Dienstag
24. Mai 1927
Unterhaltung und Wissen
Die„ Palme."
Ben Adolph Hoffmann.
"
heißt es
,, So u die Palme des Lebens errungen hast irgendwo in der Bibel. Ich weiß nicht, ob es ein Bibelgläubiger war, der dem städtischen Obdach in Berlin , früher Friedenstraße jetzt Fröbelstr ße, den Namen„ Balme " verliehen hat. Jedenfalls hat der, der ihm diesen Namen gab, es für einen Vorzug gehalten, dort Aufnahme zu finden.
Besonders in stürmischen Herbst- und Winternächten ist das für die Aermsten der Armen ein Glück, wenn es ihnen gelingt, dort Einlaß zu finden.
In den zirka 20 Jahren, die ich als Stadtverordneter Mitglied des Obdachkuratoriums zu sein die Ehre hatte, habe ich bei den zu jeder Nachtzeit plöglich mit meinem Kollegen Augustin und Dr. Alfred Bernstein vorgenommenen Revisionen Hunderte gefunden, die wegen Ueberfüllung auf den Korridoren gelagert wurden und noch froh waren, so wenigstens den Stiel der Palme" errungen zu haben, da doppelt und dreifach so viel in den Tagen, wo strenge Kälte, Regen und Stürme unmöglich machten, in Winkeln unterzuschlüpfen, abgewiesen werden mußten.
Wie oft hörte man selbst im Kuratorium die Worte, die von wenig sozialem Verständnis zeugten und feine christliche Menschenliebe atmeten: Faulenzer und Nichtstuer würden damit großgezogen." Das geschah besonders, wenn die Sozialdemokraten Ermeiterung des Obdachs und andere Zustände forderten.
Für Menschen, die alles entbehren müssen, haben die Paragraphen des Strafgesetzbuches allen Schrecken verloren, da diese Paragraphen mit etwas drohen, was ja diesen Menschen fehlt, nämlich Obdach und Rahrung. Schon allein aus dieser Ueberlegung heraus müßte alles getan werden, Obdachlosen nicht nur die Möglichkeit der Unterkunft zu geben, sondern auch alles vermieden werden, sie von Benutzung solcher Unterkünfte durch rigorose Behandlung, Hausordnung, Arbeitsbestimmungen usw. abzuschrecken.
Ich gebe ohne meiteres zu, daß dieses Empfinden bei mir vielleicht besonders entwickelt war, weil ich, den Kinderjahren faum entwachsen, am eigenen Leibe erfahren mußte, was es heißt, obdachlos zu werden...
Noch nicht 17 Jahre alt, wurde ich eines Vormittags 11 Uhr, hungrig, ohne einen Pfennig Geld, ohne zu wissen wohin, als geheilt aus dem Krankenhause entlassen.
Da stand ich nun arbeits-, obdach- und völlig ,, fubfiftenglos" in den Straßen der Großstadt.
Am ersten Abend landete ich auf einer Bank im Friedrichshain . Ein anderer Obdachloser, der sich zu mir gefellte, lud mich ein, mitzugehen nach den Baracken der Obdachlosen in der Friedenstraße, mo in der Nähe der Palisadenstraße, gegenüber den Friedhöfen, die schwarz und düster dreinschauenden alten Bodenbaracken standen. Ich verspürte feine Neigung dazu. Als uns, nachdem wir beide eingeschlafen waren, ein Barfwächter aufjagte, trottete ich mit. Bor dem Zauneingang angelangt, lockte mich mein Leidenskollege nochmals mit den ermunternden Worten: Wenn de keine Angst vor Laufe hast, dann fomm!"
Aber gerade davor und vor den Gestalten, die da hineinmantten, jowie vor den düsteren Baraden hatte ich Angst und blieb draußen.
Die ganze Nacht wanderte ich hungernd und frierend durch die Straßen Berlins . Als die Sonne ihre warmen Strahlen auch mir mitleidig zu Teil werden ließ, faß ich schlafend auf dem Grabhügel meiner Pflegemutter auf dem neuen Prenzlauer Friedhof.
Sehr lange muß ich geschlafen haben, als der Totengräber mich medte und vom Friedhof verwies.
