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solution in einer Weise paraphrasiert hat, die der von mir zitierten Fassung doch schon wieder ein ganzes Stück näher= tommt. Was Liebknecht damals, vor vierzig Jahren, sagte, ist heute wieder so aktuell, daß es hier etwas ausführlicher wiedergegeben sei:

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Die Bekenner der Propaganda der Tat" zerfallen in zwei Abteilungen. Die Schwadroneure und Maulrevolutio näre Prahlhänse, die ihre Feigheit und Schwäche hinter Kraftphrasen verdecken. Diese Menschensorte, welche im Jahre 1848 auf allen Bierbänten Fürstenfresserei" trieb, verspeist jetzt zur Ab­wechselung Bourgeois und redet Dynamit. Sie ist sehr laut und an fich ganz harmlos, obgleich nicht verkannt werden darf, daß sie den Feinden der Arbeitersache die Heraufbeschwörung des ,, roten Gespenstes" erleichtert.

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Ernsthaft in Betracht kommen für uns nur jene leiden schaftlichen Naturen, in denen das Gefühl erlittenen Un= rechts alle anderen Gefühle beherrscht und alle Rücksichten zurück drängt fanatisch, kräftige, fühne Naturen, denen der revolutionäre Entwicklungsprozeß zu lange dauert, und die in ihrer Ungeduld den Sieg des Proletariats beschleunigen wollen. Im Bewußtsein ihrer persönlichen Kraft glauben sie durch ihr persönliches Handeln, durch Anwendung von Gewalt die ersehnte Revolution herbeiführen zu können. Diese Anschauung ist psychologisch leicht zu erklären, allein sie ist nicht richtig, beruht auf einer falschen Auffassung des Begriffes Gewalt und der geschichtlichen Bewegungsgesetze. Wohl war die Gewalt bisher die Geburtshelferin neuer Gesellschaften; aber nur weil die alten Gesellschaften sich mit Gewalt dem sein Recht fordernden Neuen widersetzten. Die Gewalt macht keine Revolution, und ist überhaupt nicht revolutionär. Im Gegenteil: die Feinde der Revolution haben sich stets auf die Gewalt gestützt. Gewalt geht vor Recht" ist kein revolutionärer Sag und ,, Blut und Eisen" ist kein revolutionäres System. Der Bastille sturm war nicht die französische   Re­volution; er war bloß nötig zu ihrer Berteidigung. Die Gewalt ist weit häufiger ein reaffionärer als revolutionärer Faktor gewesen, wie ein Blick in die Geschichte zeigt. Die neuen Ideen hatten stets die Gewalt gegen sich, wäre die Gewalt allmächtig, fo hätte es nie eine Revolution gegeben. Unsere heutigen reaktionären Gewalthaber, welche gleich den Anarchisten an die Allmacht der Gewalt glauben, sind glücklicherweise im Irrtum befangen.

Von diesen Formulierungen bis zu der Fassung: Ge­walt ist stets reaktionär gewesen", ist, wie man sieht, fein weiter Weg mehr. Liebknecht war in den Gedanken, daß die Gewalt nicht revolutionär, sondern das Gegenteil davon sei, damals so verliebt, daß er sogar den nicht ganz gelungenen Versuch wagte, die Praxis des Bastillesturms mit dieser Theorie in Einklang zu bringen.

Liebknecht ist also damals mit seiner Absage an die Gewalt tatsächlich weiter gegangen als ein Sozialdemokrat von heute gehen würde. Denn selbstverständlich und das hat auch Liebknecht wiederholt anerkannt und ausgesprochen -fann eine Mehrheit einer gew alltätigen Minder­heit nicht lampflos das Feld überlassen, ste wird, wenn sie Kraft dazu hat, Gewalt mit Gewalt abwehren.

Wie die Altmeister des Sozialismus mit unseren Kom­munisten abgefahren wären, davon fann man sich nach diesen Zitaten eine kleine Vorstellung machen.

Friedrich Stampfer  .

