Nr. 213.

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12. Jahrg.

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Berliner   Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

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Sizilien   und Crispi.

Aus Rom   wird uns geschrieben:

V

Donnerstag, den 12. September 1895. Expedition: SW. 19, Bentß- Straße 3.

daß nicht einmal das Staatsbudget diskutirt werden konnte, sondern en bloc angenommen werden mußte; zur Durchsehung von wirthschaftlichen Reformen hätte eine Regierung gehört, deren persönliche Ehrenhaftigkeit außer Frage war.

Bur Kennzeichnung

der Hinterkreppen- Politiker ruft die Frankfurter Zeitung  " noch einige Thatsachen aus der nämlichen Zeit in Erinnerung, in der der Stöcker- Brief entstand:

Als in Sizilien   der Belagerungszustand erklärt wurde und die Gefängnisse sich mit den von den Kriegsgerichten zu lang­jähriger Haft Verurtheilten füllten, wurde es in der Presse noch als Der Versuch des Ministerpräsidenten Crispi, die sizilische selbstverständlich angesehen, daß der Staat auch den Noth- Frage dadurch zu beseitigen, daß er sie ignorirt, ist in den ständen auf der Insel abzuhelfen suchen werde. Der Ausdruck letzten Wochen recht gründlich vereitelt worden. Eine Reihe Dieser Stöcker'sche Brief, der, wie man jetzt weiß, vom diefer Erwartung war damals so allgemein, daß das Ministerium von in den verschiedensten Theilen der Insel entstandenen 14. August 1888, also zwei Monate nach dem Regierungs­Crispi fich genöthigt sah, Gesehvorschläge zur Verbesserung der Unruhen hat gezeigt, daß die Lage Siziliens   jetzt, zwei Jahre antritt des Kaisers datirt ist, bleibt ein interessanter Beitrag Lage der Land- und Bergarbeiter in Sizilien zu ver- nach der Verhängung des Belagerungszustandes und den Massen­sprechen. Nicht weniger bestimmt und allgemein war damals verurtheilungen der Kriegsgerichte, genau ebenso bedrohlich ist, zu der Geschichte der Bestrebungen, die um den Einfluß auf bie Annahme ausgesprochen worden, daß die unerhört hohen wie sie vor diesen Maßnahmen war. Jene Unruhen, aus ver ben jungen Kaiser sich abgespielt haben und vielleicht noch Strafen, welche von den Kriegsgerichten wegen in Wirklichkeit schiedenen Ursachen ausgebrochen, lassen mit großer Deutlichkeit nicht beendet sind. Es existirte bisher kein Dokument, aus gar nicht beg angener Verbrechen gegen die Arbeiter die verschiedenen Gründe Gründe des fizilischen Problems er dem so klar hervorging, daß Fürst Bismarck   fich doch nicht führer in Sizilien verhängt worden waren, nicht zur Aus- kennen. Die erste Hauptursache des Nothstandes liegt getäuscht hatte, als er nach der berühmten Walderfee­führung gebracht, sondern durch eine Amnestie erlassen werden in den Mißbräuchen bei der Umlage der Gemeindeſteuern, Versammlung vom 28. November 1887 den Argwohn hegte, würden. Auch diese Amnestie hat die Regierung zu ver- in der feit langem eingewurzelten Sitte der in den daß eine orthodox- junkerliche Gesellschaft sich des damaligen sprechen sich veranlaßt gefunden. Jezt, zwei Jahre nach den Gemeinderäthen herrschenden Bourgeoisie, die Deckung des Prinzen und späteren Kaisers zu bemächtigen und den auf fizilischen Unruhen ist weder zur Besserung der Land- Gemeindehaushaltes von dem Grundbesiß, der sich ausschließlich die Kartellpolitik sich stützenden Kanzler zu beseitigen bestrebt und Bergarbeiter Verhältnisse in Sizilien das mindeste in ihren Händen befindet, abzuwälzen und sie durch Erhebung vorgekehrt, noch auch die versprochene Amnestie für die hoher städtischer Eingangszölle auf alle Lebensmittel zu bewerf war. Der Kampf, der sich seit jener Waldersee- Versammlung fizilischen Verurtheilten verkündet worden. Gefeßentwürfe ftelligen; diese Zölle werden zu neun Zehntheilen von dem besit entspann und von der Bismarck  'schen Presse in heftigen zur Abhilfe der Uebelstände des sizilischen Latifundien losen Theile der Bevölkerung aufgebracht. Als Ergänzungssteuer Artikeln gegen die Versammlung und ihre Urheber aufs wesens und zur Umgestaltung des Betriebes der Schwefel zu diesen städtischen Eingangszöllen, deren Ertrag für die nichts genommen wurde, hat mit den anmuthigsten Intriguen von gruben, welcher inSizilien mit unbeschreiblichem Elend der Arbeiter- weniger als sparsame Gemeindeverwaltung häufig nicht aus beiden Seiten Jahre hindurch gedauert, denn er ist mit dem bevölkerung verbunden ist, wurden von der Regierung zwar ein reicht, haben die herrschenden Coterien noch die Heerdsteuer vorläufigen Abschluß, den er durch das persönliche Eingreifen gebracht, aber ohne tristigen Grund alsbald wieder zurückgezogen, ausgedacht, welche Reiche und Arme in abfolut gleicher Stärke, des Kaisers im Herbst 1889 erhielt, durchaus nicht beendet so daß sie unmöglich ernst gemeint gewesen sein können. also die Iegteren im Verhältniß weit stärker trifft. Die Amnestie für Sizilien   wurde in der feier: In der gleichen Tendenz wird die Viehsteuer