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Ihr damaliger Verwendungszwed bedingte die Einstellung| der Inflation stand ich amtlich in engster Berbindung mit ihr, von im Waffengebrauch geübten Mannschaften, vorwiegend und gerade ich weiß aus jenen Tagen die Verdienste Geßlers also ehemaligen Soldaten. So famen Unteroffiziere und Offi- und des Generals v. Seedt zu würdigen. Ich glaube auch zu ziere des alten Heeres in großer Anzahl in die Schußpolizei. wissen, was der Reichswehrminister mit jener mysteriösen Es gab sogar auch eine H. 3. b. V.( Hundertschaft zur besonde- Wendung in feiner Rede gemeint hat: die Reichswehr   ist ren Berwendung), wie bei der Truppe, oder vielmehr wie bei heute ein gefestigter Körper, aber es hätte auch leicht den Leuten, die Truppe spielen wollten. Und wer da weiß, anders tommen tönnen." Geßler und Seeckt waren mit welchen organisatorischen Schwierigkeiten die Polizei zu damals mutig und flug genug, um den dummen Lockungen fämpfen hatte, besonders dann, wenn die Entente mit neuen und Drohungen der Putschiften- Häuptlinge zu widerstehen. Auflagen hinsichtlich der Bewaffnung und Gruppierung fam, Ich würde gern mehr zum Ruhm der Reichswehr   sagen. ,, An­der wird zugeben müssen, daß es, damals auch nicht ganz leicht flagen ist mein Amt und meine Sendung, es ist mein Herz, Auch des Obersten war, aus der Polizei ein Instrument der Republik  , aus dem das gern beim Lob verweilt!" Polizisten den Kameraden des Volkes zu machen. Selbstver Gudo vius Berhalten, der den Meuterern Buchruders ständlich bleibt auch in der Polizei noch viel zu bessern, aber Widerstand leistete und damit den Küstriner Putsch lokalisierte, fie erfreut sich heute unbestritten des Vertrauens der weitesten verdient immer wieder hervorgehoben zu werden. Aber liegt Bolfskreise. in dem ,, es hätte auch leicht anders fommen fönnen" nicht auch eine schwere Selbstantiage? Drei Jahre lang standen Geßler und Seeckt   damals an der Spize der Heeresver­waltung, da hätte es wohl nicht mehr leicht anders fommen dürfen! Bon den ordentlichen Mannschaften der Reichs wehr drohte ihrem Bestande keine Gefahr. Auch die in den Forts und auf den llebungspläßen Döberig und Jüterbog   ver­sammelten Bauernsöhne und Schüler hätten es nicht ver mocht, den Kurs der Reichswehr   leicht anders herumzu­werfen. Wenn je die Gefahr bestand, daß es leicht anders hätte kommen fönnen, dann war sie lediglich in der Duldung folcher Elemente begründet, die aus der Reichswehr   ein ein­ziges großes Freiforps zu innen- und außenpolitischen Aben­teuern machen wollten. Die fich offen dazu bekannten, sind ja lange entfernt, aber es erscheint mir das Verlangen nicht überflüssig, darauf zu achten, daß auch die Vorsichti geren in der Reichswehr   feinen Boden gewinnen.

Und das Rezept: Rücksichtslose Entfernung der Offiziere, benen entweder der Wille oder die Fähigkeit fehlt, sich und ihre Mannschaften zu den Anforderungen der neuen Zeit, zum Dienst am Bolte und zum Schuße der Republif zu erziehen. Ferner: Sorgfältige Aus­lese der Mannschaften unter Mitwirkung der Gemeinde­behörden und Ausschaltung parteipolitischer Rücksichten. Ich stelle die Durchbildung der Offiziere und ihre Er­ziehung zum Staat von heute allem voran. Mit der Befehls gemalt hat der Offizier eine hohe und schöne, aber auch ver­antwortungsvolle Aufgabe. Seine Truppe ist das, mas er aus ihr macht. Darum fann fein Lob, feine Auszeichnung zu hoch sein für den Führer, dessen Mann schaften nicht nur durch den Drill, sondern mehr noch mit dem Herzen zur Erfüllung der Aufgaben einer republikanischen Reichswehr   bereit stehen. Und Geßler hat recht: Mit diesem Lob, mit dieser Anerkennung fargt die Republik  .