Der Oberreichsanwalt hat gegen den Generalsekretär der Deut­schen Friedensgesellschaft, Gerhard Seeger Berlin  , zwei neue Ermittlungsverfahren wegen Landesverrats ein­geleitet. Das eine Verfahren richtet sich gegen zwei Vorträge in Ber­ lin   und Hannover  , in denen Seeger die Zeitfreiwilligenfrage und ein Rundschreiben des Hochschulrings deutscher   Art an der Universität Freiburg   i. Br. über dessen angebliche Beziehungen zur Reichswehr  berührte. Das zweite Verfahren richtet sich gegen die in der Rechts preffe heftig angegriffenee Schrift Seegers Wehrhafte Republik?" ( erschienen 1926 im Verlage Hensel u. Co., Berlin  ), in der die ag gressiven Tendenzen der Rechtsverbände bekämpft werden und die Entwicklung der Reichswehr   fritisch betrachtet wird.

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Bajuvarisches Theater.

Bon Arnold Weiß.

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Der Schmied" von Braunschweig  . Amtliche Lesebuchfälschung.

In den braunschweigischen Volksschulen war bis vor kurzem ein von der braunschweigischen sozialistischen   Regierung herausgegebenes esebuch im Gebrauch, das allen modernen Ansprüchen genügte. Es stützte sich auf die Reichsverfassung, tämpfte für den Ge­danken der Bölferversöhnung und des deutschen   Boltstums, enthielt feine Fürstenverhimmelung mehr, sondern erläuterte auch in päd. agogisch wertvollen Stücken die deutsche Reichsverfassung und die heutige Staatsform.

Die neue rechtsraditale Regierung zog dieses moderne Lesebuch bald wieder ein und ließ von einem ,, amtlichen Lesebuch­ausschuß" ein neues Buch anfertigen. Das neue Lesebuch ist monarchistisch, nationalistisch, frömmelnd und unfrei. Aber nicht nur Haßgefänge befinden sich in ihm wie Wenn wir fahren gegen Engeland", sondern auch eine grobe Fäl ich ung eines Gedichtes von Konrad Ferdinand Meyer ist in ihm enthalten. Nicht nur der Tegt, sondern auch der Titel ist gefälscht. Bei K. F. Meyer heißt der Titel eines Gedichtes Der Schmied". Im braunschweigischen Lesebuch heißt dasselbe Gedicht Der deutsche Schmied". Bei K. F. Meyer heißen vier Strophen feines Gedichtes folgendermaßen:

,, Als ein vom Wege Verirrter macht' ich halt: Es war Mitternacht im schwarzen Wald. Ein riesenhafter Schmied am Amboß   stand. und hob den Hammer mit berußter Hand. Zum ersten schlug er nieder, daß es scholl, ringsum im nächt'gen Forst geheimnisvoll und rief: Mach, erster Streich, den Teufel fest, daß ihn die Hölle nicht entfahren läßt!"

entnehmen wir die Begründung, die das Kammergericht, dritter Straffenat, der Enthaftung der Jünglinge gibt. Es heißt dort:

Als dieser Streit ausbrach( zwischen den beiden Werwölfen und dem Radfahrer), standen sich lediglich die beiden Beschuldigten und der Radfahrer Kl. gegenüber. Zwar standen damals Dorfbewohner auf der Straße; sie waren aber noch nicht zusammengetreten, um ihre Kräfte zum Angriff auf die Angehörigen des Reichsbanners zu vereinigen. Bei der erheb lichen Anzahl der letzteren ist es auch wenig wahrscheinlich, daß die Dorfbewohner oder ein Teil von ihnen dies von vornherein im Sinne hatten; das Auto hatte das Dorf ja auch fast passiert, als der Zusammenstoß der Beschuldigten mit kl. erfolgte. Die Vorgänge haben sich mun weiterhin so abgespielt, daß das Auto anhielt und die auf ihm befindlichen Personen abstiegen, um ihrem Kameraden Kl. zu Hilfe zu kommen. Jetzt ergriffen beide Beschuldigte die Flucht. 3emte wurde eina geholt und mißhandelt. In diesem Stadium erst griffen die Personen der Gegenpartei ein, die sich jeht erst zusammentaten und den Beschuldigten zu Hilfe tamen. Bei den sich nun an­schließenden Schlägereien, in deren Verlauf eine zusammen­gerottete Menschenmenge gegen die Reichsbannerleute vorging und mit vereinten Kräften Gewaltsamfeiten gegen sie verübte, insbesondere August Schmelzer nach erhaltenen Berlegungen ein Gewehr holte und mit ihm in die Schar der Gegner Schüsse abgab, war feiner der Beschuldigten mehr beteiligt.

