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Das Gesicht Berlins  .

Das ist ein weites Feld". Man erkennt es sogar in der nicht übermäßig großen Ausstellung bei Neumann- Nieren­dorf, richtig flar wurde es einem aber erst bei dem Vortrag Gellhorns, der sich an die Eröffnung der Schau und eine Ein­führungsrede des Stadtbaurats Dr. Wagner anschloß. ( Dieser meinte: am wichtigsten für das Zukunftsgesicht von Berlin  feien nicht die Architekten, sondern einfichtige Bauherren, und hat damit sicher recht, wie einige Modelle von Siedlungen in Britz   und Zehlendorf   bewiesen, die so überraschend gut ausgefallen find, weil die Auftraggeber ihren Architekten Wagner, Taut usw. freie Hand

ließen, aufzuteilen und zu bauen.)

Die Ausstellung lehrt einmal, daß die jungen Maler ihre Aufgabe noch nicht so recht begriffen haben. Es ist ja besser ge­worden, an Stelle des zerfließenden Lichtgeflimmers der Impreffio­nisten werden Tatsächlichkeiten gemalt, Hochbahn  , Fabriken, Funt turm spielen ihre Rolle. Aber zu leugnen ist nicht, daß die groß. artigen Hochbau- und Hallenentwürfe von Boelzig, Mies von der Rohe, Hilberseimer, ja Photos von den Lufthangers in Tempelhof mehr Birfung ausstrahlen als die besten Bilder. Das liegt an der Zugkraft dieser Bau- Utopien, die uns eine kommende Großstadt ganz anders wertvoll erscheinen lassen als das vorhandene Bau­chaos, und damit fommen wir zu dem zweiten und Kernpunkt der Ausstellung und ihrer Konsequenz, der Gellhorn äußerst wirtungs­volle Worte lich.

Seit dem Wettbewerb für Groß- Berlin von 1908 sind sich die besten Köpfe der deutschen   Architektenschaft einig über die wesent­lichen Hindernisse, die sich vor der Gestaltung der Riesenstadt gleich Eisenblöcken türmen. 1920 hat Mächler, fast gar nicht beachtet, diese Beschwerden zusammengefaßt und durch flare ein­fache Aenderungsvorschläge den Weg zur Organisierung des Phä nomens gewiesen. Dann hat Gellhorn weitergebaut und ein großartiges System von Verfehrslinien aufgezeigt, das Grundlage und Vorausfeßung bildet zu einer fünstlerischen Durchformung des schönen Berlin  ". Diefe Grundänderungen müffen kommen, die materiellen Nöte werden sie erzwingen. Je eher man daran geht, desto billiger und gründlicher können sie geschehen.

Es leuchtet wohl jedermann ein, daß die Anlagen der Bots bamer und Anhalter Bahn verschwinden müssen, um bem Ost- West perfehr der Tauenglenlinie ufw. freie Bahn zu schaffen. Wie? Durch eine Erweiterung der Stadtbahnidee auf die Richtung Süd­Nord. Wächter und Gellhorn finden sie in einem Zentralbahnhof auf dem großen Gelände zwischen Altmoabit und dem Humboldt hafen. Die Linien der Potsdamer, Anhalter, Görlizer Bahnen merden unterirdisch zu diesem Knotenpunft geleitet, die Gleife felder südlich des Potsdamer Plazes verschwinden. Zu jedem Fernzug fann man von allen jezigen Stationen( unterirdisch) gelangen, von Dresden   nach Stettin   läuft der Berkehr ebenso glatt burch( oder unter) Berlin   fort wie heute der von Oftende nach Warschau  .

Dieses ist der Angelpunkt der Berliner   Verkehrsmifere. It fie behoben, fönnen alle Leitlinien in meilenlangen Straßenzügen burchgelegt werden? Die großen Verkehrsknotenpunkte tönnen durch Berkehrstürme gewaltigen Maßstabes beherrscht und damit zugleich architektonisch betont werden. Denn diese Gelenkpläge können zu Bauwundern ausgebaut werden, mit denen die Luft dem Menschen erobert wird. Und überall wird der Raum frei nicht nur für den fich langhin abrollenden Verkehr, sondern auch für Hochbauten, phantafievolle Symbole des neuzeitlichen Geiftes, die an betonten Stellen in die Luft hinaufgreifen und das Stadtbild beherrschen; anders, stärker, geiftvoller als es in dem Wolfen­traßerschema von New Yort geschieht.

