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Nr. 249.
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Vorwärts
12. Jahrg.
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Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.
Finis Poloniae!
Donnerstag, den 24. Oktober 1895. Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3:
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aller Gewalt zum letzten verzweifelten Widerstand auf. Seine nicht, wie die übrigen polnischen Befizungen, wieder einAugen wandten sich auf jene Nation, die in jenen Tagen Frei- verleibt. heit und Brüderlichkeit auf ihre Fahne geschrieben. Die polnischen Bekanntlich weinte Maria Theresia , als sie 1772 den Heute vor hundert Jahren- am 24. Oftober 1795 Batrioten wandten sich nach Paris . Katharina war außer sich. ersten Theilungsvertrag unterzeichnete. Sie weinte, und fand die letzte Theilung Polens statt, nachdem einige In Polen , schrieb site, sei das Banner der Rebellion in seiner schrieb später, daß sie nur gezwungen von Kaunit, ihrem Tage zuvor der Geschichtslegende zufolge Kosciuszko , ganzen jatobinischen Schtheit" aufgepflanzt. Sie durfte sich be der polnische Nationalheld, auf dem Schlachtfelde von ruhigen: die polnische Abordnung wurde von Robespierre mit Faktotum, sich zu diesem Verbrechen habe bestimmen lassen, Maciejowice das Verzweiflungswort der Hoffnungslosigkeit ichönen Worten abgespeist. Polen war auf seine eigene Kraft aber unterzeichnet hatte sie. Den Mord gebilligt. Die österreichische Monarchie, die hundert Jahre vorher ausgestoßen haben soll: Finis Poloniae-- das Ende Polens . und Begeisterung angewiesen. Kosciuszko ( geb. 1748 im GouDas Wort und der Jahrestag erinnern uns an eins vernement Minst, geft. 1817 zu Solothurn ) ließ sich bewegen, von den Polen vor der Eroberung durch die Türken gerettet der größten Verbrechen, oder richtiger an eine Reihe der die gefährliche Rolle eines Hauptes der Bewegung zu über- worden war, hatte allerdings eine echt österreichische Ungrößten Verbrechen, die von dem monarchischen, angeblich für nehmen. Er wurde zum unbeschränkten Befehlshaber der ge- dankbarkeit bewiesen- der„ Dank vom Hause Desterreich!" sammten Nationalmacht erhoben. Der König Stanislaus war schon vor Schiller sprichwörtlich. Religion, Ordnung und Sitte kämpfenden Europa begangen Poniatowski , der später( 1795) ruhmlos abdankte, kam daneben worden sind: an die Zerstücklung eines nationalen Staats. faum in betracht. Eines Staats, der vom Standpunkt des Völkerrechts und tes Nationalitätenrechts mindestens so viel Existenzberechtigung hatte als irgend einer der drei Staaten, die sich an dem Mord der polnischen Volkseinheit betheiligten: Rußland , Preußen und Desterreich. Eines Staats, der auch vom Stand: punkte der Kultur aus die drei Staaten, die sich ihm gegenüber zuRichtern und Nachrichtern aufwarfen, in mancher Hinsicht übertraf; denn während man in diesen drei Staaten noch Heren verbrannte und jede freie Meinungsäußerung gewaltsam be strafte und unterdrückte, hatte Polen die absoluteste Preß- und Religionsfreiheit, und war es, neben Holland , der einzige Etaat auf dem Festlande Europa's , wo der seines Glaubens und seiner Meinung willen Verfolgte Zuflucht fand. Einem sehr guten und übersichtlichen Artikel der Kölnischen Volkszeitung" über die Theilungen Polens und Kosciuszko entnehmen wir folgendes: Die erste Theilung Polens , das gegen eine solche Vergewaltigung völlig ohnmachtig war, erfolate am 5. August 1772 zwischen Katharina