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Hatte Dr. Tcmzler übertrieben, als er über die Londoner  Entdeckungen berichtete, daß sie für die Entwicklung der weiteren Arbeitszeitgesetzgebung von besonderer Wichtigkeit sind? Das Washingtoner Uebercinkommen schreibt vor. daß die Ueberstunden winde st ens um 25. Proz. höher bezahlt werden müssen. In London   bestand Einverständnis darüber, daß der Mindestbetrag für den Lohnzuschlag von 25 Proz. zwingend vorgeschrieben ist. Was wird im Arbeitsschutz» gesetz daraus? Einangemessener" Zuschlag. Als angemessen gilt mangels einer abweichenden Vereinbarung ein Zuschlag von 25 Proz. Der Mindestsatz ist verschwunden. Entgegen dem Washingtoner Uebercinkommen gilt die Re- gelung auch nur für die Arbeiter: die Angestellten sindver- gessen" worden. Das sind nicht alle Widersprüche zum Washingtoner Uebercinkommen. Aehnliche Schönheiten weisen auch die Bestimmungen überAndere Verteilung der Arbeitszeit auf. Die Begründung des Gesetzentwurfs trifft eben das Richtige. wenn sie erklärt, daß denBedürfnissen der Wirtschaft" weit- gehend entgegengekommen wird. Aber gerade deshalb bringt das Arbeitsschutzgesetz auch nicht das, worauf es heute an- kommt. Die steigende Arbeitslosigkeit ist eine furchtbare Mahnung, nun endlich den Weg des von den Gewerkschaften aller Richtungen vorgeschlagenen Not» g e s e tz e s zu beschreiten. Die sozialdemokratische Reichstags- fraktion ist entschloffen, diesen Weg zu gehen; sie weiß, daß sie dabei die Gesamtheit der Arbeiter, Angestellten und Beamten hinter sich hat.
Landau   und die Rechtspresse. Sie tobt gegen denvorwärts". Die Haltung, die derVorwärts" dem Landauer Urteil gegenüber eingenommen hat, ist der Rechtspresse sehr unbe» quem. Ebenso unbequem ist ihr das Telegramm, das der sozialdemokratische Parteivorstand an die französische   Sozia- listenpartei gerichtet hat. Zu dem letzteren bemerkt die Kreuz-Zeitung  ": Die Frage, ob die deutschen   Sozialdemokraten an ihre Pariser  Gesinnungsgenossen da» gleiche Telegramm gerichtet hätten, wenn c» sich bei den Verurteilten um Angehörige der Rechts- Parteien oder der nationalen Verbände gehandell hätte, wird man wohl ohne weiteres verneinen können. Unserer Ausfassung nach ist es in diesem Falle vollkommen gleichgültig, ob es sich um.aktive Republikaner  " oder etwa um Mitglieder des Stahlhelms handelt. Einzig und allein darauf kommt es an, daß in dem Urteil von Landau   der Franzose auf der einen, die Deutschen   auf der anderen Seite unterschiedlich behandelt worden sind. Das ist der springende Punkt, und dagegen richtet sich die Empörung des deutschen   Voltes. Wir dürfen dießreuz-Zeitung" höflich daran erinnern, daß wir auch für den unschuldig verurteilten General a N a t hu s iu s eingetreten sind, obwohl dieser wohl alles andere eher als ein«aktiver Republikaner  " war. Uns handelt es sich nicht darum, an w e m Unrecht verübt worden ist. son- dern lediglich darum, daß Unrecht verübt worden ist. Wenn deutsche Gerichte Unrecht tun, verurtellen wir das genau ebenso scharf, wie wenn ein französisches Kriegsgericht es tut. Und weil dem so ist, und weil die Welt das weiß, darum hat unsere Stimme internationales Gewicht, während den Stimmen der Rechtspresse, denen man die Lust an der nationalen Verhetzung deutlich anmerkt, solche Wir- kung versagt bleiben muß. Hätte die französische   Linkspresse nach dem Rezept unserer Nationalen" gehandelt, so hätte sich in Frankreich   keine Stimme gegen das Urteil erheben dürfen. Uns ist die fach- lich« Uebereinstimung mit jener französischen   Linkspresse, die gleich uns die angebliche patriotische Pflicht, die Wahrheit zu verschweigen, nicht kennt, viel wichtiger als das Urteil