Aber wären die durch die Fememorde gekennzeichneten dunklen Umtriebe in den Garnisonen Rathenow  , Potsdam  , Spandau  , Küstrin  , Frankfurt   a. d. D. usw. denkbar gewesen, wenn alle Offiziere und ihre Beauftragten sich ihrer großen Aufgabe und Verantwortung bewußt geblieben wären? Wie mar es möglich, daß sieben Monate nach der feierlichen Er­flärung Geßlers im Reichstage Hunderte von Leuten die Forts Rüftrins und Spandaus füllten, entschlossen, die ihnen an­vertrauten Waffen auch gegen die Reichswehr   zu richten? Ist niemand verantwortlich dafür, daß im Herbst 1923 in den Kreisen dieser sonderbaren Stützen der Reichs­ wehr   auch die Ermordung von Ministern und Generalen erörtert wurde? Hat feiner der zur Beauf fichtigung und Kontrolle der Standorte Verpflichteten etwas gemerkt, als die verschiedensten Rechtsorganisationen nicht nur Leute, sondern auch Lebensmittel heranschafften? Ich habe nie davon erfahren. daß dieser Bersäumnisse wegen je ein höherer Offizier zur Rechenschaft gezogen worden wäre. Der Reichswehrminister hat am Montag die Zweckmäßig feit und den Erfolg der Mitwirtung der Gemeinde behörden beim Heereserfaßgeschäft mit einer Bemerkung in Zweifel gezogen, die bei einer wenig wohl wollenden Auslegung als Mißtrauen der Zivilverwaltung gegenüber gedeutet werden fann. Ich möchte mir diese Aus­legung nicht zu eigen machen, aber doch auf folgendes ver­weisen: Wenn die Heeresverwaltung von den Gemeindever­waltungen bei der Unterbringung der Heeresentlassenen Hilfe und Unterstüßung erwartet, dann sollte sie auch den Anschein vermeiden, als ob ihr die Mitwirkung der Gemeindebehörden beim Erfaßgeschäft unerwünscht wäre. Wer selber nur Miß­trauen äußert und Mißtrauen beweist, dem steht es nicht wohl an, von anderen Vertrauen zu fordern. Jedenfalls gewährt die Mitwirkung der Gemeindebehörden eine größere Garantie für die Ausschaltung parteipolitischer Einwirkungen, wie, die Auskunftspersonen der Rechtsverbände, deren sich die Heeres verwaltung früher allzunft bedient hat.

Ich weiß mich frei von jeder Gegnerschaft gegen die Reichswehr  . In den schweren Zeiten des Ruhreinbruchs und

Quersummenpolitik.

Enthüllungen über Judas   geheime Pläne.

Eine wohlgefüllte, wenn auch nicht ausverkaufte Schulaula im Zentrum Berlins  . Das Publikum: fast durchweg ältere Leute. Die Männer: merkwürdig verbissen, merkwürig jubaltern, merkwürdig holzig, vom Typ ausrangierter Kaisergeburtstags- Gymnafialpro fefforen. Die Frauen, alle mit Kaiser- Wilhelm- Gedächtnisfnoten, tantenhaft, mit allen Anzeichen geistiger Verschrumpelung. Unter­drücktes und nicht unterdrücktes Geraune:" Was er wohl für' ne Frau haben mag?" Blöglich Bewegung an einer der Saaltüren. Eine Gasse bildet sich. Eine abgehadte Majorftimme schmettert: Seine Erzellenz General Ludendorff  ! Heil! Heil! Heil!" Die aufgezwirbelten Schnurrbärte und verhinderten Brunhildes fallen begeistert ein: Heil! Heil! Heil!" Da wird er auch schon sichtbar, der große Kriegsverlierer Stelzt, energischen Antlitzes, nach dem für ihn reservierten Blag. Ein wenig später begibt sich, nach furzen Einleitungsworten

eines Eisernen Kreuzes erster Klaffe, eine kleine Dame auf das Bodium: Seine Frau. Seine zweite, nebenbei. Frau Luden= dorff, geborene Mathilde von Kemnih. Liebe Volksge= schwister" redet sie die Zuhörer an und dann bricht es unaufhalt­jam aus ihr hervor. Frau Ludendorff   ist keine geschickte Rednerin, aber auch feine schlechte. Es fehlt ihr die geistige Beweglichkeit, aber dafür hat sie gewisse schauspielerische Talente, die es ihr ermöglichen, zu gewissen Seiten getragen und pastoral zu reden anderen hart, prägnant, fantig, wie ein General, der seine Offiziere anpfeift.

