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Um die Militärkontrolle.

Eine englische Denkschrift als Mindestprogramm. London  , 29. November.  ( WTB.)" Times" schreibt: Die Be­sprechungen über die deutsche   Abrüstung werden zwischen der britischen, franzöfifchen, italienischen, belgischen und deutschen  Regierung eifrig fortgefeßt, und bei der Zusammenkunft des Völkerbundsrates in der nächsten Woche werden die ver­schiedenen Minister des Aeußern das Problem weiter erörtern, um eine endgültige Regelung zu erreichen. Die Genfer   Be­sprechung wird eine Fortsetzung der Erörterung sein, die in Locarno   zwischen Luther   und Stresemann stattgefunden hat. Die Initiative für die jüngsten Besprechungen ist von britischer Seite ausgegangen. Eine von britischen militärischen Sachverstän­digen vcrbereitete

Denkschrift, die das Mindestprogramm" enthälf, dessen Erfüllung durch Deutschland   gefordert werden sollte, falls es wünscht, die Alliierte Kontrollfommission aus Berlin   zurückgezogen und durch ein Aufsichtskomitee des Bölkerbundes ersetzt zu sehen, wurde von Sir Austen Chamberlain   abgefaßt und un­gefähr Mitte dieses Monats in Paris  , Rom   und Brüssel   mitgeteilt. Die Punkte des Mindestprogramms" waren:

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betrachtet man als den wichtigsten, und er ist auch in Wahrheit der| dem Oberjuftizrat entgegengenommen, der eite nachprüfung zue

Prüfstein für Deutschlands   Bereitwilligkeit, den Geist der Locarnoverträge zur Anwendung zu bringen. Der vierte Punkt wirft die Frage der genauen Auslegung der betreffenden Klaufel des Versailler Bertrages auf. Die in London   vertretene Auffassung ist, daß sie am besten dem Urteil des Ständigen Internationalen Gerichts­hofes im Haag überlassen bleiben würde. Briand   hat die britische Denfschrift an die französischen   Sachverständigen weitergegeben, deren Bericht rechtzeitig für die Zusammenkunft in Genf   aufgestellt werden wird. Es ist bekannt, daß die Franzosen ebenso wie die Belgier der Frage ungefeßlicher militärischer Organisationen in Deutschland   größte Bedeutung beimessen. Ohne den Bericht der franzöfifchen Sachverständigen abzuwarten, hat Briand Chamber lain in dem Sinne geantwortet, daß die versöhnlichste Haltung gegen­über Deutschland   der leitende Grundfah feiner cuswärtigen Politit Briand   fügte hinzu, nichts sollte getan werden, um eine freundschaftliche und endgültige Regelung des Abrüstungsproblems zu verzögern. Indessen legte er dar, daß die Räumung des Kölner Abschnittes Herrn Luther und Herrn Stresemann zugestanden wurde in der Hoffnung auf eine schnelle Erledigung genau der Punkte durch Deutschland  , die in der britischen Denkschrift erwähnt werden. Briand   glaubt nicht, daß es auf die Dauer zwedmäßig sein würde, wenn alle Zugeständnisse nur von einer Seite fämen. Die belgische und die italienische Haltung gegenüber der britischen Denkschrift ist

bleibe.

1. Unterordnung des Oberbefehlshabers der Reichswehr   günstig. unter die Autorität des Reichswehrministers;

3. Kontrolle über die Ausfuhr von Waffen und Mu­nition;

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Der Artikel schließt: Das Kernproblem der alliierten Re­2. Regelung der Frage der Rekrutierung und der mili. gierungen ist nicht die Umwandlung der militärischen Kontrolle tärischen Bereinigungen; dieses Prinzip fann als angenommen gelten-, sondern die ge­naue Umschreibung der Machtbefugnisse, die dem Organ des Völkerbundes gegeben werden sollen, wenn es gebildet worden ist. Die Franzosen wünschen eine ständige Kommission mit dem Recht der jederzeitigen Beaufsichtigung, und zwar be­sonders bezüglich der entmilitarisierten Rheinzone. Die britische Auffassung ist, daß dies über die Bedingungen des Versailler Bertrages hinausgehen würde und daß die Kontrollbefugnisse des Bölkerbundes nur anwendbar werden sollten in besonderen Fällen, wo eine bestimmte Beschwerde von einer intereffierten Macht vorgebracht ist.

