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einem einfachen weißen Linnentuch wie eine Mumie einge­hüllte Körper wird auf einen quadratischen Stoß langer Holzscheite gelegt. Andere Leichen liegen, zur gleichen Bro­zedur bereit, auf rohen Bambusbahren daneben. Haftig leden die großen roten Zungen die dünne Leinenhülle von dem braunen Körper; die durch das Luch dicht an den Leib ge­drückten Arme werden fret und bewegen sich seitmärts. Als wollte er die glühenden Schette wegschieben, macht der Tote einen legten Gebrauch von seinen Ellenbogen, für die der Inder im Leben so viel meniger Berwendung hat, als die all zeit gefchäftigen Söhne der abendländischen Kultur.

Auf dem Boot, vom Flusse aus, überwacht man den ganzen Borgang. Auf einer höher gelegenen Plattform des treppenförmig gebauten fteinernen Flußufers fist ein Ber­wandter des den Flammen übergebenen Toten und läßt sich vom Barbier Gesicht und Schäde! rasieren, um hernach zur Reinigung in die Gangesfiut zu tauchen. Nicht alle Badenden sind indeffen bei ihrer Handlung religiös andächtig. Meist find dies nur ältere Männer mit weißen Bärten; die Jugend aber schlägt fröhliche Burzelbäume in dem fühlen Waffer, und ein kommender indischer Zille findet für feinen Kreibe

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mantel am Tag der Krönungsfeier mit dem schäbigen Sol­datenrod, der ihm Lebenselement war. Jest figen fie an der heiligen Flut, beten zwischen Bauern und Kulis, die weder von Hegel   noch vom Corpus juris" wissen und würden auf Be­fragen freudig bekennen, daß Hegel, Niezsche, Bügelfalten und High Court ihnen nur Mittel sind und sein sollen zur Wieder­erwerbung indischer Freiheit und Eigenkultur. An den Bassern Babylons...

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Mit solchen Leuten gemeinsame Affionen machen, heißt nur dem gemeinsamen Gegner Schadenfreude bereiten. Und dazu fi uns antireaktionäre Kundgebungen doch zu gut.

Bayern   lenkt ein.

Der Innenminister mißbilligt antikommunistische Rebergriffe.

Es gibt auch andere indische Typen mit Europäerbildung, München  , 1. April.  ( Eigener Drahtbericht.) Der standalöse die ihrem Lande zum eigenen Wohl die fapitalistische Borgang, daß die fommunistische Landtagsabgeordnete Frau Lebensform des heutigen Europa   wünschen mit High Court, Aschenbrenner wegen ihres Auftretens als Distuffionsrednerin Bügelfalten, Baumwollbörsen und wenn's fein muß einem in einer Bauernbundversammlung von dem zur lleberwachung an­Scheinchristenium, hendlich und biegsam. Und noch andere, wesenden Gendarmen gefesselt und dabei erheblich verletzt wurde, welche westlichen Radikalliberalismus, Sozialismus, ja felbft tam ant Freitag im Berfassungsausschuß des Baye­Leninismus als Selbstzwed anerkennen und für Indien   er rischen Landtags zur Sprache. Von den Rednern aller Par­Strebenswert halten. Aber ich glaube, diese zusammengefeien würde dieje selbst in Bayern   ungewöhnliche Verfassungsver­nommen sind gering an Buhl gegenüber denen, die, Seminar- lezung durch einen Polizeibeamten aufs schwerste beklagt. Selbst der hornbrillen vor den Augen und Gott Shiwa im Herzen, am Innenminister sprach der anwesenden Abgeordneten Aschen­Herzen, a heiligen Ganges   figen. brenner sein Bedauern über den schweren polizeilichen Mißgriff aus und gab ihre volle Genugtuung. Die unmittelbare Folge dieser tlärungen des Ministers die in legter Zeit in Bayern   bestehenden Anordnungen gegen die Kommunisten in Zukunft gemilbert werden. Db biefes Zugeständnis soweit geht, daß enda fich die volle Rebefreiheit für die Kommunisten hergestellt wird, bleibt abzuwarten.

