vormerstag 6. Januar 1927
Änterhalwng unö A�issen
Seiloge öes vorwärts
Der Schnee.
Von Anton Tschechow . (Aus dem Russischen von Grete Neujeld.) Das Pferdchen trabte lustig und schnell im Schnee und zog den Schlitten. Auf dem Bock faß Iwan Imanitsch, der Tischler. Tr führte sein Weib ins Spital, sein altes Weib, das er während ihrer vierzigjährigen Ehe hungern, entbehren hat lassen, und das er— hie und da— sogar auch geprügelt hat. Äwanitsch liebte den Branntwein, und er hatte auch heute einige Gläscken hinter die Binde gegossen. Er sprach halb zu sich, halb zu der Frau, die unbeweglich und wortlos in dein Schlitten lag. »Warte nur. Alte! Im Spital wird schon wieder alles gut werden. Der Arzt ist ein sehr gelehrter Mann, er wird dir helfen, dich heilen. Zuerst wird er mich anschreien und schelten: ,,Du Trunkenbold, weshalb bist du nicht früher gekommen! Glaubst du, ich Hobe nichts anderes zu tun, als mich mit«uch zu rackern. Ich helfe nur am Vormittag. Mach doh du fortkommst! Komm morgen wieder!" Aber ich antworte ihm darauf:»Gnädiger Herr, hören Sie mich an und Helsen Siel Ich bin schon am frühen Morgen von Hause weggesahren. Aber der Schneesturm hat mich erreicht, und wir sind daher langsam vorwärtsgekommen. Das beste Reit- pferd hätte nicht früher hier sein können. Ich aber habe nur einen ölten mageren Gaul." Der Arzt wird ein ärgerliches Gesicht schnei- den:»Du lügst viel zusammen! Ihr habt immer eine Ausrede! Wie ost bist du unterwegs in die Schenke eingekehrt?"„Gnädiger Herr," sage ich darauf,„kennen Sie mich denn als einen schlechten Mcn- schen? Meine Frau ist sterbenskrank, da denke ich doch wohl an keinen Branntwein. Helfen Sic." Dann sinke Ich vor ihm hin und umfange seine Knie... »Oh, gutes Däterchen! Mache mein Weib gesund... Ich werde dir dafür ewig dankbar sein." Aber der Arzt sieht mich noch immer ärgerlich an. Er zankt weiter mit mir: „Wärest du mit deinem Weib nicht so schlecht unigegangen, du Bronntweinkrug! Du würdest Schläge verdienen!" „Sie haben recht, gnädiger Herr, ich verdiene Schläge. Seien Sie aber trotzdem barmherzig. Wenn meine Wanka gesund wird, schaue ich keinen Branntwein mehr an. Und ich werde mich fleißig an die Arbeit machen. Ich werde dem gnädigen Herrn einen kleinen Kasten anfertigen, aus feinstem Rosenholz. Es soll nichts tosten. Und Villardkugeln. In Petersburg zahlt man dafür gern fünf Rubel, ober ich nchine dafür nicht eine Kopeke an." Daraufhin locht der Doktor. »Also gut! Wir werden sehen, was sich tun läßt." »Siehst du, Alte, so muß man mit den seinen Herrschaften sprechen, dann schlagen sie einem nichts ab... Ich kann in ihrer Sprache reden. Höflich und untertänig... Wir sollen nur nicht den Weg verfehlen. Die Schneeflocken werden immer dichter, man sieht schon kaum mehr auf zehn Schritte." So redet« Iwan Iwanitsch vor sich hin. In seinem Kops, der das Denken nicht gewohnt ipar, wirbelten verschiedene Fragen und Aorstellungen durcheinander. Das Unglück hatte ihn unerwartet ge- iroffen. Wie ruhig war bisher sein Leben gewesen, alles ging seinen gewohnten Lauf. Er trank seinen Branntwein, arbeitete, wenn er Lust hatte und schlug aus Langeweile sein Weib... Jetzt trat plötzlich«in solches Ereignis in sein Leben, dos ihn aus dem gewohnten Geleise bracht«. Diese Ueberraschung schlug mit solcher Kraft auf ihn ein, daß sie aus ihm sogar Zärtlichkeit für sein krankes Weib auslöste. Es fiel ihm ein. daß ihm gestern abend, als er nach Hause kam, der eigenartige Blick seines Weibes sofort aufgefallen war. Er hotte einige Gläschen Branntwein