Nachmittags zwang mich der Hunger zum ersten Bettelverfuch bei einem Bäckermeister in der Fehrbelliner Straße. Er wurde mit einer alten Schrippe gelohnt, zu der als Zubrot die Worte famen: ,, Ein so junger Bursche sollte sich schämen zu betteln."
Einige Häuser davon verknackte" ich im wahrsten Sinne des Wortes in einem Torwege die alte Schrippe, bei der ich gewahr wurde, daß Tränen salzig sind und so wenigstens als Gewürz brauchbar sein können.
Die zweite Nacht verbrachte ich an dem zwischen dem alten Dom und der Brücke stehenden Maschinenhause der Springbrunnen des Lustgartens, und zwar in dem mit Zinkblech ausgelegten kleinen Raum zwischen Maschinenhaus und Schornstein. Dort war es schön warm.
Am Potsdamer Bahnhof erhielt ich von einem Reisenden, dem ich half, einen Koffer zum Omnibus zu tragen, zehn Pfennige, die ich in vier Schrippen anlegte und so wenigstens an diesem Tage nicht zu betteln brauchte.
Die dritte Nacht eine stürmische Regennacht fand mich mit
einem Leidensgefährten, den ich auf einer Bank in der Schönhauser Allee traf, unter der Eisenbahnbrücke der Ringbahn an der Pappelallee, wo wir zwischen den Mauerpfeilern und Trägern wenigstens vor Regen geschützt waren.
3wei Kabinen", wie mein Kollege die Nischen nannte, waren schon besezt, in der dritten frochen wir unter.
Todmüde schlief ich sehr schnell ein. Früh flapperten meine Zähne und mein Schlafgenosse gab mir einige Anleitungen für Rinfenputzen".*) Er suchte bei mir das Berständnis für die Warnungszinten"**) zu wecken. Abends wollten wir uns zeitig in unserer gemeinschaftlichen Residenz treffen. Dann tönnte man mal darüber reden, ob man nicht irgendwo ein Ding drehen fönnte".
Wer will nun mit Sicherheit sagen, was aus mir geworden wäre, wenn nicht an diesem Tage mich ein Schulfreund getroffen hätte, der mich zu seinen Eltern mitnahm?
Ein armes, aber herzlich gutes Ehepaar mit sechs lebenden Kindern, von denen mein Schulkamerad der Aelteste war. Die ganze Familie ,, baute" Erstlingsschuhe. Sie fristete ein ärmliches Dasein, teilte aber dennoch Unterfommen und Nahrung mit mir. Nach dem Mitgeteilten wird mancher begreifen, warum ich als Stadtverordneter von 1900 bis 1920 mich für das städtische Obdach besonders einsetzte.
Mein verstorbener Freund und Kollege Artur Stadthagen er zählte mir eines Tages, als ich dem Obdach- Kuratorium noch nicht angehörte, daß er eine unangenehme Sache mit der Palme gehabt
habe.
Es sei von ihm in der Sitzung des Kuratoriums behauptet morden, daß es unter den Angestellten des städtischen Obdachs einige gäbe, die mit Gummischläuchen auf die Insassen einschlügen, und daß gerade die Neulinge, die vielleicht das erstemal dort erschienen, tie Mißhandlungen über sich ergehen lassen müßten.
Stadtrat Mamroth als Vorsitzender hätte fofort die Sigung aufgehoben, die Mitglieder wären nach dem Obdach gefahren. Dort sei alles durchsucht und Gummischläuche nicht gefunden, so daß er ( Stadthagen ), obwohl er von der Wahrheit überzeugt sei, die Bes hauptung habe zurücknehmen müssen. Er habe den Wahrheitsbemeis nicht führen können, da sein Gewährsmann wieder Stellung bei einer größeren Bank habe und natürlich nicht wünsche, daß man erfahre, er habe in der Balme genächtigt. Lange ging mir die Sache durch den Kopf. Es reizte mich, die Wahrheit festzustellen. Schließlich reifte ein Plan, den ich Stadt
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hagen unterbreitete. Wegen der damit verbundenen Gefahren für mich äußerte er Bedenken. Als ich nicht davon abzubringen war, riet er mir dringend, einen Zeugen mitzunehmen, und darin hat er recht behalten. Kurz entschlossen ging ich zu dem im gleichen Hause wohnenden r Zigarrenhändler Genossen Christian Schulz und fragte ihn, ob er mitmachen wolle. Nur eine Bedingung müsse er unter allen Um ständen erfüllen. wiederschlagen. Weil sonst schwer festzustellen wäre, wer angefangen Wenn wir geprügelt würden, dürfe er nicht hätte. Genosse Schulz erklärte sich bereit.