ſtift hier ebenso dankbare Objekte wie fein Berliner   Borläufer Gemeinsame Aktion. 08 algemeinen Verurteilung ift darin zu erblicken, daß nach den Er­

em Wannsee  .

Nach Berlauf von zwei Stunden ist der Leichnam zwischen den brennenden Scheiten so ziemlich verkohlt, und nur der Schädel zeigt noch die ursprüngliche Form. Um deffen Berbrennung zu befchyleunigen, nah! der Leichenverbrenner mit einer Reule und zertrümmert die Hirnschale. Der Mann übrigens, der das Wert der Leichenverbrennung ausübt, steht unter besonderen Religions- und Kastenvorschriften und darf, wie uns gesagt wurde, an den Tagen, da er seines Amtes waltet, nur isoliert leben und speisen.

Das einzigartige an Benares   ist, daß das eine, linke, Gangesufer, um welches die Stadt sich herumgruppiert, ihre eigentliche Hauptstraße" ausmacht, wenn man von einer jolchen reden fann. Rirgends in der inneren Stadt findet sich eine gleiche Gebäudemaffe und ein ähnlich tonzentriertes Bolfsleben. Jeder der großen Hindu- Maharadschas hat am Gangesufer zu Benares   ein Gebäude für seine Benugung bei Bilgerfahrten, und in manchen Fällen auch für die Unter­bringung seiner wallfahrenden Landesfinder. Einige dieser Bauten sind schlicht, andere Balästen ähnlich.

Von den Häusern am Ufer bis hinab ins Gangesmaffer steigen in sanfter Schräge die schon erwähnten Steintreppen, von denen jede einen freien Blaz darstellt, der Länge nach ein­geteilt in Ghats" oder Gebetsstätten. Nachmittags gegen fünf Uhr füllen sich die Ghats" allmählich zur Dichte von Maffenversammlungen. Um Beter oder Prediger scharen sich die einzelnen Bilgergruppen nach Provinzen und Landsmann schaften. Hier veranstalten die Madrasjen ein Zeremoniell, dort die Radschputen, woanders die Bengalen. Bom Boot aus gefehen gewähren die vielen Tausende schneeweißer und grellfarbiger Kleider, der Männer wie der Frauen, das lebens: vollste Farbenspiel, das man sich denken kann. Dem Ufer nahend, unterscheidet man die Typen der Gesichter. Des öfteren bemerften wir darunter froß der indischen Kleider­troh der indischen Kleider­hülle jene unverkennbaren Repräsentanten modern- euro­päischer Geistigkeit, jenes Europäerintellekts, der sich im Ant fig auf ganz andere Art ausprägt, als die Beisheit des Brahmanen": jener Seminar- und Hörsaalintelligenz, die Naturgebilde und göttliche Weltordnung gleichermaßen unter Lupe und Seziermesser nimmt. Meine letzten Rupien wette ich, daß die hier Aerzte sind, Advokaten und Dozenten, die in London   oder Berlin   mit Seidenwäsche und Bügelfaltenhofen| zum ,, Rolleg" gingen. Jetzt mögen sie wohl an einer indischen university" über Hegel  , Schopenhauer   und Niegiche lejen oder am High Court" in Kalkutta   die Rechtsfälle einer Aktiengesellschaft vertreten. Ich kenne sie längst als Typ. So bald die Vorlesung zu Ende, die Gerichtsfizung vorüber ist, vertauschen sie aufaimend den gebügelten Europäerwams mit dem weißen Brahmanenumbang, wie Napoleon   den Burpur­

Sie, Löwenstein!

Was in Berlin   nicht paffieren fann. Leugne einer noch, daß so eine Republik lebensgefährliche Zu­fiände schafft!

Bitte sich auszumalen: Ein Herr von durchaus aristokratischem Habitus iustwandelt an der Gedächtniskirche und hängt wohlgefällig cinen Stoßtrupp des Hitler- Papft- Stellvertreters Göbbels, als von hinten eine Stimme ihn anruft:

,, Sie, Löwenstein!"