4. Zerstörung neuer Befestigungen an der deut­schen Oftgrenze. Zu den Bunkten 1 und 2 wird Times" zufolge von den britischen Militärbehörden die Auffaffung vertreten, daß Deutsch­ land   bereits viel zu einer befriedigenden Regelung getan hat und daß die zunehmende Unterstützung, die die Politik Stresemanns bei der Nation findet, den Rest tun wird. Den dritten Punkt

Der behinderte Amnestieausschuß. Für Max Hölz  

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Preußisches Juftizminifterium gegen Reichsjustizbehörde.

Der Vorsitzende des Reichsbegnadigungsausschusses, der Reichs­tagsabgeordnete Dr. Mofes, war am vorgeftrigen Sonnabenb auf ausdrücklichen Beschluß des Ausschusses nach Groß- Strehlik ( Oberschlesien  ) gefahren, um Mar Hölz dort im Zuchthause zu be­Juchen und sich persönlich über seine Beschwerden zu informieren. Das preußische Justizministerium, als die überwachende Instanz über den Strafvollzug in den preußischen Zuchthäusern, war offiziell von dem Lesuch verständigt und ersucht worden, dem Reichstagsabgeordne ten Dr. Mofes die Möglichkeit zu geben, allein unter pier Augen, wenn auch nur für furze Zeit, mit hölz zu sprechen und so, unbeeinflußt durch die etwaige Anwesenheit von Beamten, von Hölz selbst zu hören, was er auf dem Herzen habe, wogegen und gegen welche Personen sich seine Beschwerden richten.

Dieses Ersuchen des Abgeordneten Dr. Moses ist vom preußischen Justizministerium glatt abgelehnt worden,

obwohl auch das Reichsjuftis minifterium den Wunsch unterſtügt hatte. Ja noch mehr: das preußische Juftizministerium hatte Sonnabend mittag 1 Uhr das Strafvollzugsamt für Schlesien   in Breslau   telephonisch angewiesen, sofort einen höheren Beamten nach Groß- Strehliz zu entfenden, um zu verhindern, daß Dr. Moses auch nur eine einzige minute ohne An­wesenheit dieses höheren Beamten mit Mag Hölz allein gelassen würde!

Die Haltung des preußischen Justizministeriums ist unerklärlich. Der Reichsbegnadigungsausschuß ist fein parlamentarischer Ausschuß

Erinnerung an Nick Carter.

Von Hans Bauer.

Ich weiß nicht, wie er geheißen hat, der die 32seitigen Heftchen mit dem grellbunten Umschlag verlegte. Wahrscheinlich war er ja irgend ein fühl rechnender Schubiat, der ein paar arme Studenten gegen ein Taschengeld drauflosschreiben ließ... Aber ich weiß, daß in diesen Heften etwas passierte, daß sie mit Spannung geladen waren, daß wir Jungen nach ihnen fieberten. Aus einer Spur im Sande rekonstruierte Nid Carter, der Sieghafte, den Hergang eines Verbrechens, der heraushängende Taschentuchzipfel eines Spzier gängers entlarvte diesen als Bankräuber, der Klecks auf dem Lösch­blatt führte auf die Spur einer Falschmünzerbande. Es wurde ge­raubt, gemordet und andeutungsweise auch ein bißchen geschändet in diesen Heften. Bei Goethe, Schiller, Shakespeare   und in der Bibel hätten wir das alles auch haben können, wenn's uns auf's Stoffliche angekommen wäre, hier freilich durchseht mit Reflegionen, Sentenzen, Weltanschauung, mit Dingen also, für die wir noch fein Organ hatten. Wir aber wollten das Geschehnis, die Keilerei, das Hahne büchene. In der Schule gab es eine Bücherei. Aus Anstand entnahm man ihr hin und wieder einmal etwas: Bunte Bilder aus dem Sachfenlande"," Der alte Heldenkaiser" ,,, Start wie die Mart", ,, Barbara Uttmann  , eine deutsche Frau". Dieser Quark verfaulte und verstaubte dann in der Ecke eines Regals zu Haus. Bei Nick Carter gab es teinen Schwafel. Hier setzte gleich auf der ersten Seite unter Fortissimo mit Mord und Totschlag die saftvolle Hand lung ein, und dann sausten D- 3üge, gingen Berbrecherfeller in Flammen auf, stürzten Dächer ein, wurden Zündschnüre und Pulver­fäffer gelegt, bis der große Detektiv, immer die Shakleton- Pfeife im Schnabel, den Lumpenhund von einem Mörder stellte und ihn aus zwanzigfacher lebermacht heraushieb.