unserer Rechtspresse, deren Geschimpfe uns vollständig kalt läßt. Wohin diese Hetze steuert, zeigt klar genug ein Artikel in HugenbergsTag", der den Fall Landau   zu einer Hetze gegen die deutsche   Außenpolitik benutzt und mit diesen Worten schließt: Schade, schade, daß wir jetzt keine Wahlen haben. Dann könnte das deutsche   Volk seinen bisherigen Neunmal» weisen, die es in die Irre geführt haben, die rechte Quittung geben. Das Urtell des Offiziersgerichts in Landau   war ein be- wußter Stoß gegen die Politik Briands, gegen die Politik von Locarno   und Thoiry. Und ebenso bewußt benutzt die Hugenberg-Prefse dieses Urteil zu einem Stoß gegen die Politik Stresemanns, die Politik von Locarno  und Thoiry. Die französischen   Nationalisten arbeiten für die deutschen  . und die deutschen   arbeiten für die französischen  . Die deutschen  Nationalisten sind jeden Tag bereit, Recht für Unrecht, Un- recht für Recht auszugeben, wenn es sich um i h r eBelange" handelt, ihre französischen Gesinnungsgenossen machen es genau so. Für uns aber handelt es sich u m d a s R e ch t, um nichts als das Recht I Das Landauer Urtell ist eine nationalistische Infamie gegen das Recht. Darum bekämpfen wir es. Die Telegraphen-Union meldet: Die 24stündige Frist ist nun- mehr abgelaufen, ohne daß die französisch« Anklagebehörde gegen das freisprechende Urteil im Falle Rouziers Revision ein- gelegt hat. Di« F r e if pr e ch u n g Rouziers sst damll rechts- kräftig geworden. Die Revision, die von der deutschen   Ver- t« l d i g u n g gegen die Verurteilung der Deutschen  «ingelegt worden sst. stützt sich zunächst auf den von dem Landauer Gericht abgelehnten Antrag auf Zulassung der deutschen Angeklagten al» Nebenkläger. * Wir haben bereits darauf hingewiesen, daß dos französische  Strafrecht eine Berufungsmöglichkett für die Anklagebehörde überhaupt nicht kennt, daß ein Freispruch infolgedessen Immer und automatisch rechtskräftig wird. Der erste Teil dieser Meldung beruht daher auf einer falschen Voraussetzung und sst nur geeignet, ganz unnötig Oel ins Feuer der Leidenschaften zu gießen. »Der Sieger hat gesprochen/ Tie französische Linke verurteilt, die Rechte verteidigt das Kriegsgericht. Paris  , 2Z. Dezember. sEigener Drohtbericht.) Während der Mehrzahl der hiesigen Morgenblätter der Sturm der E n t r ü st u n g. den das Landauer Urteil In Deutschland   ausgelöst hat, sichllich peinlich ist und sie sich darauf beschränken, die diesdezügiichen Meldungen ihrer Berliner   Korrespondenten kommentarlos wiederzu- geben, fühll sich derPetit P a r i s i« n" verpflichtet, die Haltung de» Landauer Kriegsgerichts zu verteidigen. Das Blatt erklärt, die Landauer Richter hätten sich nicht um Locarno  , noch um die zu- künstigen Beziehungen zwischen Frankreich   und Deutschland   zu kümmern gehabt, sondern seien nur berufen worden, um über Einzel- fälle zu urteilen. Sie hätten deshalb einzig nach ihrem Gewissen ihr Urtell gesprochen, wie dies ihre Pflicht war. Das Journal" er- innert in einem längeren Artikel an die Urteil« des Reichs- g e r l ch t» in der Frag« der Kriegsschuldigen, wo sämtliche von den Alliierten alskriegsschuldig" bezeichneten Generäle fnelgesprochen worden seien und erklärt, daß die Alliierten später auf die Straf- erfüllung verzichteten, und daß diese Mäßigung der Alliierten gerade heut« betont werden müsse, wo das Landauer Urtell In Deusschland «inen Sturm der Entrüstung hervorruf«. DerQ u o t i d i« n" hingegen greift In einem scharfen Artikel das Urteil von neuem an und betont, daß dabei ganz einfach die Sieger gesprochen" hätten. Da» ist so wahr, schreibt das
