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Nr. 518 44. Jahrgang 2. Heitage öes vorwärts Sonnabenö, 29. Gktober?927 Mächte öer Metallwirtjchast> Der Kampf der Kontmente. Amerika   herrscht nicht überall. Daß auf finanziellem Gebiete die Vereinigten Staaten als Haupt- gläubiger der Welt die Fuhrung an sich gerissen haben, sst allgemein bekannt. Aber auch auf dem Gebiete der Erzeugung von Fertig- fabri taten und insbesondere der Rohstoffe jeder Art haben die Wer- einigten Staaten ebenfalls«ine überragend« Stellung eingenommen. Am deutlichsten kommt des wohl in der Verteilung der Metallerzgewinnung und der Hüttenerzeugung zum Ausdruck. Die Metallgesellfchaft tn Frankfurt a. M., der größte deutsche   Metallhandels- und Metallhüttenkonzern. berechnet alljährlich die Erzeugung und den Verbrauch der fünf Hauptmetalle. Aus dem kürzlich veröffentlichten Heft dieser Berechnungen ersieht man, wie sich die Metallrohstosfwirtschast seit dem Jahre 1913 in der Erzeugung, im Verbrauch und im Preise entwickelt hat. Die Delkkupferwirkschast unter amerikanischer Iühruag. Die Welthüttenerzeugung von Kupfer belief sich im Jahre 1913 auf 1,019 Millionen Tonnen und im Jahre 1926 auf 1,459 Millionen Tonnen, eine Steigerung von 55 Proz. Auf Europa  entfielen im Jahre 1913 19 Proz. der Erzeugung, im Jahr« 1926 nur 8,3 Proz. Amerika   war an der Kupfererzeugung vor dem Kriege mit 69 Proz. beteiligt, 1928 dagegen mit 70,3 Proz. Der Welt­verbrauch verteilte sich im Jahre 1913 aus Europa   mit 61 Proz. und für Amerika   mit 33 Proz� im Jahre 1926 auf Europa   mit nur 42,3 Proz. und Amerika   mit 56 Proz Amerika   ist nicht nur als Kupfcrgewinner, sondern auch als Verbraucher führend. Nun muß man allerdings in Betracht ziehen, daß die Entwicklung der amerikanischen   Kupferhüttemndustrie aufgebaut war aus einer Glanzkon jullktur. wie sie die Vereinigten Staaten   noch me aejehen hat. Man ist sich darüber klar, daß diese Konjunktur kein Dauerzustand wird. Man weiß auch, daß die Steigerung des omeri- konischen Metallverbrauchs in der Hauptsache ein« Folge der zer- rütteten«urvväischen Mrtschaftsverhältnisse war, entstanden durch den Krieg und die Nachkriegszeit. Nicht nur Deutschland  , der mili- tärische Verlierer des Weltkrieges, sondern auch Frankreich  , England und die neutralen Staaten sind empfindlich zurückgeworfen. Wenn die amerikanisch« Kupsergewinnung seit dem Jahre 1913 atso um LZ Proz gesteigert worden ist und der Verbrauch sich etwa um 53 bis 54 Proz in derselben Zeit erhöht hat. so wußte man doch ganz gut, daß eines Tages die Erzeugung um vieles größer[ein wird als der Verbrauch. Man zog es daher vor, schon vor Eintritt dieses Zeitpunktes die Kupferwirtschaft zu regeln, d. h. Vereinbarungen zu treffen über Preise, Absatz und Erzeugung. Diese Absichten jährten zu der Bildung der Copper Exporters Jncorporate, der Kupfer- Export-Vereinigung. Da die amerikanische   Gesetzgebung im Inland Preisabreden und die Bildung von Monopolen ganz streng verbietet, sah man sich gezwungen, ein Export kartell zu gründen. Hauptsächlich lag den Amerikanern aber daran, die e u r o- päische Konkurrenz auszuschalten. Hier war es in erster liinie die Brüsseler Union Miniere du Haut Katango, die ihre Erze in Belgisch-Kongo in Afrika   gewinnt. Durch reichhaltig« Läger und überaus bissige"Arbeitskräfte' kann diese Gesellschaft billiger prvdu- zieren als die Amerikaner. Es gelang im Oktober des vergangenen Jahres, 92 Proz der gesamten Kupfererzen ger der Welt einschließlich der Vereinigten Minen-Gesellschost von Haiti Katanga zusamib an­zuschließen. Noch dem Programm der Kupfer-Export-Vereinigung sollte der Kupferpreis stabilisiert, die Spekulation ausgeschaltet werden und der Abiatz verteilt werden. Von einer Kontrolle der Erzeugung ist nicht die Rede, da eine solche nach den amerikanischen   Gesetzen ver­boten war. Auch durste sich die Preiskontrolle nur auf alle Länder mit Ausnahm« der Veremigtsn Staaten erstrecken. Blei und Zink.   