Schund? Tausendmal ja, aber nicht mehr als ein Courts­Mahler- oder ein Rudolf- Herzog- Roman und nur charaktervoller als diese Fadigkeiten. Schmuk? Zuweilen. Aber nicht mehr, als sich so schon in der Phantasie von uns Pubertätsjünglingen angesammelt hatte. Riemandem von uns hat Nid Carter gefchadet. Manch einem, der Gedrucktes im übrigen wie die Best haßte, hat er die reizvollen Möglichkeiten der Lektüre vermittelt und ihn überhaupt erst einmal lefen gelehrt. Als die Zeit erfüllt war, rührten wir, ohne elterlicher Vermahnungen zu bedürfen und ohne vom Polizisten zur Entsagung gezwungen zu werden, feines der Hefte mehr an. Wir waren an. spruchsvoller und reifer geworden.

Heute ist Rick Carter gewiß eine ungenießbare Soft für mich geworden, aber ich schäme mich nicht des Dankes an die namenlosen Kolportageschmieranten, die die Bäter meiner ersten Gehversuche im Wunderreich der Phantasie waren, sondern nur einer Republik, die diefen Dank heute provoziert. Wie harmlos war doch fener im Kaifer

im eigentlichen Sinne des Wortes: feine Mitglieder find nicht vom Barlament gewählt, sondern von der Reichsregierung er­nannt worden. Er ist also in gewissem Sinne eine Reichsinstitution.

fagte, aber erklärte, das Strafvollzugsamt würde, wenn die Beschul bigungen gegen den Direktor falsch feien, mit aller Schärfe gegen den Strafgefangenen Mag Hölz" vorgehen.

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Die ärztliche Versorgung

des Zuchthauses und des Gefängniffes in Groß- Strehliß fiegt in Nebenamt dem Kreismedizinalrat ob, ein Zustand, der von ärztlichen Standpunkte aus durchaus nicht zu billigen ist, denn schließlich ist mehr oder weniger jeder Gefangene ein psychisch Kranfer, und 650 solcher Kranken nebenamtlich zu versorgen, heißt, die ärztliche Fürsorge für Strafgefangene geradezu ad absurdum zu führen. Auch hier müßte eine Aenderung eintreten.

Mar Hölz war über diesen Besuch außerordentlich erfreut und hofft, daß das Wiederaufnahmeverfahren sehr bald aufgenommen wird und daß er dann in absehbarer Zeit die Freiheit erlangt. Das Beste wäre für alle Beteiligten, wenn eine Verlegung von Mar Hölz in eine andere Strafanstalt vorgenommen werden könnte. Der Reichsbegnadigungsausschuß wird in den nächsten Tagen bereits zu einer neuen Sizung zusammentreten, um den Bericht des Abgeordneten Dr. Moses entgegenzunehmen.

Hakenkreuzler gegen Reichsbanner.

Schwere Zusammenstöße.

Als Abschluß der Werbewoche veranstalte das Reichsban ner gestern eine gewaltige Rundgebung im Westen Berlins  . Auf dem Fehrbelliner   Plat sammelten sich die Berliner   Kreis­vereine. Als nach Begrüßungsworten durch den Kreisvorsitzenden Biermann der Reichstagspräsident Genosse Löbe das Wort zu einer Ansprache nahm, war der weite Platz mit etwa 10 000 Reichsbannerleuten und einer unzähligen Menschenmenge dicht be­fcit. Genosse Löbe erklärte, die Ergebnisse der Fememordprozesse, die Denkschrift des Hochmeisters des Jungdeutschen Ordens   hätten den Wert des Reichsbanners bewiesen. Wer da wisse, welche un verantwortlichen Elemente sich in die Reichswehr   drängen, müsse begrüßen, daß eine so starke Schußtruppe der Republik   vorhanden ist. Das Geschrei der Baterländischen" nach dem starten Mann", nach dem Diktator, ist nur ein Zeichen ihrer Schwäche.