von Rußland , Maria Theresia von Desterreich die von ihrem Sohne( Joseph II. ) und dem Minister Kauniz beeinflußt war und Friedrich 1. von Preußen. Letztere Macht erhielt Westpreußen ( nebst Ermland ) außer Danzig und Thorn . Der he vorragende Werth der Erwerbung lag in der Ausfüllung der Lücke zwischen Dupreußen und den Provinzen Brandenburg und Pommern . Es war ein Stück jener Lande, die einst vom Deutsch- Orden dem Christenthum und seiner Kultur gewonnen waren; jezt wurde es wieder deutsch und von Friedrich, der es sein Kanada " nannte, unleugbar außerordent lich gehoben. Auch einen Rechtstitel" wußte Friedrich vor zuschüßen, indem er sich als Rechtsnachfolger des Deutschen Ordens hinstellte, der im zweiten Thorner Frieden( 1466) von Polen zur Abtretung Westpreußens gezwungen worden war. Die Leitung der politischen Dinge in dem auf den Aussterbeetat gefeßten Polen nahm Katharina für sich in Beschlag. Die Stellung des russischen Gesandten am polnischen Hofe, er hieß Stackelberg, vergleicht Ségur in seinen Memoiren mit der Be - Auch Desterreich hatte, als es nicht mehr viel in Polen Als vor jetzt 65 Jahren, im Jahre 1830, Polen sich deutung des Majordomus im merovingischen Frankreich . nieder zu kämpfen gab, seine Heeressäulen dort erscheinen lassen, Desterreich wurde in dem zweiten Atte des Trauerspiels aus- um doch auch bei der nun zu erwartenden Schlußtheilung ein gegen die Russen erhob, da war das ganze liberale, bürgerEs geschlossen, den Theilungsvertrag vom 23. Januar 1793 schlossen Wort mitreden zu können. dauerte lange, ehe die liche Europa begeistert für Polen , und die Sache der Polen . Rußland und Preußen allein. Unter dem Vorwande, man wolle Beute glücklich getheilt war. Auf Preußen entfiel ein breiter Und der Trauerzug der geschlagenen Polen , nach der Niederin dem von Aufwieglern beunrubigten Lande Ordnung stiften, Landstreifen( 900 Quadratmeilen) östlich von Ost und lage, war ein Triumphzug durch Deutschland und Frankreich . rückten preußische Truppen ein. Außer altdeutschem Gebiet, den Südpreußen, welcher Neuostpreußen genannt wurde und auch Es ist jetzt anders geworden. Der bürgerliche Liberalismus bedeutenden Handelsplägen an der Weichsel , Danzig und Thorn , Warschau umfaßte; außerdem ein Bezirk an der Südostgrenze ift todt das bismarckisch- zäsaristisch- panamistische Bürgerwurde jetzt auch rein polnisches Gebiet einverleibt: Süd- Schlesiens: Neufchlesien. Diese ganze Erwerbung batte keinen thum schämt sich seiner Polenschwärmerei, wie seiner anderen preußen( Posen, aber in weiterer Ausdehnung nach praktischen Werth, sondern schloß neue Gefahren in sich. Denn Often als jetzt), für die Sicherung der Grenzen allerdings sehr die nichtdeutschen Gebiete erhielten dadurch bedenklichen Umfang; der zahlreiche widerspänstige Adel machte viel zu schaffen. NeuDas geluechtete und verhöhnte polnische Volt raffte sich mit ostpreußen ging 1807( zu Tilsit) verloren und wurde auch 1815 Das Finis Poloniae ist von Kosciuszko nicht gesprochen Geröllstrom ergoß sich wie eine versteinerte Sintfluth aus an die Leiche. Bettelvolk ging ein und aus mit hängenden Den Klüften herab in die treibende Vegetation, starr und Rosenkränzen und ausgestreckten Händen, von den umliegentodt, als wäre ihm mitten im Vernichtungswerke Einhalt den Ortschaften rannten Menschen herbei, die man Jahre geboten worden. lang nicht mehr gesehen hatte, und spät abends in seiner Stube hörte der Förster die endlosen, monotonen Gebete, die vor der Todten abgeleiert wurden.
