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Nr. 171 44. Jahrgang

Beilage des Vorwärts

Unser Bezirksparteitag.

Unter außerordentlich starker Beteiligung von Delegierten und Gästen fand gestern im Sigungssaal des Preußischen Staatsrates   in der Leipziger Straße   der Berliner   Bezirksparteitag der Sozialdemo­tratischen Partei statt. Zahlreiche Reichstags- und Landtags­abgeordnete sowie mehrere Bertreter des Parteivorstandes wohnten den Verhandlungen bei. Nach einer Begrüßung durch den Gefang­verein ,, Fichte- Georginia" eröffnete der Borsitzende, Genosse Künstler, den Bezirksparteitag; er gedachte zunächst der Toten der letzten Zeit und wünschte den Verhandlungen vollen Erfolg. Der Bezirksparteitag hat dann in ununterbrochener Arbeit die umfangreiche Tagesordnung und die große Zahl der von den Kreisen eingebrachten Anträge erledigt.

In seinen Erläuterungen zum

Geschäftsbericht

betonte Genoffe Theodor Fischer  , daß die Berliner   Partei die schwere und langanhaltende Wirtschaftskrise nicht nur gut überstanden hat, sondern verstärkt aus ihr hervorgegangen ist. Es ist festzustellen, daß die Partei trotz aller Anbiederungsversuche der Kommunisten bei allen politischen Aktionen ihre Selbständigteit gewahrt hat. Als politisch ernstzunehmende Partei können wir die Radaupolitit der Kommunisten nicht mitmachen. Wir werden die diesjährige Mai­feier selbständig durchführen und wir werden auch, entgegen der Absicht der Kommunisten, dem bevorstehenden Stahlhelm"-Tag in Berlin   reserviert mit Gewehr bei Fuß gegenüberstehen. Die Stellung unferer Landtagsfraktion zur Fürstenabfindung habe zwar die Arbeit während der kurz darauffolgenden Werbewoche für die Partei etwas behindert, doch haben die Genoffen in den Kreisen später das Ver­fäumte in durchaus befriedigender Weise nachgeholt. Genosse Fischer Streifte furz die Kommunalpolitik der Partei, erwähnte die Arbeit der Genossen in den Betrieben, im Bildungsausschuß, in der Arbeiterwohlfahrt und in allen sonstigen Unterorganisationen des Bezirksverbandes, und fam dann auf das Verhältnis der Partei zu den Beamten zu sprechen. Fischer meinte, daß der Streit um die Organisationsform an den Kampf zwischen Zentralisten und Lokalisten Anfang der neunziger Jahre erinnere und baß die Zeit auch hier die nötige Klärung bringen wird. Der Vorwärts" habe die Agitationsarbeit des Bezirksverbandes sehr gut unterstützt. Die Fluktuation in der Mitgliederschaft fönne durch bessere persönliche Fühlungnahme mit den neuen Mitgliedern eingedämmt werden. Fischer empfahl, zur Unterstüßung der Funktionäre ein Mitteilungs und Informationsblatt herauszugeben, durch das die neuen mit dem inneren Organisationsbetrieb der Partei noch nicht vertrauten Genossen unterrichtet werden können.

Der Berichterstatter schloß seine mit Beifall aufgenommenen Ausführungen mit der Feststellung, daß die gelegentlich auftretenden Meinungsverschiedenheiten im Tageskampf von allen Seiten in fameradschaftlicher Weise zum Austrag gebracht wurden und daß ftets das Bestreben vorhanden war, alles im Interesse der Partei Notwendige zu tun.

Der Kassenbericht

des Genossen Pagels ließ den guten Stand der Finanzen erkennen. Im Auftrage der Revisoren erklärte Genosse Sellin  , daß die Kaffen­führung fiets mustergültig gewesen sei; er beantragte die Ent lastung des Kassierers.

In der

Diskussion

wurden gleichzeitig die gedruckt vorliegenden Anträge 1-26, die zum Geschäftsbericht, zur Ausgestaltung des Borwärts", zur Schaffung eines Berliner   Parteiorgans, zur Einführung einer Monatszeit schrift für alle Mitglieder, zur Wahlpropaganda und zur Vorstands maht Stellung nehmen, mitberaten.

