35 Prozent Kaisertreue. Der Schwarze Dienstag der Deutschnationalen.— Kurs- stürz der Aktien von Door». Die Deutschnationalen haben gestern eine zweite Dawes- Abstimmung geliefert. Damals gaben sie die„nationale Opposition gegen die Erfüllungspolitik" preis, um Minister- sitze dafür einzuhandeln, gestern verschacherten sie das monarchische Prinzip gegen das Verbleiben in der Regierung. Damals hatten sie für die„nationale Opposition" noch f.0 Prozent übrig, gestern für den Kaiser nur noch 35 Prozent, gleich 38 Stimmen. Von der sünfzigpro- zentigen„nationalen Opposition" zur f ü n f u n d d r e i ß i g- prozentigen Kaisertreue! Ein schöner Weg! Es waren nicht nur 36, sondern 38 d e u t s ch n a t i o- nale Abgeordnete, die sich gestern vor der Zustim- mung zum Republikschutzgesetz gedrückt haben, unter ihnen Herr B a z i l l e, der Staatspräsident von Württemberg . Er hat die bequeme Ausrede der dringenden Regierungs- geschäfte. Aber Herr Koch, der Reichsverkehrs- M i n i st e r. hat sie nicht. Was ist mit Herrn Koch, dem deutschnationolen Minister der Republik , der sich weigert, für den Schutz der Republik zu stimmen? Herr Hergt, der bei der Dawes-Abstimmung noch Grundsatzsestigkeit markiert«—„ich möchte beinahe sagen, hier stehe ich. ich kann nicht anders" gehörte dies- mal zu den 65 Prozent, die auch ander» können. Oder viel- mehr: er konnte auch diesmal nicht anders, er mußte für den Kaiserparagrophen stimmen. Muß doch das Gesetz seine Unterschrift tragen! Die Anomalie, daß ein Gesetz die Unterschrift eines Ministers trägt, der aus Ge- wisiensgründen nicht für das Gesetz stimmt, konnte er der Koalition nicht gut zumuten. Dieser 17. Mai 1027 ist dasselbe für die Deutsch - nationalen, was der schwarze Freitag vom 13. Mai für die Börse war. LSprozentiger Kurssturz der Aktien„Hohen- zollerntreue", panikartige Flucht aus der monarchischen Ge- sinnung. Der Vergleich mit der Börse hinkt nicht, wie sonst alle Vergleiche. Ist doch die deutschnationale Flucht aus der Kaisertreue mehr Geschäft als Politik. Die Baisse an der deutschnationalen Gesinnungsbörse hat tye deutschnationale Presse aus aller Fassung gebracht. Nach der Gesinnungsderoute die Preßderoutel Die „K r e u z- Ze i tu n g" sagt gar nichts, die„Deutsche Tageszeitung" erzählt, die Sache stünde besser für die Deutschnationalen, als sie selbst glaubten, die„Deutsche Allgemeine" treibt tiessinnige Philosophie über den Anfan gserfolg, den man besser deni Gegner überläßt. Womit bewiesen wird, daß Westarp«in großer Führer ist, weil er den Anfangserfolg dem Gegner überlassen hat. Der„Lotal-Anzeiger" wird noch mystischer: „Daß die Partei des Graffn Westarp der Prolongation eines von der Linken geschaffenen politischen Kampfgesctzes nicht au« Eründen reiner Herzensneigung zuzustimmen bereit ist, muß heute betont werden, und bedeutet nichtdcstoweniger eine verzweifelt« Selbstverständlichkeit. Es gehört die parteipolitische UnoersrorenheU der Sozialdemokraten dazu, a n g e- sicht» einer unter trübem Himmel gradlinige« Sa ch l a ge von Gesinnungsschwäche und dergleichen zu reden." Verzweifelte Selbstverstäsidlichkeit, unter trübem Him- mel gradlinige Sachlage � ist es nicht zum Jauchzen zu sehen, wie wackere journalistische Schwimmer mit Worten in verzweifelter Situation rudern und