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Freitag

16. September 1927

Kulturarbeit

Organisation der Kultur.

Bon Dr. Theodor Tichauer.

Der Auffaz, in dem ich zu der Frage, ob es sozialistische Kultur gibt, Stellung zu nehmen versuchte, bedarf in doppel­ter Hinsicht der Ergänzung. Aus Gründen des Raum­mangels war es nämlich nicht möglich, an Beispielen darzu­tun, in welchem Sinne wirklich von einer sozialistischen   Kultur die Rede sein, und in welcher Weise diese sozialistische Kultur durch Ausbau einer umfassenden Organisation der Kultur

gefördert werden kann

Meine Behauptung, daß Erscheinungen der Kulturent­wicklung teils auf die gegenwärtigen Lebensbedingungen des Proletariats, teils auf die Erfordernisse des Klassenkampfes, teils auf allmähliche Besserung in der Lage des Proletariats zurückgeführt werden können, bedarf der Erläuterung durch Beispiele.

In erster Linie fallen hier diejenigen Erscheinungen ins Auge, die als Gegengewicht gegen den Fabrikbetrieb und die Zusammenpferchung des Proletariats in den Großstädten den Arbeiter in seiner freien Zeit mit der Natur verknüpfen, wie namentlich der Wandersport. Mehr an den 2r­beiter als Klassenfämpfer wendet sich die Forderung, die Rauschgifte zu meiden, durch welche der Kapitalismus ihn in Banden hält, seine Erkenntnis für seine Lage trübt, seinen Willen zum Fortschritt hemmt, furz, seine Kampfkraft schwächt. In diesem Sinne ist der Kampf gegen die Schäden des Alkoholismus   eine Auswirkung des sozialen Klaffenkampfes. Hierzu kommt noch drittens der Einfluß, den die Lebenshaltung des Proletariats bei all­mählicher Durchsetzung sozialistischer Forderungen erfährt und der die Lebensform des Proletariats, also seine Kultur, maßgebend bestimmen kann. In diesem dreifachen Sinne ist es denkbar, daß von den sozialistischen   Ideen aus das gesamte Leben des Proletariats aus einer Klasse bestimmt und die so im sozialistischen   Ideen­aus einer Klasse bestimmt und die so im sozialistischen   Ideen­gehalt verwurzelte Kultur

Norm für die Gesamtheit des Volkes, vielleicht der Menschheit, wird.

Wenn sich innerhalb des Proletariats immer mehr die Erkenntnis ausbreitet, daß die Lebensführung selbst Mittel des Klassenkampfes ist, dann besteht die Hoffnung, daß all­mählich die Formen bürgerlicher Lebensführung, durch welche die Bourgeoisie das Proletariat zu beherrschen versucht, nicht mehr blindlings nachgeahmt, sondern durch eine, der Klassen­lage, dem Klassenkampf und dem Klassenziel des Proletariats entsprechende Lebensführung ersetzt wird. Die Mittel, die zur Schaffung einer proletarischen Kultur führen, fönnen aber nicht in der gleichen Weise erkannt werden wie etwa zweckmäßige Maßnahmen im Wirtschaftskampf. Nur ganz ausnahmsweise besteht die Möglichkeit, eine grundsätzliche Lebensfrage überhaupt zur Erörterung zu stellen, wie dies etwa bei der Alkoholfrage oder bei der Frage der Ehereform geschehen kann. Die Frage der Schaffung einer pro­letarischen Kultur ist vielmehr eine

Frage der Führerauslese.

Bellage des Vorwärts

Negermusik und ihre Entartung.

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Ein Wort zum Kapitel Jazz".

