-i Zrei ist See öursch! Schmutz- und schuudfreierGesellschafisromau iu sieben Kaptlela. Von Hadwiga Kurz-ZNalheur. IV. F r e i i st d e r B u r s chl Ein klarer Wintermorgen stieg über den blauen Haoelseen herauf und beleuchtete auch Herrn Dr. med. Bärbchen, der in Filzpantoffeln und Schlafrock beim wacker duftenden Frühkaffe« faß. Nicht ganz ?o strahlend wie dies« taufrische Morgenstunde war sein Auge, das trüb umflort auf die gelbe Teebutter starrte. Er ahnte nicht mit Unrecht, daß der kommende Tag noch manches Feindliche gegen ihn im Schilde führe. Richtigl Gleich darauf trat das in seinem Solde stehende reife Mädchen herein, das schon seil längerer Jett seines Hauses redliche Hüterin war. Auch ihr Auge war trüb umflort, und als sie, dem Doktor Kaffee eingießend, ein wenig von dem edlen Tranke verschüttete, fragte der Hausherr etwas gereizt: „Na?" Beschwichtigend versuchte das Fräulein die Hand de» Doktors zu fassen, der fie ihr mit heftiger und männlich kühner Bewegung entzog. „Na, hören Sie mal, was soll diese familiäre Vertraulichteil? ?ch liebe diese Anbiederungen nicht." Und nun brach die lange versiegelte Schleuse weiblicher Bered- samkeit mit elementarer Gewalt hervor: „Also so einer sind Sie, Herr Doktor? Wenn es dunkle Nacht ist und niemand sieht, können Sie ein ehrbares Mädchen in den Mund der Leute bringen, aber am Tage, wenn es hell ist, will man's nicht gewesen sein. Aber das sag« ich Ihnen, wann heiraten wir?" Doktor Bärbchen erhob sich in seiner ganzen Würde vom Lehn- stuhle und schlug mit großer Bewegung die Fallen des Schlafrockes um die Knie, jeder Zoll ein echter Mann. „Was wollen Sie damit sagen, Luise? Es ist wahr, daß mein Fleisch eine schwache Stunde halle, aber das berechtigt Sie noch nicht zu einer anmaßenden Forderung. Ja, wenn ich Ihnen zur Erlistung eines Vorteiles die Ehe versprochen hätte! Aber es ist mir nicht ein- gefallen, ein Versprechen daran zu knüpfen, denn ich bin korrekt, und unsere Ehroergesienheit war durchaus keine Pflichtvergesienheit. denn es lag ein« freie Uebereinkunft vor, wie man das juristisch nennt," Die entsetzte Luise schlug aufschreiend die Hände vors Gesicht und enteilte auf den nahen Stuhl, wo sie, sich niederlassend, rief: „Das könnte Ihnen so passen, erst verführen und dann drücken. Es ist Ihre Pflicht und Schuldigkeit, ein ins Unglück gestoßenes Mädchen zu heiraten." Wie ein Fels im Gewitter stand Doktor Bärbchen da. „Sie müssen doch einsehen, Luise, daß zwischen uns beiden sozial« Unterschiede klaffen, die ein« Ehe unmöglich machen. Ich trug zu Marburg stolz das Band der Hercynen und habe geschworen, es nie zu beflecken. Vivst acadernia ist allezeit mein leuchtender Wahl- spruch gewesen, und dem muß ich treu bleiben, und darum kann ich Sie nicht heiraten. Korrekt bis ans Grab, das gab mir mein Leib- .".bursch mit aus den Weg, und ich habe es später meinem Leibfuch» � nzererpt. Ich heirate nicht, Luistl"..... Wie da» aber so geht, so konnte auch Luise, das einfach« Mädchen aus dem Volke, den höheren Standpunkt nicht fasten. Schon zwei Stunden später steckte sie sich in der Küche den Gasschlauch in den Mund, wurde aber von der dazukommenden Milchfrau gerettet. weil sie vergesten hatte, den Gashahn aufzudrehen. Infolgedessen geisterte bereits um die Mittagsstunde das Gerücht durch die stillen Patrizierhäuser des Potsdamer Westens, daß Doktor Bärbchens Luise den gräßlichsten Selbstmordtod erlitten habe, weil sie ihr Herr und Gebieter als Versuchskaninchen überdosiert hatte. V. Und über allem das Gesetz! Es ging schon well auf den Mittag zu. al» Herr Staatsanwalt- schaftsrat Leolf sich aus dem