Erstreckung Berlins   über den Grunewald hinaus durch Er. ichließung des Geländes westlich der Havel  ( hinter Gatow  - Cladom),

Konzentration der Industrien mit ihren Arbeitern rings um den Rern, Eroberung von Freiflächen und Bartanlagen wären die weiteren Folgen. Man muß nicht in so fleinen Gegenfäßen denken mie: Leipziger Straße   Kurfürstendamm  , sondern in einem Umkreis von 100 Kilometer Durchmesser, von Werder   bis Grün­ heide  , von Oranienburg   bis Königswusterhausen  . Aber dazu bedarf es nicht nur der Geistigkeit moderner Architekten vom Schlage der Gellhorn und Hilberseimer, nicht nur der Tatkraft eines Stadtbaumeisters vom Range Martin Wagners: dazu bedarf es eines großgesinnten Auftraggebers, ben nur bas Bolt felber darstellen tann, das aufgeklärte und jeiner Ziele bewußte Bolt Berlins  , das die Beharrungsmassen der Berwaltung und des Kapitalismus zu ihrem eigenen Heile nötigt. Frankfurt   a. M. ist auf dem Wege zu seiner Erneuerung voran­geschritten, dank eines weitblidenden Oberbürgermeisters und eines fongenialen Stadtbaurats. Für Berlin   ist es höchste Beit, solchem Beifpici zu folgen. Möge ihm der Führer zu neuer Schönheit und Größe erstehen!

Ein Auto unter falscher Nummer.

Erst nach ziemlich eineinhalbstündiger Tätigkeit konnten die Behren Automatische Straßenbahn- Weichenstellung

wieder abrüden. Das Feuer ist vermutlich durch lleberheizen eines eisernen Ofens entstanden.

Der Hunger nach Morphium.

Sie will freiwillig im Gefängnis bleiben. Mit ihrer zitternden, vorn übergebeugten Gestalt, den stieren Glogaugen und dem nervösen Zuden in dem bleichen, eingefallenen Geficht bot die Angeklagte den unverkennbaren Typ eines Opfers des Morphiums dar, so daß das Amtsgericht Schöneberg   es für überflüssig erachtete, die von ihrem Verteidiger beantragte ärztliche

Begutachtung einzuholen.

Das Schicksal der Krankenschwester Olga H. war um so mehr bebauernswert, als sie unverschuldet der Morphiumsucht rettungslos anheimgefallen ist. Sie ist fünfmal operiert worden, darunter hat sie eine äußerst schmerzhafte Knochenmeißelung durchmachen müssen. Zur Linderung ihrer Leiden wurden fortdauernd Mor Phiumeinsprigungen verabfolgt. So tam es, daß sie auch späterhin von dem gefährlichen Gift nicht mehr lassen fonnte. Der

Besucht die Weihnachts- Ausstellung

der Sozialistischen Arbeiterjugend Groß Berlins  im Jugendheim  , Lindenstraße 3, 2. Hof, 3 Treppen

Jugendschriften und wissenschaftliche Literatur Aluminium und Banderartitel Inftrumente Kunstgewerbl. Metallwaren- Keramit- Spiele Geöffnet: Werktags von 4-8 Uhr, Gluß: Donnerstag, 23. Dez.

Hunger nach Morphium hat sie zu Fälschungen getrieben, und sie ist achtmal vorbestraft, stets, weil sie sich auf unrechtmäßige Weise in den Besitz von Morphium gebracht hatte. Auch der jetzige Fall, der sie wieder vor den Strafrichter brachte, lag ebenso ge artet. Auf Rezepten der Ortstrantenfaffe, die sie in ihren früheren Stellungen entwendet hatte, perschrieb sie sich Morphium und setzte die Namen ihr bekannter Arzte darunter. Das Morphium erhielt sie auch in den Apotheken. Als die Rezepte aber an die Krantentasje tamen, stellte sich heraus, daß die Angeklagte nicht mehr Mitglied der Krankenkasse war. Auch die Fälschung tam heraus. Begen Rückfallbetrugs in Tateinheit mit schwerer Urfundenfälschung er. fannte das Amtsgericht Schöneberg   auf die Mindeststrafe von brei Monaten Gefängnis, rechnete zwei Monate auf die Unter fuchungshaft an und hob den Haftbefehl auf. Nunmehr bat die Angeklagte aber flehentlich das Gericht, fie nicht gleich in Freiheit zu setzen, sondern noch einen Tag im Gefängnis zu laffen, damit sie von ihrer Mutter abgeholt werden fönne, da sie nicht die Kraft in fich fühle, an einer Apotheke vorbeigehen zu fönnen. Der Gerichtsbeschluß war nun aber bereits vertündet und das Gericht hätte sich einer Freiheitsberaubung fchuldig gemacht. Amtsgerichtsrat Jansson jezte sich jedoch mit der Bei tung des Frauengefängnisses in Moabit   in Berbindung, und die Angeklagte erhielt die Genehmigung, fich im Gefängnis als frei. willige Gefangene bis zu der Abholung aufhalten zu dürfen. Unter Alkohol.