Die Rolle Harrimons. Die Dlet- und Z i n k g e w i nnu n g verteilte sich bisher folgendermaßen: Amerika   hatte im Jahre 1913 46 Proz der Blei- «rzeuguna und 31 Proz der Zinkerzeugung der Welt. Im Jahr« 1926 ist die Beteiligung an der Erzeugung dieser beiden Metalle für Amerika   auf 61 Proz bzw. 49,5 Proz gestiegen. Auf Europa   ent­fielen 1913 bei Blei 48 Proz und bei Zink 68 Proz Im Jahre 1926 bei Blei nur 24 Proz und bei Zink nur 44,7 Proz Die prozentuale Verteilung des Weltverbrauchs von Blei und Zink log im Jahre 1913 bei Blei mit 36 Proz. bei Zink mit 28 Proz und im Jahre 1926 bei Blei mit 47 Proz und bei Zink mit 41,6 Proz bei Amerika Europa hat sich am Blei- und Zinkweltverbrauch vor dem Kriege mit 24 Proz bzw. 70 Proz beteiligt. Im Jahre 1926 dagegen entfallen vom Bleiverbauch auf Europa   nur 46,5 Proz und vom Zinkverbrauch nur 52,5 Proz. Die großen Berfchiebungen zu- gunsten Amerikas   liegen auf der Hand.. Doch tonn von einem Ilebergewicht wie beim Kupfer nicht die Rede fein. Bei Zink   holten sich sogar die beiden Erd­teile sowohl in der Erzeugung als auch im Verbrauch ziemlich die Wage. Der Zustand der Ue b e r e rz e u g u n g ist in der Blei- Produktion bereits feit dem Jahre 1925 akut, während er bei Zink zum erst«, Male im vergangenen Jahre beobachtet worden ist. 1926 belief sich die Weltzinkerzeugung auf ungefähr 1,235 Millionen Tonnen, wahrend der WÄtzinkverbrauch 1,231 Millionen Tonnen betragen hat. Die Amerikaner versuchten mit allen Mitteln das Zu- stondelommen eines Zinkweltkartells zu fördern. Sie haben dazu auch genügend Veranlassung, da ihnen die europäischen  Zinterzeuger am Weltmarkt eine sehr scharfe Konkurrenz machen. Außerdem ist der Verbrauch in den Vereinigten Staaten   feit Mitte des Jahres 1926 ununterbrochen zurück gegangen. Um«inen Ein- ftuß auch in der europäischen   Zinkgewinnung zu haben, hat sich der FinanzierHarriman.der Leiter der führenden Kupfer- und Zinkkonzerne Ameritas, an belgischen, polnischen und westdeutschen Zinkhütten beteiligt. In Amerika   haben sich vor etwa vier Monaten die führenden Zinkhütten konzerne m der Zink-Export-Vereinigung zu- stmmengefchlossen. In Europa   dagegen ist infolge des englischen Widerstandes bisher der Zusammenschluß nicht erfolgt, doch kann man annehmen, daß er infolge der ungünstigen Absatzverhältnisse für Zink noch im Laufe dieses Jahres zustande kommt. In der Bleierzeugung bestehen weder über Preis noch über Erzeugung Vereinbarungen. Hier werden auch kaum Zusammenschlüsse erfolgen, da bei der bis- herigen Preislage noch genug verdient worden sst und die Engländer, die«inen großen Einfluß haben, kein Kartell wollen. Lediglich im spanischen Erzbergbau, wo man sehr teuer herstellt, haben sich Schwierigkeiten ergeben. Englisch  -holländische Ziaaherrschaft. DieVerteilungderZinnerzeugungist dagegen eine ganz andere. Hier herrschtEngland, das in Gemeinschaft mit Holland   den weitaus größten Teil der gesamten Welterzeugung lontrolliert. Haupssächlich wird in den britischen   Kolonien Asiens  , und zwar in den Malaienstaoten und in den Straits Zinnerz sehr billig gefördert und Hüttenzinn hergestellt. In