wohlig durchwärmten Bette erhob. Elastischen Schrittes tänzelle er im schwarzweißrotggestreiften Pyjama durd) die fünf Zimmer seiner frugalen Iunggesellenwohnung, nahm sein bescheidenes, aus Ham and Eggs bestehendes, erstes Frühstück ein und machte sich dann an seinem Diplomatenschreibtisch sofort an die schwere Berufsarbeit. Hatte ihn doch das Vertrauen seiner Bor - gesetzten dazu berufen, für die demnächst stattfindende Polizeiau»- stellung die Abteilung„Pornographie" zu bearbeiten. O, der Herr Staatsanwallschaftsrat kannte sich auf diesem Gebiet« aus, und feine Vorgesetzten wußten, wem sie ihr Vertrauen schenkten. Fast tägllch bekam er vom Polizeipräsidium konfiszierte Bücher, Bilder und Zeit- schriften, die der Beschlagnahme verfallen waren und die der Herr Staatsanwaltschaftsrat nun mit großer Sachkenntnis registrierte und sammelle. Peinlich hütete er diese verfänglichen Dinge von den subalternen Organen der Polizei und der Justiz, und nur den seriösen und über jeden Verdacht erhabenen Herren seines Kegelllub» ge- währte er an den Kegelabenden regelmäßig Einblick in die haar- sträubenden Objekte seines todernsten Beruses, natürlich nur, um den Herren«in tiefschürfendes Studium der Volksseele zu ermöglichen. Der Herr Staatsanwallschaftsrat hatte gerade die Durchsicht seiner Morgenpost beendet, als sein« in Ehren ergraute Wirtin mll dem koketten Spitzenhäubchen des dienenden Standes ihm zwei Herren meldete, die ihn im feierlichen Schwarz zu sprechen wünschten. Der Herr Staatsanwallschaftsrat, teils aus einer Burschikosität, die über das Förmliche erhaben ist, teils in der Meinung, daß es sich um die beiden Gerichtsdiener Krawutschke und Kruwatschke handelle, bat einzutreten. Er war nicht wenig überrascht, als er in dem frühen Besuch den Oberleutnant Graf Fahlen, den persönlichen Freund Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Eitel Oskar von Preußen , und den Herrn Generalstellvertreter v. Lumpwitz erkannte. Die freundliche Begrüßung erstarb ihm auf den schreckensbleichen Lippen, als er einen Blick in die feierlich strengen Gesichter der Herren warf, und ebenso förmlich knallte er die Hacken seine« Pyjama» zu einem konventionellen Gruße zusammen. Die well» männisch einladende Bewegung zum Niedersitzen beachteten die Herren nicht, und so sah sich Staatsanwallschaftsrat Leolf zu der Frage veranlaßt: „Womll kann ich den Herren dienen?" Der Graf von Fahlen, dem der konventionelle Ton sichtlich schwer fiel und der allgemein als Kinderfreund in ganz Deutschland bekannt war, nahm als erster das Wort: .Lerr Staatsanwallschaftsrat Leolf, wir sind in der Lag«, Ihnen mitzuteilen, daß wir als Beauftragt« des Herrn v. Sechzehnender, Rittmeister der Reserve a. D. im Kurbrandenburgischen Husaren- regiment Fürst Leopold von Dessau , zu Ihnen kommen. E» dürfte Ihrem Scharsblick nicht entgangen sein, daß Sie in vergangener Nacht die Belange des Herrn v, Sechzehnender in ganz bestimmter Weise verletzt haben, dies um so mehr, als Sie sich jetzt noch im Zustand« des Corpus delicti zu befinden scheinen."
Pieck:.Wie schamlos dieser kutlner fälscht, dafür eiaige Beweise. Er hat von einem Brief der Commerz- und Zndustriebank Sowjelrußlaad» an die Gefu gesprochen. Dabei hat es sich gar nicht um einen Brief, sondern lediglich um eine geschäftliche Mitteilung gehandelt! Und das Schiff, das iu Stettin russische Granaten gelöscht hat, ist gar kein Schiff, sondern ein Fahrzeug gewesen! Dann aber das Entscheidende: Die Munition soll von den freien Proletariern Ruhlaud» geliefert worden sein. Ich frage Sie nun: wo in aller Welt existieren diese freien Proletarier Ruhlaad»?"