getrunken und fuchtelte gewohnheitsgemaß mit den Armen herum. Ader die Frau blickte ihn so an, daß er sogleich nüchtern wurde. So sonderbar, von weit- her kommend war dieser Blick, als wäre er aus der Tiefe ihrer Seele emporgestiegen und als wäre es gar nicht ihr Blick. Darauf- hin lieh er sich vom Nachbar ein Pferd aus und führte sein Weib in die Stadt ins Spital. »Du, Wanka," sprach er wieder,„wenn dich der Arzt fragt, ob ich dich geschlagen Hab«, so antworte darauf: nein! Ich habe dich nie aus Schlechtigkeit geschlagen! Ich werde dich nie mehr schlagen. Ich schwöre es bei allen Heiligen,— ich bin um dich besorgt! Andere würden dich zu Hause lassen, aber ich führe dich in die Stadt. Schau, wie die Schneeflocken wirbeln. Durcheinander! Ich soll nur nicht den Weg verfehlen.—'Schmerzt dich noch die Seite?" Iwanitsch blickte zurück.»Komisch," dachte er bei sich,»wie auf ihrem Gesicht der Schnee liegen bleibt. Auf meiner Nase schmilzt er gleich, und auf der ihren bleibt er liegen." Der Tischler wollte dos, was er sah, nicht glauben. Er wun- derte sich zwar, daß das Gesicht seines Weibes so eigenartig wurde und daß der Schnee daraus nicht schmolz. Aber er wollte darüber nicht weiter nachdenken. »Du bist dumm." setzte er fort.„Ich spreche besorgt zu dir. und du antwortest mir gor nicht. Gib doch«ine Antwort. Sonst sühre ich dich gar nicht zu dem Doktor hinein." Iwanitsch grübelte traurig nach. Eine volle Stunde saß er wort- los. Endlich, um die bedrückende Ungewißheit loszuwerden, griff er zurück nach der Hand seines Weibes. Die 5)and war eiskalt und steif. Dem Tischler kamen Tränen in die Augen. Mehr au» Aergcr als au- Schmerz. Jetzt, wo er sich bessern will, stirbt ihm da» Weib...»Nun steigt sie mit der Ueberzeugung ins Grab, daß ich tatsächlich ein Trunkenbold gewesen bin." Zehn Jahre hätte sie noch leben müssen. Er hätte sie aehegt und gepflegt. Er hat sie ja wirk- lich sehr schleckt behandelt."Die Frau mußte betteln, weil er auch das wenige Geld, das er verdiente, vertrank. „Wohin fahre ich denn da?" unterbrach er sein Grübeln.„Was suche ich noch in der Stadt? Zu helfen ist doch schon nicht mehr, jetzt kann man nur noch begraben." Er zog die Zügel an und kehrte mit dem Schlitten um. Der Weg wurde immer schlechter. Der Sturm wurde immer heftiger und schlug ihm die Zweige der jungen Tannen ins Gesicht. Das blendende Weiß des Schnees stumpfte sich ab, es begann zu dämmern. In dem Schlitten hinter dem Tischler klopfte etwas. Iwanitsch wußte sehr wohl, daß der Kopf seine« Weibes an die Seite des Schlittens anschlug. In seiner Angst trieb er das Pferd- mit der Peitsche zu noch größerer Eile an: Plötzlich entfielen die Zügel seiner Hand. Er griff nach ihnen. aber seine Hände waren steif und müde..Da» Pferd wird schon »ach Hause finden." dachte Iwanitsch.»Soll es laufen."
Seine Augen schlössen sich. Er lehnte sich müde zurück. Er schlief«in. Aus einen Stoß wachte er plötzlich auf. Der Schlitten blieb stehen. Vor ihm im dumpf glänzenden Schnee erhob sich irgend etwas Dunkles, Hohes. Ein Stall oder eine 5)lltte. Iwanitsch wollte sich erheben, wollte es betrachten, aber die Müdigkeit ve- kämpfte seinen Willen... ... Als der Tischler erwachte, fand er sich in einem großen Saal, dessen Wände weiß waren. Zum Fenster schien die Sonne herein, direkt aus das Bett, in welchem er schlief.' Auch in den übrigen Betten lagen Leute.
Vulles letzter Rettungsanker.
S$
»Macht's wie der Zudei" rief wulle verzweifelt seinen Anhängern zu. Wir schlagen vor: Einheirat in reiche jüdische Zamilie.