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Kurz nach dem Weltkriege und während der Revolutionen und| ventionslose Stücke und Filme anzusehen, strafte ein weiser und Quafirevolutionen schlugen die Herzen der Menschen schneller undgerechter Gott fie mit einer direkten Tanzwut. Und die weißen sagen wir menschlicher". Es dämmerte in ihren Herzen. Es Prohibitionsmänner, die Whiteman und Genossen, nahmen fich des bestanden Tendenzen zur Durchbrechung von überlieferten Begriffen Jazz gütigst an, maßregelten ihn, und gaben ihm das Schema und Anschauungen. Die Zeit also war günstig für neue Parolen von 88 oder 136 Taften pro Nummer". Sie brauchten ihm Sitte, und Prinzipien, neue Weltanschauungen und Stile, für neue Taten Notengetreuheit und Harmonielehre bei. Und die weißen Männer und neue Symbole. taten es gewiß in der Ueberzeugung, dem Jazz mit dem sie sich nunmehr in der Folge identifizierten und der Welt zu nügen. Und die Menschheit besitzt jetzt ein fades Gebilde, das ihr mit großen Worten angepriesen wird, das zwar noch den Namen Jazz" führt, das aber mit dem eigentlichen und ur­sprünglichen Jazz nichts mehr zu tun hat. Also keine rasenden, a- rhythmischen Klangorgien mehr, sondern ein züchtiges, ja gedrilltes Tillerballett von hüpfenden Vierteln und Achteln mit oben und unten gut verschlossenen Kleidchen.

Als es den Menschen

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allerdings nur für kurze Zeit

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Eines dieser Symbole wurde der Jazz. Der Jazz der er­wachenden Rasse, der Neger. Die Urkraft der Neger fand den Weg zu den Herzen und Sinnen der, in ihrer hohen Kultur so getäuschten, weißen Völker. Das waren die Neger in ihrem Misch habitus von Urwaldhemmungslosigkeit und übertünchtem Christen­tum; die Neger mit den Amuletten ihrer Medizinmänner unter der weißen Smokingbruſt, die Negermillionäre und die gezähmten Plantagenneger. Und die Extatiker, die Geister spürten und fahen. In den Negern erwachte und nicht in geringem Maße durch ihre Jazzerfolge das Bewußtsein der Gleichberechtigung mit, ja der Ueberlegenheit über den Weißen. Sie brauchen zur Ueberwindung ihrer letzten Minderwertigkeitsgefühle noch etliche Jahre und die ganze Welt ist der Schauplatz dieser Krise, die sich überhaupt der entsprechenden Krise in den weißen Rassen anschließt. be­wußt wurde, wie hohl ihre ganzen nationalistischen und moralischen Phrasen waren, als die Truppen von den Schlachtfeldern zurück­kehrten und die Tanks der Revolutionsmänner durch die Straßen der Großstädte fuhren, begann der Jazz, hemmungslos, ohne all­gemeine Musiklehre", wild und laut. Und die Menschen rächten sich am Abend im Lokal für ihre betrogenen Hoffnungen, für Krieg, Lüge und Hunger, für ihre Erziehung, die alle echten oder un­echten" Gefühlsregungen, alle Bedürfnisse nach Sentimentalität und Ritsch verdrängt hatte, durch Lautsein, Toben, Mißachtung aller trieben natürlich, aber es war gut so. In den überfüllten Lokalen bisherigen Werte und ungesellschaftliches Benehmen. Sie über­rasten ohne Pause die Jazzbands und sie betäubten die Ohren und die Gemüter ihrer entzückten Zuhörer mit Posaunen, Trompeten und mit den Ellbogen und Füßen gespielten Klavieren, mit heulen­den Violinen und Saxophonen, mit flirrenden Banjos, mit Auto­hupen, großen und kleinen Trommeln und Tiroler Ruhglocken, mit dem Knattern und Dröhnen von Radmotoren und mit Hammern bearbeiteten Eisenstangen, mit Tom- Toms  , Kindertrompeten und auf den Boden geschmissenen Porzellantellern, mit Knarren, Jazz­besen und singenden Sägen. Die ebenso musikalischen wie hem­mungslosen Neger gabenim buchstäblichen Sinne des Wortes den Ton an. Und der damalige Jazz hatte die Eigenschaft mit jeder neuen und echten Kunst gemeinsam, nämlich, daß sie alles ta demische und Eingeengte über den Haufen marf.