England selbst be- finden sich große Zinnhütten, auch wird in der Grafschaft Cornwall  seit dein Jahre 1926 wieder Erz gefördert. Gesteigert wurde die Zinn-Hütten e r z e u gu ng seit dem Jahre 1913 nach dem Stande von 1926 mir um 19 Proz, während der Welt verbrauch sich etwa um 23 bis 24 Proz. vergrößert hat. Die englischen und holländischen Produktionsgesellschaften haben«s in der Hand, die Preise noch ihrem Delieben ohne ein Kartell zu bestimmen. Zinn und Aluminium sind die beiden einzigen Metall«, bei denen die europäische Macht größer ist als die amerikanische. Amerika   ist zwar dadurch, daß es ungefähr 53 Proz der Zinnwelterzeugung aufnimmt, der größte Zinnverbraucher. Es ist aber abhängig von England, da es keine eigene Zinnerzeugung besitzt. Das rücksichtslose Preisdittat der Engländer und der Holländer führte schon mehrfach zu Protesterklärungen und zur An- drohung von Gegemnaßregeln der Regierung der Vereinigten Staaten   Besonders war es der Staatssekretär Hoover, der scharfe Gegemnaßregeln bei Fortsetzung des Zinnpreisdiktats ange- droht hat.» Deutschlands   Zinnerzeugung sst unwesentlich. Es stellte im Jahre 1913 ungefähr sechs Zehntel seines eigenen Bedarfs, und im Jahre 1926 ein Viertel her. Allerdings stammt die Produktion nur aus dem reinen'Veredslungsverkehr, Zinnerze gibt es in Dcussch- land überhaupt nicht., ZSc Zllumlnlwo Mrk DealschleraV IndevAluminiumerzeugung entfielen auf Suropa vor dem Kriege 58 Proz und im Jahre 1926 knapp 54 Proz Amerika  ist dagegen an der Welterzeugung des Jahres 1913 mit 42 Proz und im Jahre 1026 mit 46 Proz beteiligt gewesen. Vom Weltver- brauch entfiel vor d«m Kriege auf Europa   48 Proz und im Iah« 1926 44 Proz Amerika   verbrauchte dagegen im Jahre 1013 ungefähr 52 Proz und im Jahre 1926 53 Proz Auch hier kann man von einem amerikanischen   Ilebergewicht wie bei Blei und Kupfer nicht reden. Nicht nur durch den Umfang der reinen Hüitenerzeugung, sondern auch durch die Sicherung der Rohstoffbasis sst Europa  Amerika   überlegen. In den Vereinigten Staaten   ist die Bauxit- gewinnung, die Rohstofferzeugung für die Herstellung von Aluminium, im Jahre 1926 gegenüber dem Jahre 1925 um ungefähr 20 Proz zurückgegangen. Dit deutsche Aluminium erzeugunq, die an der Spitze der europäischen   Produktion steht, hat sich ih« Rohstoffbasis durch die Beteiligimg am Vauxittrust in Zürich   gesichert. Dieser Bauxiitrust besitzt reichhaltig« Läger in Rumämen, Ungarn  . Jstrien und Dal- matien. Vor kurzem erwarb der amerikanisch  « Aluminiumtonzern eine Beteiligung am Bauxittrust, um ebenfalls in den Genuß der Lauxiilieferungen zu kommen und sich der europäischen   Aluminium- Produktion zu nähern. Amerika   besitzt aber noch eine Aluminium- «rzeugung in Norwegen  , so daß es auch bisher in Europa   schon nicht ganz ohne Einfluß war. Di« führenden europäischen   Aluminium- Produzent m» also'auch Deusschland, haben sich im vergangenen Jahre im Aluminiumsyndikat zusammengeschlossen. Dieses Kartell hat keinen Einfluß auf die Erzeugung es regell nur den Absatz und die Preise. B h. preis- und Kapitalpolitik im öergbau. Ein nicht M vergessendes Kapitel bei der Prüfung der Selbstkost eu. Die mittekdaufichen Braunkohlenwerte haben ihre Anträge auf Kohienpmeerhöhimg vertagt. Sie taten das, weil der Reichs­wirts chaftsmimster eine vorherige Prüfung der Selbstkosten im ganzen Braunkohlenbevgba» verlangt«. Diese Prüfung wird jetzt vorge» nommen. Die Braunkohl«nherren fühlen sich dabei ziemlich sicher. Sie reden immer davon, daß ihre Bücher fiir jeden offen lägen, und