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Tomela Nieü>?e»hmS durch unsere Behauptung, daß er in Maastricht   aus grundloser Angst vor den sozialdemokratischen Arbeitern um du Begleitung der Polizei gebeten habe. In diesem Punkte muß ich thalsächlich etwas berichtigen. In der Thal wurde nach der Versammlung behauptet, daß Nieuwenhuis die Hilfe der Polizei angerufen habe. Später hat es sich aber herausgestellt, daß Rot, einer der bekanntestenRevolutionäre  ", der Domela Nieuwenhuis   begleitete, und Domela Nieuwenhuis  nur daS Anerbieten der Polizei, sie zu begleiten, angenommen haben. Die beiden Herren leugnen dies zwar, aber Augen- und Ohrenzengen halten die Behauptung aufrecht. Wir hätten gegen Nieuivenhuis mehr anführen können, haben es aber unterlassen, da unsere Absicht blos war, den Rück- gang des Anarchismus zu konstatiren und festzustellen, daß die sozialdemokratische Arbeiterpartei die Annäherung zu den Revolutionären" nicht braucht. Wir befassen uns nie mit Domela Nieuwenhuis   an sich. Das ist nicht der Mühe werth. Rumänie». »» Die Ministerkrisis dürfte ziemlich lange dauern, da von Kandidaten für das neue Kabinet noch gar nichts ver- lautet. Türkei  . -- Die Aufregung unter der armenischen Bevölkerung Konstantinopels   hat sich noch nicht gelegt, obgleich nun in den Straßen äußerlich Ruhe herrscht. Aber das starke Aufgebot von Polizei und Militär erweckt bei den Armeniern kein Vertrauen, sie wagen nicht ihre Zufluchts» orte, die Kirchen zu verlassen. Der Unterstaatssekretär im Ministerium des Aeußern, Artin Dadian>Pascha, welcher selbst Armenier ist, wurde am 6. d. M. beauftragt, die Stimmung der armenischen Bevölkerung zu be- ruhigen. Seine Mission, die in drei Kirchen aestüchteten Leute zum Verlassen derselben zu bewegen, ist gescheuert; seit dem 7. ds. sind die Zugänge der Kirchen gesperrt; niemand darf ein- oder ausgehen. DiePolitische Korrespondenz  " meldet aus Konstantinopel  : Die der Psorle überreichte Verbalnote der Botschafter hebt aus- drücklich hervor, daß von bewaffneten Softa's und Kurden zahl- reiche Angriffe auf das Eigenthum, ja selbst Plünderungen und Todtschläge verübt wurden, und empfiehlt als eines der Mittel zur Herstellung der Beruhigung die sofortige Freilassung aller unschuldig Verhafteten. Heute wurde in Konstantinopel   folgende amtliche Bekannt« machung erlaffen: Es ist begreiflich, daß infolge einiger dem Rechtsbewußtlein zuwiderlaufender Vorfälle in der letzten Woche die Bevölkerung beunruhigt ist. Um Ruhe und Orb- nung wiederherzustellen sind alle Vorsichtsmaßregeln getroffen und es patrouilliren Tag und Nacht Militär, Gendarmerie u> d Polizei. Sollten Irregeführte noch allarmirende Gerüchte ver breiten und die Ruhe stören, so werden dieselben strenge nach dem Gesetze bestraft. Der Bevölkerung wird bekannt gemacht, daß keine Ursache zur Beunruhigung besteht und jedermann ruhig seinen Geschäften nachgehen kann. Auch in der asiatischen Türkei   scheinen Unruhen vorgefalle» zu sein. Wenigstens meldet dieAgenzia Stefani" aus Trape- zunt vom 8. Oktober erneute schwere Ausschreitungen, denen viele Armenier zum Opfer gefallen find.