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und zu

Frau Ludendorff   ergeht sich über das Rassenerbgut". Raffenerbgut. Was ist das? Es ist das im Unterbewußtsein aufgespeicherte feelische Bermächtnis unserer Ahnen und besteht für die nordische Raffe vornehmlich in Gottesstolz und Selbstbewußtsein. Frau Ludendorff   denkt nicht daran, das zu beweisen. Sie betretiert es. Also ist es fo. Ein Römling" beispielsweise habe einmal einen Bifinger gefragt, wer denn ihr Herr sei. Unser Herr?" habe der Wikinger zurückgegeben, wir haben keinen Herrn. Jeder von uns ist selbst ein Herr."

Daraus ginge ja wohl hervor, daß wir feinen Ludendorff und teinen Raijer brauchen? Nicht doch! Diese Schlußfolgerung ist, nach Frau Ludendorff  , eben verderblich. Selbstbewußtsein dürfe nicht ausarten in Auflehnung gegen den Führer. Also brauchen wir doch den Ludendorff und den Kaiser.

Nun gings mit vollen Segeln in den Antisemitismus hinein. Jüdisches Raffenerbgut sei der fatanische Haß gegen alles Nicht­jüdische. Daher die Vernichtungstendenzen des Judentums. Welt­frieg" ins Hebräische überfest und in die entsprechenden Zahlenwerte transformiert, ergebe die Zahl 1914.... Die Querfumme aus 1914 wäre die 15. Die hebräischen Zeichen für 15 wiederum, in Buch­staben umgeformt, ergäben Jehovah!" Ferner: Der alljüdische Führer Weizmann habe beantragt, den Bölferbund in Jerusalem  zu ftationieren. Warum? Nun, das nächste Jahr, das die Quer summe 15 aufweise, sei 1932. Bis dahin wäre es nicht mehr weit und demnach müßten die Juden sich dazuhalten! Das war die Wissenschaft der Frau Ludendorff  , die sie anderthalb Stunden lang

diesen Stellungen systematisch die Sicherheit und den Bestand der Republik   unterwühlten.

Vertrauen wird sich der Wehrminister erwerben, dem es durch die Tat gelingt, das Schuldbuch der Irrungen und wirrungen auszulöschen und die Reichswehr   zur Dienerin des Volkes und zum verläßlichen Machtmittel der Republik   zu machen.

Reichsjustiz.

Landes- und Hochverrat- nur in Deutschland   möglich! Der Unfug der Landesverratsprozesse ist in der Deffentlichkeit, vor allem auch im Reichstag, mehrfach gegeißelt worden. Als Illustration führte Genoffe Dr. Rosenfeld am 22. März den Fall des dänischen Kommunisten Laursen an. Morgen erscheint Laursen nach einjähriger Untersuchungshaft vor dem 4. Straffenat des Reichsgerichts. Wie unglaublich es auch scheinen mag: es wird ihm zur Last gelegt, daß er beabsichtigt habe, ein bei seiner Verhaftung gefundenes Schriftstück zu peröffentlichen, aus dem zu ersehen war, daß ein fremder Staat in Deutschland   gegen einen anderen fremden Staat einen Nachrichtendienst aufgezogen hat. Aus Buchstaben, Zahlen und einem Datum, die auf dem Schriftstück zu lesen waren, sol hervorgehen, daß es aus einer deutschen   amtlichen Stelle stammt. Sieht man von der Frage ab, wie dieses Schriftstück dem Laursen in die Hände gefallen ist, so bleibt allein die Tatsache bes stehen, daß es sich um ein Dokument handelt, deffen Veröffentlichung in feiner Weise die Interessen Deutschlands   hätte schädigen können. Daß frembe Staaten in dem einen oder anderen Lande gegen andere fremde Staaten militärische Spionage treiben, ist ein offenes Geheimnis. Das Reichskommissariat für öffentliche Ordnung hat jedoch, wie wir hören, ein Gutachten dahin abgegeben, daß die Veröffentlichung dieses Dokumentes den Interessen der deutschen  Landesverteidigung hätte schaden können. Daraufhin ist das Vers fahren gegen Laursen wegen versuchten Landesverrats eingeleitet

worden.