Als erster Diskussionsredner sprach sich Genosse Künstler für die Einrichtung von Wahlbezirken für die Wahl der Parteitags delegierten aus., Eine Ausgestaltung des Borwärts" sei dringend nötig; er bat, alle dahingehenden Anträge bem Bezirksvorstand zur gemeinsamen Beratung mit der Redaktion, der Berlagsleitung und der Pressefommission zu überweisen. Lebhaft befürwortet wurde von Künstler die Schaffung eines Berliner   2otalpartei blattes, in dem das Eigenleben der Berliner   Organi­

be­

fation zum Ausdrud gebracht werden könne, wozu der Borwärts" als Zentralorgan der Partei nicht dingungslos in der Lage sei. Die Berliner   Parteiorgani fation, die alle Angriffe der Gegner in vermehrtem Maße auszuhalten habe, brauche ein solches Lotalorgan, um sich wehren zu fönnen. Künstler betonte ausdrücklich, daß sich seine Stellungnahme durchaus nicht gegen den Vorwärts" richte. Aber was den Ge­noffen in den Unterorganisationen im Reiche recht ist, muß den Berlinern billig sein. Mit einem leicht verständlich geschriebenen Lotalparteiblatt muß die Partei an die Leser der bürgerlichen Zeitungen herantommen fönnen, um fie für unsere Gedankengänge zu gewinnen. Kein Bezirksvorstand, dem es ernst mit der Berant­wortung um die Partei ist, könne auf die Dauer auf ein solches Organ verzichten. Genosse Künstler trat schließlich für eine weit­gehende Unterstützung des Allgemeinen Deutschen Beamtenbundes ein.

Genosse Günther- Neukölln verlangte, daß sich die Partei von der durch Stresemann   vertretenen Außenpolitif frei mache. Strese­manns Politik jei nicht unsere Bolitif. Ueberhaupt müffe die Sozial­demokratie aus den staatsmännischen Erwägungen herauskommen. Genoffin Fischer- Charlottenburg trat für eine gemeinsame Jugendweihe ein, die von einer neu zu bildenden Arbeitsgemein­schaft zwischen der Freien Schulgemeinde" und dem ,, Verband der Freidenfer für Feuerbestattung" zu veranstalten wäre. Im Auftrage des Parteivorstandes gab Genosse Bartels zu der Frage der Schaffung eines Berliner   2ofalblattes zu be­denten, daß eine gewisse Lotale Unzufriedenheit mit dem ,, Borwärts" eigentlich schon immer vorhanden gewesen wäre, daß man aber früher nicht daran gedacht habe, für Berlin   ein eigenes Organ zu schaffen. Die bürgerlichen Blätter haben andere Existenzbedingungen als die sozialistischen  . Und deshalb müsse der Bezirksparteitag bei der Gründung eines eigenen Blattes fehr vorsichtig zu Werke gehen. Der Redner bat den diesbezüglichen Antrag so aufzufassen, daß mit seiner Annahme die Parteiinstanzen veranlaßt werden sollen, fich eingehend mit der Frage zu beschäftigen, inwieweit durch die Herausgebe eines Berliner   Lokalblattes die Interessen des Bezirks berbandes Berlin   gefördert werden können.

Beamten auswirken zu lassen. Die Partei muß eine attive Beamten­politik treiben, die aber nicht mit der Volkspartei und dem Deutschen Beamtenbund möglich ist. Unsere Arbeit müsse vielmehr dem Allgemeinen Deutschen Beamtenbund gelten. Die Schaffung von Lokal- Parteiblättern wird in der ganzen Partei diskutiert; so wichtig Parteiblätter zu unterhalten, mit deren Hilfe es möglich ist, an die es ist, daß wir ein Zentralblatt haben, so nötig ist es auch, Lokal­Massen heranzukommen.

Genoffe Kohur wandte sich gegen den Bericht der Beamten­zentrale, der geeignet sei, die Meinung auffommen zu lassen, daß in der Beamtenbewegung nur persönlicher Streit herrsche. In seinen weiteren Ausführungen behauptete der Redner, der DBB. benutze die Unterstützung der Partei nur dazu, um die unteren Beamten in seiner Organisation festzuhalten.