„Man müßte eine Messe lesen... ich werde den Pfarrer bitten," sagt« Iwanitsch. „Schone dich, liege ruhig," sprach eine Stimme zu ihm. E« war der Arzt. „Gutes Väterchen," rief der glückliche Tischler aus.„Also du bist hier?" Er wollte ausspringen, aber seine Hände und Füße ließen es nicht zu. „Gnädiger Herr, meine Hände, meine Füße, ich fühle sie gar nicht!" „Du host schon keine mehr. Sie sind dir abgefroren! Na. wein« nicht! Du hast ein hohes Alter erreicht, danke dafür dem lieben Gott!" »Oh, Väterchen! Nur noch einige Jahre möchte ich leben... Fünf oder sechs kurze Jahre. Ich muß mein Pferd zurückgeben. Und ich muß mein Weib begraben. Erbarmen Sie sich, gnädiger Herr! Ich werde Ihnen einen kleinen Kasten aus dem allerfeinsten Holz anfertigen und Billardkugeln, gnädiger Herr!... Väterchen..." Der Arzt winkte mit der Hand und ging hinaus. Die Augen de« Tischlers, des verstümmelten Wracks, wurden gläsern. Er hatte sich Im Schnee verirrt, wie auch im Leben.
Charlotte von Stein . (Zu ihrem heutigen IVO. Todestage.) Als der sünfundzwanzigjährige Goethe im Frühjahr 1775 in Weimar eintraf, hatte sein lsidenschaftlicbes Herz, neben manchen flüchtigen Tändeleien schon mehrere aufwühlende Liebcsstürme durch- lebt. Di« Nomen Friederike Brion , Charlotte Buff und Lili Schöne mann kennzeichnen drei Episoden in Goethes Leben, die von tragt- schem Schimmer umweht sind. Ganz anders als diese Mädchen, die doch nur kurz« Zeit mit dem Schicksal des Dichters verknüpft ge- Wesen sind, trat Charlotte von Stein ihm entgegen. Sie war acht Jahre älter als Goethe, eine im Grunde kühl«, unsinn» liche, ganz dem gesellschaftlichen Zwange höfischer Konventionen unterworfene Natur, die unbefriedigt in einer kinderreichen Ehe init einem gutmütigen, geistig unbedeutenden Manne lebte..Körperliche Schönheit scheint ihr noch dem Zeugnis ihrer Zeitgenossen kaum eigen gewesen zu sein, aber sicher ist von ihr ein Zauber fraulicher Anmut und Würde ausgegangen, der für den Frauenkenner Goethe «In ganz neues, überwältigendes Erlebnis war. Die den ganzen herzoglichen Hof weit überragende geistige Reise und Tiefe dieser Frau und ihr halb unbewußter Drang nach einer gleichgestimmten Seele mußten sie naturgemäß bald in Zuneigung zu dem hinreißenden Feuergeiste des jungen Goethe entbrennen lassen. Der Dichter wiederum fand bei der beherrschten Frau die beruhigende Hand, dfe allein die wilden Wogen seiner zerrissenen Seele zu glätten ver- mochte. So ergab sich mehr und mehr bei den beiden das Gefühl der Unentbehrlichkeit füreinander. Nichts kennzeichnet den bezwingenden Zauber von Charlottes Persönlichkeit stärker als die Tatsache, daß ihr Liebesbund mit Goethe volle dreizehn Jahre gewährt hat. Es kann heute als er- wiesen gelten und spricht auch gerade für die Vertiefung der Leiden- schast des Dichter«, daß sich aus der anfäyglichen Freundschaft allmählich Liebe und völlige Hingabe entwickelt hat. Charlotte hat wohl zunächst weniger aus moralischen Bedenken als aus der Zu- rückholtung ihrer kühlen Natur heraus dem ungestümen Werben des Geliebten Widerstand entgegengesetzt, bis sie ihm schließlich doch erlag und ihn badurch für immer an sich zu fesseln Holste. Nur aus höchster Intimität des Liebesverhältnisses find die herrlichen, emp- findung»starken Briefe des Dichters, ist seine rauschende Liebeslyrik