Genosse Dr, Rosenfeld, der Laursens Verteidigung wahrnimmt, hat den Innenminister v. Reubell   öffentlich aufgefordert, fich den Fall genauer anzusehen und eventuell ein abgeändertes Gutachten dem Reichsgericht noch im letzten Augenblick zukommen zu lassen. Ob es geschehen ist, entzieht sich unserer Kenntnis.

Laursen ist aber auch noch des Hochoerrats angeflagt. Als fommunistischer Funktionär soll er nach der bekannten Auffassung Niedners schon allein durch diese seine Eigenschaft sich des Hoch Derrats schuldig gemacht haben. Diese Art Rechtsprechung geht noch weit über die des Sozialistengefeges hinaus. Wann wird diese mal von der Weste der Republik   entfernt?

Einige Ausführungen Geßlers in seiner Montagsrede ließen erkennen, daß die Reichswehr   nur Untugend des alten Heeres sozusagen in Reinkultur übernommen hat: d. h., die Einbildung der Unfehlbarkeit. Der Wehrminister sprach davon, baß zu den Berichten der Interalliierten Militärfontrollfom­miffion alle Kreise des Voltes Material geliefert hätten,- wenige um des schnöden Mammons willen, mehrere aus Dummheit oder Schwazhaftigkeit. Dieser Befundung an sich möchte ich nicht widersprechen, sie ist aber nicht vollständig: das meiste material ist den Interallierten sicherlich durch die un­glaublichsten Torheiten der Beauftragten der militärischen Stellen selbst entstanden. Auch das gehört zum Kapitel Miß­trauen. Selbstverständlich standen alle Beauftragten, von denen im letzten Femeprozeß der militärische Sachverständige sprach, im Rechtslager, rechts von den Deutschnationalen. Warum die anderen gemieden wurden, hat ja der Artikel des Generals Reinhardt   verraten: die geiftige Atmosphäre der Rechtsparteien liegt dem Militär mehr als die von Friedens­bestrebungen angetränkelte Linke. Aber diese Erklusivität hat es dahin gebracht, daß unter dem Mantel eines lärmenden Patriotismus fich Männer in Vertrauensstellungen einschleichen fonnten, die zu unmittelbaren Materialliefeten ranten der Entente wurden. Der Reichswehrminister darf sich nicht darüber wundern, wenn die Verschweigung dieser doch nicht gerade unbeachtlichen Vorkommnisse in der Liste unserer staatspolitischen Torheiten zu neuen Zweifeln, zu neuer Stepfis, zu neuem Mißtrauen führt. Wer Fehler beseitigen will, muß sie erkennen.

Ich darf mir bescheinigen, jeder ungerechtfertigten Ber dächtigung der Reichswehr  , jeder Berallgemeinerung einzelner Fehler entgegengetreten zu fein. Aber was sich nicht zurüd meisen läßt, ist folgendes: Weite Kreise der Reichswehr   haben sich lange Jahre entgegen den ausdrücklichen Erklärungen ihres höchsten Borgesetzten in einer Art betätigt, die von einem Ber­frauen in die Linksparteien, insbesondere in die sozialdemo­fratisch gesinnten Arbeiter nichts erkennen ließ. Dagegen haben die Verhandlungen vor den Feme  - Gerichten der Deffent­lichkeit gezeigt, wie offenfundige Feinde der Republik   jahre­lang Vertrauensstellungen der Reichswehr   bekleideten und in

Eine Nachwahl in London  . Wenn sich Arbeiterparteiler streiten der Liberale.