kämpfen? Indessen, die„Deutsche Zeitung" rebelliert. Sie greift die Beteiligung der Deutschnationalen an der Regle- rung überhaupt an: ..Im Sinne der Republik haben sie gearbeitet, besser, als wenn Sozialdemokraten in der Regierung säßen. Das soll ein„Akt der Klugheit" und angeblich sogar geeignet sein, der sozialdemokratischen Agitation das Wasser abzugraben. Ein Kind, wer das glaubt I Statt dessen fühlen sich die Massen des deutschen Volke«, die seinerzeit deutschnational gewählt haben, im Stich gelassen, und es entsteht die Frage, ob der so angerichtete schaden nicht größer ist als der erhoffte Borteil, ob die Partei es ertragen kann, daß sie den von ihr vertretenen Grundsätzen, aus die sich auch Gras Westarp beruft. �oosfensichtlichinsGesichtschlägt, obsienochAnspruchaufBertrauenhat. wenn Wort und Tat so auseinander klaffen wie in diesem Falle- Das Gesetz zum Schutz« der Republik im Jahre 1922 trug die Unterschristen der Sozialdemokraten Eberl, Köster und Radbruch : die neue Novelle wird di« Unterschriften der deutschnationolen Minister Hergt und v. Keudell trogen. Da, schon hätte ein« Unmöglichkeit sein müssen. Unter da, Dokument aber soll auch der Generalfeldmars llzall v. Hindenburg seinen Rom »» setzen, der unzweifelhaft« Monarchist. Ebert erklärt««inst, er werde trotz seiner Eigenschaft als Reichspräsident seine Herkunft aus Klasse und Partei nicht verleugnen: so kam er mit der Unterzeichnung de, Ausvahm«-. gesetze, nicht in einen Gewisscnskampf. Weil wir annehmen, daß Hindenburg in ganz anderem Sinne überparteilich ist als dar Genosse Ebert es war, so entsteht d i e Fr a g e, ob er diesem Gesetze, das ein Ausnahmegesetz zum Zweck« der Gesinnungsknebelung ist, da» den Kaiser außerhalb des Recht, stellt, das jeder deutsche Staat,- bürger haben sollte—- ob«r dieses Gesetz mit seinem Namen decken kann, ein Gesetz, das jeder Gerechtigkeit Hohn spricht. Bleibt es bestehen, so ist da,«in Bcwei» dafür, daß die deutsche Republik nicht begriffen hat, daß Gerechtigkeit ein Lebens- Prinzip des Staates ist.(£» ist die Frag«, ab«in Hinden burg qn der Spitze eines Staates stehen kann, dessen verantwortliche Träger diesen Grundsatz nicht begreifen." Der Ruf nach dem Retter in letzter Stunde. H i n d e n- bürg hilf oder trittzurück! Er wird weder helfen, noch zurücktreten, sondern unterzeichnen. Die Novelle wird Gesetzeskraft erhalten, und sie wird die Unterschriften tragen: Hindenburg . Hergt, von Keudell. Sie wird in den Gesetzessammlungen dem Gedächtnis der Nach- weit aufbewahrt werden als Symbol deutsch natio- naler Kaisertreue, fünfunddreißigprozentig, denatu- riert mit 65 Prozent Republikschutz.
Der Vorwurf ües Militarismus. Der französische Senat ändert das Mobilisotionsgeset». pari,. 18. Mai. (Eigener Drahtbericht.) Am Dienstag hat die Armeekommission des Senats nach längerer Diskussion, in der es zu heftigen Zusammenstößen kam. den ersten Artikel des Gesetzes über die Organisation der französischen Nation in Krieg,- zeiten mit 15 gegen 2 Stimmen abgelehnt Dieser Artikel sah die Mobilisierung s ä m t l i.ch e r Franzosen ohne Unterschied de. Alters und Geschlecht, vor. In der Kommission wurde betont, daß der Artikel In seiner gegenwärtigen Fassung Frank- reich in zahlreichen Ländern den Vorwurf d«. Militari»- jnttj eingetragen habe.