Bei diesen letzten Worten konnten sich Graf Fahlen sowie auch Herr v. Lumpwitz nicht verkneifen, den Schlafanzug de» Herrn Staatsanwaltschastsrot» mit einem vielsagenden bzw. Verständnis- innigen Blick zu streifen. Graf Fahlen fuhr aber im straffen soldati- schen Tone sofort fort: „Herr o. Sechzehnender nimmt an. daß Sie ebenso Kavalier sind wie er, und sendet uns al» sein« Kartellttäger, um von Ihnen die Namen Ihrer Sekundanten zu erfahren, damit die Angelegenhest auf Ehrenmännerart erledigt bzw. mit Blut gereinigt werde." Beide Herren machten nach diesen lichtvollen Ausführungen Graf Fahlens eine knappe Verbeugung, der selbst ein Laie die Gardeschul« ansehen mußte, und sahen erwartungsvoll zu Herrn Leolf auf, welcher die beiden mit sprachlos offenem Munde erstaunt ansah. Schließlich warf er sich in die Brust und sagte: „Die Delikakesse, meine Herren, verbietet mir, auch nur mll einem Sterbenshauche auf die von Ihnen vorgebrachten ungeheuerlichen Dinge näher einzugehen. Ich bin selbstverständlich ebenso Ehren- mann wie Herr v. Sechzehnender, bin überdies Akademiker und Leutnant der Reserve. Aber, meine Herren, ch bin auch Jurist und moralisch sowie gesetzlich verpflichtet, dem Gesetze unter allen Um- ständen Respekt zu verschaffen. Das Gesetz aber befiehlt, daß der Zweikamps als ungesetzlich den einschlägigen Gesetzesbestimmungen unterworfen beziehungsweise verboten ist. Die ungeschriebene Ethik meines Standes untersagt mir also, diese Herausforderung zum Zweikampf anzunehmen. Uebrigens glaube ich nicht, daß Herr o. Sechzehnender begründet« Ursache hätte, mir«inen, zugegeben etwas späten Besuch bei der gnädigen Frau übelzunehmen. Ich bin nämlich nicht nur Jurist, sondern auch Christ, und als solcher hatte ich ein dringendes Bedürfnis, die gnädige Frau in ihrer Einsamkett zu trösten. Selbstverständlich nur in der Art. wie sie unter preußi- schen Gentleman» üblich ist. Ich habe meinen Ausführungen nicht« hinzuzufügen und bitte Ei«, da, dem Herrn v. Sechzehnender mll dem Ausdrucke meiner vorzüglichen Hochachtung ergebenst zu über- Mitteln." Al« die Herren mll einem ziemlich gemessenen Gruße gegangen waren, warf sich Herr Leolf aufatmend auf den damastüberzogenen Plüschsauteuil und murmelle ingrimmig zwischen den Zähnen: „Beim heiligen Kiesckdetter, dies« Marssöhn«, diese Enokskinder können einem verdammt zusetzen, aber bei allen Heiligen, ich will nicht Oberstaatsamoall werden, wenn ich die Kiste nicht schied«!" (Schluß folgt.)
Gstpreußischer walö. von Dill, Möbu«.») Ostpreußischer Wald! Gepflegter Urwald. Hoch ragend« Stämme. Dichte« Unterholz und meilenweite Wege. Einsamkeit überall, grenzenlose Einsamkeit..Da» Leid ist well und auch die Menschen." Zioilisoiion ist hier undenkbar. Nur ein Weg, zuweilen auch ein Gatter, erinnern daran, daß über diesen Wald irgendwelche Menschen wachen, von Staats' wegen. Aber zehn Schritte vom Wege wächst es ursprünolick. Zehn Schrllte vom Wege ist es ge- heimnisvoll, oft unergründlich. Do ist der Boden weich und pflanzen- reich. Unter deinem Fußtritt quillt zuweilen Wasser. Dichtes Unter. holz erzwingt einen Aufenthalt, noch dichteres Gezweig in der Höhe mildert den Sonnenstrahl. Und mitten im Walde öffnet sich die
*) Aus den ostpreuhischen Landschaftsbildern und kulturhisto. rischen Schilderungen„Die östliche Insel", die Willy M S b»» soeben im Verlag I. H. W. D t« tz N a ch f. erscheinen läßt.