Als Vertreter des Parteivorstandes wandte sich Genoffe Crispien energisch gegen die Ausführungen des Genossen Günther über die triebene Außenpolitik am schärfften bekämpft; wir haben den Erfolg Politik der Partei. Stresemann hat zuerst die von uns stets be­zu verzeichnen, daß er jetzt unter dem Drud der Verhältnisse

unsere Politik durchführen

muß, die im ständigen Einvernehmen mit den Instanzen und Parteien der Sozialischen Arbeiter- Internationale betrieben wird. Crispien erörterte dann die technischen und finanziellen Grundlagen für ein Berliner   Lokalblatt und betonte dabei, daß der Bezirkstag allein darüber nicht endgültig entscheiden fann. Boraussetzung für ein eigenes Organ des Bezirksverbandes fei eine leistungsfähige Druckerei, die genügend Ueberschüsse abwirft, um das Blatt finanziell stüßen zu tönnen. Der Parteitag in Halle 1891 hat das damalige Berliner  Boltsblatt" unter dem Namen Borwärts" zum 3entral. organ der Partei gemacht. Das ist im Parteistatut durch die Jahr zahnte beibehalten worden, und die Berliner   Genoffen haben sich bisher damit einverstanden erklärt, weil sie ihre besonderen Verhält­niffe den Intereffen der Gesamtpartei unterordneten. Die Berliner  müssen sich mit dem Parteivorstand über eine erträgliche Regelung der Zeitungsfrage verständigen.

Ein Antrag auf

Schluß der allgemeinen Disfuffion

wurde gegen 12 Uhr mit großer Mehrheit angenommen. Nach einem furzen Schlußwort des Kassierers wurde diesem einstimmig Entlastung erteilt. Der Bezirksparteitag trat dann in die Er lebigung der zahlreich eingegangenen Anträge ein, soweit sie in der Diskussion zum Geschäftsbericht noch nicht erledigt waren. Ein großer Teil der Anträge wurde dem Partei- und dem Bezirksvorstand zur Berücksichtigung oder zur weiteren Behandlung überwiesen. Der Bezirksparteitag war in seiner übergroßen Mehrheit damit ein­verstanden, daß der Bezirksvorstand Berhandlungen über die weitere Ausgestaltung des Vorwärts" mit den zuständigen Körperschaften

aufnimmt.

Der Antrag des Bezirks Kreuzberg  , der den Bezirksvorstand beauftragt, geeignete Schritte zur Schaffung eines eigenen Lokalorgans zu tun, wurde gegen eine Minderheit ange. nommen. Dadurch erledigte sich ein ähnlicher Antrag des Kreises Neukölln. Wegen der verbilligten Lieferung des Borwärts" an arbeitslose Barteigenossen wird der Bezirksvorstand mit dem Verlag beraten. Die Einführung einer Monatszeitschrift für alle Mitglieder wurde gegen wenige Stimmen beschlossen.

Die Anträge, die die Wahlpropaganda zum Gegenstand haben, wurden zum Teil angenommen, zum Teil abgelehnt, zum an­beren Teil den Kreifen zur Durchführung überwiesen. Annahme fand ein Antrag aus dem Kreis Friedrichshain  , der für die Parteigenossen die Mitgliedschaft in der Konsumgenossenschaft verlangt und ihnen zur Pflicht machen will, mindestens den Durchschnittsumfaß der Ge­noffenschaftsmitglieder zu erreichen.

Einige Anträge, die sich mit der Zugehörigkeit der Parteimit­glieder zu gewerkschaftlichen Organisationen befassen, wurde durch die Annahme eines Antrages des Kreises Neukölln erledigt, der ver­langt, daß für jeden sozialistischen   Beamten die Ehrenpflicht bestehe, sich einer freigewertschaftlichen Beamtengewerkschaft anzuschließen. Die alte Forderung, daß jeder Funktionär freigewertschaftlich orga­nisiert sein müsse, foll wieder Geltung bekommen. Dieser Beschluß wurde bem nächsten Parteitage als Antrag unterbreitet.