Während der Rede des Genossen Löbe fuhr die Straßenbahn 44 am Fehrbelliner Plah vorbei, auf deren Anhänger a cht bis zehn Hafentreuzler in Uniform standen. Die Anwesen­heit der Hakenkreuzler wäre völlig unbemerkt geblieben, wenn diese nicht durch drohende 3urufe von der Straßenbahn aus die Aufmerksamkeit erregt hätten. Als die Reichsbannerleute fich die Belästigung verbaten, wurde ein Schuß abgefeuert, von dem man annahm, daß er von den Hakenkreuzlern abgegeben fel.

Reichsbannerleute veranlaßten die Straßenbahu zum

Die Besprechung mit Mag Hölz fand also in Gegenwart dieses höheren Vollzugsbeamten, Oberjustizrat Dr. Eversheim, und in Ge­genwart des Verteidigers von Mag Hölz, Rechtsanwalt Dr. A pfel, statt. Hölz selbst brachte seine Beschwerden in durchaus gewählten Worten vor, Beschwerden, die sich in allererster Reihe gegen den Halten, um den Schüßen feststellen zu laffen. Eine Anzahl Straßen. Direktor des dortigen Zuchthauses richten. Hölz be- paffanten, die diesen Vorgang aus nächster Nähe beobachtet hatten, flagt sich darüber, daß, wenn ihm sein lebhaftes Temperament bei wollten sich auf die Hafentreugler stürzen, wurden aber Berfügungen oder Besprechungen mit dem Direktor durchging und er von Angehörigen des Reichsbanners daran ge­dann wiederholt deswegen zu vierwöchigem Arrest, Entzug hindert. Als die Anfammlungen an der Straßenbahn stärker Don Bergünstigungen, der Schreiberlaubnis, Bewurden, veranlaßte ein Reichsbannermann einen Radfahrer, die fuchsperbot, Beitungsverbot ufm. bestraft wurde, feine Schupo herbelzuholen. Die auf der Straßenbahn stehenden Haken­phyfifche, noch mehr aber seine psychische Gesundheit unter freuzler, die teilweise. mit Dolchen und Meifern be­diesen Maßnahmen außerordentlich gelitten habe. Er beklagt waffnet waren, wehrten fich wütend. Dabei wurde ein Reichs­sich besonders darüber, daß Maßnahmen getroffen feien, die der bannermann am Kopfe verlegt. Dienst und Vollzungsordnung für Strafgefangene bfreft zuwider gewesen wären. Selbst die Anschaffung von Zahn- und Mundpflege­artifeln habe man ihm eine Zeitlang verboten. Es wurde das damit begründet, daß Hölz fich zur Arbeit geweigert habe und daß dem zufolge das Zuchthaus nicht in der Lage gewesen wäre, aus sich artikeln für Hölz zu bewilligen. Denn auch Hölz unterliegt der heraus die Geldmittel für Anschaffung von Bahn- und Mundpflege­Arbeitspflicht wie andere Strafgefangene. Hölz führt in ge­wiffem Sinne einen fortwährenden

Kampf gegen die Leitung des Zuchthauses. Er glaubt, daß er durch diesen fortwährenden Kampf fyftematisch aufgerieben würde. Inwieweit alle diese Beschwerden zu Recht be­stehen, war in der furzen Zeit nicht nachzuprüfen. Sie wurden von

reich geduldete Schund gegenüber der Schludrigkeit einer pfeudo-| demokratischen Gefeßesmacherei, und wie duftig war der Schmutz, der aus den bunten Nid Carter- Heften aufstieg, gegenüber dem Geftant, den heute parlamentarische Finsterlinge verbreiten.

Der genotzüchtigte Autor.

Iwan Goll  , dem das seltene Geschick zuteil geworden, wider seinen Willen aufgeführt zu werden, sendet uns aus Paris   noch nachträglich fclgenden Protest:

Der Abwesende hat immer unrecht.