dieser Meinung sst asfenbar auch der Generaldirektor P i a t f ch e ck, dtr auch im Reichst o�enrat eins große Rolle spiell. Er hat vor einigen Tagen in einer Berliner Zeitung   für den milleldeusschen Braunkohlenbergbau«ine Bilanz gezogen und dabei nachzuweisen versucht, daß es ohne Preiserhöhung nicht geht. Insbesondere tat er das, indem er auf die absolut zu niedrigen Ab- schreibungen hinwies, ine auf die Dauer ruinös wiirken können und die deshalb nur so niedrig vorgenommen würden, weil bei höheren Abschreibungen die Dividenden und damit die Kreditwürdig- kell des Braunkohlenbergbaues leiden würden. In der Tat erinnert Herr Piasscheck mit den von ihm gegebenen veigleichenden Dilanzzssfern der Bor- und Nachkriegszeit an ein Problem, da» bei der Prüfung der Kostenentwicklung im Braun- kohlenbergbau bisher l-ider»I«l zu wen ig beachtet wurde. Es ist die« das Derhevms zwischen d«r«apitalpoittit. die der Bergbau selbst detr'.sben hat und der Pretepollti t. die chm zu seinem Leidwesen zum großen Teil au» der Hand genom»«, ist. In den von Herrn Piasscheck gegebenen Ziffern über die Entwicktuna dar Förderung aus der«inen Seit« und die Eni- Wicklung des Dividenden verlangenden Kapitals auf der anderen Seite»äfft et» auffallender Widerspruch. Während die Förderung 1913 bis 1926 nur»on 30.7 auf 53,1 Millionen Tonnen gestiegen sst, ist dos Dividenden verlangende Aktienkapital bei den 16 großen. von Piasscheck zugrunde gelegten Gefelsschasten von 127,7 auf 276,3 Millionen Mark erhöht worden, also um erheblich mehr als das Doppeltt, während die Förderung nur um 75 Proz gestiegen ilt. Es ist eine berechtigte Forderung, daß die private Kapitalpolitik bei der Goldumftellung im Jahre 1924 das Dividenden verlangende Aktienkapital nicht höher hätte ansetzen sollen, als sich die Förderung erweitert hat. Das tonnte um so eher geschehen, als die Braunkohlenwerke von vielen Dutzenden Millionen Obligationen- schulden durch die Jnflattou befreit worden waren. Es mußt« um so«her geschehen, als sich auch die Braunkohlenherren sagen mußten, daß sie sich erstens auch neues Betriebskapital beschaffen und daß sie zweitens in dem mit Reparationen, Pensions- und Sozial- lasten notwendig viel stärker belasteten Nachkriegsdeutschland mit be- deutend oermehrten Steuerforderungen rechnen mußten. Endlich mußten sie wissen, daß auch die Kohlenkrise, das heißt, die Jim- stellung in der Wärmewirtschast nicht spurlos on ihnen vorüber- gehen konnte. Dessenungeachtet hat man eine Kapitalssierungs- Politik getrisben, die mit jeder Preispolitik in Widerspruch treten mußte,«enn man im Verhältnis so wenig rationalisiert und konzentriert wie dos tassächlich in Mitteldeutschland   geschehen ist. Wir haben nun ausgerechnet, wie der mitteldeusschc Braunkohlenbergbau dastehen würde, wenn er nach den von Piasscheck gegebenen Ziffern sein Kapital nicht höher angefetzt haben würde, als es der sell 1913 gestiegenen Förderung entspricht. Dann wäre nämlich das Wsienkopital nicht auf 275.» bzw. 276,3 Millionen in den Jobren 1925 und 1926 zu bemessen gewesen, sondern auf 217,9 bzw. 220,8 Millionen Mark. Di» tassächlich in den Helden letzten Jahren nach Piasscheck erzielte Durchschnittsdividende von 7 bzw. 72 Proz muß man angesichts der schwierigen Wirsschaftsoer Hältnisse in Deusschland als ausreichend annehmen.(Die tassächlich erzielten ® e.