Awisthen achtzehn u In der Oessentlichkeit ist es nur wenig bekannt, daß die Einzel- richtersachen, sosern sie Jugendliche von 18 bi, 20 Iahren belressen, laut Geschästsplan de, Amtsgerichtspräsidenten Berlin . Mitte nicht vor den ordentlichen Richter, sondern vor den Jugend- r! ch t e r kommen. Der Jugendrichter ,jst aber auf Grund seiner ganzen Einstellung und seiner ständigen Beschäftigung mit Jugendlichen in höherem Maße»l» der ordentliche Richter fähig, das er- zieheniche Moment in fe'nen Urteilen zur Geltung zu bringen. DI« Anordnung de, Amtsgerichtspräsidenten Berlin-Mitte hat sich im Laufe der Jahr« in hohem Maße bewährt, und es erschiene wün- schenswert, daß auch die übrigen Berliner Gerichtsbezirk« die gleiche Anordnung träfen. Einige Beispiele au» einer Gcrichtssitziyjg des Jugendrichters, Landgerichtsdirektors Dr. Froncke, erbringe» den Beweis dafür, wie kindisch solche Achtzehn- bis Zwanzigjährigen mit- unter fein können. Die.Frastprobe". Eine Gruppe Achtzehn- bis Zwanzigjähriger nach Feierabend in einer der Berliner Anlagen. In den Muskeln ist Ueberschuh an Krast: er drängt nach Betätigung:„Jungen», wer kriegt die Bank raus?" „Kriegst'fe doch nich raus."„Wat, ick krieg s« nicht raus? Wer' dir gleich zeigen." Und der Igjöhrige Laufbursche Georg zeigt es. Er faßt beherzt«ine der Bänke an, und wirklich, es gelingt ihm, di« Bank heil aus dem Boden zu ziehen.„Det wor«en Zufall, die zweel« Bank kriegst, aber stich raus."„Krieg ick ooch", und schon muß die zweite Bank daran glauben. Diese sträubt sich aber gegen den Kraft- nieier: ihre Füße geben nicht nach, sie bleiben in der Erde stecken, die Bant reiht sich von ihnen lo». Der Wächter stellt im selben Augen- blick di« Ueocltälcr. Der Schaden beträgt 75 Mark: er wird gemeinsam bezahlt. Georg kommt aber wegen Sachbcschädi- g u n g vor das Jugendgericht. Dort macht er einen guten Eindruck. Er wohnt bei der Mutter: der Aufenthalt seines Bater» ist unbekannt. Da» Urteil lautet auf 2 0 Mark Geldstrafe. Aus den Weg erhält Georg vom Richter hie Mahnung mit. seinen Ueberschuß an Kroit besser auf dem Sportplatz oder bei seinem beliebten Schwimm- sport zu lassen. Betteln al» Sport. Der ISjährig« H. lebte in ziemlich guten Verhältnissen. Wegen des Todes seines Vaters ist seine Mutter gezwungen, Zimmer zu vermieten. So wohnt Hans, ein arbeitsloser Mechaniker, bei seiner Schwester: sein Bruder ist Direktor einer Versicherungsgesellschaft. Als eines Tages ein Bettler in das Lokal kommt, in dem er mit
�ebenemüöe§rauen. Beim Rcttungswcrk schwer verunglückt. Bei der versuchten Rettung einer Lebensmüden ist gestern adend ein noch unbekannter junger Mann schwer verunglückt. Gegen Uhr sahen Passanten, wie ein Mädchen aus der Fähr er Brück« Mantel und Tasche ablegte und sich ins Wasser stürzt«. Ein junger Mann ergriff den Rettungsring»nd sprang der Lebensmlldennach. Dabei riß aber die Leine, weil sie wohl nicht lang genug war. Der Retter schlug mit den Beinen aus Steine der Brücke auf und siel ins Wasser, hielt aber den Ring fest. Da, Mädchen war inzwischen schon ab- getrieben, ging unter und kam nicht wieder zum Vorschein. Arbeiter des Elektrizitätswerkes am Süduscr, die zu der Zeit den Betrieb verließen, retteten den jungen Mann und brachten ihn nach dem Werk»nd von dort»ach dem Moabiter Krankenhaus. Der Ver- unglückts, der sich auch innere Verlegungen zugezogen zu haben scheint, liegt dort noch besinnungslos danieder. Nach der Leiche des Mädchens sucht« der Reichswasscrschutz bisher vergeblich. Der zurückgelassene Mantel ist dunkelblau und hat rot eingefaßte Taschen, die eine Brille enthielten. Eine Frühstückstasche enthielt noch etwas Brot und Wurst. — Segen 7 Uhr abends sprang ein Mädchen von etwa 23 Jahren von der Ebertsb rücke in die Spree, wurde aber von einem Schisser, der dort mit. seinem Kahne liegt, bald wieder gelandet und nach der Rettungsstelle in der Ziegel- straß« gebracht. Heute früh gegen 5 Uhr wurde am E l s« n st« g zu Neukölln die Leiche einer Lageristin Irmgard W. aus der Elsenstraße ge< borgen, die seit dem 10. d. M. vermißt wurde.— Immer noch nicht bekannt ist ein Mädchen von 18 bis 21 Jahren, das am Sonnabend abend in der Nähe des Bootsbaus«,„Hellas" i» die Spree sprang»nd«ine Stunde später am Restaurant Zenner als Leiche gelandet wurde. Sie wurde noch der Holl« in Treptow gebracht. Die Unbekannt«, die am liier einen Regenschirm und ein Bund Sckilüssel zurückließ, ist 1,Sö Meter groß, hat einen dunkel- blonden Bubentvps und gepflegte Hönde und trug«inen schwarz»» Somtrock ohne Bluse, einen grauen Winterpaletot mit Pelzkraaen, fleischfarbene Florstrümpse und dunkelbraun« Halbsebuhc. Die Wäsche ist nicht gezeichnet. Milieilungen«erden an die Vermißten- zentrale im Polizeipräsidium erbeten.