Schlachtbant geführt, liegt der Dramatiker Goll am Boden. Eine Von der Kritik verrissen, von seinen zu guten Kameraden zur Rechtfertigung ist nötig.

Offen gestanden befürchtete ich in jener Sonntagnacht, während ich auf dem hell wie ein geschliffener Diamant blizenden Concorde­play stand, nicht mehr, daß Der Stall des Augias" aufgeführt werden könnte, nachdem ich heftige Proteste an meinen Verlag, an das Neue Theater am 300, an den Schußverband Deutscher   Schrifts fteller, an einige Freunde und an die Presse gesandt hatte. Denn hätte ich ahnen fönnen, daß man mich trotzdem vergewaltigen würde, hätte ich noch am selben Tage das Flugzeug genommen und hätte seiber von der ersten Szene an durch Pfeifen und Protest im Bubli tum die Aufführung unmöglich gemacht.

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Die Hakenkreuzler bedrohten mit ihren Meffern auch die Fahr­gäste, die fluchtartig den Straßenbahnwagen verließen. Bei Zu­fammenstößen zwischen Fahrgäffen und Hafentreuzlern wurden die Scheiben eingeschlagen und ein sind im Gesicht Glasscherben verlegt. Das herbelellende durch feft. Zwei von diesen versuchten zu entfliehen, wurden Ueberfallkommando nahm die hatenfreuzler

aber von Reichsbannerleuten feftgehalten und der Schupo wieder übergeben. Das Reichsbanner schloß eine Kette, um die Schupo­beamten bei der Festnahme der Hakenkreuzler zu unterstützen. Selbst als die Hakenkreuzler schon auf dem Polizeiauto waren, versuchie die Menschenmenge, die Hafenfreuzler zu verprügeln. Jm Straßen­bahnwagen wurde eine pistole gefunden. Natürlich will feiner von den Verhafteten geschossen haben.

Theaterstücken beglüden wollen: man gebe ihnen fein Theater, man gehe nicht hin und man stelle nicht zum 10. oder 20. Male in der Bresse   fest, daß der Kritifer einen Sonntagvormittag verloren hat.

Ninon am Scheideweg".( Neues Theater am 300.) Ninon wird unter Kuratell gestellt, und der bärbeißige Kurator ver­liebt sich in sie, und sie spielt mit ihrem Ehemann ein bißchen Fang­ball, und dieser bringt einen lebendigen Scheidungsgrund ins Haus, der aber feine leibliche Schwester ist. Aufklärung auf der ganzen Linie. Schwant mit mujifalijchen Einlagen. Anders geht die Operette nicht mehr. Zwei Schlager von Leo Ascher   wurden bei­fällig begrüßt, Das ist Paris  " und" Was hat das mit der Liebe zu tun". Die immer noch sehr temperamentvolle Grete Freund   hatte in der raffig jungen Polin Irene Armbrus einen starten Gegenspieler gefunden, und der blonde Liebesheld Artur Schröder   in der wiene­rischen Feschheit des Willi Forst  . Charlé spielte einen guten Onfel mit einem gut dressierten Hund. Charleys Tante ist mir lieber. Aber der Direktor Charlé wird endlich einmal mit diesem flott unter­haltsamen Stück auf die Kosten und nicht auf den Hund kommen. R. S.