Das Kammergericht, dritter Straffenat, stellt also schon im vor­aus fest, daß die Werwölflinge, die in Uniform den Reichsbanner­radler von seinem Rad holten, am Landfriedensbruch unbeteiligt seien! Man kann mehr Objektivität des höchsten preußischen Gerichts wirklich nicht erwarten. Sie wird nur noch übertrumpft werden durch die Vorbereitung des Freispruchs des Stahlhelm­schüßen auf Grund des§ 51! Die Stahlhelmer mit Jagd­schein auf Menschenwild das ist die neueste Errungen­schaft der republikanischen Kultur!

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Inzwischen harrt das zweite Opfer des Mordüberfalls seiner

Die braunschweigische Regierung fühlt sich veranlaßt, diese Bestattung in Ertner. Die Mordbuben in Arensdorf sind frei und Strophe folgendermaßen zu ändern:

" Der erste schmiedet den Teufel feft, daß er den Welschen nicht siegen läßt."

K. F. Meyer fährt dann fort:

,, Den Hammer er zum andern Male hob, den Amboß schlug er, daß es Funken stob, und schrie: Triff du den Reichsfeinb, zweiter Schlag, daß ihn der Fuß nicht fürder tragen mag." Die braunschweigische Regierung meint den Volksschulkindern dafür die Worte vorfetzen zu müssen:

,, Den Erbfeind trifft der zweite Schlag,

daß er sich nimmer rühren mag."

K. F. Meyer ließ Hutten die Worte sprechen und meinte den Papst mit dem Reichsfeind. Die braunschweigische Regierung machte aus dem Reichsfeind" einen Erb feind" und meint Frankreich   damit!

Daß das ganze Gedicht durch die Berballhornung Unfinn ge­worden ist, haben die rechtsradikalen Herrschaften der braunschweigi­schen Regierung natürlich nicht gemerkt. Bisher nahm man in Bisher nahm man in christlichen Kreisen immer an, daß der Gott der Schlachten über Sieg und Niederlage zu entscheiden habe. Nach dem ge­fälschten Gedicht scheint die Entscheidung über so wichtige Dinge aber beim Teufel zu liegen.

höhnen.

Die Greuelfabrik.

Petroleusen und verbrannte Wachtbeamte.

Gestern fand in Wien   die Beisetzung der in den Straßen­tämpfen ums Leben gekommenen Wachtbeamten statt. Der Lokal­Anzeiger" berichtet jehr ausführlich darüber. Merkwürdigerweise erwähnt er nichts von den 15 nackt ausgezogenen und bei lebendi­gem Leibe verbrannten Wachtpolizisten", über deren schauerliches Ende er so erschütternde Mitteilungen zu machen wußte. Er unter­nimmt auch feinen Bersuch, den offensichtlichen Widerspruch zu er­klären, der darin liegt, daß die österreichische Regierung die Ge­samtzahl der getöteten Wachtpolizisten mit drei Uniformierten und einem in 3ivil befindlichen Kriminalbeamten angibt, während doch allein bei der von ihm in aller Ausführlichkeit beschriebenen Greuel­Szene 15 ums Leben gekommen sein müßten,

Dafür hat die Deutsche Zeitung", die selbstverständlich den Greuelbericht des Lokal- Anzeigers" mit Entzücken nachdruckte, eine neue Entdeckung gemacht:

Es steht fest, daß ein Korps von Weibern   mit Benzin und Pech ausgerüstet, von außen in die Stadt mit der Marschrichtung auf das Gebäude angerückt ist."

Das Gebaren der braunschweigischen Nationalisten ist allerdings die Knochensensation der Roten Fahne". Sie ist eine getreuliche mehr teuflisch als göttlich!

Arensdorf und das Kammergericht.

Das Urteil schon vorweggenommen.