Fabrikbrand in der Mariannenstraße. Ei» Fabritseuer beschäftigte heute früh die Feuerwehr mehrere stunden long in der M a r i o n n e n st r a ß e 31. Auf dem dritten Hof des Grundstücks befindet sich ein zweistöckiges Gebäude, in dem eine Gerberei und im zweiten Stockwerk eine Tischlerei ihre Werk statten haben. Morgens gegen Hö Uhr wurde von Hausbewohnern in der Gerberei ein starker Feuerschein wahrgenommen. Die Feuer- wehr fand bereits«inen ausgedehnten Brandherd vor. Die Räume im ersten Stockwerk standen in hellen Flammen: die Decke nach dem zweiten«vtockwerk war bereits durchgebrannt und da» Feuer hatte auf die Tischlereieinrichtung und Holzvorräto übergegrisfen. Auch nach den Parterreräumcn hatten sich die Flammen durchgesrcsien, doch gelang e» den Feuerwehrleuten noch rechtzeitig, mehrer« Pserdc, die in den völlig verqualmten Stallungen beinah« erstickt wären, zu bergen. In dreistündiger angestrengter Tätigkeit gelang es. das Feuer unter Einsetzung von vier Schlau chleitu n g c n nieder- zukämpsen. Reue Tiere im Zoo. Der Zoologische Garten verfügt in diesem Jahre über ein«« außerordentlich reichen Nachwuchs, der— da nun einmal ein jedes junge und noch kleine Tier urdrollig und niedlich ist— den Berlinern viele Freude bereiten wird. Interessant gehts bei Familie Emu zu, wo der Vater die Brutpflege übernimmt, feine Jungen tapfer verteidigt und allzu neugierig«'Menschen auf seine Art an- schnauzt, während Frau Mama sich um gar nichts kümmert. Die Wildente» leben in Saisonche. Der Herr Enterich sieht sich in den ersten Tagen seinen Nachwuchs an und schwimmt domi seiner Wege. Bei den Kranichen hingegen sorgen Vater und Mutter für die Jungen. Diese Tie« schließen überhaupt eine Ehe für'» Leben. Im Wasser- und ylugköfig herrscht regstes Treiben, zumal sich dort über 100 junge Vögel tummeln. Namentlich haben die Reiher, auch die seltensten, gut gezüchtet, und so viel junge Reiher wie der Berliner Zoologische Garten wird höchstwahrscheinlich kein anderer Garten in der ganzen Welt aufweisen können. Urkomisch wirkt«s, daß die Kormoran « in allernächster Nähe des Kur- fürstendamms ruhig auf ihrem Nest sitzen, tapfer den Benzingestank der vorsieiflitzenden AutomobUscharen herunterschlucken und dennoch gesunde Junge großziehen. In der Fasanerie führen jetzt außer der Stammform de» Haushuhnes 45 Hühnerrassen«in zufriedenes Dasein. Auch bei den Mufflons, dem Urstamm unserer Haus- schafe, gibt es Familienzuwachs. Wildschof« kommen nur noch in Sardinien und Korsita vor, und zwar etwa 350 Stück. Da kam man auf den Gedanken, auch in Deutschtand Muffelwild auszusetzen, es gedieh prächtig, sorgt« für Nachwuchs und jetzt haben«ir auf den deutschen Wildbahnen mehr Muffkons als kn den Ursprungs-