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Die Anfänge des Jazz sind, wie so viele plößlich allgemein betriebene Dinge, die vorher ,, überall in der Luft hängen", nach zehn Jahren schon Jazz" von dem schon länger bekannten Dialektwort jazzy" ab, legendarisch geworden. Einer leitet das Wort das soviel als erzentrisch" bedeutet. Ein anderer erzählt folgende Geschichte: Ein Manager, namens Gorham, hörte in New Orleans  auf der Straße einige schwarze Musikanten, die Reklame für eine Breistonkurrenz machten. Er wurde durch die groteske Energie Dabei muß aber betont werden, daß diejenigen Personen, dieser Leute gefesselt. Sie schüttelten und verrenkten ihre Arme welche die Arbeiterschaft als Führer in politischen und wirt­und Beine und drehten und wiegten sich wie Verrückte, nach dem schaftlichen Kämpfen erwählt, nicht ohne weiteres auch auf phantastischen Rhythmus von Posaune, Klarinette, Kornett   und dem Gebiete der Schaffung einer proletarischen Kultur als Trommel. Dann warfen sie ihre Kragen, Hüte und Röcke ab, um geeignete Führer angesehen werden können, da die Aufgaben sich ganz der Raserei der Synkopen hinzugeben. Sie spielten nach auf den drei Gebieten Wirtschaft, Politik und Kultur, viel zu dem Urteil eines schwarzen Zuhörers, als wären alle Teufel hinter sehr voneinander abweichen, als daß die gleichen Führer- ihnen her". Worauf Mr. Gorham sogleich den Sensations- und eigenschaften auf diesen drei Gebieten erforderlich wären. Handelswert der Sache erkannte und die Leute für ein Café in Unter diesen Gesichtspunkten ist für die Schaffung einer Chikago engagierte." Ein dritter erzählt folgende, glaubwürdigere Kulturorganisation ein besonderes System der Führeraus- Geschichte: Die Wiege des Jazz stand in Chikago, im Café Schiller. lese erforderlich. Während nun auf dem Gebiete der Politit, Das Café ging schlecht, und der Inhaber war gezwungen, seinen wo es auf Prinzipien und Programme antommt, ein all- weißen Dirigenten zu entlassen, und im Jahre 1915 einen billigeren, gemeines gleiches Verhältniswahlsystem den Klasseninteressen einen Neger, namens I as bo Brown, anzustellen. Jasbo spielte des Proletariats am meisten entspricht, ist auf dem Gebiete auf allen möglichen Instrumenten und machte einen Heidenlärm. des Wirtschaftslebens die Forderung eines Rätesystems mit der beim Publikum Gefallen fand. Er wurde der Liebling des Recht erhoben, weil ein solches indirektes Wahlverfahren Publikums, und man fürzte seinen Namen auf Jazz" ab. Jazz eine bessere Gewähr für die Auswahl geeigneter Bersönlich wurde allabendlich mit Sprit vollgegossen, damit er immer wilder leiten gibt. Ebenso muß auf dem Gebiete der Kultur eine Art Kultur- Rätesystem

geschaffen werden, als Kampfmittel des Proletariats gegen Die Beherrschung durch bürgerliche Kultur. Der Gedanke scheint freilich zunächst phantastisch. Aber wenn wir uns erinnern, daß die Forderung Laffalles, den politischen Kampf mit dem allgemeinen Wahlrecht zu führen, heutzutage eine Selbstverständlichkeit, zunächst auf erheblichen Widerstand der Arbeiterschaft, so auch auf die Bedenken Bebels stieß, werden wir einer solchen Idee nicht von vornherein ablehnend gegen­übertreten dürfen.

,, Au pair  ."

Bon Paul Dobert.

In einer Zeit, wo selbst dem Lehrling eine kleine Vergütung zu teil wird, ist eine Art von Arbeitnehmern noch nicht aus­gestorben, nämlich diejenigen, die ihre Leistungen ohne Be­zahlung, und als Entgelt für Unterkunft und Essen, die sogenannte freie Station, zur Verfügung stellen. Es sind dies meist junge Mädchen, die aus unerquicklichen häuslichen Verhält nissen herauskommen wollen, nichts Gründliches gelernt haben, so daß ein Beruf mit Fachkenntnissen ausgeschlossen ist, und deshalb als Stüße, Kinderfräulein usw. sich betätigen wollen. Als das Französische bei den nationalen" Leuten noch nicht verpönt war, las man häufig Anzeigen über Stellungen au pair  ", d. h. gegen die Hergabe deiner Arbeitskraft erhältst du die Befriedigung, des Nahrungs- und Schlafbedürfnisses. Als Lockmittel wurde dann noch Familienanschluß zugesichert, was namentlich, wenn Name oder Stand der Familie etwas Besonderes erwarten ließen, auf un­erfahrene Personen großen Eindruck machte. Meist blieben Ent täuschungen nicht aus, da der Familienanschluß sich mehr als Be schäftigung mit den Kindern in der von der gnädigen Frau nicht in Anspruch genommenen Zeit herausstellte. Es ist das Eigentüm­

wurde.