Die Veröffentlichung der Namen der bei namentlichen Abstim­mungen in den Parlamenten fehlenden sozialdemokratischen Abge ordneten wurde auf Antrag des Kreises Friedrichshain   ebenfalls be­schloffen. Ebenso wurde beschlossen, in dem gedruckten Parteitags­protofoll neben der Bekanntgabe der Resultate von namentlichen Abstimmungen die Liften der für oder gegen den betreffenden Antrag

Montag, 11. April 1927

stimmenden Delegierten zu veröffentlichen. Der Bezirksparteitag berlangte ferner auf Antrag des Kreises Neukölln ein Einschreiten des Parteivorstandes gegen die Genossen, die sich durch literarische Mitarbeit am Organ der alten sozialdemokratischen Partei Sachsens  beteiligen.

Dem Parteitag in Kiel   überwiefen

trumspolitik im Reich und in Preußen Stellung nimmt. In dem wurde ein Antrag Neukölln, der zur politischen Lage und zur Zen Antrag wird die Regelung von schul und tulturpolitischen Fragen durch Reichs- und Landeskonkordate abgelehnt.

Unter den an den Reichsparteitag gestellten Anträgen be* findet sich ferner einer, der vom Parteivorstand vor wichtigen Ent scheidungen die Herbeiführung einer Stellungnahme der Gesamt­organisation verlangt, und ein anderer, der eine Abführung eines Teiles der Abgeordnetendiäten an die Parteifasse zum Gegen­

Dem Wohnungsbau- und Mietzinswesen galt ein Antrag des Kreises Kreuzberg  . Es wird darin die Verwertung der im Hausbesig liegenden Inflationsgewinne zugunsten eines gemein­wirtschaftlichen Wohnungsbaues, ein öffentliches Mietrecht mit Ründigungsschuh, eine Regulierung der Mietzinsbildung durch Gesetz gerichten und die Ausbildung der Arbeiterschaft für das Laienrichter gefordert. Die Ausbildung und die dauernde Erhaltung von Miet­tum auf diesem Gebiete wird zur Forderung erhoben. Der Bezirks<< tag beschloß, diesen Antrag dem Parteivorstand und der Reichstags fraktion zur Berücksichtigung zu überweisen.

In einer Anzahl Anträgen wandte sich der Bezirkstag an den Reichstag  , an den Landtag und an die Stadtverordneten. Die Fraktionen wurden ersucht, darauf hinzuwirken, daß den Barlamenten schnellstens ein Gesezentwurf unterbreitet wird, der ensprechend dem Heidelberger Parteiprogramm eine Trennung von Staat und Kirche und eine Trennung von Schule und Kirche vorsicht. Abgelehnt wurde ein Antrag Neukölln, nach dem der Bezirkspartei­tag den Reichstagsabgeordneten, die sich bei der Abstimmung zum Sturz der Regierung Marg der Stimme enthalten haben, das Miß­trauen ausspricht. Ein Proteftantrag des Kreises Schöneberg  , der sich gegen die Tendenzurteile deutscher   Gerichte gegen die Sozialisten und Republikaner   wandte, wurde der Reichstagsfraktion überwiesen. Alle Anträge, die eine Abänderung des Bezirksstatutes be medten, wurden mit dem Hinweis darauf zurückgestellt, daß eine Renderung des Statutes doch bevorstehe.

In vorgerückter Stunde nahm der Bezirtstag dann die Wahlen

zum Bezirksvorstand, zu den angegliederten Körperschaften und zum Reichsparteitag vor. Zum ersten Borfizenden wurde wiederum Genoffe Künstler, zum zweiten Litte und zum dritten Vor­fizenden Genoffe Sabbath   neu gewählt. Erster Schriftführer wurde Genosse Umlauf, zweiter Frig Schröder. Zu Beis fizern wählte der Bezirtstag die Genossen Dr. Lohmann und Nach den Vorschlägen Waldheim und die Genoffin Wurm. der Kreise wurden folgende Genoffen in die Breßtommission gewählt: Adolf Hoffmann  , Meier, Jante, Miethte, Büchner, Rechen­berg, Kühn, Bergemann, Dr. Korach, Draemert, Paulus, Schuldig, Wille Waldheim, Birnbaum, Garzte, Bizke, Schwarz, Hiege, arting.