liö zwanzig fahren. seinem Freunde sitzt, meint er zu dem alten Mann:„In den Kneipen bekommt man doch nicht», mußt besser von TürzuTürgehe n." „Das krieg ich nicht fertig," sagt der Bettler.„Nicht? einfacher als das, will dir's gleich vormache n."„Hans, mach keine Dummheiten," versucht der Freund ihn zu halten. Hans klopft aber die Türen der verschiedenen Stockwerke ad, bekommt auch wirklich an einer Tür 5 Pst, allerdings mit der Ermahnung, das Haus sofort zu verlassen, sosern er nicht mit dem Schupomann Bekanntschaft machen wolle. Als der Almosengeber ihn dann aber aus einem der Stockwerke noch antrisft, glaubt er einen Klingelsahrer vor sich zu haben und übergibt ihn der Polizei. Die Anklage vor dem Jugendgericht lautet aus Bettelei Hau » zieht es aber vor. wegen graben Unfugs bestraft zu werden, damit die Dorstrafc nicht ins Straf- register komme. Das Urteil lautet auch wirklich auf 10 Mark G e l d st r o f e wegen groben Unfugs.„Ist mir ganz komisch, daß ich hier bin," erklärt er noch voller Verwunderung. Stille Wasser sind lies. Ein schwierigerer Fall. Ein Zwanzigjähriger, der nichts Jungen« haste» mehr an sich hat. Verwahrloste Umgebung„zu Haufe": die. Mutter Aufwärterin. womit sich der Voter beschäftigt, weiß der junge Mensch nicht: er spricht mit lhm überhaupt nicht: der Bruder. ein früherer Fürsorgezögling, später mit Zuchthaus bestraft, neuer- dings wieder oerhastet. In Verbindung mit dieser Verhaftung hat der Angeklagt« zu seiner Schwester ein silbernes Tablett mit sechs Dietrichen, einer Pistole mit zwei Revolverstreisen, von denen jede vier Kugeln enthielt, und einer Blechzange gebracht. Wem gehörten nun die Sachen und weshalb stnd sie zur"Schwester gebracht worden? „Die Mutter hätte gcschimpst, wenn sie die Pistole zu Hause gesehen hätte." sagt der Angeklagte. Und wem gehören die Dietriche? Was für«ine Bewandtnis hat es mit dem Tablett? Ein« befriedigende Antwort erhält man nicht. Das Jugendamt kennt aber den Zwanzig- jährigen gut: es ist ihm nichts Schlimmes nachzuweisen. Er ist zwar zweimal vorbestraft: einmal mit einem Verweis, das andere Mal mit einer Geldstrafe: er hält sich ober sonst gut. ist arbeitslos und verdient sich sein Geld mit Wetten beim Rennen in Karlshorst . Dem Richter bleibt nichts übrig, als den jungen Menschen wegen u n b e- fugten Wassenbesitzes zu 30 Mark Geld st ras« zu vor- urteilen und ihn in väterlicher Weise zu ermahnen, sich auch fernerhin gut zu hallen. Allerdings das Diel>e«-„Stillcbin" gibt zu denken. Man empfängt hier den Sindruck: stille Wasser sind ties. Die Ge- richte werden von ihm wohl manchmal zu hören bekommen.
ländern. Ferner betreuen Kamel und Dromedar je ein Junges, während bei den Bären und den Löwen der Nachwuchs gleich in Mehrauslage vorhanden ist. Ein junger Löwe gibt die eigenartigsten Töne von sich, es hört sich bald an, alz ob er sämtliche Schlaginstrumente einer Jazzkapelle bediene.