Blatt, daß das Urteil von Landau   von niemandem angenommen werden wird, auch von der französischen   Regierung nicht, welche un- verzüglich zur Begnadigung der oerurteilten Deutschen   greifen wird; wir werden die französische   Regierung zu dieser Gest« beglück- wünschen._
dle,Selbfthilfe"unö der Landeshauptmann. Teutfchnationale Verflechtungen. Gegen den Breslauer Landeshauptmann Dr.». Thaer. der aktives Mitglied nicht nur der Deutschnationalen Partei, sondern auch des Alldeutschen Verbandes   der Elaß-Putschiften ist, werden jetzt schwere Vorwürfe erhoben. Der Landeshauptmann scheint die in Breslau   ansässig« private Mittel st ands- VersicherungsunternehmungSelbsthilfe" in einer Weise aus öffentlichen Mitteln unterstützt zu haben, die seinen Pflichten gegenüber der Provinz widerspricht. Infolge des leichtsinnigen Geschäftsgebarens dieses von deutsch  - nationalen Polllitern und zum Teil winschastlich unerfahrenen allen Offizieren geleiteten Unternehmens rechnet man in einem erheblichen Teil der dort Versicherten mtt dem Zusammenbruch der Gesellschaft, der auch In der schlesischen bürgerlichen Presie bereits diskutiert wird. Die Gesellschaft hat inzwsschen ihre Leistungen herab- gesetzt, die Versicherten ober zu umsangreichen Rachletstungen verpflichtet. Eine stark« Bewegung der Mitglieder bestreitet die Rechi Mäßigkeit dieses Vorgehens. Von sozialdemokratischer Seit« wird jetzt die preußische Staatsregierung aufgefordert, die Tätigkeit leitender niederschlesischer Provinzialbeamter im Vorstand und Verwaltungsrat derSelbsthilfe" im Wege der Staatsaufsicht nachzuprüfen und die Fortsetzung der bedenklichen Wirtschast jeden- falls zu verhindern._
Erwerbslosendemonstratkonen in Pommern  Zusammenstöße iu Stettin.   Angriff auf die Stadt- verordnetenversammlung in Ueckermünde  . Stettin  . 2?. Dezember.(Eigener Drahtbericht.) Am Mittwoch kam es hier wieder zu Demonstrationen von Erwerbs- losen, und zwar handelte e» sich um den dritten Tag, an dem ein Teil der Stettiner Arbeltslosen dieses Spiel fortsetzte. Die Polizei hatte auf Grund der Erfahrungen von den Vortagen die z u in Rathaus führenden Straßen abgesperrt, so daß die Erwerbslosen In die Nebenstraßen abgedrängt wurden. Als ein Teil der Demonstranten versucht«, truppweise doch noch bis zun, Rathau» vorzudringen, kam es zu eiem Zusammenstoß mtt der Polizei. Die Beamten wurden mit Steinen beworfen und zogen in der Abwehr blank. Einige Personen wurden verletzt: auch Verhaftungen wurden vorgenommen. Angeblich wollen die sogenannten Führer der Erwerbslosen das Spiel der letzten drei Tage am Donnerstag wiederholen. In Ueckermünde  (Pommern  ) kam es ebenfalls zu einem Zwischenfall mit Erwerbslosen  . Im Verlaus der Stadtverordneten- sitzung, die über die Gewährung von Sl>00 Mark zur Weihnachts- beihilse für Erwerbslose entscheiden sollte, wurde aus dem Zu- Hörerraum ein« Bant gegen die Sitz« der bürger- lichen Abgeordneten geschleudert. Ein Stadtverordneter wurde aus den Kopf getroffen: ein anderer erhielt von einem Ruhe­störer einen Schlag in» Gesicht. Di» Polizei räumte daraufhin den Zuhörersaal und nahm eine Verhaftung vor. Nach der Beendigung der Stadtverordnetensitzung wurden die bürgerlichen Zlbgeordneten vor dem Rathau, von der Menschenmenge mit Zurufen usw. empfangen. Die Polizei schritt auch hier ein und verhinderte weitere Ausschreitungen. die Thüringer   Landtagswahlen. Termin: 30. Januar. Weimar  , 23. Dezember.  (TU.) Die thllringssch« Regierung hat nunmehr endgültig den 30. Januar 1927 al» Termin für die Reu- wählen zum Thüringischen   Landtag festgesetzt.