Der Angerufene stuht, die Hafenkreuzkolonne bremst, nochmals tönt es mit unleugbarer Beziehung auf den aristokratischen Herrn: Sie, Löwenstein!"

Das nächste ist, wie man so sagt, Betf eines Augenblicks. Erst als der vornehme Serr mit gefnidtem Rasenbein, zertretenen Rippen und 18 Quetschwunden auf der Unfallstation abgeliefert wird, ergibt sich als sein Name:

Leopold Prinz zu Löwenstein Wertheim  . Selbstverständlich ist die Geschichte erfunden. In Berlin   fann gottlobo etwas nicht paffieren. Denn die deutsche Republik hat das große Bunder des Wunderrabbi von Kolomen wiederholt, der einen ganzen Berg wegbetete, so daß nichts als ein großer Haufen Felfen und Gestein übrig blieb: Sie hat den Adel fo radikal abgeschajji, daß nichts davon übrig blieb als ein genau gleich­iautender ,, Namensbestandteil".

Aber nun kommt die tragische Wirklichkeit. In Oesterreich  , wo das Deutschtum bekanntlich degeneriert und national minderwering ist, gibt es tatsächlich keinen Adel mehr. Und der Prinz zu Löwenstein Bertheim beging die Unvorsichtigkeit, aus den rechtlich umheglen Gefilden Deutschlands   nach Wien   auszumanbern. So geschah denn das Unglüd.

Weil nämlich ein Steueregelutionsbeamter den Prinzen besuchen fam. Barum, das verschweigt des Berichtes Höflichkeit. Aber der alte Gabor hätte gesagt: Das läßt tiej blicken!"

Kurz und gut: Bir wiffen nicht, ob der Steueregefutor frucht. Ins fam. Uber er tam furchtlos. Und fagie schlaufweg: Gie, Löwenstein!" Und der Bring verbat fich das. llnd der Steuer­exekutor blieb bei seiner Rechtsauffaffung. Und begründete fie: Für mich find Sie fein Fürst und fein Graf, sondern Steuerträger".

Was soll ein Prinz machen, wenn er vom Prinzen zum simpeln Steuerträger degradiert wird? Und gar als träger Steuer­träger? Der Bring wurde grob. Der Prinz schimpfte. Der Bring shrie: Sie benchmen sich wie ein Kuischer".

Aber ba tam ein österreichisch  - republikanisches Kreisgericht, und der Prinz hatte wegen Amtsehrenbeleidigung 50 Schillinge zu zahlen. Außer den Steuerrückständen. Alles für den Kutscher". Wir aber erklären das Urteil für ungerecht. Benn schon

Wie Kommunisten sie auffassen.

Der alte Georg Bebebour hat lehthin in der Weltbühne" als Mittel zur leberwindung der Spaltung der deutschen   Arbeiter flaffe gemeinsame Aftionen empfohlen, benten er geradezu under­wirtung zufchreibt. Da Ledebour ein Gegner brutaler Gewalt ist, fann er unter folchen Aktionen nur Versammlungen und friedliche Umzüge verstehen, und natürlich fönnten sie nur für Ziele veranstaltet werden, die beiden Teilen der sozialistischen   Bewegung gemeinsam find, also in erster Linie zur Abwehr reaktionärer Berfuche.

Gestern hat man die Probe aufs Erempel gemacht. Um gegen das reaftionäre Jugendschutzgesetz zu protestieren, hatte der Reichs ausschuß fultureller Berbände jene allgemein zugängliche Bersamm lung ins ehemalige Herrenhaus einberufen, über die wir am Freitag morgen berichtet haben. Gegen dieses Gefeh sind mit uns auch die Sommunisten, ihre Abgeordneten werden vielleicht sogar mit unseren dagegen stimmen, wenn sie es nicht etwa so machen wie vorgestern im Breußischen Landtag, wo sie mit der Rechten gegen völkerver­löhnenden Schulunterricht und gegen Ausbau der Simultanschule gestimmt haben... In der Herrenhausversammlung waren auch eine Anzahl Kommunisten. Um gegen das Jugendgesetz zu prote­stieren. Wirklich dazu?