Wolff, Kunze, Linde. Zu Barteivertretern im Bezirksvorstand der Revisoren wurden wieder die Genossen Sellin  , Jäniche, Timm, Sozialistischen Arbeiterjugend wählte der Bezirtstag die Ge­noffen Albrecht, Beiersdorf  , Arnold, Diederich, Mendelsohn, Schwarz. Der Bezirksausschuß für Arbeiterwohlfahrt hat folgende Mitglieder: Minna Todenhagen   und Franz Künstler   Vorsitzende, Schriftführer Walter Friedländer  , Raffierer Bagels, Beisiger find die Genoffinnen Doelz, Dr. Frantenthal, Schmitz, Wachenheim und Genosse Zachom. Revisoren im Bezirksausschuß für Arbeiterwohl. fahrt wurden die Genoffinnen Gertrud Scholz, Therese Jährmann und Genoffe Otto Stein. Der Bezirksbildungsausschuß setzt sich aus den Genoffen Weimann, Schmolinsky, Leo Kestenberg  , Seidel, Dr. Löwenstein, Günther, Horlig, Jakob und der Genofsin Stoď zu­fammen

Als Vertreterinnen der Frauen im Bezirksvorstand wählte der Bezirtstag die Genosfinnen Bohm- Schuch, Bachenheim und Scheibenhuber.

Als Delegierte zum Parteitag in Riel hatten die zwanzig Kreise, der Bezirksvorstand und die Frauen eine Borschlagsliste Don 31 Genossen und Genoffinnen aufgestellt, von benen 18 zu mählen waren. Die Auszählung der Stimmzettel ergab die Wahl der Ge nossen   Adolf Hoffmann  , Hennig, Kiefer, Maderholz, Buchmann, Schweifarbt, Litte, Hammer, Oppel, Wendt, Klose, Harnisch, Becker, Thurm; vom Bezirtsvorstand Künstler und Bagels, für die Frauen Mathilde Wurm  . Als Delegiertinnen für den Frauentag gehen nach Riel die Genoffinnen Ella Kay   und Anna Bormann.

Mit einem Hoch auf die Sozialdemokratische Partei   schloß der Borsigende, Genoffe Künstler, den Bezirksparteitag gegen 5 Uhr nachmittags.

Geklebte Brillanten.

Ein internationaler Juwelenschwindler entlarvt.

Ein internationaler Juwelenschwindler, der die Polizeibehörden des In- und Auslandes schon mehrfach beschäftigt hat, tonnte jetzt endlich von der Berliner   Kriminalpolizei unschädlich gemacht werden. Es ist ein 40 Jahre alter Händler", Samuel Bridner, ein gebürtiger Desterreicher.

Zu Anfang dieses Jahres tauchten in Berliner   Pfandleihen die sogenannten gelebten" Brillanten auf. Der Fachmann versteht darunter gefaßte Steine, deren o bere Hälfte aus einem echten Brillanten, die untere aber aus einem täuschend nachgeahmten Stüd Glas besteht. Beide Teile werden mit Fischleim so geschickt aneinandergeklebt, daß faft nichts zu sehen ist. Durch diesen Trick wird der Käufer oder der Pfandleiher über die Größe und damit über den Wert des Brillanten getäuscht. Als Verseker dieser betrügerisch aufgemachten Steine wurde ein Händler eon Lin in einer Pension in der Günzelstraße ermittelt und festgenommen. Er bestritt die Herstellung der gefälschten Brillanten und behauptete, selbst damit betrogen worden zu sein. Da man ihm nicht glaubte, so beschäftigte sich der Erkennungsdienst eingehend mit ihm, und die Folge war, daß er seine Maske der Harmlosigkeit fallen lassen mußte. Es wurde festgestellt, daß sein wirklicher Name Samuel Bridner war. Dieser Mann fuhr als zwölf­wollte. Er ließ sich aber verschiedene Betrügereien zuschulden kommen, mußte immer wieder ins Gefängnis wandern und faß so nach und nach 6 Jahre in Sing- Sing ab. Im Jahre 1922 wurde er in einen betrügerischen Belzhandel vermidelt und festgenommen, aber gegen eine Bürgschaft von 3500 Dollar auf freien Fuß gefeßt. Er zog es vor, die Kaution im Stich zu laffen und aus Amerifa zu verschwinden. Ueber Ranada fuhr er nach London   und Paris  . Die Vermutung, daß er im Zusammenhang stand mit dem großen Berlendiebstahl, der im Juni 1925 in Paris   verübt wurde, bestätigte fich durch sein Geständnis. Dieser Diebstahl erregte durch die Höhe ber Beute es murden nicht weniger als 1323 Perlen gestohlen überall das größte Aufsehen. Durch das Geständnis Bridners er fuhr man jest, baß ein Ronsortium von Gaunern in raffinierter