aus jener Zeit zu erklären, und Gestalten wie die Iphigenie und vor allem die herbe, hoheitsvolle Prinzesston im„Tasso, in dem Goethe am meisten eigenes Erleben gestaltet hat, tragen unver- kennbar Züge von Charlotte.„Bor Monaten, " schreibt der Dichter während seiner Arbeit ani„Tasso" in einem Briefe an Charlotte vom 25. März 178l,„war mir die nächste Szene unmöglich: wie leicht wird sie mir jetzt aus dem Herzen fließen!" Dennoch konnte der Liebesbund zwischen der allmählich alternden Frau und dem in der Fülle der Kraft stehenden Dichter nicht von ewiger Dauer sein. Die Enttäuschung über diese Erkenntnis nach Goethes üalienischer Reise hat Charlotte zu heftigen Ausbrüchen von Zorn und Bosbeit gegen den früheren Geliebten verleitet, die ihr von schrankenlosen Goethe-Berchrcrn vielfach sehr verdacht worden sind. Aber so psychologisch verständlich auch Goctlies Bruch mit Charlotte ist. so brutal muß uns doch heute die Form- erschelncn, in der er von dem Dichter vollzogen wurde. Es darf nicht vergessen werden, daß in diesem Liebesbundc Charlotte wescnllich die Gebende, Goethe der Genießende gewcsm ist. lim so versöhnlicher erscheint uns nach diesem häßlichen Konflikte die Wiederannäherung, in der Goethe und Charlotte in höherem Aller sich zueinander ge- funden haben. Die erste neue Anknüpfung bot Eharlottens Sohn Fritz, dessen Erziehung dem mit feiner pädagogischer Veranlagung bedachten Junggesellen Goethe anvertraut wurde. In hohem Alter finden wir die beiden Menschen in einer warmen, abgeklärten Freundschaft einander zugetan, die ebenso wie ihr Liebcsbündnis zu den schönsten und edelsten Beziehungen zweier Menschen zuein- ander in der Geschichte gehört. Kein Wort kann diese Freundschast ergreisender charakterisieren als der Gruß, den Goethe seiner ehe- maligen Geliebten am 2S. August 1826, wenige Tage vor ihrem Tode, ichrieb:»Neigung aber und Liebe unmittelbar nachbarlich ange- schlössen Lebender durch so viele Zeiten sich erhalten zu sehen, ist das Allerhöchste, was dem Menschen gewährt sein kann. Und so für und für!" Dr W i l h ei m B o l z e. Die Geheimniffe öes Krem!. Die Vermutting, der Kreml gehöre zu den reichsten Schatzsund- orten der Welt, dürft« nicht übertrieben sein. Dies« alte Stadtburg im Herzen Moskaus ist seit Jahrhunderten die Schatzkammer der russischen Herrscher gewesen. Außer den stolzen Kathedralen, Palästen und Grabstätten, die jetzt zu einer Art von Museumssehenswnrdig- leiten geworden sind, birgt der Kreml in seinen jüngst erschlossenen unterirdischen Gewölben und Gangen die letzten Ruhestätten bedeu- tender Männer der früheren Jahrhunderte. Es ist erklärlich, daß die Sowjetregierung bestrebt war, die Geheimnisse der Kremlgcwölbe zu erforschen, um die dort befindlichen Schäjz« des Zarenreiches ans Tageslicht zu fördern. Kürzlich brach ein« Kompagnie Rolannisten in die Gewölb« ein, mußte aber un- verrichteter Sack)« Kehrt machen. Die Soldaten waren völlig«inge- schüchtert und äußerten sich sehr zurückhaltend über ihren Versuch, die Krcmlgehelmnisse zu lüften. Dieses rätselhafte Begebnis wurde später durch eine Kommission ausgeklärt, die im Auftrage der Sowjetregierung die im Gewölbe ausbewahrten Särge untersuchte. Bei ihren Nachforschungen stellte die Kommission feit, daß die Gewölbe mit überaus scharfsinnig konstruierten Abwehroorrichtungen versehen waren, welch« übersinnliche Erscheinungen vortäuschten. Als die Arbeiter die mumifizierte Leiche eines Kirchenfiirsten aus dem Sarge heben wollten, erscholl aus demselben ein wimmernder Wehelaui. Der Leichnam war schwer wie ein Stein. Einig« Ar- beiter verrveigenen unter dem Eindruck dieses unheimlichen Erleb- nisses die Weiterarbeit im Gewölbe. Als man nochmals versucht«, die Leiche aufzurichten, wiederholte sich derselbe Vorgang. Bei näherer Untersuchung des Sarges stellte es sich nun heraus, daß die Leiche des Bischofs