fiegt

Der Arbeiterabgeordnete Dr. Haden Guest hatte, obwohl in meisten anderen Fragen eher linfsfozialistisch gesinnt, die scharfe Opposition der Arbeiterpartei gegen die Chinapolitik der Regierung Baldwin abgelehnt, sein Mandat niedergelegt und sich als unab hängiger Randidat zum Wahlkampf gestellt. Obwohl er als Armen arzt seines Wahlkreises Southwart in London   SD, starte persön liche Sympathien genoß und durch seinen Frontwechsel auch viele tonservative Stimmen erhielt, blieb er dennoch um 3000 Stimmen hinter dem offiziellen Arbeiterfandidaten Isaacs zurüd. Der lachende Dritte war aber der Liberale Straus, der mit 1200 Stimmen Vorsprung, die er wohl zum Teil ebenfalls den Ronfervativen verdantie, siegte. Die Arbeiterfraktion des Unter­hauses hat somit zum erstenmal einen Sig verloren, aber bei den besonderen Umständen dieser Rachwahl tann unmöglich von einem Vormarsch der liberalen Partei die Rede sein.

3m Gouvernement Tschernigoff ist der Vorsitzende der dortigen kommunistischen   Parteiorganisation wegen firchenfeindlicher Agitation von Bauernerschlagen worden. Die Täter sind entkommen,

verzapfte. So stellt sich das Ehegemahl des Heerführers im Welt-| Johanna, von des Inquisitors gütiger Grausamkeit, von dem geschichte vor.

frieg, und nicht etwa die Schwester des kleinen Moris. die Belter Mönchstutte? Für das alles fahre ich noch einmal, auf ber

Reichlich viel Ahhs und Ohhs, Heils und Pfuis begleiteten Frau Ludendorffs Enthüllungen über die jüdische Quersummenpolitif. Ein Mütterchen vor mir fonnte sich vor Begeisterung über das Licht gar nicht fassen, das ihr hier über die geheimsten Absichten Judas  aufgesteckt worden war, und nichte mir, dem Fremden, einmal über das andere wie einem lieben alten Bekannten zu.

Der erhebende Bortrag flang in ein dreifaches Heil für den Sieger von Tannenberg" aus. Auf der Treppe draußen herrschte dann ein furchtbares Gedränge, aber als die scharfe Majorsstimme befahl, Platz für seine Erzellenz den General Ludendorff   und feine Gemahlin zu machen, gehorchten die lieben Volksgeschwister" und Abkömmlinge der Wikinger, die feinen Herrn tannten", und quetschten sich wie die Heringe an die Wand heran, damit eine Gaffe entstehe, und während manch einem wohl die Zigarren zerbrüdt und die Hühneraugen abgetreten wurden, stelzte der General  , ver. bindlich nach allen Seiten grüßend, mit der Gemahlin in aller Be. quemlichkeit dem Ausgang entgegen.

Theaterabend in Rathenow  .

Jodof.

Ueber Straßen, die Sturzädern gleichen, stolpert der Autobus nach Rathenow  . Zweiundeinhalbe Stunde wird man durch gerüttelt. Hoppla, eine Kurve. Schlechter fann der Weg nicht mehr werden. Nein, man foll lieber feine Behauptungen aufstellen, sondern sich still und resigniert bescheiden. Einmal ist man in Rathenow  .

Warum in Rathenow  ? Die optische Industrie, die dort hoffent lich noch immer prosperiert, ist gewiß nicht der Anlaß für diese Probe auf Seefestigkeit. Theaterabend! Aber hat man die hei lige Johanna" nicht in Berlin   hinreißend mit der Bergner gesehen? 3ft nicht die Erinnerung daran, von einem umfaßbar herrlichen Sonnenuntergang gefärbten himinel untermalt, das einzig Besänftigende an dieser unsanften Fahrt?

Einmal also ist man in Rathenow  . Sigt in einem hellen, großen menschenerfüllten Saal. Dunkel wird's. Der Vorhang hebt sich. Ritter Robert von Baudricour, der Schloßverwalter. Da kommt auch schon die kleine, naiv freche Johanna. So jekt stedt man drin im Spiel. Sah man nicht die Reinhardt- Aufführung in Berlin   mit der Bergner? Der erste Aft von Shaw solid theatergerecht gezimmert, mag schon gehen. Aber wie wird's weiter werden? So einfach läßt sich die Stepsis nicht totschlagen.