zur Ausführung gewesen, und wer will sagen, daß er heute beendet sei? Daß lichsten Weise, durch eine Thronrede für einen ganz gebracht, so daß der gesammte Viehbestand eines reichen Ge- damals„ Kreuz- Zeitung  " und Stöcker auf den Sturz Bismarc's bestimmten Termin( den Vermählungstag eines savonischen meindebürgers meist mit nicht mehr Steuer belegt ist, als das hinarbeiteten, steht nun fest; merkwürdig, daß eine Frage, Prinzen) in Aussicht gestellt, aber der Termin ist längst vor einzige Lasithier einer armen Familie. Aus der nämlichen eigentlich die wichtigste wen diese Partei als Nachfolger für übergegangen, ohne daß das Versprechen erfüllt worden Wurzel, also aus der von aller Scham freien Gewaltthätigkeit der Bismarck   im Auge hatte, bei den jetzigen Erörterungen noch wäre. Jene Versprechen haben ihren Zwed erfüllt, indem sie herrschenden Familien geht die zweite Hauptursache des Massen- nicht aufgeworfen worden ist. Damals wurde Graf Walders dazu beigetragen haben, Herrn Crispi am Ruder zu erhalten, elends auf Sizilien hervor, die Usurpation der Gemeindeländereien see genannt, der aber im Verlauf des Streites erklärte, daß bis die Kammern aufs neue vertagt waren. Die Preſſe, welche durch die in den Gemeinderäthen herrschenden Familien. Diese er dem Kaiser als Soldat diene und nicht Parteimann sei. vor zwei Jahren noch auf das lebhaftefte für die fizilischen Usurpation erfolgt in zwei Formen. Entweder werden diese Ueber andere Anwärter aber hat man nie Bestimmtes gehört, Arbeitervereine eingetreten war und durch lange Spezialberichte Ländereien von den Gemeinderäthen um ein Spottgeld an die das Publikum von dem auf der Insel herrschenden Nothstand in herrschenden Familien verpachtet, so daß in manchen Gemeinden und doch wäre es sehr interessant, fie zu kennen, weil sich Kenntniß gesetzt hatte, ist seitdem Blatt für Blatt von der Re- der Pachtertrag des Gemeindelandes weit von dem Grundsteuer- danach beurtheilen ließe, wieweit in der Nera Caprivi, von gierung angetauft worden, sodaß die unabhängige Journalistit betrage übertroffen wird, den die Gemeindekasse für die fraglichen dessen Ernennung die Kreuz- Zeitung  " und Stöcker ja nicht er­in Italien   nur noch als Ausnahme zu finden ist; von dieser Ländereien dem Staate bezahlen muß. Oder man bemüht sich baut sein konnten, von denselben Personen das Spiel fort­Seite her ist also das Ministerium Crispi vor Vorwürfen wegen auch nicht einmal, den Echein der Verpachtung zu wahren: gesetzt worden ist, Mißtrauen zwischen dem Kaiser und dem der Nichteinhaltung seiner Versprechen faft ganz sicher. Die Offupation des Gemeindelandes durch die reichen Kanzler zu säen. Stöcker ist als Hofprediger früher gefallen Der Grund, weshalb das Ministerium Crispi in zwei Familien erfolgt dann ohne weiteres, da man bisher sicher war, als der Reichskanzler Fürst Bismarck  . Er hat überhaupt Barlamentsfeffionen die dringend nothwendige Reform der wirth daß jeder Einspruch gegen solche Gewaltthätigkeiten durch den in diesem Kampf sammt der Kreuz- Zeitung  " den kürzeren schaftlichen Lage Siziliens   nicht zur Annahme, ja nicht einmal Einfluß des auf die städtische Oligarchie sich stützenden Parla­zur Distusfion gebracht hat, liegt in erster Linie in dem Um- mentsabgeordneten wirkungslos gemacht werden könne. In gezogen, aber dieser Mißerfolg darf nicht die An­ftand, daß Herr Crispi fich für fachliche Fragen überhaupt nicht der That erklären noch heute die offiziösen Blätter Crispi's, erkennung schmälern, daß dieser Regenerator der sittlich­interesfirt, sondern an solche nur herantritt, wen sein persönliches daß die sich sonst ihrer Energie so laut berühmende religiösen Grundlagen des öffentlichen Lebens ein sehr Intereffe, feine Ministerpräsidentschaft auf dem Spiele steht; Regierung gegenüber jenen Gemeinde Oligarchieen   machtlos sei; begabter Jutriguant und ein unterrichteter und kluger Bes man spricht ihm für wirthschaftspolitische Fragen sogar die er- und sie ist es auch, weil die parlamentarische Majorität, welche urtheiler der Situation gewesen ist. Was er in seinem forderliche wissenschaftliche Vorbildung ab und weist auf die Herrn Crispi troß seiner Anrüchigkeit im Amte hält, aus den Briefe räth: den Kaiser anläßlich der Waldersee- Versamm­Enge seines Gesichtskreises hin, der sich seit dem Jahre 1848 nach Advokaten jener Oligarchieen besteht; eine Hand wäscht die teiner Richtung erweitert habe. Während der letzten beiden Parlaments- andere. Die dritte Seite der sizilischen Frage hat nichts mit ſeſſionen hat er nur das eine Interesse verfolgt, einer Berurtheilung diesen bürgerlichen Gemeinde Oligarchieen zu thun; sie betrifft wegen seiner Erpressungen bei der römischen Bank zu die agrarischen Kontrakte, d. h. das Verhältniß der Landarbeiter­entgehen; die aus diesem Anlaß erfolgte Vertagung und bevölkerung zu dem großen Grundadel, zu den Latifundien­Neuwahl der Kammer hat dem Parlamente so viel Zeit gefoftet, besitzern.