~ Kuba  . DI« Insurgenten machen weitere große Fortschritte. DaS Madrider BlattJmparcial" veröffentlicht die Meldung aus Havannah,«in« Bande von Rebellen sei in der Provinz Havannah erschienen. Die Nachricht erregt Sensation. Ostasieu. In Korea   scheinen die Japaner wieder Schwierigkeiten zu begegnen. Aus Söul  , der Hauptstadt von Korea  , wird ge- meldet, daß Taiwonkun. der Vater des Königs und Führer der Anlireformpartei, an der Spitze einer bewaffneten Macht in de» königlichen Palast eingedrungen sei. Das Leben der Königin soll in Gefahr fein. Ei» späteres Telegramm aus Söul meldet, daß die Ruhe dort wiederhergestellt ist. Die japanischen Truppen bewachen de» Palast. Man glaubt, daß die Königin noch am Leben ist. Von der Agitation. Im e. schleswig- holsteinischen Reichstags� Wahlkreise Ottensen- Ptnneberg wurde durch 26 Mitglieder des Arbeiter-Radfahrervereins ein Flugblatt und der neue Norddeutsche Bolkskalender auf dem Lande vertheilt. Die sozialdemokratischen Stahlroßreiter fanden bei den Land- lenten freundliche Aufnahme. Aus Württemberg   wird uns geschrieben: Seit Beginn der kälteren Jahreszeit beginnt wieder die lebhaftere Agitation auf dem Land«. Ueberall bereiten sich die Genossen auf regere Thätigkeit vor. Was im Frühjahr und gommer in anbetracht der Feldarbeit des Landmanns in der Agitation versäumt werden mußte, wird jetzt wieder nachgeholt. Seit der letzte» Landtagswahl war politische Ruhe im Lande, die nur auf kurze Zeit durch die Reichstags-Nachwahl in Ulm  unterbrochen wurde. Trotzdem waren die Sozialdemokraten Württembergs nicht unthälig, einzelne Versammlungen wurden hier und da von den verschiedensten Rednern abgehalten und die beiden sozialdemokratischen Landtags- Abgeordneten erstatteten Bericht über ihre Thätigkeit in der Kammer. Ueberall wurde es dankbar anerkannt, daß die beiden Genossen auch an solche» Orlen Bericht erstatteten, die nicht zu ihrem Wahlkreise gehören, wobei das Verhalten der bürgerlichen Abgeordneten, die sich nach der Wahl nicht mehr sehen lassen, verurtheilt wurde. Ueberall waren die Genossen mit der Haltung der beiden Arbeitervertreter im Landtag einverstanden. Wie bekannt, finden in der nächsten Zeit in Württemberg   zwei Reichstags-Nachwahlen statt, und obwohl in beiden unsere Partei nicht i» betrncht kommt, so werde» sie doch als Agilationsgelegenhcit nicht unbenutzt bleiben, obwohl die in Frage kommenden beiden Kreise am wenigsten Jndustriebevölkerung besitzen und es uns schwer wird. Lokale zu Versammlungen zu bekommen, da uns diese an den meisten Orlen abgetrieben werden. Der eine dieser Kreise, der 7. würltem- bergische Reichstags> Wahlkreis Calw  - Neuenbürg  , würde bei einigermaßen reger Agitation der Volkspartei zufallen, obwohl er seither reichsparteilich vertreten war und auch in der würllkmbergischen Kammer durch einen Stadt-Schulheißen, einen Schultheißen  , einen Regierungspräsidenten und einen national- liberalen Sägewerkbesitzer vertreten ist. Der andere Kreis, der 12. würlleinbcrgische Reichstags-Wahlkreis Crailsheim  -Mergent- beim, ist der Volksparlei sicher, doch ist diese wieder auf der Suche nach einem Kandidaten, da der nominirte Knpierschmied Äugst   dankend ablehnte. Im Landtage sind die 4 Oberämter des Wahlkreises, mit einer Ausnahm«, nationalliberal vertreten und zivar durch den Ministerpräsidenten v. Mittnacht, durch einen Sladt-Schultheißen, einen