Der zweite Akt. Der dritte Aft. Man hat schon wieder sehr gut gelernt, wie das ist, den Atem anhalten, um ein leiſes Wort nicht zu verlieren, Herzklopfen zu friegen und ein wenig feuchte Finger, wie ein Kind im Theater. Jetzt fetzen die Gegenspieler ein, der Adel und die streitbare Kirche. La Hire, der Kaplan von Stogumber, Peter Cochon, Drei Typen, eine Weltanschauung: Mittelalter. Herrlich forsche Dialektik, für die Bühne aber die schwerste Szene. Gedankenaustausch feine Handlung. Saß man bei Reinhardt ebenso steif, still, Augen gerade aus, Dhren gerade aus? Wahr scheinlich. Ebenso. Soll ich noch von der Krönung von der Gerichtsszene sprechen? Bon der fleinen, menschlich heiligen

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Bruder Martin Ladvenu mit dem irdisch lebendigen Herzen unter Stelle zweiundeinhalbe Stunde nach Rathenow  , Nachts drei Stunden zurüd.

So wie hier foll man Theater spielen, Schauspieler für das Werk begeistern als Masse, nicht als einzelne. Einen heraustoben bedeutet da Unfinn. Einen, bei näherer Bekanntschaft torrigieren, beraten, einen, im schlimmsten Falle, heraustadeln, ist möglich. Aber Niveau ist Selbstverständlichkeit.

Das also ist die Arbeit des Ostdeutschen Landes= theaters, das als Teil der Deutschen Voltsbühnenver­eine Brandenburg, Bommern  , Medienburg und vielleicht noch andere Landstriche als Wandertheater durchreist. Heute hier, morgen dort. Vier Wochen wird dasselbe Stück gegeben, dabei unterwegs, Sonnabends, Sonntags, bisweilen auch in Berlin   ein neues ge probt. Tags Eisenbahn  , abends Theater, nachts Hotelbetten. Wer ba nicht Schauspieler ist, bis in jede Fingeripiße, mit Haut und

Haar dem Theater verschrieben, hält das Leben nicht lange aus.

Aber: jeden Abend ein neues Publikum. Jeden Abend nach dem Boltsbühnensystem ausverkaufter Saal, das fann schon für viele Strapazen trösten. Wenn man eben die ganz große, unausrottbare Liebe zum Theater hat.

Die Truppe des Ostdeutschen Landestheaters hat sie sicher. Die Heilige Johanna" ist das erste Stück, das ich von ihr sah. Aber wenn sie wieder spielt zweieinhalb Stunden stolpert der Autobus hin, drei Stunden nachts zurüd es wird mir ein Bergnügen fein. Trude E. Schulz.

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Vertrauensvofum für den Borstand der Bolfsbühne. Gestern abend tagte eine gemeinsame Sigung der Berwaltung und des Rünstlerischen Ausschusses der Bolfsbühne E. B. Nach ausgiebigen Erörterungen wurde von den Versammelten mit allen gegen vier Stimmen folgende Entschließung angenommen: Der Borstand hat das volle Bertrauen der Ber= waltung und des Künstlerischen Ausschusses in allen Schritten, die dazu dienen, den Charakter der Boltsbühne als überparteiliche Kulturorganisation sicherzu­stellen."

Gegen das Luftbarkeitsgeseh. Der Reichsausschuß fultureller Berbände, dem alle namhaften Organisationen des Schrifttums und der Kunst angehören, veranstaltet am 31. abends 7% Uhr im Plenarjaal des ehemaligen Herrenhauses, Leipziger Str. 3. eine große Protesttundgebung gegen das Luftbarkeits gefe, in der folgende Redner sprechen werden: Julius Bab  , Brof. Boffeft, Wolfgang Heine  , Prof. Hildebrandt, Grete lm, Leopold Jeßner, Walter v. Molo, Prof. Paul De stretch. Eintritt ist frei. Einlaßkarten sind am Saaleingang zu haben.

Walfer   v. Molo in die Oberprüfflelle berufen. Der Reichsminister des Innern hat Walter v. Molo zum Beifiker in der Oberprüfftelle für Schund­und Schmugschriften ernannt. Walter v. Molo hat diese Berufung an genommen.