Außerdem befaßte sich der Berfassungsausschuß noch mit einem deutschnationalen Antrag auf Berbot des Potemkin Films in Bayern  . Dieser Antrag wurde abgelehnt. Angenommen murde ein Antrag der bayerischen Boitspartei, der die Regierung ersucht, bei der Vorführung von Filmen, die die gegensätz­lichen Anschauungen in der öffentlichen Meinung so beherrschen. das eine Störung der öffentlichen Sicherheit eintritt oder sicher zu erwarten ist, die gebotenen porforglichen Maßnahmen, nötigenfalls durch Einstellung der Borführung, zu treffen.

Parlamentsfaluß in Wien  .

Annahme der Altersversicherung.

Wien  , 1. April.  ( Eigener Drahtbericht.) Der Nationalrat hat am Freitag seine Tagung beendet und wird, wie der Präsident mitteilte, vor der Neuwahl nur noch dann zusammentreten, wenn entweder die Regierung oder ein Biertel der Abgeordneten wegen wichtiger Ereignisse eine neue Tagung für notwendig halten. In der letzten Sigung wurde das Gefeß über die Altersversiche= rung verabs diedet. Bergebens versuchten die Sozialdemo fraten noch einmal, eine Berbesserung durchzusehen. Alle Abände rungsanträge murden abgelehnt. Es bleibt dabei, daß das Gesez erst dann in raft tritt, wenn Deutschösterreich weniger als 100 000 Arbeitslose hat, von allen anderen unglaube Dr. Bauer für die Sozialdemokratie die Erflärung ab, ihre An ficht gehe dahin, daß es nach den Wahlen leichter sein werde, das Gefen zu verbessern, als die Arbeit ganz von neuem zu bc­ginnen. Die Sozialdemokratische Partei   werde bei den Wahien alle Kraft einfegen. damit ein Barlament zustande fommt, bas eine wirkliche Altersversicherung schafft. Unter diesem Borbehalt stimmte die Sozialdemokratie dem Gesetze zu.

Wolfgang eine spricht als Hauptredner ein Mann, der seit Jahrzehnten immer in der ersten Reihe steht, wenn es gilt, gegen 3enfur und reaktionären Berwaltungsmißbrauch zu fämpfen. Wir erinnern uns 3. B. aus der Vortriegszeit einer Protestversamm lung gegen die Verfolgung von Hans Hyans Roman Die Ber führten", einberufen vom Schuhverband deutscher   Schriftsteller ins damalige Cines" am Rollendorfplag. Hauptrebner roar felbstlichen Bestimmungen abgefehen. Bor ber dritten Lesung gab verständlich Bolfgang Heine, wie in fast allen derartigen Rund gebungen seit Anfang der neunziger Jahre. Aber was geschieht: Heine wird von einem Bürschchen, dessen Alter sich zu dem Heines verhält wie 1: 4, frech angeschrien, weil er als preußischer Innen­minister nicht die Sowjetrepublik eingeführt hat. Ist das gemein fame Attion gegen Külz  - Reudells Jugendgeseh?

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Für die Bolksbühne spricht Dr. Bab, dessen Name seit vielen Jahren mit der Entwicklung der Boffsbühne verknüpft ist, der die Eröffnungsrede im Haus am Bülowplatz   gesprochen hat die Partner der gemeinsamen Aftion gegen das Jugendgesetz brüllen ihn unausgefegt an, weil sie mit seiner Tätigkeit im Bolts bühnen vorstand nicht einverstanden sind. Und so stören fie fast den ganzen Berlauf der gemeinsamen Attion, um schließlich eine Rednerin vorzuschicken, die nichts anderes will als jedem der Refe renten, wienerisch gesprochen, ein Klampft anzuhängen", nord­deutsch: um jedem eine üble Nachrede zu halten.

Als die Versammlung davon genug hat und durch Debatteschluß auf weitere Stänferer verzichtet, toben sie erst recht wie besessen, schreien und schimpfen, wie sie sich das gegen ihre eigene Bartel­obrigkeit nie und nimmer erlauben dürften, ohne fofort und dauernd Herauszufliegen.