Wie dem auch sei, der Jazz, mit seinen ausschließlich improvisierenden Musikern, war damals eine wichtige und interessante Lebensäußerung geworden. Bis...

Ja, bis die Menschen anfingen nach dem Jazz ausschließ lich zu tanzen, anstatt daß sie sich ihn anhörten. Und weil die Menschen Eros   in ihrem Leben nicht genügend Platz einräumten, meil sie es verfäumten, unzensurierte Bücher zu lesen und sich ton

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liche solcher einen familiären Charakter aufweisenden Stellungen, daß der Pflichtenkreis fein fest umschriebener ist: das Fräulein" ist die Helferin in allen Nöten; zu allen Tages- und Nachtzeiten appelliert man an ihre Freundlichkeit: Sie sind wohl so freundlich" und so ist der Tag derart mit Arbeit überladen, daß für Augen­blicke der Selbstbesinnungen und Ruhe keine Zeit ist. Gerade das Undefinierte der Stellung schafft eine

man die dafür verlangten

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Und wie steht es nun mit dem so viel gepriesenen Neuen, das

der jezige Jazz uns gebracht haben soll?

In der Melodik kann es doch kaum sein, wo dieselbe in ihrer

achttattigen Periodik so einfach ist, daß selbst ein musikalisch Un­begabter sie bei einmaligem Hören nach einer Woche noch nach­pfeifen kann, wo sie sich in den meisten Fällen mit dem einfachen Mittel der Sequenz oder mit dem noch einfacheren des Plagiats begnügt. Händel  ( ,, Yes, we have no bananas" entlehnt sein Haupt­thema dem Halleluja" aus dem Messias") muß daran glauben und mit ihm Bach, Beethoven  , Chopin  , Rubinstein, Tschaikowsky  , Buccini und Paderewsky. Die Volkslieder und die beliebten Opern­arien werden geplündert. Und dann die Harmonik. Die gebraucht als Summum ein paar Dominantnoneakkorde oder ein paar alterierte Dreiflänge, und sie wird zu einer Scheinpolyphonie auf­gelöst. Der Rhythmus ist nichts weiter als der des einfachen Dahin­schreitens, des primitiven Geschwindmarsches des steps" oder die Tänzer ja nur nicht einen Schritt schneller oder langsamer als trotts"- und wird sehr straff und mechanisch durchgehalten, damit den anderen auszuführen brauchen. Die, neuartige" Instrumenta­tion schmarotzt von Effekten, die schon vor zwanzig bis dreißig Jah­ren bei Debussy  , Strauß, Mahler und Schönberg zu finden waren, und sie artet jetzt aus im immer mehr hervortretenden Blendwerk der instrumental- virtuosen Technik. Da der jetzige Jazz jede gedank­liche oder geistige Anstrengung überflüssig macht und nach er probtem" Schema auf dem beliebten goldenen Mittelweg dahin­plerrt, bedeutet er eine Volksgefahr und eine Krankheit. Das einzige, was der Jazz noch einigermaßen Gutes bringt, ist eine

halbwegs gesunde Mißachtung der akademischen" Mufit; es ist der musikalische Humor; es sind die lächelnden Musikanten. Aber die Mißachtung des Mufiters mit der gefaltenen Stirn wird vielfach so fleißig getrieben, daß die Menschen von der eigentlichen Musik im europäischen Sinne überhaupt nichts mehr wissen wollen.

Die oberen Zehntausend haben den Jazz nunmehr offiziell Bantmänner und in denen des Adels. Und die breiten Massen adoptiert. Der Jazz ist zu Hause in den Palästen der Trust- und machen es ihnen nach.

Soll man sich wieder und wieder darüber aufregen, wie jämmer­lich wenige ein kühles und gerechtes Urteil über die ihnen nahen Erscheinungen haben? Nein! Sondern man soll, im Sinne seines eigenen inneren Imperativs, hartnäckig fämpfen, selber besseres bieten, und aufklären, da die seelischen Ursachen, die bewußt werden, nicht mehr frant machen und, im übrigen, freundlich lächelnd zu­sehen, wie man, sobald das Federwerk des Jazz abgelaufen sein wird zum Ergößen der Götter, die ja, nach dem klassischen Worte, vergeblich gegen einiges in dieser geliebten Welt kämpfen- brav Platz macht für die nächste Dummheit.