« i n n  «, die Beschaffungen über Betrieb«ingerechnet, liegen ja ohnehin viel höher.) Nach diesen Dividend« nlsätzen hätte bei einer vernünftigen Fesssetzung des Kapitals noch den obigen Sätzen ein« Jahresdioidende von 152 bzw. 15,9 Millionen ausgereicht, gegen- über den tatsächlich ausgeschütteten 20,5 bzw. 21,6 Millionen Mark. Es hätten in den beiden Jahren 5.3 bzw. 5,7 Mil- lionen Mark von vornherein mehr für Abfchrei- b u n gen zur Verfügung gestanden. Rechnet man nun diese 5,3 bzw. 5,7 Millionen den tatsächlich durchgeführten Abschreibun- gen von 23,1 bzw. 26,7 Millionen hinzu, so wäre eine bedeutend höhere Abschreibungsmöglichkeit herausgekommen, als die rund 12,4 Proz.(aus dos Aktienkapital bezogen), die in dem Glanzjahr 1913 tassächlich abgeschrieben und zur Abschreibung als ausreichend betrachtet wurden. Ja, es hätten sogar 2,4 bzw. 5 Millionen Mark noch über die 12,4prozentige Abschreibung hinaus zur Verfügung gestanden, die entweder die Elendswirsschast der Löhne frühzeitiger hätten verhindern oder bei ihrer Ausschüttung den Kredit der Braun- kohlenwerte viel nachdrücklicher hätten heben können, als es heute jede Preiserhöhung bei ihren zweifelhaften Wirtungen für den Absatz zu tun oermöchte. Das mindeste, das sich daraus ergibt, ist die eigene Verantwortung der Braunkohlenwerte für die Schwierig- leiten, von denen sie heut« reden. Weder die Belegschaften noch die Braunkohlen- und Britettverbraucher haben den mindesten Anlaß, für diese fehlerhafte Kapitalpolitik der Braunkohlenwerke, die einfach zum Risiko des Unternehmers s«hört, geradezustehen. Wenn es heute schwer sst. von den Braunktchlenwerken Abschreibungen aus ihr Dividenden heischendes Kapital zu verlangen, so ist doch die Forderung unabweisbar, daß sie auf irgend- «ine Weise das Risiko ihrer falschen Kapitals- Politik selbst zu tragen haben. Mögen sie das durch Verbesserung oder durch schärfere Konzentrotion der Erzeugung bzw. beides bewerkstelligen. Es besteht nicht einmal ein Anlaß, bei grundsätzlicher Betrachtung der Dinge, schon dafür, die Werkserlöse durch die Verringerung der Kohlenhandels- spanne zu steigern. Jedenfalls aber darf dos Kapitalristko, das die Braunkohlenwerk« verschuldet und zu tragen haben, weder auf die Löhne noch die Press« abgewälzt werden. Tagung öes Normenausschusses. Rationalisierung im Jntercsie der Allgemeinheit? Der Deussche Normenausschuß, dessen Arbeiten in der gestrigen Morgennummer desVorwärts" eingehend gewürdigt wurden, hielt seine zehnte Generalversammlung im Marmorsaal des Zoologischen Gartens ob. Besonders bemerkenswert war die Tatfache, daß die Normenausschüsse von Dänemark  , Frankreich  , Holland  . Italien  , Norwegen  , Oesterreich, Polen  , Rußland  , Schweden  , Schweiz  , Tschecho- slowakei   und Ungarn   vertreten waren. Der Präsident des Deutschen Normenausschusses, Dr. Neu- Haus,_ begrüßte die zalstreich Tersammolton, Ministerialrat Dr. Posse überbrachte die Glückwünsche des Reiches und der Länder. Er erllärte u. a., daß die Normung dieerste Etappe auf dem Wege zur Rationalisierung der deusschen Wirsschaft" fei. Als Vertreter der ausländischen Normenausschüsse sprach der Schweizer  Zoilinger, der insbesondere das Wesen der internationalen Zusammenarbeit auf dem Gebiete der Ztormung kennzeichnete. Den Höhepunkt der Tagung bildete die Festrede, die Professor Dr.vessauer über has wi rlschaftlich« und technisch«e Oekouomiegejetz hiett. Pros. Dessauer gmg oon/deJO  'G«- dontey aus, daß die Normung nicht dem einzelnen PrivStbgtriebe- oder Wirsschaftszweige.' sondern der Gesamtheit zugute kommen soll. Normung erziehe zur Gemeinschafisarbett und dazu, den eigenen" Vorteil im Ä ohlergeben der Gemeinschaft zu suchen. Im wosteren Verlauf seines Vortrages unterschied er sehr scharf