Genoffin Todenhagen berichtigte zunächst die Wendung in dem Auszug des Vorwärts" aus dem Geschäftsbericht des Bezirksvor­standes, die Arbeiterwohlfahrt fei aus der 3entralarbeits- jähriger Knabe allein nach. Amerita, wo er sein Glück versuchen gemeinschaft der öffentlichen und freien Wohlfahrtpflege aus­gefchieben, dabin, daß sich die Arbeiterwohlfahrt nur aus der Berliner   Wohlfahrtsvereinigung" zurückgezogen habe. Die Rednerin sprach zu Organisationsfragen der Frauenbewegung, empfahl die weitgehende Unterstützung der Konsumgenossenschaft durch die Barteimitglieder, unterstüßte lebhaft einen Antrag, der verlangt, Daß jede Kreisleiterin auch ein Mandat zum Bezirksparteitag erhalte, und sprach sich für eine Ausgestaltung der Frauenwelt" aus. Zur Beamtenfrage

sprach dann noch in längeren Ausführungen Genoffe Dr. Schüßinger. Schöneberg  . Die Beamten hätten nicht genügend die politische Macht gespürt, die nöfig gewesen wäre, die neue Politit fich bis auf die

| Weise zu Werke gegangen war. Bridner selbst sollte von seiner Arbeit inchts haben. Er flüchtete zunächst nach Wien  , mohin ihm ein Helfershelfer feinen Anteil nachbringen sollte. Er befam aber Stich gelassen und überall von den Polizeibehörden mißtrauisch nur eine ganz geringfügige Summe. Von seinen Freunden im beobachtet, begann für Bridner jegt ein ruhelofes Wanderleben, das fich über alle Balkanstaaten erstreckte. zu Weihnachten 1926 machte Bridner einen legten Versuch, zu seinem Gelde zu fommen. Ms Agent eines Holzhändlers reifte er nach Paris  . Er mußte die Stadt aber fluchtartig wieder verlassen, weil sein früherer Freund Kalif  zweifelhafte Elemente gedungen hatte, die Bridner aus dem Wege räumen sollten. Er erfuhr nur soviel, daß seine Helfershelfer an der Perlenbeute auch wenig Freude erlebt hatten, denn sie wurden wieder von anderen Freunden betrogen. Wie der verhaftete Brid ner zu den geklebten" Brillanten gekommen ist und wer ihm bei dem Schwindel geholfen hat, konnte bisher noch nicht festgestellt werden. Die Untersuchung ist noch im Gange.

Wohnungsbrand in Spandau  .

Mit der Bekämpfung eines außerordentlich gefährlichen Woh­nungsbrandes waren die Spandauer   Feuerwehren in der Sonntag. nacht ziemlich vier Stunden lang in der Aderstraße 35 zu Spandau   beschäftigt. Während es den aus dem Schlaf geschreckten Mietern der von dem Feuer betroffenen Wohnung gelang, nur mit dem Notdürftigsten bekleidet das Freie zu gewinnen, gerieten sechs Bersonen einer daneben bzw. darüberliegenden Wohnung in Erfti dungsgefahr. Zunächst war es den Wehrleuten trog der Rauchschußmasten infolge der riesigen Higeentwicklung nicht möglich, über die verqualmten Treppen nach oben zu den gefähr deten Menschen vorzubringen. Um die in äußerster Lebensgefahr Schwebenden in Sicherheit zu bringen, wurden Sprungtücher aus­gebreitet und zwei mechanische Leitern hochgewunden. Glücklicher weise gelang es so alle sechs Personen unversehrt zu bergen. Das Feuer fonnte nach längerem Wassergeben gelöscht werden. Die Bohnung ist völlig ausgebrannt.