Es war unangenehmes Herbstwetter, als mir jeder mit einem Batet alter Sachen unter dem Arm nach der Marienburger Straße
Mecklenburger Wahl.
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So dachten sie sich's und..
so wurde es!
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fuhren, um uns bei einem dort wohnenden Genossen unzuziehen. Ganz altes Arbeitszeug. Acht Tage unrasiert und mit Wasser geglättetes, gescheiteltes Haar besorgten auch bei mir völlige Unkenntlichkeit.
Als wir die Greifswalder Straße nach der Metamorphose entlanggingen, fragte uns gleich ein ,, dufter Kunde", dem man die Anhänglichkeit zur Balme schon von weitem anjah, ob wir auch dorthin wollten. Auf meine Bejahung musterte er uns und forschte: Ihr geht wohl das erstemal hin?"
Meine Bestätigung brachte uns Verhaltungsmaßregeln ein. ,, Meldet Euch nicht, wenn die aufgefordert werden vorzutreten, die das erstemal da sind. Denn sonst werdet Ihr gleich am ersten Tage verwarnt" und dürft nur drei Tage kommen, da es von der Berwarnung an zählt."
Ich gehe diesen Herbst schon das siebzehnte Mal hin. Komme aber immer zu anderer Zeit und tausche mit anderen Insassen öfter
die Loden.
Unter allerlei Ratschlägen waren wir auf dem Hofe der Palme angelangt.
Lange mußten wir im niederrieselnden Regen dort stehen, ehe wir in den Aufnahmefaal eingelassen wurden. Hier standen auf den Jeder der EinLängsseiten zusammengeklappte Holzpritschen. gelassenen stellte sich vor eine solche.
Mit Genossen Schulz hatte ich verabredet, um alles zu ver meiden, was die Blicke auf uns lenken könnte, wollten wir alles mitmachen, was die anderen täten.
Plöglich wurde die Tür aufgerissen. Eine mir als Hausdiener bezeichnete Gestalt brüllte herein: Ausziehen zum Baden" und schlug die Tür wieder zu.
Die Insassen begannen sich auszuziehen und die Kleider auf die Pritsche hinter sich zu legen.
Ein ganz alter, von den Jahren und dem Reißen frumm gezogener Mann schimpfte auf die Schweinerei" und Rücksichtslosigkeit, hier bei solchem Wetter und offenen Klappen( an der Decke müssen. Er würde in dieser Woche schon das drittemal gebadet und Lumpen, die man noch auf dem Leibe habe, würden durch das ewige wem er was sage, fäme er auf die Winde"( Arbeitshaus). Die Ausbrennen( Desinfektion) ganz auseinanderfallen.
laut, unter diesen Umständen das Baden unter den kalten Duschen Allgemein schloß man sich dieser Meinung an. Stimmen wurden überhaupt zu verweigern.
( Schluß folgt.)
Rembrand per Elle. Kürzlich zahlte ein Londoner Kunsthändler auf einer Versteigerung 35 000 Gulden( 59 500 M.), um in den Besiz des kleinsten Rembrand zu kommen. Das Bild ist 10 Zentimeter hoch und 7 Zentimeter breit. Der Quadratzentimeter wurde also mit Fl. 500( 850 m.) bezahlt. Dies ist der höchste Preis, der je gezahlt worden ist. Das Männerbildnis aus der Sammlung de Ridder, welches dem Reichsmuseum in Amsterdam leihweise übergeben ist, mürde auf diese Weise I. 1828 500( 3 108 450 M.) fosten; die Gemälde: der Stahlmeister Fl. 26 644 500( 45 295 650 m.) und Die Nachtwache" FL. 78 621 000( 133 655 700 m.).
Beilage des Vorwärts
Bon Robert Misch.