zwsschen den Be­griffen Technit�ttnd Wirts chast. Biete Borwürfe, die man. gegen die Technik erhebe, hätten mit der Technik gor nichts tun, sondern beträfen gesellschaftliche oder wirsschasttiche Mißstände. Das Oetonomiegesetz der Technik könne man etwa so ab-: leiten: In einem dichtbevölkerten Lande mit beschränkten Natur- schätzen kann nur dann der Einzelne einen genügenden, zu seiner Wohlfahrt nötigen Anteil an den Gütern erholten, wenn die Produktionsverteilung dieser Güter ohne Verschwendung ge- schieht. Zu diesen Gütern aber gehLrt alles, was durch menschliche Arbeit geleistet wird. Jeder unnötige Derbrauch an Stoffen, Arbeits- zeit oder Arbeitskrast bedeutet eine Verminderung der �ur Verfügung stehenden Güter. Dieser national- ökonomische Gedanke sst die Triebfeder für alle diejenigen, die im öffentlichen Interesse Wirtschaftspolitik treiben. Der Redner kenn- zeichnete im weiteren Verlaufe seines Vortrages die Konflikte, die durch das Gewinn streben der Betriebe mit dem reinen Oekonomiegesetz der Technik entstehen können. Als Ergebnis dieser Untersuchung kam er zu dem Schluß, daß Normung kein wirt- schaftliches, sondern vielmehr ein technisches Oekonomie- gesetz sei. Man habe bisher das gegenwärtige Jahrhundert als das der Technik bezeichnet. Das aber sei ein Irrtum. Man müsse es noch als das Jahrhundert der Wirtschaft.be  - zeichnen. Erst an dem Tage werde das Jahrhundert der Technik anbrechen, an dem auch die Allgemeinheit dos Wesen der Technik erkannt habe. Bei allen Konflikten zwischen Wirtschaft und Technik würde sich auf die Dauer boch die Ueberlegenheit des technischen O« k on om i« g es e tz e s herausstellen, das mit dem öffentlichen Interesse, ja mit dem der Meisschheit/ am meisten übereinsttmme. Prof. Dessauer hat in seinem Referat den letzten Sinn der Normungsbestrebungen in geistreicher Wesse umschrieben. Normung hat, mit einfacheren Worten ausgedrückt, für die Allgemeinheit nur Zweck, wenn sie von ollen Produzenten anerkannt wird ukid wenn sie dazu.beiträgt, die Erzeugnisse so zu verbilligen, daß die große Mass« de» Volkes als Käufer der genormten Waren in Frage kam- men kann. Wären genormt« Erzeugnisse von vornherein wesetttlich wohlfeiler als nichtgenormte, zeitigten die Rationalisierungsbeftrebungen einen allgemein in die Augen springenden Abbau der Preise, dann gäbe es keinen Ver- braucher, der sich nicht rückhalttos fiir die Normung einsetzte. So lange das Oekonomiegesetz der Wirtschast herrscht, werden wir ein derartig klares, allen in die Augen springendes Ergebnis der Nor- mungsarbeiten wohl kaum erleben. Dr. Neuhaus wies in seinem Schlußwort aus den Zu- sammenhang zwsschen Qualitätsarbeit und Normung hin. Damit hatte die Jahresverjaimnlung ihr Ende erreicht. In Verbindung mit dieser BeranstaUung wurden zahlreiche Erzeugnisse ausgestellt, bei denen die Normen zur Anwendung gelangt waren. Außerdem hatte der Deutsche NormenausjHuß eine Denkschrift herausgc- geben, in der die Gesäsichle der deusschen Normung eingehend be­handelt wird. W. M. Sohlechemle-Aklilmgesellschaft in Essen  . Unter diesem Namen wurde mit einem Kapital von vorläufig 560 600 M. von«inigen der Ä.-D. für Kohleverwertung angeschlossenen Zechen eine neue Ge- sellschaft für Nebenprodukte und Kohleveredlung ge> schaffen. Dt» neue Gesellschaft wird der A.-(J1 für Kohleverwertung in Essen, die bekanntlich ganz auf die Förderung der Gasfernversor- gung spezialisiert ist, nebengeschaltet. Das Kapital soll dann erhöht werden, wenn die Ausgaben und der Teilnehmerkreis der neuen Ge- sellschaft feststehen.