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Der ehemalige Finanzminister Dr. Ahrer, in die christlich­sozialen Bautenstandale start verwickelt, ist nach ganz furzem Aufeni­halt in der Heimat wieder nach- Ruba zurüidgereist. Unjere Ge noffen verlangten seine Vernehmung, aber er fonnte nicht mehe erwischt werden!

Die Hehe der Rechtspresse gegen den Gesandten Dr. Koffer- Riga wird amtlich von der Reichsregierung als nollkommen hallos, überdies sehr bebauerlich und die Reichsinteressen empfindlich schä­digend bezeichnet.

Sozialdemokratische Amnestie in Finnland  . Die sozialdemokra tische Regierung Finnlands   hat beschlossen, die Aufrührer von 1918 zu begnadigen und hat einen entsprechenden Gefeßentwurf ein­gebracht. Eine größere Zahl Rebellen ist bereits amnestiert worden.

Republit dann ist Kutscher feine Beleidigung. Wir hätten besorgte. Jebenfalls muß anerkannt werden, daß Dr. Hildebrand nur strafend eingegriffen, wenn der Ruf gelautet hätte: Sie benehmen sich wie ein Bring."

Das ist nämlich eine firafbare Handlung- fich wie ein Prinz benehmen. Siehe Fall Harry Domela  !

Gottlob, Deutschland   ist noch ein Rechtsstaat. Deutsche Gerichte hätten anders entschieden. Die hätten den Stutscher" für Wahr nehmung berechtigter Intereffen erklärt und wegen Beleidigung verurteilt den Steuereretutor.

Denn wie kann man einen Prinzen schwerer beleidigen, als wenn man ihn anrufi: Sie, Löwenstein!"

viel Erfreuliches geschaffen hat. Das Schönste, auch vom rein ästheti schen Standpuntt, ist vielleicht neben den mundervollen Porzellan­Friederike Luije. Ueberhaupt ist nach Möglichkeit die alte Innen und Glassammlungen die lichte, geräumige Empiregalerie der architektur der Räume wieder hergestellt worden, die zum Teil durch fostbare chinesische Bandbespannungen und Einzelstüde aus anderen Schlöffern ergänzt werden konnte. Doch und das ist eine Kuriofi­tät des Museums, die es hoffentlich nicht verliert zu allem Sehens werten muß man sich erst durch eine, trotz aller Ausmerzungen noch immerhin reidlichen Menge von Scheußlichfeiten durcharbeiten, die als bombaftische Erinnerungszeichen an unseren dahingegangenen Wilhelm den ersten Saal füllen. Ies.

3umal, wenn der Prinz außerdem noch Wertheim   heißt. Nein wirklich, die Abschaffung des Adels in Deutschland   ist un­möglich. Denten wir an die Folgen: Wie könnte Herr v. Herzberg  noch in der Deutschen Zeitung" schreiben, mie fönnte Herr Bauffam Becker sich noch für den Landrat v. Rosenstiel begeistern, wenn bei uns öfterreichische Zustände ausbrächen? Für den obrigkeitsstaatlich erzogenen Reichsdeutschen ist und bleibt es eine undenkbare Bor ftellung, daß ein Prinz zu Löwenstein- Wertheim   eines Tages wirt­lich auf die Anrede hören müßte: ,, Sie, Löwenstein  !"

Mich. v. Lindenheden.

Museum Schloß Monbijou  .