Oekouomierath und den demokratischen Abgeordneten Haußmann. Tie Parteigenossen werden Sorge tragen, daß auch die Bewohner dieser Bezirke politisch mehr auf- ge�klrt werden und ihre wahren Freunde kennen lernen. f Zu der Angelegenheit DreeSbach vontr»Badische La»des-Zeitu»g"'schreibt derBadische Landesbote": In ihren Anschuldigungen hat dieSandeszeitung" durch­blicke» lassen, daß Dreesbach mit einer zweideutigen Affäre bezüg- lich der Sammlung von Ueberschweminungsgeldern in Verbindung zu bringen sei. Dieser Vorwurf ist nach unseren Informationen durch nichts begründet. Es war aller- dings seiner Zeit gegen verschiedene Personen in Mannheim  wegen nicht richtiger Verwendung gesammelter Gelder eine Unter- suchung eiugeleilet, die aber keinerlei Anhaltspunkte zu ge- richiliche», Einschreiten, am allerwenigsten gegen Drees- dach ergeben hat. Der schwerste Vorwurf, der DreeSbach gemacht wurde von feiten des uationalliberalen Blattes, ist der des Betrug s. Nach den uns gewordenen Mittheilungen soll er den Betrug nach demMaterial" derLandesztg." dadurch versucht haben, daß er zu der Zeit, in welcher er Reichs- und Landtags- Abgeordneter war, sich als badischer Abgeordneter ihm nicht zu- stehende, von der Eisenbahnverwaltung den Landtags-Abgeord- nelen gewährte Eisenbahnfahrten-Vergütungen habe auszahlen lassen. Der Thatbestand des Betrugs soll darin zu erblicken sein, daß Dreesbach, so lange er dem Reichstag   und Landtag angehört habe, seine Freikarte, die ihm zur Benutzung der längeren Strecke Mannheim-Karlsruhe- teidelberg- Frankfurt- Berlin auf sein Ansuchen anstatt für die trecke Mannheim  -Franksurt ausgestellt worden war, zum Besuche des Landtags verwendet habe, sich aber trotzdem die von der badischen Regierung gewährte Fahrentschädigung habe einhändigen lassen. Wie bekannt, haben unsere badischen Abgeordneten erst seit zwei Jahren freie Fahrt auf unseren Bahnen; früher, also auf dem vorletzten Landtag, dem Dreesbach zum ersten Mal an- gehörte, gab es nur bei Beginn und Schluß der Tagungen resp. Vertagungen eine Zu- und Abfahrtkarte, für die Ver- gütung von Seiten der Generaldirektion geleistet wurde. Im höchsten Falle wurden einem Abgeordneten während der ganzen Session sechs Fahrkarten ersetzt. Ob nun Herr Dreesbach sich dieseKarten hat auszahlen lassen und trotzdem mitseiner Reichstags- karte fuhr, daß weiß weder dieBad. Landesztg.", noch wissen das die Mannheimer   Rüdtianer, nur einer soll es wissen, nämlich ein alter Mann, der zur Zeit lebensgefährlich erkrankt ist. Dieser alte Mann soll, falls er nicht inzwischen stirbt, Haupt- zeuge in dem Prozeß gegen Dreesbach werden. Wir aber wissen, und das ist derLaudeszeitung" nicht bekannt, daß Herr Dreesbach seinerzeit mit Wissen der Generaldirektion und deren E i n v e r st ä n d n i ß seine Reichstagskarte zu seinen Fahrten hierher benutzte. Es ist unter diesen Umstände» nicht erklärlich, wo der Betrug liegt, den Dreesbach begangen haben soll." DerBadische Landesbote" ist, wie wir zur Information der Feinde unserer Partei hinzufügen wollen, kein sozial- demokratisches, sondern ein klerikales Blatt. Um so bedeutungsvoller sind die Ausführungen, die es über die An- gelegenheit macht. DieBadische Landeszeitung" theilt mit, daß ihr Drees- bach's Klage