Volksbühne. 'Volpone" von Stefan Zweig   nach ven Jonson   bearbeitet. Im Theater am Lülowplatz wurde viel gelacht und ge- klatscht. Stefan Zweig   hat ein altes Verwechslungsstück ganz neu durch seine frischen Einfälle ausgepulvert und so e«n Theater- stück zusammengebracht, das an die gesunden Instinkte der Leute rührt. Es wird ein Tanz ums Geld aufgeführt. Es wird ein Schuft von einem Geizkragen entlarvt, und es siegt die Verschlagenheit über die bornierte Begehrlichkeit. Am Schlüsse wird allen Leuten, die nicht viel Geld hoben, versprochen und auch vovgeschwlndell, daß das Geld nur ein Dreck Ist und daß der Mann, der auf seinem Geld- sack brütete, wie ein verprügelter Hund wegzukriechen hat. Die mathematische und soziale Lösung stimmt zwar nicht ganz, aber sie stimmt doch, solange der Vorhang im Theater ausgezogen ist, und dieser holde Wahn sst im Theater durchaus zulässig, ja sogar not- wendig. Denn Ben Jonson   war ein Zeitgenosse des gewattigen Shakespeare, er hat mit Shakespeare Komödie gespielt und Komödie geschrieben. Der Horizont lag ihm etwas näher auf der Stirn als seinem großen Kulissenkameraden. doch er ist immer noch so lendcn- stark, daß er ssch In Stefan Zweig   einen erfindungsreichen und talent- vollen Sohn und Vollender zeugte. Zweig weiß außerdem, was er seinem Publikum schuldet, und er läßt den Refrain von der Mistigkeit des Geldes immer wieder auf der Laute klimpern. Diese» Geklimper wird zum Leitmotiv der Vorstellung, die lustig und belebt abrollt. E» herrschen Bewegung und gute Laune auf der Bühne. Den geprellten Geizkragen spielt Albert Steinrück  , zu. nächst ein knurrender und wimmernder Hund, dann ein klobiger und köstticher Schuft, schließlich ein kümmerlicher und zerquetschter Jammerlappen. Da» ist der richtige Mann, um einen alten So- mödienheldcn vom Pökelkaliber des altenglischen Theaters aus die Beine zu stellen. Alexander Sranach spielt den Schelm, der den ersten Schelm zwölsfach übertrumpft und ganz Venedig   so lange zum Narren hält, bis er sich die Goldtruhe des betrogenm Geiz- kragens angeeignet hat. Alexander Sranach sst heute wirklich ein famoser Komödiant geworden. Er braucht seine Technik nicht mehr durch Uebersteigerungen zu mißbrauchen. Cr sst Herr der Clownerie und auch der Bissigkeit, und er vermag die zweifelhafteste Moral- .»rade so hcrunterzurollen, daß sie von verführerischer Echthett schritt. Ein vergnügliches Männer, und Weibervolk spielt außerdem noch bei dieser altneuen Komödie mit. zu der Edward Suhr die buntesten, man möchte sagen venezianischsten Bühnenbilder mall«. M.H.
tn gr»h« Slurmbov, bc« Künstlertoslilmfcst der Expressionisten, findet nm 8. Januar in den Mriamträ"men der Pdilbarmanie statt. Satten r. r in der SunfcuSfUIluna Ter Sturm, Potsdamer Siratze 13i, von l5 til 6 Uhr..