Wand der Bäume. In breiten Strömen quillt das Licht und flutet über einen der vielen Seen. In der Höhe schlagen Mückenflügel milliardenfältig, und das winzige Geräusch des einzelnen Schlages schwillt, Milliardenfach verstärkt, zum tönenden Gesang eines von wuchtiger Maschinenkraft bewegten Propellers. Waldvögel durch- jagen die Luft oder rufen aus ttefverdeckten Zweigen. Flüßchen eilen flink über Steingeröll. Vom Sturm gefällte Bäume sperren den Weg. Der Hauch des Unfaßlichen webt über den Wipfeln. Eben noch leuchtet die Sonne. Die Luft geht auf. Ihr Spiel wird reeer und reger, wächst zum Swrm. Er heult durch die Wipfel, hinab in die Tiefe. Er faßt die stärksten Bäume. Wirbelnd jagt er vorüber und entwurzelt sie. Er verschwindet so schnell, wie er kam. Wieder lachte die Sonne. Wieder rufen und singen die Vögel, und in kleinen Teichen quaken tapfer die Frösche. Wer sich je den ostpreußischen Wald erwanderte, der wird immer seiner gedenken und ihn lieben. Die alten Ordensritter liebten ihn auch auf ihre Art. Sie gaben ihm die Freihell, nach Herzenslust zu wachsen. Für sie war er die natürliche Schutzwehr gegen die im Osten wohnenden Ungläubigen. Der alle Urwald reckte seine Zweige über zahllese Grausamkeiten der Menschen. Durch ihn gingen die Kriegsreisen der Ordensritter ostwärts. Durch ihn zogen haßersüllte Litauer westwärts. Bei solchem liebenswürdigen Besuchsauslausch kam es darauf an, den zufälligen Nachbarn mit Weib und Kind zu vernichten. Di« Ordens- Politik bediente sich der rücksichtslosesten Grausamkeit als eines be- liebten Mittels zur Sicherung der Herrschaft. Die angegriffenen Eingeborenen verteidigten ältere Rechte. Die Grausamkeit des Ordens rechtfertigte die ihrige. Und für den Christen war jeder Heide oogelfrei. Damals lieferten sich die Menschen gegenseitig die besten Gründe für ihre mörderischen Taten. Das ist so geblieben bis heute. Heute aber ist alles„groß. zügiger". 1914 fluteten die Marschkolonnen aus dem Innern des geheimnisvollen Rußland durch die ostpreußischen Wälder. Der olle Kampf de» Osten» mll dem Westen fand in den masurischen Forsten ein« grauenvolle Wiedergeburt. Moderne Wasfentechnik feierte blutige Triumphe. Tausende fanden in Ostpreußens Wäldern ihren Tod. Heldenfriedhöfe klagen an. Sie zeugen von der„Kul- tur" des zwanzigsten Jahrhunderts. Ueber all dem rauscht der Wald. Er strebt empor in den Aether und muß doch auf der Erde bleiben. Aus ihrer Tiefe saugt er die Kraft, die ihn himmelwärts führt..... Auch im Osten breiten sich heute Ackerfelder, stehen Gehöfte und Dörfer, wo früher Urwald war. Aber die großen Wälder, wie die Rominter Heide , der Rothebuder und Iohannisburger Forst und andere, lassen noch ahnen, wie groß in alten Zeiten das Wagnis gewesen sein muß, sie zu durchqueren, damals, ctls sie nach tage- und wochenlanger Wanderung unendlich schienen, als Bär und Wolf, Auerochs und Elch hier heimisch waren. Das Grauen ging durch den alten Urwald! Heute ist es gebannt. Nur der Wissende.zmibert es vor fein inneres Auge._
Zum Problem der RechtshänSigkelt. Neuer« interessante Untersuchungen über die Rechtshändtgtell hat vor kurzem Dr. Hans Klähn in einer größeren Arbell veröffent- licht, deren Hauptgedanken etwa folgende sind: Di« Menschen in der Vordiluoialzeit hatten nur derartig primitive Handfunktionen auszuführen, daß sich für sie die Ausbildung einer besonderen Händigkell gar nicht nötig machte. Sie konnten all« ihre Aufgaben(namentlich do sie nach seiner Meinung vegetarisch lebten und Witterungsein- flössen nur wenig ausgesetzt waren) ohne irgendwelche Uebung mit jeder Hand ausführen. Erst tm Diluvium infolge des«intretenden Klimawechsels, mit dem Ueb ergang zur Fleischkost und dem damit verbundenen komplizierteren Iogdhaudwerk und der Nahrungszube- reitung traten an den damaligen Menschen schwieriger« Handaufgaben heran, die bei ihm die