gegen sie bereits zugestellt worden ist. Da- gegen hat die Staatsanwaltschaft noch nichts von sich hören lassen, daß sie Anlaß hätte, aus demMaterial", das ihr dieBadische Landeszeitung" einreichte, Drees- bach den Prozeß wegen Betrugs zu machen. Sie wird deshalb von unferm Mannheimer   Partei-Organ, derVolks- stimme", mit der denkbar größten Entschiedenheit um Beschleuni- gung der Sache ersucht in folgenderOffenen Anfr�e an die Staatsanwaltschaft". Herr Staatsanwalt Geiler! Wir haben Sie am vorigen Freitag dringend gebeten, die Anklage gegen denBetrüger" Dreesbach zu erheben, aber bis heute noch nicht erfahren, daß Sie unserer Bitte nachgekommen sind, obwohl es Ihre verdammte Pflicht und Schuldigkeit wäre. Es liegt ein großes öffentliches Juteresse vor, das Sie als öffent- licher Ankläger zu wahre n haben. 13 000 Mannheimer  Wähler haben das Recht zu erfahren, ob Dreesbach ein Betrüger ist oder nicht. Wir fragen deshalb bei Ihnen öffentlich an: Haben Sie die Anklage gegen denBetrüger" Dreesbach erhoben oder nicht? Wenn es noch nicht geschehen ist, so fordern wir Sie hiermit öffentlich auf, Ihrer Pflicht zu genügen im Interesse von 13 000 Wählern, im Interesse der Ehre eines vielverleiimdeten Mannes." Wir denken, das genügt, um darzuthun, daß es sich bei den von derBadischen Laudeszeitung" gegen Dreesbach erhobenen Beschuldigungen thatsächlich um weiter nichts als ein infanies Wahlmanöver gehandelt hat, um so infamer, als der National- liberalismus in seinen Reihen so viel Gauner und Hallunke» ge- habt hat und sicherlich noch hat, daß er durchaus nicht das Recht in Anspruch nehmen kann, anderen Parteien den Vorwurf der Jmmoralität zu machen. Zum Schluß sei lediglich der Vollständigkeit wegen bemerkt, daß der nationallibcralenBadischen Landeszeitung" dasMa- terial" gegen Dreesbach von Mannheimer Rüdtianern geliefert worden sein soll, also von Dreesbach's grimmigsten Feinden. I« Offenburg   in Baden   wnrden bei der Wahl der Arbeitervertreter zur städtischen Arbeits» ach weis-Kom- Mission die vom Gewerkschastslartell vorgeschlagenen sechs Kandidaten einstimmig gewählt. Die Sozialdemokratie GalizienS   faßte aus ihren, vierten Parteitage zu Neu-Sandcc unter stürmischer Begeisterung den Beschluß, unentwegt für das allgemeine und gleiche Wahlrecht zu agitircn. Die Wiener   Parteileitung wurde aufgefordert, nöthigenfalls sofort einen Parteitag der österreichischen Sozialdemokratie einzuberufen, um den Kampf um das Wahlrecht mit allem Nachdruck im ganzen Reiche zu führen. Bon den übrigen Beschlüssen sei erwähnt, daß der SIntrag der aus- ländischen polnischenGenossen, das in London   erscheinendeBulletin Officiel du Parti socialiste polonais" als Parteiorgan an­zuerkennen, aus dem Griinde abgelehnt wurde, weil die polnische Sozialdemokratie in Oesterreich   schon zwei eigene offizielle Partei- biälter besitzt und weil dasBullstin" nur die Aufgabe hat, eben auf grund dieser Partei- Organe die ausländische Presse zu in- formiren. Der Redaktion desBulletin" wurde übrigens volle Anerkennung für ihre bisherige Thätigkeit ausgedrückt. Weiter beschloß man einstimmig, daß der nächste Parteitag endgillig ein Bauernprogramm festsetzen soll. Der Gedenklag der Hinrichtung der Warschauer   Genossen Bardowski, Ossowski, Kunicki