Die hellite Stadt. Paris  , die Lichtstadt", die einft auf die strahlende Helligkeit der Straßenbeleuchtung so stolz sein konnte, iſt heute längst in den Schatten gestellt. Es gibt andere Städte, die sehr viel besser beleuchtet sind, und den Reford in dieser Hinsicht be­hauptet die Stadt Portland   in Oregon   aufgestellt zu haben. Diese Stadt, die sich die" hellste" nennt und sicherlich zu den am besten beleuchteten Orten der Welt gehört, hat eine besonders interessante Lichtanlage, die in der Elektrotechnischen Zeitschrift" beschrieben wird. Je zwei Lampen von je 15 000 Lumen, d. h. von einer Licht­stärke von rund 1000 Hefnerkerzen, find in kaum 6 Meter Höhe an einander gegenüberstehenden Masten angebracht, die 30 Meter pon einander entfernt sind. Die durchschnittliche Beleuchtung der Straße wird dadurch auf den sehr hohen Wert von 105 Lur gesteigert, und 160 Kilowatt werden an Energie aufgewendet, um die 1600 Meter lange Straße zu beleuchten, während das höchste, was in Deutschland  in dieser Hinsicht geleistet wird, nur der vierte Teil ist. Da die ver­wendeten Lampen ihr Licht vorwiegend nach den Seiten abgeben, find auch die Häuserfronten überaus hell beleuchtet. Sehr bemertens­wert ist, daß die Lampen nicht an der Negspannung von 110 Bolt liegen, fondern an nur 37,5 Bolt. Dadurch wird die Lebensdauer und die Lichtausbeute der Lampen erhöht. Die Kosten der Beleuchtung diefer einzigen Straße betragen jährlich 50 000 Dollar.

Nun, ea fich niemand fand, mich zu schützen, bin ich der Kritik, die sich mit wenigen Ausnahmen sehr verständig erwiesen hat, noch eine Erklärung schuldig, und muß ich dem Verlag, der mir frotte, die Wahrheit sagen. Ich habe besagtes Stück einmal in drei Tagen vem ersten bis zum letzten Wort direkt hintereinander herunter­geschrieben, als Fingerübung, um mir zu beweisen, daß man heute fünf Atte mit Schicksalstlimbim noch schreiben oder nicht mehr schrei­ben fann. Und ich habe das Manuftript ungelesen an den Ber­lag geschickt, dem ich damals absolut ein Manuskript abzuliefern hatte. Mein Staunen war groß, als ich nach ungefähr drei Wochen statt jeder Empfangsbestätigung das gedruckte Bühneneremplar das gedruckte Bühneneremplar erhielt, ohne daß man mich auch nur um Korrekturen gebeten hätte. Mein Staunen war groß über dies Talent, das man mir zusprach. Das Abenteuer war luftig und ich wollte sehen, wie weit es führen würde. Wenn jemand es jetzt auch aufführen wollte: nun gut. Biel­leicht fonnte ich mit solchem Sardoubrausemasser Geld verdienen, mehr als mit meinen zu fortschrittlichen dramatischen Versuchen? Aber eine Aufführung in Raffel zeigte mir, daß man den Drachen nicht herausfordern darf. Als man darn einige Wochen später das Stüd im Trianontheater aufführen wollte, protestierte ich schon eitelt wurde. Hätte ich mir je träumen lassen, daß dieselben guten, Rameraben mich doch noch in ihren Armen totmürgen würden? Ich bedaure nur, daß diese wunderschöne, sternhelle Nacht und der gute Wille so vieler Theaterbesucher nicht dazu benutzt wurde, um eine dramatische Komposition von mir zu spielen, aus der zum mindeſten meine atute fünstlerische Gesinnung spricht und aus der diejenigen, die an mich glaubten, ersehen fönnen, daß ich sie nicht verrafe."

Es gibt ein sehr einfaches Mittel gegen den Ehrgeiz oder Ge­schäftsfinn unverantwortlicher Leute, die die Mitmelt mit unreifen

Mündliche Buchfrifit veranstaltet Erna Feld im Vortragsraum, Westfälische Straße 27( Rabeneingang Jobann Georgstr.), Mittwoch, abenbs

hr, Arnold 8 weig lieft aus neuen Berken, Hans Beber spricht

Neuerscheinungen.

Anfiré Germain, ein bekannter franzöfifcher Kritiker und Effahift, spricht über: Das junge Frantreich". Hans Jacob   leitet ein, und die Donnerstag, 8 Uhr, in der Buchhandlung Ferdinand Ostertag, leiſtitr. 20, Schauspielerin Carola Neher   liest Dichtungen junger Franzosen.

Eine Konferenz über Fratiur und Antiqua. Die deutsche Akademie hat, wie die Lit. Welt" mitteilt, beschloffen, eine Stonferenz über die Berwen bung von Frattur und Antiqua einzuberufen. Die für das Deutschtum der Minderheiten und den Auslandshandel wichtige Frage soll gründlich beraten und grundsäglich gellärt werden.