Echt österreichische Undankbarkeit und Dummheit. auf dem Ein glückliches Gefecht bei Racławice( am 4. April 1794), wo Denn Polen war gewissermaßen der Ast, die österreichische Monarchie saß. Das haben die Rofciuszko die ungünstige Stellung der Russen geschickt ausnutzte, später auch eingesehen, und sie fachte die Flamme der Begeisterug noch heller an. Am 17. April Herren in Wien später verjagte eine kühne Volkserhebung die russische Besatzung aus hatten deshalb häufige Neue- Anfälle, in denen sie mit den Warschau . Aber die österreichische Hilfe, auf die man bis dahin Polen liebängelten und die Wiederherstellung Bolens ver gehofft, blieb ebenso aus wie die französische. Preußen und sprachen. Die Reue und das Verständniß kamen jedoch nie Russen erschienen auf dem Plane. Eine preußisch russische zum Durchbruch und die ganze österreichische Polenpolitik Heeresabtheilung brachte am 6. Juni den Polen unter dem feit 100 Jahren ist eine ununterbrochene Kette von Betrug Diktator selbst eine Schlappe bei, und am 15. ergab sich Krakau und Selbstbetrug, wobei der eigentlich Betrogene freilich den Preußen. Inzwischen war König Friedrich Wilhelm II. selbst erschienen, und mit einem Anfluge von Energie machte alleweil der österreichische Staat war. Die zweite Theilung Polens wurde von den Russen er sich an die Belagerung Warschau's , das unter Kosciuszko's Leitung mit vier verschanzten Lagern umgeben worden war. eingeleitet im Januar 1793 in demselben Monat und in Eifersüchtige Intriguen Rußlands hemmten aber die anfangs demselben Jahr, wo Louis Capet - der 16. Ludwig eifrig betriebenen Belagerungs= Arbeiten. Der hin und Paris als Hoch- und Landesverräther auf dem Schaffot starb. her schwankende König zog schließlich unter dem Spott Ein Ozean von Tinte ist von monarchischen Federn verschrieben der Sensenmänner ab, und auch Katharina fügte jetzt zum worden, um den„ namenlosen Frevel" dieses Königsmordes" Schaden den Hohn. Sie schrieb damals in ihrem geschmack vollen Stil: Verfluchte miserable Kerls! Warum melirt sich in den grellsten Farben zu schildern. Daß von seiten der das Beug in Sachen, so sie nicht verstehen? Das sind Bären Monarchen Europa's gleichzeitig ein Verbrechen verübt wurde, tausendmal, millionenmal verbrecherischer das reiter. Nunmehr heimste ein russischer Feldherr den Lorbeer ein. haben die Herren wohlweislich verschwiegen. Ludwig der Suworoff rückte jezt mit tüchtigen Streitfräften unaufhaltsam Sechzehute hatte nach den Gesezen seines Landes das Leben durch Litthauen vor. Der Tag von Maciejowice ( 10. Oktober) verwirkt alt seinem Hoch- und Landesverrath ist brach die aufkeimende Freiheitshoffnung des unglücklichen Volkes tein Zweifel, hat er doch selber in seinem bemit einem Mal. Kosciuszko kämpfte wie ein Löwe; drei Pferde rühmten Eisenschrank alle Beweise seiner Schuld sorgwurden ihm unter dem Leibe erschossen. Da wirft ihn ein Lanzenstich in die linke Schulter vom Roß. Lautlos, wie ein Augenzeuge befräftigt, fant er herab. Ein heranreitender russischer Oberst, der den Helden erkannte, rettete ihn vor dem Todesstoß des Rosaken.
werthvoll.
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Ein Verrückter.( Machdr. verboten. Kampf und Ende eines Lehrers. Roman von Joseph Ruederer.
Das Volk fühlte bald wieder die Herrschaft der Kuute, und die Barin ließ dem tapferen Gefangenen folgendes zartfühlende Urtheil angedeihen:„ Kostiouchko amené ici a été reconnu pour un sot dans toute la valeur du terme."( R., der hierhin gebracht ist, hat sich entpuppt als ein Dummkopf in des Wortes vollster Bedeutung.)
Gleichgiltig legte Balder seine Büchse bei seite und Tiefer stand die Soune. Durch das Dickicht des auf- setzte sich auf einen Baumstumpf. Weit über sein Ziel, den steigenden Tannenwaldes brachen leuchtende Streifen und Wechsel des Hirsches, war er hinausgerathen. Schwere Gezeichneten sich mit phantastischen Umrissen auf Moos und danken hatten ihn immer höher hinaufgetrieben, und nun Farnkraut. Käser summten, Ameisen frabbelten in dem saß er da, den Kopf in die Hand gestützt, an der Grenze erdigen, nadelbedeckten Pfade herum, den Balder bedächtig des steilen Hochwalds, der sich wie ein sanft verwobener Schritt für Schritt emporwanderte. Dürre Reiser und Schleier vom lachenden Thal heraufzog. Aeftchen knisterten unter den schweren Tritten des starken Mannes, der gleichmäßig weiter ging, einen Bergstock in der Linken, die Flinte und den verschlissenen Rucksack übergehängt.