und Pie- trusinski, die vor zehn Jahren in der Warschauer Zitadelle von den Schergen des Zaren ums Leben gebracht wurden, wird in, Januar 189« im ganze» Lande gefeiert werden. Die erste Delegirten-Versammlung der Arbeitervertreter von Seeland  , Kopenhagen  , Amager, Möen, Lolland  -Falster und Bornholm   in Dänemark   fand in diesen Tagen statt. Landsthingabgeordneter P. Knudsen   hieß die Vertreter will- kommen und erinnerte in seiner Begrüßungsrede daran. welche bedeutende organisirte Macht jetzt die Sozialdemokratie besitzt. Anwesend waren 12 Telegirte für Kopenhagen   und Frederiks- berg, 11 für die städtischen Verbände und 27 für die ländlichen. Die Landarbeiter waren in dieser Versammlung also in der Mehrzahl. Einzelne Delegirte repräsentirten mehrere Verbände. Die Tagesordnung lautete: I. Jahresbericht und Rechenschaft des neuen Agitationsausschusses; 2. Rechenschaftsbericht des alten Agitationsausschusses 1893/94; 3. die zukünftige Agitation; 4. die Parteipreffe; 0. Organisationsregeln. Das wichrigste Er- eigniß des letzten Jahres war der Anschluß des dänischen Land- arbeiter-Berbandes an die Sozialdemokratie. Die Delegirlen- Versammlung faßte ein« Resolution betreffend die Ausarbeitung eines Aufrufes zur Benutzung bei der Hausagitation auf dem Lande. Der Wunsch des Kastrnper Verbandes nach weihlichen Agitatoren wurde mit Beifall begrüßt. Eine kräftigere Agitation aus dem Lande wurde allgemein gewünscht und beschlossen. Die Versammlung machte durch die Solidarität, die zwischen den städtische» und ländlichen Arbeitern waltete, den erhebendste» Eindruck. Auch in der Arbeiterbewegung Kanadas   hat der Sozialismus jetzt eine anerkannte Position errungen. Der kanadische Gewerkschasts-Kongreß, der vom 3. bis 6. September in London   in Onlario tagte, nahm eine Statuten-Aenderung an, wodurch der sozialistischen   Arbeiterpartei eine Vertretung auf den künftigen Kongressen zuerkannt wird. Der Beschluß ist für die sozialistische Bewegung in Ranada, die noch nicht zwei Jahre alt ist, ein beachtenswerlher und wichtiger Erfolg. Die kanadischen Sozialisten, die nur spärlich organisirt und deshalb mit finanziellen Mitteln zum Betrieb einer ausgedehnten Propaganda nicht versehen sind, haben sich nun ein großes und fruchtbares Agitationsfeld eröffnet. Dodtenliste der Partei. In Mimmenhausen  , einem Dorfe im badischen Kreise Konstanz  , starb der Kleinbauer und Holzfäller Rudish auser. der älteste Parteigenosse in dieser Gegend. Wegen seiner Ueberzeugung hatte er von den Ordnungs"le»ten vielerlei Anfeindungen auszustehen. Um so fester aber hielt er zum Sozialismus. Sein Andenken wird in Ehren gehalten werden. Polizeiliches, Gerichtliche» it. Im Schweidnitzer Kreise waren bei der Verbreitung des tlugblattsWarum muß die Sozialdemokratie siegen?" im �orfe R o g a u einem Parteigenossen von dem Gutsbesitzer E i s ch die Flugblätter weggenommen und zum theil zerrissen worden, wobei der von städtischer Höflichkeit nicht angekränkelte Herr den Parteigenossen in schlimmster Weise beschimpfte und ihm auch noch drohte, ihn in den Torfteich werfen zu wollen. Der Parteigenosse stellte nun bei der Schweidnitzer Staats» anwaltschaft gegen den Gutsbesitzer Strafantrag. Diese lehnte die Erhebung der Anklage ab. Auf die