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Borderhand aber sind wir noch beim Kapitel Jazz. Ja, ich weiß wohl, daß es jetzt noch amüsant sein kann, sich einen richtiggehenden Jazzband mal einen Abend anzuhören. Auch ich höre wenn ich gezwungen bin zu wählen doch noch lieber Jazz, als, auf einem amerikanischen   Harmonium gespielte Choräle. Aber die breite Masse nimmt die Sache verflucht ernst und man kann es nicht verhehlen, daß sie mit Verstand und Sinnen dem Jazz einfach verfallen ist.

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Wir aber glauben mit Adolf Weißmann   sagen zu dürfen, daß die Menschen bald dieses synkopierten Parademarsches" überdrüssig werden. Viele verfluchen dann auch heimlich den Jazz. Aber sie unterliegen in den meisten Fällen dem Zeitgeiste. Sie tanzen nach ihm, sie hören sich ihn an wie richtiggehende Kammermusit und sie diskutieren ernsthaft die Vorzüge dieses oder jenes Ensembles. und ein einziger vielleicht fragt sich während des Tanzens- und schließlich doch vergebens: Was habe ich eigentlich mit dieser psychisch en Krise der schwarzweißen Raffen zu schaffen?" Karl Mangelberg.

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durch verlockende Nebenumstände in die Versuchung geführt, seine Arbeitskraft ohne Bezahlung hinzugeben. Aus Badeorten, namentlich Seebädern, kommen Angebote für fostenfreien Aufenthalt, wenn dafür spezielle Dienste, wie z. B. mufizieren, geleistet werden. Wie mancher, der aus seinen engen Kreisen noch nicht herausgekommen ist, möchte wohl zur Uebernahme solcher Verpflichtung sich bereit schäft ist Geschäft und sollte nicht mit Wohltaten erweisen verquickt werden. Auch der Landwirt, der die umsonst zu verrichtende Land­arbeit als Zugabe eines Ferienaufenthaltes vorsieht, ist noch dann und wann anzutreffen... Aufgabe der Presse ist es, solchen Bieder­leuten die Maske vom Geficht zu reißen, und Aufgabe der Organi­ſation ist es, die nötige Aufklärung nach beiden Seiten zu geben. Wie der Arbeiter seinen ausgemachten Lohn und kein Almosen ver­langt, soll auch der Arbeitgeber sich zu dem Gedanken bekennen, daß der richtig bezahlte Angestellte und Arbeiter die für das Ge­schäft nüzlichste Kraft darstellt.

noch so kleines Honorar verabredet, so hat Leibeigenschaft: ist ein finden aber es ist besser, wenn er die Hände davon läßt. Ge­Dienste meist recht genau umschrieben und der Arbeitnehmer weiß, was von ihm gefordert wird. Daß die Verhältnisse im Ausland nicht besser sind, ist wohl sicher: dort wird meist die Erlernung der Sprache als besonderer Köder gebraucht, doch sind auch in dieser Hinsicht Enttäuschungen unausbleiblich: die Familie erwartet, daß das ausländische Fräulein" ihren Sprossen seine Muttersprache beibringt und wieviel dann für das Fräulein hinsichtlich Erlernung der Landessprache abfällt, hängt ganz von der Energie des jungen Mädchens ab.

Seitdem der Frau alle leichteren Berufe offen stehen und das politische und soziale Verständnis Fortschritte gemacht hat, ist die Bahl der au pair  " Arbeitenden zweifellos gefunfen, aber müßte überhaupt unmöglich gemacht werden, daß die unerfahrenheit ausgenutzt werden kann. Hier hilft vor allem die Organisation, und jedes junge Mädchen sollte ihr beitreten und seine Rechte erforder= lichenfalls durch sie vertreten lassen. Moralische und finanzielle Kraft erzeugt allein der Zusammenschluß der im gleichen Beruf Tätigen.

es Es begegnete und geschieht mir noch, daß ein wat bildender Kunst mir beim ersten Anblick mißfällt, weil ich ihm nicht gewachsen bin; ahn' ich aber ein Verdienst daran, fo fuch ich ihm beizukommen, und dann fehlt es nicht an den erfreulichsten Entdeckungen: an den Dingen werd' ich neue Eigenschaften und an mir neue Fähigkeiten gewahr. Goethe

Aber nicht nur die Frau, auch der Mann wird zuweilen