schlummernd«, nach Klähns Meinung durch unergründet« Naturgesetze vorbedingt«. Rechtshändigkeit auslöst«. Di« rechte Hand wurde zum Herrn, die linke zum Sklaven. Da nun nach seiner Meinung die Diluvial- und jetzigen, noch lebenden Primitiv- Völker angeblich fast gar keine Linkshänder aufwiesen, zu biblischen Zeiten nach einer Angab«(Buch der Richter, Kap. 20 Vers IS, 16) schon 2,62 Proz. Linkser gezählt wurden, jetzt dagegen die Statistiken normalerweise bis 4 Proz., in alkoholdurchseuchten Lände rstrichen und bei intensiver Inzucht bis 10 Proz. und mehr, bei Verbrechern und Epileptikern bis 23 Proz. angeben, so hält er die Zunahm« der Linkshändigkell für ein Zeichen des Verfall« eines Voltes. Er steht damit in direktem Gegensatz zu früheren Annahmen anderer Wissenschaftler, die angaben, daß die Linkshändigkell im Abnehmen begriffen sei, da der Affe weit mehr linkshändig gewesen sei Äs der Mensch, daß der Urmensch und der heutige wildlebende Mensch eben- falls noch hohe Linkshändigkeitsziffern Hab« und daß heut« die 4 Proz. Lintshändigkeit nur noch ein« Art Ueberbteibsel aus früheren Zellen seien. Schließlich zieht Klähn aus seinen Erörterungen einen weiteren äußerst wichtigen Schluß. Da nach seiner oben ausgeführten An- nahm« die Rednshändigkeit umso stärker vorherrscht, je weiter wir stommesgeschichtlich zurückgehen, so müßte dann logischerweis« seiner Meinung nach der Menschenast« ebenso wie der Diluvialmensch voll- kommener Rechtshänder sein. Da die Menschenaffen aber angeblich Ambidexter(Beidhänder) sind, so können sie auch stammesgeschichtlich nicht al» unsere Vorsohren angesprochen werden. Wir Menschen marschierten also schon seit den ältesten Zeiten getrennt von den Menschenaffen in unserer Entwicklung zum jetzigen Stadium. Ob beide jedoch«inen gemeinschaftlichen Ursprung haben, läßt er dahin- gestellt. ZweifeNo» dürft« diese neue Theorie dazu anregen, das interessante Problem der Rechtshändigkeit erneut zu bearbeiten. Säuglingsturnen. Die Rachtriegszeit hat einen vollkommen neuen Zweig der Ertüchtigung des Nachwuchses gebracht: das Säug- lingsturnen, über das Prof, Hamburger neuerdings interessante Ausführungen gemacht hat. Nach ihm ist der natürliche Drang des Säugling» nach Bewegung(Strampeln usw.!) ein stammesgeschicht- lich für den Menschen bedingter Trieb nach Muskelarbeit, dem man keinesfalls(Steckkissen!) entgegen arbeiten darf. Daher sollte jetzt zu den Aufgaben einer artgemößen Kinderaufzucht neben allen anderen auch Sorge für Bewegungsfreiheit und Muskelarbeit schon im ESuglingsaller gehören. Während Neumann-Neurode , ein früherer Offizier, der sich um das Säuglingsturnen verdient gemocht hat, den Beginn des Turnens in den vierten bis siebenten Monat legen möchte, empfiehlt Hamburger bereits den zweiten bis dritten Monat, da schon da da, Turnen dem Säugling fast ausnahm»- los Freud« mach«. Ebenso wie Lustgefühle den Bewegungs- drang erhöhen, so ruft auch umgekehrt m ä h i g e Muskelarbeit Lustgefühl hervor. Voraussetzung ist natürlich die richtige Auswahl von Uebungen die im allgemeinen in passiven Bewegungen, Massage und Selbstbefreiung au» Zwangslagen bestehen und erst später zu atttoen und schwierigeren Uebungen übergehen. Zapfenstreich für die New Jorker Nachtschwärmer. Angesichts der Ausschreitungen, der sich die Nachtschwärmer schuldig machen, hat sich die Stadtverwaltung von New Jork enstchlossen, die alte Maßnahme de« Zapfenstreiches wieder in Kraft zu setzen. Künfttg wird um 3 Uhr morgens in den Straßen der Zapfenstreich geblasen, und wer später noch auf den Straßen betroffen wird, ist gehatten, sich dem patrouillierenden Polizisten über seine Person auszuweisen. In den Kreisen, gegen die sich diese neue Maßnahme richtet, hat man für die Wiedereinführung des Zapfenstreichs nur ein spöttisches Lächeln. Man wird einfach Bälle und Fest« bis nach Sonnenauf- gang oulängern.