bei der Ober-Staats- anwaltschaft eingereichte Beschwerde hin wurde von neuem Untersuchung eingeleitet und nun erhielt unser Ge- nosse von der Schweidnitzer Staatsanwaltschaft folgendes Schreiben:Gegen de» Gutsbesitzer Friedrich Wilhelm Eisch aus Rogau auch ivegen Bedrohung strafrechtlich einzu- schreiten, muß ich nach Abschluß erneut angestellter Erinittelungen wiederholt ablehnen. Die Androhung, Sie in de» Dorfteich zu werfe», kann als Bedrohung mit der Begehung eines Ver- brechens, nämlich als Bedrohung, Sie ertränken zu wolle» (Z 241 des Reichs-Strafgesetzbuchs) nicht angesehen werden, denn das hierbei vom Beschuldigten alsTeich" bezeichnete, neben seiner Besitzung besindliche Gewässer, auf welches sich seine Worte mangels eines anderen in der Nähe vorhandenen nur bezogen haben können, ist eine seichte, kaum einen Fuß tiefe Dorfpfütze, bei deren Beschaffenheit die Gefahr des Ertrinkens von vornherein ausgeschlossen sein mußte, selbst wenn der Be- schuldigte seine Drohung zur Ausführung gebracht hätte. Wege» Nölhigung und Beleidigung habe ich Anklage erhoben. Der Erste Staatsanwalt." Daß der Parteigenosse bei der unfrei- willigen Expedition in den Dorsteich den Vals oder ein anderes Glied seines Körpers hätte brechen können, scheint die Staats- anwaltschaft auch für ausgeschlossen zu halten, obgleich es doch durchaus nicht im Bereiche der Unmöglichkeit liegt. Immerhin können die Herren Ordnungskämpen in den Dörfern aus der strafrechtlichen Verfolgung ihres Roganer Gesinnungsgenossen die Lehre ziehen, daß für die Widersacher der Sozialdemokratie die Vorschriften des Straf- Gesetzbuchs leider noch nicht suspendirt sind. Aus den öffentlichen Versammlungen unserer Partxi- genossen in N e u s a l z a. O. waren bisher die Frauen durch den überwachenden Beamten stets hinausgewiesen worden. Die dagegen beim Landrathsamt geführte Beschwerde war von Er- folg. Das Amt erklärte die Entfernung der Frauen kür nicht gerechtfertigt und theilte mit, daß es die Polizeiorgane mit ent- sprechender Weisung versehe» habe. Aus Eving   im Wahlkreise Dortmund   wurde der Rheinisch-Westfälischen Arbeiter-Zeituna" berichtet: Bei der Verbreitung unseres ersten Wahl-Flugblattes wurden in Lünen  sechs Genossen angehalten und notirt. Nunmehr hat jeder der Belheiligten ein Strafmandat in Höhe von 10 M. erhalten. Hiergegen wird selbstverständlich Berufung eingelegt werden, da die Verbreitung von Wahl-Flugblättern jetzt überall, auch während der Kirchenzeit, erlaubt ist, die Behörde demnach auch nicht den Schein emes Rechts auf ihrer Seite hat. Der seinerzeit vom Kriegsgericht zu 3 Jahren Gefängniß verurtheilte Parteigenosse Becker aus S a a l f e l d in Thüringen  ist wegen einer ans seiner Redakteurslhätigkeit amSaalfelder Volksblatt" herrührenden Beleidigung zu zwei weiteren Monaten Gefängniß verurtheilt worden. Wir können nur wünschen, daß der von einem so tragische» Geschick betroffene Parteigenosse seine überaus harte Strafe überstehen möge, ohne an Geist und Körper für imnier gebrochen zu sein. Ans Zwickau wurde uns unterm 7. Oktober ge­schrieben: Gestern sollten in Neumark und Burkers- d o r f b. Kirchberg im Freien Wählerversammlungen stattfinden, wozu als Referenten G o l d st e i n und H. Schmidt ange­meldet waren; beide