Um öie Schulrevision. In einer Versammlung des Bundes entschiedener S ch u l r e f o r m e r in der Aula des Werner-SIemens-Reolgymna- jiums, Hohenstaufenstraße, sprach der Ministerialdirektor im Kultus- Ministerium Dr. Paul K ä st n e r über„Sinn der Schul- r ev i s i o n". Dr. Kästner wandte sich gegen die Ueberschätzung de» rein Sloff, lichon im Schulbetrieb, di«„öde Genorakisierung und Aergewolti- aung". die»iue Vernachlässigung der individuellen Fürsorge für den Schüler zur Folge habe. Die Aufgab« dos amtlichen Revisors ist heute weit schwieriger geworden, weil jede Klasse ein anderes Bild bietet und sehr spezielle Ausgaben stellt. Der Redner betonte die Notwendigkeit staatlicher Schulaulsicht, die auch übrigen» von den Eltern oft noch intensiver, als sie ausgeübt, gefordert werde Die Schule, die sich in einem dauernden Zustande der Notwehr be- findet, Ist leider eine Einrichtung für allzu viele. Nach der Lebendig- keit der Kinderstube folgt die Diiinpfheit der Schulkaserne. Wir sind bemüht, gesunde Verhältnisse zu schassen. Finanzielle Not« drängt im Schiilrevlsionswesen leider zu äußerster Sparsamkeit. Aus 110 000 Lehrer in 560 staatlichen Schulen kommen in Preußen 80 Regierungs-»nd Schulröte, aus 200 Klosien«in Schulrot(!i. Da» hemmt naturgemäß manchmal individuelle» Einmhlen in die Einzelausgaben. Nie solle der Revisor vergessen, daß ex es mit Menschen zu tun hat. sür die der Aussichtsb�amte trotz allem zuerst ein fremdes beunruhigendes Clement darstelle. Er müsse langsam mit Urteil und Verurteilung sein, still zuhören und nie die ruhige stetige Entwicklung der Arbeit de» Lehrers stören. In kern- peramentvollen Ausführungen trat der Leiter das Abend», Genosse Pros. O e st r e i ch, Dr. Kästner entgegen. Er nannte den Schukrat eine„einigermaßen humanisierte Geißel Gott «,", ein denkbar über- flüssige» und höchst kastspieliges Möbel. Er kritisierte, daß man di« kollegiale Schuluerwaltung so bald abgebaut Hab«. Das bedeute vor- eilig die Flinte ins Korn werfen. Nach längerer Diskussion, in'der auch ein Schulrat das Wort ergriff, setzte sich Dr. Kästner im Schluß- wort nochmals für eine S ch u I r c v i s i o n im Geist« der neuen Zeit ein. Kuf öer ßliegersuche. Trümmer des Atlanlikfliegers gesichtet. Pari», 18. Mai. (WTB.) Nach einer Ageniurmeldung au; Boston hat der Kapitän des dort eingetrossenen Rotterdamer Dampfers„Bellapline" erklärt, 200 Meilen von der Küste von INasfachufell, aus See Trümmer gesichle« zu haben, die den Flügeln eines Flugzeuges geähnelt Höllen. Er Hab» sie aufnehmen«ollen. sei jedoch durch den Einbruch der Dunkelheit daran verhindert worden. „New Park Herald" berichtet aus New?)ork, daß ein großes Flugzeug in ungefähr 3000 Fuß Höhe bei Kap. Table am Mon- tag, dem 9. Mai, vormittags In Richtung Boston von der Besatzung eine» Rum-Schmugglerschoners gesichtet worden sei.„Thikago Tribüne" jedoch will mitteilen können, daß olle diese Nachrichten vollkommen unbestätigt seien. Nach einer Havas-Meldung aus Bouloone Sur-Mer fand ein Fischer In seinem Aeh«Ine voll. kommen geschlossene Flasche, in der ein Zettel steckte mit d«n Worten: „12. 5. 27. Sind ohne Lebensmittel, lebt alle wohl! Nungesier und Coli," Die Flasche mit ihrem Inhalt sei von zuständiger Stelle geprüft worden, man glaub« jedoch, daß es sich um«inen üblen Scherz handelt, da die beiden Piloten es sicherlich nicht unterlassen hätten, nähere Angaben über den Ort, wo sie eventuell hätten nieder- gehen yrüssen, zu nrachen.
der Toü am öahnubergang. Trei Opfer einer Autofahrt. Naundorf bei Ruhlond. 18. Mai. Da» Auto des Kaufmanns Hiller aus. Großenhain fuhr heute auf der Ehausfee Ruhland— Senflenberg In den Zug der Kleinbahn Lauchhammer — Ruhland . Das Auto wurde �völlig zertrümmert. Herr und Frau hiller sowie ela Mitfahrer waren sofort tot. Der Ehaufseur mußt« mit leben«- gefährlichen Verletzungen in das Krankenhaus gebracht werden. Di« Bahnstrecke hat an dieser Stelle keine Schranke.
La».Soldeue Rad» heul« abend aus der Olympio-Radrrvnbahn. Tat .Goldene N a d" fiel am DlenZlag odermal« der ungünlttaen Witterung »um Opfer und muhte wiederum verlegt werden. Diese» klalsssch» lOO lrm» Renneu wird nunmehr heute abend mit unv, rändertet Lesetung aus- gefahren.