Steiler wird der Weg, lichter der Wald; Felsblöcke wachsen kloßig aus dem dunkelgrünen Boden heraus und dazwischen streckt mächtiges Krummholz seine weitverzweigten Aefte wie haschende Polypenarme nach allen Richtungen. Der Blick fängt an sich zu weiten und frischer weht die herbe Luft der Höhe.
Ueber dem fleinen Dorfe blitt ein greller Schein in der Somme. Balder sah genauer hin und erkannte das vergoldete Thurmkreuz der Kirche. Dort hat man heute sein Weib begraben! Fester richtete er den Blick nach dem Friedhof und düstere Bilder traten da vor seine Seele.
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fältigst gesammelt. Aber mit welchem Recht wurde das polnische Volk von den verbündeten Monarchen gemordet? Dort war's die Hinrichtung eines Schuldigen hier die Ermordung eines unschuldigen Volkes von Millionen uns schuldiger Bürger.
Und zwei Jahre später kam die dritte Theilung. An dem noch zuckenden Leichnam sind seitdem allere hand diplomatische und undiplomatische Vivisektionsversuche gemacht worden. Und immer waren die Polen die Ge
narrten.
Kam dann Anna aufgelöst und laut weinend zu ihm, so schloß er sie feft in seine Arme und drückte dem finster danebenstehenden Lehrer die Rechte.
Armer Teufel!
Abgehetzt und müde war er einst in sein Haus ge fommen, wo der halb Berzweifelte neuen Glauben zum Leben und in Anna's erwachender Neigung einen Halt zu weiterem Ausharren fand. Unbekümmert um alles Kopfschütteln hatte der Förster seine Zustimmung zur Verlobung ertheilt, aber den wenigen lichten Tagen folgten bald dunkle. Das vieljährige Leiden der Armen, das den Körper zer Die Beförderung blieb aus, und der Lehrer, den erhöhte wühlte und wie ein finsteres Gespenst unsichtbar schleichend Spannkraft die Lasten seines Berufes ertragen ließ, wurde alles freie Athmen im Forsthause erdrückte langsam wieder unruhiger, seine Stellung zu dem Geistlichen, der verfolgte er's bis zur legten Stunde, wo er die feuchte, dem Förster nicht gut gesinnt war, wurde immer schlechter, wächserne Hand der Sterbenden umfaßte und in ihr gläsernes oftmals tam es sogar zu bösen Streitigkeiten, und wenn Auge sah. Nur dem Arzte hatte er Butritt zu der Leidenden Gattl auch für manche bittere Erfahrung reichliche Entgewährt, vor geistlichem Troste, der die noch immer Hoffende schädigung im Forsthause fand, so warfen doch solche Erbei der bloßen Ankündigung in namenlose Angst und Ereignisse düstere Schatten in das tägliche Beisammensein und regung verfette, schloß er zum Entsetzen des Geistlichen und in den immer länger sich hinziehenden Brautstand. Jetzt des gesammten Dorfes energisch den Riegel und keine Bitten, sollte endlich das gehoffte Ziel nahen, eine neue Eingabe Vor einer gewaltigen Fichte, die der Blitz mit klaffen- teine Drohungen vermochten ihn von diesem unbeugsamen an die Regierung wurde freundlich beantwortet, man wollte die Anstellung von einer weiteren Inspektion abhängig dem Hiebe entzwei gespalten hatte, hielt der Förster ein Entschlusse abzubringen. und trocknete sich die Stirne. Er war schon so dicht unter Als er aber aus dem Zimmer trat, in dem er Ab- machen, die man täglich erwartete. Db's noch wird? den grauen Felsen, die sich hier aus einem Labyrinth von schied von der Todten genommen hatte, als er sein stöhnenSchluchten und Thürmen vor ihm aufbauten, daß er die des Kind wegführte, da drängte sich alles gewaltsam zerrifienen Gipfel nicht mehr erblicken fonnte. Ein breiter zurückgehaltene
Da und dort noch eine riesige, verwitterte Tanne mit fiechem Leibe, mit klaffender Rinde und hinter ihr, von grauem Moos umsponnen, träumerische Lärchenstämme, deren herabhängendes, lichtgrünes Haar golden in der scheidenden Sonne glänzt.
mit
Der Förster seufzte und blickte auf den Weg hinab um so frecherer Begehrlichkeit zwischen Forsthaus und Schule. So furz! Und doch