Versammlungen sind aber von der Behörde verboten worden. Noch bei der letzten Reichstagswahl haben die Behörden bekanntlich Versammlungen im Freien gestattet, jetzt nicht mehr. Auch der vergangene Woche in Wilkau   ge- gründete Wahlvercin hat sein kurzes Dasein wieder beschließen müssen, denn die hiesige Amtshauptmannschaft hat ihn als Fort- setzung des früher verbotenen Ortsvereins angesehen und ans grund unseresJuwels" unterdrückt. Jede Neuschöpfung wird den Wilkauer Genossen verboten, es ist ihnen thatsächlich nn- möglich gemacht, sich in einen Verein zusammenzuschließen. Das Verbot der Burkersdorker Versammlung hat leider für den Genossen Röder aus Schneeberg   recht unliebsame Folgen gehabt. Er hatte sich mit anderen in Burkersdorf eingefunden, um den Kandidaten H. Schmidt zu hören. Aergerlich darüber, daß die Versammlung zu Wasser geworden war. ließ er in einer Wirlh- schafl Aeußernngen über das Verbot fallen, die zu seiner Sistirung durch den anwesenden Gendarm führten, der ihn dann gefesselt dem Amtsgericht in Kirchberg überlieferte. Das Landgericht in Waldshut   in Baden   sprach den Parteigenossen S ch a u r aus Lörrach   von der Anklage frei, am 23. Juni in einer Versammlung in Hansen eine Majestäts» beleidigung begangen zu haben. So objekliv wie die Leitung der Verhandlung war auch die Begründung des Urtheils, was der Offenburger  Volkssreund" als Seltenheit in der jetzigen Zeit der Majestätsbeleidigungsprozesse ausdrücklich feststellt. GewevkfchÄfkliches. Sämmtlich« MittheUungen von Organisationen, vor allem solche über Ausstände oder Aussperrungen, müssen stets den Stempel der betreffendi» Organisation tragen. Nnfrnf an alle in der Musikiustrumenten- Judustrie beschäftigte» Arbeiter und Arbeiterinnen! Die günstige Geschäftslage unserer Branche veranlaßt uns, von neuem eine Aufmunterung an Euch ergehen zu lassen. Wie fast jeden Herbst. so stellen auch jetzt die meisten Fabrikanten an ihre Arbeiter die Forderung. Neberstunden zu machen, oder man probirt es mit einem Abzug. Was es heißt Neberstunden zu arbeiten, weiß jeder Kollege, es ist wahrlich genug 9 10 Stunden lang in einen, mit giftiger Atmosphäre geschwängerten Räume zusammengepfercht, für ein geringes Werthobjekt seine Arbeitskraft anfs intensivste anspannen zu müssen. Deshalb, Kollegen, macht überall. wo Ueberstunden gemacht werden sollen, die Fabrikanten energisch darauf aufmerksam, daß Ihr als Menschen leben wollt und Eure Gesundheit und das Zusammensein mit Euren Familien höher schätzt. Ueberdies sind noch viele arbeitslose Kollegen, wenn auch keine sogenanntenWürger", sondern meist schwächere Arbeiter, auf der Straße; diese Armen aber wollen auch leben, nehmt sie ans»nd für die Ueberzeit- arbeit ist Ersatz gefunden. Was Lohnabzüge betrifft. so erwarten wir. daß sich die Kollegen noch der letzten Lohnbewegung bewußt sind, wo viele materielle Opfer gebracht werden mußten. nn, die Löhne in einzelnen Fabriken in die Höhe zu bringen oder Abzüge zu hintertreiben. Deshalb. Kollege», steht fest zusammen, vergeht alle persönlichen Feindseligkeiten, wo solche bestanden, und zeigt Euch als Arbeiter, die Muth genug besitzen, um für ihre Interessen einer für den anderen einzutreten. I. Fischer, Vertrauensmann der Musik- instrumenten-Arbeiter.