mit Kellen an den Sarg befestigt war, welche mit einem Blasebalg am Kopfende des Sarges in Verbindung standen und dadurch die Laute erzeugten. Auch die„Erscheinungen" bei anderen Särgen waren aus ven gleichen Mechanismus zütückzU- führen. Im Zusammenhang mit diesen Ereignissen erinnerte man sich an«in Erlebnis Napoleons , als dieser 1812 in Moskau war. Um sich über die Reichtümer der Kremlgewölbe zu vergewissern, begab sich Napoleon mit seinem Gefolge in die unterirdischen Festungsräum«. Ein großer Sarg erregt« die besonder« Aufinerksamkeit des Kaisers. Als der Deckel abgeschraubt wurde, erhob sich aus der Truhe die Leiche eines Mönches in grauern Gewands und drohte Napoleon. Der Kaiser soll— so berichtet die Geschichtslegende weiter— in panischem Schreck das Gewölbe fluchtartig verlassen haben. Jetzt läßt es sich mit Wahrscheinlichkeit annehmen, daß auch jenes„Ge- stcht" Napoleons durch«ine mechanisch« Vorrichtung im Sargsnnern hervorgerufen war. Die Untersuchung der Gewölbekammern ist noch nicht abgeschlossen und dürste zu weiteren Ueberraschnngen führen. Die Schätze des Kreml sind unermeßlich und alle Wertstücke sind von seltener ochöuheit. Es sei insbesondere aus die Mitra des Patriarchen Nikon hingewiesen, deren Edelstein««inen Wert von etwa 10 Millionen Mark darstellen. U. a. befindet sich in der Mitra «in Edelstein , der nach der Ueberlieserung Julius Cäsar gehört haben soll Die Legende erzählt, Cäsar habe diesen Stein Seroilio, der Mutter des Brutus, geschenkt. Im 3. Jahrhundert n. Chr. sei das Kleinod von einem Nachkommen der Familie einem Koristantinopeler Patriarchen geschenkt worden und von dort nach Moskau gelangt. Bei den weiteren Nachforschungen hofft man, auch Reste der großen Bibliothek des Zaren Iwan des Schrecklichen zu entdecken, welche Manuskripte der berühmten niedergebrannten Bibliothek von Alexandria enthalten soll. Wie alt ist der Fingerhut? In einer alten Nürnberger Chronik steht geschrieben, daß sich um das Jahr 1330 Leute in Nürnberg niederließen, die aus Frankfurt kamen und damit anfingen, zum Schutze der Finger beim Nähen kleine 5)üte in den Handel zu bringen. Ueber die Ausbreitung dieses Gewerbes berichtet die Chronik nichts. Auf jeden Fall aber scheint das Fingerhütchen eine gute Aufnahme gefunden zu l>aben Die Kunde von diesem seltsamen kleinen Gegen- stand drang in die Welt, und Hans Sachs hat zu Ehren der Finger- hutmacher die folgenden Verslein gedichtet: Aus Messing mach ich Fingcrhüt, Blechweiß werden sie im Feuwer glüt, Danach Löchlein drein gebieb'n: Gar mancherlei Art eng und weit Für Schuster und Schneider bereit, Für Seidenfticker und Näherin, Des Handwerks ich ein Meister bin. Das sind die ältesten Auszeichnungen, die über den Fingerhut bekannt geworden sind. Danach kann angenommen werden, daß deutsche Handwerker das Fingerhütchen erfunden und in den Handel gebracht haben. Die Holländer freilich behaupten, daß ein Amsterdamer Goldschmied, Nicolns von Bcschooten, der Erfinder des Fingerhutes sei. Er habe im Jahre 1681 der Dame seines Herzens, Frau von Reustebaar,■ einen von ihm selbst gefertigten Fingerhut mit der Bitte überreicht,„diese neue Bekleidung zum Schutze ihrer fleißigen Finger als Beweis seiner Huld anzunehmen" Vermutlich hat dieser holländische Goldschmied unabhängig von der früher vorangegangenen deutschen Erfindung, den Fingerhut noch- mals erfunden. Jedenfalls muß'den Holländern der Ruhm zuerkanm werden, die Herstcllungschcise des Fingerhutes verbessert zu hoben. Da» geschah durch Bernd van der Becke, der zuerst eine Maschine zum Pressen der Fingerhüte konstruierte.