Der Stahlhelm Schüße Schmelzer aus Arensdorf, dem zwei Menschenleben auf dem Gewissen lasten, soll jetzt im Irren hause darauf untersucht werden, ob er wirklich den Jagdschein des§ 51 verdient. Inzwischen sind aber in aller Stille die Ur heber des ganzen Vorgangs, die Werwölflinge 3eme und hoff mann, die den einzeln fahrenden Reichsbannerradler überfielen, aus der Untersuchungshaft befreit worden. Aus dem ,, Stahlhelm  ", der in diesen Dingen ja wohl gut informiert sein muß,

chen auf den Hocker, woselbst es völlig zum Postament erstarrt und alles über sich ergehen läßt, was die Männer Josef und der Verräter aus dem Lebensaft an ihm verrichten. Immer noch regeln die Zitherleute den Verkehr auf dem Potsdamer Platz  , aber die Auf Das schöne Stück Sünde" hochdramatischer Aft aus dem merksamkeit der Mehrheit gehört bereits ganz und gar den Gescheh Leben schloß mit den Worten: Nun wollen wir halt nicht mehr nissen auf dem Theater. Der ernste Knabe rührt sich nicht mehr. daran denken, Josef, und arbeiten... arbeiten, bis die Finger Sein Blick ist geradeaus in mysteriöse Farnen gerichtet. Josef hat schmerzen. Vielleicht, daß wir dann noch einmal den rechten Weg dem Burschen das Kinn und die Wangenpartien mit Mastig ein finden, Josef, der uns wieder zueinander führt...!( Josef nicht gepinselt, der andere Mann flebt etliche Bartteile in das schwer­stumm und ergreift impulsiv und erschüttert des Weibes Hand. mütige Antlitz. Aus dem achtjährigen Gebirgsbuben wird ein vier­So stehen sie eine Weile. Borhang.) Das Publikum, voller Vertrauen auf die Bereitwilligkeit des zigjähriger Melancholiker. Eine schwarze Perücke über das Blond haar gestülpt die Maske ist fertig. Das Körperchen des Kindes unkeuschen Josefs und im Hefften aufgewühlt vom heroischen Mut ist nun ganz klein geworden und steht in gar keinem Berhältnis mehr der schlichten Dufderin, schrie unentwegt nach dieser. Josef, ahnend, zu dem gigantischen Friseurkopf, der löwenhaft breit auslädt mit daß er auf diese allgemeinen Sympathien vorläufig noch teinen ge- schwarzer Genietolle, buschigen Augenbrauen, Rinn- und Schnurr rechten Anspruch erheben könnte, schlug sich konsterniert nach dem bart. Plötzlich werden die Zusammenhänge mit Bayerns   glücklichsten dritten Hervorruf seiner hochherzigen Ehehälfte seitwärts in die ge- Tagen überraschend schnell hergestellt: Josef hilft dem Buben mit dem malten Büsche. Dann wurde die Bühne abgeräumt, und der Im Postkartenkopf in einen langen, grauen, grünbaspoalierten Jäger presario dieser Gesellschaft ganz in Lederhosen und gamsbärtig mantel, dessen Unterlängen alles verbergen, was bis zum Augenblick annoncierte ernst und gemessen die Schlußnummer des Programms: noch in der Gestalt eines banalen Küchenhockers die Illusion benach­Seriöses Stimmungsbild aus Bayerns   glüdteiligte. Ein Lodenhütchen mit Spielhahnfedern komplettiert die lichsten Tagen." Figur. Das Kind ist verschwunden. Ein ausgewachsener Riese, zwischen Tannen und Hochgebirgsbrocken, chiebt die Finger der rechten Hand- exklusive Daumen- zwischen die beiden obersten Mantelknöpfe und die linke Hand in die Tasche. Das Schrammel. orchester besinnt sich eines besseren, rotes Feuer sprüht auf in bene galischer Glut, die Fahnengardine flattert empor, und auf rosiges Wolfenglück gemalt grüßt uns die romantische Torburg des Opern. schlosses Neuschwanstein... umwabert von prasselnder Lohe, um­rauscht von Tannen und den im Jubel und Tosen des glücklichsten Boltes fraftlos verebbenden Klängen der Königshymne.

Beifälliges Bolksgemurmel.