Einer, der sich hartnädig selbst bezichtet, einen Mord begangen zu haben, ist der 23 Jahre alte Invalide Paul R. aus der Brinzen allee. Im Juni d. I. starb in einem Hotel in der Nähe des Stettiner Bahnhofes ein junger Mann namens Braun nach einer

durchzechten Nacht. Ein Arzt stellte fest, daß er einer Alkoholver giftung erlegen war. Mit ihm war sein Freund Paul R. abge fliegen. Dieser erschien nun später auf einem Revier mit der Selbst­bezichtigung, daß er seinen Freund Mar Braun im Hotel er drosselt habe. Gewissensbiffe, fagte er, ließen ihm feine Ruhe. Die Kriminalpolizei ging der Selbstbezichtigung nach und stellte fest, daß sie erdichtet war. Bon einer Erdrosselung fonnte gar feine Rede sein. R., ein Mann ohne Beschäftigung, der oft start trinft, wurde nach Hause geschickt. Gestern tam er auf ein anderes Revier und erklärte, daß er seinen Freund, den er jetzt Borchert nannte, in einem Streit um Geld und in der Notwehr ge tötet habe. Borchert" habe ihn angegriffen und er habe ihn jetzt an der Kehle gepackt und zugebrüdt, bis er tot hingefallen sei. Die Kriminalpolizei übergab den Mann jetzt der allgemeinen Sicher. heitspolizei..

Wafferrohrbruch in der Mohstraße. Vor dem Hause Mozz straße 55 plagte gestern abend gegen 449 Uhr das Haupt masserrohr. Große Wassermengen ergossen sich in einen starten Strahl auf die Straße. Die Feuerwehrwache Schöneberg   wurde herbeigerufen. Sie stellte das Rohr durch den Sicherheitsschieber ab. Inzwischen waren die Wasserwerke benachrichtigt worden, die eine Arbeitsfolonne zur Behebung des Schadens an die Unfallstelle ent­fandten. Durch den Rohrbruch waren eine große Zahl von Häusern, die im abgesperrten Teil an das Hauptwasserrohr angeschlossen sind, ohne Wasser. Die Ursache des Bruches fonnte noch nicht festgestellt

werden.

unkwinkel.