Skizzen[ Machbruck verboten.

aus dem füdamerikanischen

Hinterlande.

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ung nicht mit Bismarck   in Gegensatz zu bringen, weil man ihn sonst nur reize und das Spiel verliere, denn er sei für Bismarck   und das Kartell eingenommen, das war durchaus zu­treffend und hat sich als richtig erwiesen. Hätte sich die Kreuz- Zeitung  " darauf beschränkt, nach dem Rathe des

Auf dem Hausflur standen zwei große Portiers in prunt- feiten zu finden, wenn sie ihre Wechsel weiter diskontiren voller Livree mit Federhüten und langen vergoldeten wollten, oder den Fälligkeitstermin hinauszuschieben ge= Stäben, äußerst würdig dreinschauend, und die dachten. Auch die Geschäfte in Kämpen begannen flauer zu Bant bevölkerte schon vor ihrer Eröffnung ein Heer werden, seitdem man einige Wale festgestellt hatte, daß ver­387 von Beamten, die meist aus dem Geschäfte von Buenos schiedene Kämpe, die verkauft worden waren, noch nicht Die Jdee, in Asuncion   eine Bank zu gründen, war Aires herstammten, welches Winterfeld dort gehörte, und die den zehnten Theil des Rauminhaltes hatten, den sie nach Herrn German Winterfeld nicht zufällig gekommen, und in die kleine Stadt Asuncion   alle jene feinen Manieren der Karte haben sollten, und als die Kampfäufer sie nicht hatte vor allen Dingen mit dem vergrabenen Echage von mitbrachten, die man in Buenos Aires   haben muß, wenn mehr so schnell wie früher weitergeben konnten mit dem Solano Lopez   durchaus nichts zu thun. Insofern man zu den Leuten vom guten Ton gehören will. Diese entsprechenden Verdienst. Es herrschte eine augenblickliche vielleicht, daß die Ausführung der Bankgründung, die er Beamten waren schon seit Tagen damit beschäftigt, in der Geschäftsverstimmung, wie alle Welt sagte; und die Bank schon seit einiger Zeit mit sich herumgetragen hatte, durch geschloffenen Bank Bücher einzurichten und alles zu ordnen Winterfeld sollte dazu berufen sein, sie zu heben. Sie das Unternehmen beschleunigt worden war. Herr Winter- für den Tag, da man die großen Flügelthüren dem würde auch auf den augenblicklichen Kurshochgang des feld hatte schon seit Jahren von Buenos Aires   aus seine Publikum öffnen würde. In Asuncion   war über all diese Goldes einen günstigen Einfluß haben; denn abgesehen von Hände in die Banken der verschiedensten südamerikanischen noch nie gesehenen Dinge das Erstaunen und zugleich die dem Silber, das Herr Winterfeld ins Land zu bringen Staaten gesteckt. Er war allenthalben als Aktionär und Befriedigung allgemein. Es gab zwar schon einige fich verpflichtet hatte, sprach man hier und da auch, daß Geldmann dabei betheiligt gewesen; wenn auch nicht in Banken; aber diese hausten in kleinen, dunklen Häusern er nebenbei beabsichtige, eine große Summe Goldes zu der Weise wie hier, wo er der Sache nach der eigent- und hatten vollkommen das Ansehen wie andere und importiren in echten englischen Pfunden. Und wenn er den liche Besitzer der ganzen Bank war. Tem Namen nach durchaus nichts Absonderliches. Die Baut Winterfeld großen eisernen Schrank, den die neue Bank besaß, und an waren