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Tiefbusige Kellnerinnen refonstruieren die durch das Abrollen des hochdramatischen Lebensaftes unterbrochene Berbindung zwischen Bublikumskehle und Bierquelle. Zwischen den Proszeniumslappen spekulieren inzwischen die Zurüstungen des Akteurs schon wieder auf unfere interessierte Teilnahme: Tannenbäume werden zwanglos gruppiert, taschierte Felsbrocken über- und aufeinander getürmt, eine Renaissancebalustrade wird vorn an der Rampe festgebohrt, der Gartenprospekt fliegt in die Höhe, und ein landesfarbiges Fahnen­tuch bauscht sich faltenreich in die Szenerie. Der äußere Rahmen zu Bayerns   glücklichsten Tagen ist hergestellt.

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Nun tritt der Ehebrecher Josef in das Bild und stellt einen plumpen Küchenhocker auf die Mittelbühne. Ein zweiter Mann an seinen immer noch düsteren Blicken erkennen wir in ihm den hämischen Verführer aus dem Lebensatt tommt und ordnet allerlei Gewänder und Utensilien auf einen Klumpen Granit. Die Zithervirtuosen spielen jetzt solange den in dieser Gegend gerade aktuellen Schlager von der Polizei, die den Verkehr regelt, bis oben auf den Brettern die legten Borkehrungen getroffen sind. Der Guitarrist, von dem die Sage geht, er sei mit Terofal an der Spree  gewesen, singt in einem märchenhaften berlinerisch bie nette Weise von der Polizei und dem weißen Strich.

Noch weiß man nicht recht, in welcher Manier die Erinnerung an Bayerns   glücklichste Tage hier geweckt werden soll, denn außer dem Küchenhocker steht nun auf der Bühne ein etwa achtjähriger Knirps, deffen toternster Blick jede Hoffnung auf das Wiedererleben der glücklichsten Tage mimisch ruiniert. Müde, offenbar angewidert von den Scheußlichkeiten der Gegenwart, flettert das traurige Bürsch­

Die Wasserrose blüht.

Von Wilhelm Schussen  .

Der Himmel glüht lichtblau. Weißgolden und fupfern flammen die Getreideäcker der nahen Hügelwelle. Eine hohe hellgrüne Buchenwaldwand grenzt das Bild von der übrigen Welt ab. Es ist ein flirrendheißer Nachmittag. Rundum zeigt sich kein Mensch. Der fleire Weiher ruht dunkelblau in weltverlorener Gin­famteit; Querbahnen grünen Lichts teilen die leicht gefräufelte Fläche ab.

Große, weiße, alles Sonnenlicht in sich aufsaugende Bälle voll­blühender Seerofen schimmern überall. Die Blüten stehen einzeln und feierlich voneinander abgerückt und erfüllen doch in wunder famer Gemeinschaft den ganzen dunkelblauen, grüngestreiften Grund mit ihrer Bracht, die weißer ist als Schnee.

helle Kopffleck eines Bläßhuhns blitt aus dunkelgrünen Binsen. Der Hurtige Tauchenten rudern am Rand des Schilfes bahin. Der steile weiße Hals des Haubentauchers wetteifert mit dem Himmel­fahrtsschnee der Seerofen. Wildenten trompeten im Röhricht. Bläßhühner loden schrill dazwischen. Ein drolliger Frosch, der in

Diese Sensationsmeldung ist allerdings beinahe ebenso alt mie Wiederaufwärmung des historisch gewordenen Betroleusenschwin­dels" aus dem Pariser Kommuneaufstand von 1871.

Hofenmahfoldaten. Mit großer Emphase hat der 10. deutsche  Studententag in Würzburg  , über dessen Verlauf wir bereits berich teten, sich als die Frontfoldatengeneration" aufgespielt. In dem Hauptreferat des Rechtsanwalts Dr. Jung tam dieser Gedanke fast in jedem Abschnitt zum Ausdruck. Nun bemerkt der vom Nach­richtenamt der Deutschen Studentenschaft   selber herausgegebene Schlußbericht beiläufig, daß unter 162 stimmberechtigten Teilnehmern waren! llebrigens fein Wunder, da das Durchschnittsalter der Ber­des Studententages ganze 13 Kriegsteilnehmer treter mit 22 bis 23 Jahren angegeben wird, so daß die meisten von ihnen bei Kriegsausbruch noch mit Spielhöschen herumgelaufen fcin dürften.