Eigentlich fleht man nicht mehr viel von dieser Rivalin, Roms. Und dennoch... Die meisten Ueberreste stammen ja von jenem
zweiten Karthago , das die Römer auf den Trümmern der alten zur drittgrößten Stadt des Weltreiches emporschwang, dank der Phönizierstadt erbauten und das sich in der Zeit der Imperatoren günstigen Mittelmeerlage und der fruchtreichen Umgebung. Bekanntlich lösten sich dann die Vandalen( Genserich), die Byzantiner und die Araber in der Herrschaft über Stadt und Land ab. Es läßt sich deshalb der Plan der alten Phönikerstadt auch nur in ganz großen Umriffen festlegen. Aber gerade das ist der Reiz für jeden Menschen von einiger Phantasie, diese menschenwimmelnde, einzigartige Großstadt der Phönizier im Geiste wieder auferstehen zu laffen. Welch eine Mahnung der Weltgeschichte bilden diese Trümmer! Das Kriegervolk schlug das Handelsvolk, der Stahl das Gold. Hätte Hannibal auf festeren Grund treten können, hätte er das friegsgeübte Volf statt seiner heimatlosen Söldner nach Italien geführt, welch einen anderen Lauf hätte die Weltgeschichte wohl genommen?!
Wer„ Salambo" fennt, folgt hier gern den Spuren Flauberts, der mit glühendster, farbenschwangerer Einbildungsfraft nach den vorhandenen Quellen diese Stadt wieder vor uns aufgebaut hat. Zwei Punkte stehen noch heute fest: die Byrsa, der Burghügel, die Akropolis der punischen Metropole, und der alte phönifische Hafen.
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Auf diesem Hügel, auf dem sich jetzt die vom Kardinal Lavigerie erbaute Kathedrale erhebt, standen einst die Tempel des Moloch und des Sonnengottes Baal, auf deren Trümmern die Römer dem Aestulap einen Heiltempel erbauten auf einem sechzigstufigen Unterbau. Ein Stück Mauer einige Steine und Inschriften: das ist alles, was übrig blieb. Man braucht fein Marius zu sein, um angesichts dieser Trümmer die Bergänglichkeit alles Mensd; enwertes tief zu empfinden. Gleich geblieben ist nur der herrliche Blick auf die schöngeformten Bergketten, die in weitgeschwungenem Halbkreis die Tunisbucht und den Bahirasee umrahmen. Denn das alte Karthago war auch in seiner Lage einzig. Das Meer im Often und Süden, zwei Seen in Nord- und Südwesten schlossen es ein. Und nur eine schmale Landzunge mit schmaler Einfahrt trennt den Bahirasee, der eigentlich nur eine zweite, innere Bucht der großen Tunisbai ist, vom Meere.
Bon links grüßt Kap Karthago, um das so oft die Segel- und Rudergaleeren der Punierstadt schwammen, von ihren Kriegs- und Handelsfahrten heimkehrend; das dem ausfahrenden Hannibal den legten Gruß zuwinkle, den heimkehrenden Hamilfar begrüßte.
Südlich von der Byrsa liegen noch die Reste des phönitischen Kriegs- und Handelshafens. Der innere, freisrunde soll die Kriegsflotte, der äußere, elliptische die Handelsflotte beherbergt haben. Sicherlich waren im Altertum beide viel größer, natürlich auch mit dem Meer verbunden, während sie jetzt von ihm getrennt sind. Bermutlich ich meiß wirklich nicht, ob die Herren Gelehrten diese private Ansicht teilen waren diese Häfen nur so eine Art Borhafen. Ich denke mir, daß die eigentliche Stommflotte in dem heute Bahirasee getauften, inneren Meerbecken Schuß fand.
