel) faszinierenden Ausbrud. Ein Triumpf der Technik ist es, wie die beiden Spaltungen der Persönlich­feit vom felben Darsteller Beidt nebeneinander, miteinander und gegeneinander in Aktion gesetzt sind. d.

Gerhart Hauptmann   liest Sonnabend, abends 8 Uhr, im Reichstage zugunsten des Unterstübungsfonds notleidender deutscher Schriftsteller", den der Verband Deutscher   Erzähler verwaltet.

Mufitchronit. Das für den 27. Oftober in der Philharmonie an gejezte Stonzert von Moriz Rosenthal   muß auf den 7. november verlegt werden. Dafür findet das volkstümliche Ronzert des Philharmonischen Drchefters statt.

Jm Leffing- Museum werben Donnerstag, 8 Uhr, aum 60. Geburtstag bon Walther Rithad Stahn und Georg Schumann   Berte von beiden, zum Vortrag gebracht.

funden worden. Nachdem er eingeschmolzen war, ergab das reine Gold Ein Goldffumpen von 3 Kilogramm. Ein Goldflumpen, der über 3 Kilogramm wiegt, ist in der Nähe von Kalgoorlie in Australien   ge noch immer ein Gewicht von fait 2, Rilogramm. Der größte Gold flumpen, der bisher gefunden worden ist, fam im Jahre 1858 bei Ballarat  zutage und hatte ein Gewicht von 610 Kilogramm.