einige andere Personen ebenfalls als Aktionäre be- galt ein wenig als Retterin aus der Noth. Denn man dem eine Menge von Schlossern noch umher hautirten, um theiligt. Sie waren aber nichts anderes als Strohmänner, fonnte hören, daß in der Staatskasse nicht alles in der ihn schnell fertig zu stellen, mit Gold füllte, so mußte die die das zu thun hatten, was Herr Winterfeld anordnete. besten Ordnung sei. Das Defizit aus dem letzten Jahre Republik   wohl genug daran haben für eine Reihe von So erwartete man denn mit größter Spannung die Er- sei noch nicht gedeckt, und für dieses würde es noch ein Jahren; und es war anzunehmen, daß auch eine Kleinigkeit öffnung der Paraguayisch- Argentinischen Bettel- Hypotheken- größeres geben. Man trage sich mit dem Gedanken einer für einen Privatmann abfallen würde von diesem goldenen und Diskonto- Bant", ein langer Titel, den das Publikum Anleihe und rechne stark auf die Bant Winterfeld dabei. Inhalte. Ein großes Zimmer war in einen großen Geldschrank einfach abkürzte in die" Bank Winterfeld". Herr Winter- Ebenso erging es den Privatleuten. Man hatte in Paraguay   umgewandelt worden, in dem eine große Gesellschaft, wenn sie feld hatte es sich angelegen sein lassen, den Ruf, der vor start das Beispiel der benachbarten reicheren Schwester- es wollte, ganz bequem tanzen konnte. Man gab darin ein kleines ihm herging, auch hier auf alle Weise Ehre zu machen. republiken nachgeahmt, Gold aus dem Sand der Straße zu Frühstück, als der letzte Hammerschlag daran gefallen war. Er hatte das weitaus schönste Haus in Asuncion   käuflich graben und sich einen hitzigen Spekulationsfieber hingegeben Herr Winterfeld machte in großartiger, dabei aber sehr an sich gebracht, einen wahren Balast, den ein Bauspekulant und auf der Basis von Bankbilleten und Wechseln so flott gelebt, liebenswürdiger Weise die Honneurs dabei und nahm mit eben fertig gestellt hatte, und der bis dahin seines hohen wie nur möglich. Auf diesem papierenen Fundament hatte einer dankbaren Nachlässigkeit die Komplimente in Preises wegen weder vermiethet noch verkauft werden konnte. man Paläste gebaut und drinnen den Balastbesizer gespielt. Empfang von seiten des paraguayischen Finanzministers, Ein hohes elegantes Gebäude mit breiten Marmortreppen, Allgemach begannen jetzt hier und da kleine Verlegenheiten der so etwas noch nie in seinem Leben gesehen hatte. großem Springbrunnen auf dem maurischen Hofe, mit großen aufzutauchen, die sich nicht mehr so leicht wegräumen In der Abtheilung, in der das Gold aufbewahrt werden Thüren, die Scheiben vom feinsten Spiegelglas hatten; lassen wollten, wie noch vor kurzer Zeit. Die Herren sollte, hatte man ein Gedeck aufgestellt für die kleine ge­furz ein Bauwerk, das sich unter den übrigen niedrigen Recalde, Parodi, Segovia   und wie die kleinen und ladene Gesellschaft mit faltem Jmbiß von allerlei Delikatessen, Nachbarhäusern so ausnahm, wie ein König unter Bauern. großen Geldentnehmer hießen, Geldentnehmer hießen, begannen Schwierig- lechten Habana's und dem unvermeidlichen Champagner.

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