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ber Zeit sich versehen hat, quarrt irgendwo aus einem Tümpel am flachen, breiten, schwammigen, mit Binsen und Sauergras   be= wachsenen Ufer. Kleine blaue, dunkelbraune und grellscheckige Schmetterlinge taumeln raftlos dicht am Boden über den Nachflor der anstoßenden moorigen Wiesen hin. Fliegen und Bremsen und wann wispert ein Heupferd im niedrigen Grase. Und die schießen in jähen, brennenden Tönen durch die Glutluft. Dann Goldammer   singt ihre einsame, furzatmige, bier seltsam ergreifende Weise aus traumhafter Zeitlosigkeit heraus.

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im

Leicht,

Die Sommerrevue. Es ist glücklicherweise mur ein Revuechen, ohne große Aufmachung und dekorativem Brunt, eine Fortsetzung der Schiffer- Revue, die uns Friedrich Holländer Text­verfasser, Komponist, Regiffeur und Dirigent zugleich pridelnb, satirisch, parodistisch, wizelnd sozusagen aus dem Geist Theater a m Kurfürstendamm  " vorsetzt. biefer Synfope- Musik geboren. Das Jdeechen, das die Couplets, Chanssons und fleinen Szenen zusammenfaßt, ist frei nach Wede­find: die Bestie Mensch in voller Freiheit vorzuführen. I war­do wsti macht den Interpreten in seinem etwas müde und bla fiert, aber doch pointiert vorgetragenen Couplet Das bist Du" ( tat twam asi pflegt M. Harden zu schreiben). Es wird allerhand Sehenswertes aus der menschlichen Menagerie Stud- Enten an der Tränke( die geistlose Bersoffen­gezeigt: Stud- Enten an Sechzehn- Ender( ein steinerweichender Kantus), usw. der Farbenmenschen), Schlangenmenschen( Sportfererei), Blandine Ebinger   ist Favorit: ihre hysterische Biege wie ihre Großstadt­hyäne" find fleine Bravourſtüde ihrer aus Bartheit, Parodie und Reßheit gemischten Art. Den stärksten Erfolg hat Annemarie Safe mit dem Potsdamer Edelfasan" mit dem rührseligen Re­frain" Der Wilhelm tommt nicht wieder". Fischer- Köppe ist ein forscher Tingeltangelheld, der besonders in den Ensemble­izenen seinen Mann stellt. In ihnen wird- halb Bierult, halb Satire der Unfug der Schönheitskonkurrenzen oder die Ver­logenheit der Salonlöwen geprangert. Holländers Musik, die, von fiebrigem Rhythmus durchpulst, von äußerst vielseitigen Jazzkünft­lern erefutiert wird, ist immer prickelnd und wirbelnd, und läßt manche Textschwäche vergessen.

heit

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Der sommerliche Theater- Sumpf. Aus unerklärlichen Gründen führt das Trianontheater aus Wien   den Sumpf" ein, ein undiskutables Bühnenstück, das der Verfasser, Hermann Heinz Ortner  , für eine Tragödie hält. Schon aus den Ueberschriften ersieht man, was für eine Marke von Drama das ist, die da den Berlinern vorgesetzt wird. Der erste Att heißt Freie Liebe  ", der zweite Ruppelei". der dritte Eifersucht", und der ganze ebenso wüfte wie meinerliche Schmarren firmiert unter dem zarten Titel: Das letzte Kapitel aus dem Leben einer Dirne." Die Aufführung unter der Regie Gaston Briefes entsprach durchaus dem Wert des Stückes. Das Trianontheater scheint das letzte Kapitel einer Bühne spielen zu wollen. Dgr.

morgens von Barcelona   in Spanien   abgelassen wurde, erreichte nach einer Die Höchstleistung einer Brieftaube. Eine Brieftaube, die um 8 Uhr Melbung holländischer Blätter thr Heim zu Amsterdam   um 1,3 Uhr am Nachmittag des folgenden Tages; fie bat in 28%, Stunden 1300 Stilometer zurückgelegt und damit eine neue Höchstleistung aufgestellt.