Der literarische Schwank. In Frank Wedekind  ».Ltebestrani" gibt e» kein« Situationskomik, keine zusammengeholten Witze und keine Schablonen- figuren. Wedekind   kommt ohne die Tricks aus, mit denen die üb» lichen Schwanksabrikantcn nach bewährtem Schema suhrroerken, und erzielt doch die lustigsten Wirkungen. Der Humor desLiebes- trank»" Ist nicht mühsam aufgepumpt, sondern sprudelt aus warmem Herzen und phantosiebelchwingtem Hirn. Handlung und Personen sind mehr als unwahrscheinlich, sie sind grotesk: der gewalttätige Fürst, der mit einem Licbestrank die Liebe der schönen jungen Katja erzwingen will, der Allerweltskerl Schwiggerling. der den Trank braut und den Fürsten   beschwört, beim Trinken um de» Himmels willen nicht an einen Bären zu denken, und die hoheits- voll« Fürstin, die einst Zirkusartistin gewesen sst. Wedekind   überrascht den Zuschauer mit tausend lustigen Ein- fällen und reiht ihn in einen tollen Wirbel von Ulk und Uebennut, aber nicht der Regisseur Eugen Robert  , der den Schwank für oie Tribüne inszeniert hat. Der gestrigen Vorstellung fehlte der Schmiß und das rasende Tempo, in dem sich die Komödie abrollen niuh. Zwar hat Robert ein paar nette Regieeinsälle gehabt. Im Gedenken an die Iazzbandinszenierung derFranziska" läßt er jeden Akt mit musikalischer Untermalung einleiten, die I a a p K o o l lustig komponiett hat. Eine Reihe erlesener Darsteller setzt sich für die Komödie ein. Den Gewaltmenschen Rogoschin gibt Paul Wegner und versuch! sich seit langer Zeit wieder einmal als Komiker. Sein Humor ist ober ein wenig gesucht. Man be- wundert seine Virtuosität, bleib: aber Im letzten Winkel des Herzen» kalt. Carola Näher faßt die schöne Katja anders auf als man es sonst gewohnt ist. Sie spielt die Gräsin Totzki nickt nach dein Schema einer rassigen Zirkusprinzessin, sondern als eigenwilligen, trotzigen Backfisch. Der Gegensatz zwischen jugendlicher Anmut und überlegener Energie wirkt äußerst sympathisch. Carola Näher entwickelt sich von Tag zu Tag mehr zu einem liebenswerten Bühnenstern. Die Fürstin gibt mit gigantischer Würde Adel« S a n d r o ck. Wenn sie ihr überladenes Kostüm ouseinanderschlägt und ein Zirtustrikot sehen läßt, so sind wir mit solcher drastischen Komik nicht mehr einverstanden. Einen schmissigen Schwiggerling legt Lothar Müthel   hin und heimst den Hauptbessall des Abends ein. Dgr. Da» eussspielhau» bringt seinem Publikum als Wcihnachtsgabe eine recht all«, aber trotzdem ganz gut»rhall-ne Sache in neuer Verpackung. Franz Ärnold und Ernst Bach   haben um Guido Thielscher herum einen Schwant geschrieben, betitelt: .Hurra ein Junge!" Man weiß also schon vorher, was kommen wird. Es ist die Geschichte von dem erwarteten Baby, da» sich dann al» recht ausgewachsener, in diesem Falle sogar einiger- maßen bejahrter Knab« entpuppt: Guido Thielscher, im Himmel- blauen Matrosenanzug und mtt einem roten Luftballon in der Hand. Alle Derwicklungen der Angelegenheit lassen sich unmöglich erzählen. Aber sie lausen immer wieder darauf hinaus. Thlesscher in irgend- einer neuen Kostümierung vorzuführen, al» Bartetätünstler aus Pajewalk. al» Kavalier, als Dame. Dem Publikum wird also reich­lich Gelegenheit zum Lachen geboten, und es macht« auch ausgiebig