Schloß Monbijou, das ehemalige Hohenzollern  bem Bublifum als Museum wieder zugänglich gemacht worden. Der Museum, das seit den Revolutionstagen geschlossen war, ist nun Grundstock des neu eröffneten Museums Schloß Monbijou  ift der gleiche wie der des Hohenzollern  - Museums. Aber er wurde doch unter merklich anderen Gefichtspunkten geordnet. Eine ganze Reihe von Räumen, die einst einem abgeschmadten Hohenzollernfult bienten, der fritillos Andenken fammelte und zu diesem Zwecke immer neue hinzu erfaßte, vermitteln jegt ein lebendiges tunst- und naturhistorisches Bild vergangener Jahrzehnte und Jahrhunderte. Allerdings wird es manchem Besucher scheinen, als hätte man bis meilen mit viel energischerer Hand durchgreifen fönnen und den noch immer fühlbar vorhandenen Kitsch radikal entfernen, soweit er nicht gerade eben als Ritsch von ausgesprochen fulturhistorischer Bedeutung ft. Daneben wäre es vielleicht möglich gewefen, den Hohenzollern­Charakter des Museums minder zu betonen. Der ohne Frage tünstlerisch wertvolle Sarfophag der Königin Buise pon Rauch z. B. wäre in einem anderen Museum möglicherweise besser am Blaze gewesen und die marmorne Gefómadlofigkeit, die Wilhelm von Doorn in Sanssouci   an Stelle des Sterbestuhls Friedrichs II. hafte aufstellen laffen, hätte man am zwedmäßigsten als Bruch verkauft. Ein durchgehend fritisch gefichteres Museum ist Schloß Monbijou also leider nicht geworden, doch hat es faft den Anschein, als hätten die Hemmungen dazu an anderer Stelle als bei dem Kunsthistoriker Dr. Arnold Hildebrand gelegen, der die Neuordnung des Museums

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Eine Kunstgalerie im Haufe der Familie Rathenau  . Das Haus im Berliner   Liergartenniertel, bos Walter Rathenau   gemein­mit dem Münchener   Architetten Emanuel v. Seidl für seine Eltern gebaut hatte, ist jetzt in eine Galerie von Werken alter Kunst umgewandelt worden. Durch harmonische Ausstellung von Kunst­merten, z. B. Ausschmücung der Wände des großen Musitsaals mit französischen   Gobelins und Gemälden des Rofofo, bleibt der ur­fprüngliche Eindruck der architektonischen Schöpfung großenteils erhalten. Die von zwei Kunsthändlerfirmen geleitete Kunstgalerie enthält u. a. Bilder von Rubens, Botticelli  , Lufas Cranach und andern deutschen  , holländischen und italienischen Meistern, ferner die verschiedensten Gebiete des Kunstgewerbes, darunter farbige Glas malereien eines fölnischen Meisters aus dem 14. Jahrhundert.

Tänzerfongreß in Magdeburg  . Die Deutsche   Theaterausstellung Magdeburg   hat in den Streifen der Tanzfünstler den Gedanken wach gerufen, zum erstenmal den Bersuch eines Zusammenschlusses aller Tanztünftler und Tanzschulen zu unternehmen und zu diesem Zwed für den Juni zum ersten Tänzerfongreß nach Magdeburg   einge­laden. Es ist ein Aufruf erschienen, der von den führenden Persön fichkeiten wie Anna Pawlowa  , Mary Wigman, Rudolf v. Laban, Dr. Niededen- Gebhard und Prof. Oskar Schlemmer   unterzeichnet ist. Sollte dieser Verfuch eines Busammenschluffes glüden, so würde Magdeburg   einen ber interessantesten und eigenartigsten Kongresse erleben, die je in die Wege geleitet wurden.

Te verras Montmartro", Siebne von Qucien Boher, gelangt am 7. als Pariser   Cabarets Les Noctambuls und L'oeil de Paris zur Aufführung. Nachtvorstellung im Renaissance heater mit dem Ensemble der ftellung von Arbeiten früherer und jetziger Schüler der Malschule Arthur Das Kunthem Twardy, Botsbamer Straße 12, eröffnete eine Ants Segal, Berlin  .

Seine Erfranfung Sven Sebins. Chen Sedin bat feiner Swefler and Beling telegraphiert, daß die Berichte von seiner entheit völlig univabr felen.

Zum Gedächtnis des 100. Geburtstages von? rnold Bödin, der auf ben 18. Oftober b. 3. fast, wird in Bödlins Vaterstadt Basel   im April und Mai eine grobe Bodlin- Jahrbundertausstellung veranstaltet werden, die einen Ueberblid über das gesamte Schaffen des Stünstlers bieten fol. Autounfaustatiffit in den Bereinigten Staaten. In den Bereinigten Staaten von Amerila wurden im Jahre 1826 23 000 Personen durch Auto­unjälle getötet.