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Was wir genau wissen, ist: daß zwischen diesen beiden äußeren Häfen die große Stadtmauer hindurchging. Von der Byria oftmärts umfaßte fie die Landzungen und den Kriegshafen, den ge waltige Tore abschloffen. Flaubert schildert diese Tore und die Mauer, außerhalb derer die aufständischen Söldner lagerten, mit anschaulichster Dichterkraft, und auch die drei engen, großen Straßen, die den beim Hafen gelegenen, menschenwimmelnden Marktplatz mit der nach der Stadtfeite offenen Burg verbanden. In meines Geistes Auge baute ich mir diese Straßen wieder auf, mit ihren fünf- und sechsstöckigen Häusern, den flachen Dächern, in den grellen Farben des Morgenlandes leuchtend, wie es die alten Autoren schildern. Ich sah sie belebt von der wimmeinden Schar der in Asiens lange Gewänder gekleideten, mit Geschmeide bedeckten Punier und ihren Frauen und Sklaven, der Händler und Matrosen aller Länder des Mittelmeeres. Regulus und andere Gesandte Roms sah ich zur Byrja schreiten, Krieg oder Frieden in der Toga tragend. Hamilkars Gärten( außerhalb der eigentlichen urbs) mit ihren Terrassen, Fischweihern und Springbrunnen, ihren Balmen- und Orangehainen, suchte ich die Stätte, wo Hannibal zur Welt kam. Ich hörte und sah die aufständischen Söldner um die Priesterinnen der Tanis , der Liebesgöttin, um die Stadt toben, sah dem Moloch blutige Kinderopfer bringen und das Idol tanzen dazwischen die holde Salambo, des großen Hannibal Schwester, mit den Mandelaugen und zarten, goldberingten Fesseln. Africanus mit seinen Legionen die enge Straße hinan, in der jedes Und zuletzt den großen, den letzten Kampf! Stürmt da nicht Scipio Weiber, diese üppigen Asiatenfrauen, in Verzweiflung und höchster der burgartigen Häuser zu einer Festung wird, von der selbst die Not Steine und Feuerbrände hinunterwälzen und sich zuletzt, in
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die Tiefe springend, den Tod geben? Dröhnen nicht die ehernen Drommeten und <_?! Nein
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nur der eintönige Gesang eines arabischen Hirten, der seine Herde weidet, und das ferne Rattern und Brausen der ,, Elektrischen", die von Tunis nach Goletta( Station Karthago ) führt. Chidher, du ewig Junger ich frage dich: Was wird sein, tommst du nach abermals fünfhundert Jahren desselbigen Weges gefahren?"
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Die gefährlichen Platanen. Schon der berühmteste Arzt des Altertums, Galenos, hatte vor dem Aufenthalt unter Platanen ge= warnt, weil man sich dort leicht eine Erkrankung der Atmungsorgane zuziehen könne. Die Warnung dieses Arztes ist durchaus berechtigt; denn Anfang Juni löst sich von der Unterseite der Platanenblätter ein feiner Haarbewuchs los, der vom Winde fortgetrieben wird. Gelangen die sternförmigen Härchen in die Atemwege oder in die Augen, so erzeugen sie mit ihren scharfen Spizen fleine Verlegungen. Diese Reizungen führen zu einem höchst unangenehmen trockenen Husten, über dessen Herkunft man sich gerade wegen der wärmeren Jahreszeit oft im unklaren ist. Kinder, die unter Platanen spielen, bekommen nicht selten Augenentzündungen. Vielen weniger empfindlichen Menschen können zwar die Härchen, wenn sie nicht gerade in großer Zahl reizen, kaum etwas anhaben, empfindliche Personen mögen sich aber in der kritischen Zeit immerhin vor den Platanen hüten.
Johann von Nepomut. Dieser Heilige, der auch der Schutzpatron Johann von Bomuk genannt, weil er in einem Ort mit Namen Böhmens ist, gilt als der erste Märtyrer, der um. des Beichtgeheimnisses willen das Leben verloren hat. Johann von Nepomut, auch Königin Johanna, der Gattin des Königs Wenzel IV. von Böhmen . Pomut geboren sein soll, war nach den überlieferten Nachrichten Kanonikus von Prag , Magister der Theologie und Beichtvater der König Wenzel hatte gegen seine Gattin einen bestimmten Verdacht, und er glaubte, daß der Beichtvater der Königin davon unterrichtet fei, was die Königin hinter seinem, des Königs, Rücken treibe. Wenzel ließ nun Johann von Nepomuk tommen und eröffnete diesem, daß er alles offenbaren müsse, was die Königin gebeichtet habe. Der Beichtvater weigerte sich, auch nur das geringste vom Beichtgeheimnis preiszugeben. Darauf ließ Wenzel Johann festnehmen, binden und von einer Brücke aus in die Moldau werfen, wo Johann ertrank. Das soll am 16. Mai 1383 geschehen sein, und dieser Maitag wurde dann auch von der Kirche als Gedächtnis für Johann von Nepomut eingesetzt. Dessen Geschichte wird mit mancherlei Abweichungen dar. gestellt, doch bleibt der geschichtliche Hintergrund immer der gleiche.