davon Gebrauch. Neben Thielscher» rundlicher Gummipuppcn- akrobatik kam eine ander« Type ausgezeichnet zur Gellung: Her- mann P i ch o als Geheimrat Theodor Rathusius. Schon die köst- lich« Maske löste stürmische Heiterkett aus. Und Picha macht diesen Moralfatzke, der in seiner Jugend Seitensprüngen durchaus nicht abhold mar. auf«ine so charakteristische Weise lebendig, daß er sich bis zum Scbluß de» Stückes neben dem erklärten Liebling Thielscher in der Gunst de» Publikum» behauptet«. Fad blieb da» Ellernpaar desJungen", Eugen Rex   und Grete Reinwald  . Grete Reinwald  , die Stiefmutter dieses ihr unbekannten Kinde» und. wie sich endlich herausstellt, auch seine Schwester, begnügt sich damit, süß auszusehen, und Eugen Rex   spielt den Prtvatdozenten Pro- sessor Waldemar Weber, als fei da» die Rolle eine» Siebzehnjährigen. Nett dagegen wirkt ein anderes Paar, dieberühmte" Romanfchrist- stellerin Helga Lüders und Rechtsanwatt Dr. Kurt Wehling. Lotte K l i n d e r und Anton Pointner  , die nicht nur Sinn für komische Situationen, jondtrn manchmal sogar allerdings bietet dieser Schwank ihnen dazu sehr selten Gelegenheit wirklich schau­spielerische Fähigkeiten zeioten. Man tote A n n a l i e s e W ü r tz unrecht, wollte man verschweigen, daß sie ein unglaublich tesses Dienstmädchen Anna auf die Bühne stellt. Eine Prognose für das Stück? E» wird die hundertste Aufführung in Gesundheit erleben. T e». »Berufskrankheiten der TNusiker." Im Verlag von Max Hesse sst von Dr. Kurt Singer, dem Musikklitiker des.Vor- wrts und Dozenten an der Staatlichen Hochschule für Musik, dieses Buch erschienen. In den einleitenden Kapiteln bescbäjugt sich der Verfasser mit den psychologischen und sozialen Grundlagen der Be- russtrankbeiten der Musiker. Gerade bei diesem Berus   sind die psychologischen Ursachen von viel größerer Bedeutung als bei ande- -en, da bei der Beruseausübung dl« Disposition in ganz anderem Maße den einzelnen ausschlaggebend beeinflußt, als bei einer Reihe manueller Betätigungen. Singer beschäftigt sich deshalb ganz bc- sonders mit den seelischer Abnormitäten und den Grenzzuständen, den sogenannten psychopothischen Persönlichkei.en, die bei den Musikern und anderen Künstlern in viel größerem Maße vertreten sind als bei den sonstigen Berufen. Lei den Beschäftigungsneu- rasen, d. h. nervösen Störungen der Finger- und UMerarmmuskula- tur, ist zu berücksichtigen, daß im Gegensatz zum Handwerker im Betrieb, wo auch ncrnöl« Störungen der Handm>.:»kula:ur vor- kommen(z. B. Schreibkrampf usw.), diese nervösen Störungen noch durcki die unbegrenzte Arbeitszeit der Musiker, die durch das Ueben bedingt ist, gefördert werden. Aber auch noch viele andere Krankheiten werden durch die berufsmäßige Ausübung der Musik hervorgerufen, z. B. das Emvhysem(Lungenblähung) des Trampe- ter» und Hornisten, oder die Uebertragung der Syphilis bei oemsm- samem Gebrauch von Blasinstrumenten, wie sie auch schon bei Glas- bläsern beobachtet wurde. Einen besonderen Abschnitt widmet der Verfasser den Krankheiten der Finger. In dem Schlußkapitel be- spricht er die verschiedenen Arten der Therapie dieser Berus  - krank- besten. Durch seinen lebendig gehallenen Stil, die Klarheit und Reicbhaltigkett der Darstellung kann dieses Buch den beieilmten Kreisen bestens empfohlen werden. N. M. DI« Galerie#. Taisirer. Nettelbrcklirahe 23, eröffnete eine AuSsttllmig von Frühdrucken ch'nefijcher Farbholzsihnitte der ZehubambujhatI« und chinesischer gruhleramtt.