Länger als ein Bierteljahr verstand es ein Chauffeur E., mit einer gestohlenen Autodroschte für die eigene Tasche zu fahren. Ende September d. I. wurde von dem Halteplatz an der Ecke der Gafteiner und Nassauischen Straße eine fast neue Brennabordroschte gestohlen. Troz aller Nachforschungen wollte es nicht gelingen, den Dieb ausfindig zu machen. Auch der Wagen mit der gesuchten Nummer tauchte nirgends auf. Man glaubte fchon, daß das Auto nach außerhalb verlauft sei, als ein Bufall auf die richtige Spur führte. Der Befizer der Kraft­broschfe I. A. 37 064 erhielt eines Tages ein Straf mandat megen zu schnellen Fahrens. Der Mann protestierte mit Recht da­gegen, da er nachweisen konnte, daß sein Wagen schon seit zwei Wo­naten in einer Reparaturwerkstatt stand, also überhaupt nicht fahren fonnte. Es war also flar, daß ein anderer dieje Nummer miß­brauchte. Nach einigen Tagen gelang es auch den Beamten der Erste Boraussetzung für jeden Radiovertrag muß Klarheit und Dienststelle C. 2, das Auto mit dieser Nummer in einer Garage in Einfachheit des Ausdrucks sein, der Vortragende muß berücksichtigen, der Reichenberger Straße zu ermitteln. Es ergab sich, daß es der daß er hauptsächlich zu hörern spricht, denen fachwissenschaftliche Be. Ende September gestohlene Brennabormagen war. Der Besitzer bezeichnungen wenig fagen. Boris Silbers vergißt dies, er glaubt hauptet, die Droichte mit allen dazugehörigen Papieren von einem vor irgendeiner fulturphilosophischen Gemeinschaft zu referieren. Unbekannten getauft zu haben. Er habe dann die Nummer seiner Sein Bortrag" Dostojewski   als Dichter des Heute" iſt geſpidt mit Wagen nicht fahren konnte. Er nahm noch einen Chauffeur in Lohn, auch Silbers den großen Russen in einer Beziehung. Mag Dosto­und beide fuhren in Tag und Nachtschichten mit der ge jemiti tatsächlich der Dichter des heute" sein, wenn man allein das fälschten Nummer und demt gestohlenen Auto für E.s Rechnung in Berlin   umher. Die Kriminalpolizei glaubt nicht an den unbekannten Wellen der Gegenwart. Daneben bringt Silbers ausgezeichnete Leiden des modernen Menschen berücksichtigt, er ist es nicht für das Berkäufer, sondern vermutet, daß E. selbst der Dieb ist. Er wurde Charakteristiken des modernen Dramas und Romans, besonders scharf dem Untersuchungsrichter vorgeführt. der ihn in Haft behielt. Der umreißt er ihre Einstellung zu den Problemen des Tages. Ueber Bagen wurde beschlagnahmt und für den rechtmäßigen Eigentümer Driginalbildwert, Kopie, und Reproduktion" spricht Georg Haus fichergestellt. dorf flar und für jeden verständlich. Am Abend sendet darauf die Funtstunde Ludwig Anzengrubers Weihnachstomödie Heimg fun. den". Entscheidend für diese Wahl ist bestimmt das Weihnachtliche gewesen. Sanft ist die Wahl unglüdlich. Das Stüd entbehrt ber Bodenständigkeit, die Anzengrubers Stüde   auszeichnet So wahr und echt die Bauern in den anderen Komödien sinb, jo tonventionel, füßlich und gartenlaubenhaft benehmen sich diese Stadtmenschen in Heimg'funden". Würde nicht Anzengrubers Name unter dem Titel stehen, dann fönnte man als Verfasser auf irgendeinen fleinen Tagesschriftsteller schließen. An Anzengruber   allein erinnern die Figuren ber alten Mutter und des Schaubudenbefizers Themas, des Bruders des vornehmen Rechtsanwalts in ihrer stillen Einfach. heit und Wahrheit, und für die Wirkung des ersten und zweiten Uttes ist unbedingt die Bühne notwendig. Unter Adolf Brauns Regie gaben die Schauspieler den einzelnen Figuren Gesicht und bemühten sich auch, so unsentimental wie möglich zu spielen. Am beften gelingt dies Julius Brandt  , der den Thomas Hammer auch rein im Dialekt echt und erdverbunden spielte und troß seiner bescheidenen Liebenswürdigkeit niemals füßlich wird, daneben Frida Richard   als alte Mutter, die wundervoll nüanciert spricht.

Wieder ein Explosionsunglück.

Ein folgenschweres Explosionsunglüd ereignete fich gestern nach. mittag gagen 5 Uhr in dem chemischen Laboratorium von May Schwarzlofe in der Behrter Straße 18/19. Der 46jährige Chemiter Friedrich Wittgen aus der Mittenwalder Str. 1, der schon seit vielen Jahren bei der Firma angestellt ist, war mit Experimentierarbeiten beschäftigt. Blöglich explodierte das Gefäß, mit dem er hantierte, und B. wurde im Gesicht und an den Händen Ich mer verlegt. Durch einen Bagen des Städtischen Rettungs. amtes wurde der Berunglüdte in das Moabiter   Krantenhaus ge­bracht. Die Ursache der Explosion bedarf noch der Klärung.

Gestern abend gegen 9 Uhr wurden mehrere Löschzüge der Feuerwehr nach der Bergstraße in Neukölln gerufen, wo mehrere auf dem Gelände der im Bau befindlichen Untergrundbahn stehende etma 10 Meter lange Baubuden in Brand geraten waren. Aus einem B. und zwei C- Rohren wurde längere Zeit Wasser gegeben.

Die erste Weiche am 2ütowplak. Nachdem die Straßenbahnbetriebsgesellschaft vor einigen Tagen am Spittelmarkt eine Weichenstellungsanlage in fetrieb ge­nommen hat, die von einem Beamten an einer Schalt orrichtung vom Bürgersteig aus betätigt wird, werden in nächster Zeu in Berlin  auch automatische Weichen eingeführt werden, wie sie ande e Städte schon seit längerer Zeit befigen. Bei diesen automatischen Anlagen wird die Beichenstellung vom Straßenbahnwagen aus betätigt und durch einen Oberleitungskontakt ausgelöst. Die Be­tätigung erfolgt derart, daß der Fahrer je nach der notwendigen Weichenstellung mit oder ohne Strom über die Kontaktstelle zu fahren hat. Die erste dieser automatischen Beichen wird gegenwärtig am Lühowplaß eingebaut, der überhaupt zur fünftigen Zurch­führung des Kreisverkehrs eines umgestaltenden Umbaues unterzogen worden ist. Die automatischen Weichenstellanlagen find vorläufig für weitere zehn verfehrssreiche Punkte der Stadt in Aussicht genommen worden. Für das Zentrum Berlins   eignet sich diese Anlage jedoch nicht, weil bei der dortigen dichten Wagenfolge für den Fahrer nicht genügend Spielraum zum stromlojen Fahren vorhanden ist. Aus diesem Grunde ist auch am Spittelmartt nicht die automatische Anlage in Anwendung gefommen, sondern die Beichen werden dort durch eine besondere Schaltvorrichtung ausgelöst. Da fich diese technische Neuerung, wie die Erfahrungen der ersten Tage gelehrt haben, durchaus bewährt hat, ist zu erwarten, daß auch an anderen verfehrsreichen Bunften mit dichter Wagenfolge diese Anlage eingeführt wird, da die bisherige Beichenstellung durch be fondere Beamte inmitten des Verkehrs mit großer Lebensgefahr für die Betreffenden verbunden war.

Die Matrone und der Vierzehnjährige.

,, Wat soll ick denn mit so cener alten Frau?"

Aus Eifersucht hat die Wirtschafterin Minna Sch. einem Lieb haber einen so üblen Streich gespielt, daß sie ihre Rache jetzt mehrere Monate lang im Gefängnis büßen muß. Was die Verhandlung vor dem Großen Schöffengericht Berlin- Mitte offenbarte, erinnerte start an Zilles Miljöh". Minna, eine robuste, nicht mehr zu junge Dame, war Wirtschafterin bei einem älteren Manne, bei dem sie schließlich die Frau völlig vertrat.

Anstatt nun den Sohn dieses Mannes in mütterliche Obhut zu nehmen, entspannen fich auch zwischen ihr und dem Sohn, der zwar damals erst 14 Jahre zählte, recht vertraute Beziehungen. Jahre lang wurden diese fortgesetzt, bis sich mit der Zeit öfters Kompetenz­streitigkeiten ergaben, und Vater und Sohn aufeinander eifersüchtig wurden. Einen völligen Riß befam das dreieckige Berhältnis, als der Sohn fich eine junge und hübsche Braut anschaffte. Da machte die vor Rache und Eifersucht wutschnaubende Wirtschafterin die An­zeige, daß Bater und Sohn ein scheußliches Verbrechen begangen hätten. Unter Schilderung aller Einzelheiten gab fie an, daß von den beiden ein Kind, dem sie das Leben geschenkt hätte, sofort getötet morden sei. Diese Angaben, durch die die beiden eines Mordes bezichtigt wurden, hatten für die Beschuldigten sehr schwere Folgen, denn sie mußten eine hodnotpeinliche Untersuchung mit allen ihren unangenehmen Begleiterscheinungen über sich ergehen lassen, bis endlich die Eifersüchtige der Wahrheit die Ehre gab. Bor Gericht erflärte fic, sie habe die Anzeige aus Rache gemacht, meil der Sohn ihr immer die Heirat versprochen habe. Auf eine diesbezügliche Frage verhielt sich diefer aber sehr ablehnend, indem er im schönsten Berlinisch erklärte: Rommt jarnidhin rage!"- Barum denn nicht?" forschte der Borsigende weiter. Baf jollid benn mit fo eener alten Frau?". Na, früher haben Sie daran feinen Anstoß genommen. ,, Da war id och erft vierzehn Minna Sch. wurde schließlich zu brei Monaten Gefängnis verurteilt. Die Berurteilte, der ein Monat auf die Untersuchungshaft

-w

angerechnet wurde, nohm das Urteil im Bewußtsein threr Schulb

auch an.

Die Elternbeiratswahlen in Friedrichshagen  , die am Sonntag stattfanden, haben den Chriftlich- Unpolitischen mit 7 Mandaten noch einmal die Mehrheit gebracht. Auf die von der SPD.   und der KPD. aufgelegte gemeinsame Liste tamen 5 Mandate. Die Wahlbeteiligung war, wie überall bei Eltern­beiratswahlen, nur gering. In Friedrichshagen   wurde übrigens ein Fall von Wahlmogelei festgestellt. Eine Frau übte ihr Wahl­recht aus, und ein nach ihr an den Wahltisch tretender Mann wollte bann als ihr Ehemann an der Wahl teilnehmen. Ein Zuhörer tannte aber den Ehemann und stellte sofort feft, daß hier gemogelt werden follte. Die Frau und der fremde Mann verließen das Wahllofal. Der Ehemann ist als Anhänger der Völkischen bekannt.

Theater am Koffbuffer Tor. Die Elite Sänger bringen in ihrem Dezember- Spielplan ein Weihnachtsprogramm Ein Botpourri, Altes und Neues, von Bernhard Croé, gefungen von den Herren Rieß, Neumann, Mattini und Beder. Als Darsteller schöner Frauen wirkt Hans René, ebenio Mag Hennings als Sopranfänger mit Arien aus" Carmen  ". Beibe berfügen über gutgeschulte Sopranstimmen. Als Weihnachtsmann bofiert Alfons Bornemann, als fächsische Type Schorsch Ruselli. Den Schluß bildete ein Ginalter Oberförsters Weihnachtsabend, ein Original- Lebens­bild von M. Neumann, der gut gespielt wurde.

der Sophienschule, Beinmeisterftr. 16/17, Uebungsstunde. Sprechchor für Proletarische Felerflunden. Donnerstag 1,8 in ber Aula Die Kinder tommen um 7. Es wird dringend um pünktliches Erscheinen gebeten.

Schiffstatastrophe in der Nordsee  . Auf der Fahrt von Hamburg  nach Emden   wurde in der Nacht zum Dienstag der Schleppdampfer Iitan  " mit den beiden Leichtern Borgfeldern" und " Neuenfelde  " vom Sturm überrascht. Auf die Notsignale hin lief trotz des schweren Wetters von Borkum  - Reede der Ber gungsdampfer Albatros" aus, der morgens an der Unfallstelle eintraf. Die Borgfeldern" ist nach den letzten aus Nordernen vor­liegenden Meldungen geft randet. Die Ladebäume ragen noch aus dem Wasser. Das Schidsal der Mannschaft ist unge­flärt, da das Rettungsboot nach stundenlangem Suchen keine Leber­lebenden entdeckte. Die Neuenfelde  " ist im Schlepp von Titan  " und Albatros" auf dem Wege nach Emden  .

Die Borbereitungen für die Inbetriebnahme des regelmäßigen eng­Eröffnung des englisch  - indischen Flugdienstes am 27. Dezember. fchen Flugdienstes nach Indien   sind beendet. Am 27. Dezember wird der englische   Luftfahrtminister Sir Samuel Hoare   zum ersten Flug starten.

( Nach brud verb.). Nod größtenteils bewölft bei langfam fintenden Tempe Wefferbericht der öffentlichen Wetterdienststelle für Berlin   und Umgebung noch vielfach Schneetalle bei zunehmendem Froit, im Westen zeitweise etwas raturen; feine erheblichen Niederschläge. Für Deutschland  : Im Diten aufflarend, nur langsam sintende Temperaturen.

Sie sehen schlecht aus, weil Sie an Verdauungsstörungen leiden. Lassen Sie dieses Uebel nicht chronisch werden, sondern verschaffen Sie sich durch das mild wirkende 2arin Ronfett. eine geregelte Darmtätigkeit. Lagin ist der leichte und fichere Weg zu Wohlbefinden, Schlankheit und froher Stimmung. Lagin ist das ideale Abführmittel und schmeckt wie das feinste Ronfelt. Eine Dose